DE10058633A1 - Sichtweitenbestimmung - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der Sichtweite eines Fahrzeugführers (1), insbesondere von einem Automobil zur Benutzung auf öffentlichen Straßen (3), wobei ein Wert für die Trübung der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre (9) ermittelt wird und abhängig von der Fahrsituation des Fahrzeugs aus dem Trübungswert die Sichtweite bestimmt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Bestimmung der Sichtweite eines Führers von einem Fahrzeug,
insbesondere von einem Automobil zur Benutzung auf öffentlichen
Straßen.
Aus DE 36 40 449 C1 ist es bekannt, von einem Kraftfahrzeug ei
nen Lichtimpuls auszusenden. Ein Teil des Lichtimpulses wird an
der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre in Richtung des Fahr
zeugs zurückgestreut und dort detektiert. Das detektierte Sig
nal wird einer Signalverarbeitung unterzogen und es wird ein
Maß für die Sichtweite berechnet. Abhängig von der Sichtweite
kann z. B. die Geschwindigkeit des Fahrzeugs auf einen bestimm
ten Wert begrenzt werden. Gemäß der DE 36 40 449 C1 wird die
Sichtweite nur dann bestimmt, wenn das detektierte Signal über
eine vorgegebene Zeitspanne hinweg oberhalb eines Schwellenwer
tes liegt.
Aus DE 43 24 308 C1 sind ein Verfahren zum Bestimmen der Sicht
weite bei dichtem Nebel mittels eines LIDAR (Light Detection
And Ranging) sowie ein Sichtweitensensor bekannt. Bei dem Ver
fahren wird ein gepulster Laserstrahl gesendet und von dem Ne
bel rückgestreutes Laserlicht über zwei Empfangskanäle empfan
gen und ausgewertet.
Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, einen als Eingangsgröße
für Bordsysteme des Fahrzeugs praktisch tauglichen Wert der
Sichtweite zu bestimmen.
Das Ziel wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des An
spruchs 1 und durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des An
spruchs 4 erreicht.
Gemäß einem wesentlichen Gedanken der Erfindung wird ein Wert
für die Trübung der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre ermit
telt und abhängig von der Fahrsituation des Fahrzeugs aus dem
Trübungswert die Sichtweite bestimmt. Die Ermittlung des Trü
bungswertes kann durch Messung und/oder auf andere Weise erfol
gen. Beispielsweise kann der Trübungswert aus über Funk empfan
genen Informationen über das Wetter ermittelt werden.
Die Fahrsituation des Fahrzeugs wird unter anderem durch die
Umfeldhelligkeit, die Helligkeitsverteilung (z. B. abhängig von
der Diffusität von Tageslicht), die meteorologische Situation
des Fahrzeugumfeldes, die Verkehrssituation (z. B. Verkehrsdich
te), die Art des Verkehrsweges (z. B. Landstraße, Autobahn oder
städtische Straße) und durch fahrdynamischen Größen (z. B. Ge
schwindigkeit) beeinflußt. Vorzugsweise wird anhand einer oder
mehrerer dieser Einflußfaktoren bestimmt, wie die Sichtweite
aus der Trübung zu ermitteln ist. Es wird daher nicht lediglich
die Trübung bzw. die Lichtextinktion berücksichtigt, sondern
auch berücksichtigt, daß der Fahrzeugführer Sichtziele fahrsi
tuationsabhängig unterschiedlich wahrnimmt.
Weiterbildungen und Vorteile der Erfindung werden anhand der
beigefügten Zeichnung erläutert. Die einzelnen Figuren der
Zeichnung zeigen:
Fig. 1 eine Fahrsituation und
Fig. 2 eine Vorrichtung zur Bestimmung der Sichtweite.
Aus Fig. 1 ist eine Fahrsituation ersichtlich, wie sie häufig
beim Fahren von Kraftfahrzeugen auf Landstraßen vorkommt. Ein
Führer 1 eines nicht dargestellten Kraftfahrzeuges fährt das
Fahrzeug auf einer Straße 3. Er muß dabei verschiedene Sicht
ziele zuverlässig erkennen können, wenn sich die Sichtziele in
nerhalb einer kritischen Entfernung vor dem Fahrzeug befinden.
Beispielhaft ist in Fig. 1 das Sichtziel 5 vor einem Hinter
grund 7 dargestellt. Der Hintergrund 7 wird beispielsweise un
ter anderem durch einen Baum gebildet.
Eine Ausführungsform der Erfindung beruht auf einer Weiterent
wicklung der Sichtweitentheorie nach Koschmieder. Danach wird
im Freien bei Tage und getrübter Atmosphäre ein großflächiges
Sehobjekt gerade erkannt, wenn am Ort der wahrnehmenden Person
sein Leuchtdichtekontrast gegenüber dem Horizont 5% beträgt.
Die Trübung der Atmosphäre führt mit zunehmender Entfernung vom
Sehobjekt zu einer Schwächung der Leuchtdichte und damit des
Kontrastes. Gemäß dieser Theorie ist daher die Sichtweite die
jenige Entfernung zum Sehobjekt, bei der der ursprüngliche Kon
trast am Ort des Sehobjektes auf 5% abgesunken ist. Zur Verein
fachung der Theorie und der Bestimmungsmethoden in der Praxis
wurden bisher dunkle Sehobjekte verwendet, so daß der Reflexi
onsgrad gegenüber der Leuchtdichte des Hintergrundes vernach
lässigbar ist. Weiterhin wurde die Leuchtdichte des Hintergrun
des als richtungsunabhängig angenommen.
Der Kontrast k am Ort des Beobachters, der sich im Abstand r
von dem Sehobjekt befindet, beträgt danach
K = e-z r.
Dabei ist z der Schwächungskoeffizient aufgrund der Trübung der
Atmosphäre. Der Effekt der Schwächung beruht physikalisch auf
zwei Teileffekten. Zum einen wird das vom Sehobjekt bzw. vom
Hintergrund ausgehende Licht an den die Trübung bewirkenden
Teilchen gestreut. Dies ist in Fig. 1 für den mit Bezugszeichen
9 bezeichneten Atmosphärenbereich durch Pfeile angedeutet.
Zweitens wird die Leuchtdichte durch Lichtabsorption ge
schwächt.
Insbesondere im Straßenverkehr reicht diese Art der Ermittlung
einer Sichtweite jedoch nicht aus. Die für das Führen eines
Kraftfahrzeugs relevanten Sehobjekte, die der Fahrer in Be
tracht ziehen muß, haben im Straßenverkehr eine Vielzahl von
Formen, Größen und optischen Eigenschaften. Weiterhin befinden
sich diese Objekte nur selten vor einem homogenen Hintergrund.
Ebenfalls beeinflussen die tageszeitliche Helligkeit und die
bei Dunkelheit benutzten Scheinwerfer die Sichtweite. Weiterhin
treten unter Umständen Reflexionen von Licht an reflektierenden
Objekten, z. B. an einer nassen Straßenoberfläche, auf und kön
nen sich die Sichtbedingungen schnell ändern.
Es wird daher vorgeschlagen, bei der Berücksichtigung der Fahr
situation die optischen Eigenschaften hypothetischer Sichtziele
des Führers zu verwerten. Alternativ oder zusätzlich können
auch unterschiedliche Formen und/oder Größen der Sichtziele
verwertet werden. Dabei repräsentieren jeweils eines und/oder
mehrere der Sichtziele eine und/oder mehrere Fahrsituationen.
Alternativ oder zusätzlich wird vorgeschlagen, bei der Berück
sichtigung der Fahrsituation die optischen Eigenschaften einer
für die Fahrsituation typischen Umgebung und/oder Änderung der
Umgebung des Fahrzeugs zu verwerten. Die Umgebung bildet in der
Regel den Hintergrund für Sichtziele des Führers. Unter opti
sche Eigenschaften werden nicht nur charakteristische Größen
wie Reflexionsgrad und Absorptionsgrad verstanden, sondern auch
die Leuchtdichte von Objekten, die eine Lichtquelle aufweisen.
Bei der Berechnung des fahrsituationsabhängigen Kontrastes kann
beispielsweise auch eine nasse und daher in bestimmten Fahrsi
tuationen lichtreflektierende Straße wie ein selbstleuchtendes
Objekt behandelt werden. Dies ist mit einem von der Straße 3
ausgehenden Pfeil in Fig. 1 angedeutet.
Nachdem nun fahrsituationsabhängige hypothetische Sichtziele
und/oder Umgebungen eingeführt wurden, kann die Bestimmung der
Sichtweite z. B. auf gleiche Weise wie nach Koschmieder erfol
gen, indem die Entfernung von dem Sichtziel als die Sichtweite
bestimmt wird, bei der ein bestimmter Kontrastwert gerade noch
vorhanden ist. Bei optisch inhomogenen Sichtzielen und/oder Um
gebungen können auch verschiedene Kontrastwerte oder ein oder
mehrere daraus abgeleitete Werte (z. B. ein Mittelwert) herange
zogen werden. Insbesondere ist es auch möglich, einen fahrsitu
ationsabhängigen Schwellenwert zu verwenden, bei dessen Unter
schreiten die Grenze des für den Fahrzeugführer sichtbaren Be
reichs überschritten wird. Weiterhin können auch mehrere Krite
rien für eine zu betrachtende Fahrsituation festgelegt werden,
aus deren zumindest teilweiser Erfüllung ein Wert für die
Sichtweite abgeleitet wird.
Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung 11 zur Bestimmung der Sichtweite.
Ein Rechner 15 ist mit einem Speicher 13 verbunden, in dem Da
ten abgespeichert sind, die unterschiedliche Fahrsituationen
des Fahrzeugs repräsentieren. Insbesondere sind dort Daten ei
ner Mehrzahl von hypothetischen Sichtzielen und/oder deren op
tische Eigenschaften abgespeichert. Weiterhin ist an den Rech
ner 15 ein Trübungssensor 17 angeschlossen. Der Trübungssensor
17, z. B. ein LIDAR, versorgt den Rechner 15 mit Informationen
über die Trübung der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre. Wei
terhin ist ein Umgebungssensor 19 mit dem Rechner 15 verbunden,
der den Rechner 15 mit Informationen über den Zustand der Umge
bung des Fahrzeugs versorgt, z. B. mit Helligkeitswerten. Außer
dem ist ein Navigationssystem 21 mit dem Rechner 15 verbunden.
Von diesem bezieht der Rechner 15 Informationen über die Art
der Straße, auf der sich das Fahrzeug befindet.
Der Rechner 15 bestimmt nun unter Berücksichtigung eines Wertes
für die Trübung und unter Berücksichtigung der Fahrsituation
die Sichtweite und gibt sie über einen Ausgang 23 aus. Insbe
sondere wählt er dabei abhängig von der Fahrsituation eines
oder mehrere der in dem Speicher 13 abgespeicherten Sichtziele
aus und berechnet auf dieser Grundlage die Sichtweite. Dabei
kann der Rechner 15 auf ein oder mehrere auswählbare Rechenmo
delle zur Berechnung der Sichtweite zurückgreifen. Das oder die
Rechenmodelle können ebenfalls abhängig von der Fahrsituation
ausgewählt werden.
An dem Ausgang 23 sind beispielsweise Bordsysteme wie eine ACC
(Adaptive Cruise Control), unter Umständen mit stop-and-go-Steuerung,
eine Lichtsteuerung zur Steuerung der Front-
und/oder Hecklichter des Fahrzeugs, eine Reibwerterkennung zur
Steuerung der Bremsanlage des Fahrzeugs und/oder ein Road Snap-System
angeschlossen. Die angeschlossenen Bordsysteme können
die Sichtweite bei der Ausführung ihrer Aufgaben berücksichti
gen.
1
Führer
3
Strasse
5
Sichtziel
7
Hintergrund
9
Atmosphäre
11
Sichtweitenvorrichtung
13
Speicher
15
Rechner
17
Trübungssensor
19
Umgebungssensor
21
Navigationssystem
23
Ausgang
Claims (4)
1. Verfahren zur Bestimmung der Sichtweite eines Führers (1)
von einem Fahrzeug, insbesondere von einem Automobil zur
Benutzung auf öffentlichen Strassen (3), wobei
ein Wert für die Trübung der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre (9) ermittelt wird
und abhängig von der Fahrsituation des Fahrzeugs aus dem Trübungswert die Sichtweite bestimmt wird.
ein Wert für die Trübung der das Fahrzeug umgebenden Atmosphäre (9) ermittelt wird
und abhängig von der Fahrsituation des Fahrzeugs aus dem Trübungswert die Sichtweite bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei
bei der Berücksichtigung der Fahrsituation die optischen
Eigenschaften hypothetischer Sichtziele des Führers ver
wertet werden und wobei jeweils eines und/oder mehrere der
Sichtziele eine und/oder mehrere Fahrsituationen repräsen
tieren.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei
bei der Berücksichtigung der Fahrsituation die optischen
Eigenschaften einer für die Fahrsituation typischen Umge
bung und/oder Änderung der Umgebung verwertet werden.
4. Vorrichtung (11) zur Bestimmung der Sichtweite eines Füh
rers (1) von einem Fahrzeug, insbesondere von einem Auto
mobil zur Benutzung auf öffentlichen Strassen (3), mit
einer Ermittlungseinrichtung (17) zur Ermittlung ei nes Wertes für die Trübung der das Fahrzeug umgeben den Atmosphäre (9),
einem Speicher (13) zur Speicherung von Daten, die unterschiedliche Fahrsituationen des Fahrzeugs reprä sentieren, und
einer Recheneinheit (15), die unter Verwendung der Daten aus dem Trübungswert die Sichtweite bestimmt.
einer Ermittlungseinrichtung (17) zur Ermittlung ei nes Wertes für die Trübung der das Fahrzeug umgeben den Atmosphäre (9),
einem Speicher (13) zur Speicherung von Daten, die unterschiedliche Fahrsituationen des Fahrzeugs reprä sentieren, und
einer Recheneinheit (15), die unter Verwendung der Daten aus dem Trübungswert die Sichtweite bestimmt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10058633A DE10058633A1 (de) | 2000-11-25 | 2000-11-25 | Sichtweitenbestimmung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10058633A DE10058633A1 (de) | 2000-11-25 | 2000-11-25 | Sichtweitenbestimmung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10058633A1 true DE10058633A1 (de) | 2002-05-29 |
Family
ID=7664691
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE10058633A Withdrawn DE10058633A1 (de) | 2000-11-25 | 2000-11-25 | Sichtweitenbestimmung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10058633A1 (de) |
Cited By (2)
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DE102017203037A1 (de) | 2017-02-24 | 2018-08-30 | Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft | Verfahren, System, Computerprogrammprodukt, computerlesbares Medium zum Anpassen einer Fahrdynamik eines Fahrzeugs, sowie Fahrzeug umfassend das System zum Anpassen der Fahrdynamik des Fahrzeugs |
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2000
- 2000-11-25 DE DE10058633A patent/DE10058633A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
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