DE10012378A1 - Verfahren zur Anhaftung von faserverstärkten Thermoplastbändern auf einer Werkzeugplattform - Google Patents
Verfahren zur Anhaftung von faserverstärkten Thermoplastbändern auf einer WerkzeugplattformInfo
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Abstract
Beim Ablegen von Thermoplastbändchen besteht eine mangelhafte Anhaftung zischen Werkzeug und Materialoberfläche. Das Aufbringen einer ersten Decklage ist aber essentiell für die Herstellung von Formteilen. Die resultierenden Ablöseerscheinungen während des Anlegeprozesses verhindern das Ablegen weiterer Schichten auf der ersten Lage und somit die Herstellung von Bauteilen bzw. insbesondere von konkaven Konturen. Bisher wurde versucht, die faserverstärkten Thermoplastbändchen mittels doppelseitigem Klebeband oder Unterdruck auf der Werkzeugoberfläche zu halten. DOLLAR A Durch Aufbringen einer Gleichspannung (1) zwischen einer mit einer isolierenden Schicht (8) versehenen Werkzeugplattform (3) und den in einem Thermoplastband (10) befindlichen Kohlenstoffasern (12) wird ein elektrostatisches Feld erzeugt, das ein Anhaften des Thermoplastbandes auf der Werkzeugoberfläche ermöglicht. DOLLAR A Durch das neue Verfahren können mit dem Tapelegeverfahren faserverstärkte Thermoplastbänder auf einer Werkzeugoberfläche automatisiert abgelegt werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ablegen von faserverstärkten Thermoplastbändern auf
einer Werkzeugplattform mit Hilfe des Tapelegeverfahrens nach dem Oberbegriff des ersten
Anspruchs.
Mit dem Begriff Tapelegen, oder im Englischen Tape/Tow Placement bzw. Fiber Placement, wird
das automatisierte richtungs- und positionsunabhängige Ablegen von unidirektional faserverstärkten
Kunststoffbändchen auf ebenen oder gekrümmt flächigen Strukturen bezeichnet. Tapelegen
ermöglicht eine beanspruchungsgerechte Faserorientierung und -positionierung im Bauteil. Die
Bändchen können in unterschiedlicher Breite bzw. Dicke entweder einzeln oder mehrere
gleichzeitig abgelegt werden.
Zur Positionierung und Orientierung des Tapelegekopfes (TLK) (Fig. 2) 5 auf großflächigen
Strukturen dient ein Mehrachsportalsystem oder ein Knickarmroboter 13. Auf diesem sind sowohl
die Spule für Bändchenhalbzeuge 7 als auch der Tapelegkopf 5 samt Aufheizvorrichtung 11
montiert. Die wesentlichen Komponenten des TLK sind neben der Aufheizvorrichtung die
Andrückvorrichtung 6, der Schneidemechanismus und die Bandvorschubeinheit. Das Bändchen 10
wird mit Hilfe einer integrierten Vorschubeinheit bis zur Andrückvorrichtung 6 transportiert. Der
TLK wird auf eine drehbar 12 gelagerte Werkzeugplattform 3 aufgesetzt. Das Bändchen wird nun
während des Legeprozesses auf Schmelztemperatur aufgeheizt und unter Applizierung des
Konsolidierungsdrucks auf der Werkzeugoberfläche oder dem bereits abgelegten Laminat abgelegt.
Am Ende einer Bahn wird das Bändchen durch eine Schneideinheit durchtrennt und der TLK nach
der Fertigstellung der Ablage von der Werkzeugplattform abgesetzt.
Obwohl der derzeitige Entwicklungsstand des Legeprozesses selbst eine Bauteilfertigung
ermöglichen würde, können heute kontinuierlich faserverstärkte, thermoplastische Bauteile noch
nicht wirtschaftlich mittels der Tapelegetechnik hergestellt werden. Ursächlich dafür ist die bisher
nicht serientaugliche Lösung des Erstlagenproblems: Die Verbindung bzw. Haftung der
Thermoplastbändchen untereinander wird durch Aufheizen und Konsolidieren während des
Prozesses gewährleistet. Allerdings muß für den kontinuierlichen Prozeß zunächst eine erste Lage
von Thermoplastbändern aufgebracht werden. Das Erstlagenproblem besteht damit aus der
reversiblen Anbindung faserverstärkter Thermoplastbänder auf einer konturierten
Werkzeugoberfläche unter der Maßgabe, daß das fertige Bauteil wiederum problemlos von der
Werkzeugoberfläche abgenommen werden kann. Aus diesem Grund scheiden Lösungen aus, die die
Werkstoffeigenschaften und Oberfläche des Bauteils durch chemische Prozesse, Verunreinigungen,
Beschädigungen etc. nachteilig beeinflussen wie z. B. Aufbringen von Klebstoffen, Klebebändern
etc [Steiner, Karl: Einsatz einer robotergesteuerten Anlage zum Bandablegen von thermoplastischen
Verbundwerkstoffen, Dissertation, Newark, 1995]. Weiterhin muß sowohl verfahrenstechnisch als
auch wirtschaftlich eine Serientauglichkeit insbesondere für sehr große Bauteile, wie sie für die
Luft- und Raumfahrt eingesetzt werden, gewährleistet sein. Daher scheiden auch Lösungen wie z. B.
eine mit Unterdruck beaufschlagte Werkzeugplattform aus gesintertem Aluminium (z. B. Metapor)
oder mit Ansauglöchern versehene Werkzeuge [Kim, H. J.; Lee, W. L; Sihn, S. W.; Tsai, S. W.: Flow
and heat transfer analyses during tape lay-up process of thermoplastic composite, I. Crivelli
Visconti, ECCM-8, vol. 2, Cambridge 1998, S. 631-636] aus. Das Erstlagenproblem ist demnach
noch nicht serientauglich gelöst und wird in nahezu allen Veröffentlichungen nicht behandelt
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thermoplastics, in: Advanced Composites Bulletin, August 1998, S. 7-8/Ahrens, M.; Mallick, V.;
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Ray W.; Messier, Bernadette C.; Marchello, Joseph M; Belvin, Harry L.; Johnston, Norman J.:
Adhesive Bonding of composite ribbon during automated tow placement; in: Sampe Journal, Vol.
34, No. 3, May/June 1998, S. 56-61/Offenlegungsschrift DE 196 26 662 A1, Johnson, Bruce)
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatisierten Herstellung von dünnwandigen,
belastungsoptimierten Faserverbund-Formteilen, welche aus thermoplastischen, kontinuierlich
faserverstärkten Bändern aufgebaut werden und durch einen vollautomatisierten Prozeß mit Hilfe
des Tapelegeverfahrens auf einer temperierten oder untemperierten Werkzeugplattform abgelegt
werden können. Das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 basiert auf den
Haftmechanismen der Elektrostatik. Die beiden dafür notwendigen Leiter werden durch die
metallische Werkzeugplattform und eine leitende Faser oder ein leitendes Polymer gestellt (Fig. 1).
Als isolierendes Medium zwischen den beiden Leitern kann zum einen der Thermoplast selbst
dienen. Zum anderen wird die Werkzeugplattform mit einem hitzebeständigen Isolator beschichtet,
z. B. Keramik, Teflon etc., da im Falle von Kohlenstoffasern, die sich in der Regel auch an der
Bändchenoberfläche befinden, oder leitenden Polymeren ein Kurzschluß entstehen würde.
Nach den heutigen Erkenntnissen über den Aufbau der Materie bestehen die Atome aus elektrisch
geladenen und elektrisch neutralen Teilchen. Ein einfaches Modell stellt das Atom durch einen
positiven Kern, der aus positiv geladenen Teilchen (Protonen) und neutralen Teilchen (Neutronen)
besteht dar, um den die negativ geladenen Elektronen kreisen. Das Atom erscheint nach außen
neutral, wenn die Summe der positiven Ladungen gleich der gesamten negativen Ladung der
umkreisenden Elektronen ist. Findet eine Trennung solcher geladener Teilchen statt, so treten diese
als positive bzw. negative Ladung auf. Überwiegen auf einem Körper die positiven oder negativen
Ladungen, so wird dieser als elektrisch positiv bzw. negativ geladen bezeichnet.
In der Feldtheorie wird davon ausgegangen, daß mit der Ladung die Existenz eines elektrischen
Feldes verknüpft ist, das in ihrer Umgebung besteht. Befindet sich in der Umgebung des Körpers ein
Zweiter, wird auf diesen eine Kraft ausgeübt, die aus den Wechselwirkungen zwischen der Ladung
des zweiten Körpers und dem Feld des ersten aufgefaßt wird. Ruhen die Ladungen, die ein
elektrisches Feld erzeugen, so handelt es sich um ein elektrostatisches Feld.
Zur vollständigen Beschreibung des elektrischen Feldes reicht es jedoch nicht aus, wenn die
Richtung der Kraftlinien angegeben wird. Es muß auch noch für jeden Punkt der Betrag der Kraft
angegeben werden können, die das Feld auf einen Probekörper mit der Ladung Q ausübt. Die Kraft,
die im elektrischen Feld auf eine Probeladung wirkt, ist zu deren Ladung proportional. Sie ist jedoch
ungeeignet zur eindeutigen Beschreibung der Stärke eines Feldes, da sie von der Größe der Ladung
abhängt. Durch eine Anordnung zueinander paralleler Elektroden erhält man ohne Berücksichtigung
der Randbereiche ein homogenes Feld.
Im Gegensatz zu elektrischen Leitern sind bei Isolatoren die Elektronen nicht frei beweglich.
Befindet sich ein Isolator (Dielektrikum) in einem elektrostatischen Feld so wird auch dieser
angezogen, obwohl eine freie Verschiebung der Ladung nicht möglich ist. Die im Atom oder
Molekül gebundenen Ladungen richten sich unter dem Einfluß des Feldes aus. An den
Außenflächen entstehen so Flächenladungen, auf die das Feld eine Kraftwirkung ausübt. Dieser
Vorgang wird als elektrische Polarisation bezeichnet. Da es sich hierbei lediglich um eine
Polarisation durch die wirkenden Feldkräfte handelt, bleibt der Isolator als Ganzes elektrisch
neutral.
Für den Tapelegepozeß ergibt sich daher folgende Analogie zum Plattenkondensator. Eine der
Elektroden wird durch die metallische Werkzeugplattform gebildet. Durch den hohen
Volumenanteil an elektrisch leitenden Kohlenstoffasern können diese als Gegenelektrode des
Plattenkondensators verwendet werden. Durch die angelegte Elektrodenspannung kommt es zur
Ausbildung eines elektrischen Feldes zwischen den Platten.
Die Isolationsschicht auf der Platte verhindert einen Ausgleich der Ladungen wodurch es zu
Anziehungskräften zwischen der Werkzeugplattform und dem abgelegten Laminat kommt. Die
Werkzeugplattform und das Tape werden dabei als homogene leitende Platten betrachtet die durch
die Spannung auf die Ladung aufgeladen werden. Die erreichbare Kraft wird begrenzt durch das
Isoliervermögen der Dielektrika. Die Spannung, bei der eine Isolierschicht der Dicke, der
elektrischen Beanspruchung nicht mehr stand hält, wird als Durchschlagsfestigkeit bezeichnet. Wird
diese Grenze überschritten findet ein Ladungsaustausch zwischen Plattform und abgelegtem Tape
statt und es kommt zum Verlust der Kraftwirkung. Ist der Abstand der Platten durch die Dicke der
Isolierung bestimmt, so entspricht er dem Abstand der Platten. Die maximal erreichbare Kraft
zwischen zwei Kondensatorplatten hängt im wesentlichen von der Durchschlagfestigkeit des
verwendeten Dielektikums ab. Bei der Verwendung von faserverstärkten Thermoplasttapes befindet
sich in der Regel durch die Matrix ein weiterer Isolator im elektrischen Feld.
Fig. 1: Anhaften eines faserverstärkten Kunststoffbändchens auf einer Werkzeugoberfläche durch
elektrostatische Anziehung
Fig. 2: Verfahren zum automatisierten Ablegen der ersten Lage mittels elektrostatischer Anziehung
beim Tapelegeverfahren
Fig. 3: Beispiel zur Spannungsübertragung auf ein kohlenstoffaserverstärktes Bändchen
Einklemmen der freiliegenden Fasern am Spulenkern.
Während des Prozesses wird das Bändchen wie bisher bis zur Konsolidierungsvorrichtung 6
vortransportiert. An der Werkzeugplattform 3 ist nun der Minuspol 2 einer Gleichspannungsquelle 1
befestigt. Der Pluspol 4 der Spannungsquelle kontaktiert die Kohlenstoffasern 12 des
Thermoplastbandes. Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, daß das auf der
Bändchenspule 7 aufgewickelte Bändchenende derart bearbeitet wird, daß die Kohlenstoffasern frei
liegen und in den Spulenkern eingeklemmt werden, Fig. 3. An diesen kann nun der Pluspol 4 der
Gleichspannungsquelle angeschlossen werden. Setzt der Tapelegekopf 5 zur Aufbringung der ersten
Lage auf der Werkzeugplattform 3 auf, an der der Minuspol der Gleichspannungsquelle 1 anliegt, so
entsteht zwischen Werkzeugplattform 3 und Kohlenstoffasern 12 im Bändchen ein elektrostatisches
Feld und damit die verbindende Normalkraftwirkung, Fig. 1. Die Normalkraft setzt sich aus der
Feldwirkung und der Flächenwirkung durch die Polarisation zusammen. Bringt man einen nicht
leitenden Körper, hier das thermoplastische Bändchen 10 und eine isolierende
Werkzeugbeschichtung 8, in ein elektrisches Feld 15, so wird dieser angezogen, obwohl eine freie
Verschiebung der Ladung nicht möglich ist. In Fig. 2 ist das Verfahren zum automatisierten
Ablegen der ersten Lage von faserverstärkten, thermoplastischen Bändern mit dem
Tapelegeverfahren dargestellt. Eine Gleichstromspannungsquelle 1 im Kilovoltbereich ist mit ihrem
Minuspol 2 an der metallischen Werkzeugplattform 3 und mit ihrem Pluspol 4 an dem Tapelegekopf
5 oder der Konsolidierungsvorrichtung 6 oder am Ende des kohlenstoffaserverstärkten
Thermoplastbandes in der Spule 7 angebracht. Das elektrostatische Feldes zwischen
Werkzeugplattform und Kohlenstoffasern läßt das kohlenstoffaserverstärkte Thermoplastband auf
der Werkzeugoberfläche anhaften. Die Werkzeugoberfläche ist zum Schutz gegen Kurzschlüsse
durch an der Bandoberfläche befindliche Kohlenstoffasern und zum leichteren Lösen des fertigen
Bauteils von der Oberfläche mit einer Keramik 8 z. B. Al2O3 beschichtet. Die Anhaftwirkung des
elektrostatischen Feldes wird auch nach Beendigung der ersten Lage bis zur kompletten
Fertigstellung des Ablegeprozesses genutzt, um das Bauteil auf der Werkzeugplattform zu halten.
Das gleiche Verfahren kann ebenfalls für kohlenstoffaserverstärkte Duroplastbänder eingesetzt
werden.
Claims (7)
1. Verfahren zum automatisierten Ablegen von faserverstärkten Thermoplastbändern mit dem
Tapelegeverfahren dadurch gekennzeichnet, daß das Anlegen einer elektrischen Spannung zur
Erzeugung eines elektrischen Feldes zwischen Werkzeugplattform und faserverstärktem
Thermoplastbändchen das Anhaften von faserverstärkten Kunststoffbändern auf einer elektrisch
isolierten Werkzeugoberfläche in folge des elektrostatischen Feldes und der elektrischen
Polarisierung ermöglicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Faser-Kunststoff-Verbunde
vollimprägniert oder teilimprägniert sein können.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Erdung des faserverstärkten
Kunststoffbändchens sowohl über Kohlenstoffasern, über das Konsolidierungssystem, über den
Halbzeughalter (Spule) oder über irgendeine andere Komponente des Tapelegekopfes erfolgen oder
aber auch entfallen kann.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkzeugplattform auch in
unbeschichtetem bei gleichzeitig nicht-leitenden Thermoplast mit mittig sedimentierten
Kohlenstoffasern betrieben werden kann.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die isolierende Beschichtung
stoffgleich oder sonstiger Art, vornehmlich keramisch sein kann.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Bänder gekühlt, untemperiert
oder aufgeheizt abgelegt werden können.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkzeugisolierung auch in
Folienform oder als schmelzflüssiges Pulver aufgebracht werden kann.
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