DE102005001403A1 - Verfahren und Einrichtung zum Bestimmen der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit eines Schienenfahrzeugs - Google Patents
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Abstract
Ein Verfahren und eine Einrichtung zum Bestimmen der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit (18) eines Schienenfahrzeugs (1) arbeitet auf der Grundlage von frequenzproportionalen Radachsen-Geschwindigkeitssignalen, die in einer Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8) zur Berechnung einer nachgebildeten Fahrzeug-Geschwindigkeitskurve (18) verwendet werden, und strebt an, auch veränderte Bedingungen an Steigungen, Gefälle, Kurven und bei am Fahrzeug auftretenden Schwingungen zu berücksichtigen. Dazu werden Beschleunigungswerte (21) in einem Zeitraster (20) gelesen, die Beschleunigung von nicht im Schlupfzustand befindlichen Radachsen (3) berechnet und mit den gemessenen Werten (21) des Beschleunigungsaufnehmer (19) verglichen, ein Korrekturfaktor (M) gebildet, mit dem jeweils der gemessene Beschleunigungswert (21) korrigiert und darauf die momentane tatsächliche Fahrzeuggeschwindigkeit (18) berechnet wird.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Bestimmen der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit eines Schienenfahrzeugs auf der Grundlage der von einer Kombination Polrad/Impulsgeber erzeugten frequenzproportionalen Radachsen-Geschwindigkeitssignale, die in einer Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik zur Berechnung einer nachgebildeten Fahrzeug-Geschwindigkeitskurve verwendet werden.
- Ein solches Verfahren ist aus der
DE 41 37 546 C2 bekannt. Die bekannte Verfahrensweise ist im Hinblick auf wechselnde Haftreibungsbeiwerte zwischen Rad und Schiene auf der Basis einer solchen Maßnahme gestaltet, dass ausgehend von einem in einem Bremszylinder gemessenen Druck und einem diesem entsprechenden Drucksignal und bei Auftreten einer kritischen Verzögerung einer Radachse, d.h. bei steilem Absenken des Druckes im Bremszylinder in kurzer Zeit, der momentane Haftreibungsbeiwert zwischen Rad und Schiene bestimmt wird und wobei mit den ermittelten Haftreibungsbeiwerten die mittlere Fahrzeugverzögerung bestimmt und dementsprechend die der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit durch Berechnung nachgebildete Fahrzeuggeschwindigkeit korrigiert wird. Das Verfahren hat sich bei wechselnden Haftreibungsbeiwerten, bei nasser oder trockener Schiene, bei feuchten Belägen, wie bspw. Laub, durchaus bewährt und wird entsprechend eingesetzt. - Es wurde jedoch festgestellt, dass bei einem hohen Schlupf der Achsen des Fahrzeugs die nachgebildete Fahrzeuggeschwindigkeit sich von der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit entfernt. Außerdem bewirken Steigungen, Gefälle und Kurven im Schienenverlauf und gelegentlich auftretende Schwingungen am Fahrzeug eine gewisse Verfälschung der Berechnung.
- Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Bestimmung der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit deshalb auch unter Berücksichtigung der Einflüsse von Steigungen, Gefälle und Kurven im Schienenverlauf und auf auftretenden Schwingungen am Fahrzeug zu erstrecken.
- Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass über einen an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik angeschlossenen Beschleunigungsaufnehmer die Beschleunigungswerte in einem Zeitraster in die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik eingelesen werden und dass die Beschleunigung von nicht im Schlupfzustand befindlichen Radachsen berechnet und mit den gemessenen Werten des Beschleunigungsaufnehmers verglichen, ein Korrekturfaktor gebildet, mit dem jeweils der gemessene Beschleunigungswert korrigiert und darauf die momentane tatsächliche Fahrzeuggeschwindigkeit berechnet wird. Der Vorteil ist der Beschleunigungsaufnehmer, der gestattet, aufgrund des Korrekturfaktors auch an Steigungen, Gefälle und Kurven und bei auftretenden Schwingungen am Fahrzeug die tatsächliche Geschwindigkeit unter den zusätzlichen Bedingungen zu berechnen.
- Nach weiteren Merkmalen ist ein solcher Beschleunigungsaufnehmer vorteilhaft, der Beschleunigungen im Bereich ± 0,1 bis ± 5,0 m/sec2 misst.
- Ein weiterer Vorteil ergibt sich dadurch, dass der Schienenweg-Steigungs-Winkel oder ein Gefälle-Winkel über den Korrekturfaktor ermittelt wird.
- Die in der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik vorzunehmende Berechnung erfolgt über die Gleichungen
- (1) V = V0 + t1∫t2 agemessen (t)·dt und
- (2) M = aAchse + agemessen, wobei M = Korrekturfaktor ist und
- (3) akorrigiert = agemessen + M, so dass die tatsächliche Geschwindigkeit
- (4) V = V0 + t1∫t2 akorrigiert (t)·dt ist.
- Die Einrichtung zur Bestimmung der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit eines Schienenfahrzeugs mit einem oder mehreren, an eine Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik angeschlossene Sensoren aus Polrad und Impulsgeber, deren Messsignale zur Berechnung einer Nachbildung einer Geschwindigkeitskurve zugrunde gelegt werden, ist nach der weiteren erfindungsgemäßen Ausbildung derart gestaltet, dass an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik zumindest ein Beschleunigungsaufnehmer angeschlossen ist, der Beschleunigungswerte für zumindest eine Fahrtrichtung und deren Komponenten erzeugt. Dadurch können sichere Werte für die Hauptfahrtrichtungen nach vorwärts und nach rückwärts für die Berechnung gewonnen werden.
- Eine zusätzliche Ausgestaltung besteht darin, dass der Beschleunigungsaufnehmer in seiner Einbaulage für die Messung einer auftretenden Komponente senkrecht zur Fahrtrichtung justiert ist.
- Ferner ist eine Weiterbildung vorgesehen, aufgrund deren der in der justierten Betriebsstellung befindliche Beschleunigungsaufnehmer ein optisches und/oder akustisches Positionssignal auslöst.
- Für die praktische Anordnung der Schaltkreise wird vorgeschlagen, dass der oder die Beschleunigungsaufnehmer innerhalb der Mikrocomputer-Gleitschutzschaltung einen Teil der Schaltung bildet oder außerhalb der Mikrocomputerschaltung an eine getrennte Elektronik angeschlossen ist, die mit der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik zusammenwirkt.
- In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, das nachstehend näher erläutert wird.
- Es zeigen:
-
1A eine linke Hälfte eines Blockschaltbildes für die gesamte Mess- und Steuereinrichtung eines Bremssystems für ein Schienenfahrzeug, -
1B die zu1A gehörende rechte Hälfte, -
2A das Schienenfahrzeug auf der Horizontalen zur Beschleunigungsermittlung, -
2B das Schienenfahrzeug aus2A an einer Steigung, -
2C das Schienenfahrzeug aus2A an einem Gefälle -
3 ein Diagramm eines Geschwindigkeitsverlaufs und -
4 ein Diagramm der zugehörigen Beschleunigungskurve mit dem zugehörigen Zeitraster. - Das Schienenfahrzeug
1 (1A und1B ) besitzt innerhalb eines Tragrahmens2 Drehgestelle, die sich auf Radachsen3 mit Paaren von Rädern4 stützen. Auf jeder Radachse3 ist ein Sensor5 , bestehend aus einem Polrad6 und einem Impulsgeber7 angebracht. Die Sensoren5 sind jeweils mit einer Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 verbunden. - Das Bremssystem beruht auf den an Bremsscheiben
9 angreifenden Bremsbackenpaaren10 , die jeweils über ein Bremsgestänge11 und Bremszylinder12 an einzelne Auslassventile13 angeschlossen und zu einem (nicht dargestellten) Steuerventil pneumatisch betätigbar geführt sind. Die Auslassventile13 sind über Signalleitungen14 mit der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 verbunden. Ebenso sind die Sensoren5 an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 angeschlossen. Die Hauptluftleitung15 steht über einen Druckschalter16 ebenso wie eine Ansteuerung einer MG-Bremse17 mit der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 in Verbindung. Mit der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 kann eine nachstehend genauer beschriebene Geschwindigkeitskurve18 (3 ) erzeugt werden. - Gemäß den
1A und1B ist an die Microcomputer-Gleitschutzelektronik8 (1B ) ein Beschleunigungsaufnehmer19 angeschlossen. Über ein Zeitraster20 (4 ) werden die von der Geschwindigkeitskurve18 abgeleiteten Beschleunigungswerte21 durch eine Abtastung22 eingelesen. - Die Beschleunigungswerte
21 sind als +a und –a über der x-Achse des Systems aufgetragen. Die Beschleunigung von nicht im Schlupfzustand befindlichen Radachsen3 wird berechnet und mit den gemessenen Werten des Beschleunigungsaufnehmers19 verglichen und ein Korrekturfaktor M gebildet. Mit dem Korrekturfaktor M wird der jeweils gemessene Beschleunigungswert21 korrigiert und darauf aufbauend wird die tatsächliche Fahrzeuggeschwindigkeit18 erneut berechnet. - Der Beschleunigungsaufnehmer
19 ist aus handelsüblichen Elementen derart ausgewählt, dass Beschleunigungen im Bereich ± 0,1 bis ± 5,0 m/sec2 gemessen werden können. - Gemäß den
2A ,2B und2C kann ein Schienenweg-Steigungswinkel α oder ein Gefälle-Winkel α über den Korrekturfaktor M ermittelt werden. Der Korrekturfaktor M wird über folgende Gleichungen bestimmt: - (1) V = V0 + t1∫t2 agemessen (t)·dt und
- (2) M = aAchse + agemessen, wobei M = Korrekturfaktor ist und
- (3) akorrigiert = agemessen + M, so dass die tats. Geschwindigkeit
- (4) V = V0 + t1∫t2 akorrigiert (t)·dt ist.
- Die Einrichtung zur Bestimmung der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit
18 eines Schienenfahrzeugs1 ergibt sich aus den1A und1B mit mehreren an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik8 angeschlossenen Sensoren5 , jeweils bestehend aus dem Polrad6 und dem Impulsgeber7 , der Messsignale zur Berechnung einer Nachbildung der Geschwindigkeitskurve18 zugrunde gelegt werden. - An die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik
8 ist zumindest ein Beschleunigungsaufnehmer19 angeschlossen, der die Beschleunigungswerte21 für zumindest eine Fahrtrichtung23 und für Gesamt-Komponenten23a misst. Die Beschleunigungs werte21 können positiv (+a) oder negativ (–a) sein (2A ). An einer Steigung (2B ) ergibt sich eine Gesamt-Komponente23a bei einem Steigungswinkel α in Fahrtrichtung23 aufwärts zu einer Gesamt-Komponente23b mit einer tatsächlichen Beschleunigung24 bei einer gemessenen Gesamt-Komponente23a . Für ein Gefälle (2C ) mit dem Gefällewinkel α wird die Gesamt-Komponente23a , die Gesamt-Komponente23b und die tatsächliche Beschleunigung24 je nach dem Geschwindigkeitswert positiv oder negativ und je nach Fahrtrichtung23 ermittelt. -
- 1
- Schienenfahrzeug
- 2
- Tragrahmen
- 3
- Radachse
- 4
- Rad
- 5
- Sensor
- 6
- Polrad
- 7
- Impulsgeber
- 8
- Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik
- 9
- Bremsscheibe
- 10
- Bremsbackenpaar
- 11
- Bremsgestänge
- 12
- Bremszylinder
- 13
- Auslassventil
- 14
- Signalleitung
- 15
- Hauptluftleitung
- 16
- Druckschalter
- 17
- MG-Bremse
- 18
- Geschwindigkeitskurve
- 19
- Beschleunigungsaufnehmer
- 20
- Zeitraster
- 21
- Beschleunigungswerte
- 22
- Abtastung
- 23
- Fahrtrichtung
- 23a
- Gesamt-Komponente der Beschleunigung
- 23b
- Gesamt-Komponente der Beschleunigung
- 24
- tatsächliche Beschleunigung
Claims (8)
- Verfahren zum Bestimmen der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit (
18 ) eines Schienenfahrzeuges (1 ) auf der Grundlage der von einer Kombination Polrad (6 )/Impulsgeber (7 ) erzeugten frequenzproportionalen Radachsen-Geschwindigkeitssignale, die in einer Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) zur Berechnung einer nachgebildeten Fahrzeug-Geschwindigkeitskurve (18 ) verwendet werden, dadurch gekennzeichnet, dass über einen an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) angeschlossenen Beschleunigungsaufnehmer (19 ) die Beschleunigungswerte (21 ) in einem Zeitraster (20 ) in die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) eingelesen werden und dass die Beschleunigung von nicht im Schlupfzustand befindlichen Radachsen (3 ) berechnet und mit den gemessenen Werten (21 ) des Beschleunigungsaufnehmers (19 ) verglichen, ein Korrekturfaktor (M) gebildet, mit dem jeweils der gemessene Beschleunigungswert (21 ) korrigiert und darauf die momentane tatsächliche Fahrzeuggeschwindigkeit (18 ) berechnet wird. - Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Beschleunigungsaufnehmer (
19 ) Beschleunigungen im Bereich ± 0,1 bis ± 5,0 m/sec2 misst. - Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schienenweg-Steigungs-Winkel (α) oder ein Gefälle-Winkel (α) über den Korrekturfaktor (M) ermittelt wird.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Korrekturfaktor (M) wie folgt bestimmt wird: (1) V = V0 + t1∫t2 agemessen (t)·dt und (2) M = aAchse + agemessen, wobei M = Korrekturfaktor ist und (3) akorrigiert = agemessen + M, so dass die tats. Geschwindigkeit (4) V = V0 + t1∫t2 akorrigiert (t)·dt ist.
- Einrichtung zur Bestimmung der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit (
18 ) eines Schienenfahrzeugs (1 ) mit einem oder mehreren an eine Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) angeschlossene Sensoren1 –4 aus Polrad (6 ) und Impulsgeber (7 ), deren Messsignale zur Berechnung einer Nachbildung einer Geschwindigkeitskurve (18 ) zugrunde gelegt werden, dadurch gekennzeichnet, dass an die Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) zumindest ein Beschleunigungsaufnehmer (19 ) angeschlossen ist, der Beschleunigungswerte (21 ) für zumindest eine Fahrtrichtung (23 ) und deren Komponenten (23a ;23b ) erzeugt. - Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Beschleunigungsaufnehmer (
19 ) in seiner Einbaulage für die Messung einer auftretenden Komponente (22a ;22b ) senkrecht zur Fahrtrichtung (23 ) justiert ist. - Einrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der in der justierten Betriebsstellung befindliche Beschleunigungsaufnehmer (
19 ) ein optisches und/oder ein akustisches Positionssignal auslöst. - Einrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Beschleunigungsaufnehmer (
19 ) innerhalb der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) einen Teil der Schaltung bildet oder außerhalb der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (4 ) an eine getrennte Elektronik angeschlossen ist, die mit der Mikrocomputer-Gleitschutzelektronik (8 ) zusammenwirkt.
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