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Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft einen mehrschichtigen Strahlenschutzbaukörper, insbesondere
zur Abschirmung von Gamma- und/oder Teilchenstrahlung aus Hochenergie-
und/oder Kernreaktionen und zur Verwendung als Wand, Boden oder
Decke einer Strahlenschutzkammer.
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Hintergrund der Erfindung
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Hochenergiebeschleuniger
für Teilchenstrahlen
werden bisher hauptsächlich
in der Grundlagenforschung genutzt. Anwendungen anderer Art z.B.
zur Energieerzeugung werden im Zusammenhang mit der Trägheitsfusion
diskutiert, wo Schwerionenbeschleuniger als Treiber für Kernfusionsreaktionen
dienen.
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Ferner
steht die Verwendung von Teilchenbeschleunigern in der Medizin zur
Tiefen-Tumorbestrahlung kurz vor dem Übergang vom medizinischen Forschungsvorhaben
zum anerkannten Heilverfahren. Kliniken für dedizierte Teilchenbestrahlungen
werden zurzeit in Heidelberg, Deutschland gebaut (vgl. K.D. Gross,
M. Pavlavic (Editors), Report of the DKFZ, GSI, and FZR (1998))
oder werden demnächst
in München,
Deutschland fertig gestellt (vgl. www.rptc.de, Rinecker Proton Therapy
Center eine Einrichtung der PRO-HEALTH AG).
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Europaweit
sind verschiedene Anlagen für
Ionentherapie in Planung wie z.B. die CNA in Italien, das Medaustron-Projekt
in Österreich
oder ein Beschleuniger am Karolinska-Hospital in Stockholm. Seit
mehreren Jahren in Betrieb ist die Protonentherapieanlage mit isozentrischer
Gantry am PSI in Villigen in der Schweiz.
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Bei
allen Anlagen stellt sich überall
dort wo Strahlverluste oder Strahldeponierungen stattfinden das technische
Problem, Abschirmmaßnahmen
zu definieren, um die Strahlenpegel außerhalb dieser Bereiche zu reduzieren
und insbesondere auf einem Niveau zu halten, so dass die Vorgaben
(Grenzwerte) der jeweiligen nationalen Strahlenschutzgesetzgebungen
eingehalten werden.
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An
Beschleunigeranlagen und generell in der Kerntechnik werden bislang
hauptsächlich
Betonabschirmungen in Form von fest gegossenen Wänden und Decken verwendet.
Alternativ kommen einzelne Abschirmmodule, die als Einzelteile zusammengesetzt
eine Gesamtabschirmung ergeben zur Anwendung. Für spezielle Anforderungen an
die Abschirmung können
neben Normalbeton mit typischen Dichten im Bereich von 2,3 g/cm3 auch schwere Betonsorten mit entsprechenden
Zuschlägen
wie z.B. Magnetit-, Limonit- oder Barytbeton mit Dichten bis zu
3,6 g/cm3 verwendet werden (siehe auch DIN
25413). Da diese Betonsorten jedoch kostenintensiv sind, wird in
der Praxis zur Optimierung der Kosten und des erzielten Abschirmergebnisses
zumeist Normalbeton verwendet.
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Hochenergiebeschleuniger
erzeugen, wenn Ionen in Materie abgebremst werden, durch Kernwechselwirkungen
verschiedene Sekundärstrahlungen.
Wird z.B. ein Ionenstrahl im Bereich von GeV pro Nukleon oder noch
höher verwendet,
wird verstärkt
Pionenstrahlung in Richtung des Primärionenstrahls erzeugt. Dieser scharf
gerichtete Pionenstrahl zerfällt
in Myonen. Ferner entsteht vermehrt hochenergetische Neutronen-
oder Photonenstrahlung.
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Diese
hochenergetische Strahlung hat eine sehr hohe Reichweite, sogar
in sehr dichter Materie wie z.B. Beton.
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Folglich
muss bei sehr hohen Teilchenenergien wie z.B. für einen 30 GeV Protonenstrahl,
der in Materie gestoppt wird, eine sehr lange bzw. dicke Abschirmung
installiert werden. Deshalb weisen bislang bekannte Abschirmungen
zum Teil sehr hohen Wandstärken
auf, um die Strahlung wirksam abschirmen zu können.
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Wenn
also Beton als Abschirmmaterial verwendet wird, müssen daher
große
Mengen an Beton verarbeitet und in entsprechende vorgegebene Formen
gegossen werden. Dies ist in mehrerer Hinsicht nachteilig.
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Derartige
massive Betonabschirmungen werden nämlich durch Einbringen des
flüssigen
Betons in eine durch Eisenarmierungen verstärkte und durch Verschalungen
vorgefertigte Form aufgebaut. Das verursacht in höchst nachteiliger
Weise eine lange Bauzeit, denn für
sehr starke Abschirmungen beträgt
die Abbindungs- und Abkühlungsdauer
des Betons im Bereich von bis zu einigen Monaten.
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Darüber hinaus
sind herkömmliche
fest vergossene und abgebundene Betonabschirmungen unflexibel und
schwierig wieder zu verwerten. Ist nämlich die Betonabschirmung
einmal fertig gestellt, so kann sie nachträglich nur sehr schwierig oder
nur mit sehr hohem Aufwand verändert
werden. Der Beton ist gehärtet und
die Stahlarmierungen innerhalb der Schicht machen es schwierig die
Struktur der Abschirmung zu verändern.
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Zum
Beispiel ist aus der Druckschrift
DE 103 27 466 A1 eine Betondoppelwand bekannt,
welche mit Ortbeton ausgefüllt
wird, so dass eine kompakte Betonschicht erhalten wird. Zwar können dem
Ortbeton Schwerstoffe zugesetzt werden, um den Strahlenschutz zu
verstärken,
jedoch werden diese in den Ortbeton eingebunden, so dass die vorstehend
bezeichneten Nachteile einer vergossenen ausgehärteten Betonwand ebenfalls
vorhanden sind. Insbesondere nachteilig ist die geringe Schwerstoffdichte
in dem Ortbeton, so dass das Verhältnis aus Dicke zu Abschirmwirkung
weiter verbesserungswürdig
ist. Generell wird hier versucht, den Schwierigkeiten mit einer
Vielzahl von Schichten Herr zu werden, was den Aufbau jedoch übermäßig kompliziert
macht. Ferner scheint diese Anordnung lediglich für bestimmte
Anwendungsgebiete ausgelegt zu sein.
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Heutzutage
erhält
ferner die Wiederverwertung von Rohstoffen eine immer größere Bedeutung.
Eine Wiederverwertung des ausgehärteten
Betons ist jedoch nahezu unmöglich.
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Allgemeine Beschreibung
der Erfindung
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Die
Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, einen mehrschichtigen
Strahlenschutzbaukörper, insbesondere
zur Abschirmung von hochenergetischer Gamma- und/oder Teilchenstrahlung
aus Hochenergie- und/oder Kernreaktionen und zur Verwendung als
Wand, Boden oder Decke einer Strahlenschutzkammer bereit zu stellen,
welcher die vorstehend genannten Anforderungen zumindest teilweise
erfüllt
und die Nachteile bekannter Techniken vermeidet oder zumindest mindert.
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Insbesondere
ist es eine Aufgabe einen derartigen Strahlenschutzbaukörper und
eine Strahlenschutzkammer bereit zu stellen, welche schnell, kostengünstig und
mit geringem Aufwand herzustellen sowie aufzubauen und auch wieder
abzubauen sind und deren Bestandteile gut wieder zu verwerten sind.
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Eine
weitere Aufgabe ist es, einen derartigen Strahlenschutzbaukörper bereit
zu stellen, welcher bei hoher Abschirmwirkung eine möglichst
geringe Gesamtdicke aufweist.
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Noch
eine Aufgabe ist es, einen derartigen Strahlenschutzbaukörper bereit
zu stellen, welcher relativ flexibel an Veränderungen in der gewünschten
Strahlungsabschirmcharakteristik anpassbar ist.
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Die
Aufgabe wird in überraschend
einfacher Weise bereits durch den Gegenstand des Patentanspruchs
1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen definiert.
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Erfindungsgemäß wird ein
mehrschichtiger Strahlenschutzbaukörper bereit gestellt, welcher
insbesondere zur Abschirmung von Gamma- und/oder Teilchenstrahlung
aus Hochenergie- und/oder Kernreaktionen und zur Verwendung als
Wand, Boden oder Decke einer Strahlenschutzkammer hergerichtet ist.
Der Strahlenschutzbaukörper
oder das Strahlenschutzbauelement weist zumindest eine erste und
zweite feste Tragschicht, z.B. jeweils eine Normalbetonplatte, und
zumindest eine erste Strahlungsabschirmschicht auf. Die erste Strahlungsabschirmschicht
ist dabei zwischen der ersten und zweiten Tragschicht angeordnet,
dergestalt dass ein sandwichartiger Aufbau gebildet wird.
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Die
erste Strahlungsabschirmschicht besteht aus einem Gammastrahlung
und/oder hochenergetische Teilchenstrahlung abschwächenden
ersten Abschirmmaterial, welches im Betriebszustand des Strahlenschutzbaukörpers als
loses oder verdichtetes, also insbesondere ungebundenes Füllmaterial
zwischen der ersten und zweiten Tragschicht vorgesehen ist. Somit
ist die Gammastrahlung und/oder hochenergetische Teilchenstrahlung
abschwächende
erste Strahlungsabschirmschicht als eine erste lose oder verdichtete
Füllschicht
ausgebildet.
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Dabei
ist das erste Abschirmmaterial als Schüttgut in Form von körnigem Rohmaterial
zwischen den beiden Tragschichten angeordnet, wobei die beiden Tragschichten
als zwei getrennte Schichten erhalten bleiben.
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Mit
anderen Worten ist das erste Abschirmmaterial vorzugsweise nicht
mit Beton oder einem anderen abgebundenen Baumaterial unter Bildung
einer festen Schicht vermischt, sondern bleibt insbesondere für die gesamte
Dauer der Anwendung als eine ungebundene Schüttung, so dass eine zumindest
teilweise Funktionstrennung zwischen Trag- und Abschirmschirmfunktion
der Tragschichten bzw. Strahlungsabschirmschichten erzielt wird.
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Das
erste Abschirmmaterial erfüllt
nämlich
auch in ungebundener und unbearbeiteter Form seine Abschirmfunktion
gegen hochenergetische Strahlung, wobei aber ein erheblich verringerter
Aufwand im Vergleich zu den bisher bekannten Verfahren anfällt.
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Vorteilhafter
Weise kann bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Strahlenschutzbaukörpers mit der
aufgeschütteten
ersten Strahlungsabschirmschicht eine längere Abbindungs- und Abkühlphase
entfallen, so dass die Gesamtaufbauzeit verkürzt werden kann.
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Ferner
kann die äußere Form
der Abschirmung leichter verändert
werden als bei massiven vergossenen Betonabschirmungen. Bei der
Erfindung ist es ist nämlich
lediglich notwendig, die Verschalungen oder Tragschichten baulich
zu verändern.
Diese sind bei dem erfindungsgemäßen Aufbau
vorzugsweise lediglich einige 10 cm stark, z.B. dünner als
50 cm, 40 cm, 30 cm oder 20 cm und/oder von geringerer Dicke als
die erste Strahlungsabschirmschicht. Es wird zunächst das lose oder verdichtete
Abschirmmaterial oder Schüttgut ausgebaut,
nachfolgend werden die Tragschichten umgebaut und anschließend kann
dasselbe Schüttgut
wieder eingebracht werden. Dies ist verhältnismäßig einfach möglich und
es wird sogar ein Doppelnutzen erzielt. Einerseits wird kein neues
teures Abschirmmaterial benötigt
und andererseits muss dass ausgebaute Abschirmmaterial nicht entsorgt
werden. Dies ist gerade bei radioaktivem Material, dessen Entsorgung
erhebliche Probleme aufwirft, ein erheblicher Vorteil.
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Der
erfindungsgemäße Aufbau
ist jedoch auch beim endgültigen
Abbruch und der Entsorgung der Anlage nach deren Nutzung vorteilhaft.
Auch hier lässt
sich durch die Erfindung der Aufwand entsprechend reduzieren. Die
Tragschichten und das Abschirmmaterial oder Schüttgut können darüber hinaus getrennt abgebaut werden
und insbesondere letzteres lässt
sich für
andere Anwendungen wieder verwenden. Eine mühsam abgebaute dick vergossene
herkömmliche
Betonwand ist für
Strahlenschutz-Abschirmungen auch in der Kerntechnik in der Regel
nicht mehr verwendbar.
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Es
hat sich als vorteilhaft einfach erwiesen, die erste und/oder zweite
Tragschicht aus einheitlichen oder homogenen Baustoffplatten, insbesondere
Betonplatten herzustellen und diese vor Ort zusammenzusetzen. Dabei
mögen zwar
die Betonplatten ggf. zur Stabilisierung armiert sein, jedoch enthalten
die Betonplatten vorzugsweise keine weiteren Schwerstoffzusätze und
der Bereich zwischen den Baustoffplatten, in welchen das Abschirmmaterial
eingeschüttet
wird, kann bevorzugt armierungslos bleiben, da das Abschirmmaterial
im Wesentlichen keine Tragfunktion erfüllen muss. Insbesondere werden
dem flüssigen
Beton vorzugsweise keine Schwerstoffe oder Metalle beigemischt.
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Vorzugsweise
ist die erste Strahlungsabschirmschicht als Spallationsschicht ausgebildet,
so dass eine effektive Strahlungsabschirmung hochenergetischer Teilchenstrahlung
gewährleistet
ist.
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Ebenfalls
zur Abschirmung hochenergetischer Gamma- und/oder Teilchenstrahlung
enthält
das erste Abschirmmaterial in vorteilhafter Weise als Hauptbestandteil
Elemente mit einer Kernladungszahl von größer als 20, insbesondere größer als
25, wobei der Anteil der Elemente mit einer Kernladungszahl von
größer als 20
bzw. 25 an dem ersten Abschirmmaterial bevorzugt zumindest 20 Gew.-%,
insbesondere zumindest 40 Gew.-%, 60 Gew.-% oder 65 Gew.-% beträgt.
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Ferner
ist es von Vorteil für
die Abschirmwirkung, wenn das erste Abschirmmaterial, z.B. durch
entsprechende Materialauswahl und/oder Verdichtung eine Dichte von
zumindest 2 g/cm3, insbesondere zumindest
3 g/cm3, 3,5 g/cm3,
4 g/cm3 oder 5 g/cm3 aufweist,
weil dadurch die Wandstärke
verringert werden kann.
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Als
erstes Abschirmmaterial wird insbesondere ein Metall und/oder ein
Metallverbindungen enthaltendes Material vorgeschlagen.
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Besonders
einfach und kostengünstig
ist es, metallhaltiges Erz, insbesondere Eisenerz als das erste Abschirmmaterial
einzusetzen.
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In
vorteilhafter Weise kann also körniges,
insbesondere grob- oder feinkörniges
Rohmaterial als Abschirmmaterial verwendet werden, welches unmittelbar
aus dem Abbau der Lagerstätten
stammt und nicht oder nur geringfügig verarbeitet wird.
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Das
geeignete erste Abschirmmaterial kann auch anhand der sogenannten
Zehntelwertschichtdicke der in Frage kommenden Materialen ausgewählt werden.
Eine Zehntelwertschichtdicke ist hierbei die notwendige Schichtdicke,
um die ursprüngliche
Dosisleistung um einen Faktor 10 zu reduzieren.
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Nach
Sullivan werden gemäß Tabelle
1 folgende Werte für
die Zehntelwertschichtdicken hochenergetischer Neutronenstrahlung
für verschiedene
Materialien angegeben (vgl. A.H. Sullivan, A Guide to Radiation and
Radioactivity Levels near High Energy Particle Accelerators, Nuclear
Technology Publishing, Ashford, Kent (1992)): Tabelle
1: Verschiedene
Materialien zur Schwächung
von hochenergetischer Teilchenstrahlung mit Zehntelwertschichtdicken
D
1/10.
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Bevorzugt
wird das erste Abschirmmaterial derart ausgewählt, dass die erste Strahlungsabschirmschicht
für hochenergetische
Teilchenstrahlung, insbesondere hochenergetische Neutronenstrahlung,
eine Zehntelwertschichtdicke von kleiner als 75 cm, insbesondere
kleiner als 70 cm, kleiner als 60 cm oder kleiner als 50 cm aufweist.
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Eine
besonders bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung weist einen Doppel-Sandwichaufbau auf, bei welchem
zwei lose oder verdichtete Strahlungsabschirmschichten, insbesondere
aus unterschiedlichem Material zwischen zwei Tragschichten und einer
Trennwand oder Zwischenschicht zur Trennung der beiden Füllschichten
vorgesehen sind, so dass der Strahlenschutzbaukörper folgende Schichtenreihenfolge
aufweist:
- – erste
Tragschicht,
- – erstes
Strahlungsabschirmmaterial,
- – Zwischenschicht,
- – zweites
Strahlungsabschirmmaterial,
- – zweite
Tragschicht.
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Eine
solche Anordnung kann besonders effektiv an die Erfordernisse bei
der Abschirmung zunächst hochenergetischer
Strahlung angepasst werden.
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Die
Trennwand kann z.B. auch als eine Folie oder ein Metallblech ausgeführt sein.
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Eine überraschende
Erkenntnis der Erfindung liegt darin, dass mit einer Vereinfachung
des Aufbaus ein in vieler Hinsicht verbessertes Ergebnis erzielt
werden kann.
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Das
zweite Abschirmmaterial umfasst oder besteht aus einem Neutronen
moderierenden und/oder absorbierenden Material. Hierfür kommen
besonders Materialen, welche als Hauptbestandteil Elemente mit einer Kernladungszahl
von kleiner als 25, insbesondere kleiner als 20 enthalten in Betracht.
Diese Materialien besitzen typischer Weise auch eine geringere Dichte
als das erste Abschirmmaterial, nämlich vorzugsweise höchstens
3,5 g/cm3, insbesondere höchstens
3 g/cm3, 2 g/cm3 oder
1,8 g/cm3.
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Als
Neutronen moderierendes und/oder absorbierendes Material kommen
beispielhaft folgende Materialien in Betracht: Bor10,
Gadolinium157, Gadolinium155,
Cadmium113 oder Lithium6.
Es kann auch Gips mit einem Zusatz eines Neutronen absorbierenden
Materials eingesetzt werden.
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Es
kann unter Umständen
auch vorteilhaft sein, als zweite Strahlungsabschirmschicht eine
flüssige Schicht,
z.B. aus in Wasser gelöstem
Bor zu verwenden.
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Besonders
bevorzugt, aufgrund seiner neutronenmoderierenden Wirkung ist ein
wasserstoffhaltiges oder wasserhaltiges zweites Abschirmmaterial.
Insbesondere Gips hat sich wegen des gebundenen Wasseranteils als
geeignet erwiesen, um erzeugte Neutronenstrahlung zu streuen und
zu absorbieren.
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Mit
einer Mahrzahl der erfindungsgemäßen Strahlenschutzbaukörper lässt sich
schließlich
eine Strahlenschutzkammer für
einen Reaktionsplatz an einem Teilchenbeschleuniger aufbauen, wobei
die Strahlenschutzbaukörper
Wände,
Boden und/oder Decke der Strahlenschutzkammer bilden.
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Besonders
vorteilhaft ist wiederum die erfindungsgemäße Funktionstrennung zwischen
der Tragfunktion und der Strahlungsabschirmfunktion der jeweiligen
Schichten, dergestalt, dass die Tragschichten die Statik des Strahlenschutzbaukörpers und
der Kammer gewährleisten
und die erste und/oder zweite Strahlungsabschirmschicht im Wesentlichen
lediglich eine Strahlungsabschirmfunktion erfüllen.
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Die
Strahlenschutzkammer weist vorzugsweise zunächst ein Eintrittsbereich für einen
von dem Teilchenbeschleuniger erzeugten Hochenergiestrahl auf, welcher
an einem Reaktionsplatz in der Kammer auf ein Target trifft.
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Insbesondere
weist der Strahlenschutzbaukörper
einen asymmetrischen Schichtaufbau auf, wobei die erste Strahlungsabschirmschicht
auf der dem Target zugewandten Seite und die zweite Strahlungsabschirmschicht
auf der dem Target abgewandten Seite angeordnet sind, d.h. insbesondere
dass der zur Strahlenquelle zugewandte Teil der Abschirmung aus
Materialien mit höherer
Kernladungszahl Z, z.B. Metall oder Metallerz, besteht.
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Es
hat sich ferner herausgestellt, dass es unter Umständen genügt, den
Strahlenschutzbaukörper
in Vorwärtsrichtung
mit beiden vorgenannten Strahlungsabschirmschichten zu versehen.
Die lateralen Strahlenschutzkörper
benötigen
nämlich
zumeist lediglich eine Schicht aus dem zweiten Abschirmmaterial.
Mit anderen Worten weist die Strahlenschutzkammer abschnittsweise
die erste und zweite Strahlungsabschirmschicht auf.
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Der
Grund für
diese Anordnung liegt darin, dass hochenergetische Hadronen wie
z.B. schnelle Neutronen, aber auch Protonen, Pionen und Myonen im
Wesentlichen in Vorwärtsrichtung
aus dem Target emittiert werden und in dem ersten Abschirmmaterial
Kernwechselwirkungen mit erhöhter
Wahrscheinlichkeit erfahren und dabei in Spallationsreaktionen zumeist
Protonen, Kernfragmente und Neutronen geringerer Energie erzeugt
werden.
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Diese
Reaktionsprodukte geringerer Energie werden in der zweiten Strahlungsabschirmschicht
effizient geschwächt,
ebenso wie lateral und nach rückwärts emittierte
Strahlung von geringerer Energie aus dem Target.
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Je
nach Strahlenschutzanwendung kann es jedoch auch von Vorteil sein,
nicht nur einen im Wesentlichen geschlossenen äußeren Käfig aus dem zweiten Abschirmmaterial,
sondern auch einen inneren Käfig aus
dem ersten Abschirmmaterial zu bilden. Vorzugsweise weist die Kammer
dennoch einen Zugangsbereich für
Personen, z.B. in Form einer versenkbaren Strahlenschutztür oder eines
labyrinthförmigen
Eingangsbereichs auf.
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Weiter
kann vorgesehen sein, eine zusätzliche
lose oder verdichtete Strahlungsabschirmschicht aus einem Material
zu verwenden, welches beim Abruch von Abschirmungen von kerntechnischen
Anlagen anfällt.
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Die
Erfindung gewährleistet
demnach selbst unter extremen Bedingungen insbesondere:
- 1. Eine wirksame Schwächung
von allen Arten an Strahlungen (Neutronen, Protonen, Pionen, Myonen, Protonen).
- 2. Eine möglichst
geringe Aktivierung im Betrieb, bzw. ein schnelles Abklingen der
erzeugten Radioaktivität.
- 3. Die Möglichkeit
der Wiederverwendung der Abschirmmaterialien oder entsprechend einfache
Entsorgung der Materialien auch nach längerer Nutzungsphase.
- 4. Einen verringerten Aufwand bei der Errichtung (von Vorteil
ist diesbezüglich
z.B. die fehlende Wärmeentwicklung
von abbindendem Beton) und beim Abbau der Abschirmung. Dadurch wird
ein vereinfachter Rückbau
im Vergleich zur festen Betonstruktur erzielt.
- 5. Ein Standhalten unter zum Teil sehr hohen Strahlenpegeln.
Dabei treten bei geeigneter Materialauswahl keine oder nur geringe
chemische Veränderung
der Abschirmmaterialien auf.
- 6. Eine Erfüllung
der Schutzbestimmungen, insbesondere Brandschutzbestimmungen, d.h.
unter anderem Standfestigkeit gegen thermische Einwirkung und Einwirkung
von gefährlichen
Stoffen wie z.B. Laugen und Säuren
sowie geringe Freisetzung von Schadstoffen.
- 7. Die Möglichkeit
der Abänderung
einer Anordnung aus Strahlenschutzbaukörpern an veränderte räumliche
Anforderungen z.B. durch Hinzufügen
von neuen Bestrahlungsbereichen an einem Beschleuniger.
- 8. Die Vermeidung von Spalten zwischen den Abschirmwänden durch
die die Strahlung transportiert werden könnte.
- 9. Die Möglichkeit
der stärkeren
Nutzung von industriell vorgefertigten Bauteilen.
- 10. Eine Reduktion des Energieaufwands für die Errichtung und den Abbau
der Abschirmung.
- 11. Eine Reduktion der Errichtungs- und Abbauzeiten.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen näher
erläutert,
wobei gleiche und ähnliche
Elemente teilweise mit gleichen Bezugszeichen versehen sind und
die Merkmale der verschiedenen Ausführungsbeispiele miteinander
kombiniert werden können.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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Es
zeigen:
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1 einen
Querschnitt durch ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen mehrschichtigen Strahlenschutzbaukörpers 1,
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2 einen
schematischen Horizontalschnitt durch ein erstes Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Strahlenschutzkammer 50,
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3 eine
mit einem Strahlungstransportprogramm ermittelte resultierende Dosisverteilung
in Form von Isodosislinien für
die Strahlenschutzkammer 50 aus 2,
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4 einen
schematischen Horizontalschnitt durch ein zweites Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Strahlenschutzkammer 50 mit
einem Therapieplatz zur Protonen- oder Ionenbestrahlung und
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5 einen
schematischen Horizontalschnitt durch ein drittes Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Strahlenschutzkammer 50 mit
einem Therapieplatz zur Ionenbestrahlung.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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In 1 ist
ein beispielhafter Aufbau eines erfindungsgemäßen Strahlenschutzbaukörpers 1 dargestellt.
Der Strahlenschutzbaukörper
besitzt als Tragschichten eine Innen- und eine Außenwand 2, 4 bestehend aus
Beton, eine erste metallhaltige Strahlungsabschirmschicht 6 bestehend
aus Eisenerz und eine zweite Strahlungsabschirmschicht 8 bestehend
aus Gips (CaSO4·2H2O).
Die Gipsschicht 8 weist einen hohen Wasseranteil auf. Das
Eisenerz 6 und/oder der Gips 8 sind als Abschirmmaterialien
jeweils in loser Schüttung
eingebaut oder beim Einbau verdichtet, um eine höhere Abschirmwirkung zu erzielen.
Die so hergestellten Strahlungsabschirm- oder Füllschichten 6, 8 bleiben
jedoch dauerhaft ungebunden und sind insbesondere nicht mit Beton
vermischt. Die Eisenerzschüttung 6 und
die Gipsschüttung 8 sind
durch eine Zwischenwand 10 getrennt. Folglich besteht der
Strahlenschutzbaukörper 1 in
dieser Ausführungsform
aus, insbesondere genau, fünf
Schichten, nämlich – in der
Reihenfolge von innen nach außen – aus der
ersten (Beton-)Tragschicht 2, der ersten (Eisenerz-)Strahlungsabschirmschicht 6,
der (Beton-)Trennwand 10, der zweiten (Gips-)Strahlungsabschirmschicht 8 und
der zweiten (Beton-)Tragschicht 2.
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Das
eingesetzte Eisenerz variiert in der Zusammensetzung entsprechend
seiner Herkunft. Beispiele sind in Tabelle 2 angegeben.
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Tabelle 2:
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Hauptbestandteile der
Eisenerze aus verschiedenen Lagerstätten in %:
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- 1 – Kiruna
B (Schweden),
- 2 – Itabira
CBFO (Brasilien),
- 3 – Svappavaara
D (Schweden),
- 4 – Carol
Lake Pellets (Kanada) und
- 5 – Sydvaranger
Konz. (Norwegen)
(aus Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie,
4. Auflage, 1975, Verlag Chemie, Weinheim/Bergstraße).
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1 zeigt
die Anordnung mit der erfindungsgemäßen Funktionstrennung der Schichten,
in solche die einerseits die Statik des Strahlenschutzbaukörpers 1 gewährleisten,
nämlich
zumindest die Innen- und Außenwand
als Tragschichten 2, 4, und solche, die andererseits
die eigentliche Abschirmwirkung leisten, nämlich die Strahlungsabschirmschichten 6, 8 aus
Füll- oder
Abschirmmaterialien. Die Trenn- oder Zwischenwand 10 kann ebenfalls
zur Statik beitragen, muss aber nicht. Die Stabilität der Anordnung
kann weiter dadurch erhöht
werden, dass sich ein Anker, insbesondere Zuganker 12 durch
die vollständige
Innen- und Außenwand 2, 4 hindurch
erstreckt und an deren jeweiliger Außenseite gesichert ist. Somit
wird erfindungsgemäß eine Mehrschicht-Sandwich-Anordnung
mit mindestens zwei verschiedenen Typen an Abschirmmaterialien 6, 8 bereit gestellt.
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Durch
die Trennung von Modulen oder Schichten mit statischer Funktion
(Tragschichten) 2, 4 von denen mit im Wesentlichen
reiner Abschirmfunktion (Strahlungsabschirmschichten) 6, 8 wird
ferner eine bessere Anpassung der Abschirmung an verschiedene Strahlenarten
und Energiebereichen ermöglicht.
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Für hochenergetische
Strahlung 16 wie sie an Hochenergiebeschleunigern auftritt,
hat sich als zweckmäßig erwiesen,
die erste Strahlungsabschirmschicht 6 aus metallhaltigem
Erz und die zweite Strahlungsabschirmschicht 8 aus einem
wasserhaltigen Füllstoff
wie z.B. Gips zu errichten. Weitere Variationen sind hier denkbar
wie z.B. die Einführung
von weiteren Materialtypen in zusätzlichen Schichten anzubringen.
Die Reihenfolge der Schichten 4, 8 ist vorzugsweise
asymmetrisch und insbesondere so gewählt, dass zur Strahlenquelle
oder einfallenden Strahlung hin (in der Fig. links), zumeist Sekundärstrahlung 16,
die metallhaltige Schicht 6 liegt und daran anschließend – von der
Zwischenwand 10 getrennt – die wasserstoffhaltige oder
wasserhaltige Schicht 8 zur Moderierung und Absorption
der erzeugten Neutronenstrahlung.
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Zur
Strahlenquelle zugewandten Seite wird demnach insbesondere das Material 6 mit
der höchsten Kernladungszahl
Z, zur Strahlenquelle abgewandten Seite das Material 8 mit
niedrigerem Z eingesetzt werden. Bei der Wahl der Materialien wird
ferner die Art und Energieverteilung des Strahlungsfeldes der Sekundärstrahlung 16 berücksichtigt.
Es ist dabei auch zu berücksichtigen,
dass während
des Transports der Strahlung durch Materie weitere neue Strahlung
erzeugt wird. So ist der Transport von Neutronenstrahlung immer
mit der Erzeugung von Gammastrahlung verbunden (n, γ oder n,n' γ-Prozesse).
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Während Neutronenstrahlung
vor allem durch wasserstoffhaltige Substanzen geschwächt wird,
ist die Schwächung
von Gammastrahlung vor allen durch Materialien mit hohem Z gewährleistet.
So ist die richtige Wahl der Materialien auch ein Kompromiss zwischen
verschiedenen Anforderungen, so dass auch Material-Mischungen vorteilhaft
sein können.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung können weitere Optimierungen
durch eine entsprechende Auswahl der Abschirmmaterialien vorgenommen
werden, während
bei Standardbetonabschirmungen oft von den Baufirmen selbst die
Materialzusammensetzung festgelegt ist, je nach Bezugsquelle der
Rohmaterialien. Auch eine spätere Änderung
der Strahlungsfelder mit der Folge, dass die Abschirmmasse geändert werden soll,
ist mit der Erfindung besser möglich
als mit einer festen Betonabschirmung, die typischerwesie komplett ausgetauscht
werden müsste.
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Für den Aufbau
werden zunächst
beiden Tragschichten 2, 4 und wo notwendig die
Zwischenschicht 10 um den Reaktionsbereich herum aufgebaut
und nachfolgend werden die beiden Strahlungsabschirmschichten 6, 8 am
Einsatzort durch Einfüllen
oder Einschütten
des losen Füllmaterials,
welches aus dem jeweiligen Abschirmmaterial besteht, in die Zwischenräume zwischen
den Tragschichten hergestellt. Vorteilhafter Weise kann unbehandeltes
Schüttgut 6, 8 als
Abschirmmaterial, z.B. Eisenerz oder Gips verwendet werden. Dadurch wird
eine Reduktion des Verarbeitungsaufwands der Ausgangsmaterialien
erzielt. Weiter vorteilhaft ist, dass der erfindungsgemäße Strahlenschutzbaukörper sofort nach
dem Einfüllen
und ggf. Verdichten des Füllmaterials
einsetzbar ist. Der Abbau erfolgt entsprechend in umgekehrter Reihenfolge.
Daher ist der erfindungsgemäße Strahlenschutzbaukörper einfach
in der Errichtung und im Abbau, sowie flexibel in Hinsicht auf einen späteren Umbau.
Insbesondere wird die spätere
Entsorgung oder Wiederverwendung der Abschirmmaterialien 6, 8 erheblich
vereinfacht.
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Die
erzielte Abschirmwirkung hängt
dabei unter anderem davon ab, wie stark verdichtet das Füllmaterial
in die Abschirmung eingebaut wird. Die erzielbare Dichte wiederum
hängt von
der Größenverteilung
der einzubauenden Materialien ab. So kann mit einem feinkörnig abgebauten
Material eine höhere
Einbaudichte erzielt werden, als mit einem grobkörnigen Material. Von besonderer
Bedeutung für
die Konzipierung des Strahlenschutzbaukörpers 1 ist eine vorbestimmte
Mindestdichte in allen Bereichen der Abschirmung. Es ist daher von
Vorteil, wenn die Körnigkeit
des rohen Abschirmmaterials, in diesem Beispiel Erz und Naturgips
eine gewisse Mindest-Feinheit aufweist, um eine genügend hohe
Verdichtung beim Einbau zu gewährleisten.
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Insbesondere
ist der notwendige Raum zur Realisierung der Abschirmung nicht oder
nicht wesentlich höher
als bei konventionellen Betonabschirmungen, bzw. ist unter Umständen sogar
kleiner, wenn das Schüttgut 6, 8 genügend verdichtet
oder dicht verpresst in die Abschirmungen eingebaut ist. Dies ist
vor allem im klinischen Bereich von Vorteil, wo solche Anlagen zumeist
in dicht besiedelten Gebieten mit wenig räumlichen Ausdehnungsmöglichkeiten
gebaut werden.
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Die
folgenden Beispiele zeigen Einsatzmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Strahlenschutzbaukörpers.
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Ausführungsbeispiel 1:
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Strahlenschutzkammer (sogenanntes
Cave) für
Kernkollisionen
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Als
Beispiel für
eine Abschirmung mit Eisenerz und Gips als Abschirmmassen 6, 8 wurde
das geplante CBM-Cave (Condensed Baryonic Matter) des FAIR-Projekts
entwickelt. Es handelt sich hier um ein Gebäude, welches allseitig aus
den Strahlenschutzbaukörpern
aufgebaut ist und in welchem Experimente für Kernkollisionen bei über 30 GeV
pro Nukleon stattfinden.
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In 2 ist
das CBM-Cave mit Goldionen als Primärstrahlen 14 dargestellt.
Die Ionen treten durch einen Eintrittsbereich 34 in das
Cave ein und treffen auf ein Target 18 und deren Reaktionsprodukte
werden von einem Detektor gemessen (nicht dargestellt). Gleichzeitig
wird Sekundärstrahlung 16 erzeugt,
die abgeschirmt werden soll. Der Zugang zum Cave erfolgt über ein
Eingangslabyrinth 30, welches am Rand der Eintrittswand liegt.
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In
diesem Beispiel wurde ein Goldstrahl der Intensität von 109 Ionen/sec und der Energie 30 GeV pro Nukleon
in ein dünnes
Eisenstück
als Target 18 deponiert (1% Wechselwirkungsrate). Die von
dem Target 18 ausgehende Sekundärstrahlung wird durch das Gebäude auf
ein Niveau von weniger als 0,5 μSv/h
geschwächt.
Dies wird dadurch erreicht, dass Schichten in der Reihenfolge Beton 2,
Eisenerz 6, Gips 8 und Beton 4 von innen
nach außen
gebaut sind (vgl. 2, wobei die Trennwand 10 in
dieser Darstellung der Übersichtlichkeit
halber weggelassen ist). Vorteilhaft ist, dass die beiden losen
oder verdichteten Strahlungsabschirmschichten, in diesem Beispiel
bestehend aus Erz 6 bzw. Gips 8, insbesondere
beide, auch um Ecken 20, an welchen die Wände 1 aufeinanderstoßen, zumindest teilweise
geschlossen herumgeführt
sind, so dass auch in diesen Eckbereichen 20 eine hinreichende
und gegenüber
einem stumpfen Aneinanderstoßen
zweier Sandwichwände
verbesserte Abschirmwirkung erzielt wird.
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Ferner
ist in 2 zu erkennen, dass für dieses Cave ein geschlossener
innerer Käfig
aus Eisenerz 6 und ein geschlossener äußerer Käfig aus Gips 8 vorgesehen
sind. Jedoch sind die Dicken der Strahlungsabschirmschichten 6, 8 in
Vorwärtsrichtung
größer als
lateral oder rückwärtig. Dies
ist auf die Abstrahlcharakteristik der Sekundärstrahlung angepasst. Im übrigen sind
lateral die Gipsschicht 8 dicker als die Erzschicht 6.
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Die
resultierende Dosisverteilung 22 wurde mit einem Strahlungstransportprogramm
ermittelt und ist in 3 in Form von Isodosislinien
dargestellt. Die innerste Linie 24 entspricht einer Dosis
von 106 μSv/h
die äußerste Linie 26 von
10-1 μSv/h.
Dazwischen sind sukzessive Isodosislinien von 105 μSv/h, 104,5 μSv/h,
104 μSv/h,
103 μSv/h,
102 μSv/h,
101 μSv/h
und 100 μSv/h
dargestellt. Die angestrebte Dosisleistung von 0,5 μSv/h oder
weniger ist hier mit einem Eisenerz der Dichte 3,5 g/cm3 und
Gips der Dichte 1,8 g/cm3, umgeben von Normalbeton
(ggf. armiert, aber ohne weitere Schwerstoff- oder Eisenzusätze zur
wesentlichen Veränderung der
Abschirmwirkung) erzielt.
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Es
kann vorgesehen sein, in Vorwärtsrichtung
außerhalb
des CBM-Caves einen Strahlvernichter (sogenannter Beamdump) anzuordnen,
welcher insbesondere den gleichen Schichtaufbau wie die erfindungsgemäße Strahlenschutzwand
aufweist und sich bevorzugt unmittelbar an diese anschließt. Dies
ist vorteilhaft, um insbesondere die entstehende Reststrahlung in
Vorwärtsrichtung
weiter abzuschwächen.
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Ausführungsbeispiele 2 und 3:
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Therapie-Cave zur Behandlung
mit Protonen- oder Schwerionenstrahlen
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In
den letzten Jahren hat sich die Behandlung von speziellen Tumorerkrankungen
mit Protonen- oder Ionenstrahlen als ein sehr wirksames Verfahren
entwickelt. Weltweit werden die meisten Anlagen in Japan betrieben
oder zurzeit errichtet. In Europa werden Anlagen zur Protonentherapie
meist mit Zyklotrons und für
die Kohlenstofftherapie mit Synchrotrons gebaut. Für Protonenstrahlen 14 werden
Energien bis ca. 230 MeV angewandt und alternativ für Kohlenstoffionen 14 bis
ca. 430 MeV pro Nukleon genutzt. Dementsprechend müssen die
Therapiebehandlungsräume,
in denen die Ionen im Gewebe gestoppt werden, ebenfalls stark abgeschirmt
werden.
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Die
Erfindung wurde nun auf die Auslegung von zwei Therapie-Caves 50 angewandt.
In 4 und 5 sind diese Caves 50 in
der erfindungsgemäßen Mehrschicht-Sandwich-Technik
mit Eisenerz-Schüttgut oder
einer anderen (schwer-)metallhaltigen Füllmasse als erster Strahlungsabschirmschicht 6 in
der Vorwärtsstrahlrichtung
und in der zweiten Strahlungsabschirmschicht 8 mit Gips
realisiert. Alternativ wird die Füllmasse 8 aus einem
anderen wasserstoffhaltigen Material ggf. mit einem Zusatz eines
neutronenabsorbierenden Materials gebildet. Die Innen-, Außen- und
Zwischenwände 2, 4, 10 dienen
im Wesentlichen lediglich als Tragschichten zur Verschalung für das ungebundene
Füllmaterial 6, 8 bzw.
die lose oder verdichtete Füllschichten.
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4 bezieht
sich auf ein Cave 50 mit versenkbarer Abschirmtür 28, 5 auf
ein Cave 50 mit einem Zugangslabyrinth 30.
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Das
Eisenerz 6 hat die Funktion, insbesondere die hochenergetische
Neutronenstrahlung in Kernreaktionen zur Emission von Neutronen,
Protonen und Kernfragmenten kleinerer Energie zu wandeln, die im
Eisenerz 6 selbst oder in der sich anschließenden Gips-Schicht 8 moderiert
und/oder absorbiert werden. Die Eisenerz-Strahlungsabschirmschicht 6 bildet
folglich eine Spallationschicht (ggf. mit Moderationsfunktion).
Die Gips-Strahlungsabschirmschicht 8 bildet eine Neutronen
moderierende und/oder absorbierende Schicht.
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Im
Unterschied zum Cave für
Kernkollisionen gemäß 2 wird
bei den in 4 und 5 dargestellten
Caves die Erzschicht 6 lediglich in Vorwärtsrichtung
benötigt,
da hauptsächlich
in der Vorwärtsrichtung hochenergetische
Strahlung erzeugt wird. Die Erzschicht 6 und die zugehörigen Tragschichten
bilden eine in Ihrer Gesamtheit gekrümmte C- oder U-förmige Anordnung, um die vom
Target 18 oder dem Therapieplatz 32 (wobei der
zu behandelnde Patient das Target bildet) für Protonen- oder Ionenbestrahlung
emittierte hochenergetische Sekundärstrahlung 16 verbessert
abzuschirmen. Quer zum Primärstrahl 14,
hier ein Ionenstrahl, sind lediglich Strahlungsabschirmschichten 8 aus
Gips, welche gemeinsam einen Strahlenschutzkäfig definieren vorgesehen.
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Weitere beispielhafte
Anwendungen
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Die
Nutzung der Erfindung ist für
viele Anlagenbereiche insbesondere des FAIR-Projekts bei der Gesellschaft
für Schwerionenforschung
mbH anwendbar. Diese sind:
- 1. SIS 100/300,
insbesondere dessen Strahlführungen
zum Super-Fragment-Separator, Anti-Protonen-Produktionstarget, CBM-Caves
- 2. Super-FRS
- 3. Anti-Protonen-Produktionsbereich
- 4. Cave Plasmaphysik
- 5. Speicherringe.
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Weitere
Anwendungsbereiche liegen prinzipiell bei allen Hochenergiebeschleunigeranlagen,
insbesondere bei den zurzeit geplanten Therapieanlagen für Protonen-
und Ionenstrahlen im In- und Ausland. Dort kann die Erfindung für Therapie-Caves
in Protonen- und Schwerionentherapiekliniken Anwendung finden.
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Die
Erfindung ist nach Auffassung der Erfinder jedoch auch bei Hochdosis-Bestrahlungsanlagen
mit kleineren Strahlenergien anwendbar. Konventionelle Therapieanlagen
mit Röntgenstrahlung
können
mit dieser Abschirm-Technik entsprechend realisiert werden.
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Die
erfindungsgemäße Abschirmung
eignet sich insbesondere für
Elektronen-Linearbeschleuniger, Mikrotrons oder Betatrons, Kobalt60- oder Cäsium137-Bestrahlungsanlagen
oder mit entsprechenden Radionukliden. Weitere beispielhafte Anwendungen
sind Beschleuniger zur Erzeugung von Bremsstrahlung, z.B. für die Materialforschung.
Im übrigen
läßt sich
die Erfindung für
Beschleuniger oder Radioaktivquellen zur Polymerbestrahlung einsetzen.
Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Zyklotrons und Elektronensynchrotrons.
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Die
vorliegende Erfindung umfasst gemäß einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
zusammenfassend drei Hauptkomponenten:
- 1. Eine
Mehrschicht-Sandwich-Anordnung, wobei die Tragschichten oder strukturierenden
Elemente, die die Statik der Gesamtabschirmung garantieren z.B.
Beton-Fertigteile
sein können.
- 2. Verschiedene Abschirmmaterial-Typen, die der Art und dem
Energiespektrum der erzeugten Strahlung angepasst sind.
- 3. Nutzung von körnigem,
insbesondere grob- oder feinkörnigem
Rohmaterial als Abschirmmaterial, welches aus dem direkten Abbau
der Lagerstätten
stammt und ggf. nur geringfügig
verarbeitet, z.B. gemahlen ist.
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Es
ist dem Fachmann ersichtlich, dass die vorstehend beschriebenen
Ausführungsformen
beispielhaft zu verstehen sind, und die Erfindung nicht auf diese
beschränkt
ist, sondern in vielfältiger
Weise variiert werden kann, ohne den Geist der Erfindung zu verlassen.
Es ist ferner ersichtlich, dass Merkmale verschiedener Ausführungsbeispiele
miteinander kombiniert werden können.