„Strahlungshärtbare Zusammensetzungen"
Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft spezielle strahlungshärtbare wäßrige Beschichtungs- Zusammensetzungen mit einem Gehalt an Epoxyacrylaten.
Stand der Technik
WO 02/85997 beschreibt wäßrige Beschichtungs-Zusammensetzungen mit einem Ge¬ halt an härtbaren Komponenten bestehend aus (A) 0,5 bis 90 Gew.-% in Wasser selbstdispergierenden bei 20 0C festen Epoxidharzen, (B) 0,5 bis 90 Gew.-% (Meth)acrylsäureestern eines Polyols, (C) 5,0 bis 99,0 Gew.-% Wasser und (D) 0 oder 0,1 bis 3 Gew.-% organischer Lösungsmittel mit folgenden Maßgaben: (i) die (Meth)acrylsäureester (B) enthalten mindestens 2 reaktionsfähige (Meth)acryigruppen pro Molekül, (n) die Summe der Gewichtsprozente der Komponenten (A) bis (D) er¬ gibt 100 Gew.-% und (iii) die Viskosität der Zusammensetzung (gemessen nach Brookfield bei 23 0C) beträgt weniger als 15000 mPas.
WO 00/02945 und WO 00/02944 beschreiben in Wasser selbstdispergierbare härtbare Epoxidharze sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung. Bei den Epoxidharzen handelt es sich um spezielle Verbindungen auf Basis α,ß-ungesättigter Carbonsäureester. Wei¬ terhin werden wäßrige Dispersionen mit einem Gehalt an diesen speziellen Epoxidhar¬ zen sowie die Verwendung dieser speziellen Epoxidharze zur Beschichtung fester Sub¬ strate, insbesondere zur Formulierung wasserbasierter Straßenmarkierungsfarben, be¬ schrieben.
Beschreibung der Erfindung
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, strahlungshärtbare Beschichtungszusam- mensetzungen auf wäßriger Basis bereitzustellen. Diese Zusammensetzungen sollten allenfalls einen geringen Gehalt an organischen Lösungsmitteln aufweisen, vorzugs¬ weise jedoch frei sein von organischen Lösungsmitteln. Die Zusammensetzungen soll¬ ten sich ferner durch gute Handhabbarkeit und Applizierbarkeit (= Einarbeitbarkeit in anwendungstechnisch brauchbare Systeme) auszeichnen. Die wässrigen Zusammenset¬ zungen sollten sich zur Beschichtung und zum Bedrucken unterschiedlichster Substra¬ te, insbesondere Holz, Kunststoffe und Metall eignen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind strahlungshärtbare wäßrige Beschich- tungs-Zusammensetzungen mit einem Gehalt an Epoxyacrylaten (E), wobei diese Zu¬ sammensetzungen dadurch erhältlich sind, daß man
(A) bei 20 0C in wässrigen Systemen selbstdispergierende Epoxidharze mit
(B) Acryl- und/oder Methacrylsäure umsetzt, und die dabei erhaltenen Epoxyacrylate (E) anschließend in einem wässrigen System, dispergiert, mit der Maßgabe, daß die Umsetzung zwischen den Komponenten (A) und (B) so ge¬ führt wird, daß die in Komponente (A) vorhandenen Epoxidgruppen überwiegend durch die in Komponente (B) vorhandenen Carboxylfunktionen ringgeöffnet werden. Unter „überwiegend" ist zu verstehen, daß die Epoxidgruppen zu mehr als 50% ring- geöffhet werden.
Die vorliegende Erfindung unterscheidet sich von der oben zitierten WO 02/85997, bei der man selbstdispergierende Epoxidharze gemeinsam mit (Meth)acrylsäureestern von Polyolen als Beschichtungszusammensetzung einsetzt. In den wässrigen Dispersionen gemäß WO 02/85997 liegen mithin keine Epoxyacrylate vor, sondern - und zwar ne¬ beneinander - Epoxidharze und Polyol-(Meth)acrylsäureester. Eine Vernetzung ge¬ schieht erst durch Zugabe eines Härters. Der (aminische) Härter reagiert dabei zum
einen mit den C=C-Doppelbindungen des Photomers im Sinne einer Michael- Addition (schnellere Reaktion), er reagiert zum anderen mit den Epoxygruppen des Epoxidhar¬ zes (langsamere Reaktion). Insgesamt erfolgt eine komplexe Vernetzung, wobei zu betonen ist, daß es sich nicht um eine Strahlungshärtung handelt, sondern um eine chemische Vernetzung mittels eines (aminischen) Härters. Die geschilderten Zusam¬ menhänge gehen aus der Beschreibung der WO 02/85997 klar hervor, insbesondere sei auf den Beispielteil verwiesen: In Beispiel 1 wird Waterpoxy® 1422 (selbstdispergie- rendes Epoxidharz) mit Photomer® 4017 (Hexandioldiacrylat) gemischt. In Beispiel 2 wird dann geschildert, wie zur wässrigen Dispersion gemäß Beispiel 1 Waterpoxy® 751 (ein aminischer Härter) zugegeben und ausgehärtet wird.
Zu Komponente (A)
Bei Komponente (A) handelt es sich um in wässrigen Systemen bei 20 0C selbstdispergierende Epoxidharze. Unter dem Begriff "selbstdispergierend" ist zu ver¬ stehen, daß die entsprechenden Verbindungen spontan, also ohne die Zuhilfenahme oder Mitwirkung spezieller Emulgatoren, Dispergatoren und dergleichen, zu Dispersi¬ onen bzw. Emulsionen führen, wenn sie mit wässrigen Systemen in Kontakt gebracht werden. Der Begriff „wässrige Systeme" umfaßt dabei einerseits Wasser als solches, dann aber auch Wasser mit einem Gehalt von bis zu 10 Gew.-% an in Wasser löslichen niedermolekularen alkoholischen Co-Lösungsmitteln, etwa Ethoxypropanol.
Der Eindeutigkeit halber sei daraufhingewiesen, daß die direkten Umsetzungsprodukte von Bisphenol-A und/oder Bisphenol-F mit Epichlorhydrin nicht unter die Definitinon der Komponente (A) fallen, weil diese Verbindungen nicht in Wasser selbstdispergie¬ rend sind.
Vorzugsweise setzt man im Rahmen der vorliegenden Verbindung bei der Herstellung der Epoxyacrylate (E) solche Verbindungen (A) ein, die dadurch in wässrigen Syste-
men selbstdispergierend sind, daß sie Polyalkylenoxidbausteine (PAO-Bausteine) ent¬ halten.
Verbindungen, die als PAO-Bausteine in Frage kommen, sind nicht nur Polyalkyleno- xide als solche, etwa Polyethylenglykole, sondern auch Umsetzungsprodukte von Hy- droxylgruppen-enthaltenden Verbindungen mit Alkylenoxiden und Verbindungen, die dadurch erhältlich sind, daß man die terminalen Hydroxylgruppen von Umsetzungs¬ produkten von Hydroxylgruppen-enthaltenden Verbindungen mit Alkylenoxiden in Aminogruppen umwandelt.
Bezüglich der Umsetzung von Hydroxylgruppen-enthaltenden Verbindungen mit Alky¬ lenoxiden sind die Ethoxylierung und die Propoxylierung von besonderer Bedeutung. Hierbei geht man üblicherweise wie folgt vor: In einem ersten Schritt bringt man die gewünschte Hydroxylgruppen-enthaltenden Verbindungen mit Ethylenoxid und/oder Propylenoxid in Kontakt und setzt dieses Gemisch in Gegenwart eines alkalischen Ka¬ talysators und Temperaturen im Bereich von 20 bis 200 0C um. Auf diese Weise wer¬ den Anlagerungsprodukte von Ethylenoxid (EO) und/oder Propylenoxid (PO) erhalten. Bei den Additionsprodukten handelt es sich vorzugsweise um EO-Addukte oder um PO-Addukte oder um EO/PO-Addukte an die jeweilige Hydroxylgruppen-enthaltenden Verbindung; bei den EO/PO-Addukten kann dabei die Anlagerung von EO und PO statistisch oder blockweise erfolgen.
In einer Ausführungsform setzt man als Verbindungen, die im Rahmen der vorliegen¬ den Erfindung als PAO-Bausteine für die Komponente (A) benutzt werden, Substan¬ zen der allgemeinen Struktur R1-O-R2-CH2CH(R3)-NH2 ein. Darin bedeuten:
• R1 eine einwertige organische Gruppe mit 1-12 C-Atomen, die aliphatisch, cycloa- liphatisch oder aromatisch sein kann
• R2 eine Polyoxyalkylengruppe, die aus 5-200 Polyoxyalkyleneinheiten, insbesonde¬ re EO- und/oder PO-Einheiten, aufgebaut ist
• R ,3 Wasserstoff oder ein aliphatischer Rest mit bis zu 4 C-Atomen.
Besonders geeignete Vertreter der Verbindungen, die im Rahmen der vorliegenden Erfindung als PAO-Bausteine für die Komponente (A) benutzt werden, sind die dem Fachmann bekannten "Jeffamine", bei denen es sich um handelsübliche Substanzen handelt. Beispielhaft sei hier "Jeffamin® 2070" genannt. Die mittleren Molgewichte (Zahlenmittel; Mn) der Verbindungen, die im Rahmen der vorliegenden Erfindung als PAO-Bausteine für die Komponente (A) benutzt werden, liegen vorzugsweise im Be¬ reich zwischen 400 und 2000.
Beispiele für geeignete Verbindungen (A) sind Verbindungen, wie sie gemäß der Of¬ fenbarung der WO-A-95/18165 durch Reaktion eines Epoxidharzes mit Mono-, Di-, oder Polyalkylenaminen bzw. gemäß WO-A-96/20970 durch Reaktion eines Epoxid¬ harzes mit polyfunktionellen Phenolen und Amin-Epoxidaddukten entstehen. Weitere Beispiele für geeignete Verbindungen A) sind die selbstdispergierenden Epoxidharze gemäß der Offenbarung der WO-A-00/02944 und WO-A-00/02945.
Zur Herstellung der Epoxyacrylate
Die erfindungsgemäßen Epoxyacrylate (E) werden wie bereits gesagt durch Umset¬ zung von bei 20 0C in wässrigen Systemen selbstdispergierenden Epoxidharzen (A) niit Acryl- und/oder Methacrylsäure (B) hergestellt, wobei die Umsetzung zwischen den Komponenten (A) und (B) so geführt wird, daß die in Komponente (A) vorhande¬ nen Epoxidgruppen überwiegend durch die in Komponente (B) vorhandenen Carboxyl- funktionen ringgeöffnet werden. Vorzugsweise werden die Epoxidgruppen vollständig ringgeöffhet. Der Prozeß der Acrylierung unterliegt dabei an sich keinen besonderen Beschränkungen und kann nach allen dem Fachmann einschlägig bekannten Methoden erfolgen. Gewünschtenfalls kann ein Katalysator eingesetzt werden. Es kann ebenfalls gewünscht sein, die Acrylierung unter Bedingungen durchzuführen, die gewährleisten, daß eine Polymerisation der Komponente (B) unterbunden wird. Auch diesbezüglich
kann auf alle dem Fachmann einschlägig bekannten Methoden zurückgegriffen wer¬ den.
Zur Herstellung der wässrigen Dispersionen
Die erfindungsgemäßen Epoxyacrylate (E) werden in einem wässrigen System disper- giert. Hierzu kann an sich auf alle dem Fachmann einschlägig bekannten Methoden zurückgegriffen werden. Insbesondere können die Epoxyacrylate (E) zunächst bei er¬ höhter Temperatur anteilig mit Wasser versetzt, das System intensiv durchmischt und dann abgekühlt werden, wobei eine Emulsion bzw. Dispersion entsteht, die anschlie¬ ßend mit der gewünschten Restmenge an Wasser bei moderaten Temperaturen versetzt wird.
Verwendung
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der wie oben beschrieben erhältlichen wässrigen Dispersionen von Expoxyacrylaten (E) als strahlungshärtbare Massen für Beschichtungssysteme wie Lacke, Beschichtungsmassen und dergleichen. Die wässrigen Dispersionen der Expoxyacrylate (E) können - gegebenenfalls unter Mitverwendung geeigneter Additive - zur Beschichtung einer Vielzahl von Substraten eingesetzt werden, beispielsweise Glas, Metall, Holz, Papier, Keramik und Kunststoff. Hinweise zur Formulierung wäßriger Epoxyacrylate finden sich z. B. in: R. Höfer, H.- G. Schulte, C. Galopin, G. Felix, Ädditifs pour Ia synthese et laformulation des peintu- res ä l'eau, Double Liaison, 531, 29 (1/2003) oder in R. Höfer, T. Roloff, H.-G. Schul¬ te, Sustainable development by new additives and resin Systems, ECJ 34 (09/2003).
Insbesondere eignen sich die wässrigen Dispersionen der Expoxyacrylate (E) zur Be¬ schichtung von Holz, sowohl als Primer als auch als Topcoat. Generell wurde eine ausgezeichnete Haftung auf Holz festgestellt. Als Topcoat zeichnen sie sich außerdem
durch sehr hohen Glanz und gute chemische Resistenz (zum Beispiel gegen Essigsäu¬ re, Zitronensäure und Ethanol), ferner durch gute Kratz- und Abriebfestigkeit aus.
Beispiele
Beispiel 1
577,94 g Chem Res® E20 (bei 20 0C flüssiges unmodifiziertes Bisphenol-A-Harz; Handelsprodukt der Fa. Cognis GmbH und Co. KG) und 0,88 g eines Umsetzungspro¬ duktes von propyxyliertem Pentraerythritol mit Epichlorhydrin wurden unter Stickstoff in einen Reaktor gegeben und vermischt.
Anschließend wurden 141,56 g Jeffamin® M-2070 (handelsübliches Polyetheramin der Firma Huntsman), 158,99 g Bisphenol-A und 0,63 g Triphenylphosphin zugegeben und die Mischung auf eine Temperatur von 140 0C gebracht. Es setzte eine exotherme Reaktion ein und die Temperatur wurde 30 Minuten im Bereich von 165 bis 170 0C gehalten. Dann wurde auf 130 0C gekühlt und 120,0 g Ethoxypropanol zugefügt und gut gemischt. Die hierbei erhaltene Mischung wurde in Beispiel 2 eingesetzt.
Beispiel 2
88,72 g der gemäß Beispiel 1 erhaltenen Mischung wurden zusammen mit 0,25 g 4- Methoxyphenol in einen Glaskolben mit Gaseinleitungsrohr, Rührer und Rückfluss¬ kühler gefüllt. Anschließend wurde unter Durchleiten von Luft (3,5 kg/Stunde) auf 90 0C erhitzt und bei dieser Temperatur unter Rückfluß gehalten. Nun wurde innerhalb von 30 Minuten eine Mischung von 10,53 g Acrylsäure und 0,5 g Triphenylphosphin zugegeben, während die Mischung bei 90 0C gehalten wurde. Anschließend ließ man 16 Stunden nachreagieren. Während der gesamten Zeit wurde das Durchleiten von Luft (siehe oben) aufrechterhalten. Das erhaltene Produkt wurde anschließend auf 80 0C abgekühlt und dann unter kräftigem Rühren mit 30 g Wasser versetzt. Dabei sank die Viskosität der Mischung. Nun wurde auf 45 0C abgekühlt und 30 Minuten bei dieser Temperatur gehalten, wobei eine Emulsion entstand. Schließlich wurden weitere 70 g Wasser langsam zugegeben. Es wurde eine wässrige Epoxyacrylat-Dispersion erhalten.