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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Brauch- und Trinkwasser
aus salzhaltigen Wässern,
vornehmlich aus See- und Brackwassern mittels Umkehrosmose in Kombination
mit weiteren Trenn- bzw. Reinigungsverfahren.
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Es
sind bereits zahlreiche Verfahren zur Erzeugung von Brauch- und
Trinkwasser bekannt, bei denen sich die verschiedensten Vorgänge abspielen,
so gibt es physikalische, physikalisch-chemische und biologische
Verfahren. Sehr häufig
wird für
die Herstellung von Brauch- und Trinkwasser bestimmter Qualität eine Kombination
von verschiedenen Verfahren angewandt.
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Zu
entsprechenden Reinigungsverfahren gehören unter anderem Filtrationsverfahren
wie Mikro-, Ultra-, aber auch Nano- und Hyperfiltration und umgekehrte
Osmose. Ferner sind zu nennen Chlorierung, Behandlung mit Ozon,
UV-Bestrahlung usw.
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Ein
Verfahren, bei dem eine Kombinationstechnik zum Einsatz kommt, wird
z. B. in der
DE 195
30 086 A1 beschrieben, das mit einem Vorfilter mit leitfähiger Kohlenstoffstruktur
arbeitet, bei dem ionenstabilisierte Suspensionen ausgefällt und
nicht suspensionsgängige
Teilchen ausgefiltert werden, in einem nachfolgenden Reaktor mit
Aktivkohle die gelösten
und dann noch suspensionsgängigen
Wasserinhaltstoffe adsorbiert und aufoxidiert werden. In einem Durchflussreaktor
am Ende der Anlage werden über
UV-Bestrahlung die aufoxidierten organischen Schadstoffe weiter
abgebaut bzw. die pyrogenen Keime zerstört, und je nach Qualitätsanforderung
an das Brauchwasser wird der Durchfluss über einen oder mehrere Sensoren,
vornehmlich einem Photosensor, am UV-Brenner gesteuert.
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Ein
weiteres Verfahren wird in der
DE 100 01 911 A1 beschrieben, das insbesondere
die eigen- und korrosionssichere sowie nebenreaktionsarme Reduktion
von Carbonat- bzw. Carbonat-Metalloxid-Mischkristallbildung an Wärmeaustauscherflächen und
Rohrleitungen in Wässern
zum Ziel hat und das mit Hilfe von Stromimpulsen im Bereich von
10
4 Hz (kHz) bis 10
–3 Hz
(mHz) zwischen zwei Elektroden arbeitet.
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In
der WO 98/03252 wird eine Vorrichtung zur Behandlung von Wasser
beschrieben, bei der das zu behandelnde Wasser nach dem Einlass
in zwei verschiedene Linien aufgeteilt wird, in welchen die Wasser
unterschiedlich behandelt werden und bei der die so behandelten
Wasserströme
vor dem Auslass wieder zusammen geführt werden. Die dort beschriebene
Apparatur arbeitet mit Filterpatronen und Membranen. Es kommen Vorgänge wie
Mikrofiltration oder Ultrafiltration als auch Nanofiltration und
Umkehrosmose zur Anwendung. Mit dieser Vorrichtung ist jedoch eine
zufriedenstellende Herstellung von Brauch- und Trinkwasser aus salzhaltigen
Wassern nicht zu erreichen.
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Die
Patentanmeldung
DE
198 05 317 A1 beschreibt ein Wasseraufbereitungsverfahren,
das mit mehreren Umkehrosmoseeinheiten arbeitet, wobei zwischen
der ersten der zweiten Umkehrosmoseeinheit ein Harzbett angeordnet
ist, das zur Verringerung der Kohlendioxydkonzentration vor dem
Eintritt in die zweite Umkehrosmoseeinheit dient.
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In
der
DE 101 06 242
A1 wird eine Vorrichtung zum Entsalzen von Wasser mit der
Umkehrosmose beschrieben, bei der die mit Salzwasser oder Salzwasserkonzentrat
in Berührung
kommenden Oberflächen der
Vorrichtung wenigstens teilweise eine Beschichtung aufweisen. Dadurch
wird versucht mittels Verstärkung der
hydrophoben Eigenschaften der Trennmembranen eine längere Lebensdauer
der Anlage zu erreichen.
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Weitere
Patentanmeldungen wie die
DE
101 127 19 A1 und
DE
102 08 655 befassen sich ebenfalls mit der Verbesserung
von Anlagen, die auf dem Prinzip der Umkehrosmose arbeiten.
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Obwohl
bereits eine ganze Reihe von Verfahren bekannt sind, um aus salzhaltigen
Wässern
Brauch- oder Trinkwasser zu erzeugen, besteht noch ein Bedürfnis nach
einem verbesserten Verfahren.
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Aufgabe
der Erfindung ist es deshalb, ein verbessertes Verfahren zur Herstellung
von Brauch- und Trinkwasser aus salzhaltigen Wässern zur Verfügung zu
stellen, das eine hohe Wasserausbeute ergibt und das wirtschaftlich
arbeitet, insbesondere was den Energieverbrauch betrifft. Eine weitere
Aufgabe ist es, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, das über längere Zeit
kontinuierlich durchgeführt
werden kann, ohne dass Kontaminationen Teile der Anlage bereits
nach kurzer Zeit funktionsuntüchtig
machen. Schließlich
ist es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zur Verfügung zu
stellen, das Brauch- und Trinkwasser liefert, das den deutschen
bzw. europäischen
und US-amerikanischen Normen und den geschmacklichen Anforderungen
des Verbrauchers entspricht.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren Verfahren zur Erzeugung von Brauch- und Trinkwasser aus
salzhaltigen Wässern,
vornehmlich See- und Brackwasser mit einer spezifischen Leitfähigkeit über 2 000 μ Siemens/cm,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass das zu reinigende salzhaltige
Wasser zunächst
vorbehandelt wird, indem es durch einen elektrochemischen Reaktor
geleitet wird, dessen Elektroden eine leitfähige Kohlenstoffstruktur aufweisen
und der mehrere Elektroden in kaskadenartiger Anordnung aufweist,
wobei in den Elektroden ionenstabilisierte Suspensionen ausgefällt und
nicht suspensionsgängige
Teilchen ausgefiltert werden, und sodann in einem nachfolgenden
Reaktor mit Aktivkohle die gelösten
und jetzt noch suspensionsgängigen
Wasserinhaltsstoffe adsorbiert und aufoxidiert werden, sodann in
einem Durchflussreaktor am Ende der Anlage mittels UV-Bestrahlung
die aufoxidierten organischen Schadstoffe weiter abgebaut und pyrogene Keime
zerstört
werden und das derart behandelte Wasser sodann auf einen Salzgehalt
von 50 bis 200 mg Na und 40 bis 100 mg Magnesium und Calciumionen
pro l Wasser mittels Umkehrosmose gereinigt wird und sodann dieses
einen so niedrigen Ionengehalt aufweisendes Wasser mit gereinigtem
Salzwasser auf einen Salzgehalt von 700 bis 900 mg/l eingestellt
wird, wobei das Verhältnis
zwischen einwertigen und zweiwertigen Ionen (Na und K zu Ca und
Mg) auf 5:1 bis 1:2 eingestellt wird sowie die Gesamtleitfähigkeit
des erhaltenen Brauch- bzw. Trinkwasser auf eine Gesamtleitfähigkeit
von weniger als 2 000 μ Siemens × cm–1 eingestellt
werden.
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Die
Vermischung von dem durch die Osmose weitgehend entsalztem Wasser
sowie dem gereinigten Salzwasser erfolgt leitfähigkeitsgesteuert.
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Es
ist vorteilhaft, sowohl den Osmosevordruck als auch die Regelung
des Mischungsverhältnisses
von osmotisch gereinigtem Wasser und noch salzhaltigem gereinigtem
Wasser mittels der Strom- und Spannungswerte des Elektrochemiereaktors
zu steuern.
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Es
war überraschend,
dass es mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens möglich ist,
salzhaltiges Wasser der verschiedensten Provenienzen zu reinigen,
um gutes Brauch- bzw. Trinkwasser zu erhalten. So kann man reines
Meerwasser einfach und preiswert zu brauchbarem Trink- und Brauchwasser
aufarbeiten. Es ist weiterhin möglich
Rohwasser aus Niederschlagsoberflächenwasser und Meerwasser zu
behandeln, auch kann man Mischungen von Grundwasser, Brunnenwasser
aus Kalksteinschichten und Meerwasser sowie aufgesalzenem Brunnenwasser
sehr wirtschaftlich aufarbeiten.
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Ferner
Rohwässer,
die mit der Umkehrosmose alleine nicht günstig gereinigt werden können wegen des
sehr variablen Salzgehaltes, wie es z. B. in meernahen Bereichen
und Gebieten mit extensiver Tiefbrunnenbenutzung der Fall ist, insbesondere
auch bei starker landwirtschaftlicher Bodenbelastung und starker Düngerverwendung.
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Da
entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren
oxidationsreaktive Substanzen deaktiviert werden und Wirkstoffe
auf Kohlenwasserstoffbasis adsorbiert und im Elektrochemiereaktor
Magnesiumhydroxid ausgefällt
wird, werden die Membranen in der umgekehrten Osmosestufe sehr geschont,
sodass die Gesamtanlage lange Zeit kontinuierlich arbeiten kann,
ohne dass es zu Unterbrechungen kommen muss.
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Die
Erfindung wird an Hand der Figuren und der folgenden Beispiele näher erläutert:
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01 zeigt
bei einer gleichmäßigen Abgabe
von 600 l/h an Brauchwasser den Übergang
von dem Halbzeittaktbetrieb zum Vollzeitbetrieb einer Umkehrosmose
bei 70 % bis 90 % Regenwasser (Oberflächenwasser) anteil. Der Zusatzwasseranteil
ergibt sich aus der Differenz zwischen Brauchwasser und Permeatwasser.
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In 02 werden
beispielhaft 500 l/h Brauchwasser aus kalkhaltigem Brunnenwasser
mit teilweisem Brack- bzw. Meerwassereinbruch erzeugt. Ein niedriger
Meerwassereinbruch von 5 Prozent reduziert den Energieaufwand der
Umkehrosmose um 80 %, entsprechend ist der Zusatzwasseranteil der
drucklosen Reinigungsstufe hoch. Bei 30 % Meerwassereinbruch entsprechend
einem nahezu hundertprozentigem Brackwasser läuft die Umkehrosmose unter
dem vollen Zeittakt.
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03 Die
Kurven in 03 zeigen die Zusammenhänge für Salzgehalte
von 2000 bis 400 mg/l auf. Hier liegt das Beispiel der oberen Grenze
bei 2000 mg/l, Brauchwasserstrom 500 l/h, Rohwassereinsatz 547 l/h
und Konzentratverlust 47 l/h. Die energetische Belastung der Osmose
variiert dabei von 0 bis 80 %.
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Die 04 stellt
den realen Energieverbrauch von sogenannten Kombinationsanlagen
dar. Sie zeigt den hohen Energieverbrauch der Umkehrosmose und den
energetischen Vorteil einer Zweistufenosmose mit angepassten Wirkungsgraden
und Flussausbeuten. Trotz höherer
Anfangsinvestitionen ist eine solche Anlage bei Belastung z. B.
der zweiten Stufe mit 60 % (Zudosierung 600 l/h, 90 % Trennungswirkungsgrad)
langfristig günstiger
einzusetzen. Die Verwendung von Mischwasser geringeren Salzgehaltes
und damit die Kombination mit der beschriebenen niederenergetischen
Reinigung ist allerdings wesentlich günstiger (Beispiel 60% bis 90 %
kalkhaltiges Wasser bzw. Oberflächen-
oder Regenwasser).
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05 Großanlagen
der Umkehrosmose arbeiten unter sehr gleichmäßigen Bedingungen; dies ist
für kleinere
Anlagen mit Brauchwassererzeugung zwischen 10 und 100 Tageskubikmeter
erheblich schwieriger zu bewerkstelligen. Eine Vorgabe hierfür ergibt
sich aus modularer Konzeption und dem Betrieb unter Zumischungsrelationen,
wie in der 05 skizziert. Modellmäßig läuft unter
entsprechend reduzierten Drücken eine
Anlage (20) mit zwei hintereinandergeschalteten Umkehrosmosemodulen
(21, 22) in der Stufe I mit z. B. 500 l/h und
in der Stufe II mit 250 l/h. Die Ausgangswassermenge von 500 l/h
wird dabei über
die Vorreinigung (10) mit Elektrochemiereaktor (02),
Aktivkohlekaskaden (05) und UV-Reaktor (06) geleitet.
Im Einzelnen schützt
ein Grobfilter (01) die Anlage vor Blockierung bei hohen
Sedimentanteilen, die speziell ausgefertigten Elektroden (03)
setzen über
Folgereaktionen oxidations- bzw. reduktionssensible Stoffe um. Die
Adsorptions- oder Reaktionskaskade (5) hält mit oder
ohne Zwischenreaktionen entsprechend den Verteilungskoeffizienten Schadstoffe
zurück.
Ein Zwischenfilter (04) schützt den UV-Reaktor (06).
Die gesamte gereinigte Wassermenge fließt über eine Druckerhöhung (24)
in die erste Umkehrosmosestufe (22); es entsteht dabei
eine Teilmenge von 300 l/h eine mit 1300 mg NaCl-Gehalt. 240 l/h
werden dann in der zweiten Stufe (21) mittels weiterer
Druckerhöhung
(25) auf 20 bar gebracht und 190 l Reinwasser pro Stunde
mit 65 mg NaCl pro Liter generiert. Die Mischung über ein
motorgetriebenes Ventil (23) mit 60 l Wasser aus der ersten
Stufe führt
zu einem physiologisch einwandfreien Trinkwasser mit einem NaCl-Gehalt
von 350 bis 400 mg/l im Ablauf (26). Der Energieaufwand
liegt bei etwa 1 kWh pro 250 Liter Brauchwasser.
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06 Die
Anlage nach 05 ist in 06 als
gekoppeltes System mit Wassereingang im Bereich (10) und
Wasserausgang nach der/den Umkehrosmoseeinheit(en) (20)
skizziert. Zur Vervollständigung
sind zwei Pufferbehälter
(27, 28) vorgesehen, wobei im zweiten Behälter (28)
eine Leitfähigkeitszelle
(LF) (34) das motorbetriebene Mischventil (23)
beeinflusst.
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07 Die
Darstellung der Sensorik in 07 betrifft
die Photostrombestimmung (32) im UV-Reaktor (06),
eine Vorleitfähigkeitsfixierung
(35) durch den Stromwert des potentiostatisch gefahrenen
Elektrochemiereaktor (02) über die Elektroden (03).
Der Vorfilter (01) schützt
wie vorher den Elektrochemiereaktor vor frühzeitiger Sedimentkontamination
der sogenannten Volumenelektroden. Eine Kationenanalyse (33)
und die Bestimmung von Permeatflüssen
(31) der Umkehrosmoseeinheiten (22) können nach
Bedarf eingefügt
werden.
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Beispiel 01: Reinigung
von aufgesalztem Brunnenwasser
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Die
Versalzung von Brunnenwässern
und artesischen Wasseranlagen geschieht durch Übernutzung und temporärem leichten
Einbruch eines Salzwasserstromes. Diese Wässer müssen mit hoher Ausbeute gereinigt
werden, da Süßwasser
in Grenzregionen aufgrund dieser Salzwassereinbrüche nur temporär und begrenzt
zur Verfügung
steht. Deshalb ist eine Umkehrosmose mit 95 Trennwirkungsgrad (20
bar) und 90 % Permeatleistung anzustreben.
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Im
Jahresverlauf haben wir beispielhaft ein Wasser mit 2000 mg/l an
absolutem Salzgehalt im Maximum zu behandeln. Bei einem beispielhaften
Gesamtdurchsatz durch die Vorreinigung (10, beschrieben in Beispiel
04) von 550 l/h wird ein Wasserteilstrom von 470 l/h durch die Umkehrosmosestufe
geleitet. Diese Umkehrosmosestufe hat bei 20 bar einen Trennwirkungsgrad
von 95 % und einen Permeatwirkungsgrad von 90 %. Sie erzeugt 420
l/h Osmosewasser mit einem Salzgehalt von 100 ml/l, bei völliger Reduktion
der Ca- und Mg-Anteile. Die Zugabe von 80 l/h Wasser aus der Vorreinigung
erhöht
den Salzgehalt wieder auf geschmacklich optimale 400 mg/l mit etwa
40 mg/l physiologisch wichtigen Erdalkalisalzen.
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Die
Osmose selbst ist leistungsbezogen mit einer Reserve von 20 % auf
diesen oberen Betriebspunkt ausgerichtet, d. h. sie kann mit einem
Maximaldurchsatz etwa 500 l/h betrieben werden. Bei Rückgang der
Versalzung wird der Einsatzzeittakt verändert, die fehlende Brauchwassermenge
aus der Vorreinigung entnommen und damit der Energiebedarf für die Hochdruckpumpe
vermindert. Die Anlage ist aus dieser Kombination heraus enorm flexibel:
- – Die
Erhöhung
des Salzgehaltes über
die langjährig
vorausgesagte Höchstmenge,
kann durch Ausnutzung der Leistungsreserve und darüber hinaus
durch weitere Reduktion des Salzwasserzusatzes aufgefangen werden,
- – Anlage
fährt zeitgetaktet
bis hin zu einer hohen Zugabe an vorgereinigtem Wasser, sie wird
so eingestellt, dass die Osmose nicht über längere Zeit 24 Stunden) ohne
Spülung
still steht, da
- – die
Nachverkeimung und Schichtablagerung auf den Trennmembranen der
Umkehrosmose durch die Vorreinigung stark reduziert werden.
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Beispiel 02: Mischung
von Grundwasser, Brunnenwasser aus Kalksteinschichten und Meerwasser
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Im
vorliegenden Fall wird die spezifische Leitfähigkeit durch die Salze der
zweiwertigen Kationen Mg und Ca stärker beeinflusst. Die Leitfähigkeiten
liegen hier je nach Jahreszeit und Gezeitenstand bzw. Wetterlage
bei 10 000 bis 1 000 μSiemens·cm–1,
der zu reduzierende Hauptanteil des NaCl bzw. KCl variiert von 5 000
bis 600 mg/l. Hier macht sich verstärkt der Elektrochemiereaktor
mit nachgeschalteter Aktivkohlekaskade (10, beschrieben
in Beispiel 04) durch leichte Absenkung des Magnesium- und Calciumgehaltes
bemerkbar, diese Salze verbleiben als homogene Kristallkeime im
gereinigtem Rohwasser und führen
daher nicht durch Ausfällung
an der Osmosemembran zu deren Kontamination.
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Im
Vergleich zum vorhergehenden Beispiel kann unter den genannten Verhältnissen
von ausreichenden Wassermengen ausgegangen werden; lediglich die
temporären
Salzwassereinbrüche
erfordern einen hohen Trennwirkungsgrad. Die Osmose arbeitet bei
diesen Anlagen gleichmäßig mit
75 % Permeatwirkung und 95 % Trennwirkung wie vorher unter Zeittaktung.
Die obere Grenze sind dabei Salzgehalte von 6 000 mg/l, die unter
diesen Bedingungen auf 300 mg/l reduziert werden können. Bei
einer Vorgabe für
500 l/h Brauchwasser müssen
660 l/h durch die Osmose gepumpt werden. Die Zugabe von vorgereinigtem
Salzwasser mit etwa 10 l/h beschränkt sich hier nur auf eine
Geschmacksverwässerung
und leichte Erhöhung
der Erdalkaliionenkonzentration.
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Unter
Normalbedingungen wird die Einsatzzeit der Hochdruckpumpe in der
Umkehrosmose halbiert:
- – Osmosereduktion 1 000 mg/l
auf 50 mg/l,
- – 250
l/h Zusatz von vorgereinigtem Salzwasser mit 1 000 mg/l, davon 250
mg/l Ca- und Mg-Salze,
- – Wasserverlust
etwa 80 l/h,
- – Stabilisierung
der Osmosemembran wie vorher durch Spülung im 24-Stundentakt.
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Beispiel 03: Oberflächenwasser
und Meerwasser
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Mischungen
von Oberflächenwässern aus
Niederschlägen
und Salzwässer
haben einen breiten Bereich der spezifischen Leitfähigkeit
von 1 500 bis 14 000 μSiemens·cm–1.
In der Regel liegen die Anteile der einwertigen Kationen (Na/K) über 90 %.
D. h. im Extremfall müssen
9 000 mg NaCl pro Liter auf 400 mg reduziert werden. Das bedeutet
für eine
einstufige Umkehrosmose einen notwendigen maximalen Rückhaltewirkungsgrad
von etwa 96 % (40 bar) und eine Permeatgewinnung von 500 l/h bei
Einsatz von 720 l/h Rohwasser (70 % Flusswirkungsgrad) und 100 %
Auslegung bzw. Belastung der Umkehrosmose. Fällt die Leitfähigkeit
ab, gelten in die in 01 dargestellten Zusammenhänge. Die
Umkehrosmose wird dabei gleichmäßig belastet im
Hinblick auf Rückhaltewirkungsgrad
und Permeat/Rohwasserrelation. Der Energieverbrauch und die zeitgetaktete
Auslastung verringern sich jedoch entsprechend.
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Durchschnittliche
Salzgehalte liegen hierbei 4 000 mg/l. Eine Testanlage mit 500 l/h
Trinkwasserleitung erzeugt im kontinuierlichen Betrieb 470 Liter
Permeat pro Stunde mit 160 mg/l Salzanteil, die Zugabe von 30 Litern
vorgereinigtem Salzwasser mit 4 000 mg/l führt zu einem Gesamtgehalt von
390 mg pro Liter Trinkwasser. Der Gesamtwasserverbrauch beträgt 700 l/h,
der Gesamtenergieeinsatz fällt
von 2 kWh auf 1,7 kWh.
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Beispiel 04: Behandlung
von reinem Meerwasser
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Meerwasser
mit einem durchschnittlichen NaCl-Gehalt von 28 000 mg pro Liter,
Na-Anteil um 10 000 mg (400 – 450
mmol), Ca/Mg-Anteil etwa 2 000 mg (etwa 40 – 60 mmol Mg, 5 – 20 mmol
Ca) wird im Elektrochemiereaktor (02) der Vorreinigung
(10) mit etwa 15 As pro Liter behandelt. Dieser Elektrochemiereaktor
in seiner technischen Ausführung
als Wickelelement oder in Filterpressenbauweise besteht aus den
Elektroden Kathode und Anode, die zur Einreichung einer hohen Leistungsfähigkeit
aus einem leitfähigen
Material mit hoher Oberfläche
gefertigt sind. Die notwendige optimale Trennung in Ionen- und Elektrodenleitung übernimmt eine
dünne,
aber formstabile Trennschicht mit Kanälen für das Medium Wasser, das aufgrund
des Salzgehaltes die Ionenleitung garantiert.
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Bei
Anlegen einer Kleinspannung (2 bis 5 Volt) werden Kathoden- und
Anodenreaktionen gestartet. Es sind dies z. B. Sauerstoffreduktion
zum OH– und
nachfolgende Magnesiumhydroxidausfällung bzw. Hydrogencarbonatreduktion
so wie die anodische Oxidation reaktiver und damit schädlicher
Substanzen bis hin zur Kohlendioxiderzeugung (Carbonatausfällung).
Damit wird die Kontamination der Umkehrosmose durch Substanzen mit
einem hohen und aggressiven chemischen Potential erheblich reduziert.
Nachgeschaltete Reaktionskaskaden (05) stabilisieren die
entsprechenden Gleichgewichte und entfernen weitere reaktive Substanzen wie
Hypochlorite, Schwermetalle, Arsenate, Kohlenwasserstoffe usw. Diese
Reaktionskaskaden sind bevorzugt als Reaktionsbetten im Blockaufbau
oder Flaschenform mit differenzierter Einström- bzw. Überströmvorrichtung zur Steuerung
der in Serienschaltung berücksichtigt,
dass bei den meisten Reaktionen eine erste Adsorptionsstufe den
weiteren Reaktionen vorgelagert ist und den Verteilungskriterien
nach W. Nernst unterliegt. Im vorliegenden Fall beträgt das Volumen
vier hintereinandergeschalteter Flaschen jeweils 60 Liter, gefüllt mit 30
kg Aktivkohle. Die Einzelverweilzeiten sind bei 1 200 l/h Rohwasser
etwa 2,5 Minuten pro Kaskadenabschnitt. Der UV-Bestrahlungsreaktor
(06) ist ausgelegt auf einen maximalen Durchfluss von 2
500 l/h und eliminiert die Keim- und Biofilmaktivität.
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Bei
einer mittleren Salzretentionswirkung von jeweils 95 % und einem
Permeatwirkungsgrad von 60/75 % erzeugt die Umkehrosmose in zwei
Stufen aus 1 200 l/h Rohwasser etwa 500 l Wasser pro Stunde mit
etwa 100 Mg Salzanteil. Eine Zudosierung von etwa 10 l des gereinigten
Salzwassers lässt
den Salzanteil auf geschmacklich optimale Salzgehalte von etwa 400
mg/l einstellen.
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Beispiel 05, 04 und 05:
Anlagentechnik – Zweistufenosmose
(20) mit Vorreinigung (10)
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Großanlagen
der Umkehrosmose arbeiten unter sehr gleichmäßigen Bedingungen; diese ist
für kleinere
Anlagen mit Brauchwassererzeugung zwischen 10 und 100 Tageskubikmeter
erheblich schwieriger zu bewerkstelligen. Eine Vorgabe hierfür ist die
modulare Konzeption und der Betrieb unter Zumischungsrelationen.
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Modellmäßig läuft unter
entsprechend reduzierten Drücken
eine Anlage mit zwei hintereinandergeschalteten Umkehrosmosemodulen
(21, 22) in der Stufe I mit 500 l/h und in der
zweiten Stufe mit 250 l/h. Die Ausgangswassermenge von 500 l/h wird über den
Elektrochemiereaktor mit hohem Faradaywirkungsgrad aufgrund der
Anfangsleitfähigkeit
von 35 000 bis 40 000 μSiemens/cm
behandelt, über
die Aktivkohlekaskaden (05) gereinigt und im UV-Reaktor
(06) weitergehend biodesaktiviert. Die gesamte gereinigte
Wassermenge fließt über eine
Druckerhöhung
(60 bar) in die erste Umkehrosmose; es entsteht dabei eine Teilmenge
von 300 l/h eine mit 1 300 mg NaCl-Gehalt. 240 l/h werden dann in
der zweiten Stufe auf 20 bar gebracht und 190 l Reinwasser pro Stunde
mit 65 mg NaCl pro Liter generiert. Die Mischung von 190 l/h Reinwasser
und 60 Liter Wasser pro Stunden aus der Zwischenstufe führen zu
einem physiologisch einwandfreien Süßwasser mit einer NaCl-Gehalt
zwischen 350 und 400 mg/Liter. Der Energieaufwand liegt bei etwa
1 kWh/250 Liter Trinkwasser.
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Beispiel 06: Anlagentechnik – Mitteldruckosmose
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Bei
küstennaher
Wassergewinnung fällt
durch Mischung von See-, Regen- und Grundwasser der Anteil der Salze
soweit ab, dass eine Einstufenosmose durchführbar ist. Diese ist dann allerdings
höher belastet mit
den entsprechenden suspendierten Anteilen aus dem Oberflächenwasser
oder durch die Anteile an Erdalkaliionen, die nach Tab. 1 in der
Reihenfolge Hydroxid/Carbonat/Hydrogencarbonat/Sulfat bei osmotischer Aufkonzentration
ausfallen. Der elektrochemische Reaktor (02) erzeugt in
der ersten Stufe bei 800 l/h und einer Stromstärke von 1 bis 10 A Hydroxid-
und Carbonatanionen mit ausreichend homogener Ausfällungen
von Kristallkeimen der Spezies Mg(OH)2,
CaCO3 und MgCO3.
Gleichzeitig entsteht etwas Hypochlorit, das in der Adsorptionskaskade
in verschiedenen Reaktionsabläufen
biodeaktivierend umgesetzt wird und damit nicht bis zur Osmosemembran
vordringt. Das noch mit Hilfe eines UV-Reaktors nachbehandelte Rohwasser
kann in diesem speziellen Fall der Mitteldruckosmose nach 01 mit
bis zu 270 l/h dem Osmosewasser zugesetzt werden, um, gesteuert über eine
Leitfähigkeitsmesssonde
(34), eine physiologisch optimale Trinkwasserzusammensetzung
zu ergeben.
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Beispiel 07, 06 und 07:
Anlagentechnik – Brunnenwasseraufbereitung
bei höchsten
Gehalten an Erdalkalikationen
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Ein
hoher Anteil von Erdalkaliionen neben dem Kochsalzanteil NaCl erfordert
nach Tab. 01 eine strenge Berücksichtigung
der Löslichkeiten
und die Vorausbildung von homogenen Kristallitkeimen im Rohwasser vor
der Trennung in den Membranen. Ein überkritischer, metastabiler
Zustand, der zu nicht ausspülbaren
Ablagerungen in den Zuführungszonen
(Kanälen
und Taschenporen) vor der Löslichkeitsmembranschicht
führt, muss
vermieden werden. Dazu wird der elektrochemische Reaktor in der
Vorreinigung, abhängig
von einem ionenselektiven Sensor für Mg2+ bzw.
Ca2+ oder in einer vereinfachten Weise bei
nachlassendem Permeatstrom unter Konstantdruckbedingungen, folgendermaßen festgelegt:
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Mg2+-Ausfällung:
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- 2 000 mg/l aufkonzentriert bei 90%-Flusswirkungsgrad auf
18 200 mg/l. MgCO3-Carbonatvorausfällung bis
100 mg/l (siehe Tab.).
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Ca2+-Ausfällung:
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- 2 000 mg/l aufkonzentriert bei 90%-Flusswirkungsgrad auf
18 200 mg/l. CaSO4-Sulfatvorausfällung bis
2 000 mg/l (siehe Tab.).
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Der
Wirkungsgrad einer homogenen Kristallitkeimbildung mittels Vorausfällung von
Mg(OH)2, CaCO3, MgCO3 und CaSO4 im elektrochemischen
Reaktor beträgt
nach Untersuchung etwa 80 bis 90 %, dies erfordert eine homogene
Vorausfällung
von 3 000 mg/l (30 mmol) oder rund 150 As/l, d. h. bei 20 A wird
der Elektrochemiereaktor mit rund 500 l/h Rohwasser beschickt. Je
nach Sensoranforderung kann bei geringerer Ausfällung bzw. geringerem Erdalkaligehalt
die Leistung des Reaktors angepasst werden.
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Die
Anlage nach 06 wird vervollständigt durch
den Vor- und Grobfilter (01) zur Sedimentreduktion, einen
Feinfilter (04) zum Schutz der UV-Anlage (06)
und einem Pufferbehälter
(27). Die Sensorik (07) betrifft
die Photostrombestimmung (32) im UV-Reaktor (06),
eine Vorleitfähigkeitsfixierung
durch den Stromwert des potentiostatisch gefahrenen Elektrochemiereaktor
(02) über
die Elektroden (03), einer optionalen Kationenbestimmung
(33) und der Messung des Permeatflusses (31) der
Umkehrosmose (21) neben der Fixierung des Brauchwasserstromes
(35). Die Mischung wird gesteuert über eine selektive Leitfähigkeitskontrolle
(34) im Puffergefäß (28).
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Tabelle:
Ausfällung
der Erdalkalisalze bei OH-Erzeugung und Hydrogencarbonat/Carbonat-Verschiebung