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Die
Erfindung betrifft eine Verzögerungsstrecke.
In der Technik werden viele Verzögerungsstrecken,
insbesondere bei optischen Materialuntersuchungen genutzt.
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Ein
Beispiel dafür
sind optische Anregungs-Abfrage-Experimente, wie z.B. das Vierwellenmischens
(VWM). Dabei treffen zwei kohärente Laserpulse
mit Wellenvektoren K1 und K2 zeitverzögert zu
einer bestimmten Zeit t = 0 und t = τ auf die zu untersuchende Probe.
Der erste der Laserimpulse generiert eine kohärente makroskopische Polarisation
P(1)(t) im Probenmaterial, welche für homogenverbreiterte Übergänge mit
einer materialcharakteristischen Zeitkonstante, der Phasenkohärenz – oder Dephasierungszeit
T abklingt. Das elektrische Feld des zweiten zeitverzögerten Anregungsimpulses wirkt
zweifach: In einem Schritt interferiert es mit der durch den ersten
Puls bedingten Polarisation und erzeugt eine reale Population von
(im Falle eines Halbleiters) freien oder gebundenen Elektron-Lochpaaren. In einem
zweiten Schritt generiert der verzögerte Puls durch nichtlinearoptische
Wechselwirkung eine kohärente
Polarisation dritter Ordnung P(3)(t, r),
die als Quelle für
ein in die phasenangepasste Richtung 2k2-k1 abgestrahltes VWM-Signal wirkt.
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Dieses
VWM-Signal kann zeitintegriert in einem langsamen Fotodetektor vermessen
werden, wobei eine zusätzliche
zeitliche oder spektrale Auflösung
des kohärenten
Signals mit Hilfe einer Kreuzkorrelationstechnik bzw. eines Monochromators
detailliertere Informationen über
die ablaufenden mikroskopischen Prozesse liefern kann.
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Ein
zeitaufgelöstes
Vierwellenmischen ist beispielsweise auf Seite 10 der Dissertation
des Erfinders Professor Dr. Martin Koch, Quantenschwebungs-Spektroskopie
an exzitonischen Übergängen in
Halbleiter-Heterostrukturen, Göttingen,
1995, Cuvillier Verlag, ISBN 3-89588-208-9
zu finden. Im Allgemeinen werden komplizierte experimentelle Aufbauten
benötigt,
wie diese beispielsweise auf Seite 16 dieser Dissertation beschrieben
sind, bei denen die ultrakurzen Lichtimpulse erzeugt werden, die
eine Subpikosekunden-Zeitauflösung erreichen.
Dabei werden meist Schrittmotor-gesteuerte optische Verzögerungsstrecken
genutzt (Seite 19 oben aao), die jedoch Probleme hinsichtlich der
Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und der Schnelligkeit der Wiederholung
bringen.
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Optische
Verzögerungsstrecken
werden vielfach genutzt, um die zeitlichen Positionen von ultraschnellen
Laserimpulsen im Verhältnis
zueinander zu steuern. Beispiele für Experimente, die optische Verzögerungsstrecken
umfassen alle Arten von Pumpe-Probenexperimente,
optische Tomographie, interferometrische Messung und Terahertz-Spektroskopie in
der Zeitdomäne.
Die bekanntesten optischen Verzögerungsstrecken
sind Schrittmotoren und „Zitterspiegel". Ein Spiegel wird
bei diesen entlang einer linearen Verschiebeeinheit bewegt. Der
Antrieb erfolgt meist mittels eines Schrittmotors oder eines periodischen
Schwingers. Dieser wird in der Praxis durch eine Lautsprecher-ähnliche
Membran realisiert, die den daran montierten Spiegel sinusförmig vor
und zurückbewegt.
Insbesondere für
bildgebende Verfahren, wie z.B. Terahertz-Spektroskopie ist eine sehr
schnelle Oszillisationsfrequenz notwendig.
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Jedoch
wird durch die sinusförmige
Hin- und Zurückbewegung
erhebliche Zeit benötigt,
die da die Massen, die bewegt werden müssen keineswegs zu vernachlässigen sind.
weiter besteht der Nachteil, daß dies
energie- und geräuschintensiv
ist. Zudem wird eine nicht- lineare
Zeitachse in geringer Genauigkeit und einer beträchtlichen „Todzeit" nicht zu vermeiden sein, da nur nahe-lineare
Bruchteile der Bewegung von praktischem Nutzen sind. Die Abtastrate ist
auf einige Hertz begrenzt.
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Weiter
ist eine Arbeit von Jingzhou Xu und X.-C. Zhang zu nennen, „Circular
involute stage", Opt.Lett.,
29, pp. 2082–2084
(2004), in der zu einem vergleichbaren Zweck eine Spiegelanordnung
beschrieben ist, in der zwei Spiegel, die an der Drehachse und dicht
benachbart angeordnet sind, einfallendes Licht (einen Laserstrahl)
auf einen Innenmantel werfen, der als Reflektor dient und entsprechend einer
Involuten gekrümmt
ist.
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Die
Erfindung hat sich zur Aufgabe gesetzt, eine Verzögerungsstrecke
zu schaffen, die einen verzögerten
auslaufenden Strahl vom ursprünglichen einlaufenden
Strahl stets hochexakt trennt und eine hohe Wiederholrate ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wird dies
durch die Merkmale des Hauptanspruches gelöst. Die Unteransprüche geben
vorteilhafte Ausführungen
der Erfindung wieder.
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Insbesondere
wird eine Verzögerungsstrecke
vorgeschlagen, bei der mit Auskoppelspiegeln und einer rotierenden
gekrümmten
Spiegelfläche
gearbeitet wird, wobei die Außenseite
des rotierenden Spiegelkörpers
wenigstens zwei voneinander abgesetzte Spiegelflächen bietet, die symmetrisch
zu einem Mittelpunkt angeordnet sind, der gleichzeitig Schwer- und
Drehpunkt des Reflektors ist.
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Dadurch
wird eine Unwucht des Reflektors vermieden und dieser kann mit hoher
Umdrehungszahl rotieren. Dadurch, dass die Verzögerungsstrecke aus einer symmetrischen
Scheibe besteht, deren Mantelfläche
verspiegelt ist, kann sie aus poliertem Metall gefertigt werden
oder auf einem anderen Material eine kostengünstige reflektierende Schicht
aufgetragen werden. Ein senkrecht zu dieser Mantelfläche einfallender
Lichtstrahl wird an dieser Spiegelfläche in sich zurückreflektiert,
wobei eine geeignete (Zylinder-)Linse zerstreuende Wirkung der gekrümmten Oberfläche kompensiert.
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Die
Geometrie der Scheibe besitzt die Besonderheit, dass sich der Radius
spiralförmig
entlang des Azimutwinkels ändert.
Das heißt
der Abstand des Punktes, an dem der Lichtstrahl reflektiert wird,
ist vom Scheibenmittelpunkt her gesehen vom Azimutwinkel abhängig. Damit
ist auch der gesamte Lichtweg und folglich die zeitliche Signalposition
abhängig.
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Die
eigentliche zeitliche Verzögerung
von optischen Signalen (z.B. kurzer Laserpulse) geschieht dadurch,
dass die Scheibe um eine Achse durch ihren Mittelpunkt gedreht wird.
Um eine Unwucht zu vermeiden sollte sich pro Umdrehung zwei oder
mehrmals der Radius zwischen minimalem und maximalem Wert ändern.
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Um
den verzögerten
(auslaufenden) Strahl vom ursprünglichen
(einlaufenden) zu trennen wird wie zuvor ein Strahlteiler eingesetzt.
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Ein
solcher Strahlteiler kann in einer Alternative der Erfindung dadurch
vermieden werden, dass die Mantelfläche des Reflektors mit einer
rechtwinkligen Kerbe versehen ist, die dazu dient, den Lichtstrahl
mit einem Versatz, jedoch immer noch parallel zur Einfallsrichtung
zurück
zu reflektieren. Die Ein- und Auskoppelung sowie die Kompensation
der Oberflächenkrümmung können dann
mit einem entgegengesetzten Frontenspiegelelement erfolgen.
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Weitere
Vorteile und Merkmale ergeben sich aus einer nachfolgenden Beschreibung
eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
anhand der beigefügten
Zeichnungen. Dabei zeigt
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1 eine
Implementation der optischen Verzögerungsstrecke, wie sie beispielsweise
in einem Terahertz-Spektrometer einen einkommenden Laserstrahl über einen
teildurchlässigen
Spiegel in einen Detektor und einen Emitterteilstrahl aufteilt
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2 die
sich beim Rückreflektieren
ergebenden geometrischen Verhältnisse,
wobei mit einer gestrichelten Linie der minimale Radius mit einer durchgezogenen
Linie der maximale Abstand der Mantelfläche vom Mittelpunkt dargestellt
ist,
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3 eine
der Draufsichtdarstellung der 2 entsprechende
Seitenansicht,
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4 eine
alternative Ausführung
der Erfindung, in der ein zweites ebenfalls gewölbtes Spiegelelement die in
der Kerbe des Reflektors zweimal reflektierte Strahlung entsprechend
dem mittleren Radius zunächst
defokussiert und entsprechend nach zweimaliger Reflektion wieder
zu einem parallelen Strahl fokussiert,
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5 die
geometrischen Verhältnisse
der Ausführung
der 4, die ohne einen Strahlteiler betrieben werden
kann (in der Seitenansicht dargestellt),
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6 THz-Wellenformen
im Vergleich zwischen Zitteranordnung („Shaker") und Erfindung (durchgezogene Linie),
und
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7 die
der 6 entsprechenden THz-Spektren im Vergleich.
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Die
in
1 gezeigte Implementation der optischen Verzögerungsstrecke
zeigt in Draufsicht den rotierenden Körper, an dessen Mantelfläche die
spiegelnde Fläche
in Gestalt einer Spirale mit den kartesischen Koordinaten
wobei a = r
min der
minimale Radium ist, θ der
Azimutwinkel zwischen 0 und Pi, und Δr der Abstand zwischen minimalem
und maximalen Radius.
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In 2 sind
die sich beim Rückreflektieren ergebenden
geometrischen Verhältnisse
in Draufsicht dargestellt, wobei mit einer gestrichelten Linie der
minimale Radius mit einer durchgezogenen Linie der maximale Radius
der nur in einem Sektor gezeigten Mantelfläche vom Mittelpunkt dargestellt
ist. In der 3 wird eine der Draufsichtdarstellung
der 2 entsprechende Seitenansicht dargestellt.
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In
perspektivischer Darstellung wird in 4 eine alternative
Ausführung
der Erfindung gezeigt, in der ein zweites ebenfalls gewölbtes äußeres Spiegelelement
die in der Kerbe des Reflektors zweimal reflektierte Strahlung entsprechend
dem mittleren Radius zunächst
defokussiert und entsprechend nach zweimaliger Reflektion wieder
zu einem parallelen Strahl fokussiert. das äußere Spiegelelement kann als
der Kerbe nachgeformter Keil bis dicht an die Mantelfläche herangesetzt
werden und wird eine Krümmung
der Spiegelflä che
aufweisen, die der mittleren Krümmung
der Mantelflächen,
hier der Kerbenwand aufweist.
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In
der 5 sind die geometrischen Verhältnisse dieser Ausführung, die
ohne einen Strahlteiler betrieben werden kann in der Seitenansicht
dargestellt. Ein parallel zur Drehachse einfallender Stahl wird
vom Keil auf die untere Kerbenseite gerichtet, wobei er parallel
zur Drehebene des Spiegelkörpers auf
die Drehachse gerichtet ist.
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Der
Strahl wird dann von der 45 ° geneigten Kerbenwandung
zur gegenüberliegenden
Wandung reflektiert, läuft
also wieder parallel zur Drehachse und wird von dieser zweiten Wandung
zurück
zum Keil und von diesem weiter z.B. in die erste Einfallsrichtung
gerichtet.
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In
einem getesteten Prototypen wurde a mit 64 nun und Δr mit 16
mm gewählt,
das einem Verzögerungsbereich
von 106ps bei einer Spiralhöhe
von h = 10 mm entspricht.
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Um
die Funktinalität
der Verzögerungsstrecke
zu testen, wurde ein 20 Femtosekunden-Titansaphierlaser mit photoleitenden
Dipolantennen genutzt und eine lineare Zitteranordnung zum Vergleich
herangezogen. In einem Vergleich der beiden Verzögerungsstrecken wurde festgestellt,
dass bei einem Betrieb dieser linearen Zitteranordnung eine Frequenz von
4 Hz der maximal erreichbare Wert ist, während das Abtasten der Spiralverzögerungsstrecke
ohne weiters bei 30 Hz möglich
ist. Bei schnelleren Motoren sind auch ohne weiteres kürzere Abtastraten möglich. Die 6 und 7 zeigen
die Terahertz-Wellenformen
und die entsprechenden Spektren, die erzeugt wurden.
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Das
Signal-Rauschenverhältnis
ist deutlich besser und im übrigen
ist für
die Spirale keine Korrektion für
die nicht-lineare Verzögerung
notwendig.