Beschreibung
Programmiervorrichtung für ein Netzwerk aus Steuerknoten und Anlage mit einer solchen Programmiervorrichtung
Die Erfindung betrifft eine Programmiervorrichtung für ein Netzwerk aus Steuerknoten und eine Anlage mit einer solchen ProgrammierVorrichtung.
Moderne Konzepte für die Industrieautomation beruhen auf der Idee der dezentralen Steuerung. Die auszuführende Steuerungsaufgabe wird geographisch und funktionell optimal auf die Steuerungsknoten der dezentralen Steuerung aufgeteilt. Die Steuerungsknoten kommunizieren dabei untereinander und mit den übergeordneten Systemen über industrielle lokale Netzwer- ke. Durch die dezentrale Steuerung kann der Kommunikationsaufwand reduziert werden, da die einzelnen Steuerungsknoten auf ihre Bereiche bezogene Steuerungsaufgaben selbst überneh¬ men und nur zur Abstimmung mit den weiteren Steuerknoten bzw. mit den übergeordneten Systemen kommunizieren müssen. Die de- zentrale Steuerung beruht dabei auf der Grundidee, die Automatisierungsaufgabe in einzelne funktionelle und logisch ab¬ geschlossene Module aufzuteilen, die dann prozessnah angeord¬ net werden können, wodurch sich der Verkabelungs- und Installationsaufwand reduzieren lasst. Durch die Aufteilung in Mo- dule kann die Komplexität vermindert werden, sodass sich Funktionen einfacher realisieren lassen.
Em weiterer Trend in der Automatisierungstechnik sind offene Systeme, die es dem Anwender ermöglichen, Automatisierungskomponenten von verschiedenen Herstellern zu kombinieren. Hierdurch besteht für den Anwender die Möglichkeit, für einzelne Teilaufgaben jeweils die beste technische Lösung einzusetzen und sich auch den günstigsten Hersteller auszusuchen. Eine wesentliche Anforderung an die Automatisierungskomponenten in offenen Systemen ist die Verbmdbarkeit, d.h. die ein- zelnen Automatisierungskomponenten müssen prinzipiell in der
Lage sein, Daten miteinander auszutauschen. Weiterhin erfordern offene Systeme Interoperabilitat der Automatisierungskomponenten, d.h. die einzelnen Automatisierungskomponenten müssen definierte Profile aufweisen, um eine Zusammenarbeit bei der Durchführung der Automatisierungsaufgabe zu gewahr¬ leisten. Schlussendlich ist bei offenen Systemen die Aus¬ tauschbarkeit von Automatisierungskomponenten verschiedener Hersteller gefordert, d.h. die Gerate der Hersteller müssen den gleichen Funktionsumfang aufweisen.
Trotz des Trends in der Automatisierungstechnik zu dezentralen offenen Systemen und den sich daraus ergebenden Kosten- vorteilen besteht in der Automatisierungstechnik zunehmend das Problem eines Return-of-Investment aufgrund der sich im¬ mer weiter verkürzenden Produktlauf zeiten . Moderne Produkte werden zwar bereits derart entwickelt, dass sie sich gut automatisch herstellen lassen. Die Automatisierungssysteme zur Herstellung der Produkte sind in der Regel jedoch ganz spezifisch auf das Produkt ausgelegt und lassen sich deshalb nur mit hohem Aufwand an Produkt- und Prozessveranderungen anpas- sen.
Zielsetzung der Erfindung ist es, eine Programmiervorrichtung für ein Netzwerk aus Steuerknoten und eine Anlage mit einer solchen Programmiervorrichtung bereitzustellen, die ein flexibles Anlagenmanagement insbesondere hinsichtlich von Ände- rungen im Produktions- und Fertigungsprozess ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erf indungsgemaß durch eine Programmiervorrichtung gemäß Anspruch 1 und eine Anlage gemäß Anspruch 11 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen sind in den abhangigen Ansprüchen angegeben.
In einer Anlage zur dezentralen Steuerung, die ein Netzwerk aus Steuerknoten aufweist, ist erf indungsgemaß eine Program¬ miervorrichtung vorgesehen, die die Kommunikationsbeziehung zwischen den Steuerknoten im Netzwerk festlegt. Die Program-
miervorrichtung weist dazu ein Erfassungsmodul auf, um die an das Netzwerk angeschlossenen Steuerknoten zu ermitteln. Ferner ist ein mit dem Erfassungsmodul verbundenes Anlagenob- jektmodul vorgesehen, das ein die Steuerknotenkonfiguration des Netzwerkes repräsentierendes Anlagenobjektmodell enthalt, das die Kommunikationsbeziehungen zwischen den ermittelten Steuerknoten festlegt. Mit dem Anlagenobjektmodul ist in der Programmiervorrichtung ein Konfigurationsmodul verbunden, das die durch das Anlagenobjektmodul festgelegten Kommunikations- beziehungen zwischen den Steuerknoten im Netzwerk auf die Steuerknoten übertragt.
Die erf indungsgemaße Auslegung ermöglicht eine dezentrale Steuerung in Form eines offenen Systems mit hoher Kompatibilität bezüglich der Steuerknoten. Änderungen im Produktions- und Fertigungsprozess, insbesondere Produktionserweiterung und Produktwechsel lassen sich auf einfache Weise ohne hohen Aufwand in der dezentralen Steuerung mithilfe der erfindungs- gemaßen Programmiervorrichtung umsetzen, da die Programmiervorrichtung die Kommunikationsbeziehung zwischen den einzel- nen Steuerknoten festlegen und damit an den gewünschten Produktions- und Fertigungsprozess anpassen kann.
Gemäß einer bevorzugten Ausfuhrungsform ist das Anlagenob- jektmodul in der Programmiervorrichtung so ausgelegt, dass auch die Kommunikationsbeziehungen zwischen den Teilnehmern im Steuerknoten auf der Grundlage des Anlagenobjektmoduls festgelegt und mithilfe des Konfigurationsmoduls dann auf den Steuerknoten übertragen werden. Mit dieser Auslegung wird eine weitere Flexibilisierung der dezentralen Steuerung erreicht, da ohne Programmierarbeiten am Steuerknoten selbst vornehmen zu müssen, die Prozessablaufe im Steuerknoten an die gewünschten Produktions- und Fertigungsabläufe angepasst werden können.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Datenübertragung zwischen den Steuerknoten im Netzwerk in Form
von Datenpaketen, die auf dem Netzwerk übertragen werden, durchgeführt, wobei die Steuerknoten so ausgelegt sind, ein Steuerknotenprozessabbild oder weitere Daten, die nicht zum Prozessabbild gehören, in Datentelegramme umzusetzen. Diese Auslegung des Datenverkehrs zwischen den Steuerknoten ermöglicht es, die Kommunikationsbeziehungen zwischen den Steuer¬ knoten einfach und flexibel auszulegen, um eine optimale Anpassung an die Produktions- und Fertigungsprozesse zu erreichen .
Bevorzugt ist weiterhin, die Datenübertragung zwischen den Teilnehmern im Steuerknoten in Form von Datenabbildungsvor- gangen durchzuführen, wobei jeder Teilnehmer im Steuerknoten ausgelegt ist, direkt auf das zwischen den Teilnehmern übertragene Steuerknotenprozessabbild oder weitere Daten, die nicht zum Prozessabbild gehören, zuzugreifen. Dieses Vorgehen bei der Datenübertragung sorgt für einen schnellen Datenaustausch im Steuerknoten. Insbesondere besteht die Möglichkeit, den Datenabbildungsvorgang auf zyklischen und deterministisch durchzufuhren .
Die Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen naher erläutert .
Es zeigt Fig. 1 schematisch ein Netzwerk mit Steuerknoten und ProgrammierVorrichtung;
Fig. 2 eine Programmiervorπchtungsarchitektur ; und
Fig. 3A bis C eine Erkennungs-, Konf igurations- und Maschi¬ nenbetriebsphase in einem Netzwerk.
In der Industrieautomation, d.h. der Steuerung und Überwachung von technischen Prozessen mithilfe von Software in Rechnern werden zunehmend dezentrale Steuerungen eingesetzt. Bei dezentralen Steuerungen wird die Steuerungsaufgabe auf
Steuerungsknoten aufgeteilt. Die Steuerungsknoten kommunizie-
ren untereinander und, wenn erforderlich, mit übergeordneten Systemen über industrielle lokale Netzwerke. Fig. 1 zeigt eine solche dezentrale Steuerung mit drei Steuerknoten IA, IB, IC und einer Programmiervorrichtung 2 zur Konfiguration und Überwachung des Netzwerkes. Die Steuerknoten 1 weisen jeweils eine Netzanschaltung 11 auf, die eine physische Schnittstelle zum Netzwerk bildet. Die Steuerungsknoten 1 und die Programmiervorrichtung 2 sind dabei über ein industrietaugliches Bussystem 3, einem sogenannten Feldbus miteinander verbunden. Die wesentliche Anforderung an das Feldbussystem beim Einsatz in der Prozess- und Fertigungstechnik ist die Echtzeitfahig- keit, d.h. das Feldbussystem muss gewahrleisten, dass jedes gesendete Datenpaket innerhalb einer begrenzten garantierten Zeit beim Empfanger ankommt.
Die Steuerknoten selber können wiederum in einzelne funktionell und logisch abgeschlossene Teilnehmer aufgeteilt sein. Diese Modularisierung der Steuerungsknoten ermöglicht eine optimale Dezentralisierung der Steuerungsintelligenz . Die Teilnehmer sind dabei ähnlich wie der übergeordnete Steuer- knoten so ausgelegt, dass sie die auf ihren Bereich bezogenen Aufgaben praktisch vollständig übernehmen und nur zur Abstimmung mit den weiteren Teilnehmern im Steuerknoten bzw. mit anderen Steuerknoten kommunizieren müssen. Fig. 1 zeigt einen Steuerknoten IA mit drei Teilnehmern 12A, 12B, 12 C, die über ein internes Bussystem 13 mit der Netzwerkanschaltung 11 des Steuerknotens verbunden sind.
Jeder Steuerknoten weist eine Steuerknotenbeschreibung auf, die die Funktions- und Kommunikationseigenschaften des Steu¬ erknotens darstellt. Diese Steuerknotenbeschreibung ist für alle Steuerknoten standardisiert und als Datei in einem Speicherbereich 14 des Steuerknotens abgelegt. Die einzelnen Teilnehmer weisen wiederum analog dem Steuerknoten eine eigene Teilnehmerbeschreibung auf, die die Kommunikations- und Funktionseigenschaften des Teilnehmers wiedergibt und als standardisierte Datei in einem Speicherbereich (nicht ge-
zeigt) des Teilnehmer oder auch im Speicherbereich 14 des Steuerknotens abgelegt ist.
Problem bei herkömmlichen dezentralen Steuerungen in der Industrieautomation ist es, dass bei Produkt- und Fertigungsab- laufanderungen der steuerungstechnische Inhalt der Anlage bzw. die Hardware der Steuerknoten aufwendig angepasst werden muss. Diese Anpassung lasst sich mit der erfindungsgemaß vorgesehenen Programmvorrichtung 2 am Anlagennetzwerk wesentlich reduzieren .
Die Programmiervorrichtung 2, die über den Feldbus 3 mit den Steuerknoten 1 bzw. den Teilnehmern 12 im Steuerknoten verbunden ist, kann in einem ersten Schritt die am Netzwerk angeschlossenen Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten ermitteln. Anhand eines in der Programmiervorrichtung 2 vor- gesehenen Anlagenobjektmodells kann die Programmiervorrichtung dann die Kommunikationsbeziehungen zwischen den ermittelten Steuerknoten bzw. den ermittelten Teilnehmern im Steuerknoten festlegen und diese Kommunikationsbeziehungen dann auf die Steuerknoten bzw. die Teilnehmer im Steuerknoten ü- bertragen.
Der Aufbau der Programmiervorrichtung ist schematisch in Fig. 2 dargestellt. Die einzelnen Komponenten der Programmiervorrichtung können dabei sowohl in Hard- als auch in Software- Form ausgebildet sein. Die Programmiervorrichtung 2 weist drei Schnittstellen auf: eine erste Feldbus-Schnittstelle 21 zur Anbindung der Steuerknoten 1 über den Feldbus 3, die als Netzwerkanschaltung ausgebildet ist, eine Daten-Schnittstelle 22 und eine Mensch-Maschinen-Schnittstelle 23.
Über die Daten-Schnittstelle 22 kann die Programmiervorrich- tung 2 eine Anlagenbeschreibung und eine Produkt- und Prozessbeschreibung z.B. von, wie in Fig. 2 gezeigt ist, einem Engineering-System 4, mit dem ein Anlagenentwurf zum Fertigen eines Produktes ausgeführt wurde, importieren. Die Anlagenbe-
Schreibung enthalt dabei die Orientierung und Reihenfolge der Netzwerkteilnehmer in Bezug auf die Gesamtanlage und eine Darstellung der Netzwerkparameter und Kommunikationsendpunkte.
Die Anlagenbeschreibung und die eine Produkt- und Prozessbe¬ schreibung wird durch ein an die Daten-Schnittstelle 22 angeschlossenes Anlagenkonf lgurations-Emgabemodul 24 in ein Objektmodell umgewandelt, das in einem standardisierten Format die Anlagenbeschreibung und die Produkt- und Prozessbeschrei- bung festhalt.
Die Programmiervorrichtung weist ferner ein Geratebeschrei- bungs-Em/Ausgabemodul 25 auf, mit dem die Programmiervor¬ richtung 2 Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen importieren bzw. exportieren kann. Das Geratebeschreibungs- Ein/Ausgabemodul 25 kann dabei die Gerate- und Teilnehmerbeschreibung über die Daten-Schnittstelle 22 mit einer externen Datenbank 5 austauschen oder auch über die Daten- Schnittstelle 21 von den Steuerknoten bzw. den Teilnehmern im Steuerknoten abfragen. Weiterhin besteht auch die Möglich- keit, dass über das Geratebeschreibungs-Em-/Ausgabemodul 25 aktualisierte Geratebeschreibungen in die Steuerknoten bzw. die Teilnehmer in den Steuerknoten zuruckspeichert werden.
Das Anlagenkonf lgurations-Emgabemodul 24 und das Gerate- beschreibungs-Em-/Ausgabemodul 25 sind mit einem Anlagenob- jektmodul 26 verbunden, um das Objektmodell, das eine standardisierte Anlagen-, Produkt- und Prozessbeschreibung enthalt, mit den Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen zu einem Anlagenobjektmodell zusammenzuführen. Auf der Grundlage der standardisierte Anlagen-, Produkt- und Prozessbeschrei- bung und den Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen legt das Anlagenobjektmodul 26 die Kommunikationsbeziehungen zwischen den Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmern 12 im Steuerknoten fest.
Anforderung an die Kommunikationsbeziehungen in Steuerungsanlagen der Industrieautomation ist die Echtzeitfahigkeit, d.h. die dezentrale Steuerung muss in allen Betriebsbedingungen rechtzeitig auf alle auftretenden Ereignisse reagieren. Der Austausch von Echtzeitdaten zwischen den Steuerknoten im Netzwerk bzw. den Teilnehmern im Steuerknoten erfolgt vor¬ zugsweise zyklisch, um eine schnelle und deterministische Kommunikation gewahrleisten zu können. Nicht-Echtzeitdaten dagegen, vor allem Parameter, die nicht permanent und zeit- kritisch ausgewertet werden müssen, werden dagegen bedarfsorientiert azyklisch zwischen den Steuerknoten bzw. den Teilnehmern im Steuerknoten ausgetauscht.
Das Anlagenobjektmodul 26 legt mit den Kommunikationsbezie¬ hungen zwischen den Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmern 12 im Steuerknoten die Verteilung zwischen zyklischen und azyklischen Datenaustausch fest.
Die Kommunikation zwischen den Steuerknoten im Netzwerk wird gemäß der Festlegung durch das Anlagenobjektmodul 26 nach den Regeln des Feldbusprotokolls durchgeführt, wobei die auszu- tauschenden Daten zwischen den Steuerknoten 1 in Datentelegramme umgesetzt werden. Bevorzugte Kommunikationsinfrastruktur im Feldbus ist dabei das Ethernet-Protokoll, mit dem sich hohe Datenraten erzielen lassen. Der Datenaustausch zwischen den Teilnehmern im Steuerknoten wird dagegen, um eine schnel- Ie Datenübertragung zu ermöglichen, vom Anlagenobjektmodul 26 bevorzugt in Form von Datenabbildungsvorgangen festgelegt, wobei jeder Teilnehmer 12 im Steuerknoten 1 ausgelegt ist, einen direkten Datenzugriff auf die zwischen den Teilnehmern über den internen Bus 13 ausgetauschten Daten durchführt.
Das Anlagenobjektmodul 26 ist weiterhin an ein Erfassungsmodul 27 angeschlossen, mit dem sich die an das Netzwerk angeschlossenen Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmer 12 im Steuerknoten 1 ermitteln lassen. Hierzu kann das Erfassungsmodul 27 über die Feldbus-Schnittstelle 21 die an das Netzwerk angeschlos-
senen Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten ermitteln. Jeder an das Netzwerk angeschlossene Steuerknoten bzw. jeder Teilnehmer im Steuerknoten hat nämlich eine ihm zugeordnete eindeutige Adresse, über die er angesprochen werden kann. Ne- ben der festen Vergabe von Feldbusadressen durch den Steuerknoten selbst, können die Steuerknoten bzw. die Teilnehmer im Steuerknoten können diese Adresse z.B. wahlweise auch über das Dynamic Host Conf iguration Protocol (DHCP) oder per Au- toIP beziehen.
Zur automatischen Erkennung der Steuerknoten bzw. der Teilnehmer im Steuerknoten kann das Erfassungsmodul 27 verschiedene Mechanismen verwenden. Das Erfassungsmodul 27 kann ein sogenanntes Broadcast-Telegramm über Feldbus-Schnittstelle 21 an alle Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmer 12 im Steuerknoten 1, die an das Netzwerk angeschlossen werden, übertragen. Die
Steuerknoten 1 bzw. die Teilnehmer 12 im Netzwerk antworten auf dieses Broadcast-Telegramm dann mit einem Antworttelegramm, um dem Erfassungsmodul 27 die Adresse des Steuerknotens bzw. des Teilnehmers im Steuerknoten bekannt geben. Als Netzwerkprotokoll zur Übertragung des Broadcast-Telegramms kann z.B. das User Datagram Protocol (UPP) verwendet werden, das ein minimales verbindungsloses Netzwerkprotokoll darstellt. Alternativ kann aber auch das Universal Plug and Play Protocol (UPNP) eingesetzt werden.
Parallel zur Adressenabfrage kann das Erfassungsmodul 26 die Steuerknoten 1 bzw. die Teilnehmer 12 im Steuerknoten 1 auch auffordern, die Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibung, die die Netzwerkeigenschaften und die Funktionen des Gerätes charakterisiert und im Steuerknoten bzw. den Teilnehmern im Steuerknoten in einem standardisierten Format abgespeichert sind, an das Geratebeschreibungs-Ein-/Ausgabemodul 25 zu übermitteln .
Alternativ zu einer Erfassung der Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmer 12 im Steuerknoten über ein Broadcast-Telegramm be-
steht auch die Möglichkeit, dass jeder Steuerknoten am Netzwerk beim Hochfahren ein Identifizierungstelegramm mit seiner Adresse bzw. den Adressen der Teilnehmer im Steuerknoten an das Erfassungsmodul 27 der Programmiervorrichtung 2 schickt. Zusätzlich kann der Steuerknoten 1 auch die Steuerknotenbzw. Teilnehmerbeschreibung an das Geratebeschreibungs-Ein- /Ausgabemodul 25 übermitteln.
Das Erfassungsmodul 27 leitet die Adressen der erfassten Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten und das Gerate- beschreibungs-Em-/Ausgabemodul 25 die Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen an das Anlagenobjektmodul 26 weiter. Das Anlagenobjektmodul 26 vergleicht die Anzahl der gemäß Anlagenobjektmodul vorgesehenen Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten mit den erfassten Steuerknoten bzw. Teilnehmern im Steuerknoten. Falls die erfassten Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten die gemäß Anlagenbeschreibung vorgesehenen Steuerknoten- bzw. Teilnehmeranzahl nicht vollständig abdecken, gibt das Anlagenobjektmodul 26 z.B. über die Mensch-Maschmen-Schnittstelle 23 eine Fehlermeldung aus. Der weitere Konf igurationsprozess der Anlage durch die Programmiervorrichtung 2 wird dann unterbrochen.
Das Anlagenobjektmodul 26 kann außerdem die aus der Datenbank 5 ausgelesenen Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen mit der aktuell erfassten Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen vergleichen und gegebenenfalls die in der Daten¬ bank 5 bzw. den Steuerknoten oder Teilnehmer abgespeicherten Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibung entsprechend aktua- lisieren.
Die vom Anlagenobjektmodul 26 auf der Grundlage der vom AnIa- genkonf lgurations-Emgabemodul 24 standardisierten Objektmodell und der Steuerknoten- bzw. Teilnehmerbeschreibungen, die über das Erfassungsmodul 27 oder das Geratebeschreibungs-
Import/Exportmodul 25 eingelesen wurden, festgelegten Kommunikationsbeziehungen zwischen den Steuerknoten 1 im Netzwerk
bzw. zwischen den Teilnehmern 12 in den einzelnen Steuerknoten geben jeweils Sender und Empfanger, die Datenübertragungsart und den Datentyp an. Die zu übertragenden Daten werden dabei in Produkt- Prozess und Steuerungsparameter, Ereig- nisdaten und Prozessdaten aufgeteilt.
Produkt- Prozess und Steuerungsparameter werden azyklisch vor dem Produktionsprozess zur Parametπsierung zwischen Steuerknoten bzw. deren Teilnehmer übertragen. Sie sind nicht echt- zeitkritisch.
Ereignisdaten dienen dazu, Anwendungsprogramme in den Steuerknoten bzw. Teilnehmer in den Steuerknoten über Ereignisse zu benachrichtigen. Solche Ereignisdaten können die Änderung ei- nes Prozesssignals, das Überschreiten eines Grenzwertes, ein Operatoreingriff, das Auftreten eines Fehlers etc. sein. Die Ereignisdaten werden azyklisch zwischen den Teilnehmern der Kommunikationsbeziehungen ausgetauscht und sind nicht echt- zeitkritisch .
Prozessdaten sind dagegen sind in der Regel Funktionsdaten, z.B. Sensordaten, die für den Prozess- und Fertigungsablauf erforderlich und echtzeitkritisch sind. Diese Prozessdaten werden zwischen den Teilnehmern vorzugsweise zyklisch ausge- tauscht, um Echtzeitübertragung zu garantieren. Die Prozessdaten können jedoch auch auf azyklische Weise zwischen den Teilnehmern übertragen werden. Solche Prozessdaten, die azyk¬ lisch übertragen werden, sind Prozess- und Produktparameter für die Steuerknoten bzw. für die Teilnehmer im Steuerknoten zur Ausführung der Anwendungsprogramme.
Das Anlagenobjektmodul 26 legt außerdem mit den Kommunikationsbeziehungen fest, wie die Datenübertragung zu erfolgen hat. Bei einer Datenübertragung zwischen den Steuerknoten bzw. von Teilnehmern in einem Steuerknoten auf Teilnehmer in einem anderen Steuerknoten erfolgt die Datenübertragung gemäß dem Feldbus-Protokoll, wobei das Anlagenobjektmodul das Tele-
grammformat und dabei insbesondere die Datenstruktur im Tele¬ gramm vorgibt. Die Steuerknoten 1 setzen dann mit Hilfe ihrer Netzwerkanschalteinheit 11 die zu übertragenden Prozessdaten in diese vorgegebenen Telegrammformate um.
Wenn die Kommunikation nur zwischen Teilnehmern in einem Steuerknoten erfolgen soll, wird die Datenübertragung vom An- lagenobjektmodul 26 als transparente lokale Kommunikation festgelegt, wobei die Teilnehmer im Steuerknoten dann Daten- abbildungsvorgange ausführen, bei denen ein direkter Datenzugriff der Teilnehmer auf das übertragene Steuerknotenpro- zessabbild durchgeführt wird. Im Gegensatz zur Netzwerkübertragung ist dann kein Umkopieren der Daten in Datentelegramme notwendig, wodurch sich eine besonders schnelle Datenübertra- gung zwischen Teilnehmern eines lokalen Knotens erreichen lasst .
Das Anlagenobjektmodul 26 übergibt den Datensatz mit den festgelegten Kommunikationsbeziehungen an ein Konflgurations- Ausgabemodul 28, das die vom Anlagenobjektmodul 26 festgelegten Kommunikationsbeziehungen in Telegramme umsetzt, um sie über die Feldbus-Schnittstelle 21 und den Feldbus 3 auf die Steuerknoten 1 bzw. die Teilnehmer 12 in den Steuerknoten zu übertragen.
Ferner ist in der Programmiervorrichtung 2 ein mit dem Anlagenobjektmodul 26 verbundenes Prozessparameter-Ausgabemodul 29 vorgesehen, das die vom Anlagenobjektmodul 26 auf die einzelnen Teilnehmer bzw. Steuerknoten verteilten Prozess- und Produktparameter in Telegramme umsetzt und diese über die
Feldbus-Schnittstelle 21 und den Feldbus 3 auf die Steuerkno¬ ten 1 bzw. die Teilnehmer 12 in den Steuerknoten übertragt.
Zusätzlich kann die Programmiervorrichtung 2 noch ein Überwa- chungsmodul 30 aufweisen, das über die Feldbus-Schnittstelle 21 und den Feldbus 3 an den Steuerknoten 1 angeschlossen ist, um wahrend des Maschinenbetriebs den Status der Steuerknoten
bzw. der Teilnehmer im Steuerknoten zu überwachen und eine Fehlererfassung durchzuführen, wobei die Fehler über die die Feldbus-Schnittstelle 21 übertragen oder über die Mensch- Maschmen-Schnittstelle 23 angezeigt werden können.
Die Mensch-Maschinen-Schnittstelle 23 der Programmiervorrich¬ tung 2 weist vorzugsweise eine Bedienoberflache 31 für den Operator auf, über die vorzugsweise graphisch eine vollständige Anlagen-, Produkt- und Prozessbeschreibung erfolgt. Hierbei können die Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten, die Netzwerktopologie und die Netzwerkparameter, die Steuerknoten- und Teilnehmerbeschreibung und die Prozess- und Produktparameter dargestellt werden. Weiterhin kann auf der Bedienoberf lache 31 die vom Anlageobjektmodul 26 festgelegten Datensatze mit den Kommunikationsbeziehungen angezeigt werden. Auch kann das Anlagenobjektmodell, die Anlagen-, Produkt- und Prozessbeschreibung, die Beschreibungen einzelner Steuerknoten aber auch der Gesamtanlage auf der Bedienober- flache 31 visualisiert werden. Die Bedienoberflache 31 kann so ausgelegt sein, dass die einzelnen Darstellungen auch vom Operator verändert werden können. Diese Eingaben werden dann über die Mensch-Maschmen-Schnittstelle 23 auf das Anlagenob- jektmodul 26 zurückgekoppelt.
Fig. 3A bis C zeigen verschiedene Betriebsmodi der in Fig. 1 dargestellten dezentralen Steuerung mit einem Netzwerk aus Steuerknoten 1 und einer Programmiervorrichtung 2, wie sie in Fig. 2 im Detail dargestellt ist. In Fig. 3A und Fig. 3B sind die beiden Initialisierungsschπtte der Programmiervorπch- tung 2, nämlich die Erkennungsphase und die Konfigurations¬ phase der dezentralen Steuerung, und in Fig. 3C der Maschinenbetrieb gezeigt. Der jeweils durchgeführte Datenaustausch ist in den Figuren durch Pfeile gekennzeichnet.
In der in Fig. 3A gezeigten Erkennungsphase importiert die Programmiervorrichtung 2 die Anlagenbeschreibung, die z.B. mithilfe eines Engineering-Systems 5 erzeugt wurde, um einen
bestimmten Produktions- und Fertigungsprozess auszuführen. Die Anlagenbeschreibung umfasst die Orientierung und die Reihenfolge der Teilnehmer am Netzwerk im Bezug zur Gesamtanlage zur Ausführung des gewünschten Produktions- und Fertigungs- prozesses. Ferner liest die Programmiervorrichtung 2 eine
Prozessbeschreibung und eine Produktbeschreibung sowie Infor¬ mationen über die Netzwerkparameter und die Kommunikationsendpunkte vom Engineering-System ein.
Gleichzeitig erfasst die Programmiervorrichtung 2 die am
Netzwerk angeschlossenen Steuerknoten 1 bzw. Teilnehmer 12 im Steuerknoten. Die Steuerknoten 1 bzw. die Teilnehmer 12 im Steuerknoten beziehen beim Hochfahren am Feldbus 3 über DHCP oder per Auto-IP z.B. von einem Server (nicht dargestellt) eine gültige Adresse. Diese gültige Adresse kann jedoch auch vorher bereits im Steuerknoten bzw. den Teilnehmern im Steuerknoten eingespeichert sein. Die Steuerknoten bzw. die Teilnehmer am Steuerknoten übermitteln diese Adresse an die Programmiervorrichtung 2 entweder automatisch beim Hochfahren am Netzwerk oder auf Anforderung durch die Programmiervorrichtung z.B. mit Hilfe eines Broadcast-Telegramms .
Parallel zur Erkennung der am Netzwerk angeschlossenen Teilnehmer erfasst die Programmiervorrichtung 2 auch die Teilneh- mereigenschaften . Die Steuerknoten- und Teilnehmerbeschrei- bungen kennzeichnen die Netzwerkeigenschaften der Teilnehmer sowie ihre Funktionen. Diese Steuerknoten- und Teilnehmerbe- schreibungen erhalt die Programmiervorrichtung 2 entweder von einer externen Datenbank (nicht gezeigt) oder über den FeId- bus 3 direkt von Steuerknoten bzw. Teilnehmern im Steuerknoten .
Die Programmiervorrichtung 2 stellt mit Hilfe der Mensch- Maschinen-Schnittstelle die eingelesenen Informationen vor- zugsweise editierbar auf der Bedienoberflache dar, so dass der Operator Veränderungen vornehmen kann, z.B. in den Steuerknoten- und Teilnehmerbeschreibungen, den Produkt- und Pro-
zessparametern und der Netzwerktopologie und deren Parame¬ tern .
In der auf die Erkennungsphase folgenden Konfigurationsphase, die in Fig. 3B gezeigt ist, legt die Programmiervorrichtung 2 die Kommunikationsparameter zwischen den Teilnehmern am Netz¬ werk fest. Hierbei werden die Ereignis- und Datenstrome definiert, sowie die Art der Datenübertragung zyklisch, d.h. echtzeitfahig, oder azyklisch bestimmt. Der festgelegte Da- tensatz mit den Kommunikationsbeziehungen K wird dann von der Programmiervorrichtung 2 über den Feldbus 3 in die Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten eingeschrieben. Hierbei wird den Teilnehmern die Datenübertragungsart, der Datentyp und der Sender bzw. Empfanger der Daten vorgegeben. Zusatz- lieh übertragt die Programmiervorrichtung 2 die für die einzelnen Steuerknoten bzw. Teilnehmer im Steuerknoten wichtigen Prozessparameter P zur Durchführung des Produktions- und Fertigungsprozesses .
Nach Abschluss der in Fig. 3A und 3B gezeigten Initialisie- rungsschπtte schaltet das Netzwerk dann in den Maschinenbetrieb um, um den gewünschten Produktions- und Fertigungspro- zess auszuführen. In diesem Betriebsmodus wird die Programmiervorrichtung 2 von der dezentralen Steuerung, wie in Fig. 3C gezeigt, nicht mehr benötigt. Die Programmiervorrichtung 2 ist dann entweder abgeschaltet oder hat beobachtende Funktion beim Produktions- und Fertigungsprozess, also dient der Feh- leruberwachung und Diagnose. Die Programmiervorrichtung kann aber auch Leitrechnerfunktion haben und in den Steuerungspro- zess eingebunden sein.
Die Steuerknoten bzw. die Teilnehmer im Steuerknoten tauschen wahrend des Produktions- und Fertigungsprozesses autark über die von der Programmiervorrichtung 2 vorkonfigurierten Kommu- nikationsbeziehungen Prozess- und Ereignisdaten aus. Bei einem Datenaustausch zwischen Teilnehmern in einem Steuerungsknoten erfolgt die Datenübertragung dabei transparent durch
Datenabbildungsvorgange mit einem direkten Datenzugriff jedes Teilnehmers auf das zwischen den Teilnehmern übertragene Steuerknotenprozessabbild . Bei einer Datenübertragung zwischen den Steuerknoten im Netzwerk wird die Datenübertragung gemäß dem vorgebenen Netzwerkprotokoll vorgenommen, wobei die Steuerknotendaten von den zugehörigen Netzwerkanschaltungen in die Netzwerktelegramme umgesetzt werden.