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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Wiederverwerten von Altreifen, nach dem die Reifen vor einem Weiterbehandeln zerkleinert und die Metallteile aussortiert werden.
Bisher werden Altreifen bei der Wiederverwertung in mehr oder weniger grosse Stücke zerschnitten und als Brennmaterial für die Zementherstellung od. dgl., als Zusatzstoffe für die Stra- ssenbelagsherstellung od. dgl. verwendet, was im wesentlichen eine Abfallbeseitigung ohne Rohstoffwiedergewinnung bedeutet.
Es wurde zwar auch schon vorgeschlagen, Altreifen zur Rohstoffrückgewinnung einem Pyrolyseverfahren auszusetzen, doch sind diese Verfahren wegen des Eigenenergiebedarfs recht unwirtschaftlich.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs geschilderten Art anzugeben, das auf verhältnismässig aufwandsarme Weise ein rationelles Nützen der durch Altreifen gegebenen Werkstoffe erlaubt.
Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, dass die Reifen tiefgekühlt und im gefrorenen Zustand durch eine Druckbelastung zerbröckelt werden, worauf nach dem Aussortieren der Metallteile die Gummiteile von den Gewebeteilen getrennt und als Gummigranulat einer Weiterverarbeitung zugeführt werden. Durch
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das Tiefkühlen der Reifen wird das Gummimaterial glasartig spröde und lässt sich ohne aufwendige Schneidwerke recht feinstückig zerbröckeln, was einerseits ein leichtes Aussortieren der dabei nicht zerkleinerten Metallteile und durch geeignete Trenneinrichtungen auch ein schnelles und gutes Trennen der Gummiteile von den Gewebeteilen erlaubt und anderseits fein zerbröckeltes Gummimaterial als Ausgangsprodukt für eine Weiterverarbeitung liefert.
Das wertvolle Gummimaterial wird als Gummigranulat zur Herstellung von verschiedensten Produkten genutzt und kann als Kunststoffersatz auf verschiedensten Gebieten eingesetzt werden. Das anfallende zerkleinerte Gewebematerial lässt sich hingegen als Füllmaterial, Isoliermaterial od. dgl. verwenden, so dass der Altreifen insgesamt als Rohwerkstoffquelle bestens nutzbar ist.
Werden die Reifen zum Tiefkühlen in flüssigen Stickstoff getaucht, kann in kurzer Zeit die gewünschte Tieftemperatur, die von der Art des Gummimaterials abhängt, erreicht und ein rationeller Zerkleinerungsvorgang durchgeführt werden.
Besonders vorteilhaft ist es auch, wenn die Reifen durch ein Anpressen an eine Gitterplatte zerbröckelt werden, so dass durch die Gitterweite der Gitterplatte eine Maximalgrösse der entstehenden Gummiteilchen vorgegeben ist. Ausserdem erfolgt beim Anpressen ein gleichmässiges Zerböckeln des Reifenmaterials und die Metallteile lassen sich gleichzeitig mit dem Zerbröckeln des Gummimaterials auf Grund des durch die Gitterplatte sich ergebenden Siebeffektes ohne Mehraufwand aussortieren.
Erfindungsgemäss gibt es zwei bevorzugte Weiterverarbeitungsmöglichkeiten für das Gummigranulat, wobei die erste Möglichkeit darin zu sehen ist, dass das gewonnene Gummigranulat in einem Kaltverarbeitungsschritt nach einer weiteren pulveri-
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sierenden Zerkleinerung unter Zugabe von Zuschlagstoffen, wie Härter, Verfestiger u. dgl., in Pressformen zu Presslingen verpresst wird. Ähnlich wie mit Kunststoffgranulat können so aus dem Gummigranulat die verschiedensten Gebrauchsgegenstände, einzelne Pressstücke, aber auch stranggepresst Profile und Rohre u. dgl. hergestellt werden.
Die zweite Möglichkeit ergibt sich dadurch, dass das gewonnene Gummigranulat in einem Warmverarbeitungsschritt erhitzt, gegebenenfalls weiter zerkleinert und unter Zugabe von Zuschlagstoffen, wie Härter, Verfestiger u. dgl., geknetet und in Spritzformen zu Formstücken verspritzt wird. Durch diese Warmverarbeitung, bei der das Granulat auf ca. 250 bis 270* C erhitzt wird, entsteht ein homogeneres Material und es können durch die Spritztechnik auch Formstücke komplizierterer Gestalt hergestellt werden. Auch hier lassen sich wie beim Kaltverformen die Materialeigenschaften durch entsprechende Zuschlagstoffe, die die Festigkeit und Elastizität, die Alterungsbeständigkeit und Temperaturempfindlichkeit u. dgl. beeinflussen, auf die jeweiligen Anforderungen abstimmen.
In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand rein schematisch an Hand einer Anlage zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens näher veranschaulicht.
Eine Anlage 1 zum rationellen Wiederverwerten von Altreifen umfasst im wesentlichen eine Tiefkühlstation 2, eine Presse 3 und eine Sortierstation 4, mit welcher Anlage Altreifen zu Gummigranulat verarbeitet werden. Dazu werden die Altreifen auf einem Beschickungsförderer 5 zur Tiefkühlstation 2 gebracht, von welchem Beschickungsförderer 5 diese Reifen mittels einer Ubergabevorrichtung 6 in die Kühlstation 2 eingegeben werden. Diese Station besteht aus einem Behälterkarussell 21, dessen an die Grösse der zu verarbeitenden Altreifen
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angepasste Behälter 22 mit flüssigem Stickstoff gefüllt sind.
Die Reifen kommen jeweils in einen der Behälter, in dessen Stickstoffbad sie während der Karusselldrehung bis zu einer Entnahmevorrichtung 7 tiefgefroren werden, wobei die erzielbare Temperatur durch die Verweildauer der Reifen in den Behältern beeinflusst werden kann. Die Entnahmevorrichtung 7 entnimmt dann die tiefgefrorenen Reifen den Behältern und legt sie auf einem Zwischenförderer 8 ab, durch den die Reifen einer nach dem anderen der Presse 3 zugefördert werden.
Die Presse 3 weist einen Pressstempel 31 und eine Gitterplatte 32 auf und in ihr werden die tiefgefrorenen Altreifen mit dem Pressstempel durch die Gitterplatte gedrückt. Die Gummiund Gewebeteile des Reifens lassen sich dabei wegen der temperaturabhängigen Sprödigkeit ohne Schwierigkeiten durch die Gitterplatte 32 hindurchpressen, während die Metallteile des Reifens auf der Gitterplatte 32 liegenbleiben und einfach in einen Sammelbehälter 33 aussortiert werden können.
Das beim Durchdrücken durch die Gitterplatte 32 zerbröckelnde Reifenmaterial gelangt kleinstückig auf einen Ubergabeförderer 34, der das zerbröckelt Material der Sortierstation 4 übergibt, in der beispielsweise durch Luftsichtung od. dgl. die Gewebeteile abgesondert und in einen Vorratsbehälter 41 gelangen, die verbleibenden Gummiteile aber als Gummigranulat mittels eines Austragsförderers 42 zur Weiterverarbeitung abgefördert werden.
Das Gummigranulat kann nun gegebenenfalls nach einer Zwischenlagerung in einer Pressanlage 9 oder in einer Spritzanlage 10 weiterverarbeitet werden. In der Pressanlage 9 wird das Granulat kalt verarbeitet, wobei das Granulat über einen Eingangsförderer 91 in eine Zerkleinerungsvorrichtung 92 gebracht und pulverisiert wird. Dieses pulverisierte Granulat wird dann über Extruder 93,94 weiterbehandelt, wobei Beschickungseinrichtungen 95 die Zugabe von verschiedenen Zuschlagstoffen
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ermöglichen und ein Messerwerk 96 eine zusätzliche Zerkleinerung oder Vermischung des Materials mit den Zuschlagstoffen erlaubt. Ausgangsseitig wird dann das Rohmaterial über eine Druckleitung 97 geeigneten Pressformen 98 zum Herstellen von Presslingen zugeleitet.
In der Spritzanlage 10 kommt es zu einer Warmverarbeitung des Granulats, wobei das Granulat über einen Beschickungsförderer 11 in Heizeinrichtungen 12 eingebracht und auf ca. 260* C erhitzt wird. Danach wird es über einen Extruder 13 geknetet und gegebenenfalls mit entsprechenden Zuschlagstoffen vermischt, worauf das plastifizierte Material über ein weiteres Knetwerk 14 und einen weiteren Extruder 15 zum Spritzen aufbereitet und durch eine Spritzleitung 16 verschiedenen Spritzformen 17 zum Herstellen von Formstücken zugeführt wird.
Es entsteht eine kompakte Anlage, die auf rationelle Weise eine Wiederverwertung von Altreifen erlaubt, wobei die Reifenwerkstoffe als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen u. dgl. genutzt werden können.