Anatomische Silicon-Modelle und deren additive Herstellung
Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur additiven Herstellung eines anatomischen Modells unter Einsatz einer SD- Druckvorrichtung. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine durch elektromagnetische Strahlung vernetzbare Siliconkautschukzusammensetzung als Druckmasse zum Einsatz kommt. Durch schichtweises Aufbringen der Druckmassen wird zudem die Fertigung komplexer Anatomien ermöglicht.
Die so erzeugten anatomischen Modelle sind besonders
realitätsnah und können medizinischem Fachpersonal zum Beispie zur Ausbildung, Einübung von Operationstechniken,
Veranschaulichung komplexer Krankheitsbilder oder
patientenindividualisierter, präoperativer Operationsplanung dienen. Die Erfindung betrifft auch durch das vorgenannte Verfahren hergestellte anatomische Modelle.
Stand der Technik
Anatomische Modelle, auch Biomodelle genannt, dienen in der Medizin zur Veranschaulichung von anatomischen, gesunden oder pathologischen Strukturen im Körper. Diese werden
beispielsweise in der Ausbildung von medizinischem Fachpersona eingesetzt, um die Anatomie anschaulich an einem haptischen, dreidimensionalen Modell darzustellen. Des Weiteren können an solchen Modellen medizinische Eingriffe oder OP-Techniken demonstriert und geübt werden. Dabei können auch spezielle Instrumente verwendet werden oder für Ihren späteren Einsatz evaluiert werden. Besonders eignen sich die Modelle auch zur Erprobung neuer medizinischer Produkte oder OP-Techniken.
Um dies unter möglichst realen Bedingungen durchführen zu können, sollen die Eigenschaften des Modells das jeweilige Gewebe oder Körperteil möglichst genau nachbilden. Wichtige Eigenschaften können dabei mechanische Eigenschaften (wie beispielsweise Härte, Elastizität, Reißfestigkeit, Reißdehnung, etc.), Oberflächeneigenschaften, optische Eigenschaften, oder das Verhalten im Gebrauch, wie beispielsweise das
Schnittverhalten oder die Möglichkeit an einem solchen Modell Nähte zu setzen, sein.
Neben generischen anatomischen Modellen, die eine exemplarische anatomische Struktur darstellen, gibt es patientenindividuelle Modelle, die die Anatomie eines bestimmten Patienten
wiedergeben. Diese können beispielsweise vom behandelnden Arzt für die präoperative OP-Planung oder für die Aufklärung des Patienten verwendet werden. Auch an diesen Modellen können unterschiedliche OP-Strategien im Voraus geübt werden oder beispielsweise passende Instrument- und Implantatgrößen
bestimmt werden.
Aufgrund der Komplexität und Variabilität der Bauteile im
Bereich der anatomischen Modelle eignen sich additive
Fertigungsverfahren besonders für die Realisierung haptischer Biomodelle. Steife anatomische Modelle, wie beispielsweise Knochen, können in diversen additiven Verfahren und
unterschiedlichen, überwiegend thermoplastischen Materialien realisiert werden.
Nachteilig ist jedoch, dass diese Verfahren und
Druckmaterialien sich für viele anatomische Strukturen nur bedingt oder gar nicht für die Herstellung von Modellen eignen. Insbesondere für weiche, elastische Elemente, die sich unter einer Belastung einfach verformen, stellen diese Modelle keine
Möglichkeit dar, Behandlungs- oder OP-Situationen realitätsnah nachzustellen. Dies betrifft insbesondere anatomische
Strukturen wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Blutgefäße, Knorpel, Haut, Schleimhaut und weiche Knochensegmente. Solche weichen Modelle werden derzeit indirekt als Beschichtungs- oder
Gussmodelle von 3D-gedruckten steifen Negativen gefertigt.
Ein Nachteil von indirekten Verfahren besteht darin, dass die Fertigung komplexer anatomischer Modelle nicht oder nur unter sehr hohem Aufwand möglich ist. Komplexe anatomische Modelle enthalten meist ein oder mehrere besondere geometrische
Merkmale, die eine konventionelle Fertigung mittels
Gießverfahren verhindern. Dies können Hinterschnitte,
Verzweigungen, innere Hohlräume, Kanäle, unebene Oberflächen, innere Lattices/ Balkenstrukturen, bionische Strukturen, verzweigte Netzwerke an anatomischen Elementen oder ähnlich aufwändige Strukturen sein.
Des Weiteren haben alle indirekten Verfahren den Nachteil, dass viele einzelne Fertigungsschritte nötig sind, um ein
anatomisches Silicon-Modell zu fertigen und es sich somit um einen zeitaufwändigen, kostenintensiven Prozess mit teilweise hohem Anteil an manuellen Arbeitsschritten handelt. Die Herstellung von anatomischen Modellen durch direkte 3D- Druck-Verfahren ist im Stand der Technik kaum bekannt.
WO 2015/107333 AI beschreibt ein 3D-Druck Verfahren zur
Herstellung von anatomischen Prothesen aus Siliconelastomeren durch (kontinuierliche) Extrusion der vernetzungsfähigen
Siliconkautschukzusammensetzung aus einer Mischdüse mittels Spritzenpumpen. Die hier beschriebenen härtbaren
Siliconzusammensetzungen sind also speziell für das
kontinuierliche Dispensen dünner Stränge angepasst und auf zweikomponentige, bei Raumtemperatur härtbare (RTV)
Siliconmassen beschränkt. Es können zudem nur Härten zwischen 10 und 26 Shore A und Zugfestigkeiten von 1,1 bis 3,3 kN/m erreicht werden. Nachteilig an diesem Verfahren ist die für den Druck feiner Details nicht erreichbare, ortsgenaue Platzierung kleinster Mengen der Silicon-Druckmasse. Des Weiteren lässt sich der Vernetzungszeitpunkt nach dem Vermischen der beiden Kautschukkomponenten nicht mehr beeinflussen, was u.a. den Nachteil hat, dass im Verlauf des Druckvorgangs sehr
unterschiedlich stark vernetzte Bereiche der
Siliconkautschukzusammensetzung in Kontakt gebracht werden (wenn die Verarbeitungszeit der Druckmasse kürzer als die
Druckzeit ist) oder dass die Tragfähigkeit der gedruckten
Struktur nicht gegeben ist (wenn die Verarbeitungszeit der Druckmasse länger als Druckzeit ist) .
In WO 2013/072874 AI wird ein auf dem Multij et-Druck von
Drucktinten auf Acrylatbasis basierendes Verfahren zur
Erstellung von anatomischen Modellen aus medizinischen
Bilddaten beschrieben. Des Weiteren wird die Verwendung von gummiartigen Materialien beschrieben, die sich in ihren
Eigenschaften jedoch deutlich von den in dieser Erfindung verwendeten Siliconen unterscheiden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens, das die einfache und kostengünstige Herstellung von komplexen anatomischen Modellen ermöglicht. Bezüglich der mechanischen und optischen Eigenschaften sollen die
anatomischen Modelle die jeweiligen realen Gewebe oder
Körperteile möglichst genau nachbilden.
Abbildungen
Abbildung 1: Segmentiertes digitales Knochenmodell (oben) und segmentiertes digitales Weichgewebemodell (unten) jeweils vom Gesichtsbereich
Abbildung 2: Nachbearbeitetes digitales Knochenmodell (oben) und Nachbearbeitetes digitales Weichgewebemodell (unten) jeweils vom Gesichtsbereich
Abbildung 3: Zugeschnittenes digitales Gesamtmodell vom
Gesichtsbereich
Abbildung 4: Digitales LKGS-Modell mit einseitiger kompletter Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur additiven Herstellung eines anatomischen Modells unter Einsatz einer SD- Druckvorrichtung, wobei das Verfahren folgende Schritte
umfasst :
1) schichtweises Aufbringen einer oder mehrerer Druckmassen auf eine Trägerplatte, auf ein darauf positioniertes Fremdbauteil oder zuvor aufgebrachten Druckmassen-Schicht, wobei die
Druckmassen wenigstens ein strukturbildendes Druckmaterial bestehend aus einer durch elektromagnetische Strahlung
vernetzbaren Siliconkautschukzusammensetzung umfassen;
2) Vernetzung oder Anvernetzung der aufgebrachten Druckmasse durch elektromagnetische Strahlung;
3) Wiederholung der Schritte 1) und 2) bis das anatomische Modell komplett aufgebaut ist.
Geeignete 3D-Druckvorrichtungen sind im Stand der Technik bekannt und werden beispielsweise in WO 2016/071241 AI beschrieben. Die 3D-Druckvorrichtung enthält bevorzugt mindestens eine Austragevorrichtung, eine Quelle für elektromagnetische Strahlung und eine Trägerplatte.
Vorzugsweise ist die Austragevorrichtung so eingerichtet, dass Druckmassen in Form einzelner isolierter Tropfen (Voxel) , als Tropfenreihe oder in Form eines Strangs abgegeben werden können. Fließende Übergänge zwischen diesen Formen sind möglich .
Zur Abgabe einzelner Tropfen kann die Austragevorrichtung eine oder mehrere Düsen umfassen, die Flüssigkeitstropfen aus Druckmasse in Richtung der Basisplatte emittieren. Solche Düsen werden auch als Jetting-Düsen bezeichnet.
Zur Abgabe von Strängen aus Druckmasse wird die Druckmasse mittels Druckbeaufschlagung eines Vorratsbehälters, z.B. aus einer Kartusche, Spritze oder einem Fass, durch eine Düse als Strang herausgepresst und auf der Basisplatte zum Objekt selektiv abgeschieden. Derartige Austragevorrichtungen werden auch als Dispenser bezeichnet. Es können mehrere, auch technisch unterschiedliche Austragevorrichtungen für verschiedene Druckmassen in der SD- Druckvorrichtung vorgesehen sein. So kann die SD- Druckvorrichtung eine oder mehrere ggf. unterschiedlich ausgestaltete oder unterschiedlich betriebene Jetting-Düsen und/oder einen oder mehrere ggf. unterschiedlich ausgestaltete oder unterschiedlich betriebene Dispenser aufweisen.
Die Austragevorrichtung umfasst bevorzugt Jet-Ventile mit Piezoelementen . Diese ermöglichen das Austragen sowohl niedrigviskoser Materialien, wobei Tropfenvolumen für Tropfen von einigen wenigen Pikolitern (pL) (2 pL entsprechen einem Tropfendurchmesser von ca. 0,035 ym) realisiert werden können, als auch mittel- und hochviskoser Materialien wie insbesondere Siliconkautschukmassen, wobei Piezo-Druckköpfe mit einem Düsendurchmesser zwischen 50 und 500 ym bevorzugt werden und Tropfenvolumen im Nanoliter-Bereich (1 bis 100 nL) erzeugt werden können. Mit niedrigviskosen Massen (kleiner als 100 mPa-s) können diese Druckköpfe Tröpfchen mit sehr hoher Dosierfrequenz abgeben (ca. 1 bis 30 kHz), während mit höherviskosen Massen (über 100 Pa -s) in Abhängigkeit von den rheologischen Eigenschaften (scherverdünnendes Verhalten) Dosierfrequenzen bis zu ca. 500 Hz erzielt werden können. Geeignete Jetting-Düsen sind im Stand der Technik bekannt und werden beispielsweise in DE 102011108799 AI beschrieben.
Vorzugsweise werden die Druckmassen in Form von Tropfen
aufgetragen. Ganz besonders bevorzugt werden die Druckmassen mittels Drop-on-Demand-Verfahren (DOD-Verfahren) aufgetragen. Das DOD-Verfahren ist besonders geeignet um komplexe Modelle herstellen zu können. Im Drop-on-Demand-Verfahren wird jeder gedruckte Tropfen zuvor gezielt erzeugt und an einen für diesen Tropfen definierten Ort abgelegt.
Die Druckmassen der vorliegenden Erfindung umfassen wenigstens ein strukturbildendes Druckmaterial bestehend aus einer durch elektromagnetische Strahlung vernetzbaren Siliconkautschuk- Zusammensetzung. Unter einem strukturbildenden Druckmaterial wird bei der vorliegenden Erfindung ein Druckmaterial
verstanden, dass zum Aufbau der Struktur des anatomischen
Modells selbst eingesetzt wird. Im Vergleich dazu können auch
verschiedene Stützmaterialien eingesetzt werden, die jedoch nach dem Aufbau des anatomischen Modells wieder entfernt werden . Die strukturbildenden Druckmassen können zusätzlich ein oder mehrere weitere vernetzbare Siliconkautschukzusammensetzungen umfassen, die sich voneinander unterscheiden. Die
Siliconkautschukzusammensetzungen können sich im vernetzten Zustand beispielsweise hinsichtlich der Shore-Härte, der elektrischen Leitfähigkeit, der thermischen Leitfähigkeit, der Farbe, der Transparenz, der Hydrophilie und/oder dem
Quellungsverhalten unterscheiden .
Geeignete Siliconkautschukzusammensetzungen sind im Stand der Technik bekannt. Besonders geeignet sind die in
WO 2017/081028 AI, WO 2017/089496 AI und WO 2017/121733 AI beschriebenen Siliconkautschukzusammensetzungen .
Die vernetzbare Siliconkautschukzusammensetzung und/oder gegebenenfalls zusätzliche Siliconkautschukzusammensetzungen weisen im unvernetzten Zustand bevorzugt eine Viskosität von 10 Pa-s oder mehr, bevorzugt 40 Pa-s oder mehr, besonders
bevorzugt 100 Pa-s oder mehr, ganz besonders bevorzugt 200 Pa-s oder mehr und 1.000 Pa-s oder weniger, auf, jeweils gemessen bei 25°C und einer Scherrate von 0,5 s_1.
Die Viskosität der Siliconkautschukzusammensetzung kann mit einem Rheometer nach DIN EN ISO 3219: 1994 und DIN 53019 gemessen werden, wobei ein Kegel-Platte-System (Kegel CP50-2) mit einem Öffnungswinkel von 2° verwendet werden kann. Ein geeignetes Rheometer ist beispielsweise das „MCR 302" der Fa. Anton Paar; Graz, Österreich. Die Kalibrierung des Gerätes kann mit einem Standardmaterial, beispielsweise Normalöl 10000 der
Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland, durchgeführt werden.
Die Siliconkautschukzusammensetzungen können ein- oder mehr- komponentig, vorzugsweise einkomponentig formuliert werden.
Vorzugsweise handelt es sich bei den im erfindungsgemäßen
Verfahren eingesetzten Siliconkautschukzusammensetzungen um additionsvernetzende Siliconkautschukzusammensetzungen .
Additionsvernetzende Siliconkautschukzusammensetzungen werden typischerweise durch Reaktion von ungesättigten Gruppen z.B. Alkenyl-Gruppen mit Si-H-Gruppen (Hydrosilylierung) in der Siliconkautschukzusammensetzung vernetzt. Die Vernetzung kann entweder thermisch und/oder durch UV- oder UV-VIS-Licht
induziert werden. Solche Siliconkautschukmassen sind
beispielsweise aus WO 2016/071241 AI und in den darin zitierten Druckschriften bekannt.
Die Vernetzung kommt durch UV/VIS-induzierte Aktivierung eines lichtempfindlichen Hydrosilylierungskatalysators zustande, wobei Platin-Komplexe als Katalysatoren bevorzugt sind. Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche lichtempfindliche Platinkatalysatoren bekannt, die unter Lichtausschluss weitgehend inaktiv sind und durch Bestrahlung mit UV/VIS-Licht in bei Raumtemperatur aktive Platin-Katalysatoren überführt werden können.
Die Druckmassen können zusätzlich ein oder mehrere der
folgenden strukturbildenden Druckmaterialien umfassen:
Silicongele, Siliconharze, Homopolymere oder Copolymere aus Monomeren ausgewählt aus der Gruppe bestehen aus Acrylaten, Olefinen, Epoxiden, Isocyanaten oder Nitrilen, sowie
Polymermischungen umfassend eines oder mehrere der vorgenannten Homo- und Copolymere. Bevorzugt handelt es sich bei den
Druckmassen um Materialien, welche zumindest während der
Verarbeitung in einer fließfähigen Form vorliegen und nach dem Austrag ausgehärtet oder vernetzt werden können. Die
Druckmassen können ein- oder mehrkomponentig, vorzugsweise einkomponentig formuliert werden.
Die strukturbildenden Druckmassen umfassen die oben
beschriebenen Siliconkautschukzusammensetzungen vorzugsweise in einer Menge von 50 Gew.-% oder mehr, besonders bevorzugt
70 Gew.-% oder mehr, ganz besonders bevorzugt 90 Gew.-% oder mehr, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der
strukturbildenden Druckmassen. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform bestehen die strukturbildenden Druckmassen ausschließlich aus Siliconkautschukzusammensetzungen.
Die strukturbildenden Materialien können sich im vernetzten Zustand beispielsweise hinsichtlich der Shore-Härte, der elektrischen Leitfähigkeit, der thermischen Leitfähigkeit, der Farbe, der Transparenz, der Hydrophilie und/oder dem
Quellungsverhalten unterscheiden.
Für anatomische Modelle können Materialien von gelartigen
Materialien (Penetrationsmessung) , über sehr weiche Materialien der Shorehärte-Skala AO oder 00 bis hin zu steifen Materialien der Shorehärte-Skala D eingesetzt werden. Bevorzugt sind
Materialien der Shorehärte 25 Shore 00 bis Shorehärte 90
Shore A. Besonders bevorzugt werden Silicone der Shorehärte 25 Shore 00 bis Shorehärte 90 Shore A eingesetzt. Die Messung der Shorehärte kann über ein Shorehärtemessgerät , z.B. nach DIN ISO 7619-1:2012-02 oder ASTM D2240 erfolgen. Für die Messung der Eindringhärte von Elastomeren wird die
Eindringtiefe eines federbelasteten Stifts in das Material
gemessen. Dafür wird ein Probekörper einer vorgegebenen Dicke (z.B. 6 mm) auf eine ebene, harte Fläche gelegt und ein
definierter Eindringkörper für eine definierte Prüfzeit, z.B. 3 s, mithilfe der Prüfkraft senkrecht auf den Prüfkörper aufgebracht. Nach Ablauf der Prüfzeit kann der Anzeigewert der Shore-Härte abgelesen werden. Ein geeignetes Gerät ist
beispielsweise das Shore A Härteprüfgerät SHA.D3 der Firma Q- tec GmbH, Zeilarn, Deutschland. Eine weitere bevorzugte Eigenschaft der Druckmassen ist deren Elastizität, die das natürliche Verhalten bestimmter
biologischen Gewebe besonders realistisch nachstellen soll. Besonders bevorzugt werden dabei z.B. für Weichgewebe
Reißdehnungen der Druckmasse von 100 % bis 1000 ~6 , in
Abhängigkeit der jeweiligen Materialhärte.
Des Weiteren können die Druckmassen bevorzugt so eingefärbt werden, dass sie der optischen Erscheinung des biologischen Gewebes möglichst gut entsprechen. So können z.B. Druckmassen aus Silicon mit einem variablen Anteil an Farbpaste eingefärbt werden, bevorzugt können beispielsweise Muskeln in einem beliebigen Rotton eingefärbt werden, Knochen in weiß und
Hautpartien in einem Hautton. Des Weiteren kann entgegengesetzt zu dem biologischen Original, ein transluzentes oder optisch transparentes Material gewählt werden, um Vorgänge im Inneren des Modells besser visuell erfassen zu können.
Eine weitere bevorzugte Eigenschaft der Druckmasse ist ein möglichst realistisches Verhalten in der Trainingssituation am Modell. Die ausgewählten Druckmassen sollen sich beim
Schneiden, Durchtrennen, Vernähen, Separieren, Zusammenfügen durch Klammern oder Pflaster, etc. möglichst so verhalten, wie das Originalgewebe. Auch das Fließverhalten von Körperfluiden
in, an oder über die anatomischen Siliconmodelle, die Verformung in einer manuellen Untersuchung durch den Arzt, etc. soll bevorzugt möglichst nahe den realen Gegebenheiten im
Körper entsprechen.
Die Druckmassen werden daher bevorzugt so ausgewählt, dass sie die entsprechende anatomische Struktur bezüglich der optischen, mechanischen und/oder haptischen Eigenschaften realitätsnah abbilden. Dies kann bevorzugt durch einen Vergleich der
Eigenschaften des biologischen Modells mit dem gedruckten haptischen Modell und iterative Anpassung der Materialauswahl erfolgen .
Durch die systematische Untersuchung der Eigenschaften und des Verhaltens der gedruckten Modelle soll eine möglichst
realitätsnahe Abbildung der Eigenschaften des biologischen Originals sichergestellt werden. Als Vergleichsgrundlage werden hierfür aus der Literatur bekannte Werte für das biologische Gewebe herangezogen. Falls solche Werte nicht existieren, werden Versuche an biologischen Proben durchgeführt um
Vergleichswerte zu generieren. An den Modellen werden
anschließend unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt. Zu diesen können unter anderem geometrische Untersuchungen,
Dichtemessungen, Zugversuche, Relaxationsversuche, statische und dynamische Belastungsversuche, statische und dynamische Verformungsversuche und Härtemessungen gehören. Weiterhin können diese Untersuchungen durch speziell auf das medizinische Umfeld angepasste Evaluationen, wie haptische Untersuchungen, Schnittversuche, Durchflussverhalten, Verhalten bei der
Separation unterschiedlicher Schichten und Nähverhalten
erweitert werden.
Diese Untersuchungen bilden die Basis für die anschließende klinische Evaluation. Im ersten Schritt werden hier die
digitalen und haptischen Modelle an sich von medizinischen Experten betrachtet und bezüglich ihrer Eigenschaften, wie zum Beispiel der Darstellung der Anatomie, der Handhabung und
Qualität evaluiert. Falls es sich bei den Modellen um
Übungsmodelle handelt, werden diese in einem zweiten Schritt in einer medizinischen Simulation eingesetzt, d.h. an dem
jeweiligen Modell werden geeignete Untersuchungen oder
Behandlungen durchgeführt. Hierbei soll die Situation und
Durchführung der Untersuchung und Behandlung einer klinischen Situation am realen Patienten möglichst nahekommen. Das
Verhalten der Modelle in der medizinischen Simulation kann von medizinischem Fachpersonal sowie auch von technischen Experten evaluiert werden.
Basierend auf den Ergebnissen aller Untersuchungen werden die Modelle in der Entwicklung iterativ angepasst und
weiterentwickelt, um so möglichst realitätsnahe Modelle zu generieren.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfassen die Druckmassen zusätzlich ein oder mehrere Stützmaterialien, die nach
Abschluss des Aufbaus des anatomischen Modells wieder entfernt werden.
Das Setzen von Stützmaterial kann erforderlich sein, wenn das anatomische Modell Hohlräume, Hinterschnitte, überhängende, freitragende oder dünnwandige Teile aufweisen soll, da die Druckmassen nicht frei im Raum schwebend gesetzt werden können. Das Stützmaterial füllt während des Druckprozesses Raumvolumina aus und dient als Basis oder als Gerüst, um darauf die Druckmassen setzen und aushärten zu können. Das Stützmaterial
wird nach Beendigung des Druckprozesses wieder entfernt und gibt die Hohlräume, Hinterschnitte sowie überhängenden, freitragenden oder dünnwandigen Partien des Druckobjekts frei. Zusätzlich kann Stützmaterial auch an Stellen vorgesehen werden, an denen es technisch nicht zwingend nötig ist. So können Bauteile beispielsweise in Stützmaterial eingepackt werden, um die Qualität des Druckergebnisses zu erhöhen oder die Oberflächenqualität des Druckerzeugnisses zu beeinflussen. In der Regel wird als Stützmaterial ein von dem Material des zu druckenden anatomischen Modells abweichendes Material verwendet, z.B. nicht vernetzendes und nicht kohäsives Material. Abhängig von der Geometrie des Objekts wird die notwendige Form des Stützmaterials berechnet. Bei der Berechnung der Form des Stützmaterials können verschiedene Strategien eingesetzt werden, um beispielsweise möglichst wenig Stützmaterial zu verwenden oder um die Maßhaltigkeit des Produktes zu erhöhen.
Wird Stützmaterial eingesetzt, so kann der Druckkopf eine oder mehrere weitere Austragevorrichtungen für das Stützmaterial aufweisen. Alternativ oder zusätzlich kann für das Austragen von Stützmaterial auch ein weiterer Druckkopf mit entsprechenden Austragevorrichtungen vorgesehen sein. Geeignete Stützmaterialien sind im Stand der Technik bekannt. Besonders geeignet sind Stützmaterialien, wie sie in WO 2017/020971 AI beschrieben sind.
Im erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt eine Vernetzung oder Anvernetzung der aufgebrachten Druckmasse durch elektro- magnetische Strahlung. Die Einwirkung der elektromagnetischen
Strahlung auf die Druckmassen erfolgt vorzugsweise ortsselektiv oder flächig, gepulst oder kontinuierlich sowie mit konstanter oder veränderlicher Intensität.
Es kann zweckmäßig sein, den gesamten Arbeitsbereich während des Drucks permanent zu bestrahlen, um vollständige Vernetzung zu erzielen, oder nur kurzzeitig der Strahlung auszusetzen, um gezielt eine unvollständige Vernetzung (Anvernetzung/
Grünfestigkeit) herbeizuführen, was u.U. mit einer besseren Haftung der Einzelschichten untereinander einhergehen kann.
Die Vernetzung oder Anvernetzung der Druckmassen erfolgt vorzugsweise thermisch und/oder durch UV- oder UV/VIS- Strahlung, ganz besonders bevorzugt durch UV- oder UV/VIS- Strahlung .
UV-Strahlung weist eine Wellenlänge im Bereich von 100 nm bis 380 nm auf, während sichtbares Licht (VIS-Strahlung) eine Wellenlänge im Bereich von 380 bis 780 nm aufweist.
Gegenüber einer thermischen Vernetzung hat die UV/VIS- induzierte Vernetzung Vorteile. Zum einen können Intensität, Einwirkungszeit und Einwirkungsort der UV/VIS-Strahlung genau bemessen werden, während das Aufheizen der ausgetragenen strukturbildenden Druckmaterialien (wie auch deren anschließendes Abkühlen) durch die relativ geringe thermische Leitfähigkeit stets verzögert erfolgt. Aufgrund des intrinsisch sehr hohen thermischen Ausdehnungskoeffizienten der Siliconkautschukzusammensetzungen führen die bei thermischer Vernetzung zwangsläufig vorhandenen Temperaturgradienten zu mechanischen Spannungen, welche die Maßhaltigkeit des gebildeten Objekts negativ beeinflussen können, was im Extremfall zu inakzeptablen Formverzerrungen führen kann. Die Geschwindigkeit der UV/VIS-induzierten Vernetzung hängt von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere von der Art und Konzentration des lichtempfindlichen Katalysators, von der Intensität, Wellenlänge und Einwirkungszeit der UV/VIS-
Strahlung, der Transparenz, Reflektivität , Schichtdicke und Zusammensetzung der Druckmasse und der Temperatur.
Für die Aushärtung der UV/VIS-induziert vernetzenden Siliconkautschukmassen wird bevorzugt Licht der Wellenlänge 240 bis 500 nm, weiter bevorzugt 250 bis 400 nm, besonders bevorzugt 350 bis 400 nm, insbesondere bevorzugt 365 nm eingesetzt .
Um eine rasche Vernetzung zu erzielen, worunter eine Vernetzungszeit bei Raumtemperatur von weniger als 20 min, vorzugsweise weniger als 10 min, besonders bevorzugt weniger als 1 min verstanden werden soll, empfiehlt sich die Verwendung einer UV/VIS-Strahlungsquelle mit einer Leistung zwischen 10 mW/cm2 und 20.000 mW/cm2, bevorzugt zwischen 30 mW/cm2 und 15.000 mW/cm2, sowie eine Strahlungsdosis zwischen 150 mJ/cm2 und 20.000 mJ/cm2, bevorzugt zwischen 500 mJ/cm2 und 10.000 mJ/cm2. Im Rahmen dieser Leistungs- und Dosis-Werte lassen sich flächenspezifische Bestrahlungszeiten zwischen maximal 2.000 s/cm2 und minimal 8 ms/cm2 realisieren.
Werden Druckmassen eingesetzt, die unter UV/VIS-Einwirkung aushärten, so weist die 3D-Druckvorrichtung bevorzugt eine UV/VIS-Belichtungseinheit auf. Bei ortsselektiver Belichtung ist die UV/VIS-Quelle relativ zur Basisplatte beweglich angeordnet und beleuchtet nur ausgewählte Bereiche des Objekts. Bei einer flächigen Belichtung ist die UV/VIS-Quelle in einer Variante derart ausgestaltet, dass das gesamte Objekt bzw. eine gesamte Materialschicht des Objekts auf einmal belichtet wird. In einer bevorzugten Variante ist die UV/VIS-Quelle derart ausgebildet, dass ihre Lichtstärke oder ihre Energie variabel eingestellt werden kann und dass die UV/VIS-Quelle zur gleichen Zeit nur einen Teilbereich des Objekts belichtet, wobei die UV/VIS-Quelle derart relativ zu dem Objekt bewegt werden kann,
dass das gesamte Objekt mit dem UV/VIS-Licht , ggf. in unterschiedlicher Intensität, belichtet werden kann. Beispielsweise ist die UV/VIS-Quelle hierzu als UV/VIS-LED Leiste ausgestaltet und wird relativ zu dem Objekt, bzw. über das gedruckte Objekt bewegt.
Im Fall von thermisch-vernetzbaren Druckmassen kann die Vernetzung durch IR-Strahlung erfolgen, z.B. mittels eines (N) IR-Lasers oder einer Infrarotlampe.
Für das Durchführen der Aushärtung wird eine Aushärtestrategie verwendet. Bevorzugt erfolgt eine Aushärtung der Druckmassen nach dem Setzen einer Schicht, nach dem Setzen mehrerer Schichten oder direkt während des Drucks.
Ein Aushärten der Druckmassen direkt während des Drucks wird als Direkt-Aushärtestrategie bezeichnet. Werden beispielsweise durch UV/VIS-Strahlung aushärtbare strukturbildende
Druckmaterialien verwendet, so ist im Vergleich zu anderen Aushärtestrategien die UV/VIS-Quelle sehr lange aktiv, so dass mit sehr viel geringerer Intensität gearbeitet werden kann, was zu einem langsamen Durchvernetzen des Objekts führt. Dies begrenzt die Erwärmung des Objekts und führt zu maßhaltigen Objekten, da keine Ausdehnung des Objekts aufgrund von Temperaturspitzen auftritt.
Bei der Pro-Layer-Aushärtestrategie erfolgt nach dem Setzen jeder vollständigen Materialschicht die strahlungsinduzierte Vernetzung der gesetzten Materialschicht. Während dieses Vorgangs verbindet sich die frisch gedruckte Schicht mit der ausgehärteten darunterliegenden gedruckten Schicht. Das Aushärten erfolgt nicht sofort nach dem Setzen einer Druckmasse, so dass die Druckmassen vor dem Aushärten Zeit
haben, zu relaxieren. Hiermit ist gemeint, dass die Druckmassen ineinander fließen können, wodurch eine glattere Oberfläche als bei der Direkt-Aushärtestrategie erzielt wird. Bei der n-Layer-Aushärtestrategie wird ähnlich wie bei der Pro- Layer-Aushärtestrategie verfahren, jedoch wird das Aushärten erst nach dem Setzen von n Materialschichten vorgenommen, wobei n eine natürliche Zahl ist. Die für das Relaxieren der Druckmassen zur Verfügung stehende Zeit wird weiter erhöht, wodurch sich die Oberflächengüte weiter verbessert.
Das anatomische Modell besteht vorzugsweise zu 50 Gew.-% oder mehr, besonders bevorzugt 70 Gew.-% oder mehr, ganz besonders bevorzugt 90 Gew.-% oder mehr, aus einem oder mehreren
Siliconelastomeren, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des anatomischen Modells. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform besteht das anatomische Modell ausschließlich aus einem oder mehreren Siliconelastomeren. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das anatomische Modell auf Grundlage eines aus anatomischen
Messdaten generierten digitalen 3D-Modells hergestellt.
Die anatomischen Messdaten können dabei beispielsweise durch medizinische Bildgebungsverfahren oder Oberflächen-Scans erhalten werden.
Hierfür können unterschiedliche Verfahren genutzt werden, die bestimmte Körperbereiche sowohl im Inneren des Körpers (wie beispielsweise Organe, Muskeln, Knochen, Gewebe) als auch
Bereiche der Körperoberfläche eines Menschen erfassen. Hierfür können Oberflächen-Scan-Verfahren verwendet werden, wie
beispielsweise Laser-Scan-Verfahren, die außenliegende
Körperbereiche erfassen oder durch das Einbringen in Körperöffnungen dahinterliegende Hohlräume abbilden (z.B. in der Mundhöhle oder im Gehörgang) . Des Weiteren können Verfahren der medizinischen Bildgebung für die Datenerfassung, wie beispielsweise die Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT) , die Magnetresonanztomographie (MRT) , Nuklearmedizin (NUK) , Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ,
Ultraschalluntersuchungen, Szintigraphie oder Kombinationen dieser verwendet werden.
Beim Erfassen der Daten muss darauf geachtet werden, dass die anatomischen Bereiche, die für das Silicon-Modell benötigt werden, vollständig und mit einer ausreichenden Auflösung abgebildet werden. Bei medizinischen Bilddaten kann
beispielsweise die Verwendung eines Kontrastmittels für die
Darstellung der Blutgefäße (bzw. des Blutflusses innerhalb des Lumens) nötig sein.
Aus den erfassten Daten kann ein digitales 3D-Modell erstellt werden. Als Grundlage für das digitale Modell werden die erfassten medizinische Bilddaten oder Daten aus dem
Oberflächenscanner verwendet. Die Daten des Scanners bestehen meist direkt als Oberflächendatensätze zum Beispiel im . stl Format. Die medizinischen Daten liegen meist als
Schichtdatensätze vor. Von besonderem Interesse sind hierbei sogenannte DICOM-Daten (Digital Imaging and Communications in Medicine) , die einen medizinischen Datenstandard für Röntgen, MRT, CT und Sonographie darstellen. Dabei ist bei 2D Aufnahmen jedem Pixel oder bei Schichtaufnahmen jedem Voxel ein Grau-, Signal- oder Parameterwert zugeordnet. Zusätzlich enthält das DICOM-Format weitere Informationen wie beispielsweise
Patientendaten oder Schichtdicke. Die Daten können alternativ beispielsweise auch im .nrrd-Format vorliegen.
Die Erstellung eines Oberflächenmodells aus den medizinischen Schichtdaten erfolgt mittels Segmentierung. Die Segmentierung realisiert den Übergang von unstrukturierten Pixeln bzw.
Voxelmengen zu interpretierbaren Objekten (Segmenten). Jeder Pixel beziehungsweise Voxel wird hierbei einem bestimmten
Segment zugeordnet. Dies wird genutzt um spezifische
Gewebeklassen und/ oder anatomische Strukturen voneinander zu differenzieren und als eindeutig zusammengehörig zu definieren. Bei der manuellen Segmentierung wird die entsprechende Struktur in jedem einzelnen Schichtbild markiert. Bei Verfahren zur automatischen Segmentierung, die in pixel-, kanten- und
regionenbasierte Verfahren untergliedert und miteinander kombiniert werden, kann dieser Prozess zeitlich beschleunigt werden. Die pixelorientierten Schwellwertverfahren fassen inhaltlich zusammenhängende Regionen beziehungsweise Pixel oder Voxel mit demselben Grauwert gemäß eines Homogenitätskriteriums zusammen. Das zugrundeliegende Homogenitätskriterium ist die Hounsfield-Skala (HU-Skala, engl.: Hounsfield Units). Die HU- Skala ermöglicht einen standardisierten Vergleich verschiedener CT-Bilder durch die Relation des Abschwächungskoeffizienten von einem bestimmten Gewebe zu dem von Wasser (0 HU) . Die
Segmentierung kann entweder durch benutzeroberflächenorientierte Softwaretools oder durch direkte Programme
durchgeführt werden. Die entstandenen Segmente können
anschließend als Oberflächenmodelle zum Beispiel im . stl Format exportiert werden. Abhängig von der betrachteten anatomischen Struktur, des zur Verfügung stehenden Datensatzes und des geplanten Modelleinsatzes kann es sich auch als sinnvoll erweisen mehrere Datensätze, z.B. MRT und CT, und/oder mehrere Softwareprogramme zu kombinieren. Die Softwarekombination kann z.B. über einen Zwischenexport einer Modellvorstufe als . stl- Datei aus einem ersten Programm und die Übertragung dessen
zurück auf die Schichtdaten in einem zweiten Programm erfolgen. Dies kann von Nutzen sein, wenn die Programme unterschiedliche Werkzeuge zur Segmentierung bereitstellen. Auch die Kombination mit einem direkten Segmentierungsprogrammcode ist hier unter Umständen zielführend.
Das digitale 3D-Modell kann vor dem Druck des anatomischen Modells digital nachbearbeitet werden. Die Nachbearbeitung der digitalen anatomischen Modelle kann volumen-, netz- und/oder punktbasiert erfolgen. Zur Nachbearbeitung der digitalen
Modelle können unterschiedliche Programme und
Softwareumgebungen genutzt werden, welche von klassischen
Ingenieurtools wie CAD-Programmen bis zu intuitiven manuellen Designumgebungen reichen.
Zunächst wird das Netz der Oberflächenmodelle, direkt aus dem Oberflächenscanner oder indirekt aus medizinischen Bilddaten über Segmentierung gewonnen, für die weitere Bearbeitung auf Fehler untersucht, bereinigt und wenn nötig geglättet. Um die Datenmenge der Modelle handhaben zu können wird auch eine
Netzvereinfachung durch eine Reduzierung der
Dreiecksoberflächen angestrebt. Die genannten Schritte zur Netzhandhabung werden in iterativen Schleifen auch nach
weiteren Modellbearbeitungsschritten fällig.
Zur Erstellung generischer Modelle kann die aus medizinischen Bilddaten und/oder Scandaten erstellte Oberfläche entsprechend der Anforderungen angepasst werden. Dies kann unter anderem dazu dienen unterschiedliche anatomische Ausprägungen
abzubilden, wie beispielsweise definierte Pathologien gezielt zu erzeugen oder unerwünschte (untypische) Anatomien des eingesetzten Patientenscans zu korrigieren. Hierzu können folgende Manipulationsmöglichkeiten automatisiert oder manuell
in beliebiger Kombination, Auswahl und Iteration genutzt werden :
Boolesche Operationen (Vereinigen, Abziehen,
Verschneiden) von zwei oder mehreren Oberflächenmodellen Zuschneiden der Modelle
Skalierungen
Hinzufügen von Material über Offsetfunktionen
Erschaffen von Hohlstrukturen
Generierung von Spalten
Generierung von Löchern
Generierung von Brücken
Hinzufügen Volumen
Abziehen von Volumen
Deformation des Netzes
Versetzen von Netzknotenpunkten
Abrunden von Oberflächen
Glätten von Oberflächen
Diese Manipulationsmöglichkeiten können auch genutzt werden um ein aus mehreren Oberflächenmodellen bestehendes Gesamtmodell zu erstellen und gegebenenfalls die Einzelkomponenten
aufeinander abzustimmen.
Des Weiteren ist eine Parametrisierung des Modells möglich. Somit können gewisse konstruierte Geometriemerkmale durch Eingabe oder Veränderung eines Parameters adaptiv angepasst werden. Diese Parametrisierung ist auch mit einer
Benutzeroberfläche kombinierbar, so dass auch unerfahrene Konstrukteure sich durch Verwendung der Benutzeroberfläche ihr eigenes Modell mit dem entsprechenden Krankheitsbild
zusammenstellen können.
Weiterhin kann das anatomische Modell nach dem Druck nachbehandelt oder nachbearbeitet werden. Die Nachbehandlung wird bevorzugt aus einer oder mehreren der folgenden Methoden ausgewählt: Wärmebehandlung, Oberflächenbeschichtung, Setzen von Schnitten, Teilen und Abtrennen von Segmenten und
Zusammenfügen einzelner Bauteile. Beispielsweise kann eine Wärmebehandlung des Bauteils für 4 Stunden bei 200 °C erfolgen. Dies entspricht einer für Siliconelastomere typischen
Temperbehandlung. Eine besonders geeignete Temperbehandlung ist in WO 2010/015547 AI beschrieben.
Des Weiteren können die Modelle nach dem 3D-Druck lokal oder global beschichtet werden, um beispielsweise die
Oberflächeneigenschaften des Modells zu optimieren. Zu den Eigenschaften, die durch eine Beschichtung optimiert werden können, zählen beispielsweise Oberflächenrauheit,
Reibungskoeffizient, Farbe, Transparenz des Bauteils,
Verringerung des Stufeneffektes des 3D-Drucks, Aufbringen einer Oberflächenschicht, die sich materialseitig vom eigentlichen Bauteil unterscheidet, usw. Eine weitere Möglichkeit der
Nachbearbeitung ist beispielsweise das Setzen von Schnitten, Teilen bzw. Abtrennen von einzelnen Segmenten, Zusammenfügen von einzelnen Bauteilen. Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein anatomisches Modell, das durch das oben beschriebene 3D-Druckverfahren hergestellt wird. Dabei kann das anatomische Modell auch durch die Kombination eines solchen 3D-Druckverfahrens mit wenigstens einer anderen additiven oder konventionellen
Fertigungstechnologie hergestellt werden.
Das erfindungsgemäß hergestellte anatomische Modell entspricht bevorzugt der gesunden menschlichen Anatomie oder einem
bestimmten Krankheitsbild (Pathologie) . Diese können in
unterschiedlichen Ausprägungsformen und Kombinationen
vorliegen. Das erfindungsgemäß hergestellte anatomische Modell bildet bevorzugt eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Blutgefäße, Herz oder Hirnventrikel nach. Darüber hinaus kann das
erfindungsgemäß hergestellte anatomische Modell ein generisches oder ein patientenspezifisches Modell sein.
Eine bevorzugte Eigenschaft der anatomischen Modelle ist, dass sie die entsprechende anatomische Struktur bezüglich der optischen, mechanischen und/oder haptischen Eigenschaften realitätsnah abbilden. Dies kann bevorzugt durch einen
Vergleich der Eigenschaften des biologischen Modells mit dem gedruckten haptischen Modell und iterative Anpassung der
Materialauswahl erfolgen.
Eine weitere bevorzugte Eigenschaft der anatomischen Modelle ist, dass unterschiedliche Gewebearten bezüglich ihrer Härte möglichst realitätsnah dargestellt werden. Eine besonders bevorzugte Eigenschaft der anatomischen Modelle ist eine realitätsnahe Abbildung von Weichgewebe durch Silicone
unterschiedlicher Shorehärten.
Eine weitere bevorzugte Eigenschaft der Modelle ist deren
Elastizität, die das natürliche Verhalten bestimmter
biologischen Gewebe besonders realistisch nachstellt. Besonders bevorzugt werden dabei z.B. für Weichgewebe Reißdehnungen der Druckmasse von 100 % bis 1000 %, in Abhängigkeit der jeweiligen Materialhärte .
Des Weiteren können die Modelle bevorzugt so eingefärbt werden, dass sie der optischen Erscheinung des biologischen Gewebes möglichst gut entsprechen. So können beispielsweise Muskeln in
einem beliebigen Rotton eingefärbt werden, Knochen in weiß und Hautpartien in einem Hautton. Des Weiteren kann entgegengesetzt zu dem biologischen Original, ein transluzentes oder optisch transparentes Material gewählt werden, um Vorgänge im Inneren des Modells besser visuell erfassen zu können.
Eine weitere bevorzugte Eigenschaft des anatomischen Modells ist ein möglichst realistisches Verhalten in der
Trainingssituation am Modell. Die gefertigten Modelle sollen sich beim Schneiden, Durchtrennen, Vernähen, Separieren,
Zusammenfügen durch Klammern oder Pflaster, etc. möglichst so verhalten, wie das Original. Auch das Fließverhalten von
Körperfluiden in, an oder über die anatomischen Siliconmodelle, die Verformung in einer manuellen Untersuchung durch den Arzt, etc. soll bevorzugt möglichst nahe den realen Gegebenheiten im Körper entsprechen.
Vorteile der Erfindung
Durch die hier vorgeschlagene Erfindung erfolgt eine direkte additive Fertigung anatomischer Modelle aus Siliconen, das heißt ein digitales Modell wird direkt über den 3D-Drucker in ein haptisches Siliconmodell umgesetzt. Die Erstellung von Formen oder verlorenen Kernen sowie das manuelle oder
automatisierte Abgießen der Formen ist nicht erforderlich.
Dadurch wird die Herstellung der Modelle vereinfacht und es können Kosten eingespart werden. Des Weiteren ist durch den direkten 3D-Druck in einem tröpfchenbasierten Verfahren in Kombination mit einem Stützmaterial, wie in der vorgelegten Erfindung beschrieben, eine Fertigung komplexer anatomischer Modelle problemlos möglich.
Diese Erfindung beinhaltet außerdem die komplette Prozesskette von der digitalen Erfassung des anatomischen Modells bis hin
zur Umsetzung im 3D-Druck und einer eventuellen
Nachbearbeitung. Vorteilhaft ist dabei, dass während der
Modellerstellung auf Besonderheiten des tröpfchenbasierten SD- Druckprozesses Rücksicht genommen werden kann. So können beispielsweise unterschiedlich harte Bereiche bei der
Modellerstellung unterschiedlichen Modellteilen zugeordnet und dann in unterschiedlichen Materialtypen realisiert werden. Des Weiteren können Merkmale des Modells (Hohlräume, minimale
Wandstärken, Radien, etc.) durch konstruktive Maßnahmen so angepasst werden, dass das digitale anatomische Modell durch die beschriebene 3D-Druck-Technologie umgesetzt werden kann.
Ein weiterer neuartiger Schritt ist die konstruktive Abänderung des anatomischen Modells. So kann ausgehend von einem digitalen Modell durch künstliche Anpassung und manuelle Modellierung / Manipulation des Modells eine unterschiedlich geartete
Ausprägung anatomischer Elemente künstlich erzielt werden.
Des Weiteren können Krankheitsbilder, wie beispielsweise
Deformationen im Gesichtsbereich, gezielt durch Manipulation in das Modell eingebracht werden. Kombiniert mit dem Silicon-SD- Druck können so einzigartige Modelle additiv gefertigt werden.
Durch diesen digitalen Workflow kombiniert mit der additiven Fertigung, die eine automatisierte Fertigung von Einzelstücken erlaubt, ist es möglich ausgehend von einem Grundmodell eine beliebige Anzahl an haptischen Modellen zu schaffen, die sich in ihren anatomischen Strukturen sowie in der Art, Anzahl, Größe, Lage, etc. von Defekten und Krankheitsbildern
unterscheiden.
Neben dieser manipulativen Abänderung einer realen Anatomie, kann es aber auch erwünscht sein, exakt die Anatomie eines
spezifischen Patienten nachzustellen. Dies ist über die
Erfassung und möglichst genauer Segmentierung der spezifischen Patientendaten möglich. Anhand des erstellten anatomischen Modells können Operationen geplant und geübt werden, die
Patientenaufklärung wird erleichtert und Implantate können vorab ausgewählt und „probiert" werden. Durch die Abbildung des gesamten Prozesses sowie der direkten Fertigung des Silicon- Modells im 3D-Druck wird dieser Prozess beschleunigt und optimiert. Des Weiteren können so auch
patientenindividualisierte Prothesen, Epithesen, Implantate, etc. unter der Verwendung spezifischer Patientendaten
konstruiert und gefertigt werden. Dabei ist die
Berücksichtigung des anschließenden generativen
Fertigungsprozesses schon während der Modellerstellung von besonderer Bedeutung.
Beispiele
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Modell (LKGS-Modell ) von
Kleinkindern a. Erzeugung des digitalen Modells:
Ausgangsgrundlage ist ein DICOM-Datensatz eines Erwachsenen im Gesichtsbereich. Hiervon wird der Oberkiefer und die
angrenzenden Knochenbereiche ohne die Zähne segmentiert, sowie in einem zweiten Modell das umgebende Weichmaterial bestehend aus Haut, Muskeln und anderen Weichgewebestrukturen. Die segmentierten Modelle sind in Abbildung 1 dargestellt. Im nächsten Schritt werden die Netze der segmentierten Modelle repariert, Löcher gefüllt und die Oberflächen geglättet. Die Knochenkonturen werden denen eines Säuglings angepasst. Für das Weichgewebemodell werden die Nase, Nasenscheidewand,
Lippenkontur, das Lippenbändchen und falls nötig weitere
Strukturen ausgeformt. Zur leichteren Bearbeitung und Glättung der Innenseite der Lippen und Wangen wird der Gaumen im Bereich des harten Gaumens separiert. Ein neuer Gaumen wird über einen Offset vom Oberkiefer des Knochenmodells erstellt und über Boolesche Operatoren dem Weichgewebemodell hinzugefügt.
Anschließend werden beide Modelle jeweils zugeschnitten und ihre Netze vereinfacht und vereinheitlicht. Die entstandenen Modelle sind Abbildung 2 zu entnehmen.
Anschließend werden die beiden Modelle in ein Gesamtmodell überführt. Falls einzelne Stellen der Außenkonturen des
Weichgewebemodells zu nah an der des Knochenmodells sind, werden diese Stellen durch Hinzufügen von Volumen verstärkt und anschließend die Übergänge wieder geglättet. Das Gesamtmodell
wird nun auf den Nasen und Oberkieferbereich zugeschnitten. Über Offsetfunktionen wird eine Hülle um das Knochenmodell generiert, welche dem Weichgewebemodell hinzugefügt wird.
Anschließend werden die entstandenen Löcher zwischen der Hülle und dem Weichgewebemodell gefüllt und das Modell noch einmal zugeschnitten. Das zugeschnittene Modell ist in Abbildung 3 gezeigt .
Über Skalierung, Hinzufügen oder Abziehen von Material wird das Erwachsenenmodell in ein Kindermodell umgewandelt. Hierzu wird das erstellte Modell vermessen und mit den Dimensionen für Kinderkiefer aus der Literatur verglichen. Da hierbei
unterschiedliche Bereiche unterschiedlich stark verformt werden, müssen die Übergänge anschließend erneut angepasst und geglättet sowie das Gesamtmodell erneut zugeschnitten werden, so dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.
Dem Modell werden im nächsten Schritt noch künstlich
ausgewählte Muskeln, Levator Palatini, Tensor Palatini und M.ocl oris, hinzugefügt. Hierzu werden die äußeren Bereiche des Oberflächennetzes des Weichgewebemodells markiert, hinter welchen die Muskeln liegen. Über Offsetfunktionen und
Glättungswerkzeuge werden die Muskeln innerhalb des
Weichgewebemodells erstellt. Durch Abzug von Kopien der Muskeln vom Weichgewebemodell können die entsprechenden Taschen für die Muskeln im Modell erstellt werden. Bei Bedarf, etwa für einen an die Fertigung anschließenden Montageprozess , können die Taschen über Offsets größer als das Muskelmodell gemacht werden oder durch Abziehen von Volumen Zugänge für komplett
eingebettete Muskeln erstellt werden. Diese Anpassungen sind nicht nötig, wenn das Modell am Stück durch Multimaterialdruck gefertigt wird. Das Ergebnis ist ein gesundes
Kinderoberkiefermodell .
Durch Bewegen einzelner Netzknotenpunkte, Entfernen und
Hinzufügen von Volumen sowie anschließendes Glätten können unterschiedliche Pathologien, wie beispielsweise eine
einseitige Lippe-Kiefer-Gaumenspalte, abgebildet werden.
Hierbei ist entsprechende wissenschaftliche Literatur sowie die Evaluation durch medizinisches Fachpersonal zur Erstellung eines anatomisch realistischen Modells notwendig. Da sich auch die Muskulatur bei einem Spalt verschiebt, müssen die
entsprechenden Muskeln wie oben dargestellt neu erstellt werden. Da die Gaumenmuskulatur entlang der Spalte verlaufen muss, wird zunächst falls vorhanden die Knochenspalte
vergrößert, um Platz für die Muskulatur zu schaffen. Der
Muskeln wird hier dann anschließend als Offset der
Knochenstruktur generiert. Das entstandene Modell wird nun gegebenenfalls noch für eventuelle Montageschritte vorbereitet, zum Beispiel durch Schnitte zum Einfügen von innenliegenden Strukturen. Abschließend werden noch einmal alle Konturen und Wandstärken (entsprechend der Fertigungsparameter)
kontrolliert, wenn nötig angepasst und das Netz ein letztes Mal bereinigt und vereinfacht.
Das fertige digitale LKGS-Modell mit einseitiger kompletter Spalte, welches in Abbildung 4 zu sehen ist, wird in seinen Einzelteilen zum Beispiel als . stl-Dateien oder als
Gesamtmodell in einem Format für den Mehrkomponentendruck exportiert und an den Drucker übergeben. b. Fertigung des anatomischen Modells Die Fertigung des LKGS-Modells kann entweder durch die
erfindungsgemäße Fertigung der Einzelteile, welche später zusammengebaut werden, oder durch die erfindungsgemäße
Fertigung des Gesamtmodells umgesetzt werden.
Für die additive Fertigung der Modelle wurden ACEO® Drucker der Serie K, 100 und 600 verwendet. Die Positionierung der Bauteile sowie die eingesetzte Druckstrategie wurde dem Bauteil
entsprechend gewählt. Anschließend wurde das Modell
entsprechend dem erfindungsgemäßem Verfahren gefertigt. Die Druckparameter wurden dabei mithilfe von Erfahrungswerten des jeweilig verwendeten Materials optimal eingestellt. Für die unterschiedlichen Bereiche werden Materialien
unterschiedlicher Shorehärte, zum Beispiel 10 Shore A für das Weichgewebemodell und die Muskulatur und 60 Shore A für das Knochenmodell so wie Farben, zum Beispiel weiß für den Knochen, rot für die Muskeln und hautfarben für das Weichgewebemodell, gedruckt.
Für das Knochenmodell wurde eine Siliconkautschuk¬ zusammensetzung mit einer Shorehärte von 60 A, für die
Muskulatur und das Weichgewebe wurde eine Siliconkautschuk- Zusammensetzung der Shorehärte 10 A eingesetzt. Zum Einfärben der Modelle wurden kommerziell erhältliche Farbpasten
verwendet .
Im Multimaterialdruck wird das Modell in einem Schritt aus den unterschiedlichen Materialien gefertigt. Bei einer einzelnen Fertigung aller Modellebestandteile, wird noch ein manueller Arbeitsschritt des Zusammensetzens erforderlich. Allgemein kann die Nachbearbeitung des Modells durch Setzen gezielter
Schnitte, Entfernen von Stützmaterial, Einkleben einzelner Segmente, Verschließen zuvor erzeugter Öffnungen, Tempern, manuellem Beschichten oder Einfärben beinhalten. So kann beispielsweise durch eine leicht rot eingefärbte Shore 00
Beschichtung noch die Schleimhaut des LKGS-Modells simuliert werden .
Zusätzlich zu dem oben aufgeführten LKGS-Modellen sind noch weitere Anwendungen sehr gut vorstellbar. Hierzu zählen Modelle von unterschiedlichen Gefäßstrukturen, sowohl gesund als auch erkrankt oder mit Defekt. Hierbei können die unterschiedlichen Fertigungs- und Nachbearbeitungsparameter entsprechend den Anforderungen oder dem biologischen Vorbild angepasst werden. Des Weiteren sind auch Abbildungen des Herzens, gesund, erkrankt oder mit Defekten von Interesse. Möglichkeiten, gerade in der Kombination mit harten oder sehr weichen Materialien bieten auch Gehirnmodelle bzw. Modelle von Gehirnstrukturen. Diese Beispiele lassen bereits erahnen, dass die Anwendungen von Silicon-3D-Druck für Modelle anatomischer Strukturen besonders im Weichgewebebereich sehr vielfältig sind.