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Die Erfindung bezieht sich auf ein Gerät zur hygienischen Reinigung- und Desinfektion der Milchtierzitzen vor und nach dem Melken, gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1, bestehend aus einem angepassten, teilweise durchsichtigen Reinigungstunnel, in den auf die einragende Zitze, durch einen im oberen Teil befindlichen Ringspalt, mit abwärts gerichtetem Strahl, die von aussen unter Druck zugeführten Komponenten (Warmwasser, Pressluft und Desinfektionsmittellö- sung), durch die im Handgriff integrierten Ventilklappen gesteuert, in funktioneller Reihenfolge und Kombination eingespritzt werden, wobei die eingesetzte Chlordesinfektionskomponente durch die im Gerät erfolgende Vermischung mit dem Warmwasser eine hohe Effektivitätssteigerung erfährt und die Konzentration über ein von aussen regulierbares Drosselventil abgestimmt werden kann und der,
den oberen Abschluss des Reinigungstunnels bildende Bürstenring, mit zum Zentrum ragenden Borsten, beim gleichzeitig drehenden Auf- und Abbewegen des Gerätes die Reinigungs- und Desinfektionswirkung, sowie die Stimulation der Kuh zur Milchabgabe beim anschliessenden Melkvorgang fördert und die Schutzfilmaufbringung und Barrierpropfeneinbringung in den Strichka- nal, als Melkvorgangsabschluss mit demselben Gerät und den gleichen Komponenten erfolgt.
Hygienemassnahmen vor und nach dem Melken sind wesentlich für die Qualitätsmilchgewin- nung und Erhaltung der Eutergesundheit, Mastitis (Euterentzündung) gefährdet besonders Hoch- leistungskühe. Zielsetzung für gute Melkhygiene ist es, die Übertragung von Krankheitserregern auf gesunde Tiere möglichst auszuschliessen und den Keimdruck zu reduzieren. Die Notwendigkeit für prophylaktische Massnahmen wird verstärkt durch strenge Hygienevorschriften, die Einführung neuer Fütterungsmethoden (Ballensilage) und Stallhaltungssysteme (Umlaufstallung) die eine erhöhte Belastung des Euters mit Umweltkeimen verursachen.
Die wichtigsten Übertragungswege für die Infektionskeime beim Melkvorgang von Kuh zu Kuh sind : der Euterlappen, das Melkzeug, die Melkerhände und die Einwanderung durch den Strichkanal.
Für eine effektive Prophylaxe sind daher Systeme erforderlich, die in der kurzen vor dem Mel- ken zur Verfügung stehenden Zeit zwischen Zitzenreinigung und Melkvorgang (ca.30 Sekunden) eine genügende Wirksamkeit aufweisen, keine Rückstandsbedenklichkeit im Hinblick auf physiolo- gische, geschmackliche und molkereitechnologische Eigenschaften aufweisen, gut hautverträglich sind und die für diesen Zweck - die Anwendung bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen - die erforderliche Zulassung durch die EMEA als oberste EU Arzneimittelbehörde besitzen.
Diese Voraussetzungen werden gegenwärtig von keinem der am Markt angebotenen Systeme und Substanzen erfüllt, wie die nachfolgende Aufzählung darlegt.
Die Euterlappen zur Zitzenreinigung vor dem Melken sind bei Mehrfachverwendung einer der Hauptüberträger für Krankheitskeime von Kuh zu Kuh durch Schmierinfektion.
Die Melkerhände sind gleichfalls eine Infektionsquelle wenn die geforderte Reinigung- und Desinfektion nicht sorgfältig und bei grösseren Beständen mehrmals durchgeführt wird.
Die Euterbrause ist häufig im Einsatz, führt aber bei der üblichen Handhabung ohne Desinfek- tionsmittelzusatz zu einer grossflächigen Benetzung des Euters, sodass zumeist mangels einer ausreichenden Trocknung die überschüssige Flüssigkeit mit den abgelösten Keimen zum untersten Zitzenende (= Strichkanalmündung) abläuft und auf diesem Weg spontane Mastitisinfektionen auslöst.
Vorimprägnierte Eutertücher sind in der Anschaffung teuer und erfordern für die vor jedem Melkvorgang notwendige desinfizierende Reinigung einen hohen Aufwand an Energie und Reini- gungsmitteln.
Euterpapier weist bei trockener Anwendung keinen Desinfektionseffekt auf und verursacht auch einen hohen Anfall an Entsorgungsmaterial.
Die Feuchtreinigung mit nassfestem Euterpapier und einer anerkannten und zugelassenen Desinfektionslösung ist eine gängige Alternative, bei der die Kostenfrage und Entsorgung bedacht werden müssen.
Das Aufsprühen eines Desinfektionsmittels zur Zitzendesinfektion macht gleichfalls die Zulas- sung als Arzneimittel für diesen Zweck erforderlich. Dabei werden auch Euterflächen die mit dem Melkvorgang nicht im Zusammenhang stehen, unnötigerweise benetzt und umgekehrt durch die entstehenden Sprühschatten manche wichtigen Bereiche nicht erfasst. Prediping ist eine in Ameri- ka gebräuchliche Methode, bei der die Zitze vor dem Melken mittels Dipbecher in die Desinfekti- onslösung getaucht wird. Aus Gründen der Rückstandsbelastung und dem Fehlen zugelassener
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Desinfektionslösungen ist diese Anwendung in der EU nicht zulässig.
Holzwolle ist nur für die Grobreinigung brauchbar und bewirkt keine Keimreduzierung.
Bekannt ist auch eine Ausführung nach US Patent 5,211132 A.
Danach werden durch eine von aussen in die Waschbox einragende, angetriebene, biegsame Welle über Zahnradgetriebe zwei übereinander liegende, horizontale Bürstenwalzenpaare mit einem, dem Zitzendurchmesser angepassten Zwischenabstand angetrieben und ein die obere, für die Zitzeneinführung bestimmte Öffnung der Waschbox, koaxial umrundender Bürstenring wird mit zwei zum Zentrum ragenden Borstenreihen in Rotation versetzt.
Die Reinigung der Zitzen erfolgt durch die gleichzeitige Zuführung der Waschlösung über vier Einspritzdüsen in der Waschbox, deren Strahlen auf die zugeordneten Bürstenwalzen gerichtet sind.
Dieses System hat sich trotz gutem Reinigungserfolg nicht durchgesetzt, da die Anschaffungs- kosten zu hoch, die Montage zu aufwendig und die mechanische Anfälligkeit zu gross war.
Aus der vorliegenden Auflistung lässt sich absehen, dass eine befriedigende Lösung bisher nicht verfügbar ist. Die Erfindung macht es sich zur Aufgabe, die Vorgaben zu erfüllen und die Mängel der bisherigen Anwendungen zu beseitigen.
Mit dem im folgenden beschriebenen Reinigungs- und Desinfektionsgerät werden mit dessen Einsatz die Übertragungswege durch Euterlappen, Melkerhände und Einwanderung in den Strich- kanal beim Melken weitgehend verhindert. Die Unterbindung der Infektion über das Melkzeug kann mit dem neuentwickelten Melkzeug - Zwischenreinigungs - Gerät, das gleichzeitig zum Patent angemeldet wird, unterbunden werden.
Mit dieser Kombination kann eine umfassende, sinnvolle Mastitisprophylaxe durchgeführt wer- den.
Grundsätzlich ist in allen Fällen die Einwirkungszeit der Desinfektionskomponenten für eine entsprechende Keiminaktivierung zu kurz (15 Sekunden). Die Wirkungssteigerung durch Konzent- rationserhöhung würde zu einer unzulässigen Rückstandsbelastung der Milch in physiologischer, geschmacklicher und milchtechnologischer Hinsicht führen.
Die Erfindung löst das Problem durch eine Kombination chemischer und physikalischer Eigen- schaften, indem die als Arzneimittel für diesen Einsatz zugelassenen Chlorkomponente (Desinficin CL) in warmer, wässriger Lösung mit 40 C zur Anwendung kommt. Dies bewirkt eine Aktivitäts- steigerung gegenüber der Anwendung bei Zimmertemperatur auf das Achtfache und macht damit die erforderliche Desinfektionswirkung im verfügbaren Zeitraum möglich. Zusätzlich ist die umfas- sende Wirksamkeit gegen die wichtigsten Mastitiserreger, die Rückstandsunbedenklichkeit und die Hautverträglichkeit für dieses Desinfektionsmittel, durch die gutachtlichen Beurteilungen der Vete- rinärmedizinischen Universität Wien und der Bundesversuchsanstalt für Milchwirtschaft in Wolfpas- sing belegt.
Fig. 1 zeigt das erfindungsgemässe Zitzenreinigungsgerät in Seitenansicht
Fig. 2 in Ansicht von hinten
Bei der Neuentwicklung wurde darauf Bedacht genommen, dass die notwendigen Funktionen mit einem in der Form möglichst kompakten durch die Materialwahl leichten und dauerhaften Gerät praxisgerecht durchgeführt werden können wie in Zeichnung 1 dargestellt, wird der für die Zitzen- grössen passende Reinigungstunnel 1 von unten mittels des angesetzten Pistolengriffes 2, der die Betätigungsventile 3,4,5 und die Zuleitungen 7,8,9 enthält, über die zu behandelnde Zitze gescho- ben. Im oberen Teil befindet sich ein Ringspalt 11, der durch seine obere Randausbildung eine Ablenkung 12 des Sprühstrahles der austretenden Medien nach unten bewirkt und damit die Zit- zenoberfläche abwäscht.
Der untere durchsichtige Teil des Rohres 18 lässt die Beobachtung dieses Vorgangs zu und schützt gleichzeitig den Anwender vor der Kontamination mit dem Reinigungs- Desinfektionsgemisch.
Als oberster Abschluss ist ein Bürstenring 13 mit zum Zentrum ragenden Borsten 14 mittels ei- ner Überwurfmutter 15 montiert, der die Reinigung- und Desinfektionswirkung, sowie die Stimulati- on zur folgenden Milchabgabe beim drehenden Hin- und Her und Auf- und Abbewegen 16 während des Einspritzvorganges fördert. Die von aussen über gebündelte Plastikschläuche mit 3 Atü- Druck zugeführten Behandlungsmedien sind : Warmwasser 7 mit 45 C. Pressluft 8 vom Kompressor, der durch einen vorgeschalteten Filter eine keimarme und ölfreie Qualität liefert das Desinfektionsmit- telkonzentrat 9.
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Die Betätigung der für die Vorreinigung und Desinfektion benötigten Komponenten 7,8,9 erfolgt mittels Daumen, an dem auf der Rückseite des Haltegriffes montierten Ventilhebeln 3,4,5.
Für die begründete, erforderliche Aktivitätssteigerung der Chlordesinfektionslösung wurde eine spezielle Zuführung gewählt, die es ermöglicht, das 10-fach konzentrierte Desinfektionsmittel kalt im Vorratsbehälter unter Druck bereit zu halten (um einem eventuellen Aktivitätsabbau zu vermei- den) und die Herstellung der Gebrauchsverdünnung mit dem Warmwasser erst unmittelbar im Reinigungsgerät beim Einspritzen vorzunehmen. Dazu mündet die Zuleitung des Konzentrates in einem mittels Inbussschlüssel von aussen regulierbaren Drosselventil 17, das mit dem Warmwasser ein bevorzugtes Mischungsverhältnis von 1 + 9 zulässt und damit die Aktivitätssteigerung und kurze erforderliche Einwirkungsdauer gewährleistet.
Die Zitzenreinigung und Desinfektion erfolgt nach folgendem Schema :
Grobreinigung, die einragende Zitze wird mit dem Sprühnebel von warmen Wasser und Press- luft abgespült. Bei gröberen Verschmutzungen wird dieser Vorgang durch die zusätzliche, mecha- nische Einwirkung der Borsten des Bürstenringes beim drehenden Auf- und Abbewegen 16 des Reinigungsgerätes verbessert.
Danach wird die Desinfektion durchgeführt, indem die warme Desinfektionslösung auf die Zitze aufgesprüht wird. Dieser Vorgang wurde so konzipiert, dass die Einstellung der richtigen Konzentra- tion und Temperatur erst unmittelbar in dem Sprühgerät erfolgt. Die Einwirkungszeit soll 15 Sec. betragen.
Das Nachspülen erfolgt mit Warmwasser und Pressluft.
Das Trockensprühen mit Pressluft alleine.
Danach ist die Zitze sauber, weitgehend keimfrei, trocken und die Kuh zur Milchabgabe stimu- liert.
Für den Zitzenschutz nach dem Melken wird die auch für die Vorreinigung verwendete Desin- fektionsmittellösung auf die Zitze aufgesprüht. Da ein dauerhafter Infektionsschutz während der Laktation mit einem leicht entfernbaren Dipmittel auf der Zitzenoberfläche nicht möglich ist, kann sich die sinnvolle Vorbeuge nur darauf konzentrieren einen Barrierpropfen in die Strichkanalmün- dung einzubringen, der im fraglichen Zeitraum die Einwanderung von Schadkeimen zuverlässig verhindert. Diese Zielsetzung hat nur dann Erfolg, wenn das verwendete Medium wirksam und dünnflüssig ist und der Strichkanal unmittelbar nach dem Melken noch geöffnet ist, da die Einbrin- gung entgegen der Schwerkraft durch die Kapillarkräfte erfolgt. Viskose oder schaumförmige Formulierungen bieten diese Voraussetzungen nicht.
Gelbildner begünstigen darüber hinaus das Anhaften von Schmutz und Bakterien.
Bei der Anwendung über den Sprühring läuft die Desinfektionslösung entlang der Zitzen ab und sammelt sich am tiefsten Punkt (Strichkanalmündung), womit die Barrierpropfenbildung gesichert ist. Das System bietet auch die Sicherheit, dass immer nur frische Desinfektionslösung zur Anwen- dung kommt, ein sparsamer Verbrauch gegeben ist und die Diskussion um Einweg- oder Mehr- fach- Dipgeräte oder die Sprühbehandlung wegfällt.
PATENTANSPRÜCHE:
1. Zitzenreinigungs- und Desinfektionsgerät zur hygienischen Behandlung von Milchtierzitzen vor und nach dem Melken, bestehend aus einem der Zitzenform angepassten, im Unterteil durchsichtigen Reinigungstunnel, in dessen oberem Bereich über einen Ringspalt mit nach unten ablenkender Funktion die benötigten Komponenten auf die Oberfläche der einra- genden Zitze unter Druck eingesprüht werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Zufüh- rung der Komponenten über die gebündelten Zuleitungen von den externen Quellen:
Warmwasserboiler (Temperatur 45 C, 3 Atü Druck) keimarme Pressluft vom Kompressor mit Ansaugfilter, Chlordesinfektionskonzentratlösung aus dem druckbeaufschlagten (3 Atü)
Vorratsbehälter erfolgt, die zu den im Handgriff integrierten Ventilen geleitet werden und deren Betätigung mit dem Daumen über die an der Handgriffrückseite montiertem Hebel (3)(4)(5) erfolgt.