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Der Antrag zur Erteilung eines Patentes
betrifft einen linearen dreifach wirkenden Pneumatikzylinder. Die
dritte Wirkung besteht in einer frei ansteuerbaren Arretierung des
Kolbens.
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Stand der
Technik
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In der Technik sind derzeit zwei
grundsätzliche
Arien von Pneumatikzylindern bekannt:
- – Einfach
wirkende Zylinder sind in der Lage, eine Kolbenstange in einer Richtung
durch Druckluft zu bewegen. Sie ermöglichen in der Regel das Ausfahren
der Kolbenstange. Die Einfahrkräfte
werden durch eine interne Feder oder eine äußere Kraft erzeugt.
- – Doppelt
wirkende Zylinder erzeugen die Kräfte zum Einfahren und Ausfahren
der Kolbenstange durch Druckluft.
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Ein wesentliches Handicap pneumatischer
Linearzylinder als Aktoren für
Linearbewegungen ist die Tatsache, dass eine Positionierung der
Kolbenstange zwischen ihrer vorderen Endlage und ihrer hinteren
Endlage praktisch nicht möglich
ist: Die Kompressibilität
des Mediums Luft verhindert dies.
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Der vorzustellende dreifach wirkende
Zylinder versucht, dieses Handicap aufzuheben. Ein Pneumatikzylinder
soll die Kolbenbewegung an beliebigem Ort zwischen vorderer und
hinterer Endlage stoppen können;
er soll in der Lage sein, gestoppt axiale Kräfte in der Größenordnung
der Bewegungskräfte
zu halten und soll aus dieser Lage wieder beliebig weiter beweglich
sein.
- – Dreifach
wirkende Pneumatikzylinder verfügen über eine
von außen
ansteuerbare Stopp-Funktion. Diese ist unabhängig von der Kolbenposition
ansteuerbar.
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Diese Fähigkeit ist insbesondere in
der Handhabungstechnik von Nutzen. Beliebig positionierbare Kolben
kombiniert mit den positiven Eigenschaften pneumatisch erzeugter
Bewegungen öffnen
ein vielfältiges Einsatzspektrum:
- – frei
programmierbare pick-and-place-Units
- – Verteilsysteme
- – Palettiersysteme
- – schrittweise
Linearbewegungen von Kolben usw.
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Mechanische Anschläge und Justierungen
entfallen: Eine Bewegungsunterbrechung wird durch Steuersignale
ausgelöst
und freigegeben.
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Grundlagen und Zielsetzung
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1. Physikalisch-mechanische
Grundlagen
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Der Kolben eines pneumatisch betätigten Zylinders
soll ohne mechanischen Anschlag gestoppt werden.
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Der Lösungsvorschlag fußt auf folgenden
anwendungstechnischen Gedanken:
- – Die Stop-Funktion
sollte pneumatisch erfolgen, um gleiche Arbeitsmedien zu verwenden.
- – Der
Ort des Bewegungsstopps muss frei wählbar sein.
- – Eine
wesentliche Änderung
der äußeren Form
des Antriebsgliedes darf nicht eintreten.
- – Im
Gebrauch soll kein wesentlicher Verschleiß auftreten.
- – Die
Stopp-Funktion muss durch Software (z. B. Wegmesssysteme und SPS)
ansteuerbar sein.
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2. Die physikalische
Umsetzung
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des Problems reduziert die technischen
Umsetzungsmöglichkeiten:
- – Geradlinige
Bewegungen bremst man durch Reibung oder durch feste Anschläge.
- – Stoppwirkung
durch feste Anschläge
erfordert Hardware-Eingriffe und ist daher ungünstig
- – Reibung
als Bremskraft kann an jedem beliebigen Ort der Bewegung erzeugt
werden.
- – Reibung
erzeugt man durch Anpresskräfte
FR = μ × Fn
- – Die
Anpresskräfte
Fn müssen
um den Faktor 1/μ größer sein
als die Bewegungskräfte
oder äußeren Kräfte des
Kolbens. Daraus folgt:
- – Es
ist – bei
pneumatischer Betätigung – eine Kraftübersetzung
innerhalb des Systems zur Erzeugung der Reibungskraft erforderlich.
Die Bremskraft muss möglichst
groß sein.
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3. Technische Umsetzung
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- 1. Die erforderliche Reibungskraft kann nur
zwischen dem Kolben und der Zylinderwand und dem Kolben und der Kolbenstange
auftreten. In der Stopp-Funktion müssen Zylinderwand und Kolben
gegeneinander durch Reibungskräfte
verriegelt sein.
- 2. Die stoppende Reibungskraft kann nur erzeugt werden, wenn
verbundene radiale Kräfte
vom Kolben auf die Zylinderwand, bzw. die Kolbenstange erzeugt werden.
- 3. Zur Erzeugung der Reibungskräfte könnten radiale Kräfte wie
zum Aufblähen
eines Schlauches mit ⌀d eingesetzt
werden. (FR = 2 π d p μ L η mit L = Druckflächenlänge). Diese
Lösung
ist wegen der damit verbundenen großen Baulänge unpraktisch.
- 4. Zur Erzeugung der Reibungskräfte können axiale Kräfte eines
Sekundärkolbens
verwendet werden, der durch Kraftumlenkung radiale Kräfte auf
Kolbenstange und Zylinderwand erzeugt.
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4. Funktionsbeschreibung
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4.1. allgemeine
Beschreibung
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Die Arretierung wird durch eine radiale
Aufweitung von federnden Sperrelementen durch axiale Druckkräfte erreicht.
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Durch einen Sekundärkolben
als Sperrkolben werden axiale Kräfte
erzeugt, die durch ein federndes geschlitztes Kegelscheibenpaar
in Radialkräfte
umgewandelt werden. Durch Kraftübersetzung
in der Kegelscheibe werden ausreichend große Radialkräfte erzeugt, die den Kolben
zum Blockieren bringen. Die Maße und
Werkstoffe der Kegelscheiben sind den Last- und Druckverhältnissen
anzupassen.
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4.2. spezielle Funktionsbeschreibung
(bezieht sich auf die Zeichnung 1)
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Die Kolbenstange (5) ist
axial durchbohrt und trägt
am freien Ende ein Anschlussstück
zur Aufnahme einer Druckluft-Verschraubung. Die Steuerventile sind
unmittelbar am Kolbenstangenende platziert. Der Druckabbau der Blockiereinheit
sollte grundsätzlich über ein
Schnellentlüftungsventil
am Kolbenstangenende erfolgen.
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Der Primärkolben besteht aus der stangenseitigen
Hälfte
(4) und der kolbenseitigen Hälfte (3). Zwischen
diesen Teilen des Primär-Kolbens
befindet sich ein Sekundär-Kolben
(Sperr-Kolben) (1). Dieser Kolben ist auf der Kolbenstange
zwischen Kolbenseite (3) und Stangenseite (4)
des Primärkolbens
axial frei beweglich.
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Der Raum zwischen dem Sekundärkolben
und der Stangenseite des Primärkolbens
ist durch Druckluft aus der Kolbenstange beaufschlagbar. (Es ist
auch möglich,
den der Kolbenseite zugewandten Zwischenraum zu belüften. Dies
erleichtert das Lösen
der Blockierung, erfordert jedoch geringfügige Umbauten.) Die Druckluft gelangt
aus der Kolbenstange über
Querbohrungen in den Zwischenraum.
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Wird Druckluft durch die Kolbenstangenbohrung
auf diesen Raum gegeben, so bewegt sich der Sekundärkolben
(1) axial in Richtung der Kolbenseite des Primärkolbens.
Der auf der Gegenseite durch Volumenverringerung entstehende Gegendruck
ist bei richtiger Gestaltung und Dimensionierung der Bauteile vernachlässigbar
klein.
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Der Sekundärkolben wirkt auf zwei kegelige
Federscheiben (2) auf der Kolbenseite (3) des
Primärkolbens.
Die Federscheiben geben in axialer Richtung nach und stützen sich
auf kolbenseitigen Hälfte
des Primärkolbens
ab.
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Die axial wirkende Kolbenkraft des
Sekundärkolbens
spreizt die kegeligen Federscheiben. Sie vergrößern ihren Durchmesser und
verkeilen sich zwischen Kolbenstange (5) und Zylinderwand
(8), so lange der Zwischenraum mit Druckluft beaufschlagt
ist.
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Zur Verhinderung von Beschädigungen
der Kolbenwand müssen
die Federscheiben abgerundet sein (siehe Detailzeichnung Federscheibe, 2) oder es muss ein radial
dehnbares (z. B. geschlitztes) Gleitschuhpaar den unmittelbaren
Kontakt zwischen Federscheiben (2) und Zylinderwand (8)
verhindern.
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Wird der Zwischenraum entlüftet, so
kehren die kegeligen Federscheiben wieder in ihre Ursprungslage zurück, der
Primärkolben
(3 + 4) ist frei beweglich.
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Zur Vermeidung unerwünschter
Klemmwirkungen ist die Reihenfolge der Druckbeaufschlagung zu beachten.
(siehe Anhang 1: Die Richtung der von außen wirkenden
Kraft und die Richtung der zu erzeugenden Bewegung sollten oberhalb
einer Belastungsgrenze zeitlich abgestimmte Abläufe erzeugen. Datei ist zu
beachten, dass
- – zunächst die Bewegungskraft gegen
die äußere Last
erzeugt wird und geringfügig
zeitlich verzögert
- – dann
die Blockierkraft gelöst
wird.)
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5. Gegenstand
des Patentantrages
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Gegenstand des Antrages ist die neue
Technik, durch pneumatisch erzeugte axiale Kräfte in einem Kolben so große radial
wirkende Kräfte
zu erzeugen, dass deren Reibungswirkung ein Verschieben des Kolbens,
bzw. der Kolbenstange behindert, bzw. bis zu einem Maximalwert verhindert.
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5.1. Wesentliche Merkmale
der Konstruktion sind:
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- – ein
Sekundärkolben,
der druckbeaufschlagt Axialkräfte
erzeugt
- – eine
wählbare
Anzahl von kegeligen federnden Elementen zur Kraftumlenkung axial ⇒ radial
- – die
Kraftübertragung
vom Sekundärkolben über kraftumlenkende
federnde Elemente und ggf, verschleißmindernde Zwischenlagen auf
den Zylindermantel und die Kolbenstange.
- – das
so erzeugte Abbremsen und Blockieren der Kolbenstangenbewegung durch
Reibung.
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6. Bauliche Umsetzung
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Die folgenden Ausführungen
beziehen sich auf:
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1:
Funktionszeiuchnung
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Die Kolbenstange wird axial durchbohrt,
bzw. hat die Form eines Rohres.
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Das kolbenseitige Ende ist dicht
verschlossen (bei Zylindern mit einseitiger Kolbenstange). Am stangenseitigen
Ende befindet sich auf der Kolbenstange ein Druckluftanschluss mit
räumlich
nahe angebrachten Steuerventilen für den Sperrkolben.
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Der Zwischenraum zwischen der Stangenseite
des Primärkolbens
und dem Sekundärkolben
(Sperkolben) ist durch radiale Bohrungen mit der Druckleitung in
der Kolbenstange verbunden.
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Belüftung und Entlüftung dieser
Leitung wirken sich unmittelbar auf den Sperrkolben aus. Die Querschnitte
der Steuerleitungen müssen
ausreichend groß sein,
Beschädigungen
der Zylinderwand und der Kolbenstange müssen durch konstruktive Maßnahmenausgeschlossen
werden:
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Legende zu Fig. 1
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Das dargestellte Prinzip:
- – Krafterzeugung
durch einen axialen Sekundärkolben
- – Umlenkung
der Axialkraft in radiale Klemmkräfte, die zum
- – Bremsen
und Blockieren der Kolbenbewegung durch Reibung führen ist
auf alle anderen Formen der Linearzylinder anwendbar.
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Die Prinzipzeichnung für die Anwendung
in Stangenlosen Zylindern wird in 5 dargestellt:
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Legende zu Fig. 2
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Federscheibe
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Konstruktive Ausgestaltung der Federscheibe.
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Legende zu Fig. 3
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Legende zu Fig. 4
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Kräftesystem am Federring (vereinfacht)
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Unter Vernachlässigung der Reibung ergibt
sich vereinfacht das nebenstehende ebene Kräftesystem, das für eine halbe
Federscheibe dargestellt wird:
Die aus Druck und Fläche des
Sekundärkolbens
erreichbare Axialkraft des Sekundärkolbens (F0) wird um die Rückstellkraft
der Federscheiben (F6) vermindert.
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Diese Kraft (F1) wird am Federring
in eine rechtwinklig zur Aufstandsfläche wirkende Normalkraft (F2) und die
in der Kegelebene liegende Übertragungskraft
(F7) umgewandelt.
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Die Normalkraft (F2) erzeugt die
Reibung (F4) zwischen Federringen und Zylinderwand, bzw. Federringen
und Kolbenstange.
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Die Größe der Normalkraft lässt sich
mit dem Strahlensatz überschlägig ermitteln.
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Die Größe der Reibungskraft ist durch
konstruktive Maßnahmen
beeinflussbar.
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Anwendung des Prinzips
im stangenlosen Zylinder
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Durch Einführen einer internen Kolbenstange
(10) zwischen den beiden Primärkolbenhälften (3) und (4)
lässt sich
das geschilderte Prinzip auch bei stangenlosen Zylindern einsetzen.
Die kegeligen Federscheiben stützen
sich auf der internen Kolbenstange und der Zylinderwand ab.
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Anhang Anwendungsmöglichkeiten
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Schaltungsbeispiel
Fig. 6 einfache Arretierung
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Durch separate Ansteuerung der zuständigen Wegeventile
kann der gedrosselt fahrende Zylinder an beliebiger Stelle gestoppt
und verriegelt werden. Das wieder Anfahren unter äußerer Last
sollte so erfolgen, dass ein Verkeilen der Federscheiben durch die
Last vermieden wird:
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Beispiel
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Äußere Last
schiebt Kolbenstange in den Zylinder, Kolben soll gegen Last weiter
ausfahren.
- – Ventile 1V1 und 1V3 sind
drucklos, Ventil 1V2 ist betätigt
(Kolben ist verriegelt)
- – Ventil
1V1 wird betätigt,
1V2 bleibt betätigt
(Kolben ist weiterhin verriegelt)
- – Ventil
1V2 wird abgeschaltet (Kolben fährt
gedrosselt aus)
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Voraussetzung aller Bewegungen ist
es, dass die äußeren Kräfte die
zulässige
Größe nicht übersteigen.