DE10010681A1 - Virtueller Drehmomentsensor auf Basis neuronaler Netze (MD-VNS) zur Implementierung in Kraftfahrzeugsteuergeräte - Google Patents
Virtueller Drehmomentsensor auf Basis neuronaler Netze (MD-VNS) zur Implementierung in KraftfahrzeugsteuergeräteInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung zur Unterstützung oder
Erweiterung vorhandener Prozeßregelungen, einschließlich Prozeßsteuerungen und
Prozeßüberwachungen im Kraftfahrzeug. Bei diesen Prozessen handelt es sich u. a.
um den Verbrennungsmotor, das Getriebe, das Fahrwerk, die Spurführung und das
Bremssystem. Alle oben aufgeführten Prozeßregelungen basieren auf zumeist
gemessenen Signalen der verschiedenen Sensoren im Kraftfahrzeug. Mit Hilfe dieser
Erfindung kann ein vorhandener Sensor bzw. dessen Sensorsignal ersetzt oder ein
nicht verfügbares Sensorsignal bereitgestellt werden. Die Bereitstellung bzw.
Nachbildung dieses Sensorsignals erfolgt mit Hilfe eines Berechnungsmodells,
basierend auf den verbleibenden, verfügbaren Sensorsignalen. Eine solche
Vorrichtung entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 1, nachfolgend als
virtueller Sensor bezeichnet, kann u. a. in ein Kraftfahrzeugsteuergerät implementiert
werden.
Als besonders vorteilhafte Anwendung sei hierbei die Nachbildung des
Motordrehmomentes bzw. einer vergleichbaren Größe genannt. Während des
normalen Fahrzeugbetriebes ist eine Messung des Motordrehmomentes nur bedingt
möglich, da die hierfür notwendige Sensorik äußerst umfangreich ausfällt und somit
z. Z. nicht ökonomisch sinnvoll realisierbar ist. Abhilfe schafft ein im Steuergerät
implementiertes Drehmomentenmodell entsprechend den Merkmalen nach Anspruch
4 und 5.
In allen herkömmlichen bzw. in Serie befindlichen Steuergeräten wird bereits eine
virtuelle Lastgröße berechnet. Ein Drehmomenten-Modell wurde jedoch erst in
aktuelleren Steuergeräten implementiert. Beide Berechnungsmodelle basieren auf
den Signalen der Sensoren für Motordrehzahl, Motordrehposition, Fahrpedalposition,
Luftmassenfluß bzw. alternativ Saugrohrdruck, Lambda-Wert, Motortemperatur und
den Ausgangssignalen des Steuergerätes für Zündung und Einspritzung. Die
Berechnung erfolgt i. a. durch die Auswertung von im Speicher abgelegten
Kennfeldern und wird z. T. durch Adaptionsverfahren ergänzt, womit u. a. Alterungs-
und Witterungseinflüsse berücksichtigt werden.
Die bereits vorhandenen virtuellen Drehmomentsensoren bzw. -modelle weisen
während transienter Zustände eine unbefriedigende Übereinstimmung mit dem
realen Drehmomentverlauf des Motors auf. Diese Abweichungen treten insbesondere
bei Lastwechsel auf, bedingt z. B. von Klimakompressoren oder mechanischen
Ansaugluft-Ladevorrichtungen (u. a. Abgaslader, Kompressor).
Die Parametrierung der aktueller Drehmomentmodelle, d. h. die Applikation der
Modelle an verschiedene Motorvarianten ist sehr aufwendig, benötigt ein großes Maß
an Prozeßkenntnis und ist somit nur unzureichend automatisierbar.
Mit dem Verfahren muß ein vorhandener Sensor bzw. dessen Sensorsignal so
ersetzt oder ein nicht verfügbares Sensorsignal so bereitgestellt werden, daß der
Unterschied zum real gemessenen Signal vernachlässigt werden kann. Die
Erfindung, d. h. der virtuelle Drehmomentensensor bzw. das -modell, muß unter
Verwendung der für herkömmliche Steuergeräte eingesetzten Sensorik in der Lage
sein, für alle Betriebsbereiche des Motors dessen realen Drehmomentverlauf mit
guter Übereinstimmung im Quasi-Stationären als auch während transienter Zustände
nachzubilden. Hierbei muß das Verfahren hinsichtlich der benötigten Rechenleistung
und des benötigten Speicherbedarfs für die Applikation auf herkömmlichen
Steuergeräten ohne zusätzliche Hardware geeignet sein.
Die Applikation der Modelle an verschiedene Motorvarianten soll weitgehend
automatisiert erfolgen.
Der virtuelle Sensor wird mittels eines Berechnungsmodells nach den Merkmalen der
Ansprüche 1 bis 3, d. h. unter Verwendung neuronaler Netze aufgebaut.
Insbesondere wird der virtueller Drehmomentsensor zur Implementierung in
Kraftfahrzeugsteuergeräte (MD-VNS) nach den Merkmalen der Ansprüche 4 und 5
konzipiert.
Durch dieses Verfahren gemäß den Merkmalen der Ansprüche 1 bis 5, d. h. dem
Einsatz Neuronaler Netze in der Modellstruktur der virtuellen Sensoren, können die
oben aufgeführten Anforderungen erfüllt bzw. Verbesserungen erreicht werden:
Da Neuronale Netze sich bekanntermaßen ausgesprochen gut zur Nachbildung nichtlinearer Funktionen eignen, kann durch eine Modellstrukturierung nach den Ansprüchen 1 bis 3, einschließlich eines geeigneten Lernverfahrens, eine ausreichend hohe Übereinstimmung zwischen realem und virtuellem Sensor erreicht werden.
Da Neuronale Netze sich bekanntermaßen ausgesprochen gut zur Nachbildung nichtlinearer Funktionen eignen, kann durch eine Modellstrukturierung nach den Ansprüchen 1 bis 3, einschließlich eines geeigneten Lernverfahrens, eine ausreichend hohe Übereinstimmung zwischen realem und virtuellem Sensor erreicht werden.
Durch Verwendung eines Lernverfahrens zur Optimierung der neuronalen
Netzparameter kann der Applikationsvorgang weitgehend automatisch erfolgen.
Es ist zudem möglich, weitere Sensoren im Kraftfahrzeug mit Hilfe des vorgestellten
Verfahrens zu ersetzen.
Ein virtueller Sensor zur Implementierung in Kraftfahrzeugsteuergeräten (ECU's)
nach den Merkmalen der Ansprüche 1 bis 5 entspricht einem Berechnungsmodell,
dessen Struktur neuronale Netze enthält. Dieses Berechnungsmodell wird in oder an
einem Steuergerät untergebracht, wie in Abb. 1 skizziert. Es verwendet nur Ein-,
Ausgangs und interne Signale, die auch in herkömmlichen Steuergeräten zugänglich
sind.
Als Eingänge des Modells bzw. virtuellen Sensors werden
- a) die Signale der Sensoren, d. h. die Eingangssignale des Steuergerätes, für
Motordrehzahl n und -position ϕKW,
Drosselklappenwinkel αDK bzw. Fahrpedalposition αPW,
Luftmassenfluß Luft, bzw. alternativ Saugrohrdruck pSaug,
Restsauerstoff im Abgas (Lambda-Wert) λ,
Motortemperatur ϑMot,
Luftdruck pLuft und -temperatur ϑLuft,
ggf. Aggregate zur Ansaugluftaufladung,
ggf. Klopfneigung pKlopf
ggf. Abgasrückführung (AGR),
ggf Tankentlüftung Tank, Rück, - b) die Ausgangssignale des Steuergerätes für
Zündung αZünd,
Einspritzung tEin, - c) und ggf. weitere, im Steuergerät verfügbare analoge oder digitale Informationen (u. a. CAN-Bus, MOST)
verwendet.
Ausgang des Modells ist das Signal des zu ersetzenden bzw. des bereitzustellenden
Sensors. Im Fall des virtuellen Drehmomentsensors (MD-VNS) ist dieses ein Signal,
welches dem Drehmoment an der Kurbelwelle entspricht.
In einem elektronischen Kraftfahrzeugsteuergerät sind, den Modelleingängen
äquivalenten Werte als digitale Information abgelegt. Diese Abtastwerte werden mit
neuronalen Strukturen, mittels Hardware und/oder Software verarbeitet, deren
Struktur nachfolgend beschrieben wird.
Zur Festlegung der neuronalen Modellstrukturen, die den Merkmalen der Ansprüche
1 bis 5 zugrunde liegen, werden diese nachfolgend näher spezifiziert. Derartige
Strukturen werden häufig auch als Fuzzy-Modelle, Fuzzy-Neuro-Modelle o. ä.
bezeichnet.
Ein neuronales Netz besteht i. a. aus mehreren Neuronen, deren Ein- und Ausgänge
miteinander verbunden sind. Ein einzelnes Neuron stellt hierbei eine einfache Einheit
zur Verarbeitung von Informationen bzw. von Signalen dar. Die Eingänge des
Neurons, d. h. der mehrdimensionale Eingangsraum wird in der Regel auf einen
eindimensionalen Ausgangsraum projiziert, der durch eine Aktivierungsfunktion
ausgegeben wird. Die massive parallele Verarbeitung von Eingabedaten durch die
jeweils einfachen Neuronen erklärt die Leistungsfähigkeit der gesamten Netzstruktur.
Neuronale Netze die nur Ein- und Ausgangsverbindungen ohne Zeitverzögerung
bzw. Speicherung der Zustände aufweisen, werden als statische neuronale Netze
bezeichnet. Im Gegensatz dazu, beinhalten dynamische oder rekurrente
Netzstrukturen mindestens einen Zustandsspeicher.
Die Fähigkeit statischer neuronaler Netze zur Nachbildung nichtlinearer statischer
Zusammenhänge, d. h. zur Approximation kontinuierlicher Funktionen mit einer
begrenzten Anzahl von Unstetigkeiten, wurde in mehreren Studien bewiesen
[Cybe1989] sowie [HoSt1989]. Diese Studien machen aber keine Aussagen zum
Netzaufbau, d. h. hinsichtlich der optimalen Anzahl der Schichten oder zur Festlegung
der optimalen Neuronenzahl in einzelnen Schichten, um konkrete
Aufgabenstellungen optimal zu lösen. Weiterhin geben sie keine Antworten zur Art
der Initialisierung, um bei vorhandener optimaler neuronaler Approximatorstruktur
eine optimale Approximation für konkrete Aufgabenstellung zu erreichen. Diese
Schwierigkeiten sind auf das Fehlen allgemeingültiger globaler Eigenschaften der
eingesetzten Algorithmen zum Lösen nichlinearer Gleichungssysteme
zurückzuführen. Diese Algorithmen werden als Lernverfahren für neuronale Netze,
d. h. zur Bestimmung der Netzparameter verwendet und beruhen in der Regel auf
dem Gradienten-Verfahren und/oder dem Newton-Verfahren. Aussagen über diese
Verfahren sind nur lokal möglich, so daß die iterative Suche bereits "ausreichend
nah" an der gesuchten Lösung beginnen muß.
Zur Nachbildung nichtlinearer Zusammenhänge benötigt ein neuronales Netz
zumindest einige Neuronen mit nichtlinearem Übertragungsverhalten, d. h.
nichtlineare Aktivierungsfunktionen. Die verwendeten Aktivierungsfunktionen
bestimmen weitgehend das Inter- und Extrapolationsverhalten des neuronalen
Netzes. Das Interpolationsverhalten neuronaler Modelle ist bei Verwendung
sogenannter Quetschfunktionen (z. B. sigmoidaler Funktionen als
Aktivierungsfunktionen) i. a. besser als z. B. bei Verwendung von Polynom-
Approximatoren. Das Extrapolationsverhalten von neuronalen Netzen ist i. a.
unbestimmt. Die Verwendung von Quetschfunktionen in der Zwischenschicht von
Neuro-Modellen stellt die Beschränktheit der Ausgänge für beliebige Eingänge
sicher.
Als Beispiel für ein konventionelles statisches neuronales Netz sei hier das Multi-
Layer-Perceptron (MLP) genannt und näher erläutert. Seine Struktur gewährleistet
die Nachbildung statischer Kennfelder mit ausreichender Approximationsgüte.
Das MLP besteht aus mehreren Neuronenschichten wie in Abb. 2 dargestellt. Die
Struktur ist strikt vorwärts gerichtet und gehört zur Gruppe der Feed-Forward-Netze.
Für die Anwendung als Teilmodell im virtuellen (Drehmoment) Sensor hat sich eine
dreischichtige (NU|N|NY)-MLP-Struktur als ausreichend erwiesen. In der
Eingangsschicht werden alle NU Eingänge u = [u1, . . ., uNU]T direkt zur verborgenen
Schicht #2 durchgeführt und stehen dort jedem der N verdeckten Neuronen als
Eingänge zur Verfügung. Im i-ten Neuron der k-ten Schicht ergibt sich als Ausgang
wobei z. B. für k = 2, als Bereich der Laufvariable j = 1, 2, . . ., NU gilt. Die log-
sigmoidale Aktivierungsfunktion
wird in jedem Neuron der verdeckten Schicht #2 eingesetzt. In den NY Neuronen der
Ausgangsschicht #3 werden die Ausgänge der Schicht #2 gewichtet aufsummiert
und durch eine lineare Aktivierungsfunktion als Gesamtnetzausgänge
y = [y1, . . ., YNY]T ausgegeben. In Abb. 2 ist eine (3|4|1)-MLP-Struktur dargestellt mit
NU = 3 Eingängen, mit N = 4 verdeckten Neuronen und mit NY = 1 Ausgang.
Die Gesamtheit aller Wichtungen W(k) (i,j) und Bias B(k) (i,1), zusammengefaßt in den
Parameter- bzw. Wichtungsmatrizen
bestimmen das Verhalten der neuronalen MLP-Gesamtstruktur
Während des Trainings bzw. des Lernens werden Parameter bzw. Wichtungen
ermittelt, mit denen die quadratische Fehlerfunktion
minimiert wird.
Zu Beginn eines Lernvorgangs kann die Initialisierung der Wichtungen der
verdeckten Schicht, also der Neuronen mit einer log-sigmoidalen Aktivierungs
funktion nach Nguyen-Widrow (NgWi1990) durchgeführt werden. Die Wichtungen der
Neuronen mit linearer Aktivierungsfunktion in der Ausgangsschicht können mittels
symmetrischem Zufallsgenerator initialisiert werden. Das Anlernen des funktionalen
Zusammenhangs zwischen Ein- und Ausgängen kann in effektiver Weise nach dem
Levenberg-Marquardt-Verfahren [Marq1963] und [HaMe1994] erfolgen. Diese
Methode ist eine Kombination der Gradienten-Methode und des Newton-Verfahrens
und konvergiert schneller als das bekannte Back-Propagation Verfahren, benötigt
aber eine höhere Speicherkapazität während der Trainingsphase.
Ein rekurrentes oder dynamisches neuronales Netz ist dadurch gekennzeichnet, daß
seine Netzstruktur eine Zeitverzögerung oder Speicherung mindestens eines
Zustandes, Ein- oder Ausgangswertes seiner Neuronen vorsieht.
Ausgehend von einer allgemeinen rekurrenten Struktur, in der alle Neuronen
vollständig miteinander verbunden sein können und an jeder Verbindung ein
Speicherelement enthalten sein kann, haben sich einige spezielle Strukturen
herausgebildet. Die Spezialisierung erfolgt durch Einschränkung der Vielfalt
zulässiger Verbindungen und bzgl. der Speicherplazierungen. Trotz hierdurch
bedingter, prinzipieller Einschränkung der Approximationsfähigkeit haben sich diese
speziellen Strukturen als äußerst vorteilhaft herausgestellt, besonders hinsichtlich der
Kriterien:
- - Kompaktheit und Zeitbedarf der Lernverfahren,
- - Unabhängigkeit von der Initialisierung,
- - ausreichende Approximationsgüte,
- - Robustheit gegenüber Parameter- oder Eingangsvariationen (Rauschen),
- - Nachweismöglichkeiten für stabiles dynamisches Modellverhalten,
- - Inter- und Extrapolationsverhalten.
Die nachfolgend beschriebenen Strukturen wurden bereits im Rahmen der
Forschungsarbeiten zur "Simulation technischer Systeme" vorteilhaft eingesetzt (vgl.
u. a. [SAE1998]). So werden im Zusammenhang mit einem öffentlich geförderten
Projekt, neben allgemeinen Systemuntersuchungen auf dem Gebiet dynamischer
neuronaler Netze, intelligente Verfahren zur automatisierten Modellgenerierung am
Beispiel von Verbrennungsmotoren entwickelt. Ziel des Vorhabens ist die Gewinnung
echtzeitfähiger, aus physikalischen und neuronalen Modellansätzen kombinierter
Motorenmodelle.
Lokale Rückführungen mit Zustandsspeicherung erweitern ein statisches zu einem
dynamischen Netz. Hierbei wird weder über mehrere Neuronenschichten
zurückgeführt noch bestehen zeitverzögerte Verbindungen zwischen den Neuronen
innerhalb einer Schicht. Sondern in bestimmten Schichten besitzt jedes Neuron eine
individuelle Rückführung, verfügt somit über eine eingebaute Dynamik, wie in Abb. 3
dargestellt. Hierbei handelt es sich um sogenannte Local-Recurrent-Global-
Feedforward (LRGF) Netze.
Diese Struktur ermöglicht eine Überprüfung des dynamischen Modellverhaltens
hinsichtlich Stabilität mit Hilfe des Kriteriums:
Ein neuronales LRGF-Netz (vgl. Abb. 3) ist global asymptotisch stabil, wenn die Verstärkungsfaktoren aller lokalen Rückführungen vom Betrag kleiner 1 sind.
Ein neuronales LRGF-Netz (vgl. Abb. 3) ist global asymptotisch stabil, wenn die Verstärkungsfaktoren aller lokalen Rückführungen vom Betrag kleiner 1 sind.
Dieses Stabilitätskriterium läßt sich somit in ein Lernverfahren integrieren, indem
sichergestellt wird, daß alle Parameter bzw. Wichtungen in den lokalen
Rückführungen vom Betrag stets kleiner 1 sind.
Da die internen Zustände des Netzwerkes i. a. nicht verfügbar sind, muß das
Lernverfahren in der Ausgangsfehler- bzw. in der parallelen Modellkonfiguration
durchgeführt werden, z. B. mit Backpropagation-Through-Time, wodurch sich der
Lernprozeß häufig sehr zeitaufwendig gestaltet.
Eine weitere Möglichkeit zur Erweiterung eines statischen zu einem dynamischen
Netz ergibt sich, wenn dem statischen neuronalen Approximator zeitlich verzögerte
Ein- und Ausgänge des Prozesses bzw. des Modells zugeführt werden. Eine solche
Struktur wird als Time-Delay-Neural-Network (TDNN) bezeichnet und verfügt über
eine externe Dynamik, wie in Abb. 4 dargestellt.
Die Überprüfung bzw. ein Nachweis der Stabilität dieses dynamischen
Simulationsmodells gestaltet sich i. a. relativ aufwendig. Die Verwendung eines MLP
wie in Abb. 2 als statischer Approximationskern, ermöglicht die Formulierung eines
einfach anwendbaren Stabilitätskriteriums, welches sich ebenfalls in ein
Lernverfahren integrieren läßt.
Ein TDNN (vgl. Abb. 4) mit einem statischen (2n|N|1)-MLP Approximationskem (vgl.
Abb. 2) ist global asymptotisch stabil, wenn
Hierbei wurde als Eingang des MLP ein Vektor
[Y(k-1), . . ., y(k-n), u1(k-1), . . ., u1(k-n), um(k-1), . . ., um(k-n)]T
vorausgesetzt.
Da die TDNN-Struktur im statischen Approximationskern keine internen dynamischen
Zustände aufweist, kann ein Lernverfahren sowohl in der Ausgangsfehler- bzw. in der
parallelen Modellkonfiguration als auch in der Gleichungsfehler- bzw. in der seriell
parallelen Modellkonfiguration durchgeführt werden. Im letzteren Fall wird zunächst
ein Prädiktionsmodell trainiert, was i. a. mit einem erheblichen Zeitgewinn gegenüber
der parallelen Modellkonfiguration verbunden ist. Erfolgt die Optimierung des
statischen Approximationskerns unter Berücksichtigung hinreichender
Approximationsgüte, Robustheit sowie Inter- und Extrapolationsfähigkeit, so ist in der
Regel eine gute Simulationsfähigkeit des TDNN-Modells gegeben.
Eine Verwendung rein neuronaler Strukturen, wie im vorhergehenden Kapitel
beschrieben, im sogenannten Black-Box-Modellverfahren führt u. U. bei der
Anwendung virtueller Sensor zu nicht optimalen Ergebnissen. Die Einbindung
vorhandener Kenntnisse des nachzubildenden Prozesses, in Form physikalischer
Gleichungen ist hierbei vorteilhaft. Die Vorteile beider Modellgenerierungsverfahren
können kombiniert werden.
In der Abb. 5 ist eine vereinfachte Darstellung der physikalischen Struktur eines
Otto-Verbrennungsmotors gezeigt, mit der eine Nachbildung des Drehmomentes an
der Kurbelwelle durchgeführt werden kann. Basierend auf den Eingängen
Motordrehzahl n, Fahrpedalposition αDK, Kraftstoff-Einspritzzeit tEin und Zündwinkel
αZünd kann mit diesem Modell u. a. ein virtueller Drehmoment-Sensor aufgebaut
werden.
Im Gegensatz zu einem in sich geschlossenen Black-Box-Modell
MDreh = TDNN(n, αDK, tEin, αZünd, . . .) wird lediglich das physikalische Saugrohrdruck-
Teilmodell durch ein dynamisches neuronales Netz pSaug = TDNN(n, αDK) ersetzt. In analoger Vorgehensweise werden die restlichen Teilmodelle für den Kraftstoffpfad,
die Gemischbildung und den eigentlichen Verbrennungsprozeß durch rekurrente
neuronale Netze ersetzt.
Besonderes Augenmerk ist zu richten auf Teilprozesse, die bereits mit statischen
Netzstrukturen ausreichend nachzubilden sind. Durch diese Maßnahme kann das
Modell hinsichtlich Handhabbarkeit, Übersichtlichkeit und Robustheit deutlich
verbessert werden.
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[HaMe1994] M. T. Hagan, M. B. Menjaj:, "Training Feedforward Networks with the Marquardt Algorithm", IEEE-Transactions on Neural Networks, Vol 5, Nr 6, pp 989-993, November 1994.
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[Marq1963] D. Marquardt, "An Algorithm for least squares estimation of non-linear Parameters", J. Soc. Ind. Appl. Math, pp 431-441, 1963.
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[SAE1998] M. Ayeb, D. Lichtenthäler, H. J. Theuerkauf, T. Winsel; "SI Engine Modeling Using Neural Networks", SAE International Congress, Detroit.Michigan USA, 1998.
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[SAE1998] M. Ayeb, D. Lichtenthäler, H. J. Theuerkauf, T. Winsel; "SI Engine Modeling Using Neural Networks", SAE International Congress, Detroit.Michigan USA, 1998.
Claims (5)
1. Nachbildung des Signalverlaufs eines elektronischen Sensors im Kraftfahrzeug
mittels virtuellem Sensor in einem elektronischen Fahrzeugsteuergerät bzw.
-regelgerät,
dadurch gekennzeichnet, daß die Nachbildung mit einem Berechnungsmodell im
Fahrzeugsteuergerät erfolgt, das auf Neuronalen Netzen basiert.
2. Verfahren und Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Nachbildung mit einem Berechnungsmodell im
Fahrzeugsteuergerät erfolgt, das auf Fuzzy-Systemen basiert.
3. Verfahren und Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Nachbildung mit einem Berechnungsmodell im
Fahrzeugsteuergerät erfolgt, das auf einer Kombination aus Neuronalen Netzen,
Fuzzy-Systemen und physikalisch motivierten Expertensystemen basiert.
4. Verfahren und Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Nachbildung des Signalverlaufs eines
Drehmomentensensors im Kraftfahrzeug mittels virtuellem Drehmomentensensor
erfolgt.
5. Verfahren und Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Nachbildung das Motordrehmomentes oder
einer vergleichbaren Größe im Kraftfahrzeug mittels virtuellem
Drehmomentensensor erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000110681 DE10010681A1 (de) | 2000-03-04 | 2000-03-04 | Virtueller Drehmomentsensor auf Basis neuronaler Netze (MD-VNS) zur Implementierung in Kraftfahrzeugsteuergeräte |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000110681 DE10010681A1 (de) | 2000-03-04 | 2000-03-04 | Virtueller Drehmomentsensor auf Basis neuronaler Netze (MD-VNS) zur Implementierung in Kraftfahrzeugsteuergeräte |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10010681A1 true DE10010681A1 (de) | 2001-09-06 |
Family
ID=7633558
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000110681 Withdrawn DE10010681A1 (de) | 2000-03-04 | 2000-03-04 | Virtueller Drehmomentsensor auf Basis neuronaler Netze (MD-VNS) zur Implementierung in Kraftfahrzeugsteuergeräte |
Country Status (1)
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