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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Überwachen
eines Fügeprozesses
zum Verbinden mindestens zweier Bauteile mittels eines Setzbolzens.
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Das
so genannte Bolzensetzen ist ein umformtechnisches Fügeverfahren,
bei dem ein Setzbolzen mittels eines Setzgerätes in Form eines Bolzenschussgerätes, einer
Pulverkartusche oder dergleichen mit hoher Geschwindigkeit in die
zu verbindenden Bauteile eingetrieben wird. Das Bolzensetzen findet
in vielen Bereichen wie Stahlbau, Fassadenbau, Metallbau, Schiffbau
und Bauwirtschaft Anwendung. In vorliegendem Zusammenhang steht
das Befestigen von Blechen an Profilbauteilen insbesondere für die Kraftfahrzeugindustrie
im Vordergrund, wenngleich die Erfindung hierauf nicht beschränkt ist.
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Setzbolzen
gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Zum einen gibt es die Setzbolzen, umgangssprachlich auch Nägel genannt,
die die zu fügenden Bauteile
unlöslich
miteinander verbinden. Zum anderen gibt es die Gewindebolzen, die
die zu fügenden Bauteile
lösbar
miteinander verbinden.
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Als
Setzwerkzeuge kommen insbesondere so genannte Bolzenschubwerkzeuge
in Frage, bei denen ein zwischen einer Treibladung und dem Setzbolzen
angeordneter Kolben dazu verwendet wird, den Setzbolzen in die zu
fügenden
Bauteile einzutreiben. Hierbei unterscheidet man zwischen dem Schlagkolbenprinzip
und dem Schubkolbenprinzip: Beim Schlagkolbenprinzip ist der Setzbolzen
getrennt vom Schubkolben koaxial angeordnet, und er trifft dann,
angetrieben von den Gasen der gezündeten Kartusche, im freien
Flug auf den Setzbolzen auf. Beim Schubkolbenprinzip liegt der Schubkolben
bereits vor der Zündung
direkt am Setzbolzen an, der direkt auf den zu fügenden Bauteilen aufsteht. Schubkolben
und Setzbolzen werden daher von den Gasen der gezündeten Kartusche
gemeinsam aus dem Stillstand beschleunigt.
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Das
Bolzensetzen findet zunehmend Verbreitung in Anwendungsbereichen,
bei denen eine hohe Qualität
und Festigkeit der gesetzten Verbindung wichtig sind. Die vorliegende
Erfindung befasst sich mit dem Problem einer Optimierung des Setzbolzen-Fügeprozesses,
insbesondere im Hinblick auf das Fügen von Bauteilen (Blech/Profilbauteil)
im Fahrzeugbau.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zum Überwachen
eines Fügeprozesses
zum Verbinden mindestens zweier Bauteile mittels eines Setzbolzens
zu schaffen, die zu einer Verbesserung und letztlich Optimierung
der Qualität
und Festigkeit der Verbindung zwischen den Bauteilen genutzt werden können.
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Nach
der erfindungsgemäßen Lösung werden
die von der Setzkraft hervorgerufene, auf die Bauteile wirkende
Reaktionskraft und/oder die Endlage des Setzbolzens in der fertigen
Verbindung erfasst und zum Bewerten des Fügeprozesses und/oder der Verbindung
verwendet. Vorzugsweise werden die erfasste Reaktionskraft und/oder
die erfasste Setzbolzen-Endlage zum Steuern/Regeln des Fügeprozesses
verwendet.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der durch umfangreiche Untersuchungen
gewonnenen Erkenntnis, dass die Reaktionskraft und Setzbolzen-Endlage grundlegende
Kenngrößen sind,
welche eine gezielte Aussage über
die beim Fügeprozess
auftretenden Wirkungen ermöglichen.
Diese Kenngrößen können daher
für eine
einfache und dennoch zuverlässige Überwachung
und insbesondere Steuerung/Regelung des Fügeprozesses herangezogen werden.
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Die
Erfindung geht ferner von der Erkenntnis aus, dass der zeitliche
Verlauf der Reaktionskraft während
des Fügeprozesses
einen Anstieg auf ein erstes Maximum, einen Abfall auf ein Minimum
und einen erneuten Anstieg auf ein zweites Maximum zeigt. Das erste
Maximum entsteht beim Eindringen der Bolzenspitze in die Bauteile,
das Minimum beim Hindurchtreten des Bolzenschaftes durch die Bauteile
und das zweite Maximum beim Aufsetzen des Bolzenkopfes auf dem oberen
Bauteil. Diese Extremwerte der Reaktionskraft können, insbesondere in Verbindung
mit der Setzbolzen-Endlage, als Kenngrößen verwendet werden, die in
besonders einfacher Weise eine Überwachung
und Steuerung/Regelung des Fügeprozesses
im Hinblick auf eine Optimierung der Qualität und Festigkeit der Verbindung ermöglichen.
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Eine
Vorrichtung gemäß der Erfindung
zum Durchführen
des Verfahrens umfasst einen Kraftsensor zum Erfassen der Reaktionskraft
und/oder einen optischen Sensor zum Erfassen der Setzbolzen-Endlage.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Ansprüchen hervor.
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Anhand
der Zeichnungen werden Einzelheiten und Ausführungsbeispiele der Erfindung
erläutert.
Es zeigt:
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1 bis 4 unterschiedliche
Verfahrensstufen beim Fügen
zweier Bauteile mittels eines Setzbolzens unter Verwendung einer
Rondelle in schematisierter Form;
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5 eine
fertige Verbindung zwischen zwei Bauteilen mittels eines abgewandelten
Setzbolzens ohne Rondelle;
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6 bis 8 eine
Vorrichtung zum Überwachen
des Fügeprozesses
in unterschiedlichen Betriebszuständen in schematisierter Form;
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9 ein
Diagramm, in dem die Reaktionskraft über der Zeit aufgetragen ist;
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10 ein
der 9 entsprechendes Diagramm mit zwei Kurven für zwei unterschiedlich
große
Werte der Setzenergie;
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11 eine
den 4 und 5 entsprechende Darstellung
einer Verbindung, bei der es zu einem „Durchschlag" des Setzbolzens
gekommen ist;
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12 ein
Diagramm, in dem die Setzbolzen-Endlage und das zweite Maximum der
Reaktionskraft über
der Setzenergie aufgetragen ist;
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13 ein
Diagramm, in dem die Reaktionskraft über der Zeit für unterschiedliche
Lagen einer Rondelle auf dem Setzbolzen aufgetragen ist, um den
Einfluss der Rondellenlage auf die Reaktionskraft und die Festigkeit
der Verbindung zu veranschaulichen, und
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14 ein
Diagramm, in dem die Reaktionskraft über der Zeit für ein nach
dem Schlagkolbenprinzip arbeitendes Setzgerät und ein nach dem Schubkolbenprinzip
arbeitendes Setzgerät
aufgetragen ist.
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Die 1 bis 4 veranschaulichen
die unterschiedlichen Verfahrensstufen beim Bolzensetzen, d. h.
beim Verbinden zweier Bauteile 2, 4 mittels eines
Setzbolzens 6, der von einem Setzgerät (in den 1 bis 4 nicht
gezeigt) mit hoher Geschwindigkeit in die Bauteile 2, 4 eingetrieben
wird. Unter hohen Geschwindigkeiten sind Schussgeschwindigkeiten
zu verstehen, die üblicherweise
zwischen 10 und 100 m/s liegen, jedoch auch größer oder kleiner sein können.
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Im
Ausführungsbeispiel
der 1 bis 4 besteht der Setzbolzen 6 aus
einem Bolzenkopf 8 mit einer zentralen Erhöhung, einem
zylindrischen Bolzenschaft 10 und einer ogivalen Bolzenspitze 12. Dem
Setzbolzen 6 ist eine Rondelle 14 zugeordnet.
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Die 1 bis 4 zeigen
vier Verfahrensstufen, und zwar vor dem Eindringen des Setzbolzens 6 (1),
Eindringen der Bolzenspitze 12 (2), Durchtritt
des Bolzenschaftes 10 durch die Bauteile 2, 4 (3)
und (indirektes) Aufsetzen des Bolzenkopfes 8 auf dem oberen
Bauteil 2. Wie gezeigt, sind die Bauteile 2, 4 nicht
vorgelocht. Beim Eindringvorgang verdrängt daher der Setzbolzen 6 Werkstoff
der Bauteile 2, 4. Hierbei kommt es aufgrund der
hohen Eindringgeschwindigkeit zu einer starken Temperaturerhöhung und
Plastifizierung des verdrängten
Werkstoffes, was zu Materialaufwürfen im
Fügebereich
führt.
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Der
Setzbolzen 6 besteht beispielsweise aus Stahl, und die
Bauteile 2, 4 bestehen beispielsweise aus Aluminium.
Es sind jedoch auch andere Werkstoffe möglich, beispielsweise Aluminium,
Magnesium, Messing, Keramik und faserverstärkter Kunststoff für den Setzbolzen 6 und
unterschiedliche Werkstoffkombinationen für die Bauteile 2, 4 einschließlich Stahl,
Aluminium und Kunststoff. Als besonders vorteilhaft hat sich das
Fügen von
Bauteilen aus Magnesium erwiesen.
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Es
versteht sich, dass die 1 bis 4 lediglich
ein Beispiel für
das Bolzensetzen zeigen. Das im Folgenden zu beschreibende Verfahren
zum Überwachen
des Fügeprozesses
ist auf praktisch jede Form des Bolzensetzens anwendbar.
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5 zeigt
beispielhaft eine andere Ausführungsform
eines Setzbolzens 6',
bei dem der Bolzenkopf 8' an
seiner Unterseite eine Ringnut 16 aufweist und der Bolzenschaft 10' mit einer Oberflächenprofilierung 18 versehen
ist. Die Oberflächenprofilierung 18,
die beispielsweise aus Erhöhungen
und Vertiefungen in Form koaxialer Ringe oder eines Gewindes besteht,
füllt sich
beim Fügeprozess
mit plastifiziertem Material, wodurch die Auszugfestigkeit der Verbindung
erhöht
wird. Wir dargestellt, wird in der Fügeverbindung der 5 keine
Rondelle vorgesehen.
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Es
wird nun auf die 6 bis 8 Bezug genommen,
in denen unterschiedliche Betriebszustände eines Ausführungsbeispiels
einer erfindungsgemäß ausgebildeten
Vorrichtung zum Überwachen des
Fügeprozesses
dargestellt ist.
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Ein
nur bruchstückhaft
angedeutetes Setzgerät 20 umfasst
einen Schubkolben 22 und ein auf dem Bauteil 2 aufsetzbares
Mundstück 24.
Das Mundstück 24 ist
mit Durchbrechungen 26 versehen, um einerseits Setzbolzen 6 zuführen zu
können
und andererseits den Bereich unterhalb des Bolzenkopfes zu entlüften, wodurch
während
des Fügeprozesses
für einen
Druckausgleich gesorgt wird.
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Das
als Profilbauteil ausgebildete Bauteil 4 ist auf einer
als Feder-Masse-System
schematisch dargestellten Abstützung 28 gelagert.
Der Abstützung 28 ist
ein Kraftsensor 30 zugeordnet, der die von der Setzkraft
hervorgerufene, auf die Bauteile 2, 4 wirkende
Reaktionskraft FR erfasst. Der Kraftsensor 30 ist
beispielsweise ein Piezosensor, kann jedoch auch in anderer Weise
ausgebildet sein.
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Bei
dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist
der Kraftsensor 30 zwischen der Abstützung 28 und dem Bauteil 4 angeordnet,
sodass der Kraftsensor 30 die Reaktionskraft direkt erfasst.
Die Reaktionskraft könnte
jedoch auch indirekt erfasst werden. Dies könnte beispielsweise dadurch
erreicht werden, dass in das Mundstück 24 ein Kraftsensor
(nicht gezeigt) integriert wird, der die während des Fügevorgangs auf das Mundstück 24 wirkende
Kraft erfasst.
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Aus
dieser Kraft, die beim Setzvorgang kleiner wird, könnte dann
auf die Reaktionskraft geschlossen werden.
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Oberhalb
der beiden Bauteile 2, 4 ist ein optischer Sensor 32 angeordnet,
der die Setzbolzen-Endlage erfasst. Der optische Sensor 32 ist
beispielsweise ein Laser-Sensor, kann jedoch ebenfalls in anderer
Weise ausgebildet sein.
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Die
Setzbolzen-Endlage EL ist beispielsweise als Abstand zwischen der
Oberseite des Bolzenkopfes 8 bzw. 8' und der Oberseite des Bauteils 2 in der
fertigen Verbindung (8) definiert. Vorzugsweise ist
der optische Sensor 32 relativ zu dem Mundstück 24 des
Setzgerätes 20 fest
angeordnet. Die Oberseite des Bauteils 2 dient dann als
Referenz, sodass der optische Sensor 32 lediglich die Lage
der Oberseite des Bolzenkopfes 8 bzw. 8' in der fertigen Verbindung
erfassen muss.
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Zweckmäßigerweise
werden die beim Fügeprozess
auftretenden Schwingungen der Bauteile 2, 4 gedämpft, um
hochfrequente Signalanteile des vom Kraftsensor 30 erzeugten
Reaktionskraftsignals auszufiltern. Wie in den 6 bis 8 schematisch angedeutet,
ist daher an der Unterseite des Bauteils 4 eine Dämpfungsunterlage 34 angeordnet.
Der Kraftsensor 30 ist somit in der Lage, während des
Fügevorgangs
(6 bis 8) ein aussagekräftiges Reaktionskraftsignal
zu erzeugen, worauf weiter unten genauer eingegangen wird.
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Bei
dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist
die Dämpfungsunterlage 34 zwischen
der Abstützung 28 und
dem Bauteil 4 angeordnet. Grundsätzlich könnte die Dämpfungsunterlage auch an einer anderen
Stelle angeordnet werden.
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Ferner
ist vorzugsweise eine Rückfederdämpfungseinrichtung
(nicht gezeigt) vorgesehen, welche beim Fügevorgang auftretende Rückfederschwingungen
dämpft.
Eine solche Rückfederdämpfungseinrichtung
kann beispielsweise aus einem Dämpfungskörper, der
zwischen dem Bauteil 2 und dem Mundstück 24 angeordnet wird,
bestehen. Eine weitere Möglichkeit
besteht aus einer federnden Lagerung des Mundstücks, die axiale Ausgleichsbewegun gen
des Mundstücks
beim Rückprall
der Bauteile 2, 4 gegen das Mundstück 24 ermöglicht.
Eine weitere Möglichkeit
besteht aus einer Dämpfungsanordnung,
beispielsweise in Form zweier kleiner Stoßdämpfer, die neben dem Mundstück 24 angeordnet ist
und Rückfederbewegungen
der beiden Bauteile 2, 4 auffängt.
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Eine
derartige Rückfederdämpfungseinrichtung
schützt
die beteiligten Komponenten, insbesondere das Mundstück 24 wie
auch die zu fügenden Bauteile,
gegen Beschädigung
und Abnutzung und trägt
zur Schalldämpfung
bei.
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Das
Diagramm der 9 zeigt einen typischen Verlauf
der Reaktionskraft FR über der Zeit t während des
Fügeprozesses
(beispielsweise bei einer Austrittsgeschwindigkeit des Setzbolzens
von 100 m/s). Wie ersichtlich, hat das Reaktionskraftsignal einen
schwingungsartigen Verlauf mit einem ersten Maximum, einem Minimum
und einem zweiten Maximum. Das erste Maximum entsteht beim Eindringen
der Bolzenspitze in die Bauteile, das Minimum beim Durchtritt des
Bolzenschaftes durch die Bauteile und das zweite Maximum beim Aufsetzen des
Bolzenkopfes auf der Oberseite des oberen Bauteils 2.
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Die
vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass der zeitliche
Verlauf der Reaktionskraft FR und insbesondere
die drei Extremwerte zuverlässige
Aussagen über
den Fügeprozess
sowie die Qualität
und Festigkeit der Verbindung erlauben, so dass sie zum Überwachen
und insbesondere zum Beeinflussen des Fügeprozesses herangezogen werden
können,
was im Folgenden genauer erläutert wird.
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Das
Diagramm der 10, in dem wieder die Reaktionskraft
FR über
der Zeit aufgetragen ist, enthält
zwei bei Versuchen gewonnene Signalkurven. Das Bauteil 2 bestand
aus einem Blech (Werkstoff: AlMg 5 Mn), und das Bauteil 4 aus
einem Hohlprofil (Werkstoff: AlMgSi 0,5). Der Setzbolzen, der dem
in den 1 bis 4 gezeigten Setzbolzen entsprach,
bestand aus X-EDNI 16 P8, und die Rondelle aus Aluminium.
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Wie
im Diagramm angegeben, betrug die Setzenergie des Setzbolzen im
einen Fall 96 Nm und im anderen Fall 46 Nm. Die unterschiedlichen
Werte der Setzgeschwindigkeit bzw. Setzenergie führten zu deutlich unterschiedlichen
Verläufen
des Reaktionskraftsignals:
Bei der mit der Setzenergie 96 Nm
gesetzten Verbindung kommt es zu einem ausgeprägten ersten Maximum, einem
ausgeprägten
Minimum und einem ausgeprägten
zweiten Maximum, das größer als
das erste Maximum ist.
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Das
erste Maximum entsteht beim Eindringen der Bolzenspitze in die Bauteile,
wobei die Größe des ersten
Maximums eine Folge der hohen Auftreffgeschwindigkeit bzw. Setzenergie
ist.
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Das
Minimum entsteht beim Durchtritt des Setzbolzens durch die beiden
Bauteile. Die Tatsache, dass das Minimum kleiner als Null ist, deutet
darauf hin, dass die Bolzenspitze den plastifizierten Werkstoff
im Fügebereich
so stark radial nach außen
beschleunigt, dass der Bolzenschaft teilweise keinen Kontakt zum
Werkstoff der Bauteile hat.
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Das
zweite Maximum entsteht beim Aufsetzen des Bolzenkopfes auf der
Oberseite der Bauteile. Die Tatsache, dass das zweite Maximum größer als das
erste Maximum ist, lässt
erkennen, dass es zu einem „Durchschlag" des Setzbolzens
gekommen ist.
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Unter
dem Begriff „Durchschlag" ist ein Zustand
zu verstehen, bei dem der Bolzenkopf in das obere Bauteil eindringt
und insbesondere ein nach unten größer werdender Spalt zwischen
dem Bolzenschaft und dem Werkstoff des unteren Bauteils entsteht,
wie dies in 4 angedeutet ist. Offensichtlich ist
die Kraft, die der Bolzenkopf (direkt oder indirekt über eine
Rondelle) und das obere Bauteil auf das untere Bauteil ausübt, so groß, dass
die andernfalls vorhandenen Druckspannungen abgebaut werden und
ein deutlich sichtbares Loch entsteht, in welchem der Setzbolzen
mit Spiel behaftet regelrecht klappern kann. Darüber hinaus hat die fertige
Verbindung eine vergleichsweise geringe Festigkeit.
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Deutlich
anders ist der Verlauf des Reaktionskraftsignals bei einer Setzenergie
von 46 Nm und einer entsprechend geringeren Setzgeschwindigkeit.
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So
ist das erste Maximum geringer, und das Minimum ist wesentlich größer als
bei der Kurve für die
größere Setzenergie.
Dies lässt
sich durch die langsamere Auftreffgeschwindigkeit und die geringere
Setzgeschwindigkeit beim Durchtritt des Bolzenschaftes durch die
beiden Bauteile erklären.
Offensichtlich wird beim Setzvorgang weniger Werkstoff der Bauteile
plastifiziert, sodass keine entsprechend starke Druckentlastung
beim Durchtritt des Bolzenschaftes auftritt.
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Ferner
ist zu erkennen, dass kein stark ausgeprägtes zweites Maximum entsteht.
Vielmehr kommt es zu einem nur geringen zweiten Maximum, von dem
die Reaktionskraft in einem fließenden Übergang allmählich abklingt.
Der Grund für
diesen Verlauf der Reaktionskraft im Bereich des zweiten Maximums
ist, dass der Bolzenkopf nicht auf den Bauteilen aufsetzt. Vielmehr
steht der Bolzenkopf deutlich über,
und auch die Bolzenspitze ist nicht vollständig durchgestoßen. Der
Setzbolzen nimmt eine Endlage ungefähr zwischen den in den 2 und 3 dargestellten
Lagen ein.
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Zusammenfassend
lässt sich
somit feststellen, dass eine Setzenergie von 96 Nm zu groß und eine
Setzenergie von 46 Nm zu klein ist, um bei den gegebenen Parametern
eine zufriedenstellende Verbindung herzustellen. Dies lässt sich
am Verlauf der Reaktionskraft und insbesondere an den Extremwerten
erstes Maximum, Minimum und vor allem zweites Maximum erkennen.
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Der
Verlauf der Reaktionskraft und insbesondere die Extremwerte ermöglichen
somit eine Überwachung
und Bewertung des Fügeprozesses
sowie der fertigen Verbindung. Sie können insbesondere zu einer
Steuerung oder Regelung des Fügeprozesses verwendet
werden.
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Der
unbefriedigende Zustand der mit den beiden Setzenergien 96 Nm und
46 Nm gesetzten Verbindung kann auch durch die von dem optischen Sensor 32 (6 bis 8)
erfassten Setzbolzen-Endlage EL erkannt werden. So ergibt sich bei der
Setzenergie von 96 Nm eine Endlage EL, die kleiner ist als Null
(Durchschlag), während
die Setzenergie von 46 Nm eine Endlage ergibt, die deutlich größer als
Null ist.
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Die
Setzbolzen-Endlage kann somit ebenfalls zur Überwachung und Bewertung des
Fügeprozesses
sowie der fertigen Verbindung herangezogen werden. Eine Steuerung
bzw. Regelung des Fügeprozesses
kann daher in Abhängigkeit
auch von der Setzbolzen-Endlage EL erfolgen.
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Ein
Verfahren zum Steuern des Fügeprozesses
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist beispielsweise dadurch gekennzeichnet, dass die Auftreffgeschwindigkeit
des Setzbolzens oder die Setzenergie in Abhängigkeit von der Reaktionskraft
und/oder der Setzbolzenendlage vorgegeben wird. Ein Verfahren zum
Regeln des Fügeprozesses
gemäß der vorliegenden
Erfindung erfolgt beispielsweise in der Weise, dass die Auftreffgeschwindigkeit
des Setzbolzens oder die Setzenergie in Abhängigkeit von der Reaktionskraft
und/oder der Setzbolzen-Endlage so geregelt wird, dass das erste
Maximum und/oder das Minimum und/oder das zweite Maximum der Reaktionskraft
innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbandes bleiben.
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Anhand
des Diagramms der 12 wird eine Prozessüberwachung
erläutert,
bei der die Reaktionskraft FR und die Endlage
EL gemeinsam als Überwachungsparameter
herangezogen werden.
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In
dem Diagramm der 12 ist das zweite Maximum des
Reaktionskraftverlaufes RKV (Kurve a), die Setzbolzen-Endlage EL
(Kurve b) und die bei Zugversuchen gewonnene Maximalkraft Fmax (Kurve c) über der Setzenergie Wkin aufgetragen. Das Diagramm wurde bei Versuchen
gewonnen, bei denen die gleichen Setzbolzen und Bauteile wie bei
den Versuchen des Diagramms der 10 verwendet wurden.
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Wie
ersichtlich, steigt das zweite Maximum der Reaktionskraft (Kurve
a) oberhalb einer bestimmten Setzenergie von z. B. 75 Nm sprunghaft
an. In diesem mit A bezeichneten Bereich kommt es offensichtlich
zu einem Durchschlag des Setzbolzens (siehe 11).
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Unterhalb
einer bestimmten Setzenergie von z. B. 45 Nm steigt die Setzbolzen-Endlage
EL (Kurve b) sprunghaft an. Offensichtlich kommt es in diesem mit
B bezeichneten Bereich zu keinem Aufsetzen des Bolzenkopfes.
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Wie
anhand von Versuchen festgestellt wurde, korrelieren die Ausbildung
des Fügebereiches bzw.
die bei Kopfzugversuchen ermittelten maximalen Kopfzugkräfte (Maximalkraft
Fmax) sehr gut mit der Setzbolzen-Endlage
und dem zweiten Maximum des Reaktionskraftverlaufes. Die Maximalkraft
Fmax (Kurve c) sinkt oberhalb der oberen
Grenze deutlich ab.
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Zwischen
der unteren und oberen Grenze der Setzenergie in dem mit C bezeichneten
Bereich verlaufen die Kurven einigermaßen konstant, was auf einen
stabilen Fügeprozess
und eine optimale Ausbildung der Verbindung schließen lässt.
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In
diesem Bereich schwankt die Kopfzugfestigkeit (Kurve c) am wenigsten,
und auch das zweite Maximum des Reaktionskraftverlaufes und die
Setzbolzen-Endlage sind in diesem Bereich relativ konstant. Eigenschaften
wie optische Qualität
und Festigkeit der Verbindung sind hierbei weitgehend gleich bleibend,
sodass eine hohe Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit des Fügeprozesses
sichergestellt ist.
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Aus
dem Diagramm der 12 und der obigen Beschreibung
wird deutlich, dass das zweite Maximum des Reaktionskraftverlaufes
RKV und die Setzbolzen-Endlage EL zwei Größen sind, die für eine zerstörungsfreie
Prozessüberwachung
mit dem Ziel der Überwachung
der Verbindungsqualität
herangezogen werden können.
Das zweite Maximum des Reaktionskraftverlaufes ermöglicht hierbei
eine Begrenzung zu hohen Energien, während die Setzbolzen-Endlage
als Begrenzung zu geringen Energien verwendet werden kann.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung wird daher der Fügeprozess
in Abhängigkeit
von den beiden Kennwerten zweites Maximum des Reaktionskraftverlaufes
und Setzbolzen-Endlage gesteuert oder geregelt.
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Anhand
der Diagramme der 13 und 14 werden
weitere Möglichkeiten
zum Überwachen
und Bewerten des Fügeprozesses
sowie der hierbei gefertigten Verbindung mit Hilfe des Reaktionskraftverlaufes
erläutert.
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In
dem Diagramm der 13, das unter den gleichen Versuchsbedingungen
wie die Diagramme der 10 und 12 erstellt
wurde, ist wiederum die Reaktionskraft über der Zeit aufgetragen, und zwar
für drei
unterschiedliche Anfangslagen einer Rondelle auf dem Setzbolzen.
In der Rondellenlage Rl = 0 befindet sich die Rondelle ungefähr im Bereich des Übergangs
zwischen der Bolzenspitze 12 und dem Bolzenschaft 10 (1 bis 4),
und in den Rondellenlagen Rl = +1 bzw. Rl = –1 befindet sich die Rondelle
oberhalb bzw. unterhalb dieses Überganges.
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Wie
aus dem Diagramm ersichtlich, hat die Anfangslage der Rondelle einen
erheblichen Einfluss auf das erste Maximum der Reaktionskraft. Im
ungünstigsten
Fall (Rl = –1)
fällt das
Eindringen der Bolzenspitze in die Bauteile mit dem Losreißen der
Rondelle zusammen, was zu einer entsprechend großen Reaktionskraft führt. Dies
wiederum hat einen erheblichen Einfluss auf die Festigkeit der Verbindung.
So betrug bei den durchgeführten
Versuchen die Maximalkraft der Kopfzugfestigkeit 0,30 kN bei Rl
= –1, 1,35
kN bei Rl = 0 und 1,79 kN bei Rl = +1.
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Anhand
des Verlaufs der Reaktionskraft lässt sich daher die Anfangslage
der Rondelle auf dem Bolzenschaft optimieren.
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In
dem Diagramm der 14 ist wieder die Reaktionskraft über der
Zeit aufgetragen. Die Kurve a und die Kurve b wurden mit einem nach
dem Schlagkolbenprinzip arbeitenden Setzgerät bzw. mit einem nach dem Schubkolbenprinzip
arbeitenden Setzgerät
gewonnen. Im Übrigen
waren die Versuchsbedingungen die gleichen wie bei den vorstehend
beschriebenen Versuchen.
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Wie
ersichtlich, hat die Kurve b (Schubkolbenprinzip) kein ausgeprägtes Minimum
und kein ausgeprägtes
zweites Maximum. Dies ist auf die geringere Eindringgeschwindigkeit
zurückzuführen, die zu
ständiger
Reibung zwischen dem Bolzenschaft und dem Werkstoff der Bauteile
führt.
Erkennbar ist auch, dass die Reaktionskraft und damit die Belastung
der Bauteile länger
andauert.
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Die
Kurve a (Schlagkolbenprinzip) hat ein größeres erstes Maximum und insbesondere
ein ausgeprägtes,
deutlich geringeres Minimum. Das niedrige Minimum deutet darauf
hin, dass beim Durchtritt des Bolzenschaftes durch die Bauteile
der plastifizierte Werkstoff radial nach außen beschleunigt wird, was
eine entsprechende Druckentlastung zur Folge hat. Das zweite Maximum,
das einen wichtigen Kennwert für
die Verbindungsqualität
darstellt, weist im Fall der Kurve a (Schlagkolbenprinzip) eine wesentlich
geringere Streuung als im Fall der Kurve b auf.
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Aus
diesen Ergebnissen lässt
sich folgern, dass sich mit einem nach dem Schlagkolbenprinzip arbeitenden
Setzgerät
gegenüber
einem nach dem Schubkolbenprinzip arbeitenden Setzgerät Verbindungen
mit deutlich geringeren Verformungen und höheren Festigkeiten reproduzierbar
hergestellt werden können.
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Das
Diagramm der 14 macht somit deutlich, dass
der Verlauf der Reaktionskraft zum Überwachen und Bewerten der
Arbeitsweise des Setzgerätes
verwendet werden kann.
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Es
wird nun nochmals auf 9 Bezug genommen. In dem Diagramm
dieser Figur stellt die gestrichelte waagrechte Linie die Durchschlaggrenze dar.
Um eine verformungsarme und tragfähige Verbindung herzustellen,
muss zwischen der Durchschlagsgrenze und den Extremwerten (erstes
Maximum, Minimum und zweites Maximum) der Reaktionskraft FR ein möglichst
großer
Abstand vorhanden sein.
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Dies
lässt sich
dadurch erreichen, dass das erste Maximum, das Minimum und das zweite
Maximum möglichst
klein gewählt
werden. Eine Absenkung des zweiten Maximums lässt sich durch eine Verringerung
der Setzenergie erreichen. Eine Absenkung des Minimums kann durch
eine Erhöhung
der Auftreffgeschwindigkeit erzielt werden. Auch die Verwendung
von möglichst
wenigen zu durchdringenden Grenzflächen kann hierzu beitragen.
Eine Verringerung des ersten Maximums lässt sich durch eine Erhöhung der
Auftreffgeschwindigkeit, Verschiebung der Anfangslage einer möglicherweise
vorhandenen Rondelle in Richtung auf den Bolzenkopf, insbesondere
durch den Verzicht auf eine Rondelle, sowie durch eine Erhöhung der
Steifigkeit des Fügebereiches
erzielen.
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Andererseits
lässt sich
der Abstand zwischen der Durchschlagsgrenze und den Extremwerten
der Reaktionskraft durch eine Erhöhung der Durchschlagsgrenze
vergrößern, was
sich beispielsweise durch eine Erhöhung der Steifigkeit der Bauteile,
eine höhere
Auftreffgeschwindigkeit des Setzbolzens oder auch durch die Wahl
des Setzgerätes (Schlagkolbenprinzip
anstatt Schubkolbenprinzip) erreichen lässt.
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Die
Durchschlaggrenze bzw. der Abstand zwischen den Extremwerten der
Reaktionskraft und der Durchschlaggrenze können daher ebenfalls zur Überwachung
und insbesondere zur Steuerung/Regelung des Fügeprozesses verwendet werden.