Beschreibung
Verfahren zur Minimierung des Spalts zwischen einem Läufer und einem Gehäuse
Die Erfindung betrifft Verfahren zur Minimierung des Spalts zwischen einem Läufer, insbesondere einer Laufschaufei , und einem Gehäuse, insbesondere einem Gehäuse einer Turbine, wo- bei der Spalt zwischen Läufer und Gehäuse einstellbar ist, insbesondere durch Verschiebung von Läufer und Gehäuse gegeneinander. Sie betrifft weiter eine Turbine, insbesondere eine Gasturbine, umfassend einen Läufer, insbesondere eine Lauf¬ schaufel, und ein Gehäuse, wobei der Spalt zwischen Läufer und Gehäuse mittels einer Stelleinrichtung einstellbar ist, insbesondere durch Verschiebung von Läufer und Gehäuse gegeneinander .
Eine Turbine ist eine Strömungsmaschine, welche die innere Energie (Enthalpie) eines strömenden Fluids (Flüssigkeit oder Gas) in Rotationsenergie und letztlich in mechanische An¬ triebsenergie umwandelt. Dem Fluidstrom wird durch die mög¬ lichst wirbelfreie laminare Umströmung der Turbinenschaufeln ein Teil seiner inneren Energie entzogen, der auf die Lauf- schaufeln der Turbine übergeht. Über diese wird dann die Tur¬ binenwelle in Drehung versetzt, die nutzbare Leistung wird an eine angekuppelte Arbeitsmaschine, wie beispielsweise an ei¬ nen Generator, abgegeben. Laufschaufeln und Welle sind Teile des beweglichen Rotors oder Läufers der Turbine, der inner- halb eines Gehäuses angeordnet ist.
In der Regel sind mehrere Schaufeln auf der Achse montiert. In einer Ebene montierte Laufschaufeln bilden jeweils ein Schaufelrad oder Laufrad. Die Schaufeln sind leicht gekrümmt profiliert, ähnlich einer Flugzeugtragfläche. Vor jedem Lauf¬ rad befindet sich üblicherweise ein Leitrad. Diese Leitschau¬ feln ragen vom Gehäuse in das strömende Medium hinein und versetzen es in einen Drall. Der im Leitrad erzeugte Drall
(kinetische Energie) wird im darauffolgenden Laufrad genutzt, um die Welle, auf der die Laufradschaufeln montiert sind, in Rotation zu versetzen. Leitrad und Laufrad zusammen bezeichnet man als Stufe. Oft sind mehrere solcher Stufen hintereinandergeschaltet. Da das Leitrad stillsteht, können seine Leitschaufeln sowohl am Gehäuseinneren als auch am Gehäuseäußeren befestigt sein, und somit für die Welle des Laufrads ein Lager bieten.
Zwischen den Leitschaufelenden des Läufers und dem Gehäuse befindet sich üblicherweise ein Spalt, der beispielsweise zur Kompensation der Wärmeausdehnung im Betrieb dient. Um einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen, soll der Spalt zwischen Schaufelende und Gehäuse jedoch minimal sein, da durch den Spalt Fluid an den Laufschaufeln vorbei strömt und somit nicht zur Energieerzeugung beiträgt.
Bedingt durch die konische Form der Turbine und des ihn um- gebenden Gehäuses ist es möglich, durch eine Verschiebung des Läufers gegenüber dem Gehäuse mittels einer entsprechenden Stelleinrichtung die Spaltgröße zu beeinflussen. Verfahren zur Verschiebung von Rotor und Läufer sind beispielsweise aus der DE 42 23 495 und WO 00/28190 bekannt. Verfahren zur
Spaltminimierung sind aus der DE 39 10 319 C2, der DE 39 01 167 AI und der EP 1 524 411 Bl bekannt. Insbesondere aus letzteren ist bekannt, mit Hilfe der Ermittlung elektrischer Widerstandsbeiwerte bei elektrisch leitendem Kontakt zwischen Läufer und Gehäuse die Spaltgröße zu ermitteln.
Die Verfahren benötigen jedoch einen hohen apparativen Aufwand und/oder sind nicht sehr genau, so dass häufig in der Praxis nur eine Verschiebung des Läufers um eine feste, vor¬ gegebene Länge zur Anwendung kommt. Um ein Anstreifen der Turbinenlaufschaufeln zu verhindern und das Betriebsrisiko nicht zu erhöhen, wurde der Verfahrweg häufig nicht weiter erhöht. Daher ist eine weitere Optimierung wünschenswert.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren aufzuzeigen, mit dem der Spalt zwischen Läufer und Gehäuse auf einfache Art und Weise minimiert wird. Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass ein
Ausgangssignal eines dem Läufer und/oder Gehäuse zugeordneten Körperschallüberwachungssystems als Maß für die Größe des Spalts und damit zur Einstellung eines minimalen Spalts herangezogen wird.
Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass eine besonders einfache Überwachung der Spaltgröße durch möglichst wenig invasive, in den äußeren Bereichen anzubringende Senso¬ ren möglich wäre. Ein einfaches Signal, das bei Berührung von Läufer und Gehäuse erzeugt wird, ist der Schall, der sich zu¬ dem durch Festkörper wie z.B. ein Turbinengehäuse ausbreitet. Damit wird eine akustische Detektion von Vibrationen, die durch mit dem Gehäuse kollidierende Schaufelenden erzeugt werden, in den Außenbereichen des Gehäuses ermöglicht. Somit erlaubt ein Körperschallüberwachungssystem eine besonders einfache und technisch unaufwändige Kontrolle eines etwaigen Kontaktes von Schaufelenden und Gehäuse bei einer Verschie¬ bung von Gehäuse und Läufer gegeneinander. Dies ermöglicht eine präzise Einstellung eines minimalen Spalts.
In vorteilhafter Ausgestaltung ist ein Körperschallüberwachungssystem Bestandteil eines Fremdkörperdetektionssystems der Turbine. Fremdkörperdetektionssysteme kommen häufig in Turbinen zu Anwendung, um eventuell eindringende Fremdkörper oder auch absplitternde Teile der Turbine selbst frühzeitig zu erkennen und eine Abschaltung der Turbine zu veranlassen. Fremdkörperdetektionssysteme basieren auf akustischer Detek¬ tion. Daher ist es vorteilhaft, das Schallüberwachungssystem des Fremdkörperdetektionssystems in der Art einer Doppelnut- zung auch zur Einstellung eines minimalen Spalts zu nutzen.
Gegebenenfalls sind hierzu sogar keinerlei bauliche Eingriffe in der Turbine notwendig, sondern lediglich eine entsprechende sensor- und steuerungselektrische Anpassung.
In vorteilhafter Ausgestaltung ist der Läufer zur Einstellung der Größe des Spalts in einer axialen Richtung gegenüber dem Gehäuse verschiebbar. Durch die typischerweise konische Form der Turbine wird dadurch eine gleichmäßige Reduzierung des Spalts über den gesamten Umfang und in jeder Turbinenstufe erreicht .
Vorteilhafterweise wird der Läufer so verschoben, bis gerade kein Ausgangssignale erzeugender Kontakt mehr vorhanden ist. Das heißt, der Läufer wird verschoben, bis die Turbinenlauf- beschaufelung mit dem Gehäuse in Kontakt kommt. Dieser Kontakt wird mittels Körperschallüberwachungssystem überwacht und der Verfahrweg hierdurch beschränkt. Sobald eine erste Kontaktindikation registriert wird, wird der Läufer nach gegebenenfalls kurzem Rückverschieben - gerade an der Grenze zum Kontakt fixiert.
In einer Turbine, insbesondere Gasturbine, umfassend einen Läufer, insbesondere eine Laufschaufei , und ein Gehäuse, wird der Spalt zwischen Läufer und Gehäuse vorteilhafterweise mit¬ tels des beschriebenen Verfahrens minimiert.
Weiterhin ist es Aufgabe der Erfindung, eine Turbine aufzu- zeigen, bei der der Spalt zwischen Läufer und Gehäuse minimal ist .
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass in einer Turbine dem Läufer und/oder Gehäuse ein Körperschallüberwachungssystem zugeordnet ist, das ausgangsseitig mit der Stelleinrichtung verbunden ist.
Auch bezüglich der Turbine ist das Körperschallüberwachungs¬ system vorteilhafterweise Bestandteil eines Fremdkörperdetek- tionssystems und/oder der Läufer zur Einstellung der Größe des Spalts ist vorteilhafterweise in einer axialen Richtung gegenüber dem Gehäuse verschiebbar ist.
In vorteilhafter Ausgestaltung ist der Läufer, insbesondere an den Enden der Laufschaufeln zumindest teilweise verschleißbar. Das heißt, dass entsprechende Abriebstellen vorhanden sind, die für ein leichtes Berühren des Gehäuses wäh- rend des Einstellprozesses ausgelegt sind. An den Abriebstel¬ len wird dann eventuell Material abgetragen, diese sind aber so ausgelegt, dass dadurch keine strukturellen Schäden am Läufer, insbesondere der Laufschaufei entstehen. Damit kann der Läufer gefahrlos bis zum leichten, signalerzeugenden Kon- takt verschoben werden, was eine optimale Spalteinstellung ermöglicht .
Eine Kraftwerksanlage umfasst vorteilhafterweise eine be¬ schriebene Turbine.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch die Kontakterkennung zwischen Läufer und Gehäuse mittels Fremdkörpererkennungssystem eine Minimierung der radialen Spalte mit technisch besonders einfachen Mitteln ermöglicht wird. Der Wirkungsgrad der Turbine wird dadurch maximiert und die Leistung gesteigert. Dies bietet auch Vor¬ teile hinsichtlich der Umweltverträglichkeit, da durch eine leittechnische Änderung eine deutliche Brennstoff- und Emis¬ sionseinsparung erzielt wird.
Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt die Figur eine Gasturbine.
Die FIG zeigt eine Turbine 100, hier eine Gasturbine, in ei¬ nem Längsteilschnitt. Die Gasturbine 100 weist im Inneren ei- nen um eine Rotationsachse 102 (Axialrichtung) drehgelagerten Rotor 103 auf, der auch als Turbinenläufer bezeichnet wird. Entlang des Rotors 103 folgen aufeinander ein Ansauggehäuse 104, ein Verdichter 105, eine torusartige Brennkammer 110, insbesondere Ringbrennkammer 106, mit mehreren koaxial ange- ordneten Brennern 107, eine Turbine 108 und das Abgasgehäuse 109.
Die Ringbrennkammer 106 kommuniziert mit einem ringförmigen Heißgaskanal 111. Dort bilden beispielsweise vier hinterein¬ ander geschaltete Turbinenstufen 112 die Turbine 108. Jede Turbinenstufe 112 ist aus zwei Schaufelringen gebildet. In Strömungsrichtung eines Arbeitsmediums 113 gesehen folgt im Heißgaskanal 111 einer Leitschaufelreihe 115 eine aus Lauf¬ schaufeln 120 gebildete Reihe 125.
Die Leitschaufeln 130 sind dabei am Stator 143 befestigt, wo- hingegen die Laufschaufeln 120 einer Reihe 125 mittels einer Turbinenscheibe 133 am Rotor 103 angebracht sind. Die Lauf¬ schaufeln 120 bilden somit Bestandteile des Rotors oder Läu¬ fers 103. An dem Rotor 103 angekoppelt ist ein Generator oder eine Arbeitsmaschine (nicht dargestellt) .
Während des Betriebes der Gasturbine 100 wird vom Verdichter 105 durch das Ansauggehäuse 104 Luft 135 angesaugt und ver¬ dichtet. Die am turbinenseitigen Ende des Verdichters 105 be¬ reitgestellte verdichtete Luft wird zu den Brennern 107 ge- führt und dort mit einem Brennmittel vermischt. Das Gemisch wird dann unter Bildung des Arbeitsmediums 113 in der Brennkammer 110 verbrannt. Von dort aus strömt das Arbeitsmedium 113 entlang des Heißgaskanals 111 vorbei an den Leitschaufeln 130 und den Laufschaufeln 120. An den Laufschaufeln 120 ent- spannt sich das Arbeitsmedium 113 impulsübertragend, so dass die Laufschaufeln 120 den Rotor 103 antreiben und dieser die an ihn angekoppelte Arbeitsmaschine.
Die dem heißen Arbeitsmedium 113 ausgesetzten Bauteile unter- liegen während des Betriebes der Gasturbine 100 thermischen Belastungen. Die Leitschaufeln 130 und Laufschaufeln 120 der in Strömungsrichtung des Arbeitsmediums 113 gesehen ersten Turbinenstufe 112 werden neben den die Ringbrennkammer 106 auskleidenden Hitzeschildsteinen am meisten thermisch belas- tet. Um den dort herrschenden Temperaturen standzuhalten, werden diese mittels eines Kühlmittels gekühlt. Ebenso können die Schaufeln 120, 130 Beschichtungen gegen Korrosion
(MCrAlX; M = Fe, Co, Ni, Seltene Erden) und Wärme (Wärmedämmschicht, beispielsweise 1r02, Y204-ZrC>2) aufweisen.
Die Leitschaufel 130 weist einen dem Innengehäuse 138 der Turbine 108 zugewandten Leitschaufelfuß (hier nicht darge¬ stellt) und einen dem Leitschaufelfuß gegenüberliegenden Leitschaufelkopf auf. Der Leitschaufelkopf ist dem Rotor 103 zugewandt und an einem Befestigungsring 140 des Stators 143 festgelegt .
Auf leittechnischer Seite weist die Gasturbine 100 gemäß der FIG ein nicht näher dargestelltes Fremdkörperdetektionssystem auf. Dieses dient dazu, in die Gasturbine 100 mit der Luft 135 eindringende Fremdkörper oder aber durch Beschädigungen in der Turbine 100 losgerissene Fremdkörper zu detektieren und gegebenenfalls eine Schnellabschaltung der Turbine 100 zu veranlassen. Dazu umfasst das Fremdkörperdetektionssystem ein Körperschallüberwachungssystem, welches mit einer Vielzahl von Sensoren an Läufer 103 und Gehäuse 138 verbunden ist, die Ausgangssignale bezüglich der in der Turbine 100 entstehenden Schallschwingungen .
Weiterhin ist der Läufer 103 entlang der Achse 102 axial verschiebbar. Aufgrund der Konizität der Läuferspitze des Läu- fers 103 und des Gehäuses 138 zueinander wird durch eine Axi¬ alverschiebung des Läufers 103 oder des Gehäuses 138 der Spalt d zwischen Läufer 103, insbesondere den Laufschaufel¬ enden, und Gehäuse 138 verringert oder vergrößert. Die Axial¬ verschiebung erfolgt hydraulisch.
Durch eine axiale Verschiebung des Rotors 103 gegenüber dem Gehäuse 138 wird der bestehende Spalt d verengt und bis schließlich ein erster Kontakt hergestellt wird, der zu Vib¬ rationen und damit zu Erzeugung von Schall führt. Dieser Schall überträgt sich durch das Gehäuse 138 und wird vom Kör¬ perschallüberwachungssystem erfasst und in entsprechende Ausgangssignale umgesetzt.
Je nach axialer Verschiebung der Leitschaufeln 120 gegenüber dem Gehäuse 138 wird ein mehr oder weniger starker Kontakt zwischen den Turbinenschaufeln 120 und dem Gehäuse 138 hergestellt, wodurch sich auch die Stärke des erzeugten Körper- schalls und damit der Ausgangssignale ändert. So ergeben sich verschiedene Ausgangssignale in Abhängigkeit von dem Wert der AxialVerschiebung .
Wenn ein erster Kontakt hergestellt wurde, werden die Leit- schaufeln 120 fixiert oder aber - bei noch zu starkem Kontakt - wieder zurückverschoben, bis gerade kein durch ein entsprechendes Ausgangssignal angezeigter Kontakt mehr vorhanden ist. Dann ist ein minimaler Spalt d eingestellt. Diese Ein¬ stellung des minimalen Spalts kann während des Betriebs, ty- pischerweise nach vollständiger Durchwärmung der Turbine 100 erfolgen .
Die Turbinenschaufel 120 weist eine äußere Verschleißschicht auf. Die äußere Verschleißschicht ist beispielsweise porös und/oder keramisch, so dass auch ein geringer Kontakt keine dauerhafte Beschädigung verursacht.