Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein System
sowie ein Verfahren zur Erzeugung eines aufgeschäumten gipshaltigen Materials
("Gipsschaum") bereitzustellen,
welches insbesondere die zuvor geschilderten Nachteile des Standes
der Technik vermeidet.
Insbesondere
besteht eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein System
bzw. ein Verfahren zur Erzeugung eines aufgeschäumten gipshaltigen Materials
bereitzustellen, mit welchem sich aufgeschäumte gipshaltige Materialien
erzeugen lassen, die relativ kurze Trocknungszeiten, vorzugsweise
von weniger als 24 Stunden, aufweisen und kurz nach der Applikation
mit Wasser entfernbar bzw. abwischbar sind. Insbesondere sollen
sich mit einem solchen System bzw. einem solchen Verfahren aufgeschäumte Gipsmaterialien
erzeugen lassen, die keine bzw. keinen nennenswerte Nachexpansion
und kein bzw. kein nennenswertes Schrumpfen zeigen. Des weiteren
sollten auf diese Weise aufgeschäumte
Materialien herstellbar sein, die nach Trocknung bzw. Abbinden über eine
ausreichende Festigkeit und Formstabilität verfügen.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung – gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung – ist somit ein System zur
Erzeugung eines aufgeschäumten
gipshaltigen Materials, insbesondere in Form einer wäßrig basierten
Dispersion, wobei das System
- (i) abbindefähigen Gips,
- (ii) mindestens ein zusammen mit dem abbindefähigen Gips
aufschäumbares
organisches Polymer,
- (iii) mindestens ein Treibmittel,
- (iv) gegebenenfalls mindestens einen Abbindeverzögerer und
- (v) gegebenenfalls mindestens einen Abbindebeschleuniger
umfaßt.
Was
den erfindungsgemäß eingesetzten
abbindefähigen
bzw. nichtabgebundenen Gips anbelangt, so kommen erfindungsgemäß insbesondere
alle abbindefähigen
bzw. nichtabgebundenen Calciumsulfate in Betracht. Beispielsweise
kann der abbindefähige
Gips in Form eines abbindefähigen
hydratisierten Calciumsulfats oder aber in Form eines abbindefähigen wasserfreien
Calciumsulfats, insbesondere in Form von Anhydrit, vorliegen. Besonders
bevorzugt liegt der abbindefähige
Gips im Rahmen der vorliegenden Erfindung in Form eines Calciumsulfathemihydrats
vor.
Was
die Menge an abbindefähigem
Gips in dem erfindungsgemäßen System
anbelangt, so kann diese in weiten Bereichen variieren. Im allgemeinen
wird der Gips in Mengen von 5 bis 70 Gew.-%, insbesondere 10 bis
60 Gew.-%, bevorzugt 25 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das erfindungsgemäße System,
eingesetzt. Gleichermaßen
ist es aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Durch
die Menge an Gips läßt sich – neben
der Trocknungszeit – auch
gezielt die nach Trocknung bzw. Abbinden erreichte Härte und
Festigkeit sowie das Gewicht des erzeugten "Gipsschaums" einstellen bzw. steuern.
Was
das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer anbelangt, so muß dieses zusammen mit dem Gips
eine kohärente,
homogene, aushärtbare
aufgeschäumte
Masse ergeben bzw. liefern. Zusammen mit dem Gips fungiert das organische
Polymer sozusagen als Bindemittel und härtet nach Auftragen des aufgeschäumten Materials
zusammen mit dem Gips zu einer festen Masse ("erstarrter Schaum") aus, die eine ausreichende Festigkeit
bzw. Formstabilität
besitzt, um als Baustoff oder Baumaterial eingesetzt zu werden. Daher
wird das organische Polymer im Rahmen der vorliegenden Erfindung
auch als "polymeres
organisches Bindemittel" bezeichnet.
Da
die bevorzugte Applikation des erfindungsgemäßen Systems eine wäßrig basierte
Dispersion ist, ist es vorteilhaft, wenn das organische Polymer
ein wasserlösliches
oder wasserdispergierbares Polymer ist. Insbesondere wird das organische
Polymer in gelöster
oder dispergierter Form eingesetzt, insbesondere in Form einer wäßrig basierten
Dispersion oder Lösung.
Daher kommen im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere sogenannte
Dispersionspolymere zum Einsatz.
Die
Mengen, mit denen das erfindungsgemäß eingesetzte organische Polymer
in dem erfindungsgemäßen System
verwendet wird, können
in weiten Bereichen variieren. Im allgemeinen wird das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer, bezogen auf das erfindungsgemäße System,
in Mengen von 5 bis 85 Gew.-%, insbesondere 20 bis 75 Gew.-%, vorzugsweise
30 bis 70 Gew.-%, eingesetzt. Wenn das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer in Form einer Dispersion, insbesondere in Form
einer wäßrigen Dispersion,
vorliegt, wird diese wäßrige, das
Polymer enthaltende Dispersion, im allgemeinen in Mengen von 20 bis
90 Gew.-%, insbesondere 30 bis 75 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 70 Gew.-%, bezogen
auf das erfindungsgemäße System,
eingesetzt; üblicherweise
kommen dabei Polymerdispersionen mit einem Feststoffgehalt (Polymergehalt)
von 20 bis 80 Gew.-%, insbesondere 30 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 40
bis 65 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, zur Anwendung. Gleichermaßen ist
es aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Im
Zusammenspiel mit der Menge an Gips läßt sich auch durch die Menge
an eingesetztem Polymer – neben
der Trocknungszeit – gezielt
die nach Trock nung bzw. Abbinden erreichte Härte und Festigkeit sowie das
Gewicht des erzeugten "Gipsschaums" einstellen bzw.
steuern.
Um
eine gute Anwendung bzw. eine gute Applikation des aufgeschäumten gipshaltigen
Materials zu ermöglichen,
ist es erfindungsgemäß bevorzugt,
wenn das organische Polymer filmbildende Eigenschaften aufweist.
Besonders
gute Anwendungs- bzw. Applikationseigenschaften werden erhalten,
wenn das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer zahlenmittlere Molekularmassen M n ≥ 100.000,
insbesondere M n ≥ 500.000,
vorzugsweise M n ≥ 750.000,
besonders bevorzugt M n ≥ 1.000.000,
aufweist.
Was
die erfindungsgemäß eingesetzten
organischen Polymere anbelangt, so kommen hier eine Vielzahl von
Polymeren und Copolymeren in Betracht, welche die vorgenannten Eigenschaften
aufweisen.
Beispielsweise
kann das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer ausgewählt
sein aus der Gruppe von Polymeren und/oder Copolymeren auf der Basis
von
- • Acrylsäuren und
Methacrylsäuren
sowie deren Estern, Amiden und Nitrilen;
- • Maleinsäuren und
deren Anhydriden und Estern;
- • Styrolen;
- • Vinylacetaten;
- • Vinylchlorid
und Vinylidenchlorid;
- • Alkylenen
und Alkadienylen, insbesondere Ethylen, Propylen, Butadien und Isopren;
- • Vinylestern
der Versatinsäure,
insbesondere VeoVa 9, 10 und 11;
- • Vinylethern;
- • reaktiven
Monomeren, wie insbesondere Methylolacrylamid;
- • silanhaltigen
Monomeren, wie Vinylalkoxysilanen; und/oder
- • Vinylpivalat.
Weiterhin
kann das organische Polymer auch ausgewählt sein aus der Gruppe von
Polyvinylalkoholen, Polyvinylpyrrolidonen, Polyethylenglykolen und
Hydroxyethylcellulose sowie deren Mischungen.
Gleichermaßen kann
das erfindungsgemäß eingesetzte
organische Polymer ein Polymer auf Polyurethanbasis, insbesondere
in Form einer wäßrig basierten
Polyurethandispersion, sein.
Beispiele
für erfindungsgemäß einsetzbare
Polymerdispersionen sind beispielsweise die wäßrige Dispersion eines Acrylatpolymers
mit einem Festkörpergehalt
von etwa 50 % von der Firma Rohm & Haas
mit der Bezeichnung Primax® 310 und die von der BASF
AG vertriebene Dispersion eines Styrol/Butylacrylat-Polymers mit
der Bezeichnung Acronal® 290D mit einem Festkörpergehalt
von etwa 50 %.
Was
das erfindungsgemäß eingesetzte
Treibmittel anbelangt, so bewirkt dieses den eigentlichen Aufschäumvorgang,
d. h. die Erzeugung des aufgeschäumten
gipshaltigen Materials auf Basis des zuvor beschriebenen abbindefähigen Gipses
zusammen mit dem zuvor beschriebenen organischen Polymer.
Das
Treibmittel sollte insbesondere derart ausgewählt sein, daß es in
bezug auf das organische Polymer zumindest im wesentlichen nicht
oder allenfalls nur geringfügig
quellend wirkt. Insbesondere sollte das Treibmittel derart ausgewählt sein,
daß von
dem organischen Polymer höchstens
0 bis 25 Gew.-%, insbesondere höchstens
1 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise höchstens
5 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das organische Polymer, des Treibmittels
aufnehmbar sind. Auf diese Weise wird eine Nachexpansion oder ein
Schrumpfen des aufgeschäumten
gipshaltigen Materials verhindert.
Erfindungsgemäß besonders
geeignete Treibmittel sind bei Raumtemperatur unter Atmosphärendruck flüssig. Erfindungsgemäß bevorzugte
Treibmittel sind in wäßriger Phase
emulgierbar. Die vorgenannten Eigenschaften erleichtern die Applikation
des erfindungsgemäßen Systems.
Bei Raumtemperatur unter Atmosphärendruck
flüssige
Treibmittel haben zudem den Vorteil, daß, beispielsweise bei Austritt
aus einem geschlossenen Behältnis
(z. B. einer Dose), die Volumenexpansion größer als bei gasförmigen Treibmitteln
ist. Eine hohe Volumenexpansion des Treibmittels führt wiederum
zu einer geringen Rohdichte des aufgetragenen Schaums, d. h. anschaulich
gesprochen, läßt sich
mit wenig Ausgangsmaterial ein größeres Schaumvolumen erzeugen.
Zudem
haben bei Raumtemperatur unter Atmosphärendruck flüssige Treibmittel den Vorteil,
daß der Gips
und das Polymer hierin dispergierbar sind, so daß sich nach intensivem Durchmischen
(z. B. durch Schütteln)
homogene Dispersionen erzeugen lassen.
Erfindungsgemäß geeignete
Treibmittel sind beispielsweise ausgewählt aus der Gruppe von Alkanen, insbesondere
Propan, Butan und Isobutan sowie Mischungen von Propan und Butan;
Ethern, insbesondere Dimethylether; fluorierten Kohlenwasserstoffen,
insbesondere 1,1,1,2-Tetrafluorethan und 1,1-Difluorethan; Kohlendioxid;
Distickstoffoxid (Lachgas, N2O); sowie Mischungen
der vorgenannten Treibmittel. Da fluorierte Kohlenwasserstoffe relativ
kostenintensiv sind und darüber
hinaus einen Ozonabbau bewirken können und Kohlendioxid zu einem Übersäuern des
erfindungsgemäßen Systems
und folglich zu einer Koagulation der Dispersion führen kann,
sind Treibmittel auf der Basis von Alkanen, insbesondere Propan,
Butan und Isobutan sowie Mischungen von Propan und Butan, und Ethern,
insbesondere Dimethylether, bevorzugt. Da Isobutan einen geringeren
Druck als Propan und Butan aufweist, sind Propan und Butan und Propan/Butan-Gemische besonders
bevorzugt. Gleiches gilt für
Dimethylether.
Die
Menge an in dem erfindungsgemäßen System
verwendeten Treibmittel kann in weiten Bereichen variieren. Im allgemeinen
liegt sie, bezogen auf das erfindungsgemäße System, im Bereich von 5
bis 30 Gew.-%, insbesondere 7,5 bis 15 Gew.-%. Dennoch ist es unter
Umständen
möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Um
die Abbinde- bzw. Aushärtungszeiten
zu verlängern,
können
dem erfindungsgemäßen System
sogenannte Abbindeverzögerer
("Verzögerer") – syn onym
auch gelegentlich als Hydratationsverzögerer oder Hydratationsinhibitoren
bezeichnet – zugesetzt
sein. Hier können
alle aus dem Stand der Technik an sich bekannten Abbindeverzögerer zum
Einsatz kommen. Beispielsweise können
solche Verzögerer
zum Einsatz kommen, wie sie im einleitenden Teil der vorliegenden
Erfindung beschrieben worden sind. Besonders bevorzugt sind solche
Abbindeverzögerer,
welche die Calciumionen des abbindefähigen Gipses reversibel komplexieren können.
Beispiele
für erfindungsgemäß bevorzugte
Abbindeverzögerer
sind organische Säuren
und deren Salze, insbesondere Acrylsäure- und Methacrylsäurepolymere
und -copolymere, wie (Meth-)Acrylsäure/Maleinsäure(anhydrid)-Copolymere, Weinsäure und
Citronensäure;
Succinimid- und Aspartatpolymere und -copolymere; mit Carboxylgruppen
substituierte Polymere (z. B. carboxylgruppenhaltige polymerisierte
Aminosäuren, mit
Carboxylgruppen substituierte polymere Zucker, mit Carboxylgruppen
substituierte modifizierte Polyacrylate etc.); Phosphate, wie Hexamethaphosphat
und Tetranatriumpyrophosphat; sowie Mischungen der vorgenannten
Verbindungen.
Die
Menge an gegebenenfalls vorhandenem Abbindeverzögerer kann gleichermaßen in weiten
Grenzen variieren. Sie sollte insbesondere derart ausgewählt sein,
daß ein
signifikanter abbindeverzögernder
Effekt bewirkt wird. Im allgemeinen wird der Abbindeverzögerer, falls
vorhanden, in Mengen von 0,1 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis
2 Gew.-%, bezogen auf das erfindungsgemäße System, eingesetzt. Gleichermaßen ist es
aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Falls
das erfindungsgemäße System
einen Abbindeverzögerer
umfaßt,
sollte es darüber
hinaus auch einen Abbindebeschleuniger enthalten, welcher vorteilhafterweise
dem System erst unmittelbar vor oder bei der Applikation zugesetzt
wird, um die abbindeverzögernde
Wirkung des Abbindeverzögerers
aufzuheben bzw. den Abbindevorgang zu beschleunigen.
Ohne
sich auf eine bestimmte Theorie festlegen zu wollen, läßt sich
die abbindebeschleunigende Wirkung bzw. die die abbindeverzögernde Wirkung
des Abbindeverzögerers
aufhebende Wirkung von sogenannten Abbinde beschleunigern dadurch
erklären,
daß die
durch die Abbindeverzögerer
reversibel gebildeten Calciumkomplexe, die ja den Abbindevorgang
verhindern, durch die Zugabe des Abbindebeschleunigers aufgelöst werden,
so daß die
zuvor komplexierten Calciumionen wieder freigesetzt werden und dann
mit den vorhandenen Sulfationen zu abgebundenem Gips führen können.
Als
Abbindebeschleuniger können
die aus dem Stand der Technik als solche bekannten Verbindungen eingesetzt
werden. Insbesondere kommen als Abbindebeschleuniger Verbindungen
aus der Gruppe von Aluminium-, Eisen-, Zink-, Alkali- und Erdalkalisalzen
in Betracht. Vorzugsweise handelt es sich bei den Abbindebeschleunigern
um Aluminium-(III)-, Zink-(II)- und Eisen-(III)-Salzen, insbesondere Aluminium-,
Eisen- und Zinksulfat.
Die
Mengen, mit denen der erfindungsgemäß eingesetzte Abbindebeschleuniger,
falls vorhanden, eingesetzt wird, kann gleichermaßen in weiten
Bereichen variieren. Sie sollte insbesondere derart ausgewählt sein,
daß ein
signifikanter abbindebeschleunigender Effekt bewirkt wird. Im allgemeinen
wird der Abbindebeschleuniger in Mengen von 0,01 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise
0,1 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das erfindungsgemäße System,
eingesetzt. Gleichermaßen
ist es aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Um
den Auftrag bzw. die Applikation des mit dem erfindungsgemäßen System
erzeugbaren, aufgeschäumten
gipshaltigen Materials zu verbessern bzw. zu erleichtern, ist es
vorteilhaft, wenn das erfindungsgemäße System darüber hinaus
auch sogenannte Filmbildehilfsmittel enthält – synonym auch als "Filmbildungshilfsmittel", "filmbildende Hilfsmittel" oder "Filmbildner" bezeichnet. Hierbei
handelt es sich insbesondere um Lösemittel oder Weichmacher die – als Additive
in geringen Mengen zugesetzt – die
(Mindest-)Filmbildungstemperatur (MFT) einer Polymerdispersion in
gewünschtem
Maße herabsetzen
können,
so daß auch
bei niedriger Temperatur ein geschlossener Film gebildet wird. Die
Filmbildehilfsmittel unterstützen
auf diese Weise die Filmbildung auf dem Substrat, auf welches das
aufgeschäumte
gipshaltige Material aufgetragen wird, und erleichtern auf diese
Weise die Verfilmung des Polymers. Dabei können beispielsweise hochsiedende
Lösemittel aufgrund
ih rer geringen Verdunstungsgeschwindigkeit praktisch als temporäre Weichmacher
wirken.
Die
Wirksamkeit der als Filmbildehilfsmitel einsetzbaren Lösemittel
ist dabei stark vom jeweiligen Dispersionstyp abhängig, d.
h. ein und dasselbe Lösemittel
erniedrigt die Mindestfilmbildungstemperatur (MFT) verschiedener
Polymerdispersionen in unterschiedlich starkem Maße. Unbegrenzt
wassermischbare Lösemittel,
wie z. B. Ethanol oder Ethylenglykol, sind als Filmbildehilfsmittel
im Rahmen der vorliegenden Erfindung im allgemeinen nicht sonderlich
geeignet, da sie in der äußeren, wäßrigen Phase
einer Dispersion verbleiben und nicht in das Polymer migrieren;
sie erniedrigen außerdem
die ursprüngliche
Viskosität
der Dispersion, während
erfindungsgemäß besser
geeignete Filmbildehilfsmittel infolge von Solvatation der Polymerteilchen die
Viskosität
erhöhen.
Daher besitzen erfindungsgemäß geeignete
Filmbildehilfsmittel, insbesondere auf Basis von Lösemitteln
oder Weichmachern, eine nur begrenzte Wassermischbarkeit bzw. Wasserlöslichkeit.
Beispiele
für Filmbildehilfsmittel
sind hochsiedende Lösemittel
und Weichmacher, insbesondere mit Siedepunkten oberhalb von 200 °C, vorzugsweise
oberhalb von 250 °C.
Beispiele hierfür
sind Glykole und Glykolderivate, wie z. B. Butyltriglykol und dessen
Derivate, z. B. Butyltrigklykolacetat.
Die
Menge an gegebenenfalls eingesetztem Filmbildehilfsmittel kann gleichermaßen in weiten
Bereichen variieren. Im allgemeinen liegt sie, bezogen auf das erfindungsgemäße System,
in Bereichen von 0,1 bis 3 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis 1 Gew.-%.
Gleichermaßen
ist es aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Zur
Erzielung einer verbesserten bzw. erleichterten Aufschäumbarkeit
des gipshaltigen Materials auf Basis des abbindefähigen Gipses
zusammen mit dem organischen Polymer kann es vorteilhaft sein, wenn
das erfindungsgemäße System
darüber
hinaus mindestens einen Schaumstabilisator enthält.
Erfindungsgemäß geeignete
Schaumstabilisatoren sind beispielsweise höhere Alkohole, insbesondere
C10-C30-Alkohole,
oder aber sogenannte Fettalkohole, insbesondere C16-C18-Fettalkohole, oder gegebenenfalls alkoxylierte,
insbesondere ethoxylierte höhere
Alkohole und Fettalkohole oder aber Fettamine und deren Salze (z.
B. Ammoniumstearat). Beispiele für
erfindungsgemäß besonders
geeignete Schaumstabilisatoren sind Hexadekanol, Oleylcetylalkohol+5-EO,
Laurylethersulfatnatriumsalz, Talgalkohol+14-EO und C16-C18-Fettalkohole.
Da
kommerziell erhältliche
Dispersionen, insbesondere wäßrige Dispersionen
von organischen Polymeren, wie sie erfindungsgemäß zum Einsatz kommen können, oftmals
geringe Mengen an Entschäumern enthalten,
muß die
Menge an Schaumstabilisatoren derart bemessen sein, daß sie die
gegebenenfalls vorhandenen Entschäumer kompensiert bzw. deren
Wirkung aufhebt.
Die
Menge an Schaumstabilisatoren in dem erfindungsgemäßen System
kann in weiten Bereichen variieren. Im allgemeinen werden die Schaumstabilisatoren
in Mengen von 0,05 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,3 bis 1,5 Gew.-%,
bezogen auf das erfindungsgemäße System,
eingesetzt. Gleichermaßen
ist es aber auch möglich,
von den vorgenannten Mengen abzuweichen, falls dies anwendungsbedingt
erforderlich sein sollte.
Darüber hinaus
kann es vorteilhaft sein, wenn das erfindungsgemäße System mindestens ein Lösemittel
enthält.
Hier können
beispielsweise an sich bekannte Lösemittel zum Einsatz kommen,
z. B. niedere Kohlenwasserstoffe oder vorzugsweise niedere Alkohole,
wie beispielsweise Methanol, Ethanol oder Isopropanol. Die Verwendung
von Lösemitteln
hat den Vorteil, daß gegebenenfalls
als Schaumstabilisatoren eingesetzte höhere Alkohole oder Fettalkohole
in dem Lösemittel
gelöst
werden und sich hierdurch homogen in der Dispersion verteilen lassen.
Die
Menge an gegebenenfalls vorhandenen Lösemitteln kann gleichermaßen in weiten
Bereichen variieren. Im allgemeinen liegt sie im Bereich von 0 bis
5 Gew.-%, insbesondere 1,5 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das erfindungsgemäße System.
Gemäß einer
erfindungsgemäß besonders
bevorzugten Ausführungsform
liegt das erfindungsgemäße System
zur Erzeugung des aufgeschäumten
gipshalti gen Materials vorteilhafterweise als sogenanntes 2-Komponenten-System
vor, wobei die beiden Komponenten erst unmittelbar vor oder bei
ihrer Anwendung zusammengeführt
werden, vorzugsweise unter intensivem Mischen (z. B. durch Schütteln etc.).
Dabei sind verschiedene Kombinationen bzw. Varianten möglich, wie
die einzelnen Bestandteile in den beiden Komponenten angeordnet
werden können.
Unabhängig von
den einzelnen Kombinationen bzw. Varianten liegen dabei Abbindebeschleuniger
einerseits und Abbindeverzögerer
andererseits vorteilhafterweise in verschiedenen, insbesondere getrennten, d.
h. insbesondere räumlich
getrennten Komponenten vor, welche erst unmittelbar vor oder bei
der Anwendung zusammengeführt
werden. Gleichermaßen
wird – unabhängig von
den einzelnen Kombinationen bzw. Varianten – der abbindefähige Gips
im allgemeinen zusammen mit dem Abbindeverzögerer in einer Komponente eingesetzt,
und in der anderen Komponente der Abbindebeschleuniger, der erst
unmittelbar vor oder bei der Anwendung mit dem Gips und dem Abbindeverzögerer zusammengebracht
wird. Die Komponente, welche den abbindefähigen Gips enthält, und/oder
die Komponente, welche das organische Polymer enthalten, liegen
dabei vorteilhafterweise in Form einer vorzugsweise wäßrigen Dispersion
vor.
Nachfolgend
werden rein beispielhaft und nicht beschränkend drei mögliche Kombinationen
bzw. Varianten diskutiert.
- • Gemäß einer ersten Variante des
2-Komponenten-Systems können
der abbindefähige
Gips, das mit dem abbindefähigen
Gips aufschäumbare
organische Polymer, das Treibmittel und alle übrigen, gegebenenfalls vorhandenen
weiteren Inhaltsstoffe (insbesondere Abbindeverzögerer, Schaumstabilisatoren,
Filmbildehilfsmittel, Lösemittel
etc.) in einer ersten Komponente vorliegen, während der Abbindebeschleuniger
in einer anderen, zweiten Komponente vorliegt. Unmittelbar vor oder
bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Systems werden dann die
beiden Komponenten zusammengeführt,
im allgemeinen unter innigem Durchmischen (z. B. durch Schütteln).
Beispielsweise können
die beiden Komponenten des 2-Komponenten-Systems in einem verschließbaren Behältnis, z.
B. einer Sprühdose
bzw. einer Aerosoldose, miteinander vereinigt werden, die über einen
Sprühkopf
verfügt,
aus der dann das aufgeschäumte
gipshaltige Material appliziert werden kann.
- • Gemäß einer
zweiten Variante des 2-Komponenten-Systems liegen in der ersten
Komponente das organische Polymer zusammen mit dem Treibmittel und
dem Abbindebeschleuniger vor und in der zweiten Komponente der abbindefähige Gips
zusammen mit dem Abbindeverzögerer,
während
die gegebenenfalls vorhandenen, übrigen
weiteren Inhaltsstoffe (Filmbildehilfsmittel, Schaumstabilisatoren,
Lösemittel
etc.) in der ersten und/oder in der zweiten Komponente vorliegen
können.
- • Gemäß einer
dritten Variante des 2-Komponenten-Systems kann in der ersten Komponente
des erfindungsgemäßen Systems
das organische Polymer, gegebenenfalls zusammen mit dem Abbindebeschleuniger,
vorliegen, während
in der zweiten Komponente der abbindefähige Gips zusammen mit dem
Treibmittel und gegebenenfalls dem Abbindeverzögerer vorliegen, wohingegen
die gegebenenfalls vorhandenen, übrigen
weiteren Inhaltsstoffe (Filmbildehilfsmittel, Schaumstabilisatoren,
Lösemittel
etc.) in der ersten und/oder in der zweiten Komponente vorliegen
können.
Darüber hinaus
sind noch zahlreiche weitere Varianten möglich.
Bei
allen Varianten des erfindungsgemäß als 2-Komponenten-Systems
ausgebildeten Ausführungsform
liegen die Komponenten, welche den abbindefähigen Gips und/oder das organische
Polymer enthalten, vorteilhafterweise als Dispersionen, vorzugsweise
als wäßrig basierte
Dispersionen, vor.
Die
nachfolgenden Tabellen 1 bis 3 geben schematisch die drei zuvor
geschilderten Varianten des erfindungsgemäßen Systems in seiner Ausbildung
als 2-Komponenten-System
wieder: Tabelle
1: "Variante 1"
Tabelle
2: "Variante 2"
Tabelle
3: "Variante 3"
Gemäß einer
typischen erfindungsgemäßen Ausführungsform
kann das erfindungsgemäße System wie
folgt ausgestaltet sein:
Eine wasserbasierte Polymerdispersion
wird mit Schaumstabilisator, Gipsverzögerer (carboxylgruppenhaltigen
Polymere, wie z. B. Sokalan® CPS von der BASF AG)
und abbindefähigem
Gips versetzt ("Mischung
A"). Aufgrund des
Gipsverzögerers
bindet der Gips in der Dispersion noch nicht ab. Man erhält eine
stabile Mischung aus Dispersion und abbindefähigem Gips. Diese "Mischung A" wird in einer Aerosoldose
vorgelegt und mit Treibmittel (z. B. Propan/Butan oder Dimethylether)
versetzt. Gibt man nun kurz vor dem Ausschäumen oder während des Ausschäumens einen
Beschleuniger (z. B. auf Basis von Aluminium- oder Eisen-(III)-Salzen)
hinzu (z. B. 2-Komponentendose, zweite Düse, Beschleuniger in Pulverform
in Auftragsröhrchen,
einfaches Mischen etc.), so erhält
man einen Schaum, der aufgrund des Abbindens des Gipses schnell
trocknet. Durch die Menge des Gipses läßt sich neben der Trocknungszeit
auch die Härte
und Festigkeit des Schaumes einstellen.
Mit
dem erfindungsgemäßen System
zur Erzeugung eines aufgeschäumten
gipshaltigen Materials sind eine Vielzahl von Vorteilen verbunden:
Mit dem erfindungsgemäßen System
lassen sich ohne weiteres gipshaltige Materialien aufschäumen. Auf
diese Weise lassen sich sogenannte aufgeschäumte Gipsmaterialien ("Gipsschäume") erzeugen, die relativ
rasch aushärten
bzw. abtrocknen. Die Aushärte-
bzw. Trocknungszeiten liegen im allgemeinen unterhalb von 24 Stunden.
Der
nach der Applikation aufgetragene, im allgemeinen wasserbasierte "Gipsschaum" trocknet relativ rasch,
insbesondere innerhalb von wenigen Stunden, und ist aufgrund des
abgebundenen Gipses formstabil und weist relativ hohe Festigkeiten
auf. Durch die Menge an Gips läßt sich – neben
der Trocknungszeit – auch die
nach Trocknung bzw. Abbinden erreichte Härte und Festigkeit des erzeugten "Gipsschaums" einstellen.
Ein
weiterer Vorteil der erfindungsgemäß erzeugten, aufgeschäumten gipshaltigen
Materialien ist die Tatsache, daß sie unmittelbar bzw. kurze
Zeit nach Applikation ohne weiteres mit Wasser entfernbar, z. B.
abwischbar, sind. Fehlerhaft aufgetragenes Material kann auf diese
Weise ohne weiteres problemlos wieder entfernt werden.
Durch
die spezielle Auswahl von Polymeren und Treibmitteln in ihrer Kombination
und die spezielle mengenmäßige Anpassung
der einzelnen Bestandteile lassen sich formstabile Schäume erzeugen.
Insbesondere wird keine bzw. keine nennenswerte Nachexpansion bzw.
kein bzw. kein nennenswertes Schrumpfen des aufgeschäumten Materials
beobachtet. Dadurch kann das geschäumte Volumen relativ exakt
eingestellt bzw. gesteuert werden.
Das
erfindungsgemäße System
ist im allgemeinen wasserbasiert ausgebildet und daher sehr umweltfreundlich.
Da nur unbedenkliche Inhaltsstoffe bzw. Bestandteile zum Einsatz
kommen, insbesondere keine organischen Isocyanate, ist es unbedenklich
in seiner Anwendung und folglich nicht kennzeichnungspflichtig.
Aufgrund
der Auswahl der einzelnen Bestandteile in ihren jeweiligen Mengenverhältnissen,
insbesondere aufgrund des speziell ausgewählten Treibmittels, lassen
sich geeignete Rohdichten, im allgemeinen im Bereich von 20 bis
100 g/l, bevorzugt 30 bis 50 g/l, des aufgeschäumten gipshaltigen Materials
erzielen.
Weiterer
Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem zweiten Aspekt der
vorliegenden Erfindung – ist
ein Verfahren zur Erzeugung bzw. Herstellung eines aufgeschäumten gipshaltigen
Materials bzw. ein Verfahren zum Aufschäumen eines gipshaltigen Materials,
bei dem abbindefähiger
Gips, wie zuvor definiert, mit mindestens einem zusammen mit dem
abbindefähigen
Gips aufschäumbaren
organischen Polymer, wie zuvor definiert, mittels mindestens eines
geeigneten Treibmittels, gegebenenfalls in Gegenwart mindestens
eines Abbindeverzögerers,
mindestens eines Abbindebeschleunigers und gegebenenfalls weiterer
Inhaltsstoffe, insbesondere Schaumstabilisatoren, Filmbildehilfsmitteln,
Lösemitteln
und dergleichen, zu einem gipshaltigen Material ("Gipsschaum") aufgeschäumt wird,
gefolgt von einer Trocknung und/oder einem Abbinden (Aushärten).
Für weitere
Einzelheiten zu dem erfindungsgemäßen Verfahren kann auf obige
Ausführungen
in bezug auf das erfindungsgemäße System
verwiesen werden, die für
das erfindungsgemäße Verfahren
entsprechend gelten.
Weiterer
Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem dritten Aspekt der
vorliegenden Erfindung – ist
das mit dem System nach der vorliegenden Erfindung erzeugte bzw.
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältliche
und nachfolgend getrocknete und abgebundene, aufgeschäumte gipshaltige
Material.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist somit ein aufgeschäumtes gipshaltiges
Material, welches abgebundenen Gips zusammen mit einem zuvor mit
dem Gips aufgeschäumten
organischen Polymer und gegebenenfalls weiteren Inhaltsstoffen,
insbesondere wie zuvor definiert (z. B. Abbindeverzögerer, Abbindebeschleuniger,
Schaumstabilisatoren, Filmbildehilfsmittel, Lösemittel etc.), vorzugsweise
in homogener Verteilung, enthält.
Derartige aufgeschäumte
gipshaltige Materialien sind formstabil und weisen insbesondere
Rohdichten im Bereich von 20 bis 100 g/l, bevorzugt 30 bis 50 g/l,
auf.
Schließlich ist
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung – gemäß einem vierten Aspekt der
vorliegenden Erfindung – ein
Behältnis,
insbesondere eine zum Ausschäumen
geeignete Dose ("Aerosoldose"), welche das erfindungsgemäße, zuvor
beschriebene System enthält.
Weitere
Ausgestaltungen, Abwandlungen und Variationen sowie Vorteile der
vorliegenden Erfindung sind für
den Fachmann beim Lesen der Beschreibung ohne weiteres erkennbar
und realisierbar, ohne daß er dabei
den Rahmen der vorliegenden Erfindung verläßt.
Die
vorliegende Erfindung wird anhand der folgenden Ausführungsbeispiele
veranschaulicht, welche die vorliegende Erfindung jedoch nicht beschränken.