AT502857B1 - System und verfahren zur erfassung und verarbeitung von tsunami-auslösenden seismischen ereignissen - Google Patents

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2 AT 502 857 B1
Die Erfindung geht aus von einem System zur Erfassung von seismischen Aktivitäten, insbesondere von Seebeben und daraus resultierenden Tsunamis, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, sowie einem Verfahren zur Erfassung von Tsunami-auslösenden seismischen Ereignissen unter Verwendung des Systems gemäß Anspruch 9.
Tsunamis stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar, dessen Gefahr aber durch rechtzeitige Warnung wesentlich reduzierbar ist. Leider können sich viele Staaten die teuren Warngeräte nicht leisten, die zudem einen hohen Wartungsaufwand erfordern.
Beispielsweise ist aus der EP 0 516 662 A1 ein seismisches Gerät zum Nachweis mariner seismischer Störungen sowie zu deren Erfassung und Auswertung bekannt, wobei der Sensor einen Lasersender oberhalb der Wasseroberfläche aufweist, der einen Bereich der Wasseroberfläche beleuchtet, und einen optischen Empfänger, der ebenfalls oberhalb der Wasseroberfläche angeordnet ist und das in besagtem Bereich reflektierte Laserlicht nachweist. Weiterhin ist ein Signalprozessor vorgesehen, der mit dem optischen Empfänger gekoppelt ist, um die in der Dopplerverschiebung der Signale enthaltene Information, welche aus vertikalen Höhenunterschieden in dem Wasseroberflächenbereich durch seismische Aktivitäten unter Wasser gewonnen werden, auszuwerten.
Aus der US 6,992,951 ist ein Detektor zur Durchführung von seismischen Messungen bekannt, welcher einen Beschleunigungsmesser umfasst, dessen Empfindlichkeit von seinem Neigungswinkel abhängt, und ein elektrisch mit dem Beschleunigungsmesser gekoppeltes Hydrophon zur Aufnahme von marinen seismischen Aktivitäten.
Weiterhin ist aus der JP 11-064051 1 eine Vorrichtung zur Erfassung von Wellenhöhen und zur Erfassung seismischer Ereignisse bekannt, welche die erfassten Größen miteinander in Verbindung setzt, um den Zusammenhang zwischen Tsunami-Wellen und maritimen seismischen Ereignissen herzustellen.
Die bekannten Detektoren zur Erfassung von marinen seismischen Aktivitäten, die zum Aufbau von Tsunamis führen können, weisen dabei einige signifikante Nachteile auf, die eine Anwendung in den hauptsächlich betroffenen Ländern nahezu unmöglich machen.
Einerseits sind sie aufwendig zu installieren und kostspielig in der Wartung, da viele der Bestandteile teuer in der Anschaffung sind und/oder in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden müssen.
Andererseits arbeiten die bekannten Systeme auf regionaler Ebene und sind wenig bis gar nicht international miteinander verbunden. Dadurch können beispielsweise Nachbarstaaten, die an das gleiche Meeresgebiet angrenzen, nur unzureichend in ein Frühwarnsystem eingebunden werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, ein kostengünstiges, weltweit vernetztes Warnsystem für marine seismische Aktivitäten und die daraus resultierende Gefahr eines Tsunami sowie ein Verfahren zur Berechnung von durch seismische Aktivitäten entstehenden Tsunamis in Echtzeit anzugeben, welche bestehende Infrastrukturen nutzen können, ohne aufwendige Installationen oder teure Wartungen zu erfordern, und gleichzeitig einen hohen Grad an Vernetzung erreichen.
Die Aufgabe wird bezüglich des Warnsystems durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 und bezüglich des Verfahrens durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 9 gelöst.
Hierbei ist vorgesehen, dass das System zur Erfassung und Auswertung der entsprechenden seismischen Ereignisse, insbesondere mariner seismischer Ereignisse, die zur Auslösung einer 3 AT 502 857 B1
Tsunami-Welle führen können, ein Medium zur Erfassung eines seismischen Ereignisses, ein Medium zur Lokalisierung des Epizentrums des seismischen Ereignisses, ein Medium zur Strömungs-Simulation für die Echtzeitberechnung einer durch das seismische Ereignis ausgelösten Tsunami-Welle, eine Vorrichtung zur Anzeige einer Warnung vor der Tsunami-Welle und ein die Medien verbindendes Netzwerk umfasst, wobei das Medium zur Erfassung des seismischen Ereignisses eine Computerfestplatte ist.
Dies ist besonders vorteilhaft, weil viele herkömmliche Festplatten von weltweit vorhandenen Personalcomputern bereits über Beschleunigungssensoren verfügen, die an sich für die korrekte Positionierung des Schreib/Lesekopfes verwendet werden, zusätzlich aber auch für den erfindungsgemäßen Einsatzzweck verwendbar sind, so dass die vorhandenen Personalcomputer zur Erfassung der seismischen Ereignisse eingesetzt werden können und die erfindungsgemäßen Maßnahmen somit günstig in Anschaffung und Unterhalt und weltweit vernetzt vorhanden sind.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungsvarianten sind in den Unteransprüchen angegeben.
Vorteilhafterweise ist die Computerfestplatte Teil eines zeitlich synchronisierten Netzwerkes, was eine sofortige Weiterleitung der Warnung an die weiteren in dem Netzwerk vorhandenen Computer in Echtzeit ermöglicht.
Weiterhin ist von Vorteil, dass das Netzwerk als Local Area Network oder als P2P- bzw. Peer-to-Peer-Netzwerk unter Verwendung der Netzwerkprotokolle RFC-1305 (NTP) oder RFC-2030 (SNTP) konzipiert ist. Dies ermöglicht einerseits eine sichere Kommunikation, auch wenn das Netzwerk teilweise durch ein Erdbeben zerstört wurde, andererseits wird dadurch die Synchronisation des Netzwerks bis auf ca. 1-50 Millisekunden gewährleistet, was für die Lokalisierung des Epizentrums mit ausreichender Genauigkeit notwendig ist.
Die Erfindung wird im Folgenden anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine stark schematisierte Darstellung eines zur Erfassung von seismischen Aktivitäten geeigneten Bauteils; und
Fig. 2 eine stark schematisierte Darstellung der ein seismisches Ereignis begleitenden Wellen.
Tsunamis werden durch Erdbeben im submarinen Bereich, Meteoriteneinschläge oder Unterwasser-Hangrutschungen ausgelöst. Das jeweils auslösende Ereignis erzeugt seismische Wellen, sogenannte P-Wellen, die mit entsprechenden Sensoren messbar sind. Seismische P-Wellen breiten sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 18000 km/h aus, der Tsunami hingegen nur mit ca. 500-1000 km/h, da die Leitung der Wellen im Festgestein des Ozeanbodens schneller erfolgt als die Wellenausbreitung des Wassers. Deshalb steht ausreichend Zeit zur Verfügung, eine Tsunami-Warnung an betroffene Regionen abzusetzen sowie eine Evakuierung durchzuführen, wenn das auslösende Ereignis detektiert, verarbeitet und ausgewertet werden kann.
Ein Tsunami-Warnsystem besteht gemäß dem Stand der Technik prinzipiell aus zwei Komponenten: einerseits aus einem Netzwerk aus Sensoren zur Erfassung eines Tsunamis und andererseits aus einer Kommunikations-Infrastruktur zur Aussendung der Warnung an bedrohte Küstenregionen. Derartige Systeme wurden von einigen Anrainerstaaten des Pazifischen Ozeans installiert, z.B. von Japan, Hawaii, Französisch Polynesien, Alaska sowie an der Pazifik-Küste von Südamerika. Die anderen Ozeane besitzen keine vergleichbaren Systeme, weshalb es im Indischen Ozean im Dezember 2004 zu einer Katastrophe kommen konnte. Jedoch ist der Indische Ozean eines der seismisch aktivsten Gebiete der Erde.
Das bekannte System zur Erfassung mariner seismischer Aktivitäten basiert auf sechs Bojen im 4 AT 502 857 B1 pazifischen Ozean, die über Sonar in Verbindung mit Drucksonden in ca. 6000 m Wassertiefe stehen.
Diese sind aufwendig zu installieren und kostspielig in der Wartung, da die Bojen und Drucksonden jährlich ausgetauscht werden müssen, weshalb sich ärmere Staaten diese Systeme nicht leisten können.
Weiterhin arbeiten sie fast ausschließlich auf regionaler Ebene und sind kaum international verbunden. Dadurch kann der globalen Ausbreitung von Tsunamis keine Rechnung getragen werden. Ähnliche Probleme treten auf, wo zwar die Kommunikation möglich wäre, eine Landesregion aber nicht unter der Hoheit ihrer Landesregierung steht wie z.B. in Gebieten, die von Rebellengruppen beherrscht sind. Um eine rechtzeitige Warnung an betroffene Regionen weiterzuleiten, ist daher eine lückenlose internationale Verbindung unbedingt notwendig.
Um die Auslöser von Tsunamis rechtzeitig zu detektieren, wird ein weltweites Netzwerk mit hoher geografischer Dichte an Beschleunigungs-Sensoren benötigt. Die auf Seismografen basierenden Netzwerke besitzen wegen ihrer hohen Kosten eine zu geringe geografische Dichte. Deshalb können diese Systeme, wie beispielsweise das Projekt „Geofon“ der Universität Potsdam, derzeit nur in Europa die Stärke von Erdbeben rechtzeitig erfassen, da nur hier eine ausreichende Dichte an Seismografie-Stationen besteht. Die Erfassung der tatsächlichen Stärke des Erdbebens in Regionen des indischen Ozeans ist mit diesem System erst Wochen später möglich. Auch die Erfassung der Höhe des Wasserspiegels mit Radar-Satelliten ist nicht realisierbar, weil einerseits nicht ausreichend Radar-Satelliten zur weltweiten Überwachung zur Verfügung stehen und andererseits die Auswertung der Daten von den Satelliten etwa fünf Stunden dauert.
Erfindungsgemäß wird daher vorgeschlagen, durch Nutzung einer wesentlich einfacheren und dadurch kostengünstigeren Sensor-Technologie ein Netz von ausreichender Dichte zu schaffen, welches allen betroffenen Staaten zur Verfügung stehen kann.
Diese Technologie ist bereits in großer Menge in den weltweit installierten Computer-Festplatten vorhanden. Die dort verwendeten Beschleunigungssensoren werden innerhalb eines synchronisierten Netzwerkes zur kooperativen Ermittlung der Laufzeit von seismischen P-, S- oder L-Wellen herangezogen, wodurch das Epizentrum eines seismischen Ereignisses, welches u.U. zu einem Tsunami führen kann, lokalisierbar wird.
Darauf aufbauend kann eine Strömungssimulation die von einer möglichen Tsunami-Welle betroffenen Regionen identifizieren. Bei Erfassung einer möglicherweise Tsunami-auslösenden seismischen Aktivität wird eine entsprechende Warnung im systemeigenen Netzwerk verbreitet. Die zur Abbildung von Wellen-Laüfzeiten in Entfernungen notwendigen geologischen Daten werden aus seismischen Topografie-Datenbanken gewonnen.
Nachfolgend wird zum besseren Verständnis der Erfindung ein zur Erfassung von seismischen Ereignissen geeignetes Gerät unter Bezugnahme auf die Fig. 1 beispielhaft beschrieben.
Um gleichzeitig eine besonders hohe Dichte an Beschleunigungs-Sensoren und geringe Infrastruktur-Kosten für das System zu erzielen, wird versucht, auf bestehende Infrastruktur bzw. kostengünstige Sensor-Technologien zurückzugreifen. Als Sensoren kommen dafür Beschleunigungssensoren infrage, welche in handelsüblichen Computern eingebaut sind.
Diese sind insbesondere in den darin eingebauten Festplatten vorhanden und ermöglichen eine Analyse des Position Error Signal (PES), dessen Werte mit der auf den Festplattenkörper wirkenden Beschleunigung Zusammenhängen. Die hohe Speicherdichte auf heutigen Festplatten kann nur dadurch erreicht werden, indem geringste Erschütterungen oder Beschleunigungen, welche auf die Festplatte einwirken, mithilfe des PES erkannt und bei der exakten Ansteuerung 5 AT 502 857 B1 von Positionen mit dem SchreibVLesekopf berücksichtigt werden. Dieses Signal kann erfindungsgemäß auch zur Erfassung von Tsunami-auslösenden seismischen Ereignissen herangezogen werden.
Eine alternative Methode, die Beschleunigung des Festplattenkörpers zu messen, besteht darin, die Zugriffszeit der Festplatte sowie die Zeit zur Positionierung des Schreib-/Lesekopfes zu messen, die beide bei Erschütterungen zunehmen.
Ein zur Erfassung seismischer Ereignisse geeignetes Gerät 1, beispielsweise eine Computerfestplatte, ist stark schematisiert in Fig. 1 dargestellt. Es umfasst dabei beispielhaft drei mikromechanische Beschleunigungssensoren 6a, 6b, 6c für die X-, Y- und Z-Richtung und ist über einen Anschluss 4 an ein geeignetes Datenverarbeitungsgerät anschließbar. Im erfindungsgemäßen Fall der Computerfestplatte ist diese mit dem zugehörigen PC über einen Datenbus verbunden. Die Beschleunigungssensoren 6a, 6b, 6c sind über eine Steuereinheit 2 miteinander verbunden. Im Fall der Computerfestplatte ist dies der Festplattencontroller.
Um die Beschleunigung der Erdoberfläche zu messen, muss das Gerät 1 dabei in Kontakt mit feststehenden Gebäudeteilen stehen, was gewöhnlich dadurch gewährleistet ist, dass der die Computerfestplatte beherbergende Computer auf dem Boden eines Gebäudeteils oder auf einem Möbelstück, welches wiederum mit dem Boden oder einer Wand des Gebäudes in Verbindung steht, angeordnet ist. Zur Warnung im Fall eines drohenden Tsunami ist das Gerät 1 mit einer optischen und/oder akustischen Warnvorrichtung 3 ausgestattet. Im Falle eines Computers wird die Warnung vorzugsweise in optischer Form auf dem Bildschirm und/oder in Form eines Warntons ausgegeben. Die Anbindung des Netzwerkes an die Daten von staatlichen Seismographen kann, wie weiter unten genauer beschrieben, über das Internet erfolgen.
Zunächst muss auf die geologischen Hintergründe näher eingegangen werden, um zu zeigen, wie sich seismische Ereignisse auf ein in Fig. 1 beispielhaft beschriebenes Gerät 1 auswirken bzw. von diesem detektierbar sind.
Erdbeben machen sich durch drei verschiedene Wellenkategorien bemerkbar, welche beispielhaft in Fig. 2 dargestellt sind. Die longitudinalen P-Wellen weisen dabei eine Ausbreitungsgeschwindigkeit von ca. 18000 km/h in Gestein wie z.B. in Granit auf, während die transversalen S-Wellen eine Ausbreitungsgeschwindigkeit von ca. 10500 km/h im gleichen Gestein aufweisen. Die Oberflächenwellen oder L-Wellen, die sich wiederum in Rayleigh- und Love-Wellen untergliedern, weisen eine signifikant geringere Ausbreitungsgeschwindigkeit auf. In Fig. 2 ist beispielhaft ein Seismogramm für ein Erdbeben in ca. 1000 km Entfernung dargestellt, bei welchem longitudinale P-Wellen, transversale S-Wellen und Oberflächenwellen L durch entsprechende Buchstaben gekennzeichnet sind.
Bei der Lokalisierung von Epizentren mittels Seismografen wird zur ungefähren Ermittlung der Distanz zwischen Epizentrum und Seismograf die Zeitspanne in Sekunden zwischen dem Eintreffen der P- und S-Welle mit 8 km/s multipliziert und daraus die Entfernung zum Epizentrum bestimmt. Dieses System ist relativ genau, aber auch, wie bereits erläutert, teuer und in der bevorzugten Region nicht verfügbar.
Augrund der beschränkten Messgenauigkeit der in der Erfindung gewählten Sensor-Technologie ist wahrscheinlich nur die Messung des Zeitpunktes, zu dem entweder die P-, S-oder L-Welle eintrifft, möglich. Sind jedoch alle Sensoren des Netzwerkes in einem möglichst hohen Maß an Genauigkeit synchronisiert, kann aus dem zeitversetzten Eintreffen der Wellen bei einer Anzahl von N auf der Erde verteilten Sensoren die Position des Epizentrums ausreichend genau ermittelt werden.
Zur Lokalisierung des Epizentrum eines Erdbebens werden zwei Informationen benötigt: einerseits die geografische Position jedes am Netzwerk teilnehmenden Sensors, also die Längen- 6 AT 502 857 B1 und Breitengrade der Position. Diese werden für den Sensor mit dem Index i nachfolgend mit Aj und δ, bezeichnet. Die Informationen können dabei von einer angeschlossenen GPS-Maus oder über ein Internetprogramm wie z.B. www.gpsvisualizer.com bezogen werden.
Die zweite benötigte Information zur Lokalisierung des Epizentrums des seismischen Ereignisses ist die Laufzeit der seismischen Welle vom Epizentrum bis zu jedem am Netzwerk teilnehmenden Sensor. Die vollständige Laufzeit ist dabei jedoch unbekannt, da sich höchstwahrscheinlich kein Sensor direkt im Epizentrum befindet, nur die versetzten Zeitpunkte des Eintreffens der seismischen Welle bei den einzelnen Sensoren sind bekannt. Daher wird zur Synchronisierung der Zeitpunkte ein netzwerkweit exakt synchronisiertes Zeitsignal benötigt, worauf weiter unten näher eingegangen wird.
Die mathematische Formulierung des Problems zur kooperativen Lokalisierung des Epizentrums wird durch ein Gleichungssystem mit drei Unbekannten beschrieben: geografische Länge des Epizentrums, bezeichnet mit Λ, die geografische Breite des Epizentrums, bezeichnet mit Δ sowie die Distanz vom Epizentrum bis zu seinem nächstgelegenen Sensor, bezeichnet mit a. Für drei am Netzwerk teilnehmende Sensoren ist das System exakt lösbar, für mehrere Sensoren wird das überbestimmte System mittels der Levenberg-Marquardt-Methode durch Minimierung des Ausdruckes (0 ^[/?cos '[cos<5)cosAcos(/l(. -A) + sin^sinA]-s,- -af (=1 gelöst. Darin bezeichnet s, die an der Erdoberfläche bzw. im Erdmantel, dessen Radius mit R bezeichnet ist, zurückgelegte Strecke der seismischen Welle, die der vom Sensor mit Index i ermittelten Laufzeit entspricht. Die Längenmessung erfolgt je nach Wellenart in sphärischen oder kartesischen Koordinaten.
Da die Lokalisierung des Epizentrums auf der Laufzeit der seismischen Wellen basiert, ist ein einheitliches Zeitsignal innerhalb des gesamten Netzwerks notwendig. Eine gewöhnliche Synchronisierung über langsame Netzwerke mit hoher Latenz-Zeit, wie sie bei normaler Internet-Kommunikation auftreten, ist dafür nicht ausreichend. Die erforderliche Genauigkeit von wenigen Millisekunden kann mit diesen einfachen Methoden nur in einem LAN (Local Area Network) erreicht werden. Für größere Netzwerke hingegen eignet sich das Protokoll RFC-1305 (NTP). Es ist in der Lage, Computer bis auf eine Abweichung von ca. 1-50 Millisekunden zu synchronisieren. Eine alternative Möglichkeit ist die Benutzung des Protokolls RFC-2030 (SNTP), das eine vereinfachte Version von NTP darstellt, die Anforderungen der gegenwärtigen Anwendung aber erfüllt. Sämtliche Protokolle und Netzwerktechnologien sind weltweit erhältlich und, wenn noch nicht vorhanden, unter geringem Aufwand installierbar und konfigurierbar.
Bei einer Ausbreitungsgeschwindigkeit der P-Wellen von 18000 km/h bzw. 5000 m/s ergibt sich mit dieser Methode eine theoretische Abweichung von 5 bis 250 m bei der Lokalisierung des Epizentrums. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen aber in verschiedenen geologischen Medien schwankt, kann sich die Abweichung weiter erhöhen. Diese Ungenauigkeit kann durch Berücksichtigung der Materialzusammensetzung des Erdmantels bei der Lokalisierung des Epizentrums vermieden werden. Die dafür notwendigen geologischen Daten werden aus Datenbanken bzw. durch inverse Simulation für existierende Erdbebendaten gewonnen.
Ist das Epizentrum eines seismischen Ereignisses von Wasser bedeckt, so wird der Verlauf des dadurch ausgelösten Tsunami über eine Strömungs-Simulation ermittelt, wodurch bedrohte Küstenregionen in Echtzeit identifizierbar werden. Durch die geringe Tiefe der Ozeane im Vergleich zu ihrer Oberfläche wird für die Simulation als mathematische Vereinfachung die sog. Shallow-Water-Theory herangezogen. Da die Tsunami-Welle große Strecken auf der Erdoberfläche zurücklegt, muss die Coriolis-Beschleunigung berücksichtigt werden. Dies ist notwendig,

Claims (7)

  1. 7 AT 502 857 B1 um der Tatsache gerecht zu werden, dass das Inertialsystem, in dem sich die Welle bewegt, rotiert. Die daraus resultierenden partiellen Differentialgleichungen werden numerisch gelöst. Die hier beschriebene Methode zur Warnung vor Tsunamis ist äußerst kostengünstig realisierbar, da sie als reine Softwarelösung auf die bereits weltweit vorhandene Infrastruktur von Internetfähigen Bürocomputern und deren Festplatten mit eingebauten Beschleunigungssensoren aufsetzt. Die am Projekt teilnehmenden Computer (Netzwerk-Knoten) werden über ein sogenanntes P2P- (Peer-to-Peer-) Netzwerk miteinander verbunden und stellen dadurch eine redundante Distributed-Computing-Plattform dar. Jeder Knoten des Netzwerkes kann gleichzeitig Sensor für seismische Wellen sowie Verarbeiter der Laufzeit-Daten zur Lokalisierung der Epizentren sein. Dadurch ist die Funktion des Warnsystems auch bei Zerstörung eines Teils des Netzwerkes gewährleistet. Zur Verbreitung der Warnung wird direkt das P2P-Netzwerk der Distributed-Computing-Platform benutzt. Als Warnung wird ein entsprechender Text am Bildschirm dargestellt sowie akustische oder visuelle Signale genutzt, wie in Fig. 1 stark schematisiert durch die Warnleuchte 3 angedeutet. Dadurch entsteht für die Nutzer eine Motivation zur Teilnahme an dem Netzwerk in der primären Funktion als Sensor, weil sie nur dadurch auch entsprechende Warnungen vor Tsunamis erhalten. Wesentliche Bestandteile des Systems sind dabei die Erschütterungsmessung mit verschiedenen Signalen von Computerfestplatten, das P2P-Netzwerk basierend auf Internet-Protokoll, eine exakt synchronisierte Zeitmessung innerhalb des Netzwerkes und eine Strömungssimulation zur Identifikation gefährdeter Küstenregionen. In einem P2P-Netz kann jeder Netzwerk-Knoten sowohl Sensor als auch Datenverarbeiter sein. Die Lokalisierung des Epizentrums des seismischen Ereignisses sowie die Strömungssimulation wird von mehreren Netzwerk-Knoten durchgeführt, wodurch ein hoher Grad von Redundanz erzielt wird. Durch diese Architektur wird auch bei einer teilweisen Zerstörung der Netz-Infrastruktur die Funktion des Systems gesichert. Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel begrenzt und beispielsweise mit einer Vielzahl verschiedener Festplattentypen, sofern deren PES oder deren Zugriffszeit auslesbar ist, durchführbar. Die einzelnen Merkmale der Erfindung sind beliebig miteinander kombinierbar. Patentansprüche: 1. System zur Erfassung und Auswertung seismischer Ereignisse, insbesondere maritimer seismischer Ereignisse, die zur Auslösung einer Tsunami-Welle führen können, wobei das System ein Medium zur Erfassung eines seismischen Ereignisses, ein Medium zur Lokalisierung des Epizentrums des seismischen Ereignisses, ein Medium zur Strömungs-Simulation für die Echtzeitberechnung einer durch das seismische Ereignis ausgelösten Tsunami-Welle, eine Vorrichtung zur Anzeige einer Warnung vor der Tsunami-Welle und ein die Medien verbindendes Netzwerk umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium zur Erfassung des seismischen Ereignisses eine Computerfestplatte mit auslesbarem Position-Error-Signal (PES) bzw. auslesbarer Zugriffszeit ist.
  2. 2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Computerfestplatte Teil eines zeitlich synchronisierten Netzwerkes ist. 8 AT 502 857 B1
  3. 3. System nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerk mehrere Netzwerk-Knoten aufweist.
  4. 4. System nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerk ein Local Area Network oder ein P2P- bzw. Peer-to-Peer-Netzwerk ist.
  5. 5. System nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerkprotokoll RFC-1305 (NTP) oder RFC-2030 (SNTP) ist.
  6. 6. System nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerk bis auf ca. 1-50 Millisekunden synchronisierbar ist.
  7. 7. Verfahren zur Erfassung und Auswertung seismischer Ereignisse, insbesondere maritimer seismischer Ereignisse, die zur Auslösung einer Tsunami-Welle führen können, unter Verwendung eines Systems zur Erfassung und Auswertung solcher seismischer Ereignisse, wobei das System ein Medium zur Erfassung eines seismischen Ereignisses, ein Medium zur Lokalisierung des Epizentrums des seismischen Ereignisses, ein Medium zur Strömungs-Simulation für die Echtzeitberechnung einer durch das seismische Ereignis ausgelösten Tsunami-Welle, eine Vorrichtung zur Anzeige einer Warnung vor der Tsunami-Welle und ein die Medien verbindendes Netzwerk umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren folgende Verfahrensschritte umfasst: • Erfassen eines seismischen Ereignisses durch interne Signale (Position-Error-Signal oder Zugriffszeit) einer als Medium zur Erfassung eines seismischen Ereignisses dienenden Computerfestplatte, • Lokalisieren des Epizentrums durch Messung der Laufzeit seismischer Wellen mittels der Levenberg-Marquardt-Methode über ein zeitlich synchronisiertes Netzwerk, • Ermitteln der vom Tsunami betroffenen Regionen durch eine Strömungs-Simulation der Ausbreitung der Welle vom Epizentrum mittels Shallow-Water-Theory, • Durchführen der notwendigen Rechenoperationen in einer redundanten Netzwerkumgebung, und • Verbreiten der Warnung über das Netzwerk mittels einer geeigneten signalgebenden Vorrichtung. Hiezu 1 Blatt Zeichnungen
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