Beschreibung
Überspannungsschutz für einen Umrichter
Die Erfindung bezieht sich auf ein Motormodul für einen
Elektromotor, insbesondere einen permanenterregten Synchronmotor, sowie auf eine ein solches Motormodul umfassende Steuereinrichtung. Die Erfindung bezieht sich des Weiteren auf ein Verfahren zum Schutz eines zur Ansteuerung eines Elektromotors vorgesehenen Umrichters vor Überspannung.
Bei einem Elektromotor wie er beispielsweise als Antrieb einer Produktions- oder Werkzeugmaschine verwendet wird, ist üblicherweise eine ständerseitige Drehfeldwicklung vorgese- hen. Die Drehfeldwicklung des Motors ist ein- oder mehrsträn- gig, zumeist dreisträngig, ausgeführt und erzeugt - mit einem entsprechend ein- oder mehrphasigen, meist etwa sinusförmigen Antriebsstrom gespeist - ein in dem Luftspalt zwischen dem Ständer und dem Läufer des Motors umlaufendes magnetisches Feld, das den Läufer antreibt. Die untereinander meist in einer Sternschaltung miteinander verschalteten Stränge der Drehfeldwicklung sind nachfolgend auch als Motorphasen bezeichnet .
Die Motorphasen werden üblicherweise mittels einer so genannten Umrichterschaltung (nachfolgend kurz "Umrichter") elektronisch kommutiert. Ein solcher Umrichter umfasst herkömmlicherweise einen so genannten elektrischen Zwischenkreis, der eine elektrische Gleichspannung (nachfolgend als Zwi- schenkreisspannung bezeichnet) führt. In den Zwischenkreis ist für jede Motorphase jeweils eine zugeordnete Halbbrücke geschaltet (abweichend hiervon ist bei einem einphasigen Elektromotor die einzige Motorphase zwischen zwei Halbbrücken geschaltet) . Jede Halbbrücke umfasst zwei in Serie geschal- tete Leistungsschalter, zwischen denen ein Phasenanschluss für die zugeordnete Motorphase angeordnet ist. Die Leistungsschalter sind üblicherweise in Form elektronischer Schaltele-
mente, insbesondere so genannter IGBTs oder MOS-FETs, ausgebildet. In Hinblick auf ihre jeweilige Anordnung bezüglich des Phasenanschlusses und des Spannungsgefälles im Zwischenkreis sind die beiden Leistungsschalter einer Halbbrücke nachfolgend als hochpotentialseitiger bzw. niederpotential- seitiger Leistungsschalter bezeichnet. Jedem Leistungsschalter ist jeweils eine Freilaufdiode parallelgeschaltet, die bezüglich des Spannungsgefälles im Zwischenkreis in Sperrrichtung orientiert ist.
Eine Steuereinrichtung für einen Elektromotor umfasst üblicherweise zusätzlich zu dem Umrichter eine Steuerlogik zur Ansteuerung der Leistungsschalter des Umrichters. Die Steuereinrichtung eines Elektromotors umfasst des Weiteren übli- cherweise eine Regelungskomponente, die durch Überwachung einer Betriebsgröße des Elektromotors, üblicherweise des Motorstroms oder der Drehzahl, ein Steuersignal generiert, das wiederum als Eingangsgröße der Steuerlogik zugeführt ist.
Im Sinne einer modularen Bauweise werden der Umrichter mit der zugeordneten Steuerlogik einerseits und die Regelungskomponente andererseits mitunter als voneinander getrennte Baugruppen hergestellt. Die den Umrichter und die Steuerlogik umfassende Baugruppe wird hierbei als Motormodul bezeichnet.
Im Betrieb des Elektromotors ist die durch die Rotation des Läufers in die Ständerwicklungen induzierte Spannung proportional zu der Drehzahl des Motors sowie zu der magnetischen Flussverkettung, die ein Maß für die Höhe des magnetischen Feldes im Luftspalt zwischen Läufer und Ständer darstellt.
Bei einer annähernd konstanten Stärke der magnetischen Flussverkettung, wie sie insbesondere bei einem permanent erregten Läufer gegeben ist, ist somit die induzierte Spannung etwa proportional zu der Drehzahl des Motors.
Insbesondere bei einem Motor, der für hohe Drehzahlen ausgelegt ist, kann die induzierte Spannung hierbei hohe Werte erreichen, die ohne geeignete Schutzmaßnahmen zu einer Beschädigung eines herkömmlichen Umrichters führen würde. Um zu verhindern, dass die induzierte Spannung einen zulässigen Maximalwert übersteigt, wird ein Elektromotor bei hohen Drehzahlen üblicherweise in einem so genannten Feldschwächbetrieb gefahren. Dabei werden die Motorphasen derart bestromt, dass der Ständer ein Magnetfeld mit einer dem Läufermagnetfeld entgegenwirkenden Feldkomponente erzeugt und so das Magnetfeld im Luftspalt zwischen Läufer und Ständer geschwächt wird.
Bei einem Ausfall der Motorsteuerung wird jedoch in der Regel die induzierte Spannung des Motors ungeschwächt über die
Freilaufdioden des Umrichters auf den Zwischenkreis geschaltet. Es müssen deshalb geeignete Maßnahmen getroffen werden, um zu verhindern, dass der Umrichter in diesem Fall durch die Induktionsspannung des Motors beschädigt oder zerstört wird.
Zu diesem Zweck ist üblicherweise zusätzlich zu dem Umrichter ein so genanntes Spannungsschutzmodul (Voltage Protection Module - VPM) in Form einer zwischen die Motorphasen geschalteten elektrischen Schaltung vorgesehen. Ein solches Span- nungsschutzmodul, wie es beispielsweise aus DE 298 13 080 Ul bekannt ist, ist im Wesentlichen durch sechs Dioden und einen diesen zwischengeschalteten Thyristor gebildet, wobei durch Aufsteuerung des Thyristors die Motorphasen miteinander kurzgeschlossen werden können. Der Thyristor wird über eine Auswerteschaltung des Spannungsschutzmoduls in Abhängigkeit von der in den Motorphasen anliegenden Spannung angesteuert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen einfach und preisgünstig zu realisierenden, kompakten und gleichzeitig effektiven Überspannungsschutz für einen zur Versorgung eines Elektromotors vorgesehenen Umrichter anzugeben.
Diese Aufgabe wird bezüglich eines Motormoduls gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 1. Bezüglich eines Verfahrens zum Schutz des Umrichters vor Überspannung wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 15.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, bei einem Umrichter der oben beschriebenen Art die Zwischenkreisspannung zu erfassen und im Falle einer Überspannung - nämlich dann wenn die Zwischenkreisspannung einen vorgegebenen Maximalwert überschreitet - die hochpotentialseitigen Leistungsschalter oder die nieder- potentialseitigen Leistungsschalter aller Halbbrücken des Umrichters aufzusteuern . Durch die Aufsteuerung der hochpotentialseitigen bzw. niederpotentialseitigen Leistungsschalter wird bzw. werden die Motorphase (n) eines an den Umrichter an- geschlossenen Elektromotors kurzgeschlossen, so dass die Zwischenkreisspannung abgebaut wird.
Der Betriebszustand des Umrichters, in dem die hochpotentialseitigen oder niederpotentialseitigen Leistungsschalter aller Halbbrücken aufgesteuert sind, wird entsprechend nachfolgend verkürzend als "Kurzschluss" bezeichnet. Im Falle eines solchen "Kurzschlusses" sind also die Motorphasen kurzgeschlossen, nicht aber der Zwischenkreis. Wird der Kurzschluss über die hochpotentialseitigen Leistungsschalter gebildet, so sind entsprechend gleichzeitig die niederpotentialseitigen Leistungsschalter zugesteuert, und umgekehrt. Als "aufgesteuert" wird dabei ein Betriebszustand eines Leistungsschalters bezeichnet, in dem der betreffende Leistungsschalter elektrisch leitend ist. Als "zugesteuert" wird entsprechend ein Be- triebszustand eines Leistungsschalters bezeichnet, in dem der betreffende Leistungsschalter sperrt.
Die Erfindung ist grundsätzlich sowohl bei einem einphasigen als auch bei einem mehrphasigen Elektromotor einsetzbar. Le- diglich aus Gründen der Vereinfachung wird auf die Motorphasen nachfolgend ausschließlich im Plural Bezug genommen. Der Spezialfall einer einzelnen Motorphase ist hierin mitumfasst.
Durch die Erfindung wird ein effektiver Überspannungsschutz durch eine geeignete Ansteuerung der ohnehin zwingend vorhandenen Leistungsschalter des Umrichters erzielt, so dass der Überspannungsschutz zumindest weitgehend ohne zusätzliche
Hardwarekomponenten auskommt. Dies ermöglicht eine einfache, preisgünstige und kompakte Realisierung einer Steuereinrichtung.
Zur Durchführung des Überspannungsschutzverfahrens ist insbesondere eine Schutzlogik vorgesehen. Als "Logik" wird dabei insbesondere ein Softwaremodul bezeichnet, das in einer zugehörigen Hardwarekomponente, insbesondere einem Controller, implementiert ist. Die Schutzlogik kann ferner aber auch durch einen logischen Schaltkreis realisiert sein.
Die Steuerlogik ist in vorteilhafter Ausführung der Erfindung in das Motormodul integriert. Hierdurch wird bei gleichzeitig einfachem Aufbau eine besonders hohe Ausfallsicherheit erzielt.
Um zu verhindern, dass im Fehlerfall - insbesondere nach Zusammenbruch der externen Spannungsversorgung des Zwischenkreises - die Zwischenkreisspannung zusammenbricht, wird in vorteilhafter Ausführung der Erfindung verfahrensgemäß der
Kurzschluss aufgehoben, wenn die Zwischenkreisspannung einen vorgegebenen Minimalwert unterschreitet. Nach Aufhebung des Kurzschlusses wird der Zwischenkreis durch den Induktionsstrom des Motors wieder aufgeladen. Diese Ausführung des Ver- fahrens ist insbesondere für Ausführungen des erfinderischen Motormoduls vorteilhaft, in denen das Motormodul - modulintern oder über eine externe Versorgungskomponente - aus dem Zwischenkreis mit Spannung versorgt wird. Der Kurzschluss wird zweckmäßigerweise dann wieder hergestellt, wenn die Zwi- schenkreisspannung die vorgegebene Maximalspannung erneut überschreitet .
In bevorzugter Ausbildung der Erfindung sind die Leistungsschalter des Umrichters derart projektiert, d.h. ausgelegt, dass sie die während des Kurzschlusses erwartungsgemäß auftretenden Kurzschlussströme dauerhaft ohne Beschädigung auf- nehmen können.
Alternativ hierzu oder zur Sicherheit auch zusätzlich zu einer solchen Projektierung ist gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, den Kurzschlussstrom zu erfassen und den Kurzschluss zu unterbrechen, wenn der gemessene Kurzschlussstrom einen vorgegebenen Maximalwert überschreitet. Der Kurzschluss wird dabei bevorzugt nur vorübergehend unterbrochen, bis sich der Kurzschlussstrom abgebaut hat. Der Kurzschluss wird somit intermittierend hergestellt. Der Kurzschluss kann für alle Motorphasen unterbrochen werden. In einer alternativen Variante der Erfindung wird der Kurzschlussstrom dagegen für jede Motorphase separat erfasst, und im Überstromfall der Kurzschluss nur für die betroffene Motorphase (n) unterbrochen.
Zusätzlich oder alternativ hierzu ist in einer weiteren vorteilhaften Ausführung der Erfindung vorgesehen, eine Entscheidungsgröße zu bestimmen, die für die Temperatur eines oder mehrerer der während des Kurzschlusses aufgesteuerten Leistungsschalter charakteristisch ist. Dabei wird verfahrensgemäß der Kurzschluss unterbrochen, wenn diese Entscheidungsgröße einen vorgegebenen Maximalwert überschreitet. Als Entscheidungsgröße können hierbei wahlweise die Temperaturen der ausgesteuerten Leistungsschalter selbst, eine aus diesen Temperaturen abgeleitete Durchschnitts- oder Maximaltemperatur oder eine mit dieser Temperatur korrelierte, insbesondere proportionale Größe herangezogen werden. Die Temperaturen werden hierbei in vorteilhaften Verfahrensvarianten entweder gemessen oder modelliert, d.h. anhand eines vorgegebenen Temperaturmodells, insbesondere anhand des zeitlichen Verlaufs der durch die aufgesteuerten Leistungsschalter fließenden Ströme berechnet.
Auch bei dieser Verfahrensvariante wird der Kurzschluss zweckmäßigerweise nur vorübergehend unterbrochen, bis sich die betreffenden Leistungsschalter hinreichend abgekühlt ha- ben. Der Kurzschluss wird also wiederum intermittierend betrieben. Der Kurzschluss wird wiederum in alternativen Verfahrensvarianten entweder für alle Motorphasen oder für jede betroffene Motorphase separat unterbrochen.
Anstatt den Kurzschluss bei drohender Überhitzung der Leistungsschalter vollständig zu unterbrechen, wird gemäß einer alternativen Verfahrensvariante zur Bildung des Kurzschlusses alternierend zwischen den hochpotentialseitigen Leistungsschaltern und den niederpotentialseitigen Leistungsschaltern gewechselt. Dieser Wechsel findet optional in vorgegebenen
Zeitintervallen statt, wobei die Länge dieser Zeitintervalle optional in Abhängigkeit weiterer Parameter, z.B. der Höhe des Kurzschlussstromes, variieren kann. Alternativ hierzu wird wiederum die Temperatur der aufgesteuerten Leistungs- Schalter oder eine hiermit korrelierte Entscheidungsgröße bestimmt, und der Wechsel nur dann vorgenommen, wenn die Temperatur bzw. Entscheidungsgröße einen vorgegebenen Maximalwert überschreitet und somit tatsächlich eine Überhitzung der gerade aufgesteuerten Leistungsschalter droht.
In einer bevorzugten Ausbildung des Motormoduls ist die Schutzlogik, und somit das von dieser ausgeführte Überspannungsschutzverfahren, durch Vorgabe eines Schaltsignals reversibel aktivierbar und deaktivierbar. Diese Eigenschaft ermöglicht es, das Motormodul auch zur Ansteuerung von Motoren zu verwenden, bei denen der Überspannungsschutz nicht notwendig ist oder sogar schädlich wäre. Letzteres trifft beispielsweise für Asynchronmotoren zu.
Die Steuerlogik ist dabei zweckmäßigerweise dazu ausgebildet, in vorgegebenen, insbesondere regelmäßigen Zeitabständen, das Schaltsignal abzufragen. Im Rahmen einer das Motormodul sowie
ein zusätzliches Regelungsmodul umfassenden Steuereinrichtung wird dieses Schaltsignal bevorzugt durch das Regelungsmodul zur Verfügung gestellt.
Die Steuerlogik ist zweckmäßigerweise dazu ausgebildet, den jeweils letzten Wert des Schaltsignals zu speichern. Anhand dieses gespeicherten Wertes entscheidet die Steuerlogik beim Anfahren sowie im Falle einer fehlgeschlagenen Übermittlung des Schaltsignals autark, ob das Überspannungsschutzverfahren ausgeführt werden soll oder nicht.
Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
FIG 1 in einem schematischen Blockschaltbild einen Elektromotor mit einer zugehörigen Steuereinrichtung, die ein Motormodul und ein Regelungsmodul umfasst, FIG 2 in einem Flussdiagramm einen ersten Programmteil einer in dem Motormodul implementieren Schutzlogik zur Aktivierung bzw. Deaktivierung eines Überspannungsschutzverfahrens in Abhängigkeit eines Schaltsignals,
FIG 3 in einem Flussdiagramm einen zweiten Programmteil der Schutzlogik zur Durchführung des eigentlichen Überspannungsschutzverfahrens, und
FIG 4 in Darstellung gemäß FIG 3 eine alternative Ausführung des zweiten Programmteils der Schutzlogik.
Einander entsprechende Teile, Größen und Strukturen sind in allen Figuren stets mit gleichen Bezugszeichen versehen.
FIG 1 zeigt grob schematisch einen (Elektro-) Motor 1 in Form eines permanenterregten Synchronmotors, der als Antrieb einer Produktions- oder Werkzeugmaschine vorgesehen ist. FIG 1 zeigt weiterhin eine Steuereinrichtung 2 zur Versorgung des Motors 1 mit einem Antriebsstrom. Die Steuereinrichtung 2
umfasst hierbei zwei voneinander getrennte Baugruppen, nämlich ein Motormodul 3 sowie ein Regelungsmodul 4.
Der Motor 1 umfasst einen (in der Darstellung lediglich sche- matisch angedeuteten) Ständer 5, der mit einer Drehfeldwicklung 6 bewickelt ist. Die Drehfeldwicklung 6 umfasst drei Wicklungsstränge, nachfolgend als Motorphasen Ll, L2 und L3 bezeichnet, die in einem Sternpunkt 7 zusammengeschlossen sind. Jede Motorphase L1,L2,L3 ist hinsichtlich ihrer physi- kaiischen Eigenschaften gekennzeichnet durch eine Induktivität LL1,LL2,LL3 einen ohmschen Widerstand RL,RL2,RL3 sowie eine induzierte Spannung ULi,UL2,UL3. Die Induktivitäten LL1,LL2,LL3, Widerstände RL,RL2,RL3 und Spannungen ULi,UL2,UL3 sind in FIG 1 in Form eines Ersatzschaltbildes eingetragen.
Das Motormodul 3 umfasst einen Umrichter 8 sowie eine Steuereinheit 9. Der Umrichter 8 umfasst einen elektrischen Zwischenkreis 10 mit einer hochpotentialen Seite 11 und einer niederpotentialen Seite 12, zwischen denen im Betrieb des Mo- tors 1 eine Zwischenkreisspannung Uz angelegt ist.
In den Zwischenkreis 10 sind drei Halbbrücken 13a, 13b, 13c zur Speisung jeweils einer Motorphase L1,L2,L3 parallel geschaltet. Jede Halbbrücke 13a, 13b, 13c umfasst einen Phasenan- Schluss 14a, 14b, 14c, an dem die zugehörige Motorphase
L1,L2,L3 angeschlossen ist. So ist die Motorphase Ll dem Pha- senanschluss 14a der Halbbrücke 13a, die Motorphase L2 an dem Phasenanschluss 14b der Halbbrücke 13b und die Motorphase L3 an dem Phasenanschluss 14c der Halbbrücke 13c angeschlossen.
Zwischen dem jeweiligen Phasenanschluss 14a, 14b, 14c und der Hochpotentialseite 11 des Zwischenkreises 10 umfasst jede Halbbrücke 13a, 13b, 13c einen hochpotentialseitigen Leistungsschalter 15a, 15b, 15c, insbesondere in Form eines IGBT. Jedem dieser Leistungsschalter 15a, 15b, 15c ist jeweils eine Freilaufdiode 16a, 16b, 16c parallel geschaltet. Zwischen den Mo- toranschluss 14a, 14b, 14c und die Niederpotentialseite 12 des
Zwischenkreises 10 ist im Rahmen jeder Halbbrücke 13a, 13b, 13c jeweils ein niederpotentialseitiger Leistungsschalter 17a, 17b, 17c geschaltet. Jeder der niederpotentialseitigen Leistungsschalter 17a, 17b, 17c ist wiederum insbesondere in Form eines IGBT ausgebildet und wird von einer parallel geschalteten Freilaufdiode 18a, 18b, 18c flankiert.
Der Umrichter 8 umfasst ferner einen in Parallelschaltung zu den Halbbrücken 13a, 13b, 13c in den Zwischenkreis 10 geschal- teten Kondensator 19 zum Ausgleich von Spannungswelligkeiten im Betrieb des Motors 1.
Die Steuereinheit 9 ist durch einen MikroController gebildet oder umfasst zumindest einen solchen. Die Steuereinheit 9 wird über eine modulinterne Spannungsversorgungseinheit 20 mit einer Versorgungsspannung Uv von typischerweise 24 Volt versorgt. Die Spannungsversorgungseinheit 20 ist dabei ihrerseits aus dem Zwischenkreis 10 gespeist.
In der Steuereinheit 9 sind eine Steuerlogik 21 sowie eine Schutzlogik 22 in Form von Softwaremodulen implementiert. Nach einem durch die Steuerlogik 21 vorgegebenen Steuerverfahren steuert die Steuereinheit 9 die Leistungsschalter 15a, 15b, 15c im Betrieb des Motors 1 durch Abgabe von jeweils zugeordneten Steuersignalen C auf oder zu, um drehfeiderzeugende Phasenströme ILi,IL2,IL3 in den Motorphasen Ll, L2 und L3 zu erzeugen. Die Phasenströme ILi,IL2,IL3 werden durch Strom¬ messer 23a, 23b, 23c abgegriffen, wobei Messwerte dieser Phasenströme (aus Vereinfachungsgründen ebenfalls als ILi,IL2,IL3 bezeichnet) der Steuereinheit 9 als Eingangsgröße zugeführt werden. Weiterhin wird der Steuereinheit 9 die Zwischenkreis- spannung Uz oder ein hierzu proportionaler Messwert als Eingangsgröße zugeführt.
Das Regelungsmodul 4 enthält eine (nicht näher dargestellte Regelungslogik) , die die Drehzahl und/oder Leistung des Motors 1 anhand einer vorgegebenen Regelgröße regelt. Als
Regelgröße wird dabei insbesondere der Motorstrom herangezogen. Die Steuereinheit 9 berechnet hierbei anhand der gemessenen Phasenströme ILi,IL2,IL3 einen Strom-Istwert I und führt diesen dem Regelungsmodul 4 als Eingangsgröße zu. Das Regelungsmodul 4 erzeugt anhand eines Vergleichs des Strom- Istwerts I mit einem hinterlegten Strom-Sollwert einen Spannungs-Sollwert U3 als Ausgangsgröße und führt diesen an die Steuereinheit 9 zurück. Anhand dieses Spannungs-Sollwertes U3 und der gemessenen Motorströme ILi,IL2,IL3 erzeugt die Steuer- logik 21 die Steuersignale C.
Die Schutzlogik 22 überwacht im Betrieb des Motors 1 die Zwischenkreisspannung Uz und schließt im Überspannungsfall die Motorphasen L1,L2,L3 über den Zwischenkreis 10 kurz, indem sie wahlweise entweder alle hochpotentialseitigen
Leistungsschalter 15a, 15b, 15c oder alle niederpotentialsei- tigen Leistungsschalter 17a, 17b, 17c aufsteuert. Um das Motormodul 3 abweichend von dem dargestellten Anwendungsfall auch mit Motoren verwenden zu können, bei denen ein solcher Über- Spannungsschutz nicht erforderlich ist oder sogar schädlich wäre - z.B. mit einem Asynchronmotor anstelle des Synchronmotors - ist das von der Schutzlogik 21 durchgeführte Verfahren durch Vorgabe eines entsprechenden Schaltsignals S reversibel aktivierbar und deaktivierbar. Dieses Schaltsignal S wird der Steuereinheit 9, und damit der Schutzlogik 22 von dem Regelungsmodul 4 als Eingangsgröße zur Verfügung gestellt.
Das von der Schutzlogik 22 durchgeführte Verfahren ist anhand der FIG 2 und 3 in einer ersten beispielhaften Implementierung näher beschrieben. In dieser Ausführung ist die Schutzlogik 22 in zwei Programmteile gegliedert, von denen ein in FIG 2 dargestellter erster Programmteil in regelmäßigen Zeitabständen den Wert des Schaltsignals S abfragt, während ein in FIG 3 dargestellter zweiter Programmteil das eigentliche Überspannungsschutzverfahren durchführt .
Der erste Programmteil gemäß FIG 2 wird in einem ersten Schritt 30 mit einer Timerfunktion oder dergleichen in regelmäßigen Zeitabständen gestartet. In einem nachfolgenden Schritt 31 wird das Schaltsignal S abgefragt. In einem nach- folgenden Schritt 32 überprüft die Schutzlogik 22, ob das
Schaltsignal S fehlerfrei eingelesen werden konnte. Ist dies nicht der Fall (N) , so kehrt der Programmablauf zu Schritt 30 zurück und wiederholt nach Ablauf einer Wartezeit den Einlesevorgang. Ansonsten (J), d.h. bei fehlerfreiem Einlese- Vorgang, wird in Schritt 33 der eingelesene neue Wert des Schaltsignals S gespeichert, woraufhin der Programmablauf wiederum zu Schritt 30 zurückkehrt.
Der in FIG 3 dargestellte zweite Programmteil der Schutzlogik 22 arbeitet prinzipiell autark und unabhängig von dem ersten Programmteil. Hierdurch wird sichergestellt, dass der Überspannungsschutz auch dann gegeben ist, wenn kein aktueller Wert des Schaltsignals S eingelesen werden konnte, z.B. also bei Ausfall des Regelungsmoduls, bei gestörter Datenverbin- düng zu diesem oder beim Anfahren der Steuereinrichtung 2.
In einem ersten Schritt 34 des Programmteils gemäß FIG 3 wird zunächst durch Überprüfung des in der Steuereinheit 9 gespeicherten Wertes des Schaltsignals S überprüft, ob das Überspannungsschutzverfahren aktiviert werden soll. Ist dies nicht der Fall (N), so wird Schritt 34 erneut durchgeführt. Ansonsten (J) bestimmt die Schutzlogik 22 in einem nachfolgenden Schritt 35 den Wert der Zwischenkreisspannung Uz . In einem nachfolgenden Schritt 36 wird überprüft, ob der sol- chermaßen erfasste Wert der Zwischenkreisspannung Uz eine vorgegebene Maximalspannung UZmax überschreitet (Uz > Uz,max) . Ist dies nicht der Fall (N) , so kehrt der Programmablauf zu Schritt 34 zurück. Ansonsten veranlasst die Schutzlogik 22 in Schritt 37 einen Kurzschluss der Motorphasen L1,L2,L3, indem sie alle hochpotentialseitigen Leistungsschalter 15a, 15b, 15c aufsteuert .
Infolge des Kurzschlusses sinkt die Zwischenkreisspannung Uz sukzessive ab. Durch nachfolgende Schritte 38 bis 42 wird dabei sichergestellt, dass infolge des Kurzschlusses die Zwischenkreisspannung Uz, und somit auch die Versorgungsspan- nung Uv der Steuereinheit 9 nicht zusammenbricht und dass die aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c nicht überbelastet werden.
Hierfür wird in Schritt 38 zunächst wiederum die Zwischen- kreisspannung Uz erfasst. Weiterhin werden in Schritt 38 ein Wert für den durch die aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c fließenden Kurzschlussstrom Iκ und eine Entscheidungsgröße T für die Temperatur der aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c ermittelt. Den Kurzschlussstrom Iκ be- stimmt die Schutzlogik 22 hierbei anhand der gemessenen Phasenströme ILi,IL2,IL3- Insbesondere wird als Kurzschlussstrom Iκ der maximale Wert der Phasenströme ILi,IL2,IL3 herangezogen, während die Entscheidungsgröße T anhand eines hinterlegten Temperaturmodells der Leistungsschalter 15a, 15b, 15c durch zeitliche Erfassung, insbesondere Integration, der Phasenströme ILi, IL2, IL3 ermittelt wird.
In Schritt 39 überprüft die Schutzlogik 22 nach Maßgabe der Entscheidungsregel
U2 < Uz,max ODER Iκ > Iκ,maχ ODER T > Tmax,
ob die Zwischenkreisspannung Uz, der Kurzschlussstrom Iκ oder die Entscheidungsgröße T hinterlegte Schwellwerte Uz,max, Iκ,maχ/ Tmax unter- bzw. überschreiten. Solange dies nicht der Fall ist (N), werden die Schritte 38 und 39 wiederholt.
Ansonsten (J) wird in Schritt 40 der Kurzschluss durch Zusteuerung der Leistungsschalter 15a, 15b, 15c aufgehoben.
Die Aufhebung des Kurzschlusses hat die Wirkung, dass sich der Kurzschlussstrom Iκ abbaut und sich die für den Kurz-
Schluss aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c abkühlen. Die Aufhebung des Kurzschlusses hat weiterhin zur Folge, dass sich - sofern sich der Motor 1 noch dreht - die Zwi- schenkreisspannung Uz infolge der Induktionswirkung des Mo- tors 1 wieder aufbaut.
Im Schritt 41 werden die Zwischenkreisspannung Uz, der (nunmehr über die Freilaufdioden 16a, 16b, 16c bzw. 18a, 18b, 18c abfließende) Kurzschlussstrom Iκ und die Entscheidungs- große T erneut bestimmt und in Schritt 42 nach der Entscheidungsregel
U2 > Uz , max UND Iκ < Iκ, maχ UND T < Tmax
erneut mit hinterlegten Schwellwerten verglichen. Solange diese Entscheidungsregel nicht erfüllt ist (N) , werden die Schritte 41 und 42 wiederholt. Sobald andernfalls (J) festgestellt wird, dass die Entscheidungsgröße T den zugeordneten Schwellwert Tmax und der Kurzschlussstrom Iκ den zugeordneten Maximalstrom Iκmaχ unterschreiten, wird - sofern die Zwischenkreisspannung Uz den zugeordneten Maximalwert UZmax wieder überschreitet - durch Rücksprung auf Schritt 37 der Kurz- schluss wieder hergestellt.
Insbesondere wenn der Motor 1 über längere Zeit fremdgedreht wird, so dass die induzierten Spannungen ULi, UL2, UL3 ausreichen, um die Zwischenkreisspannung Uz auf einem den Maximalwert Uz,max dauerhaft überschreitenden Wert zu halten, werden die Schritte 37 bis 42 mehrfach durchlaufen. Der Kurz- Schluss wird somit intermittierend betrieben, um einerseits die Zwischenkreisspannung Uz dauerhaft unter den Maximalwert Uz,max zu drücken, dabei aber gleichzeitig eine Überbelastung der für den Kurzschluss aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c zu vermeiden.
In FIG 4 ist eine Variante des zweiten Programmteils gemäß FIG 3 dargestellt, die - soweit nicht nachfolgend anders
ausgeführt - dem vorstehend beschriebenen Programmablauf gleicht .
Abweichend von der Ausführung gemäß FIG 3 ist in der Variante gemäß FIG 4 die Schutzlogik 22 aber dazu ausgebildet, den Kurzschluss in Schritt 37 stets alternierend über die hoch- potentialseitigen Leistungsschalter 15a, 15b, 15c oder über die niederpotentialseitigen Leistungsschalter 17a, 17b, 17c zu bilden. Weiterhin werden in den Schritten 38 und 41 lediglich die Zwischenkreisspannung Uz und der Kurzschlussstrom Iκ bestimmt und in Schritt 39 nur diese Größen nach der Entscheidungsregel
U2 < Uz , max ODER Iκ > Iκ, maχ
mit hinterlegten Schwellwerten verglichen. Im Falle eine Unterspannung (Uz < Uz,max) oder eines Überstroms (Iκ > Iκ,maχ) wird analog zu dem im Zusammenhang mit FIG 3 beschriebenen Verfahren in Schritt 40 der Kurzschluss unterbrochen. Infolge von Schritt 42 wird der Kurzschluss wieder hergestellt, wenn die Bedingung
U2 > Uz,max UND Iκ < Iκ,maχ
erfüllt ist.
Die Entscheidungsgröße T für die Temperatur der aufgesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c bzw. 17a, 17b, 17c wird in Schritt 43 nur für den Fall ermittelt, dass der in Schritt 39 durchgeführte Schwellwertvergleich negativ ausfällt (N) . In diesem Fall wird in einem nachfolgenden Schritt 44 überprüft, ob die Entscheidungsgröße T den hinterlegten Schwellwert Tmax überschreitet (T > Tmax) . Wenn nicht (N) , so wird durch Rücksprung auf Schritt 38 die Überwachung der Zwischenkreis- Spannung Uz, des Kurzschlussstromes Iκ und der Entscheidungsgröße T fortgesetzt. Ansonsten kehrt der Programmablauf zu Schritt 37 zurück, wodurch der Kurzschluss über die jeweils
zuvor zugesteuerten Leistungsschalter 15a, 15b, 15c bzw. 17a, 17b, 17c erneut hergestellt wird.
Aufgrund der Eigenschaft der in FIG 4 dargestellten Pro- grammvariante, in Schritt 37 den Kurzschluss alternierend über die hochpotentialseitigen Leistungsschalter 15a, 15b, 15c oder über die niederpotentialseitigen Leistungsschalter 17a, 17b, 17c herzustellen, wird bei festgestellter Überhitzung der Leistungsschalter 15a, 15b, 15c und 17a, 17b, 17c (T > Tmax) ohne nennenswerte Unterbrechung aufrecht erhalten, wobei zur Herstellung des Kurzschlusses lediglich zwischen den hochpotentialseitigen Leistungsschaltern 15a, 15b, 15c und den niederpotentialseitigen Leistungsschaltern 17a, 17b, 17c geschaltet wird. Im Falle einer Unterspannung im Zwischenkreis (Uz < UZmin) sowie im Falle eines Überstroms (Iκ > Iκmaχ) wird dagegen zusätzlich zu dem Wechsel der Halbbrückenseite der Kurzschluss intermittierend betrieben.
Die Schutzlogik 22 erkennt in bevorzugter Ausbildung, wenn der kritische Betriebsbereich verlassen wurde, und kehrt in diesem Fall zum Normalbetrieb zurück. Die Erkennung wird flankiert dadurch, dass das Regelungsmodul 4 die Einhaltung des unkritischen Zustandes garantiert bzw. bestätigt (z.B. durch Impulslöschung) . Wenn beispielsweise die Drehzahl des Motors 1 soweit abgebaut wurde, dass die induzierte Spannung ULI, UL2, UL3 die Zwischenkreisspannung unterschreitet, sorgt das Regelungsmodul 4 dafür, dass die Drehzahl in diesem unkritischen Bereich gehalten wird, bis die Schutzlogik 22 wieder bereit ist.