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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung und Analyse
von Funksignalen. Allgemeiner betrachtet sollen belegte Funkkanäle, die
darin genutzten Modulationsarten und die zugehörigen Parameter zur Ansteuerung
von Demodulatoren und Decodern erkannt werden, um ein breitbandiges
Funksignal zu analysieren. Die Analyse solcher Funksignalszenarien
ist im Bereich der Funküberwachung
und der sogenannten fernmeldeelektronischen Aufklärung (FmElo
Aufklärung)
von besonderer Bedeutung.
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Aus
der
DE 41 02 412 C2 ist
ein Verfahren zur Modulationsartenerkennung und eine Anordnung zum
Ausführen
dieses Verfahrens bekannt. Ein komplexes Basisbandsignal wird dazu
in mehrere voneinander unabhängige
Zwischensignale transformiert, welche gemeinsam mit dem Basisbandsignal
einer Parameterschätzung
unterworfen werden. Durch Vergleich der geschätzten Parameter mit vorgegebenen
Schwellenwerten wird die Modulationsart bestimmt. Die einzelnen
Zwischensignale werden durch lineare oder nichtlineare Transformation
aus dem komplexen Basisbandsignal erzeugt. Die Ausführung dieser
Modulationsartenerkennung erfordert einen hohen Rechenaufwand und
ist relativ zeitaufwendig. Insbesondere wenn in dem Basisbandsignal
zahlreiche unterschiedliche, unbekannte Funksignale enthalten sind,
führt dieses
bekannte Verfahren nicht zu befriedigenden Ergebnissen.
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Um
bessere Funksignalerkennungsergebnisse zu erzielen, werden durch
das Verfahren gemäß der vorliegenden
Patentanmeldung andere Klassifikationsmodelle verwendet. In diesem
Zusammen hang ist auf die
DE
196 43 918 C1 zu verweisen, in welcher ein Verfahren zur
Klassifikation der statistischen Abhängigkeit einer messbaren Zeitreihe
beschrieben ist. Danach ist es möglich,
eine Zeitreihe, die durch ein Messsignal eines dynamischen Systems
(beispielsweise ein Kursverlauf auf dem Aktienmarkt) angegeben ist,
zur Vorhersage zukünftiger Werte
zu modellieren, wobei die Wahrscheinlichkeitsdichte ein wesentliches
Modellationskriterium darstellt. Aus dieser Druckschrift ist es
auch bekannt, dass sich zur Beschreibung der bedingten Wahrscheinlichkeitsdichten
ein nichtlinearer Markov-Prozess eignet. Dazu wird ein neuronales
Netz entsprechend den Wahrscheinlichkeiten des Markov-Prozesses
nach dem Maximum-Likelihood-Prinzip (eine Lernvorschrift zur Maximierung
des Produkts von Wahrscheinlichkeiten) trainiert.
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Die
Anwendung sogenannter verborgener Markov-Modelle (Hidden-Markov-Modelle oder
auch HMM genannt) im Bereich der Sprachanalyse ist beispielsweise
aus der
DE 33 37 353
C2 bekannt. Der dort beschriebene Sprachanalysator verwendet
ein verborgenes Markov-Modell, um ein Bezugsmuster eines Sprachsignals
unter Rückgriff
auf einen Bezugsmusterspeicher zu erkennen.
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Die
DE 692 28 034 T2 beschreibt
ebenfalls ein Sprachverarbeitungsverfahren, welches Hidden-Markov-Modelle
verwendet. In dieser Druckschrift werden grundlegende Erläuterungen
zu entsprechenden Analysetechniken gegeben. Außerdem sind in diesem Dokument
weitere Literaturquellen angegeben, in denen die Prinzipien und
Funktionsweisen der Hidden-Markov-Modelle ausführlich dargestellt sind. Die
Funktionsweise dieser Modelle muss daher hier nicht detailliert
erläutert
werden.
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Grundlegend
sei jedoch angemerkt, dass ein Hidden-Markov-Modell einen stochastischen Prozess
beschreibt, der sich aus zwei gekoppelten Mechanismen zusammensetzt.
Eine für
einen Beobachter nicht sichtbare Markov-Kette (versteckt) mit einer endlichen
Anzahl von Zuständen
wird in diskreten Zeitschritten durchlaufen und generiert dabei
in jedem Zustand ein Ausgabesymbol, welches von einer dem jeweiligen
Zustand zugeordneten Wahrscheinlichkeitsdichte abhängig ist.
Für den
Beobachter ist nur die Abfolge der Ausgabesymbole erkennbar. Die Hidden-Markov-Modelle
gestatten ein Training dieser Modelle, um ein entsprechendes Ausgangsmodell besser
an vorhandene Daten anzupassen. Die optimalen Parameter des Modells
werden durch das Training so bestimmt, dass die vorgegebenen Daten möglichst
gut von dem Modell repräsentiert
werden.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein verbessertes
Verfahren anzugeben, um die in einem Funkkanal stattfindenden Kommunikationsvorgänge zu erkennen,
zu analysieren und bei Bedarf inhaltlich überwachen zu können. Die Überwachung
des Funkverkehrs kann unterschiedlichen Zielsetzungen folgen. Beispielsweise
ist es zur Vermeidung von Funkstörungen
erforderlich, Störsender
zu entdecken und zu identifizieren. Es kann aber auch von Interesse
sein, bestimmte Funksignale aus dem Funkkanal herauszufiltern, um
illegalen Funkverkehr zu unterbinden oder die Übermittlung illegaler Informationen
zu überwachen.
In jedem Fall ist es erforderlich, zahlreiche Informationen über relevante
Funksendungen zu gewinnen, wie beispielsweise Frequenzlage, Bandbreite,
Sendezeitpunkt, Sendedauer und Inhalt des Funksignals, ohne jedoch aktiver
Teilnehmer des Funkverkehrs zu sein.
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Diese
Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 angegebene Verfahren gelöst, mit
welche es möglich wird,
dass ein passiver Zuhörer
im Funkkanal ohne vorherige Kenntnis der enthaltenen Funksignale
und ohne aktiven Eingriff in den Kommunikationsvorgang die Demodulation
und Inhaltsgewinnung aus dem Funksignal ausführen kann.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den beigefügten
Unteransprüchen.
Insbesondere ist es zweckmäßig, für die Klassifikation
der Modulationsarten von Funksignalen auf trainierbare Hidden-Markov-Modelle zurück zu greifen.
Durch den Einsatz der Hidden-Markov-Modelle
für die
Signalerkennung können
insbesondere folgende Vorteile realisiert werden:
- • bei Verwendung
einer Folge von Merkmalsvektoren wird ein Erkennungsergebnis im
Sinne eines „Signalspotting" geliefert;
- • in
der Signalfolge werden Beginn und Ende eines hinsichtlich seiner
Signalart erkannten Bereiches markiert;
- • diejenigen
Bereiche, in denen kein bekanntes Funksignal erkannt wird, werden
einer gemeinsamen Klasse (Rauschen) zugeordnet;
- • unter
der Voraussetzung der Verwendung von geeignetem Trainingsmaterial
für die
Bildung der Modelle können
Signalarten unabhängig
von ihrer spektralen Ausdehnung (Bandbreite, Baudrate) erkannt werden;
- • die
Modelle können
durch Training aus repräsentativen
Stichproben erzeugt werden, wodurch eine Anpassung des Signalerkennungsverfahrens
auf spezifische Bedürfnisse
des Einsatzzweckes und unter Berücksichtigung
besonderer Eigenschaften des Übertragungskanals
und des verwendeten Empfangssystems möglich ist.
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Um
die Erfindung verständlich
zu machen, wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen
die Analyse eines Funkkanals an Hand der auszuführenden wesentlichen Teilschritte
erläutert.
Zum besseren Verständnis
wird auch der Grundaufbau einer technischen Einrichtung dargelegt,
mit welcher eine derartige Analyse durchgeführt werden kann. Es wird allerdings
vorausgesetzt, dass dem Fachmann die herkömmlichen Techniken der Funksignalverarbeitung
bekannt sind, so dass auf die Beschreibung an sich bekannter Signalverarbeitungsmethoden
verzichtet werden kann. Die beigefügten Zeichnungen zeigen:
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1 ein
Blockschaltbild einer Struktur eines Funkerfassungssystems;
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2 ein
Blockschaltbild einer Pegelsteuereinheit zur Bereitstellung eines
digitalen Nutzsignals;
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3 ein
Blockschaltbild eines Pufferspeichers zur Zwischenspeicherung des
digitalen Nutzsignals;
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4 ein
Blockschaltbild einer Segmentierungseinheit zur Ausscheidung von
Signalsegmenten;
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5 ein
Blockschaltbild einer Klassifikationseinheit zur Ermittlung der
Modulationsart von Funksignalen;
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6 die
Anordnung der Ergebnisse einer Segmentierung und einer Klassifikation
in einer Zeit-Frequenz-Ebene;
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7 eine
grafische Darstellung der Berechnung von Merkmalen schmalbandiger
Zeitteilsignale;
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8 eine
grafische Darstellung der Klassifikation mehrerer Merkmalsvektoren
nach ihrer Modulationsart;
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9 ein
Blockschaltbild einer Verarbeitungseinheit zur Verarbeitung von
Zeitteilsignalen.
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In 1 ist
die allgemeine Struktur eines Funkerfassungssystems als Blockschaltbild
dargestellt. Dieses System dient der gezielten Erfassung interessierender
Funksignale und Nachrichtenkanäle.
Dazu werden verfügbare
Informationen zu den Übertragungskanälen und
allgemeines Wissen über die
Art von Funksignalen verwendet. An einer Antenne 1 wird
ein nicht bandbegrenztes und auch nicht in sonstiger Weise eingeschränktes Antennensignal
A empfangen. Das Antennensignal A wird einem wissensbasierten Empfänger 2 (OBSR
= Ontology Based Search Receiver) zugeführt. Der wissensbasierte Empfänger 2 hat
die Aufgabe, interessierende Funksignale gezielt zu erfassen. Dazu
verarbeitet er Basisinformationen und/oder Zielinformationen, die er
jeweils aus einer Basiswissensdatenbank 3 bzw. einer Zieldatenbank 4 erhält.
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Die
Basiswissensdatenbank (KDB = Knowledge Data Base) beinhaltet spezielles
Wissen und allgemeine Erkenntnisse zur Nutzung eines Funkkanals.
Insbesondere kann die Basiswissensdatenbank 3 folgende
Basisinformationen enthalten:
- • Informationen
zur Nutzung von Funkkanälen durch
standardisierte und allgemein bekannte Verfahren (z.B. Rundfunksender,
kommerzielle Funkdienste, nicht kommerzielle aber standardisierte
Funkdienste wie etwa militärische
Funkdienste);
- • Informationen
zu bekannten, speziellen, standardisierten Funkdiensten;
- • Informationen
zu anderen Funkdiensten mit zumindest teilweise bekanntem Betriebsverhalten;
- • Informationen
zu speziellen Eigenschaften der Funkkanäle hinsichtlich ihrer Ausbreitungsbedingungen
(Tag-Nacht-Verhalten, örtliche
Gegebenheiten);
- • Informationen
zu den üblicherweise
eingesetzten Systemen und Geräten
zur Funksignalübertragung
und Kommunikation;
- • Informationen
zu auftragsbezogenen, eingesetzten Kanälen, Verfahren und Systemen.
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Die
Basiswissensdatenbank 3 beinhaltet also allgemeingültiges Wissen,
welches zumindest über
den Zeitraum des Funksignalerkennungsauftrags unverändert gültig ist.
Diese allgemeingültigen Informationen
zu den Funkkanälen
erleichtern das Auffinden an sich unbekannter Funksignale.
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Die
Zieldatenbank 4 (TDB = Target Data Base) beinhaltet besondere
Informationen zu den interessierenden Funksignalen. Anhand dieser
Zielinformationen lassen sich die interessierenden Übertragungskanäle einschränken. Zu
den Zielinformationen gehören
beispielsweise:
- • Frequenzinformationen zu interessanten
bzw. uninteressanten Kanälen;
- • Richtungsinformationen
zur Richtung, aus welcher interessante Funksignalaussendungen zu erwarten
sind;
- • Ortungsinformationen
zum Ort, von dem aus interessante Aussendungen erwartet werden;
- • Informationen
zu technischen Parametern spezieller Sender, insbesondere zum Übertragungsverfahren
und zu Identifikationsparametern (Rufnummern, Rufzeichen usw.);
- • Inhaltsbezogene
Auswahl- und Filterinformationen (Topic, Keyword usw.);
- • Informationen
für die
Beschreibung von Modellen, die bei der nachfolgenden Klassifikation
eingesetzt werden sollen, einschließlich Daten von repräsentativen
Beispielsignalen, die zum Training und zur Evaluation von Klassifikatoren
benötigt
werden.
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Der
wissensbasierte Empfänger 2 liefert
im Ergebnis der nachfolgend noch zu beschreibenden Signalverarbeitung
Kanalinformationen CI und leitet diese gemeinsam mit dem teilweise
verarbeiteten Antennensignal A an eine Produktionsempfängergruppe 5 weiter.
In der Produktionsempfängergruppe 5 stehen
mehrere Produktionsempfänger
zur Verfügung,
welche unter Verwendung der Kanalinformationen einzelne interessante
Funksignale demodulieren und decodieren können. Die Produktionsempfänger liefern
dann die gewünschten
Nachrichten M1 bis MK über die
analysierten Funksignale. Die Kanalinformationen CI umfassen beispielsweise
Belegungsinformationen für
den betrachteten Funkkanal und die Einstellparameter für die Demodulatoren
und Decoder, die Bestandteil der Produktionsempfänger sind.
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In 2 ist
eine Einheit zur Pegelanpassung in Form eines Blockschaltbildes
dargestellt. Obwohl die nachfolgende Beschreibung die Signalverarbeitung
in einem einzigen Kanal zeigt, ist es generell denkbar, dass das
Antennensignal A einer vielkanaligen Verarbeitung unterzogen wird.
Am Prinzip der Verarbeitung des breitbandigen Antennensignals A ändert dies
jedoch nichts. Das Antennensignal A wird zunächst einem Bandpass 6 zugeführt, in
welchem eine Bandpassfilterung erfolgt, um außerhalb des gewählten Übertragungsbandes
liegende Signale und Störungen
auszuschalten. Der geeignete Bandpass wird beispielsweise durch
Vorgabe der Mittenfrequenz ausgewählt, welche in der Basiswissensdatenbank 3 gespeichert
sein kann.
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Um
das Signal an die nachfolgenden Verarbeitungseinheiten anzupassen,
muss ein geeigneter Signalpegel eingestellt werden. Dazu dienen
eine oder mehrere Verstärkerstufen 7,
die eine Signalverstärkung
bzw. -dämpfung
(negative Verstärkung)
vornehmen, um einen passenden Eingangspegel für einen nachfolgenden Analog-Digital-Wandler 8 bereitzustellen.
Die Steuerung der Verstärkerstufen
erfolgt über
ein Verstärkungssteuersignal
GC, welches von einer Verstärkungssteuereinheit 9 bereitgestellt
wird. Das Verstärkungssteuersignal
GC wird auch an einen Bitschieber 10 geliefert, welcher
das AD-gewandelte Signal vom Analog-Digital-Wandler 8 empfängt und
es bei Bedarf einer Bitschiebeoperation unterzieht. Diese Bitschiebeoperation
dient der Anpassung des digitalen Signals an die zuvor angewandte Verstärkung, damit
bei einer Pegelanpassung des analogen Antennensignals keine Sprünge im Wertebereich
des erzeugten digitalen Signals entstehen. Am Ausgang des Bitschiebers 10 steht
ein pegelsprungfreies digitales Nutzsignal b(k) zur Verfügung. Das
Nutzsignal b(k) stellt den absoluten Pegel mit einer der Auflösung des
Analog-Digital-Wandlers
entsprechenden Dynamik im Festkommaformat in einem weiten Eingangsspannungsbereich
dar.
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In 2 ist
weiterhin ein Frequenzumsetzer 11 eingezeichnet, welcher
ein- oder mehrstufig ausgelegt sein kann und das Antennensignal
A nach der Bandpassfilterung in einen geeigneten Zwischenfrequenzbereich
transformiert. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Frequenzumsetzer 11 beim
Einsatz moderner Analog-Digital-Wandler entfallen kann, da diese
bereits heute bandpassgefilterte Signale bis zu Frequenzbereichen
von etwa 30 MHz ohne eine vorgelagerte analoge Frequenzumsetzung
verarbeiten können.
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In 3 ist
in einem Blockschaltbild die weitere Signalführung über einen Pufferspeicher 12 gezeigt.
Das digitale Nutzsignal b(k) wird von einem Tuner 13 an
den Pufferspeicher 12 geliefert, der ausreichenden Speicherplatz
zur Zwischenspei cherung des digitalen Nutzsignals bereitstellt.
Der Pufferspeicher 12 kann beispielsweise durch eine herkömmliche
Festplatte gebildet werden, auf welcher das Nutzsignal in Echtzeit
abgelegt werden kann. Der Tuner 13 umfasst im Wesentlichen
die zuvor in 2 dargestellten Einheiten und
führt die
in diesem Zusammenhang erläuterten
Funktionen aus. Der Tuner kann das Antennensignal A lückenlos
erfassen und als kontinuierlichen Signalstrom zur Zwischenspeicherung
bereitstellen. Die Arbeitsweise des Tuners 13 kann über ein
Tunerkontrollsignal T-Ctrl beeinflusst werden, so dass beispielsweise
zwischen verschiedenen Frequenzbändern
umgeschaltet werden kann.
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Durch
die Zwischenspeicherung des Nutzsignals b(k), welches die Abtastwerte
des breitbandigen Antennensignals A repräsentiert, können die nachfolgenden Signalverarbeitungseinheiten
einfacher und kostengünstiger
ausgelegt werden, da einzelne Nutzsignalabschnitte [b(k)]TOA,D nach Bedarf aus dem Pufferspeicher 12 abgerufen
werden können.
Die nachfolgende Signalverarbeitung muss nicht mehr in Echtzeit
erfolgen. Außerdem
ist es möglich,
einzelne Nutzsignalabschnitte unterschiedlichen Verarbeitungseinheiten
zuzuführen,
wodurch sich der zeitliche Aufwand für die Auswertung der Nutzsignale
reduzieren lässt.
Selbst wenn sich im nachfolgenden Analyseprozess beispielsweise
ein angewendetes Modell zur Signalerkennung als ungeeignet erweist,
tritt kein Signalverlust ein, da die Analyse mit anderen Parametern
und unter erneutem Abruf des zwischengespeicherten Nutzsignals neu
gestartet werden kann.
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In 4 ist
das Blockschaltbild einer Segmentierungseinheit dargestellt. Für das Verständnis dieser
Einheit ist zu berücksichtigen,
dass eine spezifische Funkübertragung üblicherweise
nur einen kleinen Ausschnitt in einem Funkkanal verwendet, welcher
durch Anfangs- und Endzeitpunkt, Mittenfrequenz und Bandbreite näher bestimmt
ist. Der gesamte Funkkanal wird in der Regel von mehreren Teilnehmern
gleichzeitig im Frequenz- und Zeitmultiplexbetrieb und unter Anwendung
unterschiedlicher Übertragungsverfahren
genutzt. Die Segmentierungseinheit soll einzelne Segmente aus dem
Nutzsignal ausscheiden, um diese nachfolgend weiter verarbeiten
zu können.
Außerdem
ist es Aufgabe der Segmentierungseinheit, den nachfolgenden Verarbeitungseinheiten
geeignete Klassifikationsinformationen zu liefern.
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Die
Segmentierungseinheit besitzt dazu einen Segmentierer 14,
der relevante Segmentierungsinformationen aus der Basiswissensdatenbank 3 und
der Zieldatenbank 4 empfängt. Mit Hilfe der bereitgestellten
Basis- und/oder Zielinformationen verarbeitet der Segmentierer 14 einzelne
Nutzsignalabschnitte [b(k)]TOA,D, die vom
Pufferspeicher 12 bereitgestellt werden. Der Segmentierer 14 liefert
einzelne Segmente {S-Ii}|f,B,TOA,D,SNR.
Diese Segmente sind jeweils durch Zeitpunkte und Frequenzen begrenzt, welche
in den Basis- und/oder Zielinformationen vorgegeben werden.
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Im
einzelnen können
die vom Segmentierer angewandten Basis- und/oder Zielinformationen folgendes
enthalten:
- • Informationen
zu Bereichen der Zeit-Frequenzebene, die nicht untersucht werden
müssen
(Sperrbereiche);
- • Informationen
zu Bereichen der Zeit-Frequenzebene, die gezielt ausgewertet werden
sollen (Suchbereiche);
- • Parameter
zur Bestimmung der Grenzen einzelner Segmente hinsichtlich Zeit
und Frequenz;
- • minimale
und/oder maximale Signalbandbreite;
- • minimale
Signaldauer und/oder minimales Signal-Rausch-Verhältnis;
- • maximale
Pausenlänge
bzw. Lücken
zwischen Bursts;
- • maximale
Ausfalldauer des Signals durch erwartetes Fading.
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Die
Aufträge
zur Ausscheidung einzelner Segmente aus dem digitalen Nutzsignal
[b(k)]T,D erhält der Segmentierer 14 über ein
Segmentiersteuersignal T-SEG. Durch die Vorgabe der genannten und/oder
weiterer Parameter kann das Erkennungsvolumen des Segmentierers
gesteuert werden. Beispielsweise kann durch Erhöhung des minimalen Signal-Rausch-Verhältnisses
die Menge der erkannten Signale auch im Falle einer großen Überwachungsbandbreite
an die Leistungsfähigkeit
der nachfolgenden Signalverarbeitungseinheiten angepasst werden.
Die vom Segmentierer bereitgestellten Signalsegmente S-Ii sind durch Frequenz- und Zeitpunkte begrenzt,
zwischen denen interessierende Funksignale enthalten sein können. Die
Signalsegmente enthalten vorzugsweise außerdem eine Schätzung zum Signal-Rausch-Verhältnis (SNR).
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Nachdem
aus dem breitbandigen digitalisierten Nutzsignal einzelne Segmente
ausgewählt
wurden, müssen
in diesen Segmenten einzelne Signale und deren Modulationsart erkannt
werden. Dabei ist es Ziel, den Segmenten S-Ii eine
Liste der darin enthaltenen Einzelsignale zuzuordnen. Insbesondere sollen
diejenigen Funksignale ermittelt werden, für welche die zur Demodulation
und Decodierung erforderlichen Informationen zur Verfügung stehen
und aus der Basiswissensdatenbank 3 bzw. der Zieldatenbank 4 geladen
werden können.
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Während der
Suche nach der für
einzelne Funksignale verwendeten Modulationsart werden folgende
einschränkende
Bedingungen angenommen, welche die nachfolgende Verarbeitung vereinfachen:
- • Spread-Spectrum-Signale
werden nicht betrachtet, da spezielle Verfahren für deren
Bearbeitung erforderlich sind;
- • Automatische
Kanalwechsel werden nicht als Modulationsvorgänge angesehen;
- • Frequency-Hopper-Signale
werden nicht als das Ergebnis eines zusammengehörigen Modulationsvorgangs interpretiert,
sondern als eigenständige
Kurzzeitaussendungen mit regelmäßigem Wechsel
der Frequenzlage; in diese Kategorie fallen auch FSK-Signale (Frequenzy
Shift Keying) mit großem
Hub, die in ihrer spektralen Repräsentation separate kompakte
Signaleinheiten bilden.
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Um
die Funksignale klassifizieren zu können, müssen Klassifikatoren festgelegt
werden, welche an spezifischen Eigenschaften der Funksignale ansetzen.
Folgende Merkmale der Funksignale können für die Definition der Klassifikatoren
herangezogen werden:
- • es kann sich um ein analoges
Funkzeitsignal (beispielsweise Sprache, Musik, Telefax) oder einen
Datenstrom digitaler Symbole handeln;
- • die
Trägerschwingung
kann in Amplitude, Phase oder Frequenz moduliert sein;
- • bei
digitalen Modulationsverfahren sind Mischformen der Amplituden-
und Phasenmodulation möglich;
- • bei
digitalen Modulationsverfahren ist die parallele Modulation mehrerer
Trägerschwingungen
in regelmäßiger Anordnung
möglich
(Vieltonverfahren, OFDM u.a.);
- • Mehrfachmodulationen
von Signalen sind möglich,
beispielsweise zur Übertragung
digitaler Nachrichtensignale auf Kanälen, die ursprünglich für die Übertragung
analoger Signale vorgesehen sind.
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Für die Erkennung
und Analyse der Funksignale ist es außerdem von Bedeutung, dass
die Übertragungsverfahren
neben der Modulationsart durch weitere Eigenschaften gekennzeichnet
sein können. Zu
diesen Eigenschaften, aus denen weitere Parameter für das Erkennungsverfahren
abgeleitet werden können,
gehören
beispielsweise:
- • die Art der Synchronisation
(Präambeln,
Mitambeln usw.);
- • die
Art der Codierung (Kanalcodierung, Quellcodierung usw.);
- • die
Art des Wechsels einzelner Parameter (Modulationsart, Kanal usw.).
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Die
in 5 in Form eines Blockschaltbildes gezeigte Klassifikationseinheit
nutzt die zuvor genannten Bedingungen und Parameter zur weiteren Verarbeitung
der bestimmten Signalsegmente S-Ii. Einem
Klassifikator 15 werden diese Signalsegmente zugeführt. Der
Klassifikator 15 erhält
Basisinformationen und Zielinformationen aus der Basiswissensdatenbank 3 und
der Zieldatenbank 4. Die Steuerung des Klassifikators 15 erfolgt über ein
Klassifikationssteuersignal T-MOD. Nach Durchführung der Klassifikation liefert
der Klassifikator 15 zu jedem Signalsegment S-Ii eine Liste der erkannten Signale {Mn-Ii}|MOD,B,fm,t1,t2 sowie
jeweils deren Modulationsartenklasse MOD, die geschätzte Bandbreite
B, die Frequenzlage fm sowie den Anfangszeitpunkt t1 und den Endzeitpunkt
t2. Insbesondere bei digitalen Übertragungsverfahren
können
zusätzliche
Parameter in die Signalliste eingefügt werden.
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Die
Ergebnisse der bereits erläuterten
Erkennungsschritte lassen sich in einer Zeit-Frequenz-Ebene symbolisch
darstellen, wie dies in 6 gezeigt ist. Durch die vom
Segmentierer durchgeführte
Ausscheidung einzelner Segmente S-Ii werden
in dieser Ebene einzelne Flächen
definiert, innerhalb derer der Klassifikator nachfolgend nach einzelnen
Funksignalen sucht und die Modulationsart und die zuvor genannten
weiteren Parameter bestimmt. Jedem Segment S-Ii werden
mehrere Listen von erkannten Signalen mit zugeordneten Modulationsartenklassen
Mn-Ii zugeordnet,
wie dies beispielsweise für
das Segment S-I1 gezeigt ist. Dabei können in
jedem Segment genau ein oder mehrere modulierte Signale enthalten
sein.
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Die
Bestimmung der Modulationsart ist eine Klassifikationsaufgabe, die
erfindungsgemäß durch Anwendung
von Mustererkennungsverfahren in den nachfolgend erläuterten
Teilschritten gelöst
wird. Im ersten Teilschritt erfolgt die Klassifikation hinsichtlich der
Modulationsartenkategorie an Hand geeigneter universeller Merkmale.
Um diese Merkmale herauszufinden, werden Merkmalsvektoren berechnet,
die für
die interessanten Modulationsarten charakteristische Muster aufweisen.
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Die
Merkmalsberechnung ist in 7 für ein Zeitsignal
Mm(f) grafisch dargestellt. Das Zeitsignal wird
dazu mit Hilfe einer Filterbank in frequenzmäßig separierte Abschnitte zerlegt.
Die Bandbreite der Einzelfilter beträgt df, so dass mehrere schmalbandige Zeitteilsignale
resultieren. Zu jedem Zeitteilsignal werden nachfolgend diejenigen
Merkmale berechnet, die für
die Kennzeichnung der angewandten Modulationsart geeignet sind.
Insbesondere werden statistische Eigenschaften des Zeitteilsignals
innerhalb eines vorgegebenen Zeitintervalls dt betrachtet. Beispielsweise
sind das Schätzwerte
für die
Leistung, die Streuung, statistische Momente höherer Ordnung, Eigenschaften
der Einhüllenden
und andere Merkmale.
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In 7 sind
diese Merkmale beispielhaft durch die Indices 1, 2, 3 und 4 gekennzeichnet.
Außer
den einzelnen Merkmalen können
auch Änderungen
im Vergleich zu benachbarten Signalkanälen längs der Frequenzrichtung in
die zu erzeugende Merkmalsgruppe aufgenommen werden. Ergebnis dieser
Merkmalsberechnung ist zu jedem Zeitpunkt ein Satz von Merkmalsvektoren,
die das Signal kennzeichnen. Die Merkmalsvektoren beinhalten Kenngrößen eines
Zeitteilsignals, welches durch Bandpassfilterung entstanden ist.
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Nach
der Berechnung der Merkmalsvektoren muss die eigentliche Klassifikation
durchgeführt
werden. Dazu werden trainierbare Klassifikatoren eingesetzt, insbesondere
neuronale Netzwerke bzw. Hidden-Markov-Modelle. Die für die Klassifikation
erforderlichen Referenzmodelle werden durch Training auf der Basis
repräsentativer
Funksignale erzeugt. Ziel der Klassifikation ist die Ermittlung
folgender Informationen:
- • handelt es sich um ein einfach
oder ein doppelt moduliertes Signal;
- • liegt
ein analoges oder digitales Funksignal vor;
- • werden
bekannte komplexe digitale Modulationsverfahren verwendet?
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Bei
der Klassifikation der Modulationsart bzw. deren Zugehörigkeit
zu einer bestimmten Modulationsartenklasse handelt es sich um eine
Erkennungsaufgabe, die zu einem festgelegten Zeitpunkt und unter
Berücksichtigung
einer bestimmten Signalvergangenheit ausgeführt wird. Dabei sollen ein Bandbreitenbereich,
dessen Grenzen in Zeit- und Frequenzrichtung bestimmt sind, sowie
dessen Modulationsart bzw. Modulationsartenklasse identifiziert werden.
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In 8 sind
die Klassifikationsschritte grafisch dargestellt, die nach der Berechnung
der Merkmalsvektoren ausgeführt
werden müssen,
um die Modulationsart zu erkennen. Dabei müssen entlang der Frequenzachse
f diejenigen Abschnitte bestimmt werden, denen eine bekannte Modulationsart
zugeordnet werden kann. Aus dem vorangegangenen Schritt stehen Zeitteilsignale
mit Einzelmerkmalen zur Verfügung.
Die zusammengehörigen
Abschnitte dieser Zeitteilsignale müssen erkannt und einer Modulationsart
zugeordnet werden, was einer „Beschriftung" einzelner Abschnitte
der Frequenzachse gleichkommt.
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Aus 8 ist
ersichtlich, dass im dargestellten Beispiel drei Modulationsarten
erkannt wurden (PSK, J3E, OFDM). Die Abschnitte, in denen keine bekannte
Modulationsart bestimmt werden kann, werden als Rauschen einer gemeinsamen
Klasse N zugeordnet.
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Um
die verschiedenen Signalarten zu erkennen, werden zur Beschreibung
bekannter Signalarten Hidden-Markov-Modelle eingesetzt. Die Modelle können durch
Training mit typischen Beispielsignalen gewonnen und bei Bedarf
weiter verbessert werden. Die prinzipielle Herangehensweise folgt
den Erkennungsverfahren, die zur Erkennung von Schlüsselwörtern in
einem Sprachsignal eingesetzt werden können. Allerdings steht hier
die Aufgabe, anstelle von Schlüsselwörtern bestimmte
Signalarten in Zeitteilsignalen zu erkennen.
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Die
für das
Training der Hidden-Markov-Modelle erforderlichen repräsentativen
Signalstichproben werden in Signalarchiven gespeichert, die Teil der
Basiswissens- und Zieldatenbanken sein können. Es sind auch rekursive
Methoden denkbar, bei denen die eingesetzten Modelle zur Signalarterkennung
mit Hilfe der bereits erkannten Signale weiter verbessert werden.
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Nachdem
die Modulationsart bestimmt wurde, können weitere Parameter der
Funksignale durch an sich bekannte messtechnische Methoden der Nachrichtentechnik
ermittelt werden. Von Interesse sind dabei vor allem die folgenden
Parameter:
- • Mittenfrequenz
und Bandbreite der Modulationsart;
- • im
Falle von FSK-Verfahren – Bestimmung
der Frequenzverschiebung (Abstand zwischen den einzelnen Kennfrequenzen)
und der Baudrate;
- • im
Falle von PSK-Verfahren – Bestimmung
der Wertigkeit des Verfahrens (Anordnung der Symbole in der komplexen
Ebene) und der Baudrate;
- • Im
Falle von QAM-Verfahren – Bestimmung
der Wertigkeit des Verfahrens und der Baudrate.
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Um
die erkannten Zeitteilsignale weiter zu verarbeiten, müssen geeignete
Demodulatoren und Decoder ausgewählt
werden, unter Berücksichtigung der
ermittelten Parameter, welche in einem Modulationsartensteckbrief
zusammengestellt werden. Dieser Parameter werden dazu mit den bekannten
Eigenschaften der im System verfügbaren
Demodulatoren und Decoder verglichen.
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9 zeigt
dazu ein Blockschaltbild einer Verarbeitungseinheit, welche die
Menge der erkannten Zeitteilsignale Mn-Ii unter Verwendung der zuvor erläuterten
Parameter verarbeitet. Die Verarbeitungseinheit besitzt dazu einen
Verfahrensklassifikator 16, der außer den erkannten Signalen
auch noch Infor mationen aus der Basiswissensdatenbank 3 und der
Zieldatenbank 4 erhält.
Diese Informationen werden zur Verfahrensklassifikation genutzt,
um den erforderlichen Aufwand für
die nachfolgende Signalverarbeitung zu verringern, die Klassifikationssicherheit zu
erhöhen
und bei Überwachungsanwendungen
die Fehlalarmrate zu vermindern.
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Der
Verfahrensklassifikator 16 liefert nach der Verarbeitung
eine Liste der Verfahren und Parameter, die für die Anwendung geeigneter
Demodulatoren und Decoder erforderlich sind. Die zu klassifizierenden Übertragungsverfahren
unterscheiden sich insbesondere dadurch, dass innerhalb einer Nachrichtenübertragung
die Modulationsarten und deren Parameter zeitlichen Wechseln unterliegen, die
gezielt zur Synchronisation, Einphasung oder Anpassung des Verfahrens
an veränderte
Bedingungen des Übertragungskanals
genutzt werden. Die Zusammenfassung von Abschnitten unterschiedlicher Modulationsverfahren
zu einem einzigen Verfahren und deren Zuordnung zu einem vorhandenen
Demodulator bzw. Decoder erfolgt regelbasiert. Die Eigenschaften
der bekannten Demodulatoren/Decoder können in Datenbanken gespeichert
werden.
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Nach
Ausführung
der zuvor beschriebenen Schritte liegen alle relevanten Informationen
vor, um ein unbekanntes Funksignal in einem Übertragungskanal zu erkennen,
seine technischen Parameter zu bestimmen und das Funksignal bei
Bedarf zu demodulieren/decodieren, um den Kommunikationsinhalt zu
bestimmen.
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- 1
- Antenne
- 2
- wissensbasierter
Empfänger
- 3
- Basiswissensdatenbank
- 4
- Zieldatenbank
- 5
- Produktionsempfängergruppe
- 6
- Bandpassfilter
- 7
- Verstärkerstufen
- 8
- Analog-Digital-Wandler
- 9
- Verstärkungssteuereinheit
- 10
- Bitschieber
- 11
- Frequenzumsetzer
- 12
- Pufferspeicher
- 13
- Tuner
- 14
- Segmentierer
- 15
- Klassifikator
- 16
- Verfahrensklassifikator
- A
- Antennensignal
- CI
- Kanalinformationen
- Mi
- Nachrichten
- GC
- Verstärkungssteuersignal
- b(k)
- digitales
Nutzsignal
- T-Ctrl
- Tuner-Kontrollsignal
- [b(k)]TOA,D
- Nutzsignalabschnitte
- T-SEG
- Segmentiersteuersignal
- S-Ii
- Signalsegment
- T-MOD
- Klassifikationssteuersignal