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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines Anzugverhaltens
einer Schraubeinrichtung mit einem insbesondere elektrischen Antriebsmotor.
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Bekannte
Schraubeinrichtungen weisen einen elektrischen Antriebsmotor auf,
der über
ein Getriebe mit einer Aufnahmeeinrichtung verbunden ist, die zur
Aufnahme des Schraubwerkzeugs, beispielsweise einer Schraubennuss,
dient. Um eine Schraube beispielsweise mit einem vorgegebenen Drehmoment
anzuziehen, ist es bekannt, Abtriebsdrehmomente der Schraubeinrichtung über die
Stromaufnahme des Motors zu bestimmen. Hierbei werden jedoch die
Bedingungen des einzelnen Schraubfalls nicht berücksichtigt. Insbesondere die
Reibung im Gewindegang und unter dem Schraubenkopf ist je nach Art
der verwendeten Schraube, der Länge
der Schraube etc. unterschiedlich. Ein weiteres Problem ist die
nach dem Abschalten des Antriebsmotors der Schraubeinrichtung verbleibende
Rotationsenergie, die auch nach dem Abschalten der Schraubeinrichtung
zu einem Weiterdrehen der Schraube führt.
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Zwar
wird der Motor bei einem bestimmten Strom abgeschaltet, aber je
nach Schraubfall wirkt sich die Rotationsenergie unterschiedlich
auf das Stillstandsdrehmoment aus. Die zum Zeitpunkt des Abschaltens
in der Schraubeinrichtung gespeicherte Energie wird je nach „Widerstand
der Schraube" in eine
Drehmomenterhöhung
oder einen Weiterdrehwinkel umgewandelt.
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Hieraus
ergibt sich die Konsequenz, dass die Stromaufnahme des Motors nicht
grundsätzlich
(unabhängig
vom Schraubfall) einem Abtriebsmoment zugeordnet werden kann. In
der Praxis muss die Schraubeinrichtung auf den einzelnen Schraubfall eingemessen
werden. Für
den Hersteller einer solchen Schraubeinrichtung bedeutet dies, dass
die Angabe des Drehmomentbereiches sich auf einen Referenzschraubfall
bezieht oder für
jeden Schraubfall des Anwenders eine Zuordnung der Schraubereinstellung
bestimmt werden muss. Verändern
sich die Bedingungen, bei denen die Schraubeinrichtung eingestellt
wurde, wird auch das Ergebnis beeinflusst.
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Auf
Grund des Nachlaufens der Schraubeinrichtung ist das exakte Anzugsdrehmoment
der Schraube nicht bekannt und kann je nach Schraubfall stark variieren.
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Grundsätzlich besteht
die Möglichkeit,
die Drehzahl des Motors beim Abschalten möglichst klein zu halten, so
dass das Nachlaufen verringert ist. Hierdurch würde sich jedoch die Schraubzeit
verlängern.
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Eine
weitere Möglichkeit
besteht darin, am Abtrieb der Schraubeinrichtung, d. h. an der Werkzeugaufnahme
einen Drehmoment und/oder einen Drehwinkelsensor vorzusehen. Die
Sensorsignale müssen
sodann an eine Steuerung übertragen
und von dieser verarbeitet werden. Hierbei kann die beim Abschalten
der Schraubeinrichtung verbleibende Rotationsenergie berücksichtigt
werden. Durch einen entsprechenden Abzug vom Soll-Drehmoment wird das
Abschaltdrehmoment bestimmt. Derartige Schraubeinrichtungen weisen
jedoch den Nachteil auf, dass im Bereich des Abtriebs empfindliche
Sensoren vorgesehen sein müssen,
die entsprechend geschützt
werden müssen.
Ferner ist es erforderlich, zur Übertragung
der Sensorsignale im Bereich rotierender Teile Datenübertragungskabel
vorzusehen. Derartige Schraubeinrichtungen sind daher störanfällig.
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Da
die Bestimmung des Anzugsdrehmomentes stark von Reibeinflüssen abhängig ist,
ist es ferner bekannt, anstatt der Bestimmung des Drehmoments den
Drehwinkel zu bestimmen. Auf Grund des Drehwinkels kann eine Längenänderung
der Schraube, die eine Vorspannkraft erzeugt, definiert werden. Die
Bestimmung des Drehwinkels ist unabhängig von Reibwerten, die beispielsweise
im Gewinde oder unter dem Schraubenkopf auftreten. Auf Grund von
Setzungserscheinungen und Klaffungen, die auf die Erzeugung der
Vorspannkraft Einfluss haben, ist es jedoch nicht ausreichend, die
Vorspannung allein über den
Drehwinkel zu bestimmen. Durch auftretende Setzungen wird die geforderte
Längenänderung
der Schraube, die drehproportional zur Vorspannkraft ist, verringert.
Bei dem Vorspannen über
den Drehwinkel muss somit sichergestellt sein, dass die zu verspannenden
Bauteile gefügt
sind.
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Um
eine möglichst
definierte Vorspannkraft zu erzeugen, ist somit eine Kombination
aus dem Drehmoment und dem Drehwinkel besser geeignet. Das Fügemoment
bzw. das Anzugsmoment wird hierbei so gewählt, dass alle Bauteile gefügt sind
und mit dem Drehwinkel die Vorspannkraft der Schraubverbindung erzeugt
wird.
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Wenn
die Kombination aus Drehmoment und Drehwinkel in einem Arbeitsgang
durchgeführt
wird, kann ferner eine Kontrolle durchgeführt werden. Hierbei wird beim
Vorspannen einer Schraubverbindung mittels Drehmoment der überstrichene
Drehwinkel als Kontrollparameter genutzt. Ebenso kann beim Vorspannen
mittels Drehwinkel das Drehmoment als Kontrolle genutzt werden.
Eine Schraubverbindung hat nur dann die geforderte Vorspannung,
wenn sowohl das erforderliche Drehmoment als auch der geforderte
Drehwinkel innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereichs lägen.
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Eine
Schraubeinrichtung, in der sowohl das Drehmoment als auch der Drehwinkel
berücksichtigt werden,
ist beispielsweise in
DE 101
33 923 beschrieben. Bei der hier beschriebenen Schraubeinrichtung
wird die Schraube zunächst
unter Messung des Drehmoments angezogen, bis ein Fügemoment erreicht
ist. Anschließend
erfolgt ein Weiterdrehen der Schraube um einen vorgegebenen Drehwinkel. Der
Drehwinkel wird hierbei gemessen, wobei vor Erreichen des geforderten
Soll-Drehwinkels unter Berücksichtigung
von in Probeläufen
ermittelten Korrekturwerten der Antrieb vorzeitig abgeschaltet wird,
um das gewünschte
Soll-Drehmoment und den gewünschten
Soll-Winkel innerhalb eines Toleranzbereichs zu treffen. Bei diesem
Verfahren ist das Durchführen
von Probeläufen
zur Ermittlung von Korrekturwerten erforderlich. Es wäre somit
eine Vielzahl von Probeläufen
erforderlich, wenn eine Vielzahl unterschiedlicher Schraubfälle berücksichtigt
werden soll.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Steuerung eines Anzugverhaltens
einer Schraubeinrichtung zu schaffen, mit dem ein vorgewähltes Drehmoment
und/oder ein vorgewählter
Drehwinkel auf einfache Weise, insbesondere ohne das Vorsehen von
Sensoren am Abtrieb, erreicht werden kann.
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Die
Lösung
der Aufgabe erfolgt durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 8.
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Bei
einer ersten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Steuerung eines Anzugverhaltens einer Schraubeinrichtung erfolgt
die Überwachung
des Drehmoments. Hierzu wird zunächst
die aktuelle zeitliche Änderung
der Motordrehzahl ermittelt. Dies kann durch einen an der Abtriebswelle
des Motors vorgesehenen Drehzahlsensor erfolgen. Als Drehzahlsensor
ist vorzugsweise ein optischer Drehzahlsensor vorgesehen, um durch das
elektrische Feld des Motors hervorgerufenen Störungen zu vermeiden. Ferner
wird ein aktuelles Drehmoment, das an der Schraube, d. h. am Abtrieb bzw.
der Werkzeugaufnahme der Schraubeinrichtung auftritt, bestimmt.
Hierbei erfolgt die Bestimmung des aktuellen an der Schraube auftretenden Drehmoments
in Abhängigkeit
der aktuellen zeitlichen Änderung
der Motordrehzahl. Erfindungsgemäß wird ein
Restdrehmoment bestimmt. Bei dem Restdrehmoment handelt es sich
um das verbleibende Drehmoment, das nach dem Abschalten der Schraubeinrichtung
das Nachlaufen hervorruft. Hierbei erfolgt erfindungsgemäß die Bestimmung
des Restdrehmoments in Abhängigkeit
der aktuellen, d. h. momentanen zeitlichen Momentenänderung.
Der Antriebsmotor wird erfindungsgemäß bei Erreichen eines Abschaltmoments
abgeschaltet, wobei das Abschaltmoment in Abhängigkeit des aktuellen Drehmoments
und des Restdrehmoments bestimmt wird.
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Auf
Grund der erfindungsgemäßen Bestimmung
des zu einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich an der Schraube auftretenden
Drehmoments und des insbesondere auf Grund von Trägheitsmomenten
hervorgerufenen Restdrehmoments ist erfindungsgemäß ein Abschalten
des Antriebsmotors zu einem Zeitpunkt derart möglich, dass nach dem Verbrauchen
des Restdrehmoments die Schraube das geforderte Drehmoment aufweist.
Erfindungsgemäß ist es
hierbei möglich,
sowohl das Restdrehmoment als auch das aktuell an der Schraube vorhandene Drehmoment
ohne am Abtrieb vorgesehene Sensoren zu bestimmen. Vorzugsweise
erfolgt die Bestimmung auf Grund bekannter bzw. gemessener Daten und
auf Grund unmittelbar am Antriebsmotor vorgenommenen Messungen,
insbesondere der Messung der aktuellen Motordrehzahl in Abhängigkeit
der Zeit.
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Vorzugsweise
wird das Restdrehmoment zusätzlich
in Abhängigkeit
der aktuellen Motordrehzahl bestimmt. Zur Bestimmung des Restdrehmoments
ist insbesondere die aktuelle zeitliche Momentenänderung von Bedeutung. Da die Änderung
des Moments und nicht die tatsächliche
Größe des Moments
relevant ist, kann diese unmittelbar am Motor als abgegebenes Abtriebsmoment
ermittelt werden.
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Vorzugsweise
wird zur Bestimmung des aktuellen Drehmoments an der Schraube neben
der zeitlichen Änderung
der Motordrehzahl auch das aktuelle vom Motor abgegebene Drehmoment
bestimmt. Dies erfolgt vorzugsweise in Abhängigkeit der aktuellen Motordrehzahl.
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Das
vom Motor abgegebene Drehmoment kann in Abhängigkeit der Drehzahl und der
Energiezufuhr, z. B. bei dem Phasenanschnitt, aus einer hinterlegten
Tabelle entnommen werden. Es ist ebenso möglich, das vom Motor abgegebene
Drehmoment auf Grundlage der Drehzahl und des Trägheitsmoments zu berechnen.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Steuerung des Anzugsverhaltens einer Schraubeinrichtung
durch die Bestimmung des Drehwinkels. Hierzu wird zuerst der aktuelle Drehwinkel
bestimmt. Ferner wird ein Nachlaufwinkel in Abhängigkeit der aktuellen zeitlichen Änderung des
Drehwinkels bestimmt. Ein Abschalten des Antriebsmotors erfolgt
erfindungsgemäß sodann
bei Erreichen eines Abschaltwinkels. Erfindungsgemäß wird der
Abschaltwinkel in Abhängigkeit
des aktuellen Drehwinkels und des Nachlaufwinkels bestimmt. Auch
bei dieser bevorzugten Ausführungsform
ist ein Bestimmen des Abschaltzeitpunktes des Antriebsmotors unabhängig von
am Abtrieb angeordneten Sensoren möglich. Insbesondere auf Grund
der Berücksichtigung
des Nachlaufwinkels kann der vorgegebene Drehwinkel der Schraube
exakt eingehalten werden.
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Vorzugsweise
wird der Nachlaufwinkel zusätzlich
in Abhängigkeit
der aktuellen Motordrehzahl bestimmt, wobei die Motordrehzahl wiederum
mit Hilfe eines vorzugsweise optischen Sensors unmittelbar an der
Abtriebswelle des Antriebsmotors ermittelt wird.
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Vorzugsweise
wird der aktuelle Drehwinkel aus der Anzahl der Umdrehungen ggf.
unter Berücksichtigung
eines Übersetzungsverhältnisses
bestimmt.
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Besonders
bevorzugt ist eine Kombination der vorstehend beschriebenen Verfahren,
so dass bei einem Verfahren zur Steuerung des Anzugverhaltens einer
Schraubeinrichtung ein Abschalten des Motors bei Erreichen eines
Abschaltmoments und/oder bei Erreichen eines Abschaltwinkels erfolgt. Hierdurch
ist es möglich, äußere Einflüsse zu berücksichtigen.
Insbesondere kann eine Fehlermeldung erzeugt werden, wenn das Abschaltmoment und/oder
der Abschaltwinkel nicht innerhalb eines vorgegebenen Bereichs liegt.
Eine entsprechende Fehlermeldung kann selbstverständlich auch
in Abhängigkeit
des bestimmbaren, nach dem Abschalten erzielten Drehmoments bzw.
Drehwinkels erfolgen.
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Nachfolgend
wird die Erfindung an Hand von Berechnungsformeln an Hand einer
bevorzugten Ausführungsform
detailliert erläutert:
Beim
Anziehen einer Schraubverbindung soll eine Vorspannkraft in der
Schraube erzeugt werden. Dies geschieht über die Längendehnung der Schraube. Bei
z.B. einer Schraube M36 mit einer Steigung von 4mm ergibt sich eine
Längenänderung
um 0,011 mm/°.
Um diese Längenänderung
durchzuführen
ist eine Vorspannkraft bzw. ein entsprechendes Drehmoment bzw. Drehwinkel
erforderlich. Schrauben mit gleichem Gewinde aber verschiedenen
Längen
benötigen
zum erreichen der gleichen Vorspannkraft unterschiedliche Längendehnungen,
gemäss Gleichung
(1.0)
- Δl
- = Längenänderung
- FV
- = Vorspannkraft
- l0
- = Klemmlänge
- AS
- = Spannungsquerschnitt
- E
- = Elastizitätsmodul
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Demzufolge
besteht beim Verschrauben ein direkter Zusammenhang zwischen Vorspannkraft Drehwinkel
und Steigung des Gewindes. Gleichung
(1.1)
- α
- = Drehwinkel
- P
- = Gewindesteigung
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Beim
Vorspannen einer Schraubverbindung mittels Drehwinkel hat Reibung
keinen Einfluss auf die erreichte Vorspannkraft. Beim Vorspannen
einer Schraubverbindung mittels Drehmoment hat Reibung Einfluss
auf die erreichte Vorspannkraft. Wobei Gewindereibung und Kopfreibung
die entscheidenden Einflussfaktoren sind. Hinzu kommt, dass die Reibbeiwerte
sehr stark schwanken. Die Reibbeiwerte sind abhängig von z.B. Schmierzustand
der Schraubverbindung, Werkstoffpaarung, Oberflächenbeschaffenheit etc. Dies
wird durch die Gleichung (1.3) zu Berechnung des erforderlichen
Drehmomentes zur Erzeugung der Vorspannkraft deutlich. Gleichung
(1.3)
- MA
- = Anzugsmoment der
Schraube
- FVM
- = Montage-Vorspannkraft
der Schraube
- d2
- = Flankendurchmesser
des Gewindes
- φ
- = Steigungswinkel
des Getriebes
- ρ'
- = Reibungswinkel des
Gewindes
- μK
- = Reibungszahl für die Auflagefläche
- dK
- = wirksamer Reibungsdurchmesser
in der Schraubkopf- oder
Mutterauflage
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Bei
Annahme eines mittleren Reibbeiwertes von 0,14 lässt sich an Hand dieser Gleichung
leicht erkennen, dass nur etwa 10% des Drehmomentes zur Erzeugung
der Vorspannkraft genutzt werden können.
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Zum
Einsatz kommt beispielsweise ein Universalmotor, wie er auch in
handelsüblichen
Handwerkzeugen eingesetzt wird. Der Motor wird über eine Phasenanschnittsteuerung
betrieben. Zur Vervielfältigung
des Motordrehmomentes wird ein Übersetzungsgetriebe
verwendet.
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Hinzu
kommt noch das Drehmoment aus der gespeicherten Rotationsenergie
im System. Dieses Drehmoment kann aus dem Drehzahlabfall beim Schrauben
berechnet werden. Beide aktuellen Drehmoment-Werte ergeben am Schrauber bei
bekanntem Übersetzungsverhältnis und
Wirkungsgrad ein entsprechendes Abtriebsmoment.
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Das
Nachlaufen des Schraubers ist abhängig von der Drehzahl beim
Abschalten. Befindet sich die Vorspannung der Schraube während des
Schraubens im linearen Bereich der Spannungs-Dehnungs-Kennlinie
so ist der Anstieg des Drehmomentes pro Drehwinkelabschnitt gleich.
Aus diesem Anstieg ist der Abfall des Drehmomentes nach Abschalten
bestimmbar.
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Zur
Ableitung einer solchen Steuerungsvorschrift ist es erforderlich,
den Antriebsstrang ausreichend genau zu kennen.
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Allgemein
gilt für
ein rotierendes mechanisches System: Gleichung
(1.4)
- =
Winkelgeschwindigkeitsänderung
- =
Summe aller Momente
- J = Trägheitsmoment
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Die
Gleichung bedeutet, dass die Winkelbeschleunigung des Systems proportional
zur Summe der Momente am System ist. Proportionalitätsfaktor ist
das Trägheitsmoment
J. Die Summe aller Momente ist Gleichung
(1.5)
also die Summe des Antriebsmoments M
a,
des Reibmoments M
r und des Widerstandsmoments
M
W, dass über die Last auf das System
wirkt.
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Da
sich der Rotor mit einer wesentlich höheren Drehzahl als das gesamte
mechanische System dreht, spielt dieser für das gesamte Trägheitsmoment die
entscheidende Rolle.
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Für die Bestimmung
des Maschinenmoments wird die Abhängigkeit des Moments eines
solchen Antriebs von der Spannung und der Antriebsdrehzahl ausgenutzt.
Für die
Bestimmung des abgegebenen Antriebsmoment M
EM kann
z.B: eine Tabelle in einem Prozessor hinterlegt werden, die empirisch ermittelte
Wert des Motordrehmomentes enthält.
Mit Hilfe der beiden Dimensionen „Drehzahl" und „Phasenanschnitt" kann z.B. ein Prozessor
das Antriebsmoment bestimmen. Die Drehzahl wird aktuell gemessen.
Der Phasenanschnitt ist bekannt. Eine solche Tabelle kann aus einer
Beschleunigungskurve des Antriebs ermittelt werden. Hierbei wird
ein bestimmter Phasenanschnittswinkel eingestellt und der Antrieb
vom Stillstand auf die Enddrehzahl beschleunigt. Aus dem sich ergebenden
Verlauf der Drehzahl über
die Zeit lässt
sich bei bekanntem Trägheitsmoment
das für
die Last in jedem Betriebspunkt verfügbare Moment über die
Steigung der Kurve nach Gleichung (1.6) ermitteln. Bei einer solchen
Messung ist die innere Reibung des Antriebs und des angebauten Getriebes
bereits berücksichtigt
und braucht nicht gesondert vermessen zu werden. Gleichung
(1.6)
- J = Trägheitsmoment
- =
Winkelgeschwindigkeitsänderung
- =
Leerlaufwinkelgeschwindigkeit
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Somit
kann das aktuelle Abtriebsdrehmoment zu jedem Zeitpunkt mit Gleichung
(1.7) bestimmt werden. Gleichung
(1.7)
- M0 aktuelles Drehmoment
an der Schraube
- ηGetriebe Wirkungsgrad des Getriebes
- Mem abgegebenes Antriebsmoment
- Jges Trägheitsmoment des gesamten Antriebs
(ermittelt im Versuch)
- ü Übersetzungsverhältnis des
Getriebes
- Drehzahlabfall
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Beim
Anziehen einer Verschraubung muss das Verschraubungswerkzeug bei
einem gewähltem Drehmoment
zum Stillstand kommen. Da die gespeicherte Rotationsenergie im System,
die Schraube solange weiterdreht bis die Energie aufgebraucht ist, muss
der Schrauber vorher abgeschaltet werden. Der Drehmomentanstieg
nach dem Abschalten des Schraubers, wird aus Drehmoment und Drehzahlverhalten
nach Gleichung (1.8) beim Schraubvorgang ermittelt. Gleichung
(1.8)
- ΔM
- Änderung des Drehmomentes von
einem Abtastzeitpunkt zum nächsten
- M0
- aktuell berechnetes
Drehmoment nach Gleichung 1.7
- n
- aktuelle Drehzahl
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Somit
ist es möglich,
sowohl das aktuelle Drehmoment beim Schrauben, als auch das Enddrehmoment
nach dem Stillstand des Schraubers zu bestimmen. Wenn während des
Schraubvorgangs Gleichung 1.7 und 1.8 laufend berechnet werden,
ist das Drehmoment beim dem der Schrauber zum Stillstand kommen
wird zu jeder Zeit bekannt.
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Der
Drehwinkel ist aus Drehzahl und Übersetzungsverhältnis einfach
zu errechnen. Anzahl der Umdrehungen am Antrieb, geteilt durch Übersetzungsverhältnis des
Getriebes, geteilt durch 360° ergibt
den überstrichenen
Drehwinkel.
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Das
Nachlaufen des Schraubers, nach dem Abschalten, kann aus den Parametern
des Verschraubungsvorganges (wie beim Drehmomentmodus) ermittelt
werden. Hierzu werden die Momente durch die entsprechenden Drehwinkelparameter
ersetzt.
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Dadurch
kann das erreichte Enddrehmoment und der erreichte Enddrehwinkel
von unterschiedlich langen Schrauben, harter oder weicher Schraubfall,
Reibwert und sonstigen Einflussgrößen nicht mehr beeinflusst
werden.
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Eine
erfindungsgemäße Schraubeinrichtung, die
insbesondere zur Durchführung
der vorstehend beschriebenen Verfahren geeignet ist, weist einen elektrischen
Antriebsmotor auf, der über
ein Getriebe mit einer Aufnahmeeinrichtung zur Aufnahme eines Schraubwerkzeuges,
wie einer Schraubennuss, verbunden ist. Bei dem elektrischen Antriebsmotor
handelt es sich vorzugsweise um einen Reihenschlussmotor, wie er
von Bohrmaschinenantrieben bekannt ist. Über eine geeignete Phasenanschnittsteuerung erfolgt
die Energiezufuhr zu der Schraubeinrichtung. Hierdurch ist die Leerlaufdrehzahl
und die Schraubgeschwindigkeit einstellbar. Bei dem veränderten Getriebe
handelt es sich vorzugsweise um ein Planetengetriebe. Bei einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
ist ein Drehzahlsensor, der zur Ermittlung der momentanen Motordrehzahl
oder zur Ermittlung einer Änderung
der Motordrehzahl zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
erforderlich ist, als optischer Sensor ausgebildet. Das Vorsehen
eines optischen Sensors hat den Vorteil, dass, im Unterschied zu
induktiven Sensoren, das Motormagnetfeld keine negativen Einflüsse auf
das Sensorsignal hat. Der optische Sensor kann somit sehr nahe am
Elektromotor angeordnet werden. Vorzugsweise weist der Sensor zur
Drehzahlbestimmung eine Lichtschranke auf. Bei der Lichtschranke
handelt es sich vorzugsweise um eine UV-Lichtschranke. Dies hat
den Vorteil, dass die Lichtschranke weniger störanfällig ist. Insbesondere sichtbares
Licht könnte gestört werden,
wenn sich im Bereich der Lichtschranke Öffnungen in dem Gehäuse befinden,
die beispielsweise zur Motorkühlung
erforderlich sind. Besonders bevorzugt ist es, den Drehzahlsensor
an der Kollektorseite der Ankerwelle anzuordnen. Die Ankerwelle
ist wiederum vorzugsweise in dem Innenraum des Handgriffgehäuses der
Schraubeinrichtung angeordnet.
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Vorzugsweise
sind die zur Steuerung des Schraubers notwendigen elektronischen
Baugruppen im Handgriff des Schraubers integriert. Zur Spannungsversorgung
der Elektronik ist ein Weitbereichsnetzteil, das vorzugsweise einen
Bereich von 80 V bis 254 V aufweist, vorgesehen.
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Die
Einstellung der Schraubparameter kann über ein Graphikdisplay, das
vorzugsweise eine Folientastatur oder einen Touchscreen aufweist,
erfolgen. Hierbei sind die Parameter über eine Menuführung strukturiert.
Des weiteren weist die Schraubeinrichtung vorzugsweise eine Datenübertragungsschnittstelle,
beispielsweise eine Infrarot-Schnittstelle, eine Bluetooth-Schnittstelle
oder eine USB-Schnittstelle auf.