DE10050560A1 - Verfahren zur Betäubung von Schlachttieren - Google Patents
Verfahren zur Betäubung von SchlachttierenInfo
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Abstract
Eine Vorrichtung zur Betäubung eines Schlachttieres umfasst wenigstens einen Laser (1; 1a, 1b) zur Erzeugung eines Laserstrahls (2) für die Betäubung.
Description
Die Erfindung betrifft die Tierschlachtung, insbesondere die Betäubung von Schlachttieren.
Nach EU-Recht sind Schlachttiere vor der eigentlichen Tötung, die im allgemeinen durch
Ausblutung erfolgt, zu betäuben. Bei den heutzutage eingesetzten Verfahren und Vorrich
tungen sind die Schlachttiere außerordentlichem Stress ausgesetzt. Es kommen mechanische
Verfahren, wie beispielsweise Bolzenschussverfahren, Elektrobetäubungsverfahren sowie
Gasbetäubungsverfahren mit CO2 zur Anwendung. Letztere Methode wird von Tierschüt
zern besonders kritisch gesehen. Aus der US-PS 5,112,270 ist ferner die Betäubung durch
den Einschuss von Fluidstrahlen bekannt. Im Gehirn wird eine Druckerhöhung durch das
aktive Einbringen von Material verursacht. Das Gewebe wird durch das Fluid verwirbelt.
Schließlich wird in der US-PS 3,973,290 vorgeschlagen, das Gehirn des Schlachttieres
durch Einstrahlung von Mikrowellen auf eine Temperatur zwischen 42° und 50°C zu erhit
zen, um hierdurch eine fieberartige Bewusstlosigkeit hervorzurufen. Die Dauer der Erhit
zung bis zur Bewusstlosigkeit soll bis zu 7 Sekunden betragen.
Die bekannten Verfahren sind zum Teil langwierig und weisen beachtliche Fehlerraten auf.
In vielen Fällen sind die Schlachttiere nicht betäubt, sondern lediglich immobilisiert. Durch
den Stress, den die Tiere erleiden, wird die Fleischqualität vermindert. Bei den auf mecha
nischer Einwirkung beruhenden Betäubungsverfahren entsteht ein besonderes Problem noch
dadurch, dass aufgrund der mechanischen Zerstörung einer Hirnregion Krankheitserreger in
die Blutbahn des Schlachttieres gelangen und das Fleisch verseuchen können. Ein promi
nentes Beispiel hierfür sind BSE-Erreger.
Eine Aufgabe der Erfindung ist es, Schlachttiere schnell und sicher auf stressarme Weise
irreversibel unter Erfüllung fleischhygienischer Anforderungen zu betäuben.
Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche gelöst. Besonders
bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterentwicklungen werden durch die Unteransprüche
beschrieben.
Eine im Rahmen der Tierschlachtung erfolgende Betäubung eines Schlachttieres wird erfin
dungsgemäß durch wenigstens einen Laserstrahl bewirkt. Der Laserstrahl wird auf den
Schädel des Tieres gerichtet und dringt in eine für die Betäubung günstige Hirnzielregion
ein. Der wenigstens eine Laserstrahl durchdringt die Schädeldecke oder tritt durch eine im
Rahmen der Betäubung zuvor bereits geschaffene Perforation. Der Strahl kann durch den
Schädelknochen oder eine natürliche Öffnung der Schädeldecke auf die Zielregion gerichtet
werden, beispielsweise durch die Augenhöhlen. Der Laserstrahl kann nicht nur von vorn,
sondern stattdessen auch von der Seite, von oben oder von hinten in eine Hirnzielregion
gerichtet werden, beispielsweise in das verlängerte Rückenmark. So kann beispielsweise
auch eine Kombination eines oder mehrerer Strahlen von vorne und eines oder mehrerer
Strahlen von hinten in die gleiche oder in mehrere unterschiedliche Zielregionen vorteilhaft
sein. Zielregion kann jede für das Schmerz- und Wahrnehmungsvermögen des Tieres ver
antwortliche Region im Gehirn einschließlich des verlängerten Rückenmarks (medula
oblongata) sein. Eine bevorzugte Zielregion ist der Hirnstamm. Bei großen Schlachttieren,
insbesondere Rindern, Kälbern, Einhufern, Schweinen und kleinen Wiederkäuern, wird
durch den Laserstrahl eine Betäubung bewirkt. Der Tod wird anschließend durch Ausblu
tung in bekannter Weise herbeigeführt. Bei kleinen Schlachttieren, beispielsweise Geflügel
und Kaninchen, kann der Laserstrahl auch unmittelbar zu einer irreversiblen Schädigung
und Ausschaltung des zentralen Nervensystems bzw. Gehirns führen. Wenn im folgenden
nur von Betäubung die Rede ist, so soll in Bezug auf kleine Schlachttiere eine unmittelbare
Herbeiführung des Gehirntods als Alternative eingeschlossen sein.
Die Laserbetäubung erfolgt schnell, irreversibel und vorzugsweise berührungslos und daher
mit geringstmöglichem Stress für die Tiere. Vorzugsweise sind die Laserparameter, wie
beispielsweise Laserstrahlleistung bzw. Laserpulsenergie, Pulsdauer, Wellenlänge, Strahl
durchmesser oder Strahlgröße im Fokus, Anzahl von Laserpulsen und/oder Pulsrate, so
gewählt, dass es zu einer Zerstörung von Hirnzellgewebe kommt. Durch Koagulation von
Hirnzellgewebe werden eröffnete Blutgefäße wieder verschlossen. Besonders vorteilhaft ist,
dass durch laserstrahlinduzierte thermische Effekte verhindert werden kann, dass Krank
heitserreger, die oft nur oder zumindest primär im Hirn angesiedelt sind, durch die Betäu
bung in die Blutbahn des Schlachttieres gelangen. Ein Beispiel für solche Krankheitserreger
sind BSE-Prionen. Durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Laserbetäubung wird daher
auch den fleischhygienischen Anforderungen in besonderem Maße Rechnung getragen.
Die Einwirkzeit des Laserstrahls beträgt typischerweise 1 Sekunde oder weniger; bevorzugt
beträgt sie nur einen Bruchteil einer Sekunde, beispielsweise höchstens 0.2 Sekunden.
Vorzugsweise wird infrarotes Laserlicht verwendet. Als Beispiele für geeignete Infrarotla
ser, die bereits heute zur Verfügung stehen, seien CO2-Laser, Thulium/Holmium-Laser,
Nd-Laser, und Erbium-Laser, aber auch Rubin-Laser genannt. Grundsätzlich ist das ge
samte Infrarotspektrum für die Zwecke der Erfindung besonders geeignet. Es kann ein kon
tinuierlich (cw), quasi kontinuierlich, oder ein gepulst betriebener Laser verwendet werden.
Die Pulsdauern können im Falle eines gepulsten Lasers zwischen einigen Nanosekunden und
einigen Millisekunden betragen. Die Pulsrate kann je nach Lasertyp zwischen 1 Hz und 20 kHz
betragen. Zur Erzeugung von Pulsen können die Laser moduliert gepumpt oder gütege
schaltet (Q-switch) werden. Die Modulation oder Pulsformung kann auch extern mittels
geeigneter Modulatoren erfolgen, beispielsweise mittels akustooptisch oder elektrooptischer
Modulatoren. Beispielhaft sind in der nachfolgenden Tabelle bevorzugte Laser angegeben:
Eine irreversible Betäubung kann nach Durchdringung der Schädeldecke durch gezielte Zer
störung oder Schädigung von einer oder mehreren Hirnregionen bewirkt werden, die für das
Schmerz- und Wahrnehmungsvermögen des Tieres verantwortlich sind. Die Zerstörung von
Zellgewebe entlang eines von dem Laserstrahl erzeugten Kanals kann für die Betäubung
bereits ausreichend sein. Laserinduzierte thermische Effekte in der Umgebung des direkt
bestrahlten Hirngewebes erhöhen die Sicherheit der Betäubung. Ebenso kann die irrever
sible Betäubung überhaupt erst durch die thermisch bewirkte Denaturierung des Zellgewe
bes bewirkt werden. Insbesondere führt die sogenannte thermische Koagulationszone um
den lasererzeugten Zerstörungskanal herum zu einer Versiegelung des Gewebes, die eine
Verschleppung von Krankheitserregern aus dem Gehirn sicher verhindert. Durch den Laser
strahl können auch akustische Effekte in der Umgebung des direkt bestrahlten Hirngewebes
erzielt werden. So kann durch die Laserbestrahlung in der Zielregion ein Druckpuls aus
dem Bereich von vorzugsweise 10 bis 1000 bar erzeugt werden. Der Druckpuls breitet sich
mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von etwa 1300 bis 1500 m/s über das Gehirn aus.
Die Druckerhöhung kann durch thermische Ausdehnung des Zellverbands, durch Verdamp
fung, durch Plasmaerzeugung oder eine Kombination von mehreren dieser drei Effekte er
zeugt werden. Die Betäubung erfolgt in allen drei Fällen der Laserwirkung innerhalb weni
ger Millisekunden. Die Betäubung kann auch mit einer Kombination der Lasereffekte - der
Zerstörung, der thermischen Denaturierung und der akustischen Denaturierung - herbeige
führt werden. Die thermische Denaturierung und auch die druckwellenerzeugte Defunktio
nalisierung größerer Gehirnareale führt jedoch vorzugsweise nicht zu einer mechanischen
Auflösung von Hirnstrukturen. Es wird vielmehr eine thermische Umwandlung von Zellge
webe oder funktionelle Ausschaltung des Schmerz- und Wahrnehmungsvermögens unter
Beibehaltung der Gewebsintegrität erzielt. Im weiteren können Schlachtkörperschäden, bei
spielsweise aufgrund schlechter Ausblutung, verhindert werden.
In bevorzugten Ausführungen der Erfindung werden mehrere Laserstrahlen gleichzeitig auf
den Schädel des Tieres in Richtung auf eine gemeinsame Zielregion gerichtet. Vorzugsweise
werden die mehreren Laserstrahlen aus unterschiedlichen Richtungen auf die Zielregion
fokussiert und gleichzeitig ausgelöst. In einer bevorzugten Weiterentwicklung werden meh
rere Laserstrahlen gleichzeitig auf mehrere ausgewählte Hirnpartien oder auf unterschiedli
che Orte einer einzigen Zielregion gerichtet und dort zur Wirkung gebracht. Mehrere ver
schiedenartige Laser können auch aufeinander abgestimmt getaktet Laserpulse auf eine ge
meinsame Zielregion oder mehrere Zielregionen richten, vorzugsweise um akustische Stoß-
oder Druckwellen zu erzeugen.
Bei großen Schlachttieren, beispielsweise, kann es ferner von Vorteil sein, wenn wenigstens
zwei Laserstrahlen in die gleiche Zielregion eingestrahlt werden. Ein erster der wenigstens
zwei Laserstrahlen erzeugt einen Zerstörungskanal und vorzugsweise auch bereits eine Per
foration der Schädeldecke und ein anderer, durch die Perforation in den Zerstörungskanal
tretender zweiter Laserstrahl bewirkt die endgültige Betäubung. Der zweite Laserstrahl kann
zeitlich versetzt nach dem ersten Laserstrahl oder vereinigt mit dem ersten Laserstrahl auf
der gleichen Strahlachse auf den Tierschädel gerichtet werden. Die Aufgabentrennung er
möglicht die Auswahl von wenigstens zwei Lasern, die in Bezug auf die jeweilige Funktion,
zum einen die Schaffung eines Zerstörungskanals, vorzugsweise einschließlich der Durch
dringung von hartem Knochengewebe und/oder Knorpelgewebe, und zum anderen die ther
mische Denaturierung und/oder die akustische Denaturierung, optimiert gewählt sind und
betrieben werden.
Anstatt mit einem einzigen Laserstrahl kann für die Perforation des Schädelknochens und
für die Schaffung des Zerstörungskanals im Hirnzellgewebe je ein Laserstrahl zur Anwen
dung gebracht werden. Bei jedem dieser zwei Laserstrahlen handelt es sich um einen für die
jeweilige Funktion optimierten Laserstrahl. Solch eine Funktionsaufteilung kann grundsätz
lich auch bei weitergehender Funktionssplittung oder auch ohne gesonderten Laserstrahl für
die akustische Denaturierung und grundsätzlich auch ohne akustische Denaturierung mit
Vorteil angewendet werden.
Für die Schaffung des Zerstörungskanals wird ein Laser verwendet, für dessen Laserlicht
das Zellgewebe einen hohen Absorptionsgrad aufweist. Die Wellenlänge des Laserlichts
beträgt vorzugsweise 1 bis 12 µm. Der Laser wird vorzugsweise kontinuierlich oder quasi
kontinuierlich betrieben und hat eine hohe Ausgangsleistung von wenigstens 100 W und
gegebenenfalls bis zu 20 kW. Die Laserleistung wird zweckmäßigerweise in Abhängigkeit
von der Tierart gewählt. Der Strahldurchmesser solch eines Schneidlasers sollte zwischen 1
und 6 mm betragen. Als Schneidlaser bieten sich insbesondere CO2-Laser, Holmium-Laser
oder Thulium-Laser an.
Ein Laser für die thermische Denaturierung sollte Laserlicht erzeugen, das von dem Zell
gewebe mit einem mittleren Absorptionsgrad absorbiert wird und tief in das Zellgewebe
eintritt. Das Laserlicht eines solchen Lasers weist vorzugsweise eine Wellenlänge im nahen
Infrarot auf, vorzugsweise aus dem Bereich von 800 nm bis 2 µm auf. Der Laser wird kon
tinuierlich oder quasi kontinuierlich mit einer Leistung betrieben, die in der Regel niedriger
ist, etwa um eine Größenordnung (10er-Potenz), als diejenige des Schneidlasers, jeweils auf
die zu betäubende Tierart bezogen. Als Laser für die thermische Denaturierung bieten sich
Nd-Laser, beispielsweise diodengepumpte Festkörperlaser, oder Laserdioden an. Der
Strahldurchmesser ist an den des Schneidlasers angepasst.
Als Laser für die Erzeugung von akustischen Stoßwellen kommen vorzugsweise gepulste
Laser mit Pulsdauern von einigen Mikrosekunden bis in den Nanosekundenbereich zum
Einsatz. Die Pulsdauer, die Pulsenergie, die Wellenlänge, der Durchmesser, die Anzahl der
Laserpulse und, falls mehrere Pulse erzeugt werden, die Repetitionsrate sind derart aufein
ander abgestimmt, vorzugsweise auch tierartspezifisch und/oder gewebespezifisch abge
stimmt, dass ein oder mehrere Druckpulse in einer für die irreversible Betäubung ausrei
chenden Stärke und Dauer erzeugt werden. Die Druckerhöhung kann durch thermische An
regung des Zellverbands und die damit einhergehende Ausdehnung, durch Verdampfung,
durch Plasmaerzeugung oder eine Kombination von mehreren dieser drei Effekte erzeugt
werden. Die Laserenergie sollte pro Puls einige Joule betragen. Im Falle geringerer Puls
energie eines Einzellasers werden vorzugsweise mehrere Strahlen verwendet, gegebenen
falls auch zusammengeführt und überlagert. Für die Betäubung mittels akustischer Stoß
wellen können beispielsweise gepulste Nd-Laser oder Rubin-Laser verwendet werden.
Die erfindungsgemäße Laserbetäubung kann auch in Kombination mit einem Bolzenschuss
verfahren zum Einsatz gelangen. So kann die Schädeldecke des Tieres statt mittels eines
Schneidlasers mit einem kurzen Bolzen durchdrungen werden, der jedoch nicht soweit ein
dringt, dass durch den Bolzen eine mechanische Zerstörung von Hirnzellen bewirkt werden
kann. Vorzugsweise wird der Bolzen mechanisch zurückgehalten, um die maximale Ein
dringtiefe festzulegen. Unmittelbar nach der mechanischen Perforation findet die Laserbe
täubung statt. Falls ein Hohlbolzen verwendet wird, kann der Laserstrahl koaxial durch den
hohlen Bolzen gerichtet werden.
Um heiße oder gar brennende Ablationsprodukte von einer Eindringstelle abzuführen oder
abzulöschen, ist in bevorzugten Ausführungsbeispielen eine Fluidführungseinrichtung vor
gesehen, mittels der die Eindringstelle mit einem Spülfluid oder zum Ersticken von
Verbrennungsreaktionen mit einem Löschfluid kontinuierlich oder pulsweise beaufschlagbar
ist. Als Spül- und/oder Löschfluid wird vorteilhafterweise ein Gas, vorzugsweise CO2, ver
wendet. Als reines Spülfluid kann auch Luft Verwendung finden. Immerhin können durch
den Spüleffekt Abschattungen, welche die Effizienz des Laserstrahls verschlechtern können,
reduziert werden. Mit einem Spül- und Löschfluid wie beispielsweise CO2 oder Stickstoff
können zusätzlich auch Carbonisierungen entlang des Laserstrahls vermindert werden.
Vor der Betäubung kann eine Kälteanästhesie durchgeführt werden, indem ein kaltes Fluid,
beispielsweise Stickstoff aus einem Flüssigstickstoffreservoir, mit Druck auf die zu durch
dringende Stelle des Tierschädels gerichtet wird. Vorzugsweise wird Flüssigstickstoff in
Form eines Aerosols von fein verteilten Tröpfchen auf den Tierschädel gerichtet. Mittels
der Kälteanästhesie kann das Tier vorteilhafterweise ruhiggestellt werden.
Besonders bevorzugt wird ein Laserstrahl oder werden mehrere Laserstrahlen durch eine
bewegbare Laserplattform automatisch geführt. Die Laserbetäubung ist jedoch auch bei
Verwendung eines manuell betätigbaren Lasers, beispielsweise einer Laserpistole, vorteil
haft. Die Laserplattform wird vorzugsweise von einem Roboter gebildet. Ein Laser - oder
bevorzugter nur ein Laserstrahlführungssystem für einen oder mehrere Laser - ist an einem
Arm des Roboters angeordnet, dessen Bewegungsfreiheit ausreichend groß ist, um ihn in
Schussposition relativ zu dem lebenden Schlachttier bringen zu können. Auf der bewegba
ren Plattform, insbesondere dem Roboterarm, können mehrere Strahlführungssysteme ange
ordnet sein. Sollen mehrere Laserstrahlen aus unterschiedlichen Richtungen auf den Schädel
des Schlachttieres gerichtet werden, so ist jedes der mehreren Strahlführungssysteme in ei
ner bevorzugten ersten Ausführung je auf einem Arm eines mehrarmigen Roboters ange
ordnet. In einer bevorzugten zweiten Ausführung ist ein Laserstrahlführungssystem auf ei
ner bewegbaren Plattform so ausgebildet, dass mehrere Laserstrahlen mit unterschiedlichen
Richtungen von der Plattform oder im Falle mehrerer solcher Plattformen pro Plattform
abgestrahlt werden können.
Um die Masse der bewegbaren Plattform so gering als möglich zu halten und hierdurch ra
schere Bewegungen und damit einhergehend schnellere Reaktionen auf Bewegungen des
Tieres zu ermöglichen, wird in bevorzugten Ausführungen der Laser selbst, d. h. die Laser
quelle, nicht unmittelbar auf der bewegbaren Plattform, sondern an einer Trageinrichtung
für die Plattform oder ganz und gar stationär, aber möglichst in räumlicher Nähe zu der
Plattform, angeordnet. Die in diesem Falle besonders bewegliche Plattform trägt nur das
Strahlführungssystem oder nur den letzten Teil des Strahlführungssystems, vorzugsweise
nur eine Strahlausgangsoptik, die aus einer einzigen Linse oder im Falle mehrerer Strahlen
je einer einzigen Linse pro Strahl bestehen kann. Als Strahlführungssystem kommt sowohl
ein reines Spiegelsystem als auch ein System mit einer oder mehreren optisch leitenden Fa
sern, insbesondere Quarzfasern, mit entsprechenden Ein- und Auskopplungsgliedern, oder
auch eine Kombination aus Spiegel und Faser in Betracht. Die Verlagerbarkeit des Lasers,
d. h. der Laserquelle, weg von dem Ort der höchsten Beweglichkeit und die flexible Lenk
barkeit des Laserstrahls sind ein weiterer Vorteil für die Laserbetäubung. Eine körperlose
Strahlübertragung auf die bewegbare Plattform verbessert deren Beweglichkeit.
Um mehrere Laserstrahlen zu einem Strahl vereinen oder zeitlich hintereinander versetzt
mit gleicher Richtung auf die gleiche Stelle am Tierschädel richten zu können, weist ein
Strahlführungssystem bevorzugterweise eine Einrichtung zur Strahlzusammenführung auf.
Ein Lasersystem, mit dem mehrere Laserstrahlen gleichzeitig oder in zeitlicher Abfolge aus
unterschiedlichen Richtungen und gegebenenfalls auf unterschiedliche Orte des Tierschädels
gerichtet werden, kann mit mehreren Lasern, beispielsweise je ein Laser zur Erzeugung je
eines der Laserstrahlen, oder auch mittels einer Einrichtung zur Strahlaufteilung in einem
Strahlführungssystem realisiert werden. Erfolgt eine Strahlaufteilung, so können die mehre
ren Laserstrahlen entweder von einem einzigen Laser oder auch von mehreren Lasern er
zeugt werden.
Ein Roboter als Träger der Vorrichtung kann grundsätzlich in der Art von Fertigungsrobo
tern, beispielsweise Schweißrobotern, ausgeführt sein, wie sie in der Fertigung, beispiels
weise von Automobilen, zum Einsatz gelangen. Die Betäubung von Schlachttieren weist
jedoch als weiteren Schwierigkeitsgrad auf, dass die lebenden Tieren niemals absolut ruhig
gehalten werden können, sondern letztlich nicht exakt vorhersagbare Bewegungen, zumin
dest Kopfbewegungen, ausführen. Die Laserplattform oder die vorzugsweise von einem
Roboter gebildete Trageinrichtung für die Plattform umfasst daher in bevorzugten Ausfüh
rungen eine Zieleinrichtung für den oder die mehreren Laserstrahlen. Die Zieleinrichtung
bestimmt mittels Messung den Ort und die Position bzw. Lage des Schädels des Schlachttie
res im Raum und richtet den oder die Laserstrahlen automatisch auf die Zielregion aus. In
der ausgerichteten Position wird der oder werden die mehreren Laser von der Zieleinrich
tung ausgelöst. Für diese Aufgaben kann ein bewegbarer Roboter individuell mit einem
Computer bestückt sein, um autonom arbeiten zu können. Der Roboter kann jedoch auch
mit einem Computer verbunden sein, der an einer zentralen Stelle einer Schlachtanlage oder
in einer Betäubungsstation mit einem oder vorzugsweise mehreren zwar abgestimmt betrie
benen, aber unabhängig voneinander bewegbaren Robotern angeordnet und mit dem einen
oder den mehreren Robotern in geeigneter Weise für einen Datentransfer verbunden ist.
Zur Bestimmung der Zielregion verfügt die Zieleinrichtung über eine Erkennungseinheit,
die durch Vergleich von Messdaten, die bis zur Auslösung des Lasers an dem jeweiligen
Schlachttier aufgenommen worden sind, und vorgegebenen, für die Schlachttierart spezifi
schen Daten die Zielregion als solche identifiziert. Zur besseren Zielerkennung kann eine
Farbmarkierung am Tier, die manuell oder maschinell aufgetragen wurde, hilfreich sein.
Die Abtastung kann im sichtbaren Spektralbereich, im infraroten Bereich, mittels Ultra
schallwellen oder mittels eines tomographischen Verfahrens, beispielsweise eines Röntgen
strahl-, Kernspinresonanz- oder Positronenstrahlverfahrens, erfolgen. Während optische
Verfahren eine Koordinatenbestimmung der Zielregion nur auf indirektem Wege zulassen,
was jedoch grundsätzlich für die Koordinatenbestimmung ausreichend ist, kann die Zielre
gion mittels der tomographischen Verfahren unmittelbar identifiziert und ihre Koordinaten
können besonders präzise und rasch ermittelt werden.
Die vorgegebenen, für die jeweilige Schlachttierart spezifischen Daten sind vorzugsweise in
Form eines Expertensystems in einem Speicher des Computers abgelegt. Es können sogar
für mehrere Schlachttierarten spezifische Daten gespeichert sein, so dass die Erkennungs
einheit in der Lage ist, vor der individuellen Orts- und Lagebestimmung auch automatisch
die Art des Schlachttieres, beispielsweise Rind oder Schwein, zu erkennen. Die tierartspezi
fischen Daten repräsentieren vorteilhafterweise ein dreidimensionales Modell des Schädels
einer Schlachttierart oder von mehreren Schlachttierarten. Das System verfügt vorzugsweise
über die Fähigkeit, das gespeicherte Modell in Abhängigkeit von den tatsächlichen Messda
ten, die an dem ersten oder den ersten Tieren einer Gruppe aufgenommen worden sind,
anzupassen. So kann ein für eine Tierart, beispielsweise Rinder, allgemein vorgegebenes
Schädelmodell flexibel auf Rasse und/oder Alter bzw. Größe der Tiere der jeweils für einen
Schlachtgang vorgesehenen Gruppe verfeinert und/oder korrigiert und anschließend die
Zielerkennung und Koordinatenbestimmung auf der Basis des angepassten Modells durchge
führt werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen erläutert.
Anhand der Ausführungsbeispiele offenbar werdende Merkmale bilden je einzeln und in
jeder offenbarten Merkmalskombination die Gegenstände der Ansprüche weiter. Es zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung für eine Schlachttierbetäubung mit einem Laser,
Fig. 2 eine Vorrichtung mit zwei Lasern,
Fig. 3 eine Betäubungsstation mit mehreren Robotern und
Fig. 4 Laserfunktionen.
Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Vorrichtung für die Betäubung eines
Schlachttieres mittels Laserbestrahlung. Die Vorrichtung umfasst einen Laser 1 und ein La
serstrahlführungssystem 3, mit dem ein von dem Laser 1 emittierter Laserstrahl 2 auf einen
Tierschädel 10 gerichtet und in eine Zielregion im Gehirn fokussiert wird. Zum Zwecke der
Automatisierung umfasst die Vorrichtung ferner eine Zielerkennung 6 und eine Kontrollein
heit 8, die für einen Datentransfer über einen Datenbus 7 miteinander verbunden sind. Der
Datentransfer kann leitungsgebunden oder leitungsungebunden, beispielsweise per Funk,
erfolgen. Die Zielerkennung 6 und die Kontrolleinheit 8 können auch in integrierter Bau
weise ausgeführt sein. Die Kontrolleinheit 8 ist über einen Datenbus 9 mit dem Laser 1 ver
bunden.
Die Vorrichtung ist ferner mit einer Fluidführungseinrichtung 11 ausgestattet. Die Fluidfüh
rungseinrichtung 11 ist mit einem Fluidreservoir verbunden und weist Blasdüsen auf, um
beispielsweise CO2-Gas auf den Tierschädel 10 zu richten, insbesondere auf die Eindring
stelle des Laserstrahls 2. Durch die Fluidbeaufschlagung werden an der Eindringstelle
eventuell hervorgerufene Verbrennungsreaktionen erstickt und heiße Ablationsprodukte entfernt.
Zur Koordinierung von Laserpuls und Fluidfluss oder bevorzugt Fluidpuls ist die
Fluideinrichtung 11 über einen Datenbus 15 mit der Kontrolleinheit 8 verbunden.
Die in Fig. 1 dargestellten Komponenten sind auf einem Roboter angeordnet, der innerhalb
einer Betäubungsstation, der die Schlachttiere zugeführt werden, bewegbar angeordnet ist.
Der Roboter verfügt über wenigstens einen bewegbaren Arm, der Bewegungen des Tier
schädels 10 verzugslos nachgeführt wird. Der Roboterarm dient als Plattform für das Strahl
führungssystem. Während der Laser 1 und ein die Einkopplung für den Laserstrahl 2 um
fassender Teil des Strahlführungssystems 3 auf dem Roboter vor dem bewegbaren Roboter
arm angeordnet sind, ist ein vorderer Teil 5 des Strahlführungssystems 3 auf dem bewegba
ren Roboterarm angeordnet. Der Roboterarm und eine motorische Einheit zum Bewegen des
Arms sind zusammen mit 4 bezeichnet. Die optische Verbindung zwischen der Haupteinheit
des Roboters und dem die vordere Optik 5 tragenden Roboterarm 4 oder Roboterarmteil
wird durch eine optische Faser oder masselos durch Spiegel gebildet.
Die Zielerkennung 6 ist mit einer Videokamera als Abtastglied ausgestattet. Statt einer Ziel
auffassung im sichtbaren Spektralbereich oder in Kombination damit können die für die
Zielerkennung und Koordinatenbestimmung erforderlichen Zieldaten auch mit Infrarotsen
sorik, Ultraschallsensorik, einer Sensorik für eine tomographische Messdatenaufnahme oder
einer Kombination der genannten Messverfahren aufgenommen werden. Die aufgenomme
nen Zieldaten werden in der Zieleinrichtung 6 verarbeitet und daraus die Zielkoordinaten
für den Laserstrahl 2 bestimmt und über den Datenbus 7 der Kontrolleinheit 8 zugeführt.
Eine Arbeitsteilung zwischen der Zieleinrichtung 6 und der Kontrolleinheit 8 kann auch
dergestalt sein, dass über den Datenbus 7 die Messdaten übertragen werden und die Zielko
ordinatenbestimmung von der Kontrolleinheit 8 durchgeführt wird.
Die Kontrolleinheit 8 steuert den Laser 1 und die motorische Einheit für den Roboterarm 4.
Sobald die Zielkoordinaten bestimmt und der Laserstrahl 2 auf die Zielregion in dem Tier
schädel 10 ausgerichtet ist, wird der Laser 1 und ein Fluidpuls bei 11 ausgelöst. Der Laser
strahl 2 durchdringt die Schädeldecke und erzeugt einen Zerstörungskanal durch das Hirn
zellgewebe. Der Zerstörungskanal erstreckt sich durch oder zumindest bis in ein Hirnareal,
das für das Schmerz- und Wahrnehmungsvermögen des Tieres verantwortlich ist. Bereits
diese Auflösung von Hirnstruktur wird in vielen Fällen ausreichen, das Tier dauerhaft zu
betäuben. Zellgewebe wird bei einer Zerstörung augenblicklich koaguliert. Bereits durch
den Laserstrahl selbst wird somit verhindert, dass Krankheitserreger freigesetzt und in die
Blutbahn gelangen können. Vorzugsweise wird ein Laser 1 verwendet, dessen Strahl nicht
nur den Zerstörungskanal schafft, sondern darüber hinaus in einem für die Betäubung nen
nenswerten Ausmaß Zellgewebe in der Umgebung des Zerstörungskanals thermisch denatu
riert. Durch die thermische Denaturierung als weitere Laserfunktion wird das strukturell
irreversibel geschädigte Hirnareal vergrößert und damit die Nachhaltigkeit der Betäubung
erhöht. Besonders bevorzugt wird der Laser 1 darüber hinaus auch derart betrieben, dass in
der Zielregion eine oder mehrere akustische Stoß- oder Druckwellen mit einer Amplitude
erzeugt werden, die bereits alleine oder zumindest in Verbindung mit der Auflösung
und/oder der thermischen Denaturierung für eine irreversible Betäubung des Tieres aus
reicht. Für die akustische Denaturierung wird der Laserstrahl 2 in die Hirnzielregion fokus
siert und erzeugt dort durch Zellgewebsausdehnung und/oder Verdampfung und/oder Plas
maerzeugung im Zellgewebe und/oder Zellflüssigkeit augenblicklich einen Druckpuls von
wenigstens 10 bar, der aber durchaus auch 1000 bar betragen kann.
Die Zieleinrichtung 6 oder zumindest das Abtastglied oder die mehreren Abtastglieder der
Zieleinrichtung 6 ist ebenfalls den Bewegungen des Tierschädels 10 nachführbar angeord
net. Auch für die Fluidführungseinrichtung 11 kann eine bewegliche Anordnung zum Zwe
cke der Nachführung vorteilhaft sein.
Fig. 2 zeigt in einem abgewandeltem Beispiel eine Vorrichtung mit zwei Lasern 1a und
1b, deren emittierte Laserstrahlen 2a und 2b in einer Strahlzusammenführung 3a des Strahl
führungssystems 3 vereint werden. Der vereinte Laserstrahl 2 wird mittels des Roboterarms
4 und der darauf angeordneten Strahlausgangsoptik 5 auf die Zielregion im Tierschädel 10
gerichtet und in die Zielregion fokussiert. Die Laser 1a und 1b werden von der Kontrollein
heit 8 über je eine Steuerverbindung 9a und 9b angesteuert.
Durch die Strahlenzusammenführung 3a können mehrere Laserstrahlen zu einem im Ver
gleich zu den Einzelstrahlen intensiveren Laserstrahl 2 vereint werden, falls mit gleicher
Wellenlänge emittierende Laser 1a und 1b verwendet und mit gleicher Phase zusammenge
führt werden. Im Ausführungsbeispiel erfüllen die Laser 1a und 1b jedoch unterschiedliche
Funktionen. Der eine der beiden Laser 1a und 1b erzeugt einen Laserstrahl, der zur Durch
dringung bzw. Perforation der Schädeldecke und Schaffung eines Zerstörungskanals geeig
net ist, und der andere der Laser 1a und 1b ist in Bezug auf die Herbeiführung der Betäu
bung durch thermische und/oder akustische Denaturierung optimiert. Die Laser 1a und 1b
werden durch entsprechende Ansteuerung seitens der Kontrolleinheit 8 über das Strahlfüh
rungssystem 3 entweder in einem vereinten Laserstrahl 2 oder in zeitlich versetzter Abfolge
sequenziert ausgelöst.
Fig. 3 zeigt eine Betäubungsstation mit vier Robotern 13 von denen je ein Paar links und
rechts von einer zwischen den Paaren von Robotern 13 durchlaufenden Fördereinrichtung
12 angeordnet sind. Die Fördereinrichtung 12 wird durch ein Förderband, vorzugsweise ein
Brustförderband, gebildet, auf dem die Schlachttiere 14 vereinzelt, eines hinter dem anderen
zwischen den beiden Roboterpaaren kontinuierlich hindurchgefördert werden. Die Roboter
13 laufen auf geschlossenen Bahnen um. Die Umlaufbahnen weisen der Fördereinrichtung
12 unmittelbar benachbarte Bahnabschnitte auf, die ein Stück weit parallel neben der För
dereinrichtung 12 verlaufen. Zumindest innerhalb dieser Bahnabschnitte bewegen sich die
Roboter 13 mit der Geschwindigkeit der Fördereinrichtung 12.
Die Fördereinrichtung 12 und die Umlaufbewegung der Roboter 13 ist derart synchroni
siert, dass das Schlachttier 13 beim Einlauf zwischen die Umlaufbahnen links und rechts
von je einem der Roboter 13 empfangen, und während des Durchlaufs zwischen den beiden
Umlaufbahnen von diesen Robotern 13 begleitet wird. Die Fördergeschwindigkeit und die
Wegstrecke der Begleitung sind so bemessen, dass eine Zielerkennung und Koordinatenbe
stimmung der Zielregion oder der mehreren Zielregionen im Tierschädel durchgeführt, we
nigstens ein bewegbarer Arm 4 von wenigstens einem der beiden Roboter 13 ausgerichtet,
stochastischen Bewegungen des Tieres 14 nachgeführt und der wenigstens eine Laserstrahl
zielgenau in die Zielregion eingestrahlt werden kann. Die streckenweise Begleitung, vorzugsweise
wie im Ausführungsbeispiel beidseitig, ist für die Aufnahme der für die Zieler
kennung und Zielkoordinatenbestimmung erforderlichen Messdaten vorteilhaft. Durch die
Anordnung von mehr als einem Roboter 13 zu einer Seite der Fördereinrichtung 12 kann die
Taktrate der Betäubungsstation erhöht werden.
In Fig. 4 sind drei bei der erfindungsgemäßen Laserbetäubung angewendete Laserwirkun
gen bzw. Laserfunktionen schematisch dargestellt. Obgleich besonders bevorzugt alle drei
Laserfunktionen in Kombination zum Zwecke der Betäubung zur Anwendung gelangen,
kann eine erfindungsgemäße Laserbetäubung auch unter Rückgriff auf lediglich eine Kom
bination von zwei dieser Laserfunktionen oder grundsätzlich auch nur unter Realisierung
einer einzigen Laserfunktionen durchgeführt werden. Für die beispielhafte Darstellung wird
angenommen, dass drei verschiedenartige Laser eingesetzt werden.
Ein Schneidlaser erzeugt einen ersten Laserstrahl 2, der einen Zerstörungskanal I durch die
Schädeldecke des Tieres und im Gehirn bis in die Zielregion Z, im Beispielfall der Hirn
stamm, schafft. Die Perforation des Schädelknochens und der Zerstörungskanal I im Hirn
zellgewebe können auch mittels zwei, eigens in Bezug auf die in diesem Fall aufgeteilten
Funktionen optimierten Laserstrahlen erfüllt werden. Im angenommen Beispielfall, in dem
die durch den Schneidstrahl 2 bewirkte Zerstörung im Hirnstamm und die durch den
Schneidstrahl bewirkte thermische Denaturierung von unmittelbar an den Kanal I grenzen
dem Zellgewebe allein für eine irreversible Betäubung noch nicht ausreichen, wird ein von
einem weiteren, zweiten Laser erzeugter Laserstrahl entweder zusammen mit den Schneid
strahl oder unmittelbar nach dem Schneidstrahl durch den Zerstörungskanal I auf die Ziel
region Z eingestrahlt. Der zweite Laser wird mit dem Ziel einer optimalen, räumlich ausge
dehnten thermischen Denaturierung von Zellgewebe ausgewählt und betrieben. Durch die
Wechselwirkung des zweiten Laserstrahls mit dem Zellgewebe entsteht in der Zielregion Z
und um den Zerstörungskanal I eine Zone II, in der das Zellgewebe thermisch denaturiert
ist. Dabei kommt es auch zu einer Gewebekoagulation, so dass Blutgefäße verschlossen
werden und keine Krankheitserreger in die Blutbahn gelangen können. Ferner wird von ei
nem dritten Laser ein dritter Laserstrahl erzeugt und durch den Zerstörungskanal I hindurch
auf die Zielregion Z fokussiert. Der dritte Laser wird gepulst betrieben mit solch einer
Pulsdauer und Pulsenergie sowie gegebenenfalls einer Repetitionsrate, dass in der Zielregi
on Z durch Gewebsausdehnung, Verdampfung oder Plasmaerzeugung oder eine Kombinati
on dieser Effekte ein Druckpuls erzeugt wird, der eine irreversible funktionale Schädigung
der Hirnstruktur bewirkt. Die Zone der akustischen Denaturierung ist mit III bezeichnet.
Die entstehenden Druckpulse breiten sich typischerweise in Form von Kugelwellen konzen
trisch in der Zielregion Z und um die Zielregion Z aus.
Claims (26)
1. Vorrichtung zur Betäubung eines Schlachttieres,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung wenigstens einen Laser (1; 1a, 1b) umfasst, der einen Laserstrahl
(2) erzeugt, mit dem das Schlachttier (14) betäubt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung mehre
re Laser (1a, 1b) umfasst, die auf eine gemeinsame Zielregion ausrichtbar sind.
3. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Laser (1; 1a) Laserlicht mit einer Wellenlänge emittiert, die zur Schaffung
eines sich durch Hirnzellgewebe erstreckenden Zerstörungskanals (I) geeignet ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Laser (1; 1a) Laserlicht einer zur thermischen Denaturierung von Hirnzell
gewebe geeigneten Wellenlänge emittiert.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass mittels des Lasers (1; 1b) in einer für das Schmerz- und Wahrnehmungsvermö
gen verantwortlichen Hirnzielregion eine oder mehrere akustische Stosswellen er
zeugbar ist oder sind.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung wenigstens zwei verschiedenartige Laser (1a, 1b) umfasst und
die wenigstens zwei Laser (1a, 1b) mit Zellgewebe derart wechselwirken, dass we
nigstens zwei der Laserfunktionen "Schaffung eines Zerstörungskanals (I) bis in eine
Hirnzielregion", "thermische Denaturierung von Hirnzellgewebe" und "Erzeugung
wenigstens einer akustischen Stoss- oder Druckwelle" erfüllt werden, wobei die Be
täubung durch eine der erfüllten Laserfunktionen alleine oder durch eine Kombinati
on der wenigstens zwei Laserfunktionen herbeigeführt wird.
7. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die
Vorrichtung einen ersten Laser (1; 1a) zur Schaffung eines Zerstörungskanals (I) und
einen weiteren, zweiten Laser (1b) zur Erzeugung der wenigstens einen Stoss- bzw.
Druckwelle umfasst.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Laserstrahl (2) einen Durchmesser von wenigstens 1 mm und vorzugsweise
höchstens 6 mm aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Laserstrahlführungssystem (3) oder nur ein vorderer Teil (5) eines Laser
strahlführungssystems (3), aus dem der Laserstrahl (2) austritt, auf einer bewegbaren
Plattform (4), vorzugsweise einem bewegbaren Arm (4) eines Roboters (13), ange
ordnet ist.
10. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die
Plattform (4) relativ zu dem Laser (1; 1a, 1b) bewegbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der zwei vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, dass mehrere bewegbare Plattformen (4), vorzugsweise wenigstens zwei beweg
bare Roboter (13) mit bewegbaren Roboterarmen (4), vorgesehen sind, die im
Wechsel betrieben werden.
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Laserstrahlführungssystem (3) mit wenigstens einer Strahlzusammenführung
(3a) für wenigstens zwei Laserstrahlen (2a, 2b) vorgesehen ist.
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass ein Laserstrahlführungssystem mit wenigstens einer Strahlaufteilung für einen
Laserstrahl vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung eine Fluidführungseinrichtung (11) umfasst, mittels der ein
Wirkort des Laserstrahls (2) mit einem Fluid, vorzugsweise gasförmiges CO2,
beaufschlagbar ist, um ein Ablationsprodukt zu entfernen und/oder abzulöschen.
15. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung eine Zieleinrichtung (6; 6, 8) für eine Ausrichtung des oder der
Laserstrahlen (2) auf eine Zielregion des Schlachttieres umfasst.
16. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die
Zieleinrichtung (6; 6, 8) ein Abtastglied zur Abtastung des Schlachttieres und Erzeu
gung eines Abtastsignals und eine Erkennungseinheit umfasst, der das Abtastsignal
zugeführt wird und die mittels des Abtastsignals die Koordinaten der Zielregion be
stimmt.
17. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die
Abtastung im sichtbaren Spektralbereich, im infraroten Spektralbereich, mittels Ult
raschallwellen oder mittels eines tomographischen Verfahrens oder mehreren dieser
Abtastverfahren erfolgt.
18. Verwendung eines Lasers (1; 1a, 1b) zur Betäubung eines Schlachttieres.
19. Verfahren zur Betäubung eines Schlachttieres,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Schlachttier durch wenigstens einen Laserstrahl (2) betäubt wird.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Laserstrahl (2) im Gehirn des Tieres einen oder mehrere Druckpulse von we
nigstens 10 bar erzeugt und dadurch eine Betäubung herbeiführt.
21. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
eine Betäubung durch thermische Denaturierung von Zellgewebe im Gehirn des Tie
res herbeigeführt wird.
22. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass für
die Betäubung mehrere Laserstrahlen (2a, 2b) auf eine gemeinsame Zielregion des
Schlachttieres gerichtet werden.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
mit einem ersten Laserstrahl (2a) ein Zerstörungskanal (I) im Gehirn des Tieres er
zeugt und ein zweiter Laserstrahl (2b) durch den Zerstörungskanal (I) auf eine Ziel
region im Gehirn des Tieres gerichtet wird.
24. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der
erste und der zweite Laserstrahl (2a, 2b) zusammengeführt und vereint auf den
Schädel (10) des Tieres gerichtet werden.
25. Verfahren nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und der zweite
Laserstrahl (2a, 2b) in einer zeitlich versetzten Abfolge auf den Schädel (10) des
Tieres gerichtet werden.
26. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
das Schlachttier zu einer den Laser (1; 1a, 1b) umfassenden Laserplattform (4)
transportiert wird,
eine Zieleinrichtung (6) das Tier erfasst,
und das Tier bei einem Weitertransport von der Laserplattform (4) zumindest bis zu der Laserbetäubung begleitet wird.
eine Zieleinrichtung (6) das Tier erfasst,
und das Tier bei einem Weitertransport von der Laserplattform (4) zumindest bis zu der Laserbetäubung begleitet wird.
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DE2000150560 DE10050560C2 (de) | 2000-10-12 | 2000-10-12 | Verfahren zur Betäubung von Schlachttieren |
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2000
- 2000-10-12 DE DE2000150560 patent/DE10050560C2/de not_active Expired - Fee Related
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