Polymerblends aus Polyestern und hyperverzweigten Copolycarbonaten
Beschreibung
Die Erfindung betrifft einen Polymerblend, enthaltend die Komponenten A) bis C), de¬ ren Summe 100 Gew.-% ergibt,
A) 50 bis 99,99 Gew.-% mindestens eines Polyesters A),
B) 0,01 bis 70 Gew.-% mindestens eines hoch- oder hyperverzweigten Copolycar- bonats B),
C) 0 bis 80 Gew.-% weiterer Zusatzstoffe C).
Außerdem betrifft die Erfindung die Verwendung der Polymerblends zur Herstellung von Formkörpern, Folien, Fasern und Schäumen, sowie die aus dem Polymerblend erhältlichen Formkörper, Folien, Fasern und Schäume. Schließlich betrifft die Erfindung die Verwendung hoch- oder hyperverzweigten Copolycarbonaten wie definiert als Komponente B), zur Erhöhung der Fließfähigkeit von Polyestern.
Polyester wie Polybutylenterephthalat (PBT) oder Polyethylenterephthalat (PET) haben aufgrund ihrer ausgewogenen mechanischen Eigenschaften, hohen Chemikalienbe¬ ständigkeit, guten Wärmeformbeständigkeit und guten Dimensionsstabilität vielfältige Anwendungsgebiete, z.B. als technische Teile in Kraftfahrzeugen, elektrischen und elektronischen Geräten, in der Feinwerktechnik und im Maschinenbau. PET wird au¬ ßerdem auch für Flaschen, Schalen, Becher und andere Verpackungen verwendet. Derartige Formteile werden üblicherweise im Spritzgussverfahren und oftmals in gro¬ ßen Stückzahlen hergestellt. Um die Zykluszeit beim Spritzguss zu verkürzen, ist eine hohe Fließfähigkeit des Polymers erwünscht. Sie wird üblicherweise durch Zusatz von Schmiermitteln, Mineralölen (Weißöl) oder Polymeren mit niedrigem Molekulargewicht bzw. Oligomeren, erreicht. Allerdings verschlechtern sich durch diese Fließverbesserer die mechanischen Eigenschaften, die Wärmeformbeständigkeit (Vicat) und die Dimen¬ sionsstabilität deutlich.
Polymerblends aus Polyestern und üblichen Polycarbonaten sind bekannt, siehe z.B. EP-A 846 729, DE-A 3004942 und DE-A 2343609. Die in diesen Blends verwendeten Polycarbonate sind nicht hoch- oder hyperverzweigt. Sie werden beispielsweise aus Biphenylcarbonat und Bisphenol A oder anderen aromatischen Dihydroxyverbindungen hergestellt, und weisen in der Regel eine relative Viskosität ηxe\ von 1 ,1 bis 1 ,5, insbe- sondere 1 ,28 bis 1 ,4 (gemessen bei 250C in einer 0,5 gew.-%igen Lösung in Dichlor- methan) auf. Dies entspricht einem gewichtsmittleren Molekulargewicht des Polycar- bonats von 10.000 bis 200.000 g/mol, bzw. Viskositätszahlen VZ von 20 bis 100 ml/g,
gemessen nach DIN 53727 an der genannten Lösung bei 23°C. Diese Polycarbonate sind demnach hochmolekular.
Dendritische Polymere (Dendrimere) lassen sich ausgehend von einem zentralen Mo- lekül durch kontrollierte schrittweise Verknüpfung von jeweils zwei oder mehr di- oder mehrfunktionellen Monomeren mit jedem bereits gebundenen Monomer herstellen. Dabei wächst mit jedem Verknüpfungsschritt die Zahl der Monomerendgruppen (und damit der Verknüpfungen) exponentiell an, und man erhält Polymere mit kugelförmigen Baumstrukturen, deren Äste exakt dieselbe Anzahl Monomereinheiten enthalten. Auf- grund dieser „perfekten" Struktur sind die Polymereigenschaften vorteilhaft, beispiels¬ weise beobachtet man eine überraschend geringe Viskosität und eine hohe Reaktivität aufgrund der hohen Anzahl funktioneller Gruppen an der Kugeloberfläche. Allerdings wird die Herstellung dadurch verkompliziert, dass bei jedem Verknüpfungsschritt Schutzgruppen eingeführt und wieder entfernt werden müssen und Reinigungsoperati- önen erforderlich sind, weshalb man dendritische Polymere üblicherweise nur im La¬ bormaßstab herstellt.
Jedoch kann man mit großtechnischen Verfahren hochverzweigte bzw. hyperverzweig¬ te Polymere herstellen. Sie weisen neben perfekten dendritischen Strukturen auch Ii- neare Polymerketten und ungleiche Polymeräste auf, was jedoch die Polymereigen¬ schaften nicht wesentlich verschlechtert, verglichen mit den perfekten Dendrimeren. Hyperverzweigte Polymere lassen sich über zwei Synthesewege herstellen, die als AB2- und A2+B3-Strategie bekannt sind. Darin stehen A und B für funktionelle Gruppen in einem Molekül. Beim AB2-Weg wird ein trifunktionelles Monomer, das eine funktio- nelle Gruppe A und zwei funktionelle Gruppen B aufweist, zu einem hyperverzweigten Polymer umgesetzt. Bei der A2+B3-Synthese setzt man zunächst ein Monomer mit zwei funktionellen Gruppen A mit einem Monomer mit drei funktionellen Gruppen B um. Es entsteht im Idealfall ein 1 :1-Addukt mit nur noch einer funktionellen Gruppe A und zwei funktionellen Gruppen B, das auch als pseudo-AB2-Molekül bezeichnet wird. Dieses reagiert dann weiter zu einem hyperverzeigten Polymer.
Die WO 97/45474 beschreibt Polymermischungen aus hyperverzweigten dendritischen Polyestem und anderen Thermoplasten wie Polyalkylenterephthalaten, wobei beide Komponenten bestimmte, zu Pfropfreaktionen befähigte funktionelle Gruppen tragen. Diese Funktionalisierung des Thermoplasten erfolgt in einem separaten Schritt durch Pfropfung eines ungesättigten Monomers auf den Thermoplasten. (Die Schrift erläutert auf Seite 7-8 und insbesondere in den Formeln (III) bis (VI) den Unterschied von dendritischen zu sternförmigen Polymeren.)
In den nicht vorveröffentlichten Patentanmeldungen DE 102004 005652.8 und DE 102004 005657.9, beide vom 04.02.04, sowie DE 102004 038976.4 vom 10.08.04, werden neue Fließverbesser für Polyester vorgeschlagen.
Es bestand die Aufgabe, den geschilderten Nachteilen abzuhelfen. Insbesondere soll¬ ten alternative Polymermischungen (Blends) auf Basis von Polyestern wie beispiels¬ weise PBT oder PET bereitzustellen, die sich durch eine gute Fließfähigkeit auszeich- nen. Der Fließverbesserer sollte sich in einfacher Weise herstellen lassen.
Die gute Fließfähigkeit sollte unter Erhalt der guten mechanischen und thermischen Eigenschaften der Polyester erzielt werden. Insbesondere sollte die Mechanik (bei¬ spielsweise Elastizitätsmodul, Bruch- und Streckdehnung, Bruchspannung und die Schlagzähigkeit) sowie die Dimensionsstabilität auf ähnlichem Niveau liegen wie bei Polyestern ohne Fließverbesserer.
Demgemäß wurden die eingangs definierten Poiymerblends, deren genannte Verwen¬ dung, und die Formkörper, Folien, Fasern und Schäume aus den Poiymerblends, ge- funden. Außerdem wurde die Verwendung der hoch- und hyperverzweigten Copoly- carbonate B) zur Erhöhung der Fließfähigkeit von Polyestern gefunden. Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
Der Polymerblend enthält
A) 30 bis 99,99, bevorzugt 50 bis 99,9, insbesondere 70 bis 99,7 und besonders bevorzugt 90 bis 99,5 Gew.-% des Polyesters A),
B) 0,01 bis 70, bevorzugt 0,1 bis 50, insbesondere 0,3 bis 30 und besonders bevor- zugt 0,5 bis 10 Gew.-% des Copolycarbonats B), und
C) 0 bis 80, bevorzugt 0 bis 50 und besonders bevorzugt 0 bis 40 Gew.-% Zusatz¬ stoffe C),
wobei die Mengen innerhalb der vorstehenden Bereiche derart gewählt sind, dass sich die Summe der Bestandteile A) bis C) zu 100 Gew.-% ergänzt. Die Komponente C) ist fakultativ.
Polyester A)
Als Komponente A) sind alle dem Fachmann bekannten Polyester geeignet. Bevorzugt sind aromatische (teil- und vollaromatische) Polyester. Allgemein werden Polyester A) auf Basis von aromatischen Dicarbonsäuren und einer aliphatischen oder aromati¬ schen Dihydroxyverbindung verwendet.
Eine erste Gruppe bevorzugter Polyester sind Polyalkylenterephthalate, insbesondere solche mit 2 bis 10 C-Atomen im Alkoholteil. Derartige Polyalkylenterephthalate sind an
sich bekannt und in der Literatur beschrieben. Sie enthalten einen aromatischen Ring in der Hauptkette, der von der aromatischen Dicarbonsäure stammt. Der aromatische Ring kann auch substituiert sein, z.B. durch Halogen wie Chlor und Brom oder durch CrC4-Alkylgruppen wie Methyl-, Ethyl-, i- bzw. n-Propyl- und n-, i- bzw. t-Butyl- gruppen.
Diese Polyalkylenterephthalate können durch Umsetzung von aromatischen Dicarbon- säuren, deren Estern oder anderen esterbildenden Derivaten mit aliphatischen Di- hydroxyverbindungen in an sich bekannter Weise hergestellt werden.
Als bevorzugte Dicarbonsäuren sind 2,6-Naphthalindicarbonsäure, Terephthalsäure und Isophthalsäure oder deren Mischungen zu nennen. Bis zu 30 mol-%, vorzugsweise nicht mehr als 10 mol-% der aromatischen Dicarbonsäuren können durch aliphatische oder cycloaliphatische Dicarbonsäuren wie Adipinsäure, Azelainsäure, Sebacinsäure, Dodecandisäuren und Cyclohexandicarbonsäuren ersetzt werden.
Von den aliphatischen Dihydroxyverbindungen werden Diole mit 2 bis 6 Kohlenstoff¬ atomen, insbesondere 1 ,2-Ethandiol, 1 ,3-Propandiol, 1 ,4-Butandiol, 1 ,6-Hexandiol, 1 ,4- Hexandiol, 1 ,4-Cyclohexandiol, 1 ,4-Cyclohexandimethanol und Neopentylglykol oder deren Mischungen bevorzugt.
Als besonders bevorzugte Polyester A) sind Polyalkylenterephthalate, die sich von Al- kandiolen mit 2 bis 6 C-Atomen ableiten, zu nennen. Von diesen werden insbesondere Polyethylenterephthalat (PET), Polypropylenterephthalat und Polybutylenterephthalat (PBT) oder deren Mischungen bevorzugt. Besonders bevorzugt sind PET und PBT.
Weiterhin bevorzugt sind PET und/oder PBT, welche bis zu 1 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 0,75 Gew.-% 1 ,6-Hexandiol und/oder 2-Methyl-1,5-Pentandiol als weitere Mo¬ nomereinheiten enthalten.
Die Viskositätszahl der Polyester A) liegt im allgemeinen im Bereich von 50 bis 220, vorzugsweise von 80 bis 160, gemessen in einer 0,5 gew.-%igen Lösung in einem Phenol/o-Dichlorbenzolgemisch (Gew.-Verh. 1 :1) bei 250C gemäß ISO 1628.
Insbesondere bevorzugt sind Polyester, deren Carboxylendgruppengehalt bis zu 100 mval/kg, bevorzugt bis zu 50 mval/kg und insbesondere bis zu 40 mval/kg Poly¬ ester beträgt. Derartige Polyester können beispielsweise nach dem Verfahren der DE-A 44 01 055 hergestellt werden. Der Carboxylendgruppengehalt wird üblicherweise durch Titrationsverfahren (z.B. Potentiometrie) bestimmt.
Insbesondere bevorzugte Formmassen enthalten als Komponente A) eine Mischung aus Polyestern, welche verschieden von PBT sind, wie beispielsweise Polyethylen-
terephthalat (PET). Der Anteil z.B. des Polyethylenterephthalates beträgt vorzugsweise in der Mischung bis zu 50, insbesondere 10 bis 35 Gew.-%, bezogen auf 100 Gew.-% A).
Weiterhin ist es vorteilhaft PET Rezyklate (auch scrap-PET genannt) gegebenenfalls in Mischung mit Polyalkylenterephthalaten wie PBT einzusetzen.
Unter Rezyklaten versteht man im allgemeinen:
1) sog. Post Industrial Rezyklat: hierbei handelt es sich um Produktionsabfälle bei der Polykondensation oder bei der Verarbeitung z.B. Angüsse bei der Spritz¬ gussverarbeitung, Anfahrware bei der Spritzgussverarbeitung oder Extrusion o- der Randabschnitte von extrudierten Platten oder Folien,
2) Post Consumer Rezyklat: hierbei handelt es sich um Kunststoffartikel, die nach der Nutzung durch den Endverbraucher gesammelt und aufbereitet werden. Der mengenmäßig bei weitem dominierende Artikel sind blasgeformte PET Flaschen für Mineralwasser, Softdrinks und Säfte.
Beide Arten von Rezyklat können entweder als Mahlgut oder in Form von Granulat vorliegen. Im letzteren Fall werden die Rohrezyklate nach der Auftrennung und Reini¬ gung in einem Extruder aufgeschmolzen und granuliert. Hierdurch wird meist das Handling, die Rieselfähigkeit und die Dosierbarkeit für weitere Verarbeitungsschritte erleichtert.
Sowohl granulierte als auch als Mahlgut vorliegende Rezyklate können zum Einsatz kommen, wobei die maximale Kantenlänge 10 mm, vorzugsweise kleiner 8 mm betra¬ gen sollte. Aufgrund der hydrolytischen Spaltung von Polyestern bei der Verarbeitung (durch Feuchtigkeitsspuren) empfiehlt es sich, das Rezyklat vorzutrocknen. Der Restfeuchtegehalt nach der Trocknung beträgt vorzugsweise <0,2 %, insbesondere <0,05 %.
Als weitere Gruppe sind voll aromatische Polyester zu nennen, die sich von aromati¬ schen Dicarbonsäuren und aromatischen Dihydroxyverbindungen ableiten. Als aroma- tische Dicarbonsäuren eignen sich die bereits bei den Polyalkylenterephthalaten be¬ schriebenen Verbindungen. Bevorzugt werden Mischungen aus 5 bis 100 mol-% I- sophthalsäure und 0 bis 95 mol-% Terephthalsäure, insbesondere Mischungen von etwa 80 % Terephthalsäure mit 20 % Isophthalsäure bis etwa äquivalente Mischungen dieser beiden Säuren verwendet.
Die aromatischen Dihydroxyverbindungen haben vorzugsweise die allgemeine Formel
in der Z eine Alkylen- oder Cycloalkylengruppe mit bis zu 8 C-Atomen, eine Ary- lengruppe mit bis zu 12 C-Atomen, eine Carbonylgruppe, eine Sulfonylgruppe, ein Sauerstoff- oder Schwefelatom oder eine chemische Bindung darstellt und in der m den Wert 0 bis 2 hat. Die Verbindungen können an den Phenylengruppen auch C1-C6- Alkyl- oder Alkoxygruppen und Fluor, Chlor oder Brom als Substituenten tragen.
Als Stammkörper dieser Verbindungen seinen beispielsweise
Dihydroxydiphenyl,
Di-(hydroxyphenyl)alkan,
Di-(hydroxyphenyl)cycloalkan,
Di-(hydroxyphenyl)sulfid, Di-(hydroxyphenyl)ether,
Di-(hydroxyphenyl)keton, di-(hydroxyphenyl)sulfoxid, σ,σ'-Di-(hydroxyphenyl)-dia!kylbenzol,
Di-(hydroxyphenyl)sulfon, Di-(hydroxybenzoyl)benzol Resorcin und
Hydrochinon sowie deren kernalkylierte oder kernhalogenierte Derivate genannt.
Von diesen werden
4,4'-Dihydroxydiphenyl,
2,4-Di-(4'-hydroxyphenyl)-2-methylbutan σ,σ>-Di-(4-hydroxyphenyl)-p-diisopropylbenzol,
2,2-Di-(3'-methyl-4'-hydroxyphenyl)propan und
2,2-Di-(3'-chlor-4'-hydroxyphenyl)propan,
sowie insbesondere
2,2-Di-(4'-hydroxyphenyl)propan 2,2-Di-(3',5-dichlordihydroxyphenyl)propan, 1 ,1-Di-(4'-hydroxyphenyl)cyclohexan, 3,4'-Dihydroxybenzophenon, 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon und 2,2-Di(3',5'-dimethyl-4'-hydroxyphenyl)propan
oder deren Mischungen bevorzugt.
Selbstverständlich kann man auch Mischungen von Polyalkylenterephthalaten und vollaromatischen Polyestern einsetzen. Diese enthalten im allgemeinen 20 bis 98 Gew.-% des Polyalkylenterephthalates und 2 bis 80 Gew.-% des vollaromatischen Polyesters.
Selbstverständlich können auch Polyesterblockcopolymere wie Copolyetherester ver¬ wendet werden. Derartige Produkte sind an sich bekannt und in der Literatur, z.B. in der US-A 3 651 014, beschrieben. Auch im Handel sind entsprechende Produkte er¬ hältlich, z.B. Hytrel® (DuPont).
Der Polyester A) kann auch als Präpolymer A1) eingesetzt werden, das nach Vermi¬ schung mit den Komponenten B) und ggf. C) nachkondensiert wird, siehe weiter unten.
Unter Polyestern A) sollen erfindungsgemäß auch halogenfreie Pölycarbonate ver¬ standen werden. Geeignete halogenfreie Pölycarbonate sind beispielsweise solche auf Basis von Diphenolen der allgemeinen Formel
worin Q eine Einfachbindung, eine CV bis C8-Alkylen-, eine C2- bis C3-Alkyliden-, eine C3- bis Ce-Cycloalkylidengruppe, eine C6- bis C12-Arylengruppe sowie -0-, -S- oder -SO2- bedeutet und m eine ganze Zahl von 0 bis 2 ist.
Halogenfreie Pölycarbonate im Sinne der vorliegenden Erfindung bedeutet, dass die Pölycarbonate aus halogenfreien Diphenolen, halogenfreien Kettenabbrechern und gegebenenfalls halogenfreien Verzweigern aufgebaut sind, wobei der Gehalt an unter¬ geordneten ppm-Mengen an verseifbarem Chlor, resultierend beispielsweise aus der Herstellung der Pölycarbonate mit Phosgen nach dem Phasengrenzflächenverfahren, nicht als halogenhaltig im Sinne der Erfindung anzusehen ist. Derartige Pölycarbonate mit ppm-Gehalten an verseifbarem Chlor sind halogenfreie Pölycarbonate im Sinne vorliegender Erfindung.
Die Diphenole können an den Phenylenresten auch Substituenten haben wie C1- bis C6-A!kyl oder C1- bis C6-Alkoxy. Bevorzugte Diphenole der obigen Formel sind bei- spielsweise Hydrochinon, Resorcin, 4,4'-Dihydroxydiphenyl, 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)- propan, 2,4-Bis-(4-hydroxyphenyl)-2-methylbutan, 1 ,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclo- hexan. Besonders bevorzugt sind 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan und 1,1-Bis-(4-
hydroxyphenyl)-cyclohexan, sowie 1 ,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-3)3,5-trimethylcyclo- hexan.
Sowohl Homopolycarbonate als auch Copolycarbonate sind als Polyester A) geeignet, bevorzugt sind neben dem Bisphenol A-Homopolymerisat die Copolycarbonate von Bisphenol A.
Die als Komponente A) geeigneten Polycarbonate können in bekannter Weise ver¬ zweigt sein, und zwar vorzugsweise durch den Einbau von 0,05 bis 2,0 mol-%, bezo- gen auf die Summe der eingesetzten Diphenole, an mindestens trifunktionellen Verbin¬ dungen, beispielsweise solchen mit drei oder mehr als drei phenolischen OH-Gruppen.
Als besonders geeignet haben sich Polycarbonate erwiesen, die relative Viskositäten /7rei von 1,10 bis 1,50, insbesondere von 1,25 bis 1,40 aufweisen. Dies entspricht mittle- ren Molekulargewichten Mw (Gewichtsmittelwert) von 10.000 bis 200.000, vorzugswei¬ se von 20.000 bis 80.000 g/mol.
Die Diphenole der obigen allgemeinen Formel sind an sich bekannt oder nach bekann¬ ten Verfahren herstellbar. Die Herstellung der Polycarbonate kann beispielsweise durch Umsetzung der Diphenole mit Phosgen nach dem Phasengrenzflächenverfahren oder mit Phosgen nach dem Verfahren in homogener Phase (dem sogenannten Pyri- dinverfahren) erfolgen, wobei das jeweils einzustellende Molekulargewicht in bekannter Weise durch eine entsprechende Menge an bekannten Kettenabbrechern erzielt wird. (Bezüglich polydiorganosiloxanhaltigen Polycarbonaten siehe beispielsweise DE- OS 33 34 782).
Geeignete Kettenabbrecher sind beispielsweise Phenol, p-t-Butylphenol aber auch langkettige Alkylphenole wie 4-(1 ,3-Tetramethyl-butyl)-phenol, gemäß DE- OS 28 42 005 oder Monoalkylphenole oder Dialkylphenole mit insgesamt 8 bis 20 C- Atomen in den Alkylsubstituenten gemäß DE-A 35 06 472, wie p-Nonylphenyl, 3,5-di-t- Butylphenol, p-t-Octylphenol, p-Dodecylphenol, 2-(3,5-dimethyl-heptyl)-phenol und 4- (3,5-Dimethylheptyl)-phenoI.
Als weitere geeignete Komponenten A) seien amorphe Polyestercarbonate genannt, wobei Phosgen gegen aromatische Dicarbonsäureeinheiten wie Isophthalsäure und/oder Terephthalsäureeinheiten, bei der Herstellung ersetzt wurde. Für nähere Ein¬ zelheiten sei auf die EP-A 711 810 verwiesen.
Weitere geeignete Copolycarbonate mit Cycloalkylresten als Monomereinheiten sind in der EP-A 365 916 beschrieben. Weiterhin kann Bisphenol A durch Bisphenol TMC er¬ setzt werden. Derartige Polycarbonate sind unter dem Warenzeichen APEC HT® der Firma Bayer erhältlich.
Copolycarbonate B)
Die Copolycarbonate B) sind erfindungsgemäß hoch- oder hyperverzweigt aufgebaut. Dies unterscheidet sie von den linearen Polycarbonaten.
Unter hyperverzweigten Copolycarbonaten werden im Rahmen dieser Erfindung un- vernetzte Makromoleküle mit Hydroxyl- und Carbonat- oder Carbamoylchloridgruppen sowie Carboxylgruppen verstanden, die sowohl strukturell als auch molekular unein- heitlich sind. Sie können auf der einen Seite ausgehend von einem Zentralmolekül analog zu Dendrimeren, jedoch mit uneinheitlicher Kettenlänge der Äste aufgebaut sein. Sie können auf der anderen Seite auch linear, mit funktionellen Seitengruppen, aufgebaut sein oder aber, als Kombination der beiden Extreme, lineare und verzweigte Molekülteile aufweisen. Zur Definition von dendrimeren und hyperverzweigten Polyme- ren siehe auch PJ. Flory, J. Am. Chem. Soc. 1952, 74, 2718 und H. Frey et al., Chem. Eur. J. 2000, 6, No. 14, 2499.
Der Verzweigungsgrad (degree of branching, DB) ist definiert als
T + Z
T + Z + L
wobei T die Anzahl der terminalen Monomereinheiten, Z die Anzahl der verzweigten Monomereinheiten, und L die Anzahl der linearen Monomereinheiten, bedeutet. Unter „dendrimer" wird im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung verstanden, dass der Verzweigungsgrad 99,9 bis 100 % beträgt. Zur Definition des Degree of Branching siehe auch H. Frey et al., Acta Polym. 1997, 48, 30.
Der Verzweigungsgrad der erfindungsgemäßen hoch- oder hyperverzweigten Copoly¬ carbonate B) beträgt in der Regel 10 bis 99,8, bevorzugt 15 bis 95 und insbesondere 20 bis 90 %.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das hyperverzweigte Copolycarbonat B) er- hältlich, indem man
a) eine Dicarbonsäure oder deren Derivate, mit einem Alkohol mit mindestens 3 Hydroxylgruppen und einem organischen Carbonat umsetzt (Variante a), oder
b) eine Tri- oder Polycarbonsäure oder deren Derivate mit einem Diol und einem organischen Carbonat umsetzt (Variante b).
Als Dicarbonsäuren für Variante a) kommen z.B. in Betracht: Oxalsäure, Malonsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adipinsäure, Pimelinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Se- bacinsäure, Undecan-α,ω-dicarbonsäure, Dodecan-σ,ω-dicarbonsäure, eis- und trans- Cyclohexan-1 ,2-dicarbonsäure, eis- und trans-Cyclohexan-1 ,3-dicarbonsäure, eis- und trans-Cyclohexan-1 ,4-dicarbonsäure, eis- und trans-Cyclopentan-1 ,2-dicarbonsäure sowie eis- und trans-Cyclopentan-1,3-dicarbonsäure, wobei die Dicarbonsäuren substi¬ tuiert sein können mit einem oder mehreren Resten, ausgewählt aus:
Ci-CiO-Alkylgruppen, beispielsweise Methyl, Ethyl, n-Propyl, iso-Propyl, n-Butyl, iso- Butyl, sec.-Butyl, tert.-Butyl, n-Pentyl, iso-Pentyl, sec.-Pentyl, neo-Pentyl, 1 ,2-Dimethyl- propyl, iso-Amyl, n-Hexyl, iso-Hexyl, sec.-Hexyl, n-Heptyl, iso-Heptyl, n-Octyl, 2-Ethyl- hexyl, n-Nonyl oder n-Decyl,
C3-C12-Cycloalkylgruppen, beispielsweise Cyclopropyl, Cyclobutyl, Cyclopentyl, Cyclo- hexyl, Cycloheptyl, Cyclooctyl, Cyclononyl, Cyclodecyl, Cycloundecyl und Cyclodode- cyl; bevorzugt sind Cyclopentyl, Cyclohexyl und Cycloheptyl,
Alkylengruppen wie Methylen oder Ethyliden, oder
C6-Ci4-Arylgruppen wie beispielsweise Phenyl, 1-Naphthyl, 2-Naphthyl, 1-Anthryl, 2- Anthryl, 9-Anthryl, 1-Phenanthryl, 2-Phenanthryl, 3-Phenanthryl, 4-Phenanthryl und 9- Phenanthryl, bevorzugt Phenyl, 1-Naphthyl und 2-Naphthyl, besonders bevorzugt Phe¬ nyl.
Als Beispiele für substituierte Dicarbonsäuren seien genannt: 2-Methylmalonsäure, 2- Ethylmalonsäure, 2-Phenylmalonsäure, 2-Methylbernsteinsäure, 2-Ethylbemstein- säure, 2-Phenylbernsteinsäure, Itaconsäure und 3,3-Dimethylglutarsäure.
Ebenso sind ethylenisch ungesättigte Dicarbonsäuren wie beispielsweise Maleinsäure und Fumarsäure sowie aromatische Dicarbonsäuren wie beispielsweise Phthalsäure, Isophthalsäure oder Terephthalsäure, geeignet.
Als Tricarbonsäuren bzw. Polycarbonsäuren für Variante b) eignen sich z.B. Trimesin- säure, Trimellitsäure, Pyromellitsäure, Butantricarbonsäure, Naphthalentricarbonsäure und Cyclohexan-1 ,3,5-tricarbonsäure.
Weiterhin lassen sich Gemische von zwei oder mehreren der vorgenannten Carbon¬ säuren einsetzen. Die Carbonsäuren können entweder als solche oder in Form von Derivaten verwendet werden. Solche Derivate sind insbesondere
- die Anhydride der genannten Carbonsäuren, und zwar in monomerer oder auch polymerer Form;
die Ester der genannten Carbonsäuren, z.B.
• Mono- oder Dialkylester, bevorzugt Mono- oder Dimethylester oder die ent¬ sprechenden Mono- oder Diethylester, aber auch die von höheren Alkoho¬ len wie beispielsweise n-Propanol, iso-Propanol, n-Butanol, Isobutanol, tert.-Butanol, n-Pentanol, n-Hexanol abgeleiteten Mono- und Dialkylester,
• Mono- und Divinylester sowie
• gemischte Ester, bevorzugt Methylethylester.
Man kann auch ein Gemisch aus einer Carbonsäure und einem oder mehreren ihrer Derivate, oder ein Gemisch mehrerer verschiedener Derivate von einer oder mehreren Dicarbonsäuren, einsetzen.
Besonders bevorzugt setzt man als Dicarbonsäure Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adi- pinsäure, Phthalsäure, Isophthalsäure, Terephthalsäure oder deren Mono- oder Dial- kylester ein. Ganz besonders bevorzugt sind Adipinsäure, Terephthalsäure, deren Mi¬ schungen und deren Derivate. Als Derivate eignen sich insbesondere die Dialkylester, z.B. die Dimethylester wie Terephthalsäuredimethylester.
Bei Variante b) kann man anstelle der Tri- oder Polycarbonsäure auch Mischungen aus Dicarbonsäuren und Tri- oder Polycarbonsäuren verwenden, wobei die mittlere COOH- Funktionalität der Mischung (mittlere Anzahl Carboxylgruppen pro Carbonsäuremole¬ kül) mindestens 2,1 beträgt. Beispielsweise hat eine Mischung aus 50 mol-% Dicarbon¬ säure und 50 mol-% Tricarbonsäure eine mittlere COOH-Funktionalität von 2,5.
Als Alkohol mit mindestens 3 Hydroxylgruppen (nachfolgend zusammenfassend als Triol bezeichnet) für Variante a) kommen z.B. in Betracht: Glycerin, Trimethylolmethan, Trimethylolethan, Trimethylolpropan, Trimethylolbutan, 1 ,2,4-Butantriol, n-Pentan- 1 ,2,5-triol, n-Pentan-1,3,5-triol, n-Hexan-1,2,6-triol, n-Hexan-1 ,2,5-triol, n-Hexan-1,3,6- triol, Tris(hydroxy-methyl)amin, Tris(hydroxyethyl)amin, Tris(hydroxypropyl)amin, Pen- taerythrit, Dipentaerythrit, Diglycerin, Triglycerin, Polyglycerine, Bis(tri-methylolpropan), Tris(hydroxymethyl)isocyanurat, Tris(hydroxyethyl)isocyanurat, Phloroglucinol, Tri- hydroxytoluol, Trihydroxydimethylbenzol, Phloroglucide, Hexahydroxybenzol, 1 ,3,5- Benzoltrimethanol, 1 ,1 ,1-Tris(4'-hydroxyphenyl)methan, 1 ,1 ,1-Tris(4'-hydroxy- phenyl)ethan, Zucker, wie zum Beispiel Glucose, Zuckerderivate, Zuckeralkohole wie beispielsweise Mesoerythrit, Threitol, Sorbit, Mannit, tri- oder höherfunktionelle PoIy- etherole auf Basis tri- oder höherfunktioneller Alkohole und Ethylenoxid, Propylenoxid oder Butylenoxid oder deren Gemischen, oder Polyesterole.
Dabei sind Glycerin, Trimethylolethan, Trimethylolpropan, 1 ,2,4-Butantriol, Penta- erythrit, sowie deren Polyetherole auf Basis von Ethylenoxid oder Propylenoxid bevor¬ zugt. Ganz besonders bevorzugt sind Glycerin, Trimethylolpropan und deren Mischun¬ gen.
Außerdem sind als Triole auch Polyole auch geeignet, beispielsweise Oligoglycerole mit einem Polymerisationsgrad von z.B. 2 bis 50, bevorzugt 2 bis 7; ethoxylierte Glyce- role mit Molekulargewichten von 100 bis 1000 g/mol (z.B. Lupranol® von BASF); etho- xyliertes Trimethylolpropan mit 0,1 bis 10 und bevorzugt 2,5 bis 4,6 Ethylenoxideinhei- ten pro Hydroxylgruppe; ethoxyliertes Pentaerythritol mit 0,1 bis 10 und bevorzugt 0,75 bis 3,75 Ethylenoxideinheiten pro Hydroxylgruppe; oder sternförmig aufgebaute, be¬ vorzugt wasserlösliche Polyole mit mindestens drei Polymerästen aus Polypropyleno- xid-Polyethylenoxid-BlockcopoIymeren (PPO-block-PEO).
Die nach Variante a) des Verfahrens umgesetzten mindestens trifunktionellen Alkohole können Hydroxylgruppen jeweils gleicher Reaktivität aufweisen. Bevorzugt sind hier auch mindestens trifunktionelle Alkohole, deren OH-Gruppen zunächst gleich reaktiv sind, bei denen sich jedoch durch Reaktion mit mindestens einer Säuregruppe ein Re- aktivitätsabfall, bedingt durch sterische oder elektronische Einflüsse, bei den restlichen OH-Gruppen induzieren lässt. Dies ist beispielsweise bei der Verwendung von Tri¬ methylolpropan oder Pentaerythrit der Fall.
Die nach Variante a) umgesetzten mindestens trifunktionellen Alkohole können aber auch Hydroxylgruppen mit mindestens zwei chemisch unterschiedlichen Reaktivitäten aufweisen. Die unterschiedliche Reaktivität der funktionellen Gruppen kann dabei ent¬ weder auf chemischen (z.B. primäre/sekundäre/tertiäre OH Gruppe) oder auf steri- schen Ursachen beruhen. Beispielsweise kann das Triol primäre und sekundäre Hydroxylgruppen aufweisen; ein bevorzugtes Beispiel ist Glycerin.
Als Diole (Alkohole mit 2 Hydroxylgruppen) für Variante b) eigen sich z.B. Ethylengly- kol, Propan-1 ,2-diol, Propan-1 ,3-diol, Butan-1 ,2-diol, Butan-1 ,3-diol, Butan-1 ,4-dioI, Butan-2,3-diol, Pentan-1 ,2-diol, Pentan-1 ,3-diol, Pentan-1 ,4-diol, Pentan-1 ,5-diol, Pen- tan-2,3-diol, Pentan-2,4-diol, Hexan-1 ,2-diol, Hexan-1 ,3-diol, Hexan-1 ,4-diol, Hexan- 1 ,5-diol, Hexan-1 ,6-diol, Hexan-2,5-diol, Heptän-1 ,2-diol 1 ,7-Heptandiol, 1 ,8-Octandiol, 1,2-Octandiol, 1,9-Nonandiol, 1 ,10-Decandiol, 1 ,2-Decandiol, 1,12-Dodecandiol, 1 ,2- Dodecandiol, 1 ,5-Hexadien-3,4-diol, die Cyclopentandiole, die Cyclohexandiole, Cyclo- hexandimethanol, Inositol und Derivate, 2,2-Diethyl-1,3-propandiol, (2)-Methyl-2,4- pentandiol, 2,4-Dimethyl-2,4-pentandiol, 2-Ethyl-1 ,3-hexandiol, 2,5-Dimethyl-2,5- hexandiol, 2,2,4-Trimethyl-1,3-pentandiol, Pinacol, Diethylenglykol, Triethylenglykol, Dipropylenglykol, Tripropylenglykol, Neopentylglykol, Bis(4-Hydroxycyclohexyl)methan, Bis(4-Hydroxycyclohexyl)ethan, 2,2- Bis(4-Hydroxycyclohexyl)propan, 1 ,1 '-Bis(4- Hydroxyphenyl)-3,3-5-trimethylcyclohexan, Resorcin, Hydrochinon, 4,4'-Dihydroxy- diphenyl, Bis-(4-Hydroxyphenyl)sulfid, Bis(4-Hydroxyphenyl)sulfon, Bis(hydroxy- methyl)benzol, Bis(Hydroxymethyl)toluol, Bis(p-hydroxyphenyl)methan, Bis(p- hydroxyphenyl)ethan, 2,2-Bis(p-hydroxyphenyl)propan, 1 ,1-Bis(p-hydroxyphenyl)- cyclohexan und Dihydroxybenzophenon.
Als Diole gleichfalls geeignet sind Polyethylenglykole HO(CH2CH2O)n-H oder Polypro- pylenglykole HO(CH[CH3]CH2O)n-H oder Gemische von zwei oder mehr Vertretern der vorstehenden Verbindungen, wobei n eine ganze Zahl ist und n >4, außerdem difunk- tionelle Polyetherpolyole auf Basis Ethylenoxid, Propylenoxid, Butylenoxid oder deren Gemische, Polytetrahydrofuran, Polycaprolacton oder Polyesterole auf Basis von Dio- len und Dicarbonsäuren.
In den vorstehend genannten Diolen kann eine oder auch beide Hydroxylgruppen auch durch SH-Gruppen substituiert sein. Bevorzugte Diole sind Ethylenglykol, Propan-1 ,2- diol sowie Diethylenglykol, Triethylenglykol, Dipropylenglykol und Tripropylenglykol.
Bei Variante a) kann man anstelle des Alkohols mit mindestens 3 Hydroxylgruppen auch Mischungen aus Diolen und Tri- oder Polyolen verwenden, wobei die mittlere OH- Funktionalität der Mischung (mittlere Anzahl Hydroxylgruppen pro Alkoholmolekül) mindestens 2,1 beträgt. Beispielsweise hat eine Mischung aus 50 mol-% Diol und 50 mol-% Triol eine mittlere OH-Funktionalität von 2,5.
Selbstverständlich kann man als Triol auch Mischungen der vorgenannten Triole, bzw. als Diol auch Mischungen der vorgenannten Diole, verwenden.
Bei den Resten R der als Ausgangsmaterial eingesetzten organischen Carbonate i) der allgemeinen Formel RO[(CO)O]nR handelt es sich jeweils unabhängig voneinander um einen geradkettigen oder verzweigten aliphatischen, aromatisch/aliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 20 C-Atomen handelt. Die beiden Reste R können auch unter Bildung eines Ringes miteinander verbunden sein. Bevorzugt handelt es sich um einen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest und besonders bevor¬ zugt um einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 5 C-Atomen, oder um einen substituierten oder unsubstituierten Phenylrest.
Bei den Carbonaten i) kann es sich bevorzugt um einfache Carbonate der allgemeinen Formel RO(CO)OR handeln, d.h. in diesem Falle steht n für 1. Generell handelt es sich bei n um eine ganze Zahl zwischen 1 und 5, bevorzugt zwischen 1 und 3.
Dialkyl- oder Diarylcarbonate können zum Beispiel hergestellt werden aus der Reaktion von aliphatischen, araliphatischen oder aromatischen Alkoholen, vorzugsweise Mono- alkoholen mit Phosgen. Weiterhin können sie auch über oxidative Carbonylierung der Alkohole oder Phenole mittels CO in Gegenwart von Edelmetallen, Sauerstoff oder NOx hergestellt werden. Zu Herstellmethoden von Diaryl- oder Dialkylcarbonaten siehe auch „Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry", 6th Edition, 2000 Electronic Release, Verlag Wiley-VCH.
Beispiele geeigneter Carbonate i) umfassen aliphatische, aromatisch/aliphatische oder aromatische Carbonate wie Ethylencarbonat, 1 ,2- oder 1 ,3-Propylencarbonat, Diphe- nylcarbonat, Ditolylcarbonat, Dixylylcarbonat, Dinaphthylcarbonat, Ethylphenylcarbo- nat, Dibenzylcarbonat, Dimethylcarbonat, Diethylcarbonat, Dipropylcarbonat, Dibutyl- carbonat, Diisobutylcarbonat, Dipentylcarbonat, Dihexylcarbonat, Dicyclohexylcarbo- nat, Diheptylcarbonat, Dioctylcarbonat, Didecylacarbonat oder Didodecylcarbonat.
Beispiele für Carbonate i), bei denen n größer als 1 ist, umfassen Dialkyldicarbonate, wie Di(tert.butyl)dicarbonat oder Dialkyltricarbonate wie Di(tert.-butyl)tricarbonat.
Bevorzugt werden aliphatische Carbonate eingesetzt, insbesondere solche, bei denen die Reste 1 bis 5 C-Atome umfassen, wie zum Beispiel Dimethylcarbonat, Diethylcar¬ bonat, Dipropylcarbonat, Dibutylcarbonat oder Diisobutylcarbonat oder Diphenylcarbo- nat als aromatisches Carbonat. Dimethylcarbonat, Diethylcarbonat und deren Mi- schungen sind besonders bevorzugt.
In einer alternativen Variante c) zur Herstellung der hyperverzweigten Copolycarbonate B) kann man statt dem Carbonat auch Phosgen verwenden. Bei Variante c) werden demnach Carbonsäure oder Carbonsäurederivat, Alkohol und Phosgen umgesetzt, wobei z.B. Wasser, Monoalkohol und Chlorwasserstoff eliminiert wird. Anstelle von Phosgen kann auch Diphosgen oder Triphosgen eingesetzt werden. Jedoch sind die Varianten a) und b), worin Carbonate eingesetzt werden, bevorzugt.
Die Mengenverhältnisse der Komponenten betragen üblicherweise bei Variante a):
a1) 1 bis 75, bevorzugt 1 bis 50 und insbesondere 1 bis 30 mol-% der Dicarbonsäure bzw. ihres Derivates, a2) 25 bis 75, bevorzugt 33 bis 67 und insbesondere 40 bis 67 mol-% des Alkohols mit mindestens 3 Hydroxylgruppen, und a3) 1 bis 75, bevorzugt 1 bis 60 und insbesondere 1 bis 50 mol-% des organischen Carbonats;
und bei Variante b):
b1) 1 bis 75, bevorzugt 1 bis 50 und insbesondere 1 bis 30 mol-% der Tri- oder PoIy- carbonsäure bzw. ihres Derivates, b2) 25 bis 75, bevorzugt 33 bis 67 und insbesondere 40 bis 67 mol-% des Diols, und b3) 1 bis 75, bevorzugt 1 bis 60 und insbesondere 1 bis 50 mol-% des organischen
Carbonats;
wobei die Mengen innerhalb der vorstehenden Bereiche derart gewählt sind, dass sich für jede der Varianten die Summe der Bestandteile a1) bis a3) bzw. b1) bis b3) jeweils zu 100 moI-% ergänzt.
Bevorzugt werden die Mengenverhältnisse der OH-Gruppen zu den Carbonaten und Carbonsäuren im Reaktionsgemisch derart gewählt, dass die erhaltenen Kondensati¬ onsprodukte im Mittel entweder eine Carbonat- oder Carboxylgruppe und mehr als eine OH-Gruppe aufweisen, oder eine OH-Gruppe und mehr als eine Carbonat- oder Car¬ boxylgruppe aufweisen.
Art und Menge der eingesetzten Alkohole dienen zur Feineinstellung der Eigenschaften des Copolycarbonates. Falls Diole (difunktionelle Alkohole) eingesetzt werden, wird das Verhältnis von Diolen zu den mindestens trifunktionellen Alkoholen vom Fachmann je nach den gewünschten Eigenschaften des Copolycarbonates festgelegt. Im Regel- falle beträgt die Menge des oder der Diole 0 bis 80 mol-% bezüglich der Gesamtmenge aller Alkohole zusammen. Bevorzugt beträgt diese Menge 0 bis 60, besonders bevor¬ zugt 0 bis 50 und ganz besonders bevorzugt 0 bis 40 mol-%.
Die Reaktion des Carbonats mit der Carbonsäure bzw. dem Carbonsäuregemisch und dem Alkohol bzw. Alkoholgemisch zum hyperverzweigten Copolycarbonat B) erfolgt unter Eliminierung von Wasser und/oder des monofunktionellen Alkohols oder Phenols aus dem Carbonat-Molekül oder dem Carbonsäurederivat. Die Reaktion von Phosgen, Diphosgen oder Triphosgen mit der Carbonsäure(gemisch) und dem Alkohol(gemisch) erfolgt in der Regel unter Eliminierung von Wasser, Monoalkohol und Chlorwasserstoff.
Bei der Umsetzung von Carbonsäure, Alkohol und Carbonat, beispielsweise nach Va¬ riante a) oder b), erhält man Kondensationsprodukte K, die üblicherweise durch eine intermolekulare Umsetzung zum hoch- oder hyperverzweigten Copolycarbonat B) um¬ gesetzt werden. Gleiches gilt sinngemäß für Variante c), also die Umsetzung von Car- bonsäure, Alkohol und Phosgen.
Die hochfunktionellen hochverzweigten Copolycarbonate sind nach der Reaktion, also ohne weitere Modifikation, mit Hydroxylgruppen und/oder Carbonatgruppen und/oder Carbamoylchloridgruppen und/oder Carboxylgruppen terminiert. Sie lösen sich gut in verschiedenen Lösemitteln, zum Beispiel in Wasser, Alkoholen, wie Methanol, Ethanol, Butanol, Alkohol/Wasser-Mischungen, Aceton, 2-Butanon, Essigester, Butylacetat, Methoxypropylacetat, Methoxyethylacetat, Tetrahydrofuran, Dimethylformamid, Di- methylacetamid, N-Methylpyrrolidon, Ethylencarbonat oder Propylencarbonat.
Unter einem hochfunktionellen Copolycarbonat ist ein Produkt zu verstehen, das neben den Carbonat- und Carbonsäureestergruppen, die das Polymergerüst bilden, end- oder seitenständig weiterhin mindestens drei, bevorzugt mindestens sechs, mehr bevorzugt
mindestens zehn funktionelle Gruppen aufweist. Bei den funktionellen Gruppen handelt es sich um Carbonat-, Carbamoylchlorid-, Carboxyl- und/oder OH-Gruppen. Die Anzahl der end- oder seitenständigen funktionellen Gruppen ist prinzipiell nach oben nicht be¬ schränkt, jedoch können Produkte mit sehr hoher Anzahl funktioneller Gruppen uner- wünschte Eigenschaften, wie beispielsweise hohe Viskosität oder schlechte Löslich¬ keit, aufweisen. Die hochfunktionellen Copolycarbonate der vorliegenden Erfindung weisen zumeist nicht mehr als 500 end- oder seitenständige funktionelle Gruppen, be¬ vorzugt nicht mehr als 100 end oder seitenständige funktionelle Gruppen auf.
Bei der Herstellung der hochfunktionellen Copolycarbonate ist es notwendig, das Ver¬ hältnis von den OH-Gruppen enthaltenden Verbindungen zu Phosgen, Carbonat und Carbonsäure so einzustellen, dass das resultierende einfachste Kondensationsprodukt (im Weiteren Kondensationsprodukt (K) genannt) im Mittel entweder eine Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carbonsäuregruppe und mehr als eine OH-Gruppe, oder eine OH-Gruppe und mehr als eine Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carbonsäuregruppe enthält.
Nachfolgend wird die Herstellung verschiedener Kondensationsprodukte (K) schema¬ tisch beschrieben, wobei zwecks Vereinfachung in den schematischen Reaktionsglei- chungen die Carbonsäure weggelassen wurde. Die erfindungsgemäßen Copolycarbo¬ nate B) werden erhalten, indem man einen Teil der Carbonatmoleküle durch die weiter oben genannten Di-, Tri- oder Polycarbonsäuren bzw. deren Derivate ersetzt. Bevor¬ zugt werden 10 bis 50 mol-% des Carbonats durch Carbonsäure bzw. Carbonsäurede¬ rivate ersetzt.
Die einfachste Struktur des Kondensationsproduktes (K), dargestellt am Beispiel der Umsetzung eines Carbonats mit einem Di- oder Polyalkohol ergibt dabei die Anord¬ nung XYm oder Y111X, wobei X eine Carbonatgruppe, Y eine Hydroxyl-Gruppe und m in der Regel eine ganze Zahl zwischen 1 und 6, vorzugsweise zwischen 1 und 4, beson- ders bevorzugt zwischen 1 und 3 darstellt. Die reaktive Gruppe, die dabei als einzelne Gruppe resultiert, wird im folgenden generell „fokale Gruppe" genannt.
Liegt beispielsweise bei der Herstellung des einfachsten Kondensationsproduktes (K) aus einem Carbonat und einem zweiwertigen Alkohol das Umsetzungsverhältnis bei 1 :1 , so resultiert im Mittel ein Molekül des Typs XY, veranschaulicht durch die allge¬ meine Formel (I).
Bei der Herstellung des Kondensationsproduktes (K) aus einem Carbonat und einem dreiwertigen Alkohol bei einem Umsetzungsverhältnis von 1 : 1 resultiert im Mittel ein
Molekül des Typs XY2, veranschaulicht durch die allgemeine Formel (II). Fokale Grup¬ pe ist hier eine Carbonatgruppe.
Bei der Herstellung des Kondensationsproduktes (K) aus einem Carbonat und einem vierwertigen Alkohol ebenfalls mit dem Umsetzungsverhältnis 1 : 1 resultiert im Mittel ein Molekül des Typs XY3, veranschaulicht durch die allgemeine Formel (III). Fokale Gruppe ist hier eine Carbonatgruppe.
In den Formeln (I) bis (III) hat R die eingangs definierte Bedeutung und R1 steht für ei¬ nen aliphatischen oder aromatischen Rest.
Weiterhin kann die Herstellung des Kondensationsprodukts (K) zum Beispiel auch aus einem Carbonat und einem dreiwertigen Alkohol, veranschaulicht durch die allgemeine Formel (IV), erfolgen, wobei das Umsetzungsverhältnis bei molar 2:1 liegt. Hier resul¬ tiert im Mittel ein Molekül des Typs X2Y, fokale Gruppe ist hier eine OH-Gruppe. In der Formel (IV) haben R und R1 die gleiche Bedeutung wie in den Formeln (I) bis (III).
Werden zu den Komponenten zusätzlich difunktionelle Verbindungen, z.B. ein Dicar- bonat oder ein Diol gegeben, so bewirkt dies eine Verlängerung der Ketten, wie bei¬ spielsweise in der allgemeinen Formel (V) veranschaulicht. Es resultiert wieder im Mit¬ tel ein Molekül des Typs XY
2, fokale Gruppe ist eine Carbonatgruppe.
In Formel (V) bedeutet R2 einen aliphatischen oder aromatischen Rest, R und R1 sind wie vorstehend beschrieben definiert.
Es können auch mehrere Kondensationsprodukte (K) zur Synthese eingesetzt werden. Hierbei können einerseits mehrere Alkohole beziehungsweise mehrere Carbonate oder Carbonsäuren eingesetzt werden. Weiterhin lassen sich durch die Wahl des Verhält¬ nisses der eingesetzten Alkohole, Carbonsäuren und der Carbonate bzw. der Phosge- ne Mischungen verschiedener Kondensationsprodukte unterschiedlicher Struktur erhal- ten. Dies sei am Beispiel der Umsetzung eines Carbonates mit einem dreiwertigen Alkohol beispielhaft erläutert. Setzt man die Ausgangsprodukte im Verhältnis 1 :1 ein, wie in (II) dargestellt, so erhält man ein Molekül XY2. Setzt man die Ausgangsprodukte im Verhältnis 2.1 ein, wie in (IV) dargestellt, so erhält man ein Molekül X2Y. Bei einem Verhältnis zwischen 1:1 und 2:1 erhält man eine Mischung von Molekülen XY2 und X2Y.
Die beispielhaft in den Formeln (I) bis (V) beschriebenen einfachen Kondensationspro¬ dukte (K) reagieren bevorzugt intermolekular unter Bildung von hochfunktionellen PoIy- kondensationsprodukten, im folgenden Polykondensationsprodukte (P) genannt. Die Umsetzung zum Kondensationsprodukt (K) und zum Polykondensationsprodukt (P) erfolgt üblicherweise bei einer Temperatur von 0 bis 300 0C, bevorzugt 0 bis 25O0C, besonders bevorzugt bei 60 bis 200°C und ganz besonders bevorzugt bei 60 bis 1600C in Substanz oder in Lösung. Dabei können allgemein alle Lösungsmittel verwendet werden, die gegenüber den jeweiligen Edukten inert sind. Bevorzugt verwendet werden organische Lösungsmittel, wie zum Beispiel Decan, Dodecan, Benzol, Toluol, Chlor¬ benzol, XyIoI, Dimethylformamid, Dimethylacetamid oder Solventnaphtha.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Kondensationsreaktion in Substanz durchgeführt. Der bei der Reaktion freiwerdende monofunktionelle Alkohol ROH bzw. das Phenol ROH bzw. das Wasser kann zur Beschleunigung der Reaktion aus dem Reaktionsgleichgewicht entfernt werden, zum Beispiel destillativ, gegebenenfalls bei vermindertem Druck. Falls Abdestillieren vorgesehen ist, ist es regelmäßig empfeh¬ lenswert, solche Carbonate und Carbonsäuren bzw. Carbonsäurederivate (beispiels¬ weise Carbonsäureester) einzusetzen, welche bei der Umsetzung Alkohole oder Phe- nole ROH mit einem Siedepunkt von weniger als 14O0C bei dem vorliegenden Druck freisetzen.
Zur Beschleunigung der Reaktion können auch Katalysatoren oder Katalysatorgemi¬ sche zugegeben werden. Geeignete Katalysatoren sind Verbindungen, die Vereste- rungs- oder Umesterungsreaktionen katalysieren, zum Beispiel Alkalihydroxide, Alkali- carbonate, Alkalihydrogencarbonate, vorzugsweise des Natriums, Kaliums oder Cäsi¬ ums, tertiäre Amine, Guanidine, Ammoniumverbindungen, Phosphoniumverbindungen, Aluminium-, Zinn-, Zink, Titan-, Zirkon- oder Wismut-organische Verbindungen, weiter¬ hin sogenannte Doppelmetallcyanid (DMC)-Katalysatoren, wie zum Beispiel in der DE 10138216 oder in der DE 10147712 beschrieben.
Vorzugsweise werden Kaliumhydroxid, Kaliumcarbonat, Kaliumhydrogencarbonat, Di- azabicyclooctan (DABCO), Diazabicyclononen (DBN), Diazabicycloundecen (DBU), Imidazole, wie Imidazol, 1-Methylimidazol oder 1 ,2-Dimethylimidazol, Titan-tetrabutylat, Titantetraisopropylat, Dibutylzinnoxid, Dibutylzinn-dilaurat, Zinndioctoat, Zirkonacetyl- acetonat oder Gemische davon eingesetzt.
Die Zugabe des Katalysators erfolgt im allgemeinen in einer Menge von 50 bis 10.000, bevorzugt von 100 bis 5000 ppm by weight bezogen auf die Menge des eingesetzten Alkohols oder Alkoholgemisches.
Ferner ist es auch möglich, sowohl durch Zugabe des geeigneten Katalysators als auch durch Wahl einer geeigneten Temperatur die intermolekulare Polykondensations- reaktion zu steuern. Weiterhin lässt sich über die Zusammensetzung der Ausgangs¬ komponenten und über die Verweilzeit das mittlere Molekulargewicht des Polymeren (P) einstellen.
Die Kondensationsprodukte (K) bzw. die Polykondensationsprodukte (P), die bei er¬ höhter Temperatur hergestellt wurden, sind bei Raumtemperatur üblicherweise über einen längeren Zeitraum stabil.
Aufgrund der Beschaffenheit der Kondensationsprodukte (K) ist es möglich, dass aus der Kondensationsreaktion Polykondensationsprodukte (P) mit unterschiedlichen Strukturen resultieren können, die Verzweigungen, aber keine Vernetzungen aufwei¬ sen. Ferner weisen die Polykondensationsprodukte (P) im Idealfall entweder eine Car- bonat-, Carbamoylchlorid- oder Carboxylgruppe als fokale Gruppe und mehr als zwei OH-Gruppen auf, oder aber eine OH-Gruppe als fokale Gruppe und mehr als zwei Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carboxylgruppen auf. Die Anzahl der reaktiven Gruppen ergibt sich dabei aus der Beschaffenheit der eingesetzten Kondensationspro¬ dukte (K) und dem Polykondensationsgrad.
Beispielsweise kann ein Kondensationsprodukt (K) der allgemeinen Formel (II) durch dreifache intermolekulare Kondensation zu zwei verschiedenen Polykondensations-
Produkten (P), die in den allgemeinen Formeln (VI) und (VII) wiedergegeben werden, reagieren. In Formel (VI) und (VII) sind R und R1 wie vorstehend definiert.
Zum Abbruch der intermolekularen Polykondensationsreaktion gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise kann die Temperatur auf einen Bereich abgesenkt wer¬ den, in dem die Reaktion zum Stillstand kommt und das Produkt (K) oder das Polykon- densationsprodukt (P) lagerstabil ist.
Weiterhin kann man den Katalysator desaktivieren, bei basischen Katalysatoren zum Beispiel durch Zugabe einer sauren Komponente, zum Beispiel einer Lewis-Säure oder einer organischen oder anorganischen Protonensäure, z.B. Phosphorsäure.
In einer weiteren Ausführungsform kann, sobald aufgrund der intermolekularen Reakti- on des Kondensationsproduktes (K) ein Polykondensationsprodukt (P) mit gewünsch¬ ten Polykondensationsgrad vorliegt, dem Produkt (P) zum Abbruch der Reaktion ein Produkt mit gegenüber der fokalen Gruppe von (P) reaktiven Gruppen zugesetzt wer¬ den. So kann bei einer Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carboxylgruppe als fokaler Gruppe zum Beispiel ein Mono-, Di- oder Polyamin zugegeben werden. Bei einer Hydroxylgruppe als fokaler Gruppe kann dem Produkt (P) beispielsweise ein Mono-, Di- oder Polyisocyanat, eine Epoxydgruppen enthaltende Verbindung oder ein mit OH- Gruppen reaktives Säurederivat zugegeben werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen hochfunktionellen Copolycarbonate B) erfolgt zumeist bei Temperaturen von 0 bis 300, bevorzugt 20 bis 250 und insbesondere 40 bis 230cC und in einem Druckbereich von 0,1 mbar bis 20 bar, bevorzugt bei 1 mbar bis 5 bar (abs.), in Reaktoren oder Reaktorkaskaden, die im Batchbetrieb, halbkontinu¬ ierlich oder kontinuierlich betrieben werden.
Durch die vorgenannte Einstellung der Reaktionsbedingungen und gegebenenfalls durch die Wahl des geeigneten Lösemittels können die erfindungsgemäßen Produkte nach der Herstellung ohne weitere Reinigung weiterverarbeitet werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird das Produkt gestrippt, dass heißt von niedermolekularen, flüchtigen Verbindungen befreit. Dazu kann nach Erreichen des gewünschten Umsatzgrades der Katalysator optional desaktiviert und die nieder¬ molekularen flüchtigen Bestandteile, zum Beispiel Wasser, Monoalkohole, Phenole, Carbonate, Chlorwasserstoff oder leichtflüchtige oligomere oder cyclische Verbindun- gen destillativ, gegebenenfalls unter Einleitung eines Gases, vorzugsweise Stickstoff, Kohlendioxid oder Luft, gegebenenfalls bei vermindertem Druck, entfernt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform können die erfindungsgemäßen Copo- lycarbonate neben den bereits durch die Reaktion erhaltenden funktionellen Gruppen weitere funktionelle Gruppen erhalten. Die Funktionalisierung kann dabei während des Molekulargewichtsaufbaus oder auch nachträglich, d.h. nach Beendigung der eigentli¬ chen Polykondensation erfolgen.
Gibt man vor oder während des Molekulargewichtsaufbaus Komponenten zu, die ne- ben Hydroxyl- oder Carbonatgruppen weitere funktionelle Gruppen oder funktionelle Elemente besitzen, so erhält man ein Copolycarbonat mit statistisch verteilten, von den Carbonat-, Carbamoylchlorid-, Carboxyl- oder Hydroxylgruppen verschiedenen Funkti¬ onalitäten.
Derartige Effekte lassen sich zum Beispiel durch Zusatz von Verbindungen während der Polykondensation erzielen, die neben Hydroxyl-, Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carboxylgruppen weitere funktionelle Gruppen oder funktionelle Elemente tragen, beispielsweise Mercaptogruppen, primäre, sekundäre oder tertiäre Aminogruppen, Ethergruppen, Sulfonsäuregruppen oder deren Derivate, Phosphonsäuregruppen oder deren Derivate, Silangruppen, Siloxangruppen, Arylreste oder langkettige Alkylreste. Zur Modifikation mittels Carbamat-Gruppen lassen sich beispielsweise Ethanolamin, Propanolamin, Isopropanolamin, 2-(Butylamino)ethanol, 2-(Cyclohexylamino)ethanol, 2-Amino-1-butanol, 2-(2'-Amino-ethoxy)ethanol oder höhere Alkoxylierungsprodukte des Ammoniaks, 4-Hydroxy-piperidin, 1-Hydroxyethylpiperazin, Diethanolamin, Dipro- panolamin, Diisopropanol-amin, Tris(hydroxymethyl)aminomethan, Tris(hydroxyethyl)- aminomethan, Ethylendiamin, Propylendiamin, Hexamethylendiamin oder Isophorondi- amin verwenden.
Für die Modifikation mit Mercaptogruppen lässt sich zum Beispiel Mercaptoethanol ein- setzten. Tertiäre Aminogruppen lassen sich zum Beispiel durch Einbau von Triethanol- amin, Tripropanolamin, N-Methyldiethanolamin, N-Methyldipropanolamin oder N1N-Di- methylethanolamin erzeugen. Ethergruppen können zum Beispiel durch Einkondensa-
tion von di- oder höherfunktionellen Polyetherolen generiert werden. Durch Reaktion mit langkettigen Alkanolen oder Alkandiolen lassen sich langkettige Alkylreste einbrin¬ gen. Die Reaktion mit Alkyl- oder Aryldiisocyanaten generiert Alkyl-. Aryl- und Urethan- gruppen aufweisende Copolycarbonate, die Zugabe von primären oder sekundären Aminen führt zur Einbringung von Amid-, Urethan- oder Harnstoffgruppen.
Eine nachträgliche Funktionalisierung kann man erhalten, indem das erhaltene hoch- funktionelle, hoch- oder hyperverzweigte Copolycarbonat in einem zusätzlichen Verfah¬ rensschritt mit einem geeigneten Funktionalisierungsreagenz, welches mit den OH-, Carbonat-, Carbamoylchlorid- oder Carboxylgruppen des Copolycarbonates reagieren kann, umsetzt.
Hydroxylgruppen enthaltende hochfunktionelle, hoch oder hyperverzweigte Copolycar¬ bonate können zum Beispiel durch Zugabe von Säuregruppen- oder Isocyanatgruppen enthaltenden Molekülen modifiziert werden. Beispielsweise lassen sich Säuregruppen enthaltende Copolycarbonate durch Umsetzung mit Anhydridgruppen enthaltenden Verbindungen erhalten. Weiterhin können Hydroxylgruppen enthaltende hochfunktio¬ nelle Copolycarbonate auch durch Umsetzung mit Alkylenoxiden, zum Beispiel Ethy- lenoxid, Propylenoxid oder Butylenoxid, in hochfunktionelle Polycarbonat-Polyether- polyole überführt werden.
Ein großer Vorteil des Verfahrens liegt in seiner Wirtschaftlichkeit. Sowohl die Umset¬ zung zu einem Kondensationsprodukt (K) oder Polykondensationsprodukt (P) als auch die Reaktion von (K) oder (P) zu Copolycarbonaten mit anderen funktionellen Gruppen oder Elementen kann in einer Reaktionsvorrichtung erfolgen, was technisch und wirt¬ schaftlich vorteilhaft ist.
Bevorzugt weist das hyperverzweigte Copolycarbonat B) eine OH-Zahl (gemäß DIN 53240) von 0 bis 600 mg KOH/g Polymer auf.
Ebenfalls bevorzugt weist das Copolycarbonat B) eine COOH-Zahl (gemäß DIN 53240) von 0 bis 600 mg KOH/g Polymer auf.
Besonders bevorzugt weist das Copolycarbonat B) wenigstens eine OH-Zahl oder COOH-Zahl größer null auf.
Bevorzugt beträgt das zahlenmittlere Molekulargewicht Mn des hyperverzweigten Co- polycarbonats B) 300 bis 1.000.000, besonders bevorzugt 350 bis 500.000 und insbe¬ sondere 400 bis 100.000 g/mol. Das gewichtsmittlere Molekulargewicht Mw beträgt bevorzugt 330 bis 2.000.000, besonders bevorzugt 400 bis 1.000.000 und insbesonde¬ re 500 bis 500.000 g/mol.
Das Verhältnis Mw/Mn liegt üblicherweise bei 1 ,1 bis 50, bevorzugt 1 ,3 bis 40 und be¬ sonders bevorzugt 1 ,5 bis 30. Die genannten Molekulargewichte können beispielswei¬ se durch Gelpermeationschromatographie (GPC) oder andere geeignete Verfahren bestimmt werden.
Bevorzugt weisen die Copolycarbonate B) eine Glasübergangstemperatur von -70 bis 120, insbesondere -60 bis 100 und ganz besonders bevorzugt -50 bis 800C auf, be¬ stimmt mit Differential Scanning Calorimetry (DSC) nach ASTM 3418/82.
Man kann die hyperverzweigten Copolycarbonate B) als solche, oder als Mischung mit anderen Polymeren einsetzen, wie sie nachfolgend als Komponente C) beschrieben werden. Polymermischungen aus hyperverzweigten Copolycarbonaten B) und üblichen Polyestern A) wie Polybutylenterephthalat (PBT) sind im Handel als Ultradur® High Speed von BASF erhältlich.
Weitere Zusatzstoffe C)
Als Zusatzstoffe C) kommen insbesondere alle üblichen Kunststoff-Additive, sowie von den Komponenten A) und B) verschiedene Polymere, in Betracht.
Als Komponente C) können die erfindungsgemäßen Formmassen 0 bis 5, vorzugswei¬ se 0,05 bis 3 und insbesondere 0,1 bis 2 Gew.-% mindestens eines Esters oder Amids gesättigter oder ungesättigter aliphatischer Carbonsäuren mit 10 bis 40, bevorzugt 16 bis 22 C-Atomen mit aliphatischen gesättigten Alkoholen oder Aminen mit 2 bis 40, vorzugsweise 2 bis 6 C-Atomen enthalten.
Die Carbonsäuren können 1- oder 2-wertig sein. Als Beispiele seien Pelargonsäure, Palmitinsäure, Laurinsäure, Margarinsäure, Dodecandisäure, Behensäure und beson¬ ders bevorzugt Stearinsäure, Caprinsäure sowie Montansäure (Mischung von Fettsäu- ren mit 30 bis 40 C-Atomen) genannt.
Die aliphatischen Alkohole können 1- bis 4-wertig sein. Beispiele für Alkohole sind n- Butanol, n-Octanol, Stearylalkohol, Ethylenglykol, Propylenglykol, Neopentylglykol, Pentaerythrit, wobei Glycerin und Pentaerythrit bevorzugt sind. Die aliphatischen Ami- ne können 1- bis 3-wertig sein. Beispiele hierfür sind Stearylamin, Ethylendiamin, Pro- pylendiamin, Hexamethylendiamin, Di(6-Aminohexyl)amin, wobei Ethylendiamin und Hexamethylendiamin besonders bevorzugt sind. Bevorzugte Ester oder Amide sind entsprechend Glycerindistearat, Glycerintristearat, Ethylendiamindistearat, Glycerin- monopalmitrat, Glycerintrilaurat, Glycerinmonobehenat und Penta-erythrittetrastearat.
Es können auch Mischungen verschiedener Ester oder Amide oder Ester mit Amiden in Kombination eingesetzt werden, wobei das Mischungsverhältnis beliebig ist.
Weitere übliche Zusatzstoffe C) sind beispielsweise in Mengen bis zu 40, vorzugsweise bis zu 30 Gew.-% kautschukelastische Polymerisate, die auch als Schlagzähmodifier, Elastomere oder Kautschuke bezeichnet werden. Bevorzugt handelt es sich dabei um Copolymerisate die bevorzugt aus mindestens zwei der folgenden Monomeren aufge¬ baut sind: Ethylen, Propylen, Butadien, Isobuten, Isopren, Chloropren, Vinylacetat, Styrol, Acrylnitril und Acryl- bzw. Methacrylsäureester mit 1 bis 18 C-Atomen in der Alkoholkomponente.
Derartige Polymere werden z.B. in Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Bd. 14/1 (Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1961). Seiten 392 bis 406 und in der Mono¬ graphie von CB. Bucknall, "Toughened Plastics" (Applied Science Publishers, London, 1977) beschrieben. Im folgenden werden einige bevorzugte Arten solcher Elastomerer vorgestellt.
Bevorzugte Elastomere sind die sog. Ethylen-Propylen (EPM)- bzw. Ethylen-Propylen- Dien-(EPDM)-Kautschuke. EPM-Kautschuke haben im allgemeinen praktisch keine Doppelbindungen mehr, während EPDM-Kautschuke 1 bis 20 Doppelbindungen pro 100 C-Atome aufweisen können.
Als Dien-Monomere für EPDM-Kautschuke seien beispielsweise konjugierte Diene wie Isopren und Butadien, nicht-konjugierte Diene mit 5 bis 25 C-Atomen wie Penta-1 ,4- dien, Hexa-1 ,4-dien, Hexa-1 ,5-dien, 2,5-Dimethylhexa-1 ,5-dien und Octa-1 ,4-dien, cyc- lische Diene wie Cyclopentadien, Cyclohexadiene, Cyclooctadiene und Dicyclopenta- dien sowie Alkenylnorbomene wie 5-Ethyliden-2-norbornen, 5-Butyliden-2-norbornen, 2-Methallyl-5-norbomen, 2-lsopropenyl-5-norbomen und Tricyclodiene wie 3-MethyI- tricyclo(5.2.1.0.2.6)-3,8-decadien oder deren Mischungen genannt. Bevorzugt werden Hexa-1 ,5-dien, 5-Ethylidennorbornen und Dicyclopentadien. Der Diengehalt der EPDM-Kautschuke beträgt vorzugsweise 0,5 bis 50, insbesondere 1 bis 8 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Kautschuks.
EPM- bzw. EPDM-Kautschuke können vorzugsweise auch mit reaktiven Carbonsäuren oder deren Derivaten gepfropft sein. Hier seien z.B. Acrylsäure, Methacrylsäure und deren Derivate, z.B. Glycidyl(meth)acrylat, sowie Maleinsäureanhydrid genannt.
Eine weitere Gruppe bevorzugter Kautschuke sind Copolymere des Ethylens mit Acryl¬ säure und/oder Methacrylsäure und/oder den Estern dieser Säuren. Zusätzlich können die Kautschuke noch Dicarbonsäuren wie Maleinsäure und Fumarsäure oder Derivate dieser Säuren, z.B. Ester und Anhydride, und/oder Epoxy-Gruppen enthaltende Mo- nomere enthalten. Diese Dicarbonsäurederivate bzw. Epoxygruppen enthaltende Mo¬ nomere werden vorzugsweise durch Zugabe von Dicarbonsäure- bzw. Epoxygruppen
enthaltenden Monomeren der nachstehenden allgemeinen Formeln I oder Il oder III oder IV zum Monomerengemisch in den Kautschuk eingebaut
R1C(COOR2)=C(COOR3)R4 (I)
R\
C C
OC^ XO
O CHR7=CH (CH2)m O (CHR6) — CH CHR5 ("I)
CH2=CR9 COO ( CH2)p CH- CHR8 (IV)
O
wobei R1 bis R9 Wasserstoff oder Alkylgruppen mit 1 bis 6 C-Atomen darstellen und m eine ganze Zahl von 0 bis 20, g eine ganze Zahl von 0 bis 10 und p eine ganze Zahl von 0 bis 5 ist. Vorzugsweise bedeuten die Reste R1 bis R9 Wasserstoff, wobei m für 0 oder 1 und g für 1 steht. Die entsprechenden Verbindungen sind Maleinsäure, Fumar- säure, Maleinsäureanhydrid, AIIyIg lycidylether und Vinylglycidylether.
Bevorzugte Verbindungen der Formeln I1 Il und IV sind Maleinsäure, Maleinsäurean- hydrid und Epoxygruppen-enthaltende Ester der Acrylsäure und/oder Methacrylsäure, wie Glycidylacrylat, Glycidylmethacrylat und die Ester mit tertiären Alkoholen, wie t- Butylacrylat. Letztere weisen zwar keine freien Carboxylgruppen auf, kommen in ihrem Verhalten aber den freien Säuren nahe und werden deshalb als Monomere mit latenten Carboxylgruppen bezeichnet.
Vorteilhaft bestehen die Copolymeren aus 50 bis 98 Gew.-% Ethylen, 0,1 bis 20 Gew.- % Epoxygruppen enthaltenden Monomeren und/oder Methacrylsäure und/oder Säu¬ reanhydridgruppen enthaltenden Monomeren sowie der restlichen Menge an (Meth)acrylsäureestern.
Besonders bevorzugt sind Copolymerisate aus 50 bis 98, insbesondere 55 bis 95 Gew.-% Ethylen; 0,1 bis 40, insbesondere 0,3 bis 20 Gew.-% Glycidylacrylat und/oder Glycidylmethacrylat, (Meth)acrylsäure und/oder Maleinsäureanhydrid; und 1 bis 45, insbesondere 10 bis 40 Gew.-% n-Butylacrylat und/oder 2-Ethylhexylacrylat.
Weitere bevorzugte Ester der Acryl- und/oder Methacryisäure sind die Methyl-, Ethyl-, Propyl- und i- bzw. t-Butylester. Daneben können auch Vinylester und Vinylether als Comonomere eingesetzt werden.
Die vorstehend beschriebenen Ethylencopolymere können nach an sich bekannten Verfahren hergestellt werden, vorzugsweise durch statistische Copolymerisation unter hohem Druck und erhöhter Temperatur. Entsprechende Verfahren sind allgemein be¬ kannt.
Bevorzugte Elastomere sind auch Emulsionspolymerisate, deren Herstellung z.B. in Blackley, "Emulsion Polymerization", Applied Science Publ., London 1973 beschrieben wird. Die verwendbaren Emulgatoren und Katalysatoren sind an sich bekannt.
Grundsätzlich können homogen aufgebaute Elastomere oder aber solche mit einem Schalenaufbau eingesetzt werden. Der schalenartige Aufbau wird durch die Zugabe¬ reihenfolge der einzelnen Monomeren bestimmt; auch die Morphologie der Polymeren wird von dieser Zugabereihenfolge beeinflusst.
Nur stellvertretend seien hier als Monomere für die Herstellung des Kautschukteils der Elastomeren Acrylate wie z.B. n-Butylacrylat und 2-Ethylhexylacrylat, entsprechende Methacrylate, Butadien und Isopren sowie deren Mischungen genannt. Diese Monome¬ ren können mit weiteren Monomeren wie z.B. Styrol, Acrylnitril, Vinylethern und weite¬ ren Acrylaten oder Methacrylaten wie Methylmethacrylat, Methylacrylat, Ethylacrylat und Propylacrylat copolymerisiert werden.
Die Weich- oder Kautschukphase (mit einer Glasübergangstemperatur von unter O0C) der Elastomeren kann den Kern, die äußere Hülle oder eine mittlere Schale (bei Elas¬ tomeren mit mehr als zweischaligem Aufbau) darstellen; bei mehrschaligen Elastome¬ ren können auch mehrere Schalen aus einer Kautschukphase bestehen.
Sind neben der Kautschukphase noch eine oder mehrere Hartkomponenten (mit Glas¬ übergangstemperaturen von mehr als 200C) am Aufbau des Elastomeren beteiligt, so werden diese im allgemeinen durch Polymerisation von Styrol, Acrylnitril, Methacryl- nitril, α-Methylstyrol, p-Methylstyrol, Acrylsäureestern und Methacrylsäureestem wie Methylacrylat, Ethylacrylat und Methylmethacrylat als Hauptmonomeren hergestellt. Daneben können auch hier geringere Anteile an weiteren Comonomeren eingesetzt werden.
In einigen Fällen hat es sich als vorteilhaft herausgestellt, Emulsionspolymerisate ein- zusetzen, die an der Oberfläche reaktive Gruppen aufweisen. Derartige Gruppen sind z.B. Epoxy-, Carboxyl-, latente Carboxyl-, Amino- oder Amidgruppen sowie funktionelle Gruppen, die durch Mitverwendung von Monomeren der allgemeinen Formel
10 11
R R
CH2 -X - 12
eingeführt werden können, wobei die Substituenten folgende Bedeutung haben kön¬ nen:
R10 Wasserstoff oder eine C1- bis C4-Alkylgruppe,
R11 Wasserstoff, eine C1- bis C8-Alkylgruppe oder eine Arylgruppe, insbesondere
Phenyl,
R12 Wasserstoff, eine C1- bis C10-Alkyl-, eine C6- bis C12-Arylgruppe oder -OR13
R13 eine C1- bis C8-Alkyl- oder C6- bis Ci2-Arylgruppe, die gegebenenfalls mit O- oder
N-haltigen Gruppen substituiert sein können,
X eine chemische Bindung, eine C1- bis C10-Alkylen- oder C6-C12-Arylengruppe oder
Y O-Z oder NH-Z und
Z eine C1- bis C10-Alkylen- oder C6- bis C12-Arylengruppe.
Auch die in der EP-A 208 187 beschriebenen Pfropfmonomeren sind zur Einführung reaktiver Gruppen an der Oberfläche geeignet.
Als weitere Beispiele seien noch Acrylamid, Methacrylamid und substituierte Ester der Acrylsäure oder Methacrylsäure wie (N-t-Butylamino)-ethylmethacrylat, (N,N-Dimethyl- amino)ethylacrylat, (N,N-Dimethylamino)-methylacrylat und (N,N-Diethylamino)ethyl- acrylat genannt.
Weiterhin können die Teilchen der Kautschukphase auch vernetzt sein. Als Vernetzer wirkende Monomere sind beispielsweise Buta-1 ,3-dien, Divinylbenzol, Diallylphthalat
und Dihydrodicyclopentadienylacrylat sowie die in der EP-A 50 265 beschriebenen Verbindungen.
Ferner können auch sogenannten pfropfvernetzende Monomere (graft-linking mono- mers) verwendet werden, d.h. Monomere mit zwei oder mehr polymerisierbaren Dop¬ pelbindungen, die bei der Polymerisation mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten re¬ agieren. Vorzugsweise werden solche Verbindungen verwendet, in denen mindestens eine reaktive Gruppe mit etwa gleicher Geschwindigkeit wie die übrigen Monomeren polymerisiert, während die andere reaktive Gruppe (oder reaktive Gruppen) z.B. deut- lieh langsamer polymerisiert (polymerisieren). Die unterschiedlichen Polymerisations¬ geschwindigkeiten bringen einen bestimmten Anteil an ungesättigten Doppelbindungen im Kautschuk mit sich. Wird anschließend auf einen solchen Kautschuk eine weitere Phase aufgepfropft, so reagieren die im Kautschuk vorhandenen Doppelbindungen zumindest teilweise mit den Pfropfmonomeren unter Ausbildung von chemischen Bin- düngen, d.h. die aufgepfropfte Phase ist zumindest teilweise über chemische Bindun¬ gen mit der Pfropfgrundlage verknüpft.
Beispiele für solche pfropfvernetzende Monomere sind Allylgruppen enthaltende Mo¬ nomere, insbesondere Allylester von ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren wie AIIyI- acrylat, Allylmethacrylat, Diallylmaleat, Diallylfumarat, Diallylitaconat oder die entspre¬ chenden Monoallylverbindungen dieser Dicarbonsäuren. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer geeigneter pfropfvernetzender Monomerer; für nähere Einzelheiten sei hier beispielsweise auf die US-PS 4 148 846 verwiesen.
Im allgemeinen beträgt der Anteil dieser vernetzenden Monomeren an dem schlagzäh modifizierenden Polymer bis zu 5 Gew.-%, vorzugsweise nicht mehr als 3 Gew.-%, bezogen auf das schlagzäh modifizierende Polymere.
Nachfolgend seien einige bevorzugte Emulsionspolymerisate aufgeführt. Zunächst sind hier Pfropfpolymerisate mit einem Kern und mindestens einer äußeren Schale zu nen¬ nen, die folgenden Aufbau haben:
Diese Pfropfpolymerisate, insbesondere ABS- und/oder ASA-Polymere in Mengen bis zu 40 Gew.-%, werden vorzugsweise zur Schlagzähmodifizierung von PBT, gegebe- nenfalls in Mischung mit bis zu 40 Gew.-% Polyethylenterephthalat eingesetzt. Ent¬ sprechende Blend-Produkte sind unter dem Warenzeichen UltradurΘS (ehemals Ultrablend®S der BASF) erhältlich.
Anstelle von Pfropfpolymerisaten mit einem mehrschaligen Aufbau können auch ho- mogene, d.h. einschalige Elastomere aus Buta-1 ,3-dien, Isopren und n-Butylacrylat oder deren Copolymeren eingesetzt werden. Auch diese Produkte können durch Mit¬ verwendung von vernetzenden Monomeren oder Monomeren mit reaktiven Gruppen hergestellt werden.
Beispiele für bevorzugte Emulsionspolymerisate sind n-Butylacrylat/(Meth)acrylsäure- Copolymere, n-Butylacrylat/Glycidylacrylat- oder n-Butylacrylat/Glycidylmethacrylat- Copolymere, Pfropfpolymerisate mit einem inneren Kern aus n-Butylacrylat oder auf Butadienbasis und einer äußeren Hülle aus den vorstehend genannten Copolymeren und Copolymere von Ethylen mit Comonomeren, die reaktive Gruppen liefern.
Die beschriebenen Elastomere können auch nach anderen üblichen Verfahren, z.B. durch Suspensionspolymerisation, hergestellt werden.
Siliconkautschuke, wie in der DE-A 37 25 576, der EP-A 235 690, der DE-A 38 00 603 und der EP-A 319 290 beschrieben, sind ebenfalls bevorzugt.
Selbstverständlich können auch Mischungen der vorstehend aufgeführten Kautschuk¬ typen eingesetzt werden.
Als faser- oder teilchenförmige Füllstoffe C) seien Kohlenstofffasern, Glasfasern, Glaskugeln, amorphe Kieselsäure, Asbest, Calciumsilicat, Calciummetasilicat, Magne- siumcarbonat, Kaolin, Kreide, gepulverter Quarz, Glimmer, Bariumsulfat und Feldspat genannt, die in Mengen bis zu 50 Gew.-%, insbesondere bis zu 40 % eingesetzt wer¬ den.
Als bevorzugte faserförmige Füllstoffe seien Kohlenstofffasern, Aramid-Fasem und Kaliumtitanat-Fasem genannt, wobei Glasfasern als E-Glas besonders bevorzugt sind. Diese können als Rovings oder Schnittglas in den handelsüblichen Formen ein¬ gesetzt werden.
Mischungen von Glasfasern C) mit Komponente B) im Verhältnis von 1 : 100 bis 1 : 2 und bevorzugt von 1 : 10 bis 1 : 3 sind insbesondere bevorzugt.
Die faserförmigen Füllstoffe können zur besseren Verträglichkeit mit dem Thermoplas- ten mit einer Silanverbindung oberflächlich vorbehandelt sein. Geeignete Silanverbin- dungen sind solche der allgemeinen Formel
(X-(CH2)n)k-Si-(O-CmU2m+1)^
in der die Substituenten folgende Bedeutung haben:
X NH2-, CH2-CH-, HO-, O
n eine ganze Zahl von 2 bis 10, bevorzugt 3 bis 4 m eine ganze Zahl von 1 bis 5, bevorzugt 1 bis 2 k eine ganze Zahl von 1 bis 3, bevorzugt 1.
Bevorzugte Silanverbindungen sind Aminopropyltrimethoxysilan, Aminobutyltrimetho- xysilan, Aminopropyltriethoxysilan, Aminobutyltriethoxysilan sowie die entsprechenden Silane, welche als Substituent X eine Glycidylgruppe enthalten.
Die Silanverbindungen werden im allgemeinen in Mengen von 0,05 bis 5, vorzugswei¬ se 0,5 bis 1 ,5 und insbesondere 0,8 bis 1 Gew.-%, bezogen auf C), zur Oberflächen- beschichtung eingesetzt.
Geeignet sind auch nadeiförmige mineralische Füllstoffe. Unter nadeiförmigen minera¬ lischen Füllstoffen wird im Sinne der Erfindung ein mineralischer Füllstoff mit stark ausgeprägtem nadeiförmigen Charakter verstanden. Als Beispiel sei nadeiförmiger Wollastonit genannt. Vorzugsweise weist das Mineral ein L/D-(l_änge/Durchmesser)- Verhältnis von 8 : 1 bis 35 : 1 , bevorzugt von 8 : 1 bis 11 : 1 auf. Der mineralische Füll¬ stoff kann gegebenenfalls mit den vorstehend genannten Silanverbindungen vorbe¬ handelt sein; die Vorbehandlung ist jedoch nicht unbedingt erforderlich.
Als weitere Füllstoffe seien Kaolin, calciniertes Kaolin, Wollastonit, Talkum und Kreide genannt.
Als Komponente C) können die erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmassen übliche Verarbeitungshilfsmittel wie Stabilisatoren, Oxidationsverzögerer, Mittel gegen Wärmezersetzung und Zersetzung durch ultraviolettes Licht, Gleit- und Entformungs- mittel, Färbemittel wie Farbstoffe und Pigmente, Keimbildungsmittel, Weichmacher usw. enthalten.
Als Beispiele für Oxidationsverzögerer und Wärmestabilisatoren sind sterisch gehinder¬ te Phenole und/oder Phosphite, Hydrochinone, aromatische sekundäre Amine wie Diphenylamine, verschiedene substituierte Vertreter dieser Gruppen und deren Mi¬ schungen in Konzentrationen bis zu 1 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der thermo¬ plastischen Formmassen genannt.
Als UV-Stabilisatoren, die im allgemeinen in Mengen bis zu 2 Gew.-%, bezogen auf die Formmasse, verwendet werden, seien verschiedene substituierte Resorcine, Salicyla- te, Benzotriazole und Benzophenone genannt.
Es können anorganische Pigmente, wie Titandioxid, Ultramarinblau, Eisenoxid und Ruß, weiterhin organische Pigmente, wie Phthalocyanine, Chinacridone, Perylene so- wie Farbstoffe, wie Nigrosin und Anthrachinone als Farbmittel zugesetzt werden.
Als Keimbildungsmittel können Natriumphenylphosphinat, Aluminiumoxid, Siliziumdi¬ oxid sowie bevorzugt Talkum eingesetzt werden.
Weitere Gleit- und Entformungsmittel werden üblicherweise in Mengen bis zu 1 Gew.- % eingesetzt. Es sind bevorzugt langkettige Fettsäuren (z.B. Stearinsäure oder Behen- säure), deren Salze (z.B. Ca- oder Zn-Stearat) oder Montanwachse (Mischungen aus geradkettigen, gesättigten Carbonsäuren mit Kettenlängen von 28 bis 32 C-Atomen) sowie Ca- oder Na-Montanat sowie niedermolekulare Polyethylen- bzw. Polypropylen- wachse.
Als Beispiele für Weichmacher seien Phthalsäuredioctylester, Phthalsäuredibenzyl- ester, Phthalsäurebutylbenzylester, Kohlenwasserstofföle, N-(n-Butyl)benzolsulfonamid genannt.
Die erfindungsgemäßen Polymerblends können noch 0 bis 2 Gew.-% fluorhaltige Ethy- lenpolymerisate enthalten. Hierbei handelt es sich um Polymerisate des Ethylens mit einem Fluorgehalt von 55 bis 76 Gew.-%, vorzugsweise 70 bis 76 Gew.-%.
Beispiele hierfür sind Polytetrafluorethylen (PTFE), Tetrafluorethylenhexafluor-propy- Ien-Copolymere oder Tetrafluorethylen-Copolymerisate mit kleineren Anteilen (in der Regel bis zu 50 Gew.-%) copolymerisierbarer ethylenisch ungesättigter Monomerer. Diese werden z.B. von Schildknecht in "Vinyl and Related Polymers", Wiley-Verlag, 1952, Seite.484 bis 494 und von Wall in "Fluorpolymers" (Wiley Interscience, 1972) beschrieben.
Diese fluorhaltigen Ethylenpolymerisate liegen homogen verteilt in den Formmassen vor und weisen bevorzugt eine Teilchengröße d50 (Zahlenmittelwert) im Bereich von 0,05 bis 10 w m, insbesondere von 0,1 bis 5 μm auf. Diese geringen Teilchengrößen lassen sich besonders bevorzugt durch Verwendung von wässrigen Dispersionen von fluorhaltigen Ethylenpolymerisaten und deren Einarbeitung in eine Polyesterschmelze erzielen.
Herstellung und Eigenschaften der Polymerblends
Die erfindungsgemäßen Polymerblends können nach an sich bekannten Verfahren hergestellt werden, in dem man die Ausgangskomponenten in üblichen Mischvorrich¬ tungen wie Schneckenextrudem, Brabender-Mühlen oder Banbury-Mühlen mischt und anschließend extrudiert. Nach der Extrusion kann das Extrudat abgekühlt und zerklei¬ nert werden. Es können auch einzelne Komponenten vorgemischt werden und dann die restlichen Ausgangsstoffe einzeln und/oder ebenfalls gemischt hinzugegeben wer¬ den. Die Mischtemperaturen liegen in der Regel bei 230 bis 29O0C.
Nach einer weiteren bevorzugten Arbeitsweise können die Komponenten B) sowie ge¬ gebenenfalls C) mit einem Polyesterpräpolymeren A') gemischt, konfektioniert und granuliert werden. Das erhaltene Granulat wird in fester Phase anschließend unter Inertgas kontinuierlich oder diskontinuierlich bei einer Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes der Komponente A) bis zur gewünschten Viskosität kondensiert.
Die erfindungsgemäßen Polymerblends zeichnen sich durch eine gute Fließfähigkeit bei gleichzeitig guten mechanischen Eigenschaften, hoher Wärmeform- und Chemika¬ lienbeständigkeit und guter Dimensionsstabilität aus.
Insbesondere ist die Verarbeitung der einzelnen Komponenten (ohne Verklumpung oder Verbackung) problemlos und in kurzen Zykluszeiten möglich, so dass insbeson¬ dere dünnwandige Bauteile als Anwendung in Frage kommen.
Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung des erfindungsgemäßen PoIy- merblends zur Herstellung von Formkörpern, Folien, Fasern und Schäumen, sowie die Formkörper, Folien, Fasern und Schäume, erhältlich aus dem Polymerblend.
Der Einsatz des erfindungsgemäßen fließverbesserten Polyesters ist in nahezu sämtli- chen Spritzgussanwendungen denkbar. Die Fließverbesserung ermöglicht eine niedri¬ gere Schmelzetemperatur und kann somit zu einer deutlichen Absenkung der gesam¬ ten Zykluszeit des Spritzgussprozesses führen (Absenkung der Herstellkosten eines Spritzgussteiles). Des weiteren sind niedrigere Einspritzdrücke während der Verarbei¬ tung notwendig, so dass eine geringere Gesamtschließkraft am Spritzgusswerkzeug benötigt wird (niedrigere Investitionskosten bei der Spritzgussmaschine).
Neben den Verbesserungen des Spritzgussprozesses kann die Absenkung der Schmelzeviskosität zu deutlichen Vorteilen bei der eigentlichen Bauteilgestaltung füh¬ ren. So können dünnwandige Anwendungen, die z.B. bisher mit gefüllten Polyester- Typen nicht realisierbar waren, über Spritzguss hergestellt werden. Analog hierzu ist bei bestehenden Applikationen durch den Einsatz verstärkter aber leichter fließender Polyester-Typen eine Reduzierung der Wandstärken und somit eine Reduzierung der Teilegewichte denkbar.
Die erfindungsgemäßen Blends eignen sich zur Herstellung von Fasern, Folien und Formkörpern jeglicher Art, insbesondere für Anwendungen als Hecker, Schalter, Ge¬ häuseteile, Gehäusedeckel, Scheinwerferhintergrund (Bezel), Brausenkopf, Armaturen, Bügeleisen, Drehschalter, Herdknöpfe, Friteusendeckel, Türgriffe, (Rück-)spiegel- gehäuse, (Heck-)scheibenwischer oder Lichtwellenleiterummantelungen.
Bei elektrischen und elektronischen Geräten können mit dem fließverbesserten Polyes¬ ter Stecker, Steckerteile, Steckverbinder, Kabelbaumkomponenten, Schaltungsträger, Schaltungsträgerkomponenten, dreidimensional spritzgegossene Schaltungsträger, elektrische Verbindungselemente, mechatronische Komponenten oder optoelektroni- sehe Bauelemente hergestellt werden.
Im Auto-Innenraum ist eine Verwendung für Armaturentafeln, Lenkstockschalter, Sitz¬ teile, Kopfstützen, Mittelkonsolen, Getriebe-Komponenten und Türmodule, im Auto- Außenraum für Türgriffe, Frontscheinwerferkomponenten, Außenspiegelkomponenten, Scheibenwischerkomponenten, Scheibenwischerschutzgehäuse, Ziergitter, Dachreling, Schiebedachrahmen sowie Karosserieaußenteile möglich.
Für den Küchen- und Haushaltsbereich ist der Einsatz des fließverbesserten Polyes¬ ters zur Herstellung von Komponenten für Küchengeräte, wie z.B. Friteusen, Bügelei¬ sen, Knöpfe, sowie Anwendungen im Garten-Freizeitbereich, z.B. Komponenten für Bewässerungssysteme oder Gartengeräte möglich.
Im Bereich der Medizintechnik können Inhalatorengehäuse, und deren Komponenten durch fließverbesserte Polyester einfacher realisiert werden.
Durch Transmissionselektronenmikroskopie wurde die Morphologie ausgewählter er- findungsgemäßer Blends untersucht. Es zeigt sich eine gute Dispergierung der Partikel im Blend. Es wurden Partikelgrößen von 20 bis 500 nm beobachtet.
Ein weiterer Erfindungsgegenstand ist die Verwendung der hoch- oder hyperverzweig¬ ten Copolycarbonate wie definiert als Komponente B), zur Erhöhung der Fließfähigkeit von Polyestem.
Beispiele
Komponente A:
Polybutylenterephthalat (PBT) mit einer Viskositätszahl VZ von 130 ml/g, gemessen nach DIN 53728 bzw. ISO 1628 an einer 0,5 gew.-%igen Lösung in einer 1 :1-Mischung aus Phenol und o-Dichlorbenzol bei 25°C, und einem Carboxylendgruppengehalt von 34 mval/kg. Es wurde das Handelsprodukt Ultradur® B 4520 von BASF verwendet. Das PBT enthielt als
Komponente C:
Pentaerythrittetrastearat in einer Menge von 0,65 Gew.-%, bezogen auf 100 Gew.-% der Komponente A.
Komponente B:
Es wurde ein Dreihalskolben mit Rührer, Rückflusskühler und Innenthermomater ver- wendet. Man legte 1 mol des mehrfunktionellen Alkohols (Trimethylolpropan x 1 ,2 Pro- pylenoxid = TMP x 1 ,2 PO) vor und gab unter Rühren Diethylcarbonat (DEC), Terephthalsäuredimethylester (TDM) und Kaliumcarbonat hinzu. Das Molverhältnis Alkohol : DEC : TDM ist in Tabelle 1 angegeben; die Kaliumcarbonatmenge betrug 250 ppm by weight, bezogen auf den Alkohol.
Die Mischung wurde auf 13O0C erwärmt und 2 Stunden gerührt, wobei die Temperatur der Mischung durch die einsetzende Siedekühlung der freiwerdenden Monoalkohole
Methanol und Ethanol absank. Nach den erwähnten 2 Stunden tauschte man den Rückflusskühler gegen einen absteigenden Kühler. Man gab eine der Kaliumcarbo¬ natmenge äquimolare Menge Phosphorsäure hinzu und destillierte das Methanol und Ethanol ab; währenddessen erhöhte man die Temperatur der Mischung langsam auf 1600C. Gegen Ende der Reaktion wurden Alkohol-Restmengen bei 100 mbar (abs.) entfernt.
Am Reaktionsprodukt wurden bestimmt (siehe auch Tabelle 1 ):
Molekulargewicht: Gewichtsmittel Mw und Zahlenmittel Mn durch Gelpermeationschro- matographie bei 2O0C mit vier hintereinander geschalteten Säulen (2 x 1000 A, 2 x 10.000 Ä), jede Säule 600x7,8 mm Typ PL-GeI von Fa. Phenomenex; Eluent Dimethyl- acetamid 0,7 ml/min, Standard Polymethylmethacrylat (PMMA),
Viskosität: ermittelt an einer 90 gew.-%igen Lösung des Polymers in Essigsäureethyl- ester nach DIN 53728 bei 230C,
OH-Zahl: nach DIN 53240 Teil 2 als mg Kaliumhydroxid pro g Polymer,
Glasübergangstemperatur Tg: durch Differential Scanning Calorimetry (DSC) gemäß ASTM 3418/82, wobei die zweite Aufheizkurve ausgewertet wurde.
Tabelle 1 : hyperverzweigtes Copolycarbonat B (TMP Trimethylolpropan, PO Propylen- oxid, DEC Diethylcarbonat, TDM Terephthalsäuredimethylester)
Komponente X (statt B) zum Vergleich:
Es wurde der Fließverbesserer Joncryl® ADF 1500 von Fa. Johnson Polymers ver¬ wendet, ein Styrolcopolymer mit einem Molekulargewicht Mw von 2800 g/mol und einer Glasübergangstemperatur Tg von 560C.
Herstellung und Eigenschaften der Blends
Die Komponenten wurden gemäß den in Tabelle 2 genannten Zusammensetzungen auf einem Zweischneckenextruder ZSK 25 von Fa.Werner & Pfleiderer bei 26O0C ho¬ mogenisiert, die Mischung in ein Wasserbad extrudiert, granuliert und getrocknet. Aus dem Granulat wurden auf einer Spritzgussmaschine bei 2600C Schmelzetemperatur und 8O0C Werkzeugoberflächentemperatur Prüfkörper gespritzt und geprüft.
Es wurden folgende Eigenschaften bestimmt:
Viskositätszahl VZ, gemessen nach ISO 1628 an einer 0,5 gew.-%igen Lösung in einer 1 :1-Mischung aus Phenol und o-Dichlorbenzol bei 250C,
- Schmelze-Volumenfließrate (melt volume ratio, MVR) bei 275°C Schmelzetem¬ peratur und 2,16 kg Belastung nach EN ISO 1133,
Spannung bei Bruch, Streckdehnung und Elastizitätsmodul (E-Modul) im Zugver¬ such an Schulterstäben bei 230C nach ISO 527-2:1993,
Kerbschlagzähigkeit ak bei 230C nach ISO 179-2/IeA(F),
- Fließfähigkeit durch den Spirale-Test: mit einer Spritzgussmaschine wird bei
2600C Polymerschmelzetemperatur und 80°C Werkzeugoberflächentemperatur eine Testspirale von 2 mm Durchmesser hergestellt und anschließend die Länge der erhaltenen Spirale bestimmt. Je länger die Spirale, umso höher ist die Flie߬ fähigkeit des Polymers.
Die Zusammensetzungen und die Ergebnisse der Messungen sind Tabelle 2 zu ent- nehmen.
Tabelle 2: Zusammensetzung und Eigenschaften (V zum Vergleich)
1) Komponente A enthält 0,65 Gew.-% Pentaerythrittetrastearat als Komponente C 2) 2750C Schmelzetemperatur, 2,16 kg Nennlast
Die Beispiele zeigen, dass bereits 1 Gew.-% des hyperverzweigten Copolycarbonats B1 die Fließfähigkeit, gemessen im Spirale-Test, um 36 % erhöhte (Vergleich von Bei¬ spiel 1V mit Beispiel 2). In ähnlicher Weise erhöhte 1 Gew.-% des Copolycarbonats B2 die Fließfähigkeit um 39 % (Beispiel 1V vs. Beispiel 3). 1 Gew.-% des Copolycarbonats B3 steigerte die Fließfähigkeit um 45 %, 2 Gew.-% B3 sogar um 94 % (Beispiel 1V vs. Beispiele 4 und 5)
Dabei blieben die vorteilhaften mechanischen Eigenschaften der Formteile erhalten, d.h. die verbesserte Fließfähigkeit wurde nicht mit einer schlechteren Mechanik erkauft.
Hingegen verbesserte ein handelsüblicher Fließverbesserer (Komponente X) die Flie߬ fähigkeit nicht, wie die Spirallängen der Beispiele 1V, 6V und 7V zeigen.