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Stand der Technik
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Die
Erfindung geht aus von einem Verfahren zum berührungslosen Messen des Abtrags
bei der Innenrundfeinbearbeitung einer in ein Werkstück eingebrachten,
insbesondere kleinen Bohrung, mittels Ultraschall nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
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Bei
einem bekannten Verfahren zum berührungslosen Messen der Wanddicke
eines Hohlzylinders bei der Innenrundfeinbearbeitung (Tönshoff,
Rohr, Althaus: "Process
Control in Internal Grinding",
Annals of the CIRP Vol. 29/1 1980, Seite 201-211) wird der Hohlzylinder
von außen
mit einem Ultraschallimpuls beaufschlagt und die Laufzeit zwischen
dem mittels eines fluiden Mediums in den Hohlzylinder eingekoppelten
Sendeimpuls und dem durch Reflexion des Sendeimpuls an der Innenwand
des Hohlzylinders entstehenden Rückwandecho gemessen.
Mit der bekannten Schallgeschwindigkeit im Material des Hohlzylinders
wird aus der Zeitdifferenz die Wanddicke berechnet. Die Genauigkeit
des Meßverfahrens
ist durch die Auflösung
der Zeitmessung begrenzt. Um Wandänderungen in metallischen Werkstücken in
der Größenordnung
vom 0,1 μm
auflösen
zu können,
muß die
Zeitmessung Laufzeitänderungen
von weniger als 50 ps registrieren, was Abtastfrequenzen größer 400
GHz und einen sehr hohen Aufwand bei der Signalerzeugung erfordert.
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Bei
einem bekannten Verfahren zum berührungslosen Messen des Durchmessers
eines auf einer Werkbank gedrehten Vollzylinders (Lierath, Molitor: "Fluid-Coupled Diameter
Measurement Equipment for Lathes, Production Engineering Vol. VIII/1,
2001, Seite 159-162) werden innerhalb eines auf den Vollzylinder
gerichteten Flüssigkeitsstrahls,
vorzugsweise aus Wasser, sinusförmige
Ultraschall-Sendesignale mit kurzer Signaldauer mit einer Signalfrequenz
von bis zu 20 MHz zum Vollzylinder abgestrahlt und die an der Oberfläche des
Vollzylinders durch Reflexion entstehenden Echosignale empfangen.
Aus der Laufzeitdifferenz zwischen dem Sendesignal und dem Echosignal
wird der Abstand des den Sender und den Empfänger enthaltenden Meßkopfes
zur Oberfläche
des Vollzylinders berechnet. Aus dem Abstand ergibt sich unter Berücksichtigung der
Schallgeschwindigkeit im Flüssigkeitsstrahl
der momentane Zylinderdurchmesser.
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Um
das Echosignal von weiteren Echosignalen, die durch Reflexionen
des Sendesignals an Unregelmäßigkeiten
in der Oberfläche
des Vollzylinders entstehen, z.B. durch Vertiefungen, Einkerbungen
und dgl., unterscheiden zu können,
wird das Empfangssignal des Empfängers
in einem festen Zeitfenster abgetastet und einem FFT-Algorithmus
unterzogen, wobei das Zeitfenster jeweils um einen Abtastpunkt weitergeschoben wird.
Durch dieses Verfahren entsteht eine dreidimensionale Darstellung
von Imaginärteil
und Realteil des Empfangssignals längs einer Zeitachse. Vom Zeitpunkt
der Detektion des ersten Echosignals an, wird der komplexe Raum,
in der sich die Meßpunkte
befinden, durch einen Zylindermantel eingehüllt. Streut ein folgender Meßpunkt aus
dem Zylindermantel, so ist dies ein Anzeichen dafür, daß das erste
Echosignal von einem weiteren Echosignal überlagert ist. Die Echosignale
lassen sich somit trennen und somit die Laufzeitdifferenz des ersten
Echosignals zur Ableitung des Zylinderdurchmessers bestimmen.
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Neben
der berührungslosen
Messung des Durchmessers des Vollzylinders durch Messen des Abstands
zwischen Zylinderoberfläche
und Meßkopf
bietet das bekannte Verfahren auch die Möglichkeit, Unregelmäßigkeiten
in der glatten Oberfläche
des Vollzylinders, wie Vertiefungen, Rinnen, Furchen, Einschnitte
und dgl., zu messen. Für
diesen Fall wird die Zeitdifferenz zwischen zwei jeweils die Meßpunkte
eines Echosignals enthaltenden Zylindermänteln gemessen. Die Multiplikation
dieser Zeitdifferenz mit der Schallgeschwindigkeit in dem Flüssigkeitsstrahl
ergibt die Tiefe der vorhandenen Unregelmäßigkeiten.
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Bei
einem bekannten Verfahren zur Messung der Tiefe einer in einem Werkstück eingeschnittenen
Nut mittels eines aus Sender und Empfänger bestehenden Ultraschalldetektors
(
EP 0 612 978 A1 )
werden mittels des Senders Ultraschallwellen in das Werkstück ausgesandt
und die Zeiten zwischen dem Aussenden der Schallwellen und dem Empfang
der im Werkstück
reflektierten Schallwellen, den sog. Echos, und/oder die Phasendifferenzen
zwischen den ausgesendeten Schallwellen und den Echos gemessen und
daraus die Tiefe der Nut bestimmt.
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Es
ist bekannt, zur Werkstoffprüfung
mit Ultraschall (Kautkrämer,
J. und H.: Werkstoffprüfung
mit Ultraschall, Springer Verlag Berlin, 1986, Seite 240, 241 und
259), die Dicke einer Platte durch sog. Laufzeitmessung von Schallsignalen
zu bestimmen. Ein sog. Phasenmeßverfahren
arbeitet dabei mit kontinuierlichen Wellen konstanter Frequenz.
Zur Laufzeitmessung wird die Phase der Echowelle mit derjenigen
der ausgehenden Welle verglichen. Ist die Laufstrecke hin und zurück in der
Platte weniger als eine Wellenlänge,
so läßt sie sich eindeutig
aus der Phasendifferenz zwischen 0 und 2π, um welche die Empfangsspannung
verspätet
ist, messen. Bei größeren Dicken
wird die Messung mehrdeutig. Man muß also, um nicht Fehler von
einer ganzen Anzahl von Wellenlängen
zu machen, den ungefähren
Wert der Dicke der Platte bereits kennen.
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Eine
Methode zur Bestimmung der Phasenlage des Echos in einem Empfangssignal
ist in der
US 5 771
204 A beschrieben.
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Vorteile der Erfindung
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
hat den Vorteil, daß mit
relativ geringen Anforderungen an die Grundfrequenz des Ultraschallsenders
und der Abtastfrequenz bei der Signalverarbeitung, die beide im MHz-Bereich
liegen, eine Auflösung
der Wanddickenänderung
von bis zu 0,1μm
erreicht werden kann. Durch die Messung der Änderung der Phasendifferenzen
in aufeinanderfolgenden Empfangssignalen wird nicht nur eine Vorlaufstrecke
des Sendesignals vor Eintritt in das Werkstück kompensiert und ist damit
unbeachtlich, sondern auch eine Abstimmung der Grundfrequenz der
sog. Bursts auf die Dicke der Bohrungswand überflüssig, so daß die Bohrungswand in allen
Fällen
ein Vielfaches der in der Bohrungswand sich einstellenden Wellenlänge des
Sendesignals betragen kann.
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Infolge
der Festlegung der Folgefrequenz der Sendesignale größer als
die Rotationsfrequenz des Werkstücks,
so daß für eine quasi
unveränderte
Wanddicke eine Gruppe aufeinanderfolgender Empfangssignale erhalten
wird, und der Mittelwertbildung der Phasendifferenzen pro Gruppe
wird eine Verbesserung der Meßgenauigkeit
erzielt und auch bei verrauschten Sendesignalen die angestrebte
Auflösung
der Abtragsmessung erreicht. In diesem Fall werden die Mittelwerte
der Phasendifferenzen in aufeinanderfolgenden Gruppen von Empfangssignalen
subtrahiert und das Subtraktionsergebnis als Phasendifferenzänderung
interpretiert, die die Grundlage für die Berechnung des Materialabtrags
bildet. Eine solche Mittelwertbildung ist problemlos möglich, da
die reine Meßzeit
vom Aussenden des Sendesignals bis zum Empfang des Empfangssignals
kleiner 10μs
ist, so daß mit
einer entsprechenden Wiederholfrequenz bei der Beschallung des Werkstücks mit
einem sinusförmigen
Signal kurzer Signaldauer (Burst) gearbeitet werden kann.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung wird als Referenzsignal das durch Reflexion des jeweiligen Ultraschall-Sendesignals
an der Außenfläche des
Werkstücks
entstehende Grenzschicht- oder Interface-Echo verwendet. Alternativ
kann als Referenzsignal das jeweilige Sendesignal oder ein Rückwand-Echosignal
höherer
Ordnung verwendet werden, das durch Mehrfachreflexion des ersten
Rückwand-Echosignals an der
Grenzschicht von Werkstückmaterial
und Umgebung, also an der Außenfläche des Werkstücks, einerseits
und an der Grenzschicht von Werkstückmaterial und Bohrung, also
an der Innenwandfläche
der Bohrung, andererseits hervorgerufen wird.
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Zeichnung
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Die
Erfindung ist anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
im folgenden näher
beschrieben. Es zeigen in jeweils schematischer Darstellung:
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1 eine
Längsschnitt
einer Vorrichtung zur Innenrundfeinbearbeitung einer Bohrung in
einem in der Vorrichtung eingespannten Werkstück in Verbindung mit einer
Meßvorrichtung
zur berührungslosen
Messung des Abtrags an der Innenwandfläche der Bohrung,
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2 einen
Querschnitt längs
der Linie II-II in 1,
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3 ein
Blockschaltbild der Meßvorrichtung
zur berührungslosen
Abtragsmessung in 1,
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4 eine
bildliche Wiedergabe eines elektrischen Empfangssignals in der Meßvorrichtung
gemäß 3.
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Beschreibung des Ausführungsbeispiels
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Bei
der Innenrundfeinbearbeitung einer in ein Werkstück 10 eingebrachten,
kleinen Bohrung 11 wird das Werkstück 10 in drei um 120° Drehwinkel
zueinander versetzt angeordnete Greifbacken 121 eines Werkstückhalters 12 eingespannt,
der mit einer bestimmten Drehzahl, z.B. 1500 U/min, in Richtung
Pfeil 13 in 1 rotiert. Ein Bearbeitungswerkzeug 14 ist
mit seinem Werkzeugschaft 15 in einer zugleich einen Werkzeughalter bildenden
Spindel 16 festgespannt, die sich gemäß Pfeil 17 in 1 mit
einer Arbeitsdrehzahl, z.B. 9000 U/min, in Gegenrichtung zu dem
Werkstückhalter 12 dreht,
sich aber auch in der gleichen Richtung wie der Werkstückhalter 12 drehen
kann. An seinem in die Bohrung 11 des Werkstücks 10 eintauchenden,
vorderen Ende trägt
das Bearbeitungswerkzeug 14 ein an seinem Umfang angeordnetes
Arbeitsmittel 18. Die Rotationsachsen von Werkstück 10 und
Bearbeitungswerkzeug 14 verlaufen in der Regel parallel
zueinander, und da das Werkzeug 14 einem radialen Vorschub
in Richtung Pfeil 19 in 1 unterliegt,
setzt das Arbeitsmittel 18 zu Erzeugung eines Abtrags in
der Bohrung 11 mit einer Anpreßkraft an der Innenwandfläche 111 der
Bohrungswand 112 an, die außen von der Außenfläche 101 des
Werkstücks 10 begrenzt
wird. Weist – wie
im vorliegenden Fall – die
Bohrung 11 eine gegenüber
der axialen Länge
des Arbeitsmittels 18 größere Bohrungstiefe auf, so
führt das
Bearbeitungswerkzeug 14 zusätzlich eine axiale Pendelbewegung
oder Kurzhuboszillation aus, damit die Bohrung 11 gleichmäßig über die
gesamte Bohrungstiefe bearbeitet wird. Die Kurzhuboszillation der
Spindel 16 bzw. des Bearbeitungswerkzeugs 14 ist
in 1 durch den Doppelpfeil 20 angedeutet.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
wird die Innenrundfeinbearbeitung durch Schleifen ausgeführt, so
daß das
Arbeitsmittel 18 am Ende des Werkzeugschaftes 15 von
einem Schleifbelag gebildet ist, der während des Schleifprozesses
einer Abnutzung unterliegt. Die Innenrundfeinbearbeitung kann aber
auch z.B. durch Honen erfolgen. Während der Innenrundfeinbearbeitung
wird über
einen im Werkzeugschaft 15 zentrisch verlaufenden Kühlschmierstoffkanal 21 Kühlschmierstoff
in die Bohrung 11 eingebracht und gelangt dort an die zu
bearbeitende Innenwandfläche 111 der
Bohrungswand 112.
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Da
bei der Innenrundfeinbearbeitung der Bohrung 11 sehr hohe
Anforderungen an den zu fertigenden Innendurchmesser der Bohrung 11 gestellt
werden, dessen Toleranz kleiner 1 μm sein muß, wird während des Bearbeitungsprozesses,
im vorliegenden Fall während
des Schleifprozesses mittels einer Ultraschall-Meßvorrichtung 23 fortlaufend
der von dem Schleifwerkzeug bewirkte Abtrag an der Innenwandfläche 111 der
Bohrung 11 gemessen. Die Meßvorrichtung 23 weist
mindestens einen Ultraschallwandler 22 auf, der außerhalb
des Werkstücks 10 angeordnet
ist und durch ein zwischen der Außenfläche 101 ausgebildeten
Flüssigkeitsfilm 25 (3)
schallmäßig an das
Werkstück 10 angekoppelt
ist. Als Flüssigkeit
wird hierzu bevorzugt der für
das Schleifen ohnehin vorhandene Kühlschmierstoff verwendet. Wie
in der Querschnittsdarstellung der 2 zu sehen
ist, sind bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel drei um 120° gegeneinander
versetzte Ultraschallwandler 22 in der beschriebenen Weise
am Außenumfang
des Werkstücks 10 fest
angeordnet, so daß sie
sich mit dem Werkstück 10 drehen.
Zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsfilms 25 zwischen
den Sendeflächen
des Ultraschallwandler 22 und der Außenfläche 101 des Werkstücks 10 ist
jedem Ultraschallwandler 22 eine Kühlschmierstoffversorgung 24 zugeordnet,
die in 2 nur schematisch angedeutet ist.
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Jeder
Ultraschallwandler 22 arbeitet als Sendewandler und als
Empfangswandler und wird hierzu über einen
Schalter 26 einerseits an den Ausgang eines Hochfrequenz-Oszillators 27 und
andererseits an den Eingang eines elektrischen Verstärkers 28 gelegt.
Der hier nur symbolisch als mechanischer Schalter dargestellte Schalter 26 wird
von einer Steuerelektronik 29 gesteuert, die den Schalter 26 nach
Aussenden eines Sendesignals kurzer Signaldauer, eines sog. Burst,
umschaltet und vor Aussenden des nächsten Burst wieder zurückstellt.
Damit ist der Ultraschallwandler 22 im Sendebetrieb mit
dem Ausgang des HF-Oszillators 27 und im Empfangsbetrieb
mit dem Eingang des Verstärkers 28 verbunden.
Dem Verstärker 28 ist
ein Analog-/Digital-Wandler 30 nachgeordnet. Das digitalgewandelte
Empfangssignal wird im Analyseblock 31 einer FFT-basierten
Signalanalyse unterzogen, welche die Imaginärteile und die Realteile der
im Empfangssignal enthaltenen Signalanteile liefert. Dem Analyseblock 31 ist
ein Rechenglied 32 zur Berechnung der Phasen φ der im Empfangssignal
enthaltenen Signalanteile Interface-Echosignal und Rückwand-Echosignal,
ein Differenzbildner 33 zur Bildung der Phasendifferenz Δφ zwischen
den Signalanteilen, ein Speicher 37, z.B. ein Schieberregister,
zum Speichern von mindestens zwei aufeinanderfolgend vom Rechenglied 32 ausgegebenen
Phasendifferenzwerte Δφn und Δφn+1, ein Subtrahierer 38 zur Berechnung
der Änderung δφ der Phasendifferenz in
aufeinanderfolgenden Empfangssignalen und ein Rechenglied 34 zur
Berechnung der Dickenänderung δd der Bohrungswand 112 während der
Innenrundfeinbearbeitung nachgeschaltet. Dem Rechenglied 34 ist
eine Anzeigeeinheit 35 nachgeordnet, in der die Wanddickenänderung δd, also der
Abtrag an der Bohrungswand 112, numerisch dargestellt wird.
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Mit
der vorstehend beschriebenen Meßvorrichtung 23 wird
während
der Innenrundfeinbearbeitung der Bohrung 11 der von dem
Schleifwerkzeug bewirkte Materialabtrag an der Innenwandfläche 111 der
Bohrung 11, der sich in einer Wanddickenänderung δd der Bohrungswand 112 manifestiert,
wie folgt gemessen:
Mit jedem von der Steuerelektronik 29 an
den HF-Oszillator 27 angelegten Triggerimpuls wird der
Ultraschallwandler 22 mit einem elektrischen Burst, d.h.
einem sinusförmigen
Signal kurzer Signaldauer, angeregt. In einem Beispiel kann die
Grundfrequenz des sinusförmigen
Signals 79 MHz und die Signaldauer 700 ns betragen. Der Ultraschallwandler 22 sendet
ein gleiches Ultraschall-Sendesignal aus, das über den Flüssigkeitsfilm 25 in
die Bohrungswand 112 eingekoppelt wird. Nach Aussenden
des Ultraschall-Sendesignals wird der Schalter 26 von der
Steuerelektronik 29 umgeschaltet. Das vom Ultraschallwandler 22 in
die Bohrungswand 112 abgestrahlte Sendesignal wird an der
Außenwandfläche der
Bohrungswand 112 teilweise reflektiert, durchläuft die
Bohrungswand 112 und wird an der Innenwandfläche 111 der
Bohrungswand 112 erneut reflektiert. Das durch Reflexion
an der Außenfläche 101 entstehende
sog. Interface-Echosignal und das durch Reflexion an der Innenwandfläche 111 entstehende
sog. Rückwand-Echosignal werden
von dem Ultraschallwandler 22 empfangen und in ein elektrisches
Empfangssignal umgesetzt, in dem diese Echosignale detektierbar
sind.
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In 4 ist
das am Ausgang des Ultraschallwandlers 22 bzw. am Eingang
des Verstärkers 28 anstehende,
elektrische Empfangssignal schematisch dargestellt, wobei eine Reflexion
des Sendesignals an der Außenfläche 101 des
Werkstücks 10 und
nur eine einzige Reflexion des Sendesignals an der Innenwandfläche 111 angenommen
ist. Deutlich ist zu sehen, daß durch
die größere Laufstrecke
des ersten Rückwand-Echos gegenüber dem
Interface-Echo, die der doppelten Wanddicke d entspricht, eine Zeitverzögerung zwischen
den Signalanteilen besteht, die zu einer Phasenverschiebung bzw.
eine Phasendifferenz Δφ des ersten
Rückwand-Echos
gegenüber
dem Interface-Echo im Empfangssignal führt. Der Zusammenhang zwischen
der Zeitdifferenz Δt
und der Phasendifferenz Δφ ist gleichungsmäßig in 4 angegeben.
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Zur
Bestimmung der Phasendifferenz Δφ wird das
im Verstärker 28 verstärkte Empfangssignal
im A/D-Wandler 30 über
einen Zeitraum kontinuierlich abgetastet, der sowohl das vollständige Interface-Echosignal
als auch das vollständige
Rückwand-Echosignal überdeckt.
Die Abtastfrequenz und die Signaldauer des Burst sind so gewählt, daß das Interface-Echosignal und das
Rückwand-Echosignal
jeweils 256 Abtastwerte liefern. Da die Wanddicke der Bohrungswand 112 zu
Beginn des Bearbeitungsprozesses bekannt ist, kann auch der Zeitversatz
zwischen Interface- und Rückwand-Echosignal
grob geschätzt
werden.
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Im
Analyseblock
31 wird dem diskreten Abtastsignal ein Satz
von z.B. 200 Abtastwerten aus dem Bereich des Interface-Echosignals und auf
Grundlage des geschätzten
Zeitversatzes ein gleicher Satz von z.B. 200 Abtastwerten aus dem
Bereich des Rückwand-Echosignals
entnommen. Die beiden Signalabschnitte werden jeweils mit einer
geeigneten Fensterfunktion, z.B. einem Hanning-Fenster oder einem
Blackman-Fenster, multipliziert. Die daraus resultierenden zwei
Datensätze
s
1(n) und s
2(n)
mit n = 1, 2, ..., 200 werden jeweils einer diskreten Fourier-Transformation
für die
Signalfrequenz f
0 des Burst unterzogen,
indem die spektralen Koeffizienten S(f
0)
gemäß
berechnet werden, wobei Δt das Abtastintervall
ist. Im Rechenglied
32 werden aus dem Imaginärteil und
dem Realteil der spektralen Koeffizienten S(f
0)
die Phase φ gemäß
für jeden Signalausschnitt mit
den Datensätzen
s
1(n) und s
2(n)
berechnet. Im Differenzbildner
33 wird aus den damit erhaltenen
Phasenlagen φ
IE und φ
RE von Interface-Echosignal IE und Rückwand-Echosignal
RE die Phasendifferenz Δφ, also die
Phasenverschiebung Δφ des Rückwand-Echosignals
gegenüber
dem Interface-Echosignal, berechnet. Diese Phasenverschiebung Δφ wird als
Phasendifferenz Δφ
1 des ersten Empfangssignals in dem Speicher
37 bzw.
in das Schieberregister eingeschrieben.
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Mit
dem nächsten,
an den HF-Oszillator
27 gelangenden Triggerimpuls der Steuerelektronik
29 wiederholt
sich der vorbeschriebene Vorgang, wobei der Rechner
32 in
gleicher Weise eine Phasendifferenz Δφ
2 der
im zweiten Empfangssignal enthaltene Echosignale liefert, die ebenfalls
im Speicher
37 abgelegt wird. In dem auf die beiden Speicherplätze des
Speichers
37 zugreifenden Subtrahierer
38 wird
zur Bestimmung der Phasendifferenzänderung δφ die aus dem zweiten Empfangssignal
gewonnene Phasendifferenz Δφ
2 von der aus dem ersten Empfangssignal gewonnenen
Phasendifferenz Δφ
1 subtrahiert und die Phasendifferenzänderung δφ dem Rechenglied
34 zugeführt. Das
Rechenglied
34 berechnet aus der Phasendifferenzänderung δφ und der
sich im Werkstückmaterial
10 ausbildenden
Wellenlängen λ des Ultraschall-Sendesignals
die Wanddickenänderung δd, der Bohrungswand
112 gemäß
wobei
f
0 die
Grundfrequenz des Sendesignals und ν die Schallgeschwindigkeit im
Werkstückmaterial
ist. Die Wanddickenänderung δd wird als
Maß für den Materialabtrag
in der Anzeigevorrichtung
35 numerisch dargestellt.
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Dieser
Vorgang wiederholt sich fortlaufend mit jedem vom Ultraschallwandler 22 ausgesandten
Burst, wobei die für
jeden Burst ermittelte Phasendifferenz Δφn im
Speicher 37 eingeschrieben wird und der auf die beiden
Speicherplätze
n und n + 1 zugreifende Subtrahierer 38 immer die Phasendifferenzänderung δφ zwischen
zwei aufeinanderfolgende berechneten Phasendifferenzen Δφn und Δφn+1 berechnet, so daß die Wanddickenänderung δd immer unmittelbar
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Empfangssignalen berechnet wird.
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In
dem beschriebenen Ausführungsbeispiel
wird als Referenzsignal, zu dem die Phasenverschiebung Δφ des Rückwand-Echos
ermittelt wird, das sog. Interface-Echo verwendet. Anstelle des
Interface-Echos kann auch das vom HF-Oszillator 27 selbst erzeugte
Sendesignal verwendet werden. In diesem Fall kann auf den Schalter 26 verzichtet
werden, so daß das
Sendesignal direkt an den Verstärker 28 gelangt.
Bei größeren Signalspannungen
des Sendesignals ist dann jedoch im Empfangszweig ein geeigneter
Signalabschwächer
vorzusehen, der für
die Dauer des vom HF-Oszillator 27 abgestrahlten Sendesignals
eingeschaltet wird. Eventuell ist nach dem Aussenden des Sendesignals
im Sendezweig ein weiterer Abschwächer hinzuzuschalten, um das
durch den HF-Oszillator 27 verursachte Rauschen zu reduzieren.
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Bei
genügend
hoher Signalamplitude des Sendesignals kann eine Mehrfachreflexion
des Schalls in der Bohrungswand 112 auftreten, die durch
entsprechende, Signalanteile im Empfangssignal erfaßt werden kann.
Dabei wird das Rückwand-Echo an den Grenzschichten
der Bohrungswand 112 mehrfach reflektiert, so daß im Empfangssignal
neben dem ersten Rückwand-Echo
weitere Rückwand-Echos
höherer
Ordnung auftreten. Bei ausreichender Amplitude der weiteren Rückwand-Echos und damit verbundener
Detektierbarkeit im Empfangssignal kann auch eines der Rückwand-Echos
höherer
Ordnung als Referenzsignal zur Berechnung der Phasenverschiebung
des ersten Rückwand-Echos
herangezogen werden.
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Zur
Verbesserung der Meßgenauigkeit
wird die Folgefrequenz der von der Steuerelektronik 29 ausgelösten Ultraschall-Sendesignale (Burst)
größer gewählt als
die Rotationsfrequenz des Werkstücks 10.
In diesen Fällen
wird eine Gruppe aufeinanderfolgender Empfangssignale von einer
unveränderten
Wanddicke erhalten, so daß in
diesen Empfangssignalen die Phasendifferenzen Δφ des Rückwand-Echos gegenüber den Referenzsignalen
nur wenig verändert
sind. Diese Phasendifferenzen Δφ werden
gemittelt und dann von dem Mittelwert, der in gleicher Weise von
einer vorausgegangenen Gruppe von Empfangssignale gebildet worden ist,
subtrahiert. Aus der Änderung
der Mittelwerte der Phasendifferenzen Δφ in aufeinanderfolgenden Gruppen wird
dann im Rechner 34 die Wanddickenänderung δd der Bohrungswand 112 wie
vorstehend angegeben bestimmt. Wie in 3 strichliniert
eingezeichnet ist, wird hierzu in der Meßvorrichtung 23 noch
zusätzlich
ein Mittelwertbildner 36 vorgesehen, der dann zwischen
dem Ausgang des Differenzbildners 33 und dem Eingang des
Speichers 37 eingeschaltet wird, so daß der Subtrahierer 38 immer
auf die im Speicher 37 aufeinanderfolgend abgelegten Mittelwerte
der Phasendifferenzen zugreift.
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Das
beschriebene Verfahren läßt sich
dahingehend erweitern, daß nicht
nur die Änderung
der Wanddicke δd
der Bohrungswand
112 als Maß für den Materialabtrag bei der
Bearbeitung der Bohrung
11, sondern auch die momentane
Wanddicke d der Bohrungswand
112 erfaßt wird, deren zeitliche Abnahme
ebenso den Materialabtrag ausweist. In diesem Fall werden die aufeinanderfolgend
in das Werkstück
10 abgestrahlten Burst
abwechselnd mit einer ersten Signalfrequenz f
1 und
einer zweiten Signalfrequenz f
2 ausgesendet.
Die Burst haben die gleiche, kurze Signaldauer von z.B. 700 ns.
Die Sendefrequenzen f
1 und f
2 sind
nur wenig voneinander verschieden und betragen beispielsweise 79
MHz und 80 MHz. In gleicher Weise wie vorstehend beschrieben worden
ist, wird nunmehr die Änderung
der Phasendifferenz δφ aufeinanderfolgender
Empfangssignale bestimmt und in einem weiteren Rechner
39 die
Wanddicke d der Bohrungswand
112 gemäß
berechnet,
wobei sich λ
1 und λ
2 aus
mit i = 1, 2 ergibt, und ν die Schallgeschwindigkeit
im Werkstoff des Werkstücks
10 ist.
Die momentane Wanddicke d wird dann ebenfalls in der Anzeigeeinheit
35 dargestellt.
Die Modifikation ist in
3 strichliniert eingezeichnet.
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Die
Erfindung ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So
ist es bei der Innenrundfeinbearbeitung der Bohrung 11 nicht
erforderlich, daß sowohl
das Werkstück 10 als
auch das Bearbeitungswerkzeug 14 rotiert. Bei geringeren
Anforderungen an Bearbeitungszeit und Bearbeitungsqualität genügt es, daß eines
der beiden Teile in Rotation versetzt wird.
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Ist
bei der FFT-basierten Signalanalyse der Zeitversatz zwischen Referenzsignal
und Rückwand-Echosignal
völlig
unbekannt, so wird das gesamte Empfangssignal mit einem z.B. 200
Abtastwerte umfassenden, gleitenden Datenfenster "gescannt", d.h. jeweils um
ein weiteres Abtastintervall versetzt nach und nach über das
Empfangssignal geschoben. Für
jede Position des Datenfensters wird die vorstehend beschriebene
Prozedur durchlaufen, also die Abtastwerte im Datenfenster mit einer
Fensterfunktion (Hanning, Blackmann) multipliziert, die Datensätze einer
diskreten Fouriertransformation unterzogen und aus den Imaginär- und Realteilen
die Phasenlagen berechnet.
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Die
beispielhaft als Hardwarekomponenten beschriebenen Baugruppen 30-39 (mit
Ausnahme der Anzeigeeinheit 35) im Blockschaltbild der 3 werden
vorteilhaft mit entsprechenden Softwarefunktionen realisiert, die
in einem Mikroprozessor implementiert sind.