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Die
Erfindung betrifft eine Bänderspannvorrichtung
für Gelenke
des menschlichen oder tierischen Körpers, eine zur Verwendung
an einem mittels der Bänderspannvorrichtung
vorbereiteten Gelenks geeignete Schnittlehre sowie ein Verfahren
zur Osteotomie dieser Gelenke unter Verwendung der erfindungsgemäßen Bänderspannvorrichtung
und der erfindungsgemäßen Schnittlehre.
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Aus
der WO 03/084412 A1 ist eine Bänderspannvorrichtung
zur Vorbereitung für
die Implantierung eines Gelenksimplantats mit einem Grundkörper bekannt,
welcher eine erste Pratze mit einer distalen Anlagefläche, welche
auf einem ersten Knochen aufliegt, und eine zweite Pratze, die mit
einer proximalen Auflagefläche
an einem zweiten Knochen anliegt, aufweist. Die zweite Pratze ist
parallel zur ersten Pratze verschiebbar. Eine Schnittlehre ist auf Halterungen
des Grundkörpers
der Bänderspannvorrichtung
aufsetzbar.
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Auch
aus der WO 00/78225 A1 ist eine Bänderspannvorrichtung für nicht-kugelige
Gelenke bekannt. Die darin beschriebene Vorrichtung zum Spannen
von Bändern
an nicht-kugeligen Gelenken am menschlichen oder tierischen Körper umfaßt einen
prismatischen, zylindrischen oder plattenförmigen Grundkörper mit
einer rechten Pratze und einer linken Pratze, welche erste Auflageflächen in
einer Ebene aufweisen und damit parallel auf die gelenkseitige Oberfläche eines
ersten an ein nicht-kugeliges Gelenk angrenzenden Knochens zur Anlage bringbar
sind, sowie einen rechten Handgriff und einen linken Handgriff,
einen rechten Spannhebel und einen linken Spannhebel mit zweiten
Auflageflächen, welche
parallel zu den ersten Auflageflächen
angeordnet sind, wobei zwischen den jeweiligen Auflageflächen des
rechten Spannhebels und der rechten Pratze eine Spannweite Y und zwischen
den jeweiligen Auflageflächen
des linken Spannhebels und der linken Pratze dieselbe oder eine
andere Spannweite X einstellbar ist. Die zweiten Auflagefläche sind
auf die gelenkseitige Oberfläche
eines zweiten an das Gelenk angrenzenden Knochens zur Anlage bringbar.
Weiterhin umfaßt
die Vorrichtung einen rechten Bedienungshebel und einen linken Bedienungshebel,
welche gleichzeitig mit dem Halten der Vorrichtung mit je einer
Hand am entsprechenden Handgriff einzeln mit der jeweils selben
Hand betätigbar
sind und eine rechte Parallelverschiebevorrichtung und eine linke
Parallelverschiebevorrichtung, welche je durch den entsprechenden
Bedienungshebel antreibbar sind und so mit je einem Spannhebel verbunden
sind, daß bei
einer Bewegung der Bedienungshebel die Spannweiten X bzw. Y unabhängig voneinander
einstellbar sind. Die Parallelverschiebevorrichtungen sind als Viergelenk-Hebelgetriebe ausgebildet.
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Nachteilig
an den aus den oben genannten Druckschriften bekannten Bänderspannvorrichtungen
ist insbesondere, daß die
Anbringung von Schnittebenen an einem erkrankten Gelenk zur Einbringung
einer Prothese weitere Werkzeuge erfordert, welche unabhängig von
der Spannvorrichtung an das Gelenk angesetzt werden und dadurch
keine genaue Positionierung und Ausrichtung sowie keine reproduzierbare,
genaue Schnittführung
erlauben.
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Der
Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, eine Bänderspannvorrichtung
und ein Verfahren zu schaffen, um die Kapsel-Bandstrukturen eines
prothetisch zu versorgenden Gelenkes mit einer parallelen Spreizbewegung
anzuspannen und dabei eine voreinstellbare, nachjustierbare und
nachkontrollierbare Resektionshöhe
für die
mediale und die laterale Seite getrennt voneinander einstellbar
sind.
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Weiterhin
ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Schnittlehre anzugeben, die
eine ökonomische und
genaue Schnittführung
für verschiedene
Femurgrößen bietet.
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Die
Aufgabe wird hinsichtlich der Bänderspannvorrichtung
durch die Merkmale des Anspruchs 1, hinsichtlich des Verfahrens
durch die Merkmale des Anspruchs 10 und hinsichtlich der Schnittlehre
durch die Merkmale des Anspruchs 16 gelöst.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand teilweise schematischer Darstellungen
für die
Vorbereitung der prothetischen Versorgung eines menschlichen Kniegelenks
näher erläutert.
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In
der Zeichnung zeigen:
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1A eine
schematische, perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Bänderspannvorrichtung
mit einer Bohrlehre,
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1B eine
vergrößerte Darstellung
der in 1A dargestellten Bänderspannvorrichtung
in einer Ansicht mit Blickrichtung nach dorsal,
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1C eine
schematische, perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Bänderspannvorrichtung
mit Blickrichtung nach medial,
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2A–C schematische,
perspektivische Darstellungen einer distalen Femurosteotomie unter Verwendung
einer Schnittlehre,
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3A-D
schematische, perspektivische Darstellungen des Ansatzes einer Bohrlehre
zur Vorbereitung der Bohrungen für
die erfindungsgemäße Schnittlehre,
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4A-C
schematische, perspektivische Darstellungen des Ansatzes einer Tastlehre
zur Ermittlung der Femurgröße,
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5 eine
schematische, perspektivische Darstellung des zum Ansatz der erfindungsgemäß ausgestalteten
Schnittlehre vorbereiteten Kniegelenks, und
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6A-D
schematische, perspektivische Darstellungen der erfindungsgemäßen Schnittlehre ex
situ und in situ.
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1A zeigt
in einer schematischen, perspektivischen Gesamtdarstellung eine
Bänderspannvorrichtung 1,
die einen Grundkörper 5 umfaßt, auf welchem
ein Führungskörper 3 mit
Führungsstäben 4 angeordnet
ist. Auf die Führungsstäbe 4 sind
verschiedene Bohrlehren 2 zur Vorbereitung von Resektionen
im Bereich eines prothetisch zu versorgenden Gelenks, beispielsweise
eines Kniegelenks, aufsteckbar und verschiebbar.
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Die
Bänderspannvorrichtung 1 umfaßt zur sicheren
Einleitung der Spreizkraft in ein erstes Knochenteil 33 erste
Pratzen 6, 6' (in 1A nicht
sichtbar) mit ersten Auflageflächen 7, 7' (in 1A ebenfalls
nicht sichtbar), welche im Fall des Kniegelenks auf der Tibia 33 (Schienbeinkopf)
aufliegen. Den ersten Pratzen 6, 6' gegenüberliegend sind entsprechend
am Grundkörper 5 Handgriffe 8, 8' angebracht, welche
jeweils ein einhändiges
Halten und Spannen der Bänderspannvorrichtung 1 ermöglichen.
Ebenfalls entsprechend zur Anordnung der ersten Pratzen 6, 6' und oberhalb
dieser liegend umfaßt
die Bänderspannvorrichtung 1 Spannhebel 9, 9', welche sich
mit ihrer auf zweiten Pratzen 13, 13' (in 1A ebenfalls nicht
sichtbar) ausgebildeten zweiten Auflageflächen 10, 10' auf einem zweiten,
gegenüberliegenden
Knochenteil 34 des zu behandelnden Gelenkes, im Fall des
Kniegelenks dem Femur 34, abstützen. Die Spreizwirkung wird
durch Betätigen
der Handgriffe 8, 8' zusammen
mit jeweils einem Bedienungshebel 11, 11' für einen
medialen oder lateralen Gelenkanteil getrennt oder gemeinsam erzeugt.
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Parallelverschiebevorrichtungen 12, 12' gestatten bezüglich der
Auflageflächen 7, 7' und 10, 10' eine Parallelverschiebung
der zweiten Pratzen 13, 13' mit den Auflageflächen 10, 10' gegenüber den ersten
Pratzen 6, 6' mit
den Auflageflächen 7, 7'. Die zweiten
Pratzen 13, 13' stehen
dabei in Wirkverbindung mit den Spannhebeln 9, 9'.
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Die
Parallelverschiebevorrichtungen 12, 12' sind als Viergelenk
in Form sich kreuzender Stäbe ausgeführt und
umfassen jeweils vier Hebel 14, 14', 15, 15', 16, 16', 17, 17', wobei spannhebelseitiger Hebel 14, 14' und grundkörperseitige
Hebel 17, 17' parallel
zueinander angeordnet sind, während
sich die Hebel 15 und 16 bzw. 15' und 16' kreuzen. Die
jeweils vier Hebel 14, 15, 16, 17 bzw. 14', 15', 16', 17' sind mittels
jeweils fünf
Achsen 18, 19, 20, 21, 22 bzw. 18', 19', 20', 21', 22' miteinander
verbunden. Zwei der Achsen 18, 19 bzw. 18' 19' sind in den
parallelen Hebeln 14, 17 bzw. 14', 17' in parallel
zu den Auflageflächen 7, 7', 10, 10' verlaufenden
Langlöchern 23, 23', 24, 24' verschiebbar
gelagert. Diese Ausgestaltung der Parallelverschiebevorrichtungen 12, 12' gestattet,
daß die
spannhebelseitigen Hebel 14, 14' und die grundkörperseitigen Hebel 17, 17' parallel zueinander
bzw. auseinander bewegbar sind.
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Die
Längen
der Hebel 14, 14' 15, 15', 16, 16', 17, 17' sind so gewählt, daß bei einer
beliebigen Spannweite X zwischen den Auflageflächen 7, 7' an den ersten
Pratzen 6, 6' und
den Auflageflächen 10, 10' an den zweiten
Pratzen 13, 13',
welche z.B. zwischen 5 mm und 40 mm liegen kann, ein konstantes Umsetzungsverhältnis von
1:1 zwischen der manuell an den Handgriffen 8, 8' und den Bedienungshebeln 11, 11' aufgebrachten
Spannkraft und der auf die an das Gelenk angrenzenden Knochen ausgeübten Distraktionskraft
herrscht.
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Die
Größe der Spreizkraft
ist an Kraftanzeigen 25, 25' mit Skalen 26, 26' und beweglichen
Anzeigehebeln 27, 27' ablesbar. Die Anzeigehebel 27, 27' werden durch
die longitudinale Biegung der durch eine manuell aufgebrachte Spannkraft
biegbaren Bedienungshebelteile 28, 28' gegenüber den
anderen gabelartig angeordneten und nicht durch diese Spannkraft
beaufschlagten Anzeigehebeln 27, 27' bewegt. Werden mittels der Spannkraft
der Anzeigehebel 27, 27' und die Bedienungshebelteile 28, 28' relativ zueinander
bewegt, drehen sich die Anzeigehebel 27, 27' um Drehachsen 29, 29', wodurch auf den
Skalen 26, 26' durch
die Anzeigehebel 27, 27' die manuell aufgebrachte Spannkraft
angezeigt wird.
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Weiterhin
können
zwischen den Handgriffen 8, 8' und den Bedienungshebeln 11, 11' Arretierungsvorrichtungen 30, 30' vorgesehen
sein, welche die Arretierung der Bänderspannvorrichtung 1 in
einer bestimmten Position ermöglichen.
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Der
Grundkörper 5 der
Bänderspannvorrichtung 1 weist
eine erste Skala 31 auf, welche mit zweiten Skalen 32, 32' korrespondiert.
Die Skalen 31, 32 und 32' (in 1A ebenfalls
nicht sichtbar) zeigen die geplante Resektionshöhe medial und lateral am Knochen,
z.B. am Femur 34 unter Berücksichtigung der ligamentären Situation
und bei bereits resezierter Tibia 33 an, wodurch vor der
Resektion dorsal und ventral die Resektionshöhen medial und lateral gemessen
werden können.
Durch die Wahl der femoralen Resektionshöhe ist eine optimale Reproduktion der
physiologischen Gelenksebene möglich.
Die genaue Funktion der Bänderspannvorrichtung 1 ist
in den folgenden Figuren sowie in der dazugehörigen Beschreibung näher erläutert.
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Hierbei
wurde in den Figuren auf eine Wiederholung der Bezugszeichen für die nicht
für die
Erfindung relevanten Bauteile aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet.
Nur einige, für
die Orientierung hilfreichen Teile sind bezeichnet. Ebenso wurde auf
eine wiederholende Beschreibung der entsprechenden Bauteile in der
nachfolgenden Beschreibung verzichtet.
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1B zeigt
in einer schematischen Ansicht mit Blickrichtung nach dorsal eine
Aufsicht auf die Bänderspannvorrichtung 1.
Erkennbar sind dabei insbesondere die Skalen 31 und 32, 32', welche erfindungsgemäß wie bereits
erwähnt
die geplanten Resektionshöhen
medial und lateral am Femur 34 unter Berücksichtigung
der ligamentären
Situation anzeigen und eine Messung der Resektionshöhen medial
und lateral erlauben, um die korrekten Resektionshöhen senkrecht
dazu, i.e. dorsal und ventral, zu bestimmen. Damit ist eine optimale
Reproduktion der physiologischen Gelenksebene möglich, da sowohl die medial-laterale Richtung
als auch die dorsal-ventrale Richtung in die Messung und damit in
die Schnittführung
der Resektion eingehen. Zusätzlich ist
es durch die besondere Anordnung der Skalen 31, 32, 32' möglich, auch
eine Rotationsbewegung des Femurs 34 zu kontrollieren,
welche bei der Beugung und Streckung des Gelenks auftritt und bei
nicht korrekter Einbeziehung zu Problemen im prothetisch versorgten
Gelenk führen
kann.
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Die
Skalen 31 und 32 sowie 31 und 32' korrespondieren
dabei jeweils miteinander. Da die Bänderspannvorrichtung 1 mit
zwei unabhängig
voneinander arbeitenden Parallelverschiebevorrichtungen 12, 12' ausgestattet
ist, welche unabhängig
voneinander betätigbar
sind, können
medial und lateral somit unterschiedliche Weiten des Kniegelenkspalts bzw.
des Inlays eingestellt werden, so daß die ligamentäre Situation
des Gelenks optimal berücksichtigt werden
kann.
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Allgemein
besteht eine Gelenkprothese aus mehreren Komponenten, welche je
nach Zustand des Gelenks in einen oder in beide Knochenteile 33, 34 eingesetzt
werden. Im Fall der prothetischen Versorgung des gesamten Gelenks
ist eine Endoprothese nötig,
welche zusätzlich
ein Inlay umfassen kann, welches zwischen den Prothesenteilen liegt
und im Fall des Kniegelenks die Funktion der Menisci übernimmt.
Es ist zur zufriedenstellenden Versorgung des Patienten von Bedeutung,
die Höhe
des Inlays und vorbereitend die Resektionshöhe der beteiligten Knochen 33, 34 korrekt
zu bestimmen.
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Hierbei
ist es sowohl hilfreich, die Höhe
des Kniegelenksspalts in Flexion und Extension in diskreten Werten
analog zu den verfügbaren
Inlaygrößen einstellen
zu können,
als auch optional auf eine stufenlose Einstellung der Flexions-
und Extensionsspalthöhe
zurückgreifen
zu können,
welche kniespezifische Über-/Unterkorrekturen
des Kniegelenkspalts durch eine stufenlose Knochenresektion erlaubt.
Ferner ist es wünschenswert,
die optimale ventrale Ausrichtung der Femurkomponente der Endoprothese
sicher bestimmen zu können,
welche den Übergang
zwischen der Implantatkomponente relativ zur ventralen Kortikalis,
also zum ventralen Auslauf, bestimmt.
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In 1C ist
in einer seitlichen Ansicht die Situation gemäß 1A und 1B dargestellt.
Die Bohrlehre 2 befindet sich dabei bereits in Anlage am Femur 34.
Mittels eines Bohrers werden zwei Bohrungen in den Femur 34 eingebracht,
welche, wie weiter unten beschrieben, eine Schnittlehre aufnehmen.
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Anhand
der folgenden Figuren und der dazugehörigen Beschreibung werden die
zur korrekten Schnittführung
benötigten
vorbereitenden Schritte erläutert.
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Wie
nicht weiter dargestellt, wird die Tibia 33 durch herkömmliche
Resektionsmethoden vorbereitet, so daß eine transversale Fläche 36 gebildet
wird, an welcher die Pratzen 6, 6' der Bänderspannvorrichtung 1 anliegen.
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Die
Vorgehensweise zur Ermittlung der korrekten Inlaydicke bzw. der
Resektionshöhe
sowie die Vorbereitungen zur Resektion werden im folgenden erläutert.
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Zunächst wird
in Extension, also im gestreckten Zustand des Kniegelenks, die Bänderspannvorrichtung 1 in
den Kniegelenkspalt zwischen Tibia 33 und Femur 34 eingeschoben.
Die Bohrlehre 2 für
die Einbringung der Bohrungen für
die Schnittlehre, welche für
eine erste, distale Femurresektion verwendet wird, ist bereits auf
die Bänderspannvorrichtung 1 aufgesetzt.
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Nun
werden mittels Betätigung
der Bänderspannvorrichtung 1 in
Extensionsstellung die Ligamente unter einer wählbaren Kraft aufgespreizt.
Die Kraft wird an den Skalen 26, 26' der Kraftanzeigen 25, 25' abgelesen und
eingestellt. Die auf den Skalen 31, 32, 32' abgelesenen
Werte ergeben die Resektionshöhe
der ersten, distalen Femurresektion bzw. die Dicke des später einzulegenden
Inlays zwischen den Prothesenkomponenten. Bedingt durch die getrennte
Einstellbarkeit für
die mediale und die laterale Seite können sich unterschiedliche
Werte auf den Skalen 32, 32' ergeben, welche einer Rotation
des Femur 34 entsprechen. Pro Millimeter der Skalen 32, 32' beträgt die Rotation
vorzugsweise 1°.
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Ist
die an den Skalen 31, 32, 32' abzulesende
Distanz zu groß,
muß eine
Nachresektion der Tibia 33 durchgeführt werden. Ist sie zu klein,
muß eine größere Inlaygröße gewählt werden.
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Nun
werden mittels eines Bohrers zwei Bohrungen in den Femur 34 eingebracht,
wie aus 1C ersichtlich. In die Bohrungen
werden Stifte 35 eingesetzt. Danach wird die Bänderspannvorrichtung 1 entspannt
und aus dem Kniegelenkspalt entfernt.
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In
den 2A bis 2C ist
in verschiedenen Ansichten die Anbringung der für die distale Femurresektion
benötigten
Schnittlehre 37 dargestellt.
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Das
Gelenk wird, wie aus den 2A bis 2C ersichtlich,
in Flexion gebeugt, also abgewinkelt, und die Schnittlehre 37 auf
die Stifte 35 aufgesteckt. Damit sich die Schnittlehre 37 nicht
verschieben kann, wird sie mittels eines Fixationsnagels 39 am
Femur 34 fixiert. Die Schnittlehre 37 weist eine Sägeblattführung 38 auf,
durch welche ein Sägeblatt bei
der Resektion geführt
wird.
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In 2B und 2C ist
die Resektion bereits abgeschlossen, wodurch am Femur 34 ebenfalls
eine transversal orientierte Fläche 40 gebildet worden
ist, welche in Extension parallel zu der transversalen Fläche 36 der
Tibia 33 orientiert ist.
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In
den 3A bis 3D ist
der nächste Schritt
zur Vorbereitung der zweiten Femurresektion dargestellt.
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Die
Bänderspannvorrichtung 1 wird,
wie in 3A in einer perspektivischen
Gesamtdarstellung gezeigt, wieder an das immer noch in Flexion befindliche
Gelenk angesetzt. Die Bohrlehre 2 ist durch eine zweite
Bohrlehre 41 ersetzt, welche in gleicher Weise wie die
Bohrlehre 2 an der Bänderspannvorrichtung 1 montiert
wird.
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3B und 3C zeigen
in einer seitlichen Darstellung die Bohrlehre 41 im vormontierten Zustand
bzw. nach der Anlage an die transversale Fläche 40 des Femurs 34.
Die Flexion des Kniegelenks wird dabei so korrigiert, daß die Bohrlehre 41 und
die Fläche 40 vollflächig in
Anlage aneinander bringbar sind. Dies ist wichtig, um die korrekte
Positionierung der Bohrungen zu gewährleisten.
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Die
Bohrlehre 41 weist zwei Führungen 42 für den Bohrer
sowie eine Einschubbohrung 43 auf, in welche im nächsten Verfahrensschritt
eine Tastlehre 44 zur Ermittlung der Femurgröße einschiebbar
ist.
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3D zeigt
die nochmalige Kontrolle der Resektionshöhe anhand der Skalen 31, 32, 32' vor der Ermittlung
der Femurgröße mittels
der Tastlehre 44, um sicherzustellen, daß später die
korrekte Schnittlehre für
die zweite Femurresektion gewählt wird.
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In
den 4A bis 4C ist
die Ermittlung der Femurgröße durch
Abtasten mittels einer Tastlehre 44 dargestellt.
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Die
Tastlehre 44 weist einen L-förmigen Bügel 45 mit einer Skala 46 auf,
welche an dem Teil des Bügels 45 ausgebildet
ist, welcher in die Einschubbohrung 43 der Bohrlehre 41 eingeführt wird.
Die Länge
des Bügels 45 in
proximal-distaler
Richtung ist über
eine Verschiebevorrichtung 48 veränderlich.
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An
einem der Skala 46 entgegengesetzten Ende der Tastlehre 44 ist
ein Aufsatz 47 ausgebildet, welcher auf den Femur 34 aufgesetzt
wird. Durch Einschieben der Tastlehre 44 in die Einschubbohrung 43 bis
zum Aufsetzen des Aufsatzes 47 auf dem Femur 34 wird
die Femurgröße ermittelt,
welche an der Skala 46 abgelesen werden kann. Die Skala 46 weist im
Ausführungsbeispiel
fünf Markierungen
A, B, C, D und E auf, welche fünf
verschiedenen Femurgrößen entsprechen,
wobei A die kleinste und E die größte Größe darstellt. Die Anzahl der
Markierungen ist dabei nicht auf fünf begrenzt, sie kann auch
mehr oder weniger betragen bzw. andere Abstände zwischen den Markierungen
aufweisen. In dem in 4C dargestellten Ausführungsbeispiel
ist die Femurgröße mit Markierung
B ermittelt worden. Dies ist die Markierung, welche noch oberhalb
der Einschubbohrung 43 in der Bohrlehre 44 sichtbar
ist.
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Nun
werden durch die Führungen 42 zwei Bohrungen 49 in
die Fläche 40 des
Femur 34 eingebracht und anschließend die Bänderspannvorrichtung 1 entfernt. 5 zeigt
die Situation nach dem Einbringen der Bohrungen 49 und
nach dem Entfernen der Bänderspannvorrichtung 1 in
Flexion. In die Fläche 40 sind
die zwei Bohrungen 49 eingebracht, die transversal orientierten
Flächen 36 und 40 sind
in Extension des Kniegelenks dann parallel zueinander. 5 zeigt
die Ausgangssituation für
den letzten Bearbeitungsschritt der Vorbereitung auf die Implantatversorgung,
nämlich
für die
ventralen und dorsalen Resektionen des Femurs 34.
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Erfindungsgemäß wird zur
Durchführung
der verbleibenden Femurresektionen nur mehr eine einzige Schnittlehre 50 benötigt, welche
beispielhaft in 6A dargestellt ist.
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Die
Schnittlehre 50 ist dabei auf die vorher mit der Tastlehre 44 ermittelte
Größe des Femur 34 abgestimmt,
i.e. für
jede der auf der Skala 46 angegebenen Femurgrößen A, B,
C, D, E ist eine eigene Schnittlehre 50 vorgesehen, wobei
sich die Schnittlehren 50 für die verschiedenen Femurgrößen in ihren
Abmessungen unterscheiden.
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In 6A sind
beispielhaft die Schnittlehren 50 für einen kleinen Femur 34 der
Größe A (links
in 6A) und für
einen großen
Femur 34 der Größe E (rechts
in 6A) dargestellt, um die Unterschiede zu verdeutlichen.
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Die
Schnittlehre 50 besteht dabei unabhängig von ihrer Dimensionierung
aus einem Schnittblock 51, welcher zwei Stifte 52 zum
Einführen
in die vorher in die transversale Fläche 40 des Femur 34 eingebrachten
Bohrungen 49 aufweist. Die Stifte 52 sind dabei
ungefähr
in Richtung einer Flächennormalen
auf dem Schnittblock 51 angeordnet. Der Schnittblock 51 umfaßt weiterhin
Sägeblattführungen 53, welche
in unterschiedlichen Winkeln in dem Schnittblock 51 ausgebildet
sind. Die Anzahl der Sägeblattführungen 53 beträgt dabei
vier, welche für
jeweils einen dorsalen Femurschnitt, einen dorsalen Schrägschnitt,
einen ventralen Schrägschnitt
und einen ventralen Femurschnitt angelegt sind.
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Der
Schnittblock 51 ist dabei so ausgelegt, daß ein Abstand
X zwischen einer ersten Sägeblattführung 53a für einen
dorsalen Femurschnitt, welche in 6A bis 6D jeweils
die unterste (dorsale) Sägeblattführung 53 ist,
und den Stiften 52 für
alle Femurgrößen A, B,
C, D, E gleich groß ist.
Dies hat den Vorteil, daß der
dorsale Femurschnitt immer an der gleichen Stelle erfolgt und somit
später
die Endoprothese relativ zum Femur 34 stets richtig positioniert
werden kann.
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Die
Sägeblattführung 53a für den dorsalen Femurschnitt
ist dabei zweiteilig ausgeführt,
wobei die beiden Teilschlitze durch einen Steg 54 voneinander
getrennt sind. Dies ist zweckmäßig, um
die Stabilität
des Schnittblocks 51 zu erhöhen. Die nächstfolgende Sägeblattführung 53b ist
für einen
dorsalen Schrägschnitt
geneigt zu der ersten Sägeblattführung 53a angeordnet.
Die Sägeblattführung 53b für den dorsalen
Schrägschnitt
ist ebenfalls zweiteilig ausgebildet und durch den Steg 54 geteilt.
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Eine
weitere Sägeblattführung 53c für einen ventralen
Schrägschnitt
ist in Form eines rundum geschlossenen Schlitzes ausgeführt und
gegenüber
der für
den dorsalen Schrägschnitt
zu verwendenden Sägeblattführung 53b um
etwa 90° geneigt.
Eine vierte Sägeblattführung 53d ist
ebenfalls rundum geschlossen und zur Durchführung des abschließenden ventralen
Femurschnitts zu verwenden.
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Die
zweiteiligen Sägeblattführungen 53a, 53b sind
dabei von ihrer Dimensionierung so auszulegen, daß die Kondylen 55 des
Femur 34 zuverlässig
rezessiert werden können.
Der Steg 54 muß also schmal
genug sein, um die vollständige
Rezession zu ermöglichen. 6D zeigt
in einer seitlichen Ansicht eine Schnittlehre 50, bei welcher
die beiden Sägeblattführungen 53a und 53b seitlich
einsehbar sind, während
die beiden ventralen Sägeblattführungen 53c und 53d in 6D nur
in der Projektion sichtbar sind, da sie als rundum geschlossene
Schlitze ausgeführt
sind.
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Weiterhin
sind in dem Schnittblock 51 im Ausführungsbeispiel zwei Bohrungen 56 ausgebildet, welche
zur Fixierung des Schnittblocks 51 am Femur 34 dienen.
Durch die Bohrungen 56 können Fixationsnägel in die
transversale Fläche 40 des
Femur 34 eingeschlagen werden. Dadurch wird sichergestellt, daß sich die
Schnittlehre 50 während
der vier Resektionsschnitte nicht verschiebt.
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6B und 6C zeigen
das Ansetzen der Schnittlehre 50 an das immer noch in Flexion
befindliche Kniegelenk bzw. die Schnittlehre 50 in situ.
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Dadurch,
daß die
Schnittlehre nur einmal positioniert werden muß und dann für alle vier
benötigten
Femurresektionen am Platz bleiben kann, wird einerseits die Handhabung
der Schnittlehre 50 für
den Operateur erheblich vereinfacht. Andererseits ist die Bearbeitungsgenauigkeit
höher,
so daß Nachresektionen
entfallen können,
und die Operationsdauer kann erheblich verkürzt werden, da die Schnittlehre 50 nicht
vor jeder Resektion aufs Neue positioniert werden muß. Dies
ist insbesondere in Hinblick auf die Verwendung von Navigationssystemen
mit elektronischer Steuerung von Vorteil, da der Kalibrierungsprozeß des Navigationssystems
aufwendig ist und bei der erfindungsgemäßen Schnittlehre 50 nur
einmal erfolgen muß.
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Die
Erfindung ist nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern
auch für Bänderspannvorrichtungen 1 und
Schnittlehren 50 für
andere kugelige Gelenke bei entsprechender Anpassung anwendbar.