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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bearbeitung eines Bereichs
der Oberfläche
eines metallischen Bauteils mit Hilfe von Laserstrahlung gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 sowie eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
6.
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Oberflächenbehandlungen
mit Hilfe eines Laserstrahls sind aufgrund ihrer vielfältigen Vorteile für viele
Anwendungsfälle
in der industriellen Produktion etabliert. Ein Laserstrahl bietet
die Möglichkeit, einen
lokal begrenzten Bereich der Oberfläche zu bearbeiten. Dadurch,
dass die Wärmeeinbringung
zeitlich und örtlich
eng begrenzt erfolgt, ergibt sich nur eine geringe Wärmebelastung
für die
Umgebung des bearbeiteten Bereichs. Weiterhin bleibt der Verzug des
Bauteils beim Abkühlen
sehr gering. Insbesondere beim Härten
müssen
durch den Einsatz von Selbstabschreckung keine zusätzlichen
Kühlmaßnahmen
getroffen werden.
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Soll
nun die Oberfläche
eines metallisches Bauteils mit Hilfe eines Laserstrahls, dessen
Wellenlänge
im mittleren Infrarotbereich liegt, also beispielsweise der Strahlung
eines CO2-Lasers, behandelt werden, so wird ein
großer
Teil der Strahlung an der Oberfläche
des Bauteils reflektiert, während
nur ein geringer Teil der Strahlung absorbiert wird, also überhaupt
in das Bauteil eindringen kann und für die Bearbeitung der Oberfläche genutzt
werden kann. Dieser Effekt ist dadurch begründet, dass bei einer Strahlung
dieser Wellenlänge
die Absorption an der Oberfläche
relativ niedrig ist. Um diesen Nachteil zu überwinden, ist es beispielsweise
bekannt, die Oberfläche
mit einer Beschichtung zu versehen, die ihre Absorptionsfähigkeit
erhöht.
Dadurch wird aber ein zusätzlicher
Verfahrensschritt eingeführt,
was Kosten und Aufwand für
die Oberflächenbearbeitung
stark erhöht.
Weiterhin ist eine solche Beschichtung unter Umwelt- und Kosten-Gesichtspunkten
nicht optimal.
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Aus
der
DE 40 33 166 A1 ist
ein Verfahren bekannt, bei dem neben dem CO
2-Laser,
mit dem die eigentliche Oberflächenbearbeitung
durchgeführt wird,
ein zweiter CO
2-Impulslaser eingesetzt wird.
Mit diesem wird während
oder direkt vor der Oberflächenbearbeitung
eine Plasmawolke über
dem Bauteil erzeugt, welche die Reflektivität der Bauteiloberfläche absenkt.
Dieses Verfahren ist jedoch durch den Einsatz eines zusätzlichen
CO
2-Laserstrahls mit hohem apparativem Aufwand
verbunden. Dadurch, dass erst ein Plasma auf der Bauteiloberfläche erzeugt
werden muss, muss der Laser weiterhin einen entsprechend hohen Energieeintrag
in das Bauteil leisten.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zum einfachen und kostengünstigen
Bearbeiten der Oberfläche
eines metallischen Bauteils mit einem Laserstrahl aus dem mittleren
Infrarotbereich vorzuschlagen.
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Unter
mittlerem Infrarotbereich wird dabei im Folgenden der Wellenlängenbereich
zwischen 2,5μm und
50μm verstanden.
Im Unterschied dazu versteht man unter nahem Infrarotbereich den dem
sichtbaren Bereich (380nm bis 780nm) benachbarten Wellenlängenbereich
von 780nm bis 2,5μm.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Merkmale der Ansprüche
1 und 6 gelöst.
Danach wird ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem vor der Bearbeitung
der Bereich mit einem zweiten Laserstrahl, welcher eine kürzere Wellenlänge im Bereich von
380nm bis 2,5μm
besitzt, bestrahlt wird.
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Durch
dieses Verfahren können
die Vorteile von Lasern aus dem mittleren Infrarotbereich, also insbesondere
die hohe Strahlqualität,
die geringen Kosten und die hohen erzielbaren Leistungen effektiv für die Oberflächenbearbeitung
genutzt werden, da durch die Veränderung
der Oberfläche
aufgrund der Vorbehandlung mit dem zweiten Laserstrahl bei der eigentlichen
Bearbeitung ein hoher Energieeintrag in das Bauteil stattfinden
kann. Auf diese Weise kann eine sehr effektive Prozessführung bei
der Oberflächenbearbeitung
erzielt werden.
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Vorteilhafterweise
wird der Bearbeitungs-Laserstrahl von einem CO2-Laser
emittiert. Dabei sind CO2-Laser vor allem
bei der Oberflächenbearbeitung ein
bereits sehr gut erprobtes Werkzeug, welches mit relativ geringen
Kosten einsetzbar ist. Das Verfahren ermöglicht so die Wegbereitung
für den
leistungsfähigen,
mit einem hohen Wirkungsgrad ausgestatteten CO2-Laser
durch einen Laser mit besseren Einkoppeleigenschaften (Anspruch
2).
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Weiterhin
wird vorteilhafterweise der zweite Laserstrahl von einem Festkörper- oder
Dioden-Laser emittiert. Dioden-Laser weisen dabei den Vorteil eines
einfachen und kompakten Aufbaus auf. Bei beiden Lasern werden in
diesem Wellenlängenbereich die
Strahlen im Material des Bauteils sehr gut absorbiert. Ferner sind
sowohl Dioden- als auch Festkörper-Laser
industriell breit verfügbar
und erprobt (Anspruch 3).
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung handelt es sich bei dem Festkörper-Laser
um einen Nd-YAG-Laser. Dieser zeichnet sich durch gute Einkopplungs-Eigenschaften
aus (Anspruch 4).
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung handelt es sich bei der
Bearbeitung der Oberfläche des
Bauteils um ein Härteverfahren.
Bei der Härtung der
Oberfläche
kommt die Kombination aus den beiden Lasertypen optimal zum Tragen.
Es können
sehr gute Ergebnisse in Bezug auf die Qualität der bearbeiteten Oberfläche erzielt
werden (Anspruch 5).
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Weiterhin
wird eine Vorrichtung zur Bearbeitung eines Bereichs der Oberfläche eines
metallischen Bauteils mit Hilfe von Laserstrahlung vorgeschlagen,
welche eine Laseroptik zur Lenkung und Fokussierung eines Laserstrahls
im mittleren Infrarotbereich umfasst. Die Vorrichtung umfasst weiterhin
einen zweiten in Vorschubrichtung des Bauteils vor der ersten angeordneten
Laserstrahl kürzerer Wellenlänge zur
Vorbehandlung des Bereichs der Oberfläche (Anspruch 6).
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Weitere
Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung gehen aus den übrigen Unteransprüchen sowie
der Beschreibung hervor.
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In
der Zeichnung ist die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
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Die
einzige Figur zeigt eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zur Bearbeitung
der Oberfläche.
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In
der einzigen Figur ist eine Vorrichtung 1 dargestellt,
mit der ein Bereich 3 der Oberfläche 5 eines Bauteils 7 mit
Hilfe eines Laserstrahls 9 bearbeitet werden soll. Es handelt
sich dabei um ein metallisches Bauteil 7. Unter Bearbeitung
kann beispielsweise eine Härtung
des Bereichs 3 der Oberfläche 5 verstanden werden.
Denkbar sind aber auch andere Verfahren zur Oberflächenbearbeitung
in Form von Umschmelzen, Legieren oder Dispergieren, allgemein sämtliche
Oberflächenbearbeitungsverfahren, bei
denen Wärmeenergie
in die Oberfläche 5 und eine
unterhalb der Oberfläche 5 liegende
Umgebung 11 eingebracht wird. Je nach Verfahren wird die
Umgebung 11 dabei aufgeschmolzen (wie z.B. beim Umschmelzen)
oder nur erwärmt
bis zu einer Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur. Das erwärmte Material
kühlt dann
nach dem Abzug der durch den Laserstrahl 9 eingebrachten
Energie aus dem Bereich 3 ab.
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Mit
dem Verfahren geht immer eine Gefügeveränderung einher, welche lokal
verbesserte mechanische Eigenschaften des Bereichs 3 der
Oberfläche 5 zur
Folge hat. Verwendet werden solche Verfahren vor allem an Flächen mit örtlich begrenzter
hoher Flächenbelastung,
beispielsweise an Lagerstellen, Laufflächen oder Dichtflächen.
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Durch
die Verwendung des Laserstrahls 9 kann durch dessen hohe
Strahlgualität
und Leistung sehr präzise
Energie eingebracht werden. Der Laserstrahl 9 wird dabei
durch eine in der Vorrichtung 1 angeordnete Laseroptik 10 gelenkt
und fokussiert. Besonders günstig
ist hierbei die Strahlung eines CO2-Lasers 13,
deren Wellenlänge
mit 10,6 μm
im mittleren Infrarotbereich liegt. CO2-Laser 13 weisen hohe
Leistungen auf, die im Bereich von 1 bis 20 kW liegen. Daher kann
der Oberfläche 5 sehr
viel Energie in einem kurzen Zeitraum zugeführt werden, was eine hohe Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens bedeutet. Weiterhin ist es nur bei derart schnell
eingekoppelter Wärmeenergie
möglich,
das Prinzip der Selbstabschreckung zu nutzen, was die Oberflächenbearbeitung
mit einem Laserstrahl 9 so attraktiv macht. So kann eine
effektive Prozessführung
mit einem optimalen Ergebnis erreicht werden, was beispielsweise
die erzielbare Härte
der Oberfläche
bei minimalem Wärmeeintrag
angeht.
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Weiterhin
umfasst die Vorrichtung 1 in diesem Ausführungsbeispiel
einen Vorschub 14, mit dem das Bauteil 7 während der
Oberflächenbearbeitung
weiter transportiert wird. Alternativ kann auch das Bauteil 7 fest
stehen und der Laserstrahl 9 relativ zum Bauteil 7 bewegt
werden. Durch die schnelle Einbringung hoher Energieströme in das
Bauteil 7 ist eine hohe Verfahrgeschwindigkeit des Laserstrahls 9 oder
des Bauteils 7 möglich.
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Handelt
es sich jedoch bei der zu bearbeitenden Oberfläche 5 um eine blanke
Oberfläche,
wie sie bei metallischen Werkstoffen wie unbehandeltem Stahl, Aluminium
oder Titan üblicherweise
vorliegt, so tritt bei der Verwendung eines CO2-Lasers
das Problem auf, dass ein Großteil
der Strahlung in diesem Wellenlängenbereich
von der Oberfläche 5 reflektiert
wird und daher nicht für
die Energieeinbringung verwertet werden kann.
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Die
Ursache für
diesen Effekt liegt darin, dass in diesem Wellenlängenbereich
die Reflektivität des
Materials des Bauteils 7 entsprechend hoch liegt. Daher
koppelt der CO2-Laser 13 schlecht
in die Oberfläche 5 des
Bauteils 7 ein.
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Aus
diesem Grund beinhaltet die Vorrichtung 1 neben der Laseroptik 10 für den Bearbeitungs-Laserstrahl 9 einen
zweiten Laserstrahl 15, mit welchem der Bereich 3 der
Oberfläche 5 vor
der eigentlichen Bearbeitung bestrahlt wird. Dieser zweite Laserstrahl 15 kann,
wie in der Figur dargestellt, durch eine zweite Laseroptik 21 geführt und
auf die Oberfläche 5 gelenkt
werden. Alternativ können
beide Laserstrahlen 9, 15 in der gleichen Laseroptik 10 geführt sein.
Die Strahlung dieses zweiten Laserstrahls 15 besitzt eine
kürzere
Wellenlänge,
die im sichtbaren Bereich oder im nahen Infrarotbereich liegt. Typischerweise
kann als zweiter Laserstrahl 15 die Strahlung eines Festkörper-Lasers 16 oder
Diodenlasers aus dem nahen Infrarot- oder sichtbaren Bereich (380nm
bis 2,5μm)
verwendet werden. Optiken von Festkörper-Lasern zeichnen sich durch
einen einfachen und kompakten Aufbau aus und sind daher leicht in
die Vorrichtung 1 zu integrieren. Ein Beispiel für einen
geeigneten Festkörper-Laser 16 ist
ein Nd-YAG-Laser 17, der eine Wellenlänge von 1,06μm aufweist.
Ein Dioden-Laser ist selbst sehr kompakt und kann daher gegebenenfalls
auch direkt integriert werden.
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Während die
Leistung des nahen Infrarot-Lasers oder Festkörper-Lasers 16, die
typischerweise unter 6 kW beträgt,
allein nicht ausreicht, um eine effektive und kostengünstige Oberflächenbearbeitung durchzuführen, ist
er doch für
eine Vorbehandlung der Oberfläche 5 sehr
gut geeignet. Denn die Strahlung dieser Wellenlänge koppelt deutlich besser
in die Oberfläche 5 des
Bauteils 7 ein. Dadurch, dass der Bereich 3 der
Oberfläche 5 über eine
gewisse Zeitdauer der Strahlung des zweiten Laserstrahls 15 ausgesetzt
ist, erwärmt
er sich bereits, und die Oberfläche
verfärbt
sich, was als Anlassfarbe bezeichnet wird. Unter Anlassfarben, auch
als Anlauffarben bezeichnet, werden durch Interferenz farbig erscheinende
Oxidschichten verstanden, die sich beim Erhitzen auf blankem Metall
bilden und bei steigender Temperatur allmählich dicker werden. Diese
Farben dienen beim Anlassen als Maß für die Temperatur. Sie treten
beispielsweise bei Stahl in folgender Reihenfolge auf: strohgelb
(220 °C),
purpur (260 °C),
violett (280 °C),
kornblumenblau (300 °C),
grau (400 °C).
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Durch
den vorausgehenden Wärmeeintrag wird
die Oberfläche 5 durch
die Oxidation also gewissermaßen
geschädigt.
Somit ist dann der Bereich 3 wesentlich besser geeignet
für die
eigent liche Oberflächenbearbeitung
durch den Bearbeitungs-Laserstrahl 9,
da nur noch ein geringerer Teil der Strahlung des CO2-Lasers 13 reflektiert
wird. Der Laserstrahl 9 koppelt besser in die Oberfläche 5 ein,
und der Wirkungsgrad und die Einhärtetiefe der Wärmebehandlung
kann deutlich erhöht
werden.
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In
diesem Ausführungsbeispiel
sind Bearbeitungs-Laserstrahl 9 und zweiter Laserstrahl 15 in
der gleichen Vorrichtung 1 untergebracht, und der zweite Laserstrahl 15 ist,
in Vorschubrichtung 19 des Bauteils 7 gesehen,
vor dem Bearbeitungs-Laserstrahl 9 angeordnet,
so dass die Vorbehandlung zeitlich direkt vor der Oberflächenbearbeitung
erfolgen kann. Denkbar ist auch eine beinahe gleichzeitige Einwirkung
der Laserstrahlen 9, 15 auf den Bereich 3.
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Nachdem
der Bereich 3 aus dem Bereich der Laserstrahlung 9, 15 heraus
transportiert wurde, kommt es zu einer schnellen Abkühlung mit
dem gewünschten
Effekt eines veränderten
metallischen Gefüges,
also beispielsweise eine lokal erhöhte Härte oder Zähigkeit im Bereich 3.
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Das
Verfahren und die Vorrichtung sind nicht beschränkt auf das vorgestellte Ausführungsbeispiel.
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Neben
dem hier dargestellten ND-Yag-Laser 17 können auch
andere Festkörper-Laser 16 zum Einsatz
kommen, sofern sie Strahlung in einem geeigneten Wellenlängenbereich
erzeugen. Weiterhin sind Scheiben-, Dioden- oder Faserlaser denkbar. Bei
Festkörper-
und Diodenlasern ist eine einfache Integration in die Vorrichtung
durch die Glasfaserübetragung
der Laserleistung möglich.
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Weiterhin
kann neben der von einem CO2-Laser 13 emittierten
Strahlung eine andere Laserstrahlung aus dem gewünschten Wel lenlängenbereich
mit entsprechend hoher Leistung zum Einsatz kommen.
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Die
zweite Laseroptik 21 kann weiterhin, je nach Bauteil 7 und
gewünschter
Verfahrensführung in
einer separaten, räumlich
getrennten bzw. relativ zur ersten Laseroptik 10 bewegbaren
Einheit angeordnet sein, was unter Umständen eine höhere Flexibilität des Verfahrens
bedeutet. So kann beispielsweise die Vorbearbeitung der Oberfläche 5 durch
den zweiten Laserstrahl 15 in einem größeren zeitlichen Abstand vor
der Oberflächenbearbeitung
durchgeführt
werden.