DE10119468A1 - Mikroarray-Verfahren zur Anreicherung von DNA-Fragmenten aus komplexen Mischungen - Google Patents
Mikroarray-Verfahren zur Anreicherung von DNA-Fragmenten aus komplexen MischungenInfo
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Abstract
Beschrieben wird ein Verfahren zur selektiven Anreicherung von DNA-Abschnitten, die aus verschiedenen Geweben durch komplexe Amplifikationen erhalten werden und gewünschte Sequenzeigenschaften haben. Diese Eigenschaften der DNA-Fragmente, vor allem das Vorhandensein von 5-Methylcytosinen, sind durch Hybridisierung auf DNA-Microarrays identifizierbar. Die Anreicherung der gewünschten DNA-Fragemente erfolgt durch mehrmalige Wiederholung der Arbeitsschritte (Hybridisierung, Dehybridisierung und Reamplifikation). Die Amplifikate werden abschließend hinsichtlich ihrer Sequenz analysiert.
Description
Die vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren zur
selektiven Anreicherung von DNA-Abschnitten mit gewünsch
ten Sequenzeigenschaften aus komplexen DNA-Mischungen,
die durch Amplifikationen hergestellt wurden. Diese durch
die vorliegende Erfindung erhaltenen angereicherten DNA-
Fragmente können dann durch Standardverfahren eingehender
analysiert werden.
Die Polymerasekettenreaktion (PCR) ist eine Methode, mit
der im Prinzip jede DNA selektiv amplifiziert werden
kann. Diese Methode beinhaltet den Gebrauch eines Satzes
von meist zwei Oligonukleotiden mit vorbestimmter Se
quenz, den sogenannten Primern, die an zu ihnen komple
mentäre DNA Stränge hybridisieren und die Grenzen für die
zu amplifizierende Sequenz definieren.
Die Oligonukleotide initiieren die DNA Synthese, die
durch eine thermostabile DNA Polymerase katalysiert wird.
In jeder Runde der Synthese erfolgt typischerweise ein
Schmelz- und ein Reannelierungsschritt. Dies erlaubt es,
eine gegebene DNA Sequenz um mehrere Größenordnungen in
weniger als einer Stunde zu amplifizieren.
Durch die Einfachheit und Reproduzierbarkeit dieser Reak
tionen hat die PCR eine weite Akzeptanz erreicht. Zum
Beispiel wird die PCR für die Diagnose ererbter Fehlfunk
tionen und bei Verdacht auf Erkrankungen verwendet.
Es sind auch PCR Reaktionen bekannt, die mehr als zwei
verschiedene Primer einsetzen. Meist dienen sie zur
Amplifikation mehrerer, ebenfalls wenigstens zum großen
Teil in ihrer Basensequenz bekannter Fragmente gleichzei
tig in einem Gefäß. Auch in diesem Fall binden die einge
setzten Primer spezifisch an bestimmte Abschnitte der
Templat DNA. Man spricht in solchen Fällen von "Multip
lex-PCR", meist hat sie nur zum Ziel, mehrere spezifische
Fragmente gleichzeitig amplifizieren zu können und so Ma
terial und experimentellen Aufwand einzusparen.
Oft wird jedoch auch eine Amplifikation einer gegebenen
Probe durchgeführt, einfach um das Material für eine
nachfolgende Untersuchung zu vermehren. Die zu untersu
chende Probe wird in diesem Fall zunächst amplifiziert,
entweder ausgehend von genomischer DNA oder RNA. Meist
ist es erforderlich, mindestens einen der Primer zu mar
kieren, z. B. mit einem Fluorenzenzfarbstoff, um das
Fragment in nachfolgenden Experimenten identifizieren zu
können.
Diese amplifizierte DNA wird für die Identifikation von
Mutationen und Polymorphismen benutzt. Als analytische
Methode dafür kommt z. B. die Primer Extension Reaktion,
Sequenzierung nach Sanger oder z. B. Restriktionsverdaus
und nachfolgende Untersuchung auf z. B. Agarosegelen in
Frage und Hybridisierung auf DNA Microarrays.
Während die Untersuchung von Proben-DNA mit Primeroligo
nukleotiden vorbestimmter Sequenz Stand der Technik ist,
fehlt ein Verfahren, das die Reinigung und Identifikation
von DNA-Fragmenten mit gewünschten Sequenzeigenschaften
aus komplexen Mischungen von DNA-Molekülen ermöglicht,
wie sie durch Multiplex PCR oder Random PCR Reaktionen
erhalten werden.
Komplexe PCR-Amplifikationen, z. B. "whole genome ampli
fications" (Random PCR), werden zur simultanen Verviel
fältigung einer Vielzahl von Fragmenten aus DNA-Proben
genutzt. Die erhaltenen, hochdiversen Fragmente können
unter anderem für Genotypisierungen, Mutationsanalyse und
verwandte Themenbereiche genutzt werden.
Eine Übersicht über den Stand der Technik in der Oligomer
Array Herstellung läßt sich aus einer im Januar 1999 er
schienenen Sonderausgabe von Nature Genetics (Nature Ge
netics Supplement, Volume 21, January 1999), der dort zi
tierten Literatur und dem US-Patent 5994065 über Methoden
zur Herstellung von festen Trägern für Zielmoleküle wie
Oligonukleotide entnehmen. Neben Desoxyribonucleic Acids
(DNA) können auch Peptide Nucleic Acids (PNA) oder Locked
Nucleic Acids (LNA) auf der Oberfläche von Oligomer-
Arrays fixiert werden.
Peptide Nucleic Acids (PNA) (Nielsen, P. E., Buchardt, O.,
Egholm, M. and Berg, R. H. 1993. Peptide nucleic acids. US Patent.
5,539,082; Buchardt, O., Egholm, M., Berg, R. H.
and Nielsen, P. E. 1993. Peptide nucleic acids and their
potential applications in biotechnology. Trends in Bio
technology, 11: 384-386) haben ein ungeladenes Rückgrat,
welches gleichzeitig chemisch sehr stark von der gängigen
Zucker-Phosphat Struktur des Rückgrats in Nukleinsäuren
abweicht. Das Rückgrat einer PNA hat eine Amidsequenz an
stelle des Zucker-Phosphat Rückgrats gewöhnlicher DNA.
PNA hybridisiert sehr gut mit DNA komplementärer Sequenz.
Die Schmelztemperatur eines PNA/DNA-Hybrids ist höher als
die des entsprechenden DNA/DNA-Hybrids und die Abhängig
keit der Hybridisierung von Puffersalzen ist relativ ge
ring.
Locked Nucleic Acids (LNA) (Nielson et al. (1997
J. Chem. Soc. Perkin Trans. 1, 3423); Koshkin et al. (1998
Tetrahedron Letters 39, 4381); Singh & Wengel (1998 Chem.
Commun. 1247); Singh et al. (1998 Chem. Commun. 455) ha
ben eingebaute "interne Brücken". Die Synthese von LNA
und ihre Eigenschaften wurden von zahlreichen Autoren be
schrieben. So wie PNA weist LNA eine größere thermische
Stabilität bei der Paarung mit DNA auf, als herkömmliche
DNA/DNA Hybride.
5-Methylcytosin ist die häufigste kovalent modifizierte
Base in der DNA eukaryotischer Zellen. Sie spielt bei
spielsweise eine Rolle in der Regulation der Transkripti
on, beim genetischen Imprinting und in der Tumorgenese.
Die Identifizierung von 5-Methylcytosin als Bestandteil
genetischer Information ist daher von erheblichem Inte
resse. 5-Methylcytosin-Positionen können jedoch nicht
durch Sequenzierung identifiziert werden, da 5-
Methylcytosin das gleiche Basenpaarungsverhalten aufweist
wie Cytosin. Darüber hinaus geht bei einer PCR-
Amplifikation die epigenetische Information, welche die
5-Methylcytosine tragen, vollständig verloren.
Eine relativ neue und die mittlerweile am häufigsten an
gewandte Methode zur Untersuchung von DNA auf 5-
Methylcytosin beruht auf der spezifischen Reaktion von
Bisulfit mit Cytosin, das nach anschließender alkalischer
Hydrolyse in Uracil umgewandelt wird, welches in seinem
Basenpaarungsverhalten dem Thymidin entspricht. 5-
Methylcytosin wird dagegen unter diesen Bedingungen nicht
modifiziert. Damit wird die ursprüngliche DNA so umge
wandelt, dass Methylcytosin, welches ursprünglich durch
sein Hybridisierungsverhalten vom Cytosin nicht unter
schieden werden kann, jetzt durch "normale" molekularbio
logische Techniken als einzig verbliebenes Cytosin bei
spielsweise durch Amplifikation und Hybridisierung oder
Sequenzierung nachgewiesen werden kann. Alle diese Tech
niken beruhen auf Basenpaarung, welche jetzt voll ausge
nutzt wird.
Der Stand der Technik, was die Empfindlichkeit betrifft,
wird durch ein Verfahren definiert, welches die zu unter
suchende DNA in einer Agarose-Matrix einschließt, dadurch
die Diffusion und Renaturierung der DNA (Bisulfit rea
giert nur an einzelsträngiger DNA) verhindert und alle
Fällungs- und Reinigungsschritte durch schnelle Dialyse
ersetzt (Olek A, Oswald J, Walter J. A modified and im
proved method for bisulphite based cytosine methylation
analysis. Nucleic Acids Res. 1996 Dec 15; 24(24): 5064-6).
Mit dieser Methode können einzelne Zellen untersucht wer
den, was das Potential der Methode veranschaulicht. Allerdings
werden bisher nur einzelne Regionen bis etwa
3000 Basenpaare Länge untersucht, eine globale Untersu
chung von Zellen auf Tausenden von möglichen Methylie
rungsanalysen ist nicht möglich. Allerdings kann auch
dieses Verfahren keine sehr kleinen Fragmente aus gerin
gen Probenmengen zuverlässig analysieren. Diese gehen
trotz Diffusionsschutz durch die Matrix verloren.
Eine Übersicht über die weiteren bekannten Möglichkeiten,
5-Methylcytosine nachzuweisen, kann aus dem folgenden Ü
bersichtsartikel entnommen werden: Rein T, DePamphilis
ML, Zorbas H. Identifying 5-methylcytosine and related
modifications in DNA genomes. Nucleic Acids Res. 1998 May
15; 26(10): 2255-64.
Die Bisulfit-Technik wird bisher bis auf wenige Ausnahmen
(z. B. Zeschnigk M, Lich C, Buiting K, Doerfler W, Hor
sthemke B. A single-tube PCR test for the diagnosis of
Angelman and Prader-Willi syndrome based on allelic me
thylation differences at the SNRPN locus. Eur J Hum Ge
net. 1997 Mar-Apr; 5(2): 94-8) nur in der Forschung ange
wendet. Immer aber werden kurze, spezifische Stücke eines
bekannten Gens nach einer Bisulfit-Behandlung amplifziert
und entweder komplett sequenziert (Olek A, Walter J. The
pre-implantation ontogeny of the H19 methylation imprint.
Nat Genet. 1997 Nov; 17(3): 275-6) oder einzelne Cytosin-
Positionen durch eine "Primer-Extension-Reaktion" (Gon
zalgo ML, Jones PA. Rapid quantitation of methylation
differences at specific sites using methylation-sensitive
single nucleotide primer extension (Ms-SNuPE). Nucleic
Acids Res. 1997 Jun 15; 25(12): 2529-31, WO-Patent 9500669)
oder einen Enzymschnitt (Xiong Z, Laird PW. COBRA: a sensitive
and quantitative DNA methylation assay. Nucleic
Acids Res. 1997 Jun 15; 25(12): 2532-4) nachgewiesen. Zudem
ist auch der Nachweis durch Hybridisierung auf DNA-
Microarrays beschrieben worden (Olek et al., WO 99
28498).
Zur Analyse der PCR-Produkte können diese z. B. mit einer
Fluoreszenz-Markierung oder radioaktiven Markierung ver
sehen werden. Diese Markierungen können entweder an den
Primern oder an den Nukleotiden angebracht werden. Beson
ders geeignet für Fluoreszenzmarkierungen ist das einfa
che Anbringen von Cy3 und Cy5 Farbstoffen am 5'-Ende der
jeweiligen Primer. Ferner kommen als Fluoreszenzfarbstof
fe 6-Carboxyfluoreszin (FAM), Hexachlor-6-
carboxyfluoreszin (HEX), 6-Carboxy-x-rhodamin (ROX) oder
Tetrachlor-6-carboxyfluoreszin (TET) in Frage.
Wie gezeigt, ist es gegenwärtig üblich, zur Identifizie
rung von Cytosin-Methylierungen die Proben-DNA mit Bisul
fit zu behandeln und nachfolgend zur Identifikation Pri
meroligonukleotide bekannter Sequenz einzusetzen. Es
fehlt jedoch ein Verfahren, zur selektiven Anreicherung
von DNA-Abschnitten aus komplexen DNA-Molekül-Mischungen.
Es soll ein Verfahren bereitgestellt werden, dass es er
möglicht, DNA-Fragmente, die aus verschiedenen Geweben
durch PCR-Reaktionen erhalten wurden und eine gewünschte
Sequenzeigenschaft haben, effizient anzureichern. Die An
reicherung der gewünschten DNA-Fragmente soll durch
Hybridisierung, Dehybridisierung und Reamplifikation der
dehybridisierten DNA-Fragmente erfolgen, wobei die Anrei
cherung des gewünschten DNA-Fragments durch mehrmalige
Wiederholung der Arbeitsschritte (Hybridisierung, De
hybridisierung und Reamplifikation) erfolgen soll. Der
Vorteil des Verfahrens soll darin liegen, dass unbekannte
DNA-Fragmente identifiziert werden können, die durch kom
plexe Amplifikationen (Multiplex und Random PCR) erzeugt
wurden, bei denen die verwendeten Primer bekannt, jedoch
die erzeugte DNA-Fragment-Mischung unbekannt ist. Die ge
wünschten Eigenschaften der gesuchten DNA-Fragmente, vor
allem das Vorhandensein von 5-Methylcytosinen, sollen
durch Hybridisierung, in erster Linie auf Oligonukleotid-
Microarrays, identifizierbar sein.
Beschrieben wird ein Verfahren zur selektiven Anreiche
rung einzelner spezifischer PCR-Fragmente aus komplexen
Fragmentmischungen, die durch komplexe PCR-
Amplifikationen erzeugt wurden. Die Anreicherung der
Fragmente basiert auf deren individuellen Hybridisierung
seigenschaften, die bevorzugt mit Oligonukleotid-Arrays
analysiert werden. Im Einzelnen besteht das Verfahren aus
folgenden Schritten:
- 1. Die DNA Abschnitte werden durch Amplifikationsverfah
ren, die komplexe Amplifikatmischungen erzeugen, vorzugs
weise in Gegenwart einer thermostabilen DNA-Polymerase,
hergestellt und gleichzeitig markiert. Bevorzugt werden
die Fragmente hierbei durch Multiplex-PCR-Reaktionen oder
in Random-PCR-Reaktionen erzeugt.
Die Markierungen der Amplifikationsprodukte für die fol genden Hybridisierungsexperimente können bevorzugt durch die Verwendung von Primer-Oligonukleotiden in der PCR- Reaktion erfolgen, die vorzugsweise mit Fluoreszenzfarb stoffen mit unterschiedlichem Emissionsspektrum (z. B. Cy3, Cy5, FAM, HEX, TET oder ROX) oder mit Fluoreszenz farbstoff-Kombinationen im Falle von Energietransfer- Fluoreszenzfarbstoff markiert sind.
Die Markierungen der Primer-Oligonukleotide können bevor zugt auch mit Radionukliden oder vorzugsweise mit ablös baren Massenmarkierungen durchgeführt werden, die in ei nem Massenspektrometer nachgewiesen werden. Bevorzugt können auch zur Markierung Moleküle verwendet werden, die erst in einer weiteren chemischen Reaktion ein Signal er zeugen.
Die Markierungen der PCR-Produkte können vorzugsweise auch durch fluoreszenz- oder radionukleotid-markierte DNA-Nukleotidbausteine erfolgen, die in den PCR- Reaktionen eingesetzt werden.
Die benötigten Nukleinsäuren, die als Templat für die PCR-Reaktionen dienen, werden bevorzugt aus einer genomi schen DNA-Probe erhalten, wobei Quellen für DNA z. B. Zelllinien, Blut, Sputum, Stuhl, Urin, Gehirn- Rückenmarks-Flüssigkeit, in Paraffin einbettetes Gewebe, beispielsweise Gewebe von Augen, Darm, Niere, Hirn, Herz, Prostata, Lunge, Brust oder Leber, histologische Präpara te und alle möglichen Kombinationen hiervon umfassen.
Diese Nukleinsäuren können bevorzugt chemisch behandelt werden.
Die chemische Behandlung umfasst vorzugsweise das Einbet ten der DNA in Agarose und nachfolgend bevorzugt die Um setzung der Nukleinsäureprobe mit einer Bisufitlösung (= Disulfit, Hydrogensulfit), wobei 5-Methylcytosin unverän dert bleibt und Cytosin in Uracil oder eine andere im Ba senpaarungsverhalten dem Uracil ähnliche Base umgewandelt wird. Bei der chemischen Behandlung kann auch bevorzugt ein die DNA-Duplex denaturierendes Reagenz und/oder ein Radikalfänger eingesetzt werden.
Als Templat für eine RT-PCR können auch RNA-Präparationen unterschiedlicher Zellen und Gewebe z. B. Zelllinien, Blut, Sputum, Stuhl, Urin, Gehirn-Rückenmarks- Flüssigkeit, in Paraffin einbettetes Gewebe, beispiels weise Gewebe von Augen, Darm, Niere, Hirn, Herz, Prosta ta, Lunge, Brust oder Leber, histologische Präparate und alle Kombinationen hiervon dienen, die mit reverser Transkription in DNA umgewandelt werden.
Die Fragmente können alternativ zu der schon beschriebe nen Vorgehensweise bevorzugt auch nach der PCR- Amplifikation, durch bekannte molekularbiologische Ver fahren markiert werden. - 2. Die komplexe Mischung markierter DNA-Fragmenten, die
durch eine, unter Punkt 1 beschriebene, komplexe PCR-
Amplifikation erzeugt wurden, wird bevorzugt auf Oligo
mer-Arrays (Screening-Arrays) hybridisiert, die unter
schiedliche Oligonukleotide, PNA-Oligomere oder LNA-
Oligomere tragen.
Die Oligonukleotide, PNA-Oligomere oder LNA-Oligomere sind vorzugsweise auf der Festphase in Form eines recht winkligen oder hexagonalen Gitters angeordnet.
Die an den Amplifikaten angebrachten Markierungen sind vorzugsweise an jeder Position der Festphase identifi zierbar, an der sich eine Oligonukleotidsequenz befindet, sofern an dieser Position eine Hybridisierung stattfand. - 3. Für die Anreicherung gewünschter DNA-Fragmente werden
zunächst, die durch ein Hybridisierungsereignis mit Oli
gonukleotiden auf dem Oligomer-Array reversibel gebunde
nen DNA-Fragmente, durch einen Dehybridisierungsschritt
abgelöst.
In einem bevorzugten Verfahren wird die Dehybridisierung des gesamten Oligomer-Arrays nicht in einem Schritt durchgeführt, sondern es werden ausgewählte Teilbereiche des Oligomer-Arrays getrennten Dehybridisierungsschritten unterzogen.
Die so gewonnenen PCR-Fragmente dienen als Templat für eine zweite PCR-Reaktion, die mit den Reaktionsbedingun gen der ersten PCR-Reaktion durchgeführt wird, die die ursprüngliche komplexe Mischung von DNA-Fragmenten er zeugte. - 4. Für die Anreicherung gewünschter DNA-Fragmente werden
folgende weiteren Verfahrensschritte durchgeführt:
- 1. 4.1 Die Amplifikate dieser zweiten PCR-Reaktion werden auf einen neuen Oligomer-Array (Identifikationsarray) hybridisiert. Dieser Identifikationsarray trägt Oligo nukleotide, PNA-Oligomere oder LNA-Oligomere die mit der ursprünglichen Fragmentmischung in gewünschter Weise hybridisierten. Die Anzahl der Oligonukleotide, PNA- Oligomere oder LNA-Oligomere auf dem Identifikationsarray ist im Vergleich zum Screening-Array signifikant gerin ger.
- 2. 4.2 Die durch ein Hybridisierungsereignis mit Oligonukle otiden auf dem Identifikation-Array reversibel gebundenen DNA-Fragmente, werden durch einen Dehybridisie rungsschritt abgelöst.
- 3. 4.3 Wurden in der zweiten PCR-Amplifikation noch zu viele DNA-Fragmente erzeugt, so werden die Verfahrensschritte 4.1 und 4.2 mehrmals, bevorzugt 2 bis 5 Male wiederholt. Beispielsweise sind die dehybridisierten Fragmente Templat einer dritten PCR-Reaktion. Die Reaktionsbedin gungen auch dieser PCR sind identisch mit den Bedingungen der ersten PCR-Amplifikation. In diesen Wiederholungs schritten, können a) identische Identifikations-Arrays verwendet werden, b) Identifikations-Arrays mit einer re duzierten Anzahl gebundener Oligonukleotide verwendet werden oder c) schrittweise selektivere Bedingungen für die Dehybridisierung (siehe 4.2) gewählt werden.
- 5. Die Amplifikate der letzten PCR können, bei entspre chend geringer Komplexität der unterschiedlichen Amplifi kate, nun mit bekannten molekularbiologischen Verfahren (z. B. Klonierung und DNA-Sequenzierung) identifiziert werden.
Mit diesem Verfahren ist es möglich, DNA-Fragmente mit
gewünschten Sequenzeigenschaften anzureichern (DNA- und
RNA-Targetidentifizierung), wenn immer diese durch Hybri
disierung identifizierbar sind. Es eignet sich daher be
vorzugt zur Anreicherung von DNA-Fragmenten, die an defi
nierten CpG-Positionen Methylierungsunterschiede zeigen.
Mit diesem Verfahren können auch DNA-Fragmente angerei
chert werden, die definierte SNPs tragen. Wird RNA als
Templat für die erste PCR verwendet, können z. B. DNA-
Fragmente aus Genen, die selektiv in bestimmten Geweben
transkribiert werden, angereichert werden.
Gleichzeitig kann dieses Verfahren für den Aufbau eines
Screening-Assays angewandt werden, der es ermöglicht
Zielorte für pharmazeutische Wirkstoffe zu identifizie
ren, die z. B. in die DNA-Methylierung oder die RNA-
Transkription eingreifen.
Die Identifizierung von Genen, die diagnostisch relevant
sind für die nachfolgenden Erkrankungen ist entscheidend
für die Bestimmung von Zielorten für pharmazeutische
Wirkstoffe und die Entwicklung neuer Medikamente gegen
Krebserkrankungen; CNS-Fehlfunktionen, Schäden oder
Krankheit; Aggressionssymptome oder Verhaltensstörungen;
klinische, psychologische und soziale Konsequenzen von
Gehirnschädigungen; psychotische Störungen und Persönlichkeitsstörungen;
Demenz und/oder assoziierte Syndrome;
kardiovaskuläre Krankheit, Fehlfunktion und Schädigung;
Fehlfunktion, Schädigung oder Krankheit des gastroin
testinalen Traktes; Fehlfunktion, Schädigung oder Krank
heit des Atmungssystems; Verletzung, Entzündung, Infekti
on, Immunität und/oder Rekonvaleszenz; Fehlfunktion,
Schädigung oder Krankheit des Körpers als Abweichung im
Entwicklungsprozess; Fehlfunktion, Schädigung oder Krank
heit der Haut, der Muskeln, des Bindegewebes oder der
Knochen; endokrine und metabolische Fehlfunktion, Schädi
gung oder Krankheit; Kopfschmerzen oder sexuelle Fehl
funktion.
Das Verfahren wird bevorzugt verwendet zur Unterscheidung
von Zelltypen oder Geweben oder zur Untersuchung der
Zelldifferenzierung.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung:
Im ersten Schritt wird genomische DNA aus gesundem Kon
trollgewebe und einer Tumorprobe mit dem DNA Extraction
Kit (Stratagene, La Colla, USA) isoliert und unter Ver
wendung von Bisulfit (Hydrogensulfit, Disulfit) derart
behandelt, dass alle nicht an der 5-Position der Base me
thylierten Cytosine so verändert werden, dass eine hin
sichtlich dem Basenpaarungsverhalten unterschiedliche Ba
se entsteht, während die in 5-Position methylierten Cyto
sine unverändert bleiben. Wird für die Reaktion Bisulfit
verwendet, so findet an den nicht methylierten Cytosinba
sen eine Addition statt. Zudem müssen ein denaturierendes
Reagenz oder Lösungsmittel sowie ein Radikalfänger zuge
gen sein. Eine anschließende alkalische Hydrolyse führt
dann zur Umwandlung von nichtmethylierten Cytosin-
Nukleobasen in Uracil. Diese umgewandelte DNA dient dazu,
methylierte Cytosine nachzuweisen.
Im zweiten Verfahrensschritt verdünnt man die behandelte
DNA-Probe mit Wasser oder einer wässrigen Lösung. Bevor
zugt wird anschliessend eine Desulfonierung der DNA (10-
30 min. 90-100°C) bei alkalischem pH-Wert durchgeführt.
Im dritten Schritt des Verfahrens werden DNA-Fragmente in
einer Polymerasekettenreaktion mit einer hitzebeständigen
DNA-Polymerase amplifiziert. Im vorliegenden Fall wird
eine komplexe Mischung von markierten DNA-Fragmenten der
Bisulfit behandelten DNA-Präparationen des Kontrollgewe
bes und der Tumorprobe durch PCR hergestellt. Hierfür
werden die beiden DNA-Präparationen mit 128 Oligonukleo
tid-Primerpaaren, die zur Hälfte mit dem Fluoreszens
farbstoff Cy5 markiert sind, in eine PCR-Reaktion einge
setzt. In dieser PCR wird eine Mischung von mindestens 64
DNA-Fragmenten mit einer Länge von ca. 200-950 Basenpaare
hergestellt. Diese Amplifikate dienen als Probe, die an
vorher an eine Festphase gebundene Oligonukleotide (Oli
gonukleotid-Array) unter Ausbildung einer Duplexstruktur
hybridisieren. Der Nachweis des Hybridisierungsprodukts
beruht auf Cy5 fluoreszensmarkierten Primeroligonukleoti
den, die für die Amplifikation verwendet wurden. Nur wenn
in der Bisulfit behandelten DNA, z. B. im Sequenzkontext
GGATTTAGCGGTAAGTAT, ein methyliertes Cytosin vorgelegen
hat, kommt es zu einer Hybridisierungsreaktion der ampli
fizierten DNA mit diesem Oligonukleotid. Somit entschei
det der Methylierungsstatus des jeweiligen zu untersu
chenden Cytosins über das Hybridisierungsprodukt.
Im vierten Schritt des Verfahrens werden die aus den bei
den DNA-Präparationen amplifizierten DNA-Fragmente je
weils mit einem Oligonukleotid-Array, an den 500-2048 O
ligonukleotide gebunden sind, hybridisiert und die Fluo
reszenssignale mit einem handelsüblichen Chipscanner (Ge
nepix 4000, Axon Instruments) quantitativ analysiert.
Oligonukleotide, die nach der Hybridisierung (siehe Bei
spiel 1) mit DNA-Fragmenten, amplifiziert aus dem Kon
trollgewebe, im Gegensatz zu Amplifikaten aus dem Tumor
gewebe, Hybridisierungssignale zeigten, wurden für die
Herstellung eines neuen Oligonukleotid-Arrays (Identifi
kationsarray) verwendet.
Im Verfahren wurden dann folgende Schritte durchgeführt:
- 1. Bisulfit behandelte DNA aus dem Kontrollgewebe wird als Templat für eine PCR-Amplifikation verwendet (siehe Bei spiel 1, Punkt 3)
- 2. Der Identifikationsarray wurde mit den Amplifikaten aus dem Kontrollgewebe hybridisiert und
- 3. anschließend wurden die durch Hybridisierung am Array gebundenen DNA-Fragmente, durch eine Dehybridisierung des Identifikationsarrays, vorzugsweise durch eine Inkubation mit Wasser bei 75°C, isoliert.
- 4. Diese DNA-Fragmente wurden in einer PCR-Reaktion mit den gleichen 128 Oligonukleotid-Primerpaaren (siehe Bei spiel 1 Punkt 3) eingesetzt. Die Agarosegelanalyse dieser PCR-Reaktion zeigte eine DNA-Fragmentmischung, die im Vergleich zum Beispiel 1 eine verringerte Komplexität aufwies.
- 5. Die durch die Dehybridisierung des Identifikationsar rays gewonnen Fragmente dienen als Templat für eine PCR- Reaktion mit den 128 Oligonukleotid-Primerpaaren (siehe Beispiel 1 Punkt 3).
- 6. Die PCR-Amplifikate aus Punkt 5) werden erneut mit dem Identifikationsarray hybridisiert.
Die Schritte 3-6 wurden so lange wiederholt bis nur noch
einzelne DNA-Fragmente bei der Agarosegelanalyse identi
fiziert werden konnten. Diese Fragmente konnten dann mit
bekannten Verfahren (z. B. Klonierung und Sequenzierung)
analysiert werden.
Claims (22)
1. Verfahren zur selektiven Anreicherung einzelner spe
zifischer PCR-Fragmente aus komplexen Fragmentmi
schungen, dadurch gekennzeichnet, dass die folgenden
Schritte ausgeführt werden:
- a) die DNA Abschnitte werden durch Amplifikationsver fahren hergestellt, die komplexe Amplifikatmischun gen erzeugen und dabei gleichzeitig markiert;
- b) die Amplifikate werden auf Oligomer-Arrays hybri disiert, die unterschiedliche Oligonukleotide tragen;
- c) die auf den Oligomer-Arrays hybridisierten PCR- Amplifikate werden von den Oligonukleotiden abgelöst und dienen als Templat für eine erneute PCR- Amplifikation und nachfolgende Hybridisierung ent sprechend den Schritten a) und b);
- d) der Schritt c) wird mehrmals wiederholt;
- e) die Amplifikate werden identifiziert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Komplexität des Arrays bei jeder Wiederho
lung des Schritts c) reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dass die Amplifikate in
Schritt c) vom gesamten Array oder von ausgewählten
Teilbereichen des Arrays abgelöst werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die PCR-Amplifikationsverfahren in Schritt a)
entweder Multiplex-PCR-Reaktionen oder Random-PCR-
Reaktionen sind.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass in Schritt a) die zu amplifizierenden DNA-
Abschnitte chemisch behandelt sind.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass in Schritt a) die Nukleinsäureprobe mit einem
Reagenz chemisch umgesetzt wird, wobei 5-
Methylcytosin unverändert bleibt und Cytosin in Ura
cil oder eine andere im Basenverhalten dem Uracil
ähnliche Base umgewandelt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei dem Reagenz um ein Bisulfit
(= Hydrogensulfit, Disulfit) handelt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5, 6 oder 7 da
durch gekennzeichnet, dass die chemische Behandlung
nach Einbetten der DNA in Agarose erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5, 6 oder 7 da
durch gekennzeichnet, dass bei der chemischen Behand
lung ein die DNA-Duplex denaturierendes Reagenz
und/oder ein Radikalfänger zugegen ist.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass in Schritt a) die zu amplifizierenden Abschnitte
aus RNA bestehen und mit reverser Transkription in
DNA umgewandelt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei den Oligonukleotiden in Schritt b)
und c) um DNA, PNA oder LNA-Oligomere handelt.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass in Schritt a) und c) die Fragmente alternativ
nach der PCR-Amplifikation oder nach der Reamplifika
tion markiert werden.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die PCR-Amplifikationen in Gegenwart einer
thermostabilen Polymerase durchgeführt werden.
14. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Markie
rungen der Primer-Oligonukleotide oder DNA-
Nukleotidbausteine um Fluoreszenzfarbstoffe mit un
terschiedlichem Emissionsspektrum (z. B. Cy3, Cy5,
FAM, HEX, TET oder ROX) oder um Fluoreszenzfarbstoff-
Kombinationen im Falle von Energietransfer-
Fluoreszenzfarbstoff markierten Primer-
Oligonukleotiden oder DNA-Nukleotidbausteinen han
delt.
15. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Markierungen Radio
nuklide sind.
16. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Markierungen ablös
bare Massenmarkierungen sind, die in einem Mas
senspektrometer nachgewiesen werden.
17. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Markierung Moleküle
verwendet werden, die erst in einer weiteren chemi
schen Reaktion ein Signal erzeugen.
18. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oligonukleotide auf
einer Festphase in Form eines rechtwinkligen oder he
xagonalen Gitters angeordnet sind.
19. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass an den Amplifikaten angebrachte
Markierungen an jeder Position der Festpha
se, an der sich eine Oligonukleotidsequenz befindet,
identifizierbar sind.
20. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
wobei die DNA-Abschnitte oder RNA-Proben, die mit re
verser Transkription in DNA umgewandelt werden, aus
einer genomischen Probe erhalten wurden, wobei Quel
len für DNA oder RNA z. B. Zelllinien, Blut, Sputum,
Stuhl, Urin, Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, in Pa
raffin einbettetes Gewebe, beispielsweise Gewebe von
Augen, Darm, Niere, Hirn, Herz, Prostata, Lunge,
Brust oder Leber, histologische Präparate und alle
möglichen Kombinationen hiervon umfassen.
21. Verwendung eines Verfahrens nach einem der voranste
henden Ansprüche zur Identifizierung von Genen, die
diagnostisch relevant sind für Erkrankungen aus einer
der folgenden Kategorien: Krebserkrankungen; CNS-
Fehlfunktionen, Schäden oder Krankheit; Aggressions
symptome oder Verhaltensstörungen; klinische, psycho
logische und soziale Konsequenzen von Gehirnschädi
gungen; psychotische Störungen und Persönlichkeits
störungen; Demenz und/oder assoziierte Syndrome; kar
diovaskuläre Krankheit, Fehlfunktion und Schädigung;
Fehlfunktion, Schädigung oder Krankheit des gastroin
testinalen Traktes; Fehlfunktion, Schädigung oder
Krankheit des Atmungssystems; Verletzung, Entzündung,
Infektion, Immunität und/oder Rekonvaleszenz; Fehl
funktion, Schädigung oder Krankheit des Körpers als
Abweichung im Entwicklungsprozess; Fehlfunktion,
Schädigung oder Krankheit der Haut, der Muskeln, des
Bindegewebes oder der Knochen; endokrine und metabo
lische Fehlfunktion, Schädigung oder Krankheit; Kopf
schmerzen oder sexuelle Fehlfunktion.
22. Verwendung eines Verfahrens nach einem der voranste
henden Ansprüche zur Unterscheidung von Zelltypen o
der Geweben oder zur Untersuchung der Zelldifferen
zierung.
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