-
Die Erfindung betrifft einen adaptiven Regler mit PID-Struktur
und Identifikation des Regelgrößenverhaltens.
-
Adaptive Regler nutzen Kenntnisse über die zu regelnden
Prozesse, deren Steuergrößen entweder aus dem Prozess heraus auf den
Regler zurückwirken oder deren Prozessdaten statisch vorliegen
und wo steuernde Eingriffe auf die Regelung ausreichen. Die
spezifische Auslegung der PID-Parameter für einen Prozess geschieht
im allgemeinen durch Prozessanregung und Beobachtung.
Weitergehende Verfahren nutzen die Technik neuronaler Netze zur
iterativen Bestimmung der PID-Parameter über zeitaufwändige
Trainingsphasen. Je mehr über den zu regelnden Prozess bekannt ist, desto
besser sind die Voraussetzungen für den Reglerentwurf. Und
umgekehrt gibt es erhebliche Konzeptionsprobleme, wenn nur wenige
Parameter der Regelstrecke vorliegen.
-
Die Erfindung löst die Aufgabe, mit Hilfe des bekannten
digitalen PID-Regelalgorithmus, eine weitgehend unbekannte,
veränderbare Regelstrecke aus dem Stand ohne zusätzlichen
Einstellaufwand und mit minimalem Rechenaufwand zu bedienen. Das können z. B.
Temperaturstrecken mit veränderbaren Massen und Temperaturen
sein. Den Bezug zur Regelstrecke stellt mittelbar die Abtastzeit
TA über Messintervalle als der Parameter her, der letztlich die
bedienbare Regelstreckenbreite festlegt. Das erlaubt bei
konstanter Abtastzeit, standardisierte adaptive Regler mit PID-
nahem Verhalten zu realisieren. Der bekannte PID-Algorithmus
wird dabei um ein linguistisch festgelegtes Regelwerk erweitert.
-
Wie bei bekannten adaptiven Systemen, gibt es beim neuen Regler
neben der PID-Reglerstruktur eine Nachführstruktur für die
Reglerparameter. Die Nachführstruktur liefert über die Detektion
der Steigungsänderung des Regelabweichungsverlaufs einen
Parameter, den Nachführparameter Np. Aus ihm werden anteilig die
Übertragungskonstante (Verstärkungsfaktor) KR, Nachstellzeit TN und
Vorhaltzeit TV für die PID-Struktur gewonnen. Im Gegensatz zum
nichtadaptiven PID-Regler verändern sich die Einstellungen beim
Anlauf zum Sollwert nach Inbetriebsetzung des Reglers ständig.
Erst in unmittelbarer Sollwertnähe bleiben die PID-Parameter
konstant und stellen sich nach Regelabweichungen, bedingt durch
stochastische Störungen, wieder neu ein. Sie wechseln mit jeder
Änderung des Nachführparameters Np.
-
Für den PID-Regler stehen die Parameter bei jeder Abtastung mit
der Regelabweichung e0 (mit e0 = w - x, mit dem Sollwert w und
dem Istwert x), ihres Vorwerts e1 und schließlich e2, als dem
Vorwert von e1 zur Verfügung. Die Nachführstruktur nutzt
ebenfalls e0 und einen Regelabweichungsvorwert eb im Zeitabstand dt
zu e0.
-
Aus der kontinuierlich erfassten Regelabweichung wird mit Hilfe
einer festgelegten Funktion, eine Maßzahl des Steigungsverlaufs
(Steigungsmaßzahl) der Regelgröße gewonnen. Sie liefert eine
topologisch prädiktive Aussage darüber, ob die Regelgröße zum
augenblicklichen Zeitpunkt bei Fortsetzung der Steigungssituation,
den Sollwert im definierten Funktionsverlauf erreichen würde.
Mit Hilfe der Steigungsmaßzahl werden Steigungsänderungen
detektiert. Die Funktion befriedigt die Langzeitperspektive des
Regelgrößenverlaufs vom momentanen Messpunkt zum gewünschten
Sollwert über die Approximation in (variablen) Teilintervallen um
diesen Messpunkt.
-
Die Funktion weist den nicht festgelegten steigungsbestimmenden
Parameter - die Steigungsmaßzahl - auf und ist nach diesem
aufgelöst. Der Augenblickswert der Steigungsmaßzahl wird mit einem
ihrer zeitlich zurückliegenden Werte verglichen. Es gibt dabei
die Fälle Überlauf, Unterlauf oder ein dem Überlauf zugeordneter
Treffer des Sollverlaufs der Regelgröße. Abhängig davon wird der
Nachführparamter Np erhöht oder gesenkt. Zusätzlich wird zur
Stabilisierung der Anpassung, der Stellwert direkt unter
Umgehung des PID-Reglers korrigiert. Sowohl die Nachführung des
Nachführparameters Np, als auch die direkte Änderung des
Stellwerts, geschehen iterativ über die Zeit: Je länger ein
gleichwertiger Steigungsunterschied, desto länger die gleichwertige
Anpassung.
-
Eine beständige Anregung durch die Reglerstruktur selbst und des
beim Start genügend klein gewählten Nachführparameters Np sorgen
dafür, dass wegen der regelstreckenorientierten Steigungsmaßzahl
und der daraus resultierenden potentiellen Kurvenscharabbildung,
der Wechsel in den jeweils geeigneten Funktionsverlauf
stattfindet. In Fig. 1 ist das beschriebene Zusammenwirken der
Funktionseinheiten ersichtlich: Über die Detektion der
Steigungsänderung der Regelabweichung wird der Nachführparameter ermittelt,
aus dem die PID-Parameter generiert werden. Zugleich liefert die
Steigungsänderung die Daten zur Stellwertkorrektur durch die
Festlegung der Stellwert-Direktänderung.
-
Die Funktion kann z. B. quadratisch sein. Diese weist einen
einfachen geometrischen Verlauf auf und ist sehr leicht zu
handhaben. Von Bedeutung ist nicht die Steigung an einem bestimmten
Punkt, sondern die Steigungsänderung über mehrere Messpunkte und
die Prüfung, ob die aktuelle Steigungstendenz kontinuierlich zum
Sollwert führt. Deshalb reichen untereinander vergleichbare
Steigungsmerkmale aus, mit deren Hilfe Steigungsänderungen
detektiert werden können. Zu bevorzugen ist ein gleichbleibendes
Steigungsmerkmal. Das trifft auf Funktionen zu, die sich soweit
differenzieren lassen, dass keine Veränderliche in der
Differentation enthalten ist und der Ausdruck konstant wird. Das
Verfahren, das dem neuen Regler zugrunde liegt, erlaubt zwar auch die
Verwendung von Ausdrücken mit Veränderlichen, ihre Auswirkungen
müssen dann durch Änderung anderer Verfahrensparameter
kompensiert werden.
-
Für eine allgemeine Anwendung sei die Handhabung am Beispiel
einer einfachen Quadratfunktion f(t) = a.t^2 erläutert. Ihre
Differentation zweiter Ordnung ergibt für die Steigungsänderung
f"(t) = 2.a. Numerische Konstanten können bei vergleichender
Verwendung entfallen, so dass nur noch der Faktor a als
Steigungsmaßzahl verbleibt. Es gilt mit der Regelabweichung ea, der
Zeit t und dem die Funktionssteilheit variierbaren Faktor a
(Steigungsmaßzahl)
ea = a.t^2 (I)
und für eb gilt analog mit dem Abstand td auf der Zeitachse
eb = a.(t + td)^2. (II)
-
Das ergibt für die positiven Lösungen nach t aufgelöst und t aus
I und II gleichgesetzt, die rekursive Form
√ea/√a = √eb/√a - td,
die nach a aufgelöst zu
a = (√ea - √eb)^2/td^2 (III)
wird bzw. ausmultipliziert mit einer einzigen Quadratwurzel
a = (ea - 2 √(ea.eb) + eb)/td^2.
-
Das bedeutet, dass der Verlauf der Regelgröße durch die Punkte ea
und eb mit ihrem Zeitabstand td in seiner geometrischen Umkehrung
dann seinem funktionellen Ursprung (dem Sollwert) zustrebt,
wenn die Beziehung III gültig ist (die Regelgröße den Sollwert
aus augenblicklicher Sicht also genau treffen wird). Sie bildet
damit die Grundlage zur Erfüllung der erforderlichen
Gütekriterien, die durch die festgelegten Konstanten und den Regeln des
Verfahrensablaufs festgeschrieben sind. Die Steilheit des
Sollwertanlaufs der Regelgröße vergrößert sich mit dem Faktor a.
Weil dieser Faktor nur als komparative Steigungsmaßzahl dient,
braucht td nicht in der tatsächlichen Zeiteinheit angegeben zu
sein. Es genügt ein Taktzählwert. Der Sollwert wird auch dann
erreicht, wenn a nur in vielen Teilabschnitten einen
vorgegebenen Wert annehmen kann. Ein Teilabschnitt ist dann die kleinste
Distanz, innerhalb deren der Regelgrößenverlauf steuerbar ist.
-
Der Regelgrößenverlauf wird dabei nicht unbedingt in seiner
Ganzheit die Funktion abbilden, aber in der Istwertumgebung
punktuell der Trefferbedingung genügen und in der Folge der
Aneinanderreihung der punktuellen Funktionsapproximationen, die
Regelgröße an den Sollwert heranführen.
-
Im Gegensatz zum PID-Regler mit festen Parametern gibt es einen
Unterschied in der Stellgliedansteuerung. Ihre Betragsschwankung
nimmt mit der Regelabweichung zu und weist einen periodischen
Wechsel in größerer Zeitfolge auf, da der Phasengang von der
Regelgrößenverlaufsprüfung abhängt. Er ist Ausdruck der
Messintervall bezogenen Stellwert-Direktänderung, die sich mit der
Regelabweichung verstärkt. Sie ist in der Sollwertumgebung
vernachlässigbar und zu Lasten der Hochlaufzeit zum Sollwert
korrigierbar.
-
Übergangsfunktionen, wie sie in technischen Prozessen auftreten,
lassen sich angenähert, partiell von der quadratischen
Beispielfunktion I prägen. Die Steigung bei jedem Messpunktepaar wird
mit Hilfe des Faktors a wie die Beispielfunktion I behandelt,
auch wenn im ganzen objektiv eine andere vorliegt. Ein flacherer
Anlauf wird durch den steileren Auslauf zum Sollwert weitgehend
kompensiert, wodurch der maximale Stellwert sinkt und die
Einsatzbreite steigt. Der Regelgrößenverlauf kann von der
Beispielfunktion I wegen des Anpassungsverzugs mehr oder weniger stark
abweichen. Praktisch spiegeln sich die Verzugs- und
Ausgleichszeiten in der Verlaufsdynamik wider.
-
Findet die Verlaufsänderung innerhalb eines Anpassungsabschnitts
über mehrere Messintervalle statt, so kann die Regelgröße dem
Ausregelprozess folgen. Der Sollwert wird nur dann nicht
getroffen, wenn sich innerhalb des Anlaufs die Streckeneigenschaften
gravierend ändern. Die Reständerung nach dem Oberlauf geschieht
dann während der Rückführung zum Sollwert. Der Nachführparameter
wird nur bei Regelgrößenbewegungen zum Sollwert hin, sowohl für
positive als auch für negative Regelabweichungen ermittelt.
Gegebenenfalls durch einen kleinen Oberlauf bedingte, geringe
Regelschwingungen korrigieren den Nachführparameter Np.
-
Die Detektion der Steigungsänderung geschieht in Messintervallen
Δe0 der Regelabweichung e0. In Fig. 2 sind die Teilstücke zweier
Musterverläufe f(t)1 und f(t)2 der Regelabweichung mit den
Messintervallzeiten t1 und t2 dargestellt. Jeder dieser
Musterverläufe ist mit einem die Übergangsfunktion begründenden
Reaktionsverzug tU1 bzw. tU2 behaftet. Womit für jedes Messintervall die
Teilfunktion des Regelgrößenverlaufs in der Zeit definiert ist.
-
Die Länge eines Messintervalls verringert sich mit der
Regelabweichung. Sie beträgt z. B. für e0 = 1 Einheit (z. B. Grad
Celsius) √0,15 Einheiten und für e0 = 250 Einheiten etwa 120
Einheiten (Quadratwurzel aus einem primär linearen Verlauf). Die
Durchlaufdauer ist steigungsabhängig. Es gehen jeweils zwei
benachbarte Messintervalle in die Prüfung ein. Betrachtet seien zu
einem Messzeitpunkt die drei Regelabweichungen e0, ev0 und ev1
mit e0 < ev0 < ev1. In der Zeitachse ist tv1 der Zählerabstand von
ev1 zu ev0 und tv0 der Zählerabstand von ev0 zu e0. Der aktuelle
Faktor a0 (Steigungsmaßzahl) berechnet sich für jede Abtastung TA
nach III mit den zugewiesenen Parametern
ea = em, eb = ev1 und td = tv1 (IV)
mit em = |e0 + e1 + e2|/3.
-
Ist nun das Ende eines Messintervalls über mehrere Abtastungen TA
erreicht, dann werden die aktuellen Inhalte wie folgt umgeladen
bzw. umbenannt:
ev1 := ev0, ev0 := |e0|, tv1 := tv0, tv0 := 0, a1 := f(a0). (V)
-
Die Funktion f(a0) ist das bewertete arithmetische Mittel aus a0
und dem Altwert von a1 vor der Neuzuweisung. Bei unbekannten
Streckenverzugszeiten ergibt sich bei der Funktionsvorgabe das
Problem, dass die Steigungsmaßzahl im voraus nicht bekannt ist.
Die feste Vorgabe für jeden Prüfschritt würde bei
Speicherstrecken zur verstärkten Welligkeit des Regelgrößenverlaufs führen.
Deshalb wird der zukünftige Vergleichswert a1 über den
gleitenden Mittelwert mit
f(a0) = a1 + (a0 - a1)/n
gedämpft nachgeführt, bewertet mit nicht ganzzahligem n. Der
Wert n ist selbst gleitend z. B. für e0 = 1 mit 1,2 bis für
e0 = 250 mit 1,5. Er wird zufällig - orientiert an
e0-Nachkommastellen - leicht variiert, um mögliche Übereinstimmungen der
Regelstrecke mit der Funktion auszuschließen (eine vorgreifende
Übereinstimmung der Funktionsverläufe würde die Einstellung beim
Hochlauf zum Sollwert unterlassen und erst beim Sollwert mit
Hilfe der Regelschwankungen nachholen). Der Wert von n wird
zusätzlich mit einem vom Nachführparameter abhängigem Faktor mit
einem Maximalwert von z. B. 3 multipliziert (z. B. ab Np = 800
mit 1 beginnend), um die Welligkeit des Regelgrößenverlaufs zu
kompensieren. Dadurch bedingt wird der I-Anteil der
Reglereinstellung unkritischer.
-
Für jeden Zeittakt (Abtastzeit TA) geschieht die Detektion der
Steigungsänderung über den Vergleich des Quotienten a0/a1 der
Steigungsmaßzahlen mit einem Vorgabewert. Da a0 nur am
Messintervallende wechselt, wird innerhalb des Messintervalls ein
Prüfzähler gesetzt, der die Ergebnisbewertung steuert. Der
Prüfzähler wird erhöht wenn mit
a0/a1 < Vorgabewert
größere Steilheit des Regelgrößenverlaufs gefordert ist,
andernfalls gesenkt. Am Ende eines Messintervalls steht somit eine
summarische, von temporären Messabweichungen mehr oder weniger
unabhängige Aussage zur Auswertung zur Verfügung. Bei hoher
Steilheit kann sich innerhalb eines Messintervalls, der
Prüfzähler durchaus nur ein einziges Mal einstellen. Tritt dieser
Effekt verstärkt auf, dann ist für den Regelprozess die Abtastzeit
TA zu hoch bzw. der Regelstreckenverzug zu klein. Das macht sich
nach dem Start durch einen verstärkten Sollwertüberlauf
bemerkbar (z. B. 10 bis 15 Einheiten Überlauf bei einem Sollwert von
150 Einheiten und dreifach überlanger Abtastzeit).
-
Mit dem von der Regelabweichung (und geringfügig vom
Nachführparameter Np) abhängigen Vorgabewert ist der Regelgrößenverlauf
formbar. Der Vorgabewert steigt z. B. linear bei konstanter
Abtastzeit TA von 0,9 bei e0 = 10 Einheiten (z. B. Grad Celsius)
bis zu z. B. 1,03 bei e0 = 250 Einheiten. Mit der Vergrößerung
des Vorgabewerts z. B. bei gegebenem Regelstreckenverzug um den
Faktor 1,05 (d. h. 0,9.1,05 in Sollwertnähe), bildet sich eine
kleine gedämpfte Regelschwingung aus, deren Sollwertunterlauf
bei geringem Überlauf dominiert. Bei einer weiteren Erhöhung z.
B. um den Faktor 1,08 gleicht sich die Überlaufamplitude der des
Unterlaufs an, um sich schließlich bis zum Faktor 1,11
(entspricht Vorgabewert = 1,0 in der Sollwertumgebung) dem bekannten
Verlauf einer gedämpften Regelschwingung anzunähern. Der
Vorgabewert ist bei gegebenem Messintervall auch von der Abtastzeit TA
abhängig und vergrößert sich mit ihr bis zum Maximalwert 1 in
Sollwertnähe. Für den Abfall zum Sollwert ohne bzw. mit
geringerer Energiezufuhr (wie bei Temperatursenkung von einem hohen zum
niedrigeren Niveau während des Regelprozesses) liegt z. B. der
Vorgabewert vorzugsweise bei 1,0.
-
Am Ende eines Messintervalls wird der Prüfzähler ausgewertet.
Ist sein Wert größer null, so wird der Stellwert unmittelbar
gering erhöht und der Nachführparameter Np gesenkt. Ist sein Wert
kleiner/gleich null, dann wird der Stellwert unmittelbar gering
gesenkt und der Nachführparameter Np erhöht. Der Änderungschritt
des Nachführparameters liegt konstant im Bereich von z. B. 5%.
Der des Stellwerts ist von der Regelabweichung abhängig. Er
beträgt im Bereich um den Sollwert z. B. 3% und kann bei einer
Abweichung von 250 Einheiten (z. B. °C) z. B. auf 20% ansteigen.
In unmittelbarer Umgebung des Sollwerts (z. B. 0,4 Einheiten)
ist die Nachführstruktur inaktiv und es ist nur mehr der PID-
Regelalgorithmus wirksam. Der Bereich des Nachführparameters Np
liegt z. B. in der Größenordnung von 1 bis etwa 4000.
-
Die direkte Einflussnahme auf den Stellwert unterbleibt, wenn
sich der Regler in einem regelkritischen Bereich befindet, d. h.
sich das Verhältnis von Ausgleichszeit zu Verzugszeit
verkleinernd auf den Wert 3 zubewegt. In diesem Fall wird auch die
Vorhaltzeit TV auf null gesetzt.
-
Zusammenfassend beinhalten die prinzipiellen Prüfungs- und
Änderungsschritte:
- 1. Die Berechnung des Faktors a0 aus III mit jeder Abtastung TA
und
- 2. Detektion der Steigungsänderung über den Vergleich des
Quotienten a0/a1 der Steigungsmaßzahlen mit einem Vorgabewert
und setzen des Prüfzählers.
- 3. Am Ende eines Messintervalls über mehrere Abtastungen TA
erfolgt die Auswertung des Prüfzählers und davon bedingt,
nachstellen des Nachführparameters und des Stellwerts (sowohl die
Beaufschlagung als auch die PID-Parameter). Umladen der
Parameter nach V zur neuen Messintervallbestimmung.
-
Abhängig von der Regelabweichung ist ein Startwert des
Stellwerts festgelegt. Er wird in der Zeit des Hochlaufs zum Sollwert
dem Istbedarf angepaßt. Ist er dennoch für die vorgefundene
Regelabweichung zu hoch, dann kann es zu kleinen Regelschwingungen
kommen, in deren Verlauf der Überschuss noch abgebaut wird. Die
Vorgabe des Nachführparameters Np stützt sich hauptsächlich auf
den Hochlaufverzug der Regelgröße bei Inbetriebnahme des
Reglers.
-
Die PID-Struktur unterstützt die beständige Eigenanregung für
die Wahl des geeigneten Regelgrößenverlaufs. Die PID-Parameter
KR, TN und TV werden aus dem Nachführparameter Np und zum Teil aus
den Parametern f1 und f2 bestimmt mit z. B.
KR = 0,2.f1.Np, TN = 0,6.Np, TV = 0,05.f2.Np.
-
Die Parameter f1 und f2 sind dem Nachführparameter Np umgekehrt
proportional. Für den Np-Bereich 40 bis 900 liegt z. B. f1 bei
0,3 bis 0,15 und f2 bei 0,12 bis 0,002. Für den Np-Bereich 900
bis 2000 liegt z. B. f1 bei 0,15 bis 0,02 und f2 bei 0,01 bis
0,002. Die Parametercharakteristik für f1 und f2 wird im Prinzip
so gewählt, dass die Ausregelzeit des neuen Reglers von
Regelstrecken verschiedener Ordnung und Zeitkonstanten, mit der eines
statisch eingestellten herkömmlichen PID-Reglers
schlechtestenfalls übereinstimmt, aber tendenziell etwas kürzer liegt. Im
Regelbetrieb weisen die dynamischen PID-Parameter kleinere
I-Anteile auf und erlauben damit schnellere Reaktionszeiten bei
genügend großer Dämpfung wegen der aktiven Nachregelung.
-
Der Stellwert u errechnet sich aus dem bekannten
PID-Algorithmus, z. B. mit den aus der idealisierten und diskretisierten,
aus der Rechteckintegration hervorgegangenen
Differenzengleichung eines PID-Reglers ebenfalls bekannten Parametern
u(neu) = u(alt) + q0.e0 + q1.e1 + q2.e2
mit q0 = KR.(1 + TV/TA),
q1 = -KR.(1 + 2.TV/TA - TA/TN),
q2 = KR.TV/TA.
-
Um die Adaption der Reglerparameter bei Verzugs- bzw. Totzeit zu
beschleunigen, wird bei Inbetriebnahme des Reglers der
Nachführparameter Np schrittweise solange erhöht, bis das Messintervall
der Regelgröße e0 zur Folgefähigkeitsprüfung erstmalig
überschritten wird.
-
Die Abtastzeit TA wird nach gängigen Einstellempfehlungen
(Faustformeln) für die Anwendung am unteren Bereichsende mit kleinster
Ausgleichszeit bzw. kleinster Verzugszeit bestimmt oder im
Zweifelsfall ausregelzeitvergleichend einmalig experimentell
bestimmt. Sie gilt dann im Bereich des gesamten Nachführparameters
Np, der letztlich die herstellerseitige
Regelstreckenbereichsabdeckung des einsatzfertigen Reglers beschreibt.
-
Abhängig von der Verzugszeit kann auch der Stellwert über eine
verlängerte Pulsbreitenmodulation über mehrere Abtastungen TA,
quasi im Zweipunktmodus angesteuert werden.
-
Mit jeder Änderung des Nachführparameters Np werden die
PID-Parameter neu berechnet, so dass sich damit auch der
Stellgrößenvektor ändert. Beim Neustart des Reglers sind für die variablen
Parameter mittlere Erfahrungswerte eingesetzt. Die Regelgröße
erreicht nach dem Start relativ schnell ihre Synchronisation mit
der festgelegten Funktion um den Istwert. Der Einstellweg ist
hauptsächlich abhängig von der Verzugszeit der Regelstrecke, vom
Start-Stellwert und vom Np-Startwert. Einstellweg ist der Weg
den die Regelgröße mindestens zurücklegen muss, damit kein
nennenswerter Sollwertüberlauf erfolgt.