DE10131323A1 - Verfahren zur Kompensation oder Vermeidung des Rucks beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum Stillstand - Google Patents
Verfahren zur Kompensation oder Vermeidung des Rucks beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum StillstandInfo
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Abstract
Zur Verbesserung des Regelverhaltens einer Bremsanlage, nämlich zur Kompensation oder Vermeidung eines Anhalteruckes beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum Stillstand, wird beim Erreichen oder Unterschreiten eines Grenzwertes der Fahrzeug-Geschwindigkeit eine Sonderregelung in Funktion gesetzt, die den Bremsdruck- oder Bremskraftverlauf bis zum Anhalten des Fahrzeugs beeinflusst und zum Verhindern des Anhalterucks dient. Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass beim Unterschreiten des Geschwindigkeits-Grenzwertes die Bremskraftverteilung auf die Vorderachse und Hinterachse in bestimmter Weise verändert wird. Sobald das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist, wird die Änderung der Bremskraftverteilung wieder aufgehoben.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verbesse
rung des Regelverhaltens einer Bremsanlage durch Kompensati
on oder Vermeidung eines Anhalteruck beim Abbremsen eines
Fahrzeugs bis zum Stillstand.
Beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum Stillstand mit Hilfe
der Betriebsbremse tritt häufig ein Anhalteruck auf, der in
vielen Situationen, z. B. beim Anhalten an Ampeln, beim Stop-
And-Go-Betrieb in einem Stau oder stockendem Verkehr als
störend empfunden wird. Die Ursachen dieser bekannten Er
scheinung sind verschiedenartig und oft nicht eindeutig zu
erklären. Vermutlich wird der Anhalteruck durch eine starke
Erhöhung des Kraftschlusses zwischen dem Reifen und der
Fahrbahn und/oder zwischen dem Bremsbelag und der Brems
scheibe, also zwischen den Reibbelägen der Bremse, bei klei
nen Differenzgeschwindigkeiten oder kleiner Fahrzeugge
schwindigkeit hervorgerufen. Diese Ursachen führen zu einem
plötzlichen Kraftanstieg an den Rädern, zu erhöhter Verzöge
rung und zu einem stärkeren Einfedern oder Nicken des Fahr
zeugs.
Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde,
das Verhalten oder Regelverhalten einer Bremsanlage beim Ab
bremsen des Fahrzeugs bis zum Stillstand zu verbessern, mit
dem Ziel, den Anhalteruck zu kompensieren oder das Entstehen
eines Anhalterucks zu verhindern.
Es hat sich herausgestellt, dass diese Aufgabe durch das im
beigefügten Anspruch 1 beschriebene Verfahren gelöst werden
kann, dessen Besonderheit darin besteht, dass während des
Abbremsvorganges beim Erreichen oder Unterschreiten eines
Grenzwertes der Fahrzeuggeschwindigkeit oder der Fahrzeug-
Referenzgeschwindigkeit eine Sonderregelung in Funktion ge
setzt wird, die den Bremsdruckverlauf oder Bremskraftverlauf
bis zum Anhalten des Fahrzeugs beeinflusst und zum Verhin
dern des Anhalteruckes dient.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass beim Unter
schreiten einer bestimmten, niedrigen Fahrzeug-
Grenzgeschwindigkeit von z. B. 5 km/h eine Sonderregelung des
Bremsdruckes oder der Bremskraft an den einzelnen Rädern er
forderlich ist, um den Anhalteruck zu kompensieren oder zu
vermeiden.
Nach einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel des erfindungs
gemäßen Verfahrens wird die durch Sonderregelung ein Ein
griff in die vorgegebene Verteilung der Bremskraft auf die
Vorderachse und Hinterachse des Fahrzeugs herbeigeführt,
derart, dass bei Beibehaltung der vorgegebenen Fahrzeugver
zögerung der Anteil der Hinterachse (d. h. der Hinterräder)
am Abbremsvorgang erhöht und der Anteil der Vorderachse
(d. h. der Vorderräder) am Abbremsvorgang verringert wird;
bei annäherndem oder völligem Stillstand des Fahrzeugs wird
dann die Änderung der Bremskraftverteilung bzw. die Abwei
chung von der vorgegebenen Bremskraftverteilung wieder auf
gehoben.
Nach einen anderen Ausführungsbeispiel werden durch die Son
derregelung unter Beibehaltung der vorgegebenen Bremskraft
verteilung der Bremsdruck oder die Bremskraft an der Vorder
achse und/oder der Bremsdruck oder die Bremskraft an der
Hinterachse kurzzeitig, d. h. für eine zur Kompensation des
Anhalterucks ausreichende Zeitspanne, verringert.
Nach einer weiteren Ausführungsart der Erfindung ist es vor
gesehen, durch die Sonderregelung einen Eingriff in die vor
gegebene Bremskraftverteilung vorzunehmen, derart, dass der
Bremsdruck oder die Bremskraft an der Vorderachse kurzzeitig
reduziert und der Bremsdruck oder die Bremskraft an der Hin
terachse oder der Anteil der Hinterachse bei der Aufteilung
der Bremskraft beibehalten wird; bei annäherndem oder völli
gem Stillstand des Fahrzeugs wird dann die Änderung der
Bremskraftverteilung wieder aufgehoben.
Einige weitere vorteilhafte Ausführungsarten des erfindungs
gemäßen Verfahrens sind in weiteren Unteransprüchen be
schrieben.
Da Bremsanlagen heutiger und künftiger Bauart ohnehin in
steigendem Maße mit Regelungselementen zur Bremsdruck- oder
Bremskraftregelung ausgerüstet werden und da die Regelungs
möglichkeiten bei modernen Systemen oder künftigen Systemen
noch erweitert und verbessert werden, dürfte es möglich
sein, den Anhalteruck mit Hilfe des erfindungsgemäßen Ver
fahrens ohne nennenswerten Mehraufwand und ohne Inkaufnahme
von Nachteilen anderer Art zu verwirklichen.
Weitere Einzelheiten der Erfindung gehen aus der folgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der beigefüg
ten Abbildungen hervor.
Es zeigen:
Fig. 1 im Diagramm den Verlauf der Bremskraftverteilung
auf Vorder- und Hinterachse in Abhängigkeit von
der Abbremsung des Fahrzeugs im Standardfall und
als Folge einer Ausführungsart der Sonderregelung
nach der Erfindung,
Fig. 2 ein gleiches Diagramm und in gleicher Darstel
lungsweise wie in Fig. 1 eine Standardbremskraft
verteilung sowie die Auswirkung der Sonderregelung
nach einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfin
dung,
Fig. 3 ein gleiches Diagramm und in gleicher Darstel
lungsweise wie in Fig. 1 und 2 den Kurvenverlauf
bei einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfin
dung,
Fig. 4 in gleicher Darstellungsweise eine weitere Varian
te und
Fig. 5 als Prinzipdarstellung und in Form von Diagramm
symbolen ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung.
Die beigefügten Abbildungen dienen zur Veranschaulichung der
Wirkungsweise mehrerer Varianten des erfindungsgemäßen Ver
fahrens. In allen Fällen ist die Auswirkung der Sonderrege
lung nach dem Unterschreiten eines Geschwindigkeits-
Grenzwertes in der Größenordnung von z. B. 5 km/h wiedergege
ben. Bis zum Anhalten des Fahrzeugs bestimmt die Sonderrege
lung den Bremsdruck- oder Bremskraftverlauf und/oder die
Bremskraftverteilung auf die Vorder- und Hinterachse, d. h.
auf die Vorderräder und auf die Hinterräder.
Im Ausführungsbeispiel der Erfindung nach Fig. 1 wird zur
Kompensation oder Vermeidung des Anhalterucks beim Unter-
schreiten eines vorgegebenen Geschwindigkeits-Grenzwertes
die vorgegebene, "normale" Bremskraftverteilung (Kurve 1)
durch die als gestrichelte Kurve 2 dargestellte Bremskraft
verteilungskennlinie ersetzt. Bei einem Bremsvorgang mit dem
Arbeitspunkt A ändert sich durch die Sonderregelung die
Bremskraftverteilung in Richtung zu einem Arbeitspunkt B.
Die Verzögerung z des Fahrzeugs, die durch die Bremspedalbe
tätigung bzw. durch den Fahrerbremswunsch vorgegeben ist
(die Kennlinien z1, z2, z3 geben Ebenen gleicher Verzögerung
wieder), bleibt in diesem Ausführungsbeispiel konstant. Der
Beitrag der Hinterachse (PHA) bzw. der Hinterräder, in deren
Radbremsen der Bremsdruck PB eingesteuert wird, zur Abbrem
sung wird erhöht, der Beitrag der Vorderachse (PVA) oder Vor
derräder wird dagegen verringert.
Sobald das Fahrzeug zum Stillstand gelangt ist, wird die
Sonderregelung wieder beendet, so dass wiederum die normale
Bremskraftverteilung entsprechend der Kurve 1 gilt.
Fig. 2 zeigt die gleichen Kurven wie Fig. 1. In dem Ausfüh
rungsbeispiel nach Fig. 2 wird jedoch infolge der Sonderre
gelung der Arbeitspunkt A auf der Kennlinie 1 zum Ar
beitspunkt B verschoben. In diesem Ausführungsbeispiel der
Erfindung wird somit der Bremsdruck in den Vorderrädern und
in den Hinterrädern von ursprünglich PA zu PB verringert, die
ursprüngliche, d. h. vorgegebene, "normale" Bremskraftvertei
lung (Kurve 1) wird beibehalten und somit die Verzögerung
des Fahrzeugs oder die Abbremsung zugunsten der Kompensation
oder Vermeidung des Anhalterucks geringfügig verringert.
Im Ausführungsbeispiel der Erfindung nach Fig. 3 führt wie
derum das Einsetzen der Sonderregelung zu einer Änderung der
Bremskraftverteilung. Im Unterschied zum Beispiel nach Fig.
1 wird hier jedoch der Bremsdruck in den Hinterrädern auf
dem Wert PA gehalten, dagegen der Bremsdruck in den Vorderrä
dern auf PB gesenkt. Auch auf diese Weise lässt sich der An
halteruck kompensieren.
Schließlich wird durch Fig. 4 noch ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Verfahrens veranschaulicht, bei dem
als Folge der einsetzenden Sonderregelung sowohl die Brems
kraftverteilung geändert als auch die Verzögerung des Fahr
zeugs reduziert werden. Die durch den Pfeil symbolisierte
Verschiebung des Arbeitspunktes von A auf der Kennlinie 1
nach B auf der Kennlinie 2 zeigt diesen Eingriff ins Brems
geschehen.
Das Grundprinzip der Erfindung ist auch der symbolischen
Darstellung der Regelstrecke und der Auswirkungen der Son
derregelung auf den Bremsdruckverlauf nach Fig. 5 zu entneh
men.
Wie die Regelstrecke in Fig. 5 veranschaulicht, ist Ein
gangsgröße der Regelstrecke ein von dem Fahrerwunsch abge
leiteter, von der vorgegebenen Bremskraftverteilung BKV ab
hängiger Solldruck PSoll,Fahrer, aus dem in einer Stufe 3 eine
bestimmte Radverzögerung soll errechnet wird. Dieser Sollwert
der Radverzögerung soll sowie die tatsächliche, gemessene
Radgeschwindigkeit mess oder Radverzögerung mess werden in
einem Regler 4 zur Einsteuerung eines bestimmten Bremsdruc
kes PRad ausgewertet.
Ein symbolisches Diagramm 5 in Fig. 5 bringt zum Ausdruck,
dass erfindungsgemäß die Sollrad-Radverzögerung soll bis zum
Stillstand des Fahrzeugs konstant gehalten wird. Die durch
Messung gewonnene Radverzögerung mess, die als Folge der den
Anhalteruck auslösenden Abläufe während des hier betrachte
ten Abbremsvorgangs ansteigt, ist symbolisch in einem Dia
gramm 6 wiedergegeben. Durch entsprechende Modulation des
Bremsdruckes Prad, der in Fig. 5 durch ein Symbol 7 angedeu
tet ist, und/oder der Bremskraftverteilung wird der ge
wünschte Verzögerungsverlauf soll (Symbol 5) erreicht und da
mit die Entstehung eines Anhalterucks verhindert.
Grundsätzlich kann zur Realisierung des erfindungsgemäßen
Verfahrens die Radverzögerung oder eine von den am Rad an
greifenden Kräften abhängige Größe ausgewertet werden. Die
Radverzögerung lässt sich relativ einfach durch bekannte
Raddrehzahlsensoren ermitteln. Sensoren zur Messung der am
Rad oder am Reifen auftretenden Kräfte und Verformungskräfte
sind z. B. unter der Bezeichnung "SWT"-Sensoren (Side-Wall-
Torsion) bekannt oder in der Entwicklung.
Claims (7)
1. Verfahren zur Kompensation oder Vermeidung des Rucks beim
Abbremsen eines Kraftfahrzeugs bis zum Stillstand, da
durch gekennzeichnet, dass während des Abbremsvorganges
beim Erreichen oder Unterschreiten eines Grenzwertes der
Fahrzeuggeschwindigkeit oder der Fahrzeug-
Referenzgeschwindigkeit eine Sonderregelung in Funktion
gesetzt wird, die den Bremsdruckverlauf oder Bremskraft
verlauf bis zum Anhalten des Fahrzeugs beeinflusst und
zum Verhindern des Anhalteruckes dient.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
der Grenzwert der Fahrzeuggeschwindigkeit, bei dessen Un
terschreiten die Sonderregelung einsetzt, in einem Be
reich zwischen etwa 7-3 km/h, vorzugsweise bei etwa 5
km/h liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Sonderregelung einen Eingriff in die vorgegebene
Verteilung der Bremskraft auf die Vorderachse und Hinter
achse des Fahrzeugs herbeiführt, derart, dass bei Beibe
haltung der vorgegebenen Fahrzeugverzögerung (z) der An
teil der Hinterachse (d. h. der Hinterräder) am Abbrems
vorgang erhöht und der Anteil der Vorderachse (d. h. der
Vorderräder) am Abbremsvorgang verringert wird, und dass
bei annäherndem oder völligem Stillstand des Fahrzeugs
die Änderung der Bremskraftverteilung bzw. die Abweichung
von der vorgegebenen Bremskraftverteilung wieder aufgeho
ben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Sonderregelung unter Beibehaltung der vor
gegebenen Bremskraftverteilung (z) der Bremsdruck oder
die Bremskraft an der Vorderachse und/oder der Bremsdruck
oder die Bremskraft an der Hinterachse kurzzeitig, d. h.
für eine zur Kompensation des Anhalterucks ausreichende
Zeitspanne, verringert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Sonderregelung ein Eingriff in die vorge
gebene Bremskraftverteilung erfolgt, derart, dass der
Bremsdruck oder die Bremskraft an der Vorderachse kurz
zeitig reduziert und der Bremsdruck oder die Bremskraft
an der Hinterachse oder der Anteil der Hinterachse bei
der Aufteilung der Bremskraft beibehalten wird und dass
bei annäherndem oder völligem Stillstand des Fahrzeugs
die Änderung der Bremskraftverteilung wieder aufgehoben
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Sonderregelung der Bremsdruck oder die
Bremskraft an der Vorderachse und an der Hinterachse
kurzzeitig, d. h. für eine zur Vermeidung des Anhalterucks
ausreichende Zeitspanne, reduziert wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Sonderregelung durch Be
einflussen oder Regeln des Bremsdruckes oder der Brems
kraft eine Konstanthaltung der Radverzögerung bis zum
völligen Stillstand oder annähernden Stillstand des Rades
hervorruft.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10131323A DE10131323A1 (de) | 2000-07-26 | 2001-06-28 | Verfahren zur Kompensation oder Vermeidung des Rucks beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum Stillstand |
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DE10131323A Withdrawn DE10131323A1 (de) | 2000-07-26 | 2001-06-28 | Verfahren zur Kompensation oder Vermeidung des Rucks beim Abbremsen eines Fahrzeugs bis zum Stillstand |
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