DE10014156A1 - Verfahren zur Herstellung eines geschäumten Kunststoffteils - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung beinhaltet die Herstellung von Kunststoffteilen aus geschäumten thermoplastischen Elastomeren, bei der die Gasbeladung des schmelzflüssigen Kunststoffs während der Plastifizierung in einer Spritzgießmaschine stattfindet. Die Gasbeladung erfolgt entweder durch eine Direktbegasung oder durch die chemische Zersetzung eines Treibmittels unter Gasentwicklung. Dadurch liegt das Gas im thermoplastischen Elastomeren bereits in der Plastifiziereinheit bei hohem Druck gelöst vor. Diese gasbeladene Schmelze wird in den im Spritzgusswerkzeug vorgesehenen Hohlraum eingebracht. Während der weiteren Prozessführung bildet sich zunächst eine geschlossene Außenhaut aus. Bauteileigenschaften wie z. B. die Weichheit können gezielt über den Aufbau und die Struktur des Integralschaums eingestellt werden.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines geschäumten
Kunststoffteils nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Dekorative Oberflächen im flächigen Sicht- und Haptikbereich, beispielsweise für eine
Verwendung in Fahrzeuginnenräumen, werden vielfach in höherwertigen Ausführungen
sehr kostenaufwendig in mehreren Verfahrensschritten hergestellt. Es werden solche
Bauteile im Kfz-Interieur als Verkleidungsteile eingesetzt, derartige Bauteile können
jedoch auch in vielen anderen Bereichen verwendet werden. Bekannte
Herstellungsverfahren beruhen darauf, dass beispielsweise ein Trägerbauteil mit
genarbter Schaumlaminatfolie überzogen wird, oder es wird zwischen eine genarbte
Formhaut und dem Trägerbauteil ein Reaktionsschaum eingebracht.
Bei der Mehrkomponenten-Spritzgießtechnik können dagegen werkzeugfallende,
flächige Hart/Weich-Verbunde hergestellt werden, die sich dadurch auszeichnen, dass
über dem Trägerbauteil ein Integralschaum aus einem thermoplastischen Elastomeren
mit kompakter, genarbter Oberflächenhaut angeordnet ist.
In der Druckschrift DE 43 04 751 C2 wird ein derartiges Verfahren zur Herstellung
eines Kunststoffteils beschrieben, wobei im Spritzgießverfahren über ein steifes
Trägerbauteil ein Integralschaum aus thermoplastischen Elastomeren aufgebracht wird.
Hierzu wird das Trägerbauteil in einer Spritzgießform so angeordnet, dass auf der Seite
der aufzubringenden geschäumten Kunststoffschicht ein Hohlraum in der
Spritzgießform freibleibt. In den Hohlraum wird die geschmolzene Masse aus einem
thermoplastischen Elastomeren und einem chemischen Treibmittel gespritzt. Die im
Werkzeug thermisch aktivierte Zersetzung des Treibmittels verschäumt die
Kunststoffmasse. Die dadurch hervorgerufene Volumenzunahme der Kunststoffmasse
füllt den Hohlraum der Spritzgießform aus, wobei sich die geschäumte
Kunststoffschicht mit dem Trägerbauteil verbindet. Während des Aufschäumens wird
durch Auseinanderfahren der Werkzeughälften das dem Schaum zur Verfügung
stehende Volumen vergrößert. Bereits in einem frühen Stadium der chemischen
Zersetzung des Treibmittels stellt sich sich durch das Ausfüllen des zu Beginn des
Aufschäumprozesses vorgegebenen Hohlraumes ein Kontakt mit der kalten Wandung
des Werkzeugs ein. Durch die Abkühlung der gasbeladenen Kunststoffschmelze an der
Werkzeugoberfläche wird dort der Aufschäumprozess unterbunden, und es bildet sich
eine kompakte Haut an der Kunststoffteiloberfläche aus.
Ein wesentlicher Nachteil dieses Verfahrens besteht in der äußerst komplexen
Prozessführung, da die chemische Zersetzungsreaktion im Werkzeug hinsichtlich Start,
Verlauf und Umsatz schwer kontrollierbar ist. Bei der Vielzahl der im technischen
Herstellungsprozess verwendeten Kunststoffarten verursacht eine komplexe
Prozessführung immer einen erhöhten Aufwand bei der Prozessentwicklung und führt
dementsprechend zu höheren Kosten. Ganz abgesehen davon leidet besonders unter
einem nicht exakt kontrollierbaren Umsatz bei der chemischen Zersetzungsreaktion des
Treibmittels die Prozesssicherheit. Darüber hinaus können Verunreinigungen durch
nicht reagierte Ausgangsprodukte bzw. Trägermaterialien oder Nebenreaktionsprodukte
die Oberflächenqualität des Bauteils nachteilig beeinflussen oder zu verfrühter
Materialalterung führen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem
geschäumte Kunststoffteile kostengünstig und mit verbesserter Prozesssicherheit
hergestellt werden können.
Die Erfindung wird in bezug auf das Verfahren durch die Merkmale des Patentanspruchs
1 wiedergegeben. Die weiteren Ansprüche enthalten vorteilhafte Aus- und
Weiterbildungen der Erfindung.
Die Erfindung beinhaltet die Herstellung von geschäumten Kunststoffteilen, wobei die
Gasbeladung der schmelzflüssigen thermoplastischen Elastomere nicht - wie im Stand
der Technik beschrieben - erst im Werkzeug, sondern bereits zu einem früheren
Zeitpunkt und auch außerhalb des Werkzeugs erfolgt. Die Gasbeladung findet während
des Aufschmelzens des Kunststoffgranulats in der Plastifiziereinheit einer
Spritzgießmaschine und damit vor dem Einspritzvorgang in das Spritzgießwerkzeug
statt. Es ist dabei unerheblich, ob die Gasbeladung auf der thermisch aktivierten
Zersetzung eines gleichzeitig mit dem Kunststoffgranulat zugeführten Treibmittels mit
Gasabspaltung basiert oder ob die Kunststoffschmelze direktbegast wird. Eine
Direktbegasung geschieht beispielsweise mit flüssigem Kohlendioxid, das während der
Plastifizierung definiert in Art, Ort und Menge in die Plastifiziereinheit der
Spritzgussvorrichtung zugegeben wird. In beiden Fällen liegt demzufolge bereits in der
Plastifiziereinheit der Spritzgießmaschine das Gas unter hohem Druck im
thermoplastischen Elastomeren gelöst vor. Diese gasbeladene Schmelze wird in den im
Spritzgusswerkzeug vorgesehenen Hohlraum, beispielsweise über einen steifen Träger,
eingespritzt, wobei sich während der weiteren Prozessführung die Schaumstruktur
ausbildet und ein Hart/Weich-Verbundbauteil entsteht.
Im Gegensatz zu den im Stand der Technik beschriebenen gleichzeitig im Werkzeug
ablaufenden, komplexen chemischen Prozessen während der Schaumausbildung,
resultiert aus dem erfindungsgemäßen Verfahren der besondere Vorteil, dass durch
eine zeitliche und räumliche Entkopplung der Prozessschritte die Gasbeladung bereits
in der Plastifiziereinheit und der Aufschäumvorgang im Werkzeug stattfindet.
Damit werden zum einen die für den chemischen Umsatz der Gasbildung wichtigen
physikalisch-chemischen Parameter wie Druck und Temperatur, beispielsweise im
Schneckenvorraum einer Spritzgießvorrichtung, exakt eingestellt und damit sehr
definierte und reproduzierbare Zustände bei der Gasbeladung der Schmelze
gewährleistet. Zum anderen lassen sich die Bauteileigenschaften, insbesondere der
Integralschaumaufbau mit der Oberflächenhautdicke und der Schaumdichte und damit
direkt die Elastizität oder Weichheit des Bauteils allein über die physikalischen
Prozessparameter im Werkzeug wie Druck, Temperatur und Volumenänderung infolge
Druckentlastung gezielt einstellen. Im wesentlichen wird dabei die Dicke der
kompakten Außenhaut durch die thermischen Verhältnisse im Kontakt mit der
Werkzeuginnenwandung, der Start des Aufschäumens durch die Druckverhältnisse und
die Schaumstruktur durch die Volumenvergrößerung des Hohlraumes im Werkzeug
infolge der Auseinanderbewegung der Werkzeughälften bestimmt.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von vorteilhaften Ausführungsbeispielen unter
Bezugnahme auf schematische Zeichnungen in den Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 Schematische Darstellung einer Spritzgießvorrichtung,
Fig. 2 Schematische Darstellung einer Spritzgießvorrichtung mit geschäumtem
Kunststoffteil,
Fig. 3 Schematische Darstellung einer Spritzgießvorrichtung eines geschäumten
Kunststoffteils mit einem starren Träger,
Fig. 4 Verbundstruktur eines Kunststoffteils mit Träger.
Ein erstes Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 zeigt die Plastifiziereinheit 5 mit dem
formgebenden zweiteiligen Spritzgießwerkzeug 2, 3. Die Plastifiziereinheit 5 besteht im
wesentlichen aus einem heizbaren Zylinder mit einer Schnecke, welche die
Kunststoffschmelze 6 in Richtung Spritzgießform transportiert und diese über einen
Angusskanal unter hohem Druck in den Hohlraum 4 einbringt (Fig. 2). Dabei entsteht
eine kompakte, nicht aufgeschäumte Randschicht, welche die Werkzeugnarbung
abbildet.
Die Dicke dieser kompakten Randzone des Kunststoffteils 1 wird durch die thermischen
Verhältnisse an der Spritzgussformoberfläche bestimmt. Bei identischen Haltezeiten
und Druckverhältnissen nimmt die Dicke der an der gekühlten Werkzeugwandung
erstarrenden, kompakten Randschicht mit sinkender Werkzeugtemperatur zu. Das
Bauteil und insbesondere seine Oberfläche wird härter.
Der Start des Aufschäumens wird durch die Druckverhältnisse im Werkzeug bestimmt.
Je länger die Druckentlastung im Spritzgießwerkzeug hinauszögert wird, desto dicker
wird die kompakte Außenhaut und umso weniger gasbeladene Schmelze steht für das
eigentliche Aufschäumen zur Verfügung. Es kann unter hohem Druck auch gasbeladene
Schmelze in die Werkzeugkavität nachgefördert werden. In beiden Fällen wird das
Bauteil und insbesondere seine Oberfläche härter.
Die Schaumstruktur, d. h. Schaumdicke, -dichte und Porengrößenverteilung, wird durch
die Auseinanderbewegung der Werkzeughälften der Spritzgussform eingestellt. Je
weiter die beiden Wekzeughälften auseinandergefahren werden, umso dicker wird der
Schaum und umso geringer wird die Schaumdichte. Schnelles Auffahren bewirkt dabei
die Ausbildung großvolumiger Poren, langsames Auffahren unter ansonsten identischen
Bedingungen dagegen das Entstehen vieler, sehr feiner Poren. Je größer die
Schaumdicke ist und je größer die Schaumzellen sind, desto weicher wird die
Bauteiloberfläche.
Durch die gezielte Beeinflussung der Größe des Formhohlraums während der
Prozessführung kann die Dichteverteilung des Schaums über der Dicke eingestellt
werden. Es können diesbezüglich auch Gradientenstrukturen dargestellt werden.
Die oben aufgeführten Modifikationen können innerhalb eines Bauteils durch lokale
Variation der Prozessparameter in der Werkzeugkavität realisiert werden.
Gemäß Fig. 3 wird das Verfahren eingesetzt, um eine weiche, dekorative Oberfläche auf
ein steifes, flächiges Trägerbauteil 7 aus einem für den jeweiligen Einsatzzweck
geeigneten Material aufzubringen. Es werden so etwa flächige Hart/Weich-Verbunde,
beispielsweise für Kfz-Innenraumverkleidungen, mit aufschäumenden
thermoplastischen Elastomeren hergestellt.
In einer weiteren Ausführung entsprechend Fig. 3 basiert das erfindungsgemäße
Verfahren prinzipiell auf der Mehrkomponenten-Spritzgusstechnologie. In einem ersten
Schritt erfolgt das konventionelle Spritzen des starren Trägerbauteils 7 aus einem
steifen Thermoplasten. Anschließend wird der Hohlraum zwischen den beiden Hälften
2, 3 des Spritzgusswerkzeugs vergrößert, beispielsweise durch einfaches
Auseinanderziehen der Hälften mit Tauchkante oder mittels einer größeren zweiten
Werkzeughälfte (z. B. Drehtellerverfahren) oder über verfahrbare Kerne im Werkzeug
selbst. In den neuen Formhohlraum wird die in einer zusätzlichen Plastifiziereinheit 5
aufbereitete Weichkomponente 6, nämlich die expansionsfähige, gasbeladene Masse
des geschmolzenen thermoplastischen Elastomeren, eingespritzt. Nach dem Einspritzen
des Materials in den Hohlraum des Spritzgusswerkzeugs oberhalb des Trägerbauteils
erstarrt die Schmelze in den oberflächennahen Bereichen aufgrund der niedrigen
Temperatur der Werkzeuginnenwand spontan; es kommt nicht zur Ausbildung einer
Schaumstruktur. Es bildet sich die geschlossene Außenhaut aus, in die gegebenenfalls
eine in der Werkzeuginnenwand vorgegebene Oberflächenstruktur - beispielsweise eine
Narbung - eingeprägt wird. Zwischen den erstarrten, kompakten Randzonen liegt
weiterhin eine gasbeladene Schmelze vor, die während der Vergrößerung des
Hohlraumes, vorzugsweise durch Auffahren einer Formhälfte 3 (Pfeilrichtung) oder
durch Ziehen eines Werkzeugkerns, und dem damit verbundenen Druckabfall
aufschäumt. Es entsteht ein "weiches" Verkleidungsbauteil entsprechend Fig. 4, wobei
die Weichheit durch die Anordnung eines in-situ oberflächengenarbten
Kunststoffbauteils, d. h. einer Struktur basierend auf thermoplastischen Elastomeren
mit einem geschäumten Bereich und einer kompakten Oberflächenhaut, erzeugt wird.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung eines geschäumten Kunststoffteils (1) mit kompakter
Außenhaut aus einer schäumbaren Masse aus thermoplastischem Elastomer und
darin enthaltenem Gas, dadurch gekennzeichnet,
- - dass die Gasbeladung der Schmelze (6) außerhalb einer Spritzgießform (2, 3) erfolgt und
- - dass die gasbeladene Schmelze (6) in den Hohlraum (4) der Spritzgieß form (2, 3) eingespritzt wird, wobei die Außenhautdicke durch die thermischen Verhältnisse an der Werkzeugoberfläche, der Start des Aufschäumens durch die Druckverhältnisse und die Schaumstruktur durch die Relativbewegung der Werkzeughälften der Spritzgießform eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausbildung einer
vorgegebenen Oberflächenstruktur durch die Abbildung einer entsprechenden
Werkzeugoberflächenstrukturierung durch die geschlossene Außenhaut erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gasbeladung
der Schmelze des Thermoplastischen Elastomeren mittels eines chemischen
Treibmittels, welches thermisch aktiviert sich unter Gasentwicklung zersetzt, oder
mittels einer Direktbegasung jeweils in der Plastifiziereinheit (5) einer
Spritzgießmaschine erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass lokal
unterschiedliche Dicken der kompakten Außenhaut über gezielte, bereichsweise
unterschiedliche Werkzeugtemperierung realisiert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die
globale Weichheit des geschäumten Kunststoffteils über die Gesamtmenge an
nachgedrückter, gasbeladener Kunststoffschmelze bestimmt wird, indem Zeitpunkt
und Verlauf der Druckentlastung gezielt eingestellt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
globale Schaumdichte sowie deren Verteilung über der Bauteildicke und somit die
globale Weichheit des Bauteils durch die Relativbewegung der beiden
Werkzeugformhälften beeinflusst wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass lokal
unterschiedliche Schaumdicken und daraus resultierend Weichheiten durch die
lokale Variation der Relativbewegung innerhalb der Kavität eingestellt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es zur
Darstellung von flächigen Hart/Weich-Verbundbauteilen mit weicher, dekorativer
Oberfläche auf steifen Trägern eingesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Herstellung des
flächigen Hart/Weich-Verbundbauteils auf der Mehrkomponenten - Spritzgieß
technologie, aufgrund der Werkstoff- und Prozessführung auf Mehrfarbenspritzguss
basiert.
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