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Die
Erfindung betrifft eine Anordnung und ein Verfahren zur Lagerstromüberwachung
eines Elektromotors.
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Wenn
ein Elektromotor mittels eines schnellen Frequenzumrichters betrieben
wird, können
auch außerhalb
der zur Stromführung
vorgesehenen elektrischen Leiter insbesondere hochfrequente Ströme auftreten.
So kommt es beispielsweise zu einem unerwünschten hochfrequenten Lagerstrom über die
Lager des Elektromotors. Ein derartiger Lagerstrom kann auf verschiedenen
Ursachen beruhen und ist dementsprechend auch unterschiedlich ausgeprägt. Beispiele
für mögliche Lagerstrom-Typen sind u.a. ein
hochfrequenter Zirkularstrom, ein auf dem EDM(electrical discharge
machining)-Effekt beruhender Funkenerosionsstrom oder ein kapazitiver
Läufererdstrom.
Der Lagerstrom kann zu einer Beschädigung des Lagers und damit
zu einer Verkürzung
der Wartungsintervalle oder sogar zum Ausfall des Elektromotors
führen.
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Es
sind eine Anordnung und ein Verfahren zur Lagerstromüberwachung
eines Elektromotors bekannt, bei denen der Lagerstrom direkt erfasst
wird. Hierzu wird zwischen das zu überwachende Lager und das Motorgehäuse eine
Zusatzisolation und ein diese überbrückender
Strommesszweig eingebaut. Dies ist aufwändig und führt bei einem nachträglichen
Einbau zu einer langen Nachrüstzeit.
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Außerdem sind
beispielsweise aus der WO 2004/025811 A2, der WO 2004/025316 A1
und aus der
US 4,851,949 Anordnungen
bekannt, bei denen Spannungen und/oder Ströme an unterschiedlichen Stellen von
elektrischen Generatoren erfasst werden. Eine unmittelbare Übertragung
dieser für
Generatoren konzipierten Erfassungskonzepte auf einen Elektromotor
ist nicht ohne weiteres möglich.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, eine Anordnung zur
Lagerstromüberwachung
eines Elektromotors anzugeben, die sich einfach realisieren lässt.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch die Merkmale des unabhängigen
Patentanspruchs 1. Die erfindungsgemäße Anordnung zur Lagerstromüberwachung
eines Elektromotors umfasst mindestens
- a) eine
drehbare Motorwelle, die mittels eines ersten und eines zweiten
Lagers in einem Motorgehäuse
gelagert ist,
- b) erste Spannungserfassungsmittel zur hochfrequenten Messung
einer im Bereich des ersten Lagers zwischen der Motorwelle und dem
Motorgehäuse
abfallenden ersten Welle-Gehäuse-Spannung, und
- c) eine mit den ersten Spannungserfassungsmitteln verbundene
Auswerteeinheit zur Bestimmung eines über das erste Lager fließenden elektrischen
Lagerstroms mittels der gemessenen ersten Welle-Gehäuse-Spannung.
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Die
erfindungsgemäße Anordnung
zeichnet sich durch eine indirekte Erfassung des Lagerstroms aus. Anstelle
einer aufwändig
zu realisierenden direkten Strommessung kommt eine in der technischen
Umsetzung deutlich einfachere Spannungsmessung zum Einsatz. Der
Lagerstrom ist insbesondere in dem relevanten hochfrequenten Messbereich,
der beispielsweise Frequenzen ab 10 kHz umfasst, so eng mit der
erfassten Welle-Gehäuse-Spannung korreliert,
dass er sich in der Auswerteeinheit ohne großen Aufwand aus dem erfassten
Messwert rekonstruieren lässt.
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Insbesondere
ist die Auswerteeinheit zur quantitativen Erfassung des Lagerstroms
anhand einer Auswertung der Steilheit und/oder der Amplitude und/oder
der Abfallzeit einer Spannung ausgelegt. Bei letzterer kann es sich
um eine über
dem Lager abfallende Lagerspannung oder um eine über dem Lager und einer Lagerisolierung
abfallende Summenspannung oder um die Welle-Gehäuse-Spannung handeln. Ebenso
ist es möglich,
dass das elektrische Feld über
der Lagerisolierung als Maß für die Spannung
ausgewertet wird. Beispielsweise wird die Ableitung der Spannung
nach der Zeit ermittelt. Sie ist proportional zum Lagerstrom.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Gehäuses ergeben sich aus den Merkmalen der
von Anspruch 1 abhängigen
Ansprüche.
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Günstig ist
eine Variante, bei der die ersten Spannungserfassungsmittel eine
Kontaktbürste
zur elektrischen Kontaktierung der Motorwelle umfassen. Die erste
Welle-Gehäuse-Spannung
und damit auch der Lagerstrom lassen sich so sehr genau erfassen.
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Weiterhin
kann eine Lagerisolation zwischen dem ersten Lager und dem Motorgehäuse sowie
eine Sensoreinheit der ersten Spannungserfassungsmittel an einer
Messstelle insbesondere zwischen der Lagerisolation und dem Motorgehäuse angeordnet
sein, wobei die räumliche
Hintereinanderanordnung aus der Motorwelle, dem ersten Lager, der
Lagerisolation und dem Motorgehäuse
insbesondere im hier relevanten hochfrequenten Messbereich als im
Wesentlichen kapazitiver Spannungsteiler wirkt, und wobei eine Teilspannung des
kapazitiven Spannungsteilers in etwa proportional zur ersten Welle-Gehäuse-Spannung
ist und an der Sensoreinheit abfällt.
Dadurch wird eine quasi berührungslose
Ermittlung des Lagerstroms möglich.
Dies bedeutet, dass kein unmittelbarer mechanischer oder elektrischer
Kontakt zur Motorwelle erforderlich ist, so dass sich die Integration
der zur Überwachung
erforderlichen Komponenten in den Elektromotor vereinfacht.
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Gemäß einer
anderen Variante enthält
die Sensoreinheit ein Oberflächenwellen(OFW)-Bauelement, insbesondere
in Form einer OFW-Verzögerungsleitung,
eines OFW-Resonators, eines OFW-Filters oder einer OFW-Identifikationsmarke.
Auch eine Kombination der vorgenannten OFW-Bauelemente ist möglich. OFW-Bauelemente
sind passiv, robust und zuverlässig,
haben eine geringe Baugröße und lassen
sich vielfältig zur
Messgrößenerfassung
einsetzen.
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Vorzugsweise
ist die Sensoreinheit weiterhin fernauslesbar und steht mit der
Auswerteeinheit in einer Funkverbindung. Insbesondere erfolgt die
Kommunikation mittels eines elektromagnetischen Wellensignals. Auf
diese Weise kann der Verdrahtungsaufwand reduziert werden. Außerdem ist
so in ansonsten nur schwer zugänglichen
Bereichen des Elektromotors auch eine Messgrößenerfassung möglich.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist die Funkverbindung
unidirektional ausgebildet. Die Sensoreinheit sendet nur dann ein
elektromagnetisches Wellensignal an die Auswerteeinheit, wenn eine
nennenswerte Teilspannung über
der Sensoreinheit abfällt.
Die Kommunikation verläuft
nur in eine Richtung, nämlich
in die der Auswerteeinheit. Insbesondere findet ein Datenaustausch
außerdem
ereignisgesteuert statt. Dies ist besonders effizient und reduziert
den Umfang der Funk-Kommunikation. Grundsätzlich ist aber auch eine bidirektionale
Funkverbindung möglich,
bei der die Sensoreinheit auf ein Abfragesignal der Auswerteeinheit
mit einem Antwortsignal reagiert.
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Günstig ist
weiterhin eine Variante, bei der die Sensoreinheit autark ist und
die Energie zu ihrem Betrieb aus dem Elektromotor, insbesondere
aus dem kapazitiven Spannungsteiler, entnimmt. Dies vermeidet eine
mit Wartungsaufwand verbundene Energieversorgung per Batterie. Ebenso
sind eine externe Energieversorgungseinheit sowie Zuleitungen für die Energieeinspeisung
entbehrlich. Dadurch erhöht
sich die Einsatz-Flexibilität
erheblich, und der Realisierungsaufwand sinkt.
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Weiterhin
ist es günstig,
wenn zweite Spannungserfassungsmittel zur hochfrequenten Messung
einer im Bereich des zweiten Lagers zwischen der Motorwelle und
dem Motorgehäuse
abfallenden zweiten Welle-Gehäuse-Spannung,
und insbesondere dritte Spannungserfassungsmittel zur hochfrequenten
Messung einer zwischen einem insbesondere künstlichen Sternpunkt eines
Ständerwicklungssystems
und dem Motorgehäuse
abfallenden Sternpunkt-Gehäuse-Spannung
vorgesehen sind. Als Bezugspunkt der dritten Spannungserfassung
kann neben dem Sternpunkt auch das Motorgehäuse verwendet werden. Insgesamt
liegen aufgrund der zweiten und dritten Spannungserfassung mehr
Informationen zur Lagerstromüberwachung
vor.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist die Auswerteeinheit
ausgelegt zur Bestimmung eines Typs des Lagerstroms anhand einer
Polarität
der ersten und zweiten Welle-Gehäuse-Spannung sowie der Sternpunkt-Gehäuse-Spannung.
Die Informationen über
die aufgetretenen Typen und über
den Umfang des Lagerstroms lassen sich mit Vorteil zur Zustandsdiagnose
des Elektromotors und der daraus abgeleiteten Wartungsplanung oder
Lebensdauerprognose verwenden.
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Weiterhin
können
Kompensationsmittel vorgesehen sein, die mit der Auswerteeinheit
und mit mindestens einem Element der durch die Motorwelle und das
Motorgehäuse
gebildeten Gruppe verbunden sind, und die zur Kompensation des bestimmten
Lagerstroms ausgelegt sind. Eine erfolgreiche (Teil-)Kompensation kann
erheblich zu einer Verlängerung
der Wartungsintervalle und der Lebensdauer beitragen.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Lagerstromüberwachung
eines Elektromotors anzugeben, das sich einfach realisieren lässt.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich
aus den von Anspruch 11 abhängigen
Ansprüchen.
Das erfindungsgemäße Verfahren
und seine Ausgestaltungen bieten im Wesentlichen die gleichen Vorteile,
die bereits im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Anordnung
und ihren Varianten beschrieben worden sind.
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Weitere
Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der
Zeichnung. Es zeigt:
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1 ein
Ausführungsbeispiel
einer Anordnung zur Lagerstromüberwachung
mit indirekter Erfassung,
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2 und 3 einen
ermittelten Zeitverlauf für
einen Lagerstrom bei direkter bzw. indirekter Erfassung,
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4 ein
weiteres Ausführungsbeispiel
einer Anordnung zur Lagerstromüberwachung
mit indirekter Erfassung und fernauslesbarer Sensoreinheit,
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5 ein
für hohe
Frequenzen geltendes elektrisches Ersatzschaltbild der Umgebung
des überwachenden
Lagers,
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6 bis 8 Ausführungsbeispiele
der fernauslesbaren Sensoreinheit gemäß 4 auf OFW-Basis
und
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9 ein
weiteres Ausführungsbeispiel
einer Anordnung zur Lagerstromüberwachung
mit zusätzlicher
Erfassung einer Sternpunkt-Gehäuse-Spannung
und mit einer Kompensationseinheit.
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Einander
entsprechende Teile sind in 1 bis 9 mit
denselben Bezugszeichen versehen.
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In 1 ist
ein Ausführungsbeispiel
einer Anordnung 1 zur Lagerstromüberwachung eines nur schematisch
und ausschnittsweise dargestellten Elektromotors 2 mit
einer um eine Drehachse 3 drehbar gelagerten Motorwelle 4 gezeigt.
Die Lagerung erfolgt mittels eines ersten und zweiten Lagers 5 bzw. 6,
die jeweils einen inneren und äußeren Lagerring 7 bzw. 8 sowie
dazwischen gleichmäßig über den
Umfang verteilt angeordnete Wälzkörper 9 umfassen.
Zwischen den Wälzkörpern 9 und
den La gerringen 7 und 8 befindet sich ein dünner, üblicherweise
elektrisch isolierender Schmiermittelfilm 10.
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Die
beiden inneren Lagerringe 7 sind kraftschlüssig auf
der Motorwelle 4 angebracht. Die beiden äußeren Lagerringe 8 sind
kraftschlüssig
jeweils an einem von zwei Lagerschilden 11 und 12 angeordnet.
Alternativ kann die Montage auch direkt an einem nicht näher gezeigten
Motorgehäuse
erfolgen. Im Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 und
auch im Folgenden werden die Lagerschilde 11 und 12 als
Bestandteile des Motorgehäuses
aufgefasst. Optional kann zwischen den äußeren Lagerringen 8 und
den Lagerschilden 11 oder 12 auch eine Lagerisolation
vorgesehen sein.
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Im
Bereich beider Lager 5 und 6 sind jeweils Spannungserfassungsmittel 13 bzw. 14 zur
hochfrequenten Erfassung einer im Bereich des jeweiligen Lagers 5 bzw. 6 zwischen
der Motorwelle 4 und dem Lagerschild 11 bzw. 12 abfallenden
ersten bzw. zweiten Welle-Gehäuse-Spannung
Urh1 bzw. Urh2 vorgesehen.
Die Spannungserfassungsmittel 13 und 14 umfassen
jeweils eine an der Motorwelle 4 angeordnete Kontaktbürste 15 bzw. 16,
einen am jeweiligen Lagerschild 11 bzw. 12 vorgesehenen
elektrischen Anschluss 17 bzw. 18 sowie einen
zwischen die Kontaktbürste 15 bzw. 16 und
den elektrischen Anschluss 17 bzw. 18 geschalteten
Spannungsmesser 19 bzw. 20. Beide Spannungsmesser 19 und 20 sind
elektrisch mit einer Auswerteeinheit 21 verbunden.
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Grundsätzlich ist
es möglich,
dass nur an einem der beiden Lager 5 und 6 Spannungserfassungsmittel 13 bzw. 14 vorgesehen
sind.
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Im
Folgenden wird auch unter Bezugnahme auf 2 und 3 die
Wirkungsweise der Anordnung 1 zur Lagerstromüberwachung
näher beschrieben.
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Insbesondere,
wenn der Elektromotor 2 mittels eines schnellen Frequenzumrichters
betrieben wird, können
unerwünschte
hoch frequente Ströme,
wie ein über
das Lager 5 oder 6 fließender Lagerstrom IL1 bzw. IL2 entstehen.
Mögliche
Lagerstrom-Typen sind ein hochfrequenter Zirkularstrom, ein Funkenerosionsstrom (EDM-Effekt)
und ein kapazitiver Läufererdstrom.
Besonders schädlich
ist der Funkenerosionsstrom, bei dem ein Lichtbogen zwischen den
Wälzkörpern 9 und
den Lagerringen 7 oder 8 entsteht. Dies hat zur
Folge, dass der Schmiermittelfilm 10 lokal verbrennt und
Beschädigungen
in den Wälzkörpern 9 und
den Lagerringen 7 und 8 hervorgerufen werden können. Dadurch
kann eine Verkürzung
der Wartungsintervalle oder sogar der Lebensdauer des Elektromotors 2 resultieren.
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Die
Lagerströme
IL1 und IL2 weisen
sehr hochfrequente Frequenzanteile auf, die in einem Frequenzbereich
von über
10 kHz liegen und sich sogar bis in den GHz-Bereich erstrecken können. Elektrisch
isolierende Zwischenschichten, wie beispielsweise der Schmiermittelfilm 10,
unterbinden so hochfrequente Lagerströme IL1 und
IL2 nicht wirksam. Es kommt zu kapazitiven Überkopplungen
mit elektrischen Verschiebeströmen.
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Die
Anordnung 1 dient zur Überwachung
der Lagerströme
IL1 und IL2. Im
Unterschied zu den bekannten Ausführungsformen erfolgt dies jedoch
nicht direkt mittels einer Strommessung, sondern indirekt mittels
einer Spannungsmessung, insbesondere mittels einer Erfassung der
beiden Welle-Gehäuse-Spannungen
Urh1 Und Urh2. Dies
ist erheblich einfacher und erfordert einen deutlich geringeren
konstruktiven Eingriff in den Elektromotor 2. Es sind lediglich
die Kontaktbürsten 15 und 16 anzubringen
sowie die elektrischen Anschlüsse 17 und 18 vorzusehen.
Dagegen kann auf die bei einer direkten Strommessung erforderliche
Zusatzisolation mit einem überbrückenden
Strommesszweig verzichtet werden.
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In
der Auswerteeinheit 21 werden die von den Spannungsmessern 19 und 20 erfassten
Messgrößen bewertet
und in die jeweils korrespondierenden Messwerte für die Lagerströme IL1 und IL2 umgerechnet.
Dies ist möglich,
da zwischen den Welle-Gehäuse-Spannungen Urh1 und Urh2 einerseits
und den Lagerströmen
IL1 bzw. IL2 anderseits
auch in dem hochfrequenten Messbereich ein enger Zusammenhang besteht.
Die jeweilige Welle-Gehäuse-Spannung Urh1 oder Urh2 baut
sich zunächst
solange auf, bis es zu einem Funkenüberschlag mit einem entsprechenden
Stromfluss kommt. Mit dem Funkenüberschlag
und dem resultierenden Stromfluss bricht die Welle-Gehäuse-Spannung
Urh1 oder Urh2 schlagartig
zusammen. Sowohl die zeitlichen Spannungsverläufe als auch die zugehörigen Stromverläufe sind
gekennzeichnet durch eine Abfolge von sehr kurzen Impulsen. Die
durch den genannten Spannungsaufbau bedingten Anstiegszeiten liegen
im Bereich weniger μs. Die
durch den Funkenüberschlag
bedingten abfallenden Flanken sind dagegen steiler. Es ergeben sich
Abfallzeiten im Bereich zwischen 1 ns und 100 ns. Typische Werte
liegen bei einigen 1 ns bis einigen 10 ns.
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Trotz
der mit erheblich geringerem technischen Aufwand nur indirekt durchgeführten Erfassung
der Lagerströme
IL1 und IL2 sind
sehr genaue Messergebnisse erzielbar. Dies geht aus einem 2 und 3 entnehmbaren
Vergleich von Messresultaten einer direkten bzw. indirekten Erfassung
des Lagerstroms IL1 hervor. In 2 ist über der
Zeit t ein direkt erfasster Verlauf des Lagerstroms IL1 dargestellt,
wohingegen in 3 das Ergebnis der indirekten
Erfassung mittels der Anordnung 1 gezeigt ist. Die Ergebnisse
weisen eine hochgradige Übereinstimmung
auf.
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In 4 ist
ein weiteres Ausführungsbeispiel
einer Anordnung 22 zur Lagerstromüberwachung dargestellt. Gezeigt
wird beispielhaft nur eine Überwachung
des Lagerstrom IL1 des linken Lagers 5.
Bei diesem Ausführungsbeispiel
ist zwischen dem äußeren Lagerring 8 und
dem Lagerschild 11 eine Lagerisolation 23 vorgesehen,
die sich über
den gesamten Umfang erstreckt. Als Spannungserfassungsmittel enthält die Anordnung 22 eine
fernauslesbare Sensoreinheit 24, die an einer lokalen Messstelle
zwischen der Lagerisolation 23 und dem Lagerschild 11 angeordnet
ist. Das Lagerschild 11 weist zur Aufnahme der Sensoreinheit 24 eine
Ausnehmung auf. Die Sensoreinheit 24 hat vergleichsweise
geringe geometrische Abmessungen und er streckt sich insbesondere
nicht über
den kompletten Umfang. Die Sensoreinheit 24 umfasst eine
Antenne 25, die mit einer Antenne 26 einer Auswerteeinheit 27 in
einer Funkverbindung 28 steht.
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Grundsätzlich kann
die Sensoreinheit 24, ebenso wie die Spannungserfassungsmittel 13 und 14 der Anordnung 1 gemäß 1,
auf einer dem Innenraum des Elektromotors 2 oder auch auf
einer dem Außenraum
zugewandten Seite des Lagerschilds 11 angeordnet sein.
Beim Ausführungsbeispiel
gemäß 4 erfolgt
die Platzierung an der dem Innenraum zugewandten Seite. Hinsichtlich
der Auswerteeinheit 27 ist es ausreichend, wenn die Antenne 26 im
oder am Innenraum angeordnet ist. Die übrige Auswerteeinheit 27 befindet sich
dagegen außerhalb.
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Im
Folgenden wird die Wirkungsweise der Anordnung 22 näher beschrieben.
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Über der
Sensoreinheit 24 fällt
eine Sensor-Spannung US ab, die im Wesentlichen
ein proportionaler Anteil der ersten Welle-Gehäuse-Spannung Urh1 ist.
Die in Richtung des Stromflusses des Lagerstroms IL1 räumlich hintereinander
angeordneten Einzelkomponenten, nämlich Motorwelle 4,
Lager 5, Lagerisolation 23 und Lagerschild 11 wirken
im einschlägigen
hochfrequenten Messbereich im Wesentlichen als kapazitiver Spannungsteiler 29,
der in der Ersatzschaltbilddarstellung gemäß 5 gezeigt
ist. Bei den genannten hohen Frequenzen sind praktisch ausschließlich die
kapazitiven Anteile maßgeblich,
wohingegen die bei niedrigeren Frequenzen ebenfalls zu berücksichtigenden
resistiven und induktiven Anteile vernachlässigt werden können.
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Der
kapazitive Spannungsteiler 29 enthält eine Lager-Kapazität 30,
die in Serie zu einer Parallelschaltung einer Lagerisolations-Kapazität 31 und
einer Serienschaltung dreier Kapazitäten geschaltet ist. Die Serienschaltung
der drei Kapazitäten
umfasst eine Lager-Sensor-Kapazität 32, eine Sensor-Kapazität 33 sowie eine
Sensor-Gehäuse-Kapazität 34.
Die La ger-Sensor-Kapazität 32 und
die Sensor-Gehäuse-Kapazität 34 fallen
gegenüber
der Sensor-Kapazität 33 weniger
ins Gewicht, so dass der vorstehend bereits genannte in etwa proportionale
Zusammenhang zwischen der Sensor-Spannung US und
der ersten Welle-Gehäuse-Spannung Urh1 gegeben ist.
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In
der Sensoreinheit 24 wird eine Messgröße für die Sensor-Spannung US ermittelt und über die Funkverbindung 28 als
elektromagnetisches Auslesesignal SA an
die Auswerteeinheit 27 gesendet. Abgesehen von den zu berücksichtigenden
spezifischen Erfassungseigenschaften der Sensoreinheit 24 erfolgt
dort die weitere Verarbeitung im Wesentlichen wie bereits im Zusammenhang
mit der Anordnung 1 gemäß 1 beschrieben.
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Die
Sensoreinheit 24 kann auf Basis von Oberflächenwellen
(OFW)-Bauelementen realisiert sein. Ausführungsbeispiele hierzu sind
in 6 bis 8 gezeigt.
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Derartige
OFW-basierte Identifizierungs- und/oder Sensoreinheiten sind beispielsweise
aus der
DE 44 13 211
C2 bekannt. Bei OFW-Bauelementen werden akustische Wellen
eingesetzt, die sich an der Oberfläche oder zumindest im oberflächennahen
Bereich eines piezoelektrischen Substrats ausbreiten. Die akustischen Oberflächenwellen
lassen sich mittels elektrischer Signale generieren, die in einen
an der Oberfläche
des piezoelektrischen Substrats vorgesehenen Interdigitalwandler
eingespeist werden. Der Interdigitalwandler kann mit einer Antenne
elektrisch verbunden sein, so dass letztendlich eine Konvertierung
eines elektromagnetischen Wellensignals (= Funk-Welle) in die akustische
Oberflächenwelle
erreicht wird. Dieser Vorgang ist reversibel.
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Anhand
der akustischen Oberflächenwellen
kann auf unterschiedliche Weise eine Messgrößenerfassung erfolgen. Die
OFW-basierten Identifizierungs-
und/oder Sensoreinheiten arbeiten dabei rein passiv. Es ist also
keine Energieversorgung mittels einer Batterie oder eines gesonderten
Energieversorgungsanschlusses vorhanden.
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In 6 ist
ein erstes Ausführungsbeispiel
einer OFW-Sensoreinheit 35 gezeigt, die eine doppelte OFW-Verzögerungsleitung
umfasst. Die Antenne 25 ist an einen ersten Interdigitalwandler 36 angeschlossen, der
in etwa mittig auf einem piezoelektrischen Substrat 37 platziert
ist. Zu beiden Seiten schließt
sich jeweils eine OFW-Verzögerungsleitung
an, wobei unterschiedliche OFW-Laufzeiten vorgesehen sind. Die beiden OFW-Verzögerungsleitungen
sind jeweils mit einem weiteren Interdigitalwandler 38 bzw. 39 abgeschlossen, der
elektrisch an ein Sensorelement 40 bzw. 41 angeschlossen
ist. Das Sensorelement 40 ist E-Feld- bzw. spannungssensitiv.
Sein Impedanzwert verändert
sich also in Abhängigkeit
von der anstehenden Sensor-Spannung US.
Mit dem Impedanzwert des Sensorelements 40 ändert sich
auch das Reflexionsverhalten des Interdigitalwandlers 38,
so dass der reflektierten akustischen Oberflächenwelle eine Information über die zu
detektierende Sensor-Spannung US aufgeprägt wird.
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Das
zweite Sensorelement 41 kann eine nicht näher bezeichnete
weitgehend beliebige andere Größe, beispielsweise
eine Umgebungstemperatur, erfassen. Damit lässt sich eine Kompensation
von Umgebungseinflüssen
vornehmen.
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Das
Sensorelement 40 oder 41 kann beispielsweise als
resistives Element, als Hall-Element oder als herkömmlicher
Strom-/Spannungswandler ausgebildet sein.
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In 7 ist
ein weiteres Ausführungsbeispiel
einer OFW-Sensoreinheit 42 gezeigt. Sie umfasst nur eine
OFW-Verzögerungsleitung,
die anstelle eines Interdigitalwandlers mit Reflektoren 43 abgeschlossen
ist. Im Bereich einer Ausbreitungsstrecke der akustischen Oberflächenwellen
sind Elektroden 44 der Sensor-Kapazität 33 vorgesehen. Damit
liegt die zu detektierende Sensor-Spannung US im
Ausbreitungsbereich der akustischen Oberflächenwellen an, wodurch eine
unmittelbare Beeinflussung erfolgt. Das vom Interdigitalwandler 36 zurückgewandelte
und über
die Antenne 25 abgestrahlte elektromagne tische Ausgangssignal
SA enthält
somit auch eine Information über
die zu erfassende Sensor-Spannung US.
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Im
Ausführungsbeispiel
sind die Reflektoren 43 mit einheitlichem Abstand zueinander
angeordnet. Dadurch ergibt sich eine besonders hohe Reflektivität für eine bestimmte
Wellenlänge.
Grundsätzlich
können
die einzelnen Reflektoren 43 jedoch auch mit sehr unterschiedlichem
Abstand zueinander angeordnet sein, so dass jeder Reflektor 43 einzeln
eine Reflexion hervorruft. Der zeitliche Abstand dieser Einzelreflexionen
ist dann typisch für
diese OFW-Sensoreinheit 42. Das zurückgesendete elektromagnetische
Ausgangssignal SA enthält somit auch eine Identifizierungsinformation
vergleichbar einem Strichcode.
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Die
OFW-Sensoreinheiten 35 und 42 reagieren auf ein
von der Auswerteeinheit 27 gesendetes Abfrage- oder Eingangssignal
SE mit dem zurückgesendeten Ausgangssignal
SA. In diesem Fall ist die Funkverbindung 28 zur
Auswerteeinheit 27 also bidirektional ausgebildet.
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Es
gibt jedoch auch OFW-Sensoreinheiten, die ohne ein derartiges Abfragesignal
S
E auskommen. Beispiele hierfür sind aus
der
EP 0 960 410 B1 sowie
aus der WO 99/34168 A1 bekannt. Derartige OFW-Sensoreinheiten senden
selbsttätig – also ohne
vorherige Abfrage – ein
elektromagnetisches Ausgangssignal S
A an die
Auswerteeinheit
27, sobald sie ein Ereignis, zu dessen
Erfassung sie bestimmt sind, detektieren.
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In 8 ist
ein Ausführungsbeispiel
einer solchen autarken OFW-Sensoreinheit 45 gezeigt. Die
Sensor-Kapazität 33 ist über eine
Lade-Kapazität 46 und
ein Element 47 mit nichtlinearer Kennlinie an eine Speiseimpedanz 48 angeschlossen.
Letztere steht in elektrischer Verbindung mit dem Interdigitalwandler 36 des OFW-Bauelements,
das im Ausführungsbeispiel
gemäß 8 sehr
einfach aufgebaut ist. Grundsätzlich
kann auch ein Aufbau vergleichbar dem von 7 vorgesehen
sein.
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Das
Element 47 mit nichtlinearer Kennlinie kann eine Funkenstrecke
oder eine im Sperr-Durchbruch arbeitende Diode, wie beispielsweise
eine Varaktor-Diode, eine Avalanche-Diode oder eine Trigger-Diode sein.
Ebenso ist eine Ausführungsform
mit einer oder mehrerer schnelle Schottky-Diode(n) möglich.
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Die
Spannungsimpulse der Sensor-Spannung US laden
die Lade-Kapazität 46 so
lange auf, bis es zu einem Überschlag
im Element 47 kommt, so dass über die Speiseimpedanz 48 und
den Interdigitalwandler 36 eine akustische Oberflächenwelle
sowie an der Antenne 25 das elektromagnetische Ausgangssignal
SA erzeugt werden.
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Die
Lade-Kapazität 46 führt eine
gewisse Integration der zu erfassenden Sensor-Spannung US durch. Je nach Auslegung der einzelnen
Komponenten der OFW-Sensoreinheit 45 kann pro Spannungsimpuls
der Sensor-Spannung US ein elektromagnetisches
Ausgangssignal SA ausgesendet werden. Es
ist aber auch möglich,
dass dies erst nach einer kritischen Anhäufung von Spannungsimpulsen
erfolgt. Bei einer weiteren nicht gezeigten Ausführungsform sind die Lade-Kapazität 46 und
das Element 47 weggelassen, so dass die Sensor-Kapazität 33 direkt
oder mittels der Speiseimpedanz 48 an den Interdigitalwandler 36 angeschlossen
ist.
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Bei
der OFW-Sensoreinheit 45 wird sowohl die eigentliche Messinformation
als auch die zum Betrieb erforderliche Energie der zu überwachenden
Umgebung, insbesondere also dem kapazitiven Spannungsteiler 29,
entnommen.
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In 9 ist
ein weiteres Ausführungsbeispiel
einer Anordnung 49 zur Lagerstromüberwachung eines Elektromotors 2 gezeigt.
Die Anordnung 49 umfasst außer den beiden in Zusammenhang
mit der Anordnung 1 bereits beschriebenen Spannungserfassungsmitteln 13 und 14 dritte
Spannungserfassungsmittel 50 zur hochfrequenten Messung
einer zwischen einem Sternpunkt 51 eines Ständerwicklungssystems 52 und
einem Motorgehäuse 53 abfallenden
Sternpunkt-Gehäuse-Spannung
Unh. Das nur schematisch angedeutete Ständerwicklungssystem 52 umfasst
drei Wicklungsstränge
für die
drei Phasenleiter L1, L2 und L3. Diese drei Wicklungsstränge sind
mittels hochohmiger Widerstände 54 zu
dem Sternpunkt 51 zusammengeführt. Letzterer ist nur zum
Zwecke der Messwerterfassung erzeugt und kann deswegen auch als „künstlich" bezeichnet werden.
Die hochohmigen Widerstände 54 nehmen
im Ausführungsbeispiel
jeweils einen Wert von 10 MΩ an. Als
Bezugspunkt der Spannungsmessung kann entweder der Sternpunkt 51 oder
das Motorgehäuse 53 dienen.
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Die
dritten Spannungserfassungsmittel 50 enthalten analog zu
den Spannungserfassungsmitteln 13 und 14 einen
Spannungsmesser 55 zur Erfassung der Sternpunkt-Gehäuse-Spannung
Unh.
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Die
Spannungsmesser
19,
20 und
55 sind elektrisch
an eine Auswerteeinheit
56 angeschlossen. Letztere ist
außer
zur bereits beschriebenen Ermittlung der Lagerströme I
L1 und I
L2 auch zu
einer Auswertung der Polaritäten
der erfassten Welle-Gehäuse-Spannung
U
rh1 und U
rh2 sowie
der Sternpunkt-Gehäuse-Spannung U
nh ausgelegt. Anhand dieser zusätzlichen
Polaritätsinformation
wird in der Auswerteeinheit
56 der Typ der Lagerströme I
L1 und I
L2 ermittelt.
Dabei wird das in der folgenden Tabelle wiedergegebene Bewertungsschema zugrunde
gelegt:
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Die
so ermittelte Information über
den Typ der Lagerströme
IL1 und IL2 kann
entweder angezeigt oder einem übergeordneten
Monitoring-System zur Verfügung
gestellt oder zur Einleitung spezifischer Gegenmaßnahmen
herangezogen werden.
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Zur
Umsetzung der zuletzt genannten Option ist bei der Anordnung 49 eine
Kompensationseinheit 57 vorgesehen, die an die Auswerteeinheit 56 angeschlossen
ist. Grundsätzlich
können
beide Einheiten 56 und 57 auch als eine gemeinsame
Einheit ausgebildet sein.
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Je
nach detektiertem Typ der Lagerströme IL1 und
IL2 werden in der Kompensationseinheit 57 die
dann erforderlichen Kompensationsschritte eingeleitet. Diese können beispielsweise
in einer Anpassung der Erdungsimpedanz des Motorgehäuses 53 oder
des nicht dargestellten Motorrahmens oder des ebenfalls nicht dargestellten
Läufers
bestehen. Mittels dieser Maßnahmen
kann eine zumindest teilweise wechselseitige Kompensation verschiedener
Typen Lagerstrom-Typen erreicht werden. Alternativ oder ergänzend ist
ein Anlagen einer Kompensationsspannung an einer geeigneten Stelle
des Elektromotors 2, beispielsweise an der Motorwelle 4,
möglich.
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Die
genannten möglichen
Kompensationsmaßnahmen
sind in 9 durch die schematisch eingetragenen
Wirkverbindungen zwischen der Kompensationseinheit 57 und
dem Motorgehäuse 53 bzw.
der Motorwelle 4 angedeutet.
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Der
Erfolg der eingeleiteten Kompensationsmaßnahmen lässt sich anhand der Auswirkung
auf den kontinuierlich mit erfassten Lagerstrom IL1 oder
IL2 beurteilen. Bei Bedarf ist eine Nachjustierung
problemlos möglich.