DE10038004A1 - Verfahren zur Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas oder Kunststoff und zugehöriges Formgebungswerkzeug - Google Patents
Verfahren zur Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas oder Kunststoff und zugehöriges FormgebungswerkzeugInfo
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Abstract
Derartige Formgebungswerkzeuge werden typischerweise bei Heißformgebungsverfahren eingesetzt, um in das im plastischen Zustand vorliegende Substrat aus Glas oder Kunststoff die vorgegebene Struktur einzuprägen. Um den hohen Anforderungen an Korrosionsbeständigkeit, Verschleißfestigkeit, Kontaktverhalten usw. gerecht zu werden, muß die formgebende Oberfläche des Formgebungswerkzeuges aus speziellen Werkstoffen bestehen, die nicht einfach zu strukturieren sind. DOLLAR A Die Erfindung sieht ein kostengünstig durchzuführendes Verfahren zur Strukturierung vor, bei dem zunächst auf der unstrukturierten Oberfläche durch die Methode der Lithographie eine Photolackschicht (2) mit Kavitäten (2a) und erhabenen Stellen (2b) strukturiert wird, die mit dem Kontaktwerkstoff vorzugsweise durch thermisches Spritzen beschichtet wird, wobei durch einen nachfolgenden Bearbeitungsschritt die Beschichtung (4) auf Strukturhöhe gebracht wird, unter Freilegung der Photolackstruktur in den erhabenen Stellen (2b), die anschließend entfernt wird.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Mikrostrukturierung der
formgebenden Oberfläche eines Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von
Mikrostrukturen in Glas oder Kunststoff und zugehöriges
Formgebungswerkzeug mittels eines Heißformgebungsverfahrens.
Die Erfindung betrifft ferner das zugehörige Formgebungswerkzeug.
Mit Mikrostrukturen hoher Präzision versehenes Glas wird für
Präzisionsanwendungen, insbesondere im Bereich der Gläser mit optischen
Funktionen, benötigt, beispielsweise für Displays, Beleuchtungssysteme, und
für die Sensortechnik. Von besonderer Bedeutung sind dabei Displayscheiben
von neueren Flachbildschirmgenerationen (Plasma Display Panel = PDP bzw.
Plasma Addressed Liquid Crystal = PALC). In die sogenannte Kanalplatte
dieser Flachbildschirmgläser werden Mikrokanalstrukturen für die Ansteuerung
einzelner Zeilen oder Spalten eingebracht, die sich über die gesamte aktive
Bildschirmbreite oder -höhe erstrecken und in denen über eine elektrische
Entladung Plasma gezündet wird. Die beidseitige Begrenzung eines einzelnen
Kanals wird über annähernd rechteckige Stege realisiert, deren Breite
möglichst gering ist. Um ein ausreichendes Entladungsvolumen zu erhalten, ist
die Höhe der Stege wesentlich größer als deren Breite. Der Abstand der Stege
soll dabei möglichst gering sein.
Die Kanalplatte stellt somit die mikrostrukturierte Glasrückplatte eines PALC-
bzw. PDP-Displays dar.
Diese kanalförmige Mikrostrukturierung, wie sie in Fig. 5 bildlich dargestellt
ist, muß kostengünstig und in großen Stückzahlen für verschiedene
Displaygrößen (Bildschirmdiagonalen bis 60") erfolgen. In Abhängigkeit vom
Bildschirmformat liegen die Strukturabmessungen in folgenden Bereichen:
Stegabstand (Pitch) X = 150-650 µm, Steghöhe Y = 150-250 µm und
Stegbreite Z = 30-50 µm. Für ein 42"-HiVision PDP-Display sind
beispielsweise ca. 5760 Kanäle mit einem Pitch "X" von ca. 161 µm bei einer
Steghöhe Y von 150 µm und einer Stegbreite "Z" von 30 µm mit Toleranzen
von wenigen µm über ca. 520 mm Länge zu fertigen.
Diese enorm hohen Spezifikationsanforderungen bedingen ein hochpräzise
arbeitendes Verfahren bzw. eine entsprechende Vorrichtung. Vergleichbares
gilt für andere Anwendungen, z. B. in der Labortechnik (Titerplatten) in der
Optoelektronik (V-groove arrays), oder in der Unterhaltungstechnik (z. B.
Uhrenbeleuchtung.
Die Mikrostrukturierung der Glasplatte erfolgt derzeit im allgemeinen über ein
Siebdruckverfahren, wobei zwischen 10-20 Glaslotschichten Schicht für
Schicht auf dem Glassubstrat abgeschieden werden. Dieses Verfahren ist sehr
aufwendig und somit Zeit- und kostenintensiv und ist damit für eine
wirtschaftliche Serienfertigung nicht geeignet.
Vergleichbares gilt für Verfahren mit Schleif-, Sandstrahl- und
Laserbearbeitung.
Es ist auch bekannt, mittels Heißformgebungstechniken auf der Basis eines
Formgebungswerkzeuges mit mikrostrukturierter Oberfläche, das mit dem Glas
bzw. Kunststoff in Wirkeingriff gebracht wird, Mikrostrukturen im Glas bzw.
Kunststoff zu erzeugen.
Bei dieser Technologie muß die formgebende Oberfläche des
Formgebungswerkzeuges entsprechend dem Negativ der aufzubringenden
Strukturen mikrostrukturiert sein. Durch Aufbringen eines entsprechenden
Druckes auf das Formgebungswerkzeug bildet sich dann das Negativ der
strukturierten Oberfläche des Formgebungswerkzeuges im plastifizierten
Glassubstrat ab. Die Fig. 3 zeigt dabei diese Negativstruktur für ein PDP-
System, die Fig. 4 die Negativstruktur für ein PALC-System.
Bei der Heißformgebung werden die Formgebungswerkzeuge teilweise
korrosiven Medien und hohen Temperaturen ausgesetzt (200°C bis 1400°C).
Sie werden daher aus speziellen Werkstoffen wie hochlegierte Legierungen,
Hartlegierungen oder Keramiken gefertigt, die den extremen Bedingungen
standhalten. Das kostengünstige Aufbringen von großflächigen
Mikrostrukturen, d. h. Strukturen im µm-Bereich, in die Oberflächen dieser
Werkstoffe, ist dabei nicht unproblematisch.
Zur Herstellung der strukturierten Formgebungswerkzeuge ist der Einsatz
verschiedener fertigungstechnischer Verfahren denkbar. Dabei sind in Bezug
auf das Strukturierungsverfahren bzw. die erzeugte Struktur folgende
Hauptanforderungen zu erfüllen:
- - exakte geometrische Negativabbildung der geforderten Glasstruktur (großflächig ≦ 1 m2),
- - hohe Ebenheit und geringe Rauhigkeit der Werkzeugoberfläche (Vermeidung der Abbildung von Aufrauhungen im Glas),
- - glatte Flankenflächen ohne Hinterschneidungen (Gewährleistung der Entformbarkeit).
Für das Strukturieren von Oberflächen im µm-Bereich stehen gemäß dem Stand
der Technik folgende Herstellungswege zur Verfügung:
Die Eignung der Funkenerosion leitet sich aus dem thermischen
Wirkprinzip ab, welches nahezu prozeßkräftefrei und unabhängig von
den mechanischen Eigenschaften des bearbeiteten Werkstoffs operiert.
Mit der Technologie des Bahnerodierens ist es auch möglich,
großflächige Werkzeuge zu bearbeiten. Scheiben- oder Stiftelektroden
bringen die Strukturen in das Werkzeug ein.
Durch den angelegten Strom werden die zu strukturierenden Bereiche
aufgeschmolzen und dadurch von der Werkzeugoberfläche entfernt. An
den Kanten der strukturierten Bereiche entstehen dabei durch das
Aufschmelzen jedoch unerwünschte Oberflächenfehler. Außerdem
besteht der Nachteil, daß der zu strukturiende Werkstoff elektrisch
leitend sein muß.
Durch die Laserbearbeitung werden, ähnlich wie bei der
Funkenerosion, die Werkstoffe mit Hilfe des thermischen Wirkprinzips
strukturiert. Auch eine großflächige Strukturierung ist möglich. Die
Energiedichte ist bei der Laserbearbeitung aber sehr viel größer als bei
der Funkenerosion. Die Oberflächenfehler, die durch die
Aufschmelzungen zustande kommen, werden dadurch minimiert. Das
Verfahren ist jedoch mit Nachteil sehr zeitaufwendig und teuer.
Die Mikrozerspanung erfolgt mit Hilfe eines monokristallinen
Diamanten. Durch eine Kantenschärfe von kleiner als 10 nm und durch
eine sehr genaue Werkzeugführung ist das Einbringen von
Mikrostrukturen äußerst präzise möglich (Fly-cutting-Methode).
Zur Zeit werden mit dieser Technologie duktile Nichteisenmetalle wie
Cu, Messing und Aluminiumlegierungen sowie die chemischen Ni-P-
Schichten strukturiert. Ni-, Co- und Fe-Legierungen, Hartmetalle und
Keramiken können nicht mit dieser Methode strukturiert werden, da der
Diamant beim Einsatz versagt, durch Verschleiß bzw. eine Reaktion mit
dem Werkstoff. Der Vorteil dieser Technologie liegt in der sehr
präszisen Bearbeitung und darin, daß keine Oberflächenfehler auftreten.
Der Nachteil besteht darin, daß nur ausgewählte Materialien
strukturierbar sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines
Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas oder
Kunststoff mittels eines Heißformgebungsverfahrens zu schaffen, mit dem es
gelingt, kostengünstig definierte Strukturen bis hin zum µm-Bereich
großflächig und auf beliebigen Material-Zusammensetzungen des
Formgebungswerkzeuges zu erzielen.
Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß mit den Schritten:
- - mittels der Technik der Lithographie wird eine auf der unstrukturierten, durch einen Grundwerkstoff gebildeten Oberfläche des Formgebungswerkzeuges aufgebrachte Photolackschicht durch Maskierung entsprechend dem Negativ der aufzubringenden Mikrostruktur strukturiert,
- - auf diese Photolackstruktur mit Erhöhungen und Kavitäten wird unter Anwendung einer Beschichtungs-Technologie mindestens ein Werkstoff aufgetragen, der auch die Kavitäten der Photolackstruktur ausfüllt, danach wird die zu strukturierende Oberfläche einem Schleif- und Polierprozeß unterworfen, bis der aufgetragene Werkstoff die geforderte Strukturhöhe hat, unter Freilegung des bedeckten Bereiches der erhabenen Photolackstruktur,
- - abschließend wird der freigelegte Photolack entfernt, unter Bildung der gewünschten formgebenden Struktur auf dem Formgebungswerkzeug durch die verbleibende Struktur des aufgetragenen Werkstoffes.
Mit den erfindungsgemäßen Maßnahmen ist es auf kostengünstige Weise
möglich, definierte Strukturen bis hin zum µm-Bereich großflächig auf
beliebige Materialzusammensetzungen des Formgebungswerkzeuges
aufzubringen. Die vorbeschriebenen Hauptanforderungen an das
Strukturierungsverfahren bzw. die erzeugbare Struktur werden voll erfüllt.
Dadurch ist erfindungsgemäß ein Formgebungswerkzeug mit einer
mikrostrukturierten formgebenden Oberfläche für das Erzeugen von
Mikrostrukturen in Glas bzw. Kunststoff erhältlich, bei dem die Mikrostruktur
durch einen Werkstoff vorgegeben ist, der auf einen Grundwerkstoff des
Werkzeuges durch eine Beschichtungs-Technologie strukturiert aufgebracht ist.
Um das Kontaktverhalten des Grundkörpers mit dem Glas bzw. Kunststoff zu
verbessern, wird das Verfahren gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung so
geführt, daß auf den Grundwerkstoff vor dem Aufbringen der Photolackschicht
eine Funktionsschicht aus einem anderen Werkstoff aufgebracht wird. Der
Werkstoff dieser Funktionsschicht wird durch das Kontaktverhalten bestimmt,
wogegen der Grundwerkstoff, z. B. Stahl, die notwendige mechanische
Fertigkeit gewährleistet.
Zur Erhöhung der Verschleißfertigkeit bei Bedarf entsprechend den Glas- oder
Kunststoffanforderungen ist es gemäß einer weiteren Ausgestaltung der
Erfindung zweckmäßig, wenn die auf den Grundwerkstoff aufgebrachten
Werkstoffschichten durch einen nachfolgenden HIP-Prozeß nachverdichtet
werden.
Vorzugsweise erfolgt das Auftragen des Werkstoffes auf die Photolackstruktur
unter Anwendung der Technogie des Thermischen Spritzens, wobei
grundsätzlich auch andere Beschichtungs Technologien anwendbar sind.
Das Thermische Spritzen erfolgt gemäß einer ersten Ausgestaltung der
Erfindung vorteilhaft durch das Verfahren des Flammspritzens, insbesondere
durch das HVOF-Verfahren (High Velocity Oxid Fuel Flame Spraying). Dieses
Verfahren ermöglicht einen Schichtaufbau mit hoher Gefügehomogenität bzw.
füllt in besonders hohem Maße auch µm-Strukturen aus.
Dieser Vorteil ist auch dann gegeben, wenn gemäß einer zweiten
Weiterbildung der Erfindung das Thermische Spritzen durch das Verfahren des
Plasmaspritzens erfolgt, insbesondere durch das VPS (Vacuum Plasma
Spraying)- oder LPPS-Verfahren (Low Pressure Plasma Spraying). Diese
Verfahren haben den zusätzlichen Vorteil, daß eine große Bandbreite von
Werkstoffen, insbesondere auch Hartlegierungen und Hartstoffe, wie Karbide,
verspritzt werden können.
Vorgenannte Verfahren ermöglichen es zudem, daß gemäß einer Weiterbildung
der Erfindung sowohl einphasige Werkstoffe als auch Werkstoffkombinationen,
wie Schichtsysteme oder Gradientenwerkstoffe, aufgespritzt werden können.
Dadurch ist es auf einfache Weise möglich, den Werkstoff für die
formgebende, strukturierte Oberfläche des Formgebungswerkzeuges dem
jeweiligen Anwendungszweck anpassen.
Als Materialien, die auf einen metallischen Grundwerkstoff des
Formgebungswerkzeuges durch das Thermische Spritzen aufgebracht werden,
und die den hohen Anforderungen an das Kontaktverhalten Werkzeug/Glas
bzw Kunststoff genügen, kommen vorzugsweise metallische Werkstoffe (z. B.:
Pt, Au, Pd, Ir, Rh, Os, Ru, Re, W, Hf, Ta, Nb, Mo, Ti, Cu, Ni, Co, Zr, Si,
Legierungen dieser Elemente, mit P und B als weitere Bestandteile) und
keramische Werkstoffe (z. B.: C, SiC, B4C, BN, BCN, WC, TiC, TiN, Ti2N,
TiB2, TiCN, TiAIN, AIN, AION, CrN, CrON, AI2O3, Si3N4, ZrN, TaC) in
Frage.
Dabei kann die Oxidationsbeständigkeit durch Ionenstrahl-Modifikationen der
Beschichtungen wie Ionenimplantation (z. B. Si+ in C-Schichten) oder
Ionenstrahlmischen positiv beeinflußt werden.
Zur Verbesserung des Kontaktverhaltens Werkzeug/Glas bzw. Kunststoff kann
zusätzlich auf die durch Thermisches Spritzen aufgebrachten Mikrostruktur
eine dünne Schicht eines geeigneten Werkstoffes aufgebracht werden.
Im Hinblick auf eine gute Kühlung des Glases haben Metalle aufgrund ihrer im
Vergleich zu Keramiken höheren thermischen Leitfähigkeit Vorteile. Bezüglich
der Korrosions- und Oxidationsbeständigkeit sowie des Verschleißwiderstandes
werden wiederum keramische Werkstoffe in der Regel metallischen
Werkstoffen überlegen sein. Die Kombination eines metallischen
Grundwerkstoffs mit einer keramischen Schicht stellt demzufolge meist die
beste Werkstofflösung dar. In Abhängigkeit vom Prozeß der
Mikrostrukturierung im Glas bzw Kunststoff und dessen Bedingungen
(Walzen, Pressen; Glas- bzw. Kunststofftyp mit typischem Werkzeug-
Kontaktverhalten und bestimmtem Temperatur-Viskositäts-Verlauf) werden in
der Praxis die Werkstoffe ausgewählt.
Hinsichtlich des eingangs bezeichneten Formgebungswerkzeuges gelingt die
Lösung der Aufgabe erfindungsgemäß dadurch, daß die Mikrostruktur durch
einen Werkstoff vorgegeben ist, der auf einen Grundwerkstoff des Werkzeuges
durch Thermisches Spritzen mikrostrukturiert aufgebracht wird.
Anhand von zwei in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen wird
die Erfindung näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 in fünf Figurenteilen A-E die einzelnen Verfahrensschritte zur
Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines
Formgebungswerkzeuges durch Strukturierung einer auf den
Grundkörper des Formgebungswerkzeuges aufgebrachten
Photolackschicht durch Mikrolithographie und Beschichten dieser
Struktur mit einem Kontaktwerkstoff durch Thermisches Spritzen, und
Fig. 2 eine zweite Ausführungsform, bei der im Ausgangszustand auf den
Grundkörper vor dem Aufbringen der Photolackschicht eine
Funktionsschicht aus einem anderen Werkstoff aufgebracht ist.
In Fig. 1 sind in den einzelnen Figurenteilen A-E die einfach
durchzuführenden, voneinander getrennten Verfahrensschritte des
erfindungsgemäßen Verfahrens zur Mikrostrukturierung der formgebenden
Oberfläche eines Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von
Mikrostrukturen in Glas oder Kunststoff schematisch in Form von
Längsschnitt-Darstellungen gezeigt. Zunächst wird gemäß dem Figurenteil A
auf einen Grundwerkstoff 1 des Formgebungswerkzeuges, z. B. eines
Stahlformkörpers, ein Photolack 2, auch Resist genannt, in einer Dicke von 50 µm-1 mm
aufgebracht. Auf diese Photolackschicht 2 wird eine Maske 3
aufgebracht, die entsprechend der durchzuführenden Mikrostrukturierung
ausgebildet ist. In der Fig. 1 ist dabei der Einfachheit halber eine
Recheckstruktur dargestellt. In der Praxis, beispielsweise bei
Formgebungswerkzeugen zur Erzeugung von Mikrostrukturen in Form von
Kanälen gemäß den Fig. 3 und 4, ist die Maskenstruktur auf die jeweils zu
erzeugenden Mikrostrukturen ausgerichtet. Durch das Verfahren der
Lithographie wird der Photolack an den nicht abgedeckten Bereichen der
Maskierung belichtet, und die belichteten Stellen werden danach von dem
Grundwerkstoff 1 entfernt, so daß, wie im Figurenteil B dargestellt eine
Struktur, gebildet aus dem nicht belichteten Photolack mit Kavitäten 2a und
Erhebungen 2b, verbleibt.
Die Photolackstruktur nach dem Figurenteil B wird anschließend mit einem
Werkstoff oder einer Werkstoffkombination beschichtet, wobei sich der
Werkstoff nach den Anforderungen richtet, die sich aus dem Kontaktverhalten
des Formgebungswerkzeuges mit dem zu strukturierenden Glas- bzw.
Kunststoff-Material ergeben. Es werden dabei typischerweise sowohl
hochtemperaturbeständige Legierungen auf Fe-, Ni und Co-Basis (z. B.: Inconel
xx, Incoly xx, Nicrofer xx, Nimonic xx, Udimet xx, PM 1000, PM 2000,
Deloro alloys xx, Stellite xx, Tribaloy, Hastelloy xx, Haynesxx), keramische
Werkstoffe wie z. B. Si3N4, SiC, SiO2, Al2O3, ZrO2, B4C, BN, BCN, WC,
TiC, TiN, Ti2N, TiB2, TiCN, TiAIN, AIN, AION, CrN, CrON, ZrON, ZrN,
TaC, Edelmetalle und -legierungen (Pt, Au, Ir, Rh, OS, Ru, Re) und
Refräktärmetalle (W, Hf, Ta, Hb, Mo) abgeschieden.
Die Beschichtung der Photolackstruktur 2a, 2b mit diesen Werkstoffen erfolgt
dabei mit der Technologie des Thermischen Spritzens, die insbesondere das
Flammspritzen und Plasmaspritzen umfaßt, und die Schichten mit hoher
Gefügehomogenität gewährleistet, bei einer großen Bandbreite von zu
verspritzenden Werkstoffen. Die durch das Thermische Spritzen, angedeutet
durch Pfeile, erzeugte Beschichtung 4 ist im Figurenteil C dargestellt.
Thermische Spritzverfahren umfassen in bekannter Weise das Flammspritzen,
das Lichtbogenspritzen, das Plasmaspritzen und Sonderspritzverfahren wie
Detonations-Beschichten und Kondensator-Spritzverfahren. Auch diese
Verfahren sind grundsätzlich bekannt und brauchen daher hier nicht näher
beschrieben zu werden. Für den vorliegenden Anwendungsfall ist dabei das
Plasmaspritzen von besonderer Bedeutung, weil es von allen Verfahren die
hochwertigsten Beschichtungen, insbesondere auch hinsichtlich der
Gefügehomogenität liefert und weil es die Verarbeitung hochschmelzender
metallischer, und keramischer Werkstoffe erlaubt, wie sie insbesondere bei der
Strukturierung von Glas wegen der notwendigen Hitze- und
Korrosionsbeständigkeit bzw. der notwendingen Verschleißfestigkeit benötigt
werden. Zu diesen Werkstoffen zählen insbesondere Legierungen auf
Nickel/Chrom-Basis und Karbide.
Beim Flammspritzen hat dabei das sognenannte HVOF-Verfahren (High
Velocity Oxid Fuel Flame Spraying) und beim Plasmaspritzen das sogenannte
VPS-Verfahren (Vacuum Plasma Spraying) eine besondere Bedeutung erlangt.
Gerade bei diesen Verfahren können sehr geringe Porositäten und hohe
Gefügehomogenitäten erreicht werden.
Die Wirksamkeit der Verfahren des Thermischen Spritzens hängt in bekannter
Weise maßgebend von den Parametern während der Beschichtung, hier der
Negativform 1, ab. Solche Parameter sind beispielswiese die Trägergaszufuhr,
der Abstand der Brennerdüse von der Negativform, die Temperaturführung
usw. Sie variieren in Abhängigkeit vom zu verspritzenden Material und der
gewünschten Geometrie der Negativform. Sie werden im Einzelfall durch den
zuständigen Fachmann vorgegeben.
Nach dem in Figurenteil C dargestellten Beschichtungsvorgang mit der
Technologie des Thermischen Spritzens wird gemäß der Darstellung im
Figurenteil D der beschichtete Körper 4 durch Schleifen und Polieren,
symbolisch angedeutet durch die Schleif- bzw. Polierscheibe 5, bearbeitet
derart, daß die die Kavitäten 2a der Photolackstruktur ausfüllende Beschichtung
4a die gewünschte Strukturhöhe hat und die erhabenen Stellen der
Photolackstruktur höhengerecht freigelegt sind.
Im nächsten Verfahrensschritt wird dann die verbliebene Photolackstruktur 2b
entfernt und es verbleibt, wie im Figurenteil E dargestellt, eine durch den
aufgespritzten Werkstoff gebildete Struktur 4a, die die formgebende,
strukturierte Oberfläche des Formgebungswerkzeuges bildet, und die dem
Negativ der vom Formgebungskörper im Glas bzw. Kunststoff zu erzeugenden
Struktur entspricht.
Bei der Ausführung nach Fig. 1 wird die Photolackschicht 2 direkt auf der
Oberfläche des Grundwerkstoffes 1, z. B. einem Stahlformkörper, aufgebracht.
Für verschiedene Formgebungsprozesse ist es zweckmäßig, wenn der Kontakt
des zu strukturierenden Glases bzw. des Kunststoffes in den Kavitätenböden
der aufgespritzten Struktur nicht mit der freigelegten Oberfläche des
Grundwerkstoffes 1 stattfindet, sondern mit einem speziellen Werkstoff, der
sich jedoch aus Festigkeitsgründen nicht als Grundwerkstoff 1 eignet oder in
größerer Materialstärke zu teuer wäre. Für diesen Fall wird gemäß der
Darstellung in Fig. 2 der Grundwerkstoff 1 vor dem Aufbringen der
Photolackschicht 2 mit einer Beschichtung 6 des notwendigen
Kontaktwerkstoffes versehen, wobei diese Beschichtung ebenfalls nach dem
Verfahren des Thermischen Spritzens aufgebracht werden kann. Die
Strukturierung der Photolackschicht 2 und das Ausbilden der formgebenden
strukturierten Oberfläche 41 des Formgebungswerkzeuges erfolgt anschließend
entsprechend den Darstellungen in den Figurenteilen B-E der Fig. 1.
Claims (10)
1. Verfahren zur Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines
Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas
oder Kunststoff, mittels der Heißformgebung, mit den Schritten:
- - mittels der Technik der Lithographie wird eine auf der unstrukturierten, durch einen Grundwerkstoff gebildeten Oberfläche (1) des Formgebungswerkzeuges aufgebrachte Photolackschicht (2) durch Maskierung (3) entsprechend dem Negativ der aufzubringenden Mikrostruktur strukturiert,
- - auf diese Photolackstruktur mit Erhöhungen (2b) und Kavitäten (2a) wird unter Anwendung einer Beschichtungs Technologie mindestens ein Werkstoff aufgetragen, der auch die Kavitäten (2a) der Photolackstruktur ausfüllt,
- - danach wird die zu strukturierende Oberfläche einem Schleif- und Polierprozeß unterworfen, bis der aufgetragen Werkstoff die geforderte Strukturhöhe hat, unter Freilegung des bedeckten Bereiches der erhabenen Photolackstruktur,
- - abschließend wird der freigelegte Photolack entfernt, unter Bildung der gewünschten formgebender Struktur auf dem Formgebungswerkzeug durch die verbleibende Struktur (4a) des aufgetragenen Werkstoffes.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem auf den Grundwerkstoff vor dem
Aufbringen der Photolackschicht (2) eine Funktionsschicht (6) aus
einem anderen Werkstoff aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die auf den
Grundwerkstoff aufgebrachten Werkstoffschichten (4a, 6) durch einen
nachfolgenden HIP-Prozeß nachverdichtet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem auf die
Photolackschicht (2) der Werkstoff durch Thermisches Sprizten
aufgetragen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem das Thermische Spritzen durch
das Verfahren des Plasmaspritzens erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem das Plasmaspritzen durch das
LPPS-Verfahren (Low Pressure Plasma Spraying) durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem als
aufzutragende Materialien metallische Werkstoffe, vorzugsweise Pt,
Au, Pd, Ir, Rh, Os, Ru, Re, W, Hf, Ta, Nb, Mo, Ti, Cu, Ni, Co, Zr,
Si, Legierungen dieser Elemente mit P und B als weitere Bestandteile
und keramische Werkstoffe, vorzugswiese C, SiC, B4C, BN, BCN,
WC, TiC, TiN, Ti2N, TiB2, TiCN, TiAIN, AIN, AION, CrN, CrON,
AI2O3, Si3N4, ZrN, TaC) verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem die
Oxidationsbeständigkeit der Beschichtung durch Ionenstrahl-
Modifikationen der Beschichtungen wie Ionenimplantation oder
Ionenstrahlmischen positiv beinfluß wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem zusätzlich auf
die aufgetragene Mikrostruktur eine dünne Funktionsschicht eines
weiteren Werkstoffes aufgebracht wird.
10. Formgebungswerkzeug mit einer mikrostrukturierten, formgebenden
Oberfläche für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas bzw.
Kunststoff, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostruktur (4a) durch
einen Werkstoff vorgegeben ist, der auf einen Grundwerkstoff (1) des
Werkzeuges durch eine Beschichtungs-Technologie mikrostrukturiert
aufgebracht ist.
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DE10038004A DE10038004A1 (de) | 1999-11-17 | 2000-08-04 | Verfahren zur Mikrostrukturierung der formgebenden Oberfläche eines Formgebungswerkzeuges für das Erzeugen von Mikrostrukturen in Glas oder Kunststoff und zugehöriges Formgebungswerkzeug |
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Publications (1)
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