Verfahren zur Erkennung von auffahrunfallkritischen Situationen im Kolonnenverkehr
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erkennung von auffahrunfallkritischen Situationen im Kolon¬ nenverkehr, bei dem zumindest der.Abstand zu einem Objekt im Bereich in Fahrtrichtung vor einem Fahrzeug und die Eigenge¬ schwindigkeit des Fahrzeugs erfasst werden.
Wenn mehrere Fahrzeuge (mindestens zwei) hintereinander her¬ fahren, d.h. sich in Kolonnenfahrt befinden, besteht die Ge¬ fahr eines Auffahrunfalls, wenn eines der Fahrzeuge der Ko,- lonne abrupt abbremst und der Abstand zwischen dem abbremsen¬ den Fahrzeug und einem nachfolgenden Fahrzeug zu gering war. Es ist wünschenswert, derartige Auffahrunfälle zu vermeiden bzw. die Schwere eines Auffahrunfalls zu mildern.
Aus der DE 102 56 529 Al ist eine Vorrichtung zur Abstandsre¬ gelung bei Kraftfahrzeugen bekannt geworden. Die Vorrichtung umfasst eine Sensoreinrichtung zur Ortung von Objekten, die sich vor dem Fahrzeug befinden und zur Messung der Abstände dieser Objekte zum Fahrzeug. Eine Regeleinrichtung greift in Abhängigkeit von den gemessenen Abständen in das Antriebs- und/oder Bremssystem des Fahrzeugs ein. Für mehrere voraus- fahrende Objekte wird jeweils ein Mindestabstand berechnet, dessen Größe die zwischen dem betreffenden Objekt und dem
Fahrzeug vorhandenen Objekte berücksichtigt. Die Regelein¬ richtung ist auf die Einhaltung dieser Mindestabstände ausge¬ legt. Bei der Bestimmung eines Sollabstandes, auf den gere¬ gelt wird, wird eine vom Fahrer wählbare Zeitlücke berück¬ sichtigt, die den zeitlichen Abstand bestimmt, mit dem das Objekt durch das Fahrzeug verfolgt werden soll.
Aus der DE 100 17 662 Al ist ein Verfahren zur Steuerung des Abstands eines Fahrzeugs zu einem vorausfahrenden Fahrzeug bekannt geworden. Dabei erfolgt eine Regelung auf einen ge¬ schwindigkeitsabhängigen Sollabstand, der dem erforderlichen Sicherheitsabstand zwischen den Fahrzeugen entspricht.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung bereitzustellen, mit denen eine auffahrun- fallträchtige Kolonnenfahrt erkannt werden kann und mit denen geeignete Maßnahmen zur Verhinderung eines Auffahrunfalls oder zur Verminderung der Schwere des Auffahrunfalls ergrif¬ fen werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, bei dem überwacht wird, ob sich das Fahrzeug in einer auffahrunfallträchtigen Kolonnen¬ fahrt befindet, indem unter Berücksichtigung des Abstands des Objekts zum Fahrzeug und der Eigengeschwindigkeit des Fahr¬ zeugs ein Zeitabstand zu dem Objekt ermittelt wird und über¬ prüft wird, ob der ermittelte Zeitabstand während einer vor¬ gebbaren Zeitspanne innerhalb eines vorgebbaren Bereichs liegt. Es wird demnach überprüft, ob das Fahrzeug über einen längeren Zeitraum mit annähernd konstantem Zeitabstand zu dem vorausfahrenden Objekt fährt. Dies ist ein Indiz für das Vor¬ liegen einer Kolonnenfahrt. Bremst das vorausfahrende Objekt in solchen Situationen unverhofft stark ab, ist die Gefahr eines Auffahrunfalls in der Regel besonders hoch. Der Zeitab-
stand ist eine gegenüber kleinen Beschleunigungsänderungen relativ unempfindliche Größe. Ein weitestgehend konstanter Zeitabstand eignet sich daher zur Erkennung eines Folgever¬ haltens in einer Fahrzeugkolonne. Der Zeitabstand wird vor¬ zugsweise als Quotient aus dem Abstand des Objekts zum Fahr¬ zeug und der Eigengeschwindigkeit des Fahrzeugs ermittelt. Alternativ könnte der Zeitabstand unter Berücksichtigung der Eigenbeschleunigung (oder noch höherer Bewegungsmomente) be¬ stimmt werden. Notwendige Bedingung zur Klassifikation eines Szenarios „Kolonnenfahrt" ist, dass der Zeitabstand zum vo¬ rausfahrenden Fahrzeug über eine vorgegebene Zeitdauer hinweg innerhalb eines engen Bereichs definierter Breite bleibt. Der vorgebbare Bereich kann dabei auf unterschiedliche Art und Weise vorgegeben werden. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass der berechnete Zeitabstand zwischen absolut vorgegebenen Werten liegen muss. Alternativ kann vorgesehen sein, dass der Zeitabstand über einen vorgebbaren Zeitraum eine bestimmte Abweichung nach oben oder unten aufweisen darf, wobei die Ab¬ weichung in Abhängigkeit vom Zeitabstand gewählt werden kann. So können für größere Zeitabstände auch größere Margen vorge¬ sehen sein. Sobald die Bedingung für eine Kolonnenfahrt er¬ füllt ist, wird diese auch aufrechterhalten, wenn der Zeitab¬ stand sinkt. Dies ist notwendig, da bei einem Bremsmanöver des vorausfahrenden Objekts - was letztlich zu der auffahrun- fallträchtigen Situation führt - der Zeitabstand notwendiger¬ weise sinkt. Die Ermittlung des Vorliegens einer Kolonnen¬ fahrt mit Hilfe des Zeitabstands ist besonders genau und zu¬ verlässig, da die Eigengeschwindigkeit in die Bewertung ein¬ geht. Grundsätzlich kann das Vorliegen einer Kolonnenfahrt auch auf andere Weise detektiert werden, beispielsweise durch die Beobachtung des Abstands zwischen Objekt und Fahrzeug.
Bei einer bevorzugten Verfahrensvariante wird die Bremsbe¬ schleunigung des Objekts erfasst oder aus den erfassten Wer-
ten, wie Abstand des Fahrzeugs zum Objekt und Eigengeschwin¬ digkeit, ermittelt bzw. geschätzt und wird überprüft, ob die Bremsbeschleunigung des Objekts über einem vorgegebenen Bremsbeschleunigungswert liegt. Wenn die Bremsbeschleunigung oberhalb des vorgegebenen Bremsbeschleunigungswertes liegt, ist dies ein Indiz dafür, dass das vorausfahrende Objekt ü- berdurchschnittlich stark abbremst, was zu einer auffahrun- fallkritischen Situation führen kann.
Bei einer Weiterbildung- des Verfahrens kann vorgesehen sein, dass der Bremsbeschleunigungswert geschwindigkeitsabhängig festgelegt wird. Aus empirischen Untersuchungen kann eine Kennlinie erzeugt werden, die in Abhängigkeit von der gefah¬ renen Geschwindigkeit eine Bremsbeschleunigung angibt, ab der ein durchschnittlicher Fahrer die Bremsung als unangenehm empfindet. Eine solche Kennlinie kann als Kriterium für ein hinreichend starkes Bremsen des vorausfahrenden Objekts zugrunde gelegt werden. Liegt die messtechnisch erfasste Bremsbeschleunigung des Objekts über dieser Kennlinie, dann kann man davon ausgehen, dass der Fahrer des nachfolgenden Fahrzeugs nicht mit einer solch starken Bremsung rechnet. Es besteht daher ein erhöhtes Auffahrunfallrisiko.
Ob die Bewertung des Vorliegens einer auffahrunfallkritischen Situation richtig ist, hängt davon ab, mit welcher Zuverläs¬ sigkeit ein vorausfahrendes Objekt erkannt wurde. Bei einer Verfahrensvariante ist daher vorgesehen, dass die Güte der Erkennung des Objekts bewertet wird. Dabei kann beispielswei¬ se ein Gütefaktor für die Objekterkennung ermittelt werden. Um eine zuverlässige Detektion des Kolonnenfahrtszenarios zu gewährleisten, kann daher eine zusätzliche Güteanforderung an die Detektion des vorausfahrenden Objekts gestellt werden. Eine gute Objekterkennung ist beispielsweise sichergestellt und damit die Güteanforderung erfüllt, wenn sich das Objekt
in einem engen Fahrschlauch direkt vor dem Fahrzeug befindet und wenn keine Kurvenfahrt vorliegt. Die Möglichkeit von Falschzielen auf einer Nachbarspur ist dadurch deutlich redu¬ ziert.
Eine auffahrunfallträchtige Situation kann daher erkannt wer¬ den, wenn eine vorgebbare Güteanforderung erfüllt ist, bei¬ spielsweise wenn der Gütefaktor über einer vorgebbaren Güte¬ faktorschwelle liegt. Insbesondere kann eine UND-Verknüpfung mehrerer charakteristischer Merkmale für eine auffahrunfall- trächtige Kolonnenfahrt durchgeführt werden. Ein Auffahrun¬ fallrisiko besteht, wenn über den Zeitabstand ermittelt wur¬ de, dass sich das Fahrzeug in einer Kolonnenfahrt befindet, das vorausfahrende Objekt mit einer solchen Bremsbeschleuni¬ gung abbremst, dass ein durchschnittlicher Fahrer diese Brem¬ sung als unangenehm empfindet, und eine zuverlässige Objekt- erkennung vorliegt.
Besonders bevorzugt ist es, wenn der zukünftige Fahrtkurs des Fahrzeugs abgeschätzt wird. Anhand dieser Maßnahme kann er¬ mittelt werden, ob das vorausfahrende Fahrzeug sich auf dem Fahrtkurs des Fahrzeugs befindet und eine Kollision zu be¬ fürchten ist.
Bei einer Verfahrensvariante kann vorgesehen sein, dass beim Erkennen einer auffahrunfallträchtigen Kolonnenfahrt die Ak¬ tivierungsschwellen von fahrerunterstützenden Sicherheitssys¬ temen abgesenkt werden und/oder der Fahrer gewarnt wird. Fah¬ rerunterstützende Sicherheitssysteme, z.B. ein Bremsassis¬ tent, aktivieren sich in der Regel nur, wenn eine hinreichend starke fahrerseitige Betätigung vorliegt, z.B. das hinrei¬ chend starke oder schnelle Betätigen des Bremspedals. Dazu werden charakteristische Größen mit Aktivierungsschwellwerten verglichen. Bei Erkennung einer auffahrunfallträchtigen Ko-
lonnenfahrt können diese Aktivierungsschwellen gesenkt wer¬ den. Die fahrerunterstützenden Sicherheitssysteme sprechen daher schneller an. Damit steigt der potentielle Nutzen sol¬ cher Systeme. Alternativ oder zusätzlich kann der Fahrer vor der auffahrunfallträchtigen Situation gewarnt werden. Die Ak¬ tivierungsschwellen können bereits beim bloßen Erkennen einer Kolonnenfahrt oder erst beim Eintritt weiterer Ereignisse, wie dem abrupten Bremsen des vorausfahrenden Objekts mit ei¬ ner Bremsbeschleunigung über dem vorgebbaren Bremsbeschleuni- gungswert und/oder der Erfüllung der Güteanforderung der Ob¬ jekterkennung, gesenkt werden. Ein Missbrauch in Form eines Auffahrassistenten kann vermieden werden, wenn die Aktivie¬ rungsschwellen nur dann gesenkt werden, wenn die kritische Situation in letzter Konsequenz durch ein starkes Bremsen des vorausfahrenden Objekts herbeigeführt wird.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn ein Zeitpunkt abgeschätzt wird, zu dem sich eine Kollision mit dem Objekt nicht mehr vermeiden lässt und der Fahrer des Fahrzeugs zeitlich vor diesem Zeitpunkt gewarnt wird und/oder ein Sicherheitssystem vor diesem Zeitpunkt aktiviert wird. Der Kollisionszeitpunkt und/oder der Zeitpunkt, zu dem sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lässt, wird dabei vorzugsweise unter Berücksichti¬ gung zumindest einer der Größen Abstand zwischen Objekt und Fahrzeug, Geschwindigkeit des Objekts, Beschleunigung des Ob¬ jekts, Eigengeschwindigkeit, Eigenbeschleunigung des Fahr¬ zeugs, geschätzter oder bestimmter Reibwert der Straße und/oder des ermittelten Fahrtkurses bestimmt. Der Fahrtkurs kann dabei beispielsweise durch Erfassung des Lenkwinkels des Fahrzeugs und/oder durch eine Spurerkennung prädiziert wer¬ den. Weiterhin ist auch der Zeitpunkt vorteilhafterweise ab¬ zuschätzen, zu dem sich eine Kollision nicht mehr durch Brem¬ sen verhindern lässt.
Die Aktivierung eines Sicherheitssystems kann beispielsweise bedeuten, dass ein intelligenter Bremskraftverstärker in eine Bereitschaftsstellung gebracht wird. Es kann die von dem Fah¬ rer des Fahrzeugs gestellte Bremsanforderung überwacht wer¬ den. Diese kann verstärkt werden, falls sie nicht ausreicht, um eine Kollision mit dem Objekt zu verhindern. Insbesondere kann zunächst eine Warnung an den Fahrer so rechtzeitig vor dem Kollisionszeitpunkt ausgegeben werden, dass dieser in der Lage ist, das Fahrzeug rechtzeitig abzubremsen bzw. zum Ste¬ hen zu bringen, um eine Kollision zu vermeiden. Wird dabei festgestellt, dass die Bremsanforderung des Fahrers nicht ausreichend ist, um eine Kollision zu vermeiden, so kann ein intelligenter Bremskraftverstärker angesteuert werden, um die Bremskraft zu erhöhen, so dass ein Auffahrunfall vermieden wird bzw. die Schwere des Auffahrunfalls verringert wird.
Weiterhin kann vorgesehen sein, dass zu einem vorgebbaren Zeitpunkt vor dem abgeschätzten Zeitpunkt, zu dem sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lässt, eine autonome Bremsung des Fahrzeugs durchgeführt wird. Es ist beispielsweise denk¬ bar, dass ein unaufmerksamer Fahrer auf die Warnung nicht re¬ agiert. In einem solchen Fall kann durch eine autonome Brem¬ sung ein Auffahrunfall in einer auffahrunfallträchtigen Ko¬ lonnenfahrt unter Umständen vollständig vermieden werden. Der Zeitpunkt, zu dem sich eine Kollision nicht mehr vermeiden lässt, hängt stark vom Reibwert der Straße ab. Zur Schätzung dieses Reibwertes kann es daher vorteilhaft sein, Informatio¬ nen über den Untergrund bzw. die Straßenverhältnisse und/oder die Witterungsverhältnisse zu erfassen. Beispielsweise wird der Zeitpunkt, zu dem sich eine Kollision mit dem Objekt nicht mehr vermeiden lässt, bei eisglatter Straße sehr viel früher liegen als bei trockener Straße.
In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem eine Vorrichtung zur Erkennung von auffahrunfallkritischen Situationen im Ko¬ lonnenverkehr, mit einer Umgebungserfassenden Sensorik und einer nachgeordneten Auswerteeinheit zur Ermittlung des Ab¬ stands eines erfassten Objekts zu einem Fahrzeug sowie Mit¬ teln zum Bestimmen der Eigengeschwindigkeit des Fahrzeugs. Es ist eine Zeitabstandsberechnungseinrichtung vorgesehen, in der der Zeitabstand unter Berücksichtigung der Eigengeschwin¬ digkeit und dem Abstand zwischen dem Objekt und dem Fahrzeug ermittelt wird. Außerdem ist eine Bewertungseinheit vorgese¬ hen, die auswertet, ob der Zeitabstand über eine vorgebbare Zeitspanne innerhalb eines vorgebbaren Bereichs liegt. Durch diese Maßnahme kann sicher festgestellt werden, ob das Fahr¬ zeug sich in einer Kolonnenfahrt befindet. Dies ist die erste Voraussetzung dafür, dass sich das Fahrzeug in einer auffahr- unfallträchtigen Kolonnenfahrt befindet bzw. dass das Risiko eines Auffahrunfalls besteht.
Bei einer Ausgestaltung der Erfindung ist eine Bremsbeschleu- nigungsbewertungseinrichtung zur Bewertung der Bremsbeschleu¬ nigung des Objekts und eine Gütebestimmungseinrichtung zur Bestimmung der Güte der Objekterkennung durch die umgebungs- erfassende Sensorik vorgesehen. Beide Einrichtungen stehen mit der Bewertungseinheit in Verbindung. Anhand dieser Ein¬ richtungen kann zuverlässig bestimmt werden, ob die Gefahr eines Auffahrunfalls besteht. Wird dies erkannt, können ent¬ sprechende Maßnahmen zur Verhinderung eines Auffahrunfalls bzw. zur Verminderung der Schwere des Auffahrunfalls einge¬ leitet werden. Dies kann durch eine Fahrerwarneinrichtung und/oder ein Sicherheitssystem geschehen, die mit der Bewer¬ tungseinheit in Verbindung stehen.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels der
Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnung, die erfindungs¬ wesentliche Einzelheiten zeigen, und aus den Ansprüchen. Die einzelnen Merkmale können je einzeln für sich oder zu mehre¬ ren in beliebiger Kombination bei einer Variante der Erfin¬ dung verwirklicht sein.
Ein Ausführungsbeispiel ist in der schematischen Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung erläu¬ tert. Dabei ..zeigen:
Fig. 1 eine Darstellung einer Kolonnenfahrt;
Fig. 2 eine schematische Darstellung eines Fahrzeugs mit einer Vorrichtung zur Erkennung von auffahrunfall- kritischen Situationen im Kolonnenverkehr.
In der Fig. 1 ist ein Fahrzeug 1 gezeigt, welches sich zusam¬ men mit den als Fahrzeuge ausgebildeten Objekten 2, 3, 4 in einer Kolonnenfahrt befindet. Das Fahrzeug 1 und das Objekt 2 weisen einen Abstand xrei zueinander auf. Das Fahrzeug 1 be¬ wegt sich mit der Geschwindigkeit vego. Aus den Größen xrei und vego lässt sich ein Zeitabstand TH berechnen zu
ijijT _ xrel vego
Wenn sich der so ermittelte Zeitabstand TH über einen vorgeb¬ baren Zeitraum innerhalb vorgebbarer Grenzen bewegt, liegt eine Kolonnenfahrt vor. Dazu muss vom Fahrzeug 1 der Abstand xrei zum Objekt 2 erfasst werden. Bremst das Objekt 2 abrupt ab, muss das Fahrzeug 1 verzögert werden, um einen Auffahrun¬ fall zu verhindern. Es besteht daher eine auffahrunfallkriti- sche Situation. Zur Bewertung einer auffahrunfallkritischen Situation bei Kolonnenfahrt ist es notwendig, dass sicherge¬ stellt ist, dass das Fahrzeug 1 zuverlässig das richtige Ob-
jekt detektiert und den Abstand xrei zu dem richtigen Objekt der Bewertung zugrunde1egt. Im vorliegenden Fall ist das das Fahrzeug 2, das sich auf dem Fahrtkurs des Fahrzeugs 1, ins¬ besondere auf derselben Spur 5, befindet. Eine unnötige War¬ nung an den Fahrer bzw. ein unnötiger Bremseingriff würde er¬ folgen, wenn das Fahrzeug 6 auf der Nebenspur als relevantes Objekt erkannt würde.
Eine Kolonnenfahrt wird dann als auffahrunfallkritisch beur¬ teilt, wenn das vorausfahrende Objekt 2 hinreichend stark ab¬ bremst, d. h. wenn dessen messtechnisch erfasste Bremsbe¬ schleunigung oberhalb eines vorgegebenen Bremsbeschleuni- gungswertes liegt. Dieser Bremsbeschleunigungswert wird vor¬ teilhafterweise in Abhängigkeit Geschwindigkeit des voraus- fahrenden Objekts 2 festgelegt und stellt somit eine ge¬ schwindigkeitsabhängige Kennlinie dar. Eine solche Kennlinie lässt sich beispielsweise empirisch ermitteln, indem für ver¬ schiedene Geschwindigkeitswerte des vorausfahrenden Objekts 2 jeweils diejenige Bremsbeschleunigung ermittelt wird, die von einem durchschnittlichen Fahrer gerade noch nicht als unange¬ nehm empfunden wird.
Wenn die Bremsbeschleunigung des vorausfahrenden Objekts 2 oberhalb des vorgegebenen Bremsbeschleunigungswertes oder der diesen Wert bestimmenden Kennlinie liegt, dann ist dies ein Indiz dafür, dass das vorausfahrende Objekt 2 sich in einer gefährlichen Situation befindet, denn sonst würde es nicht so stark abbremsen, und dass der Fahrer des Fahrzeugs 1 von der Bremsstärke des vorausfahrenden Objekts 2 überrascht sein wird, da er im regelmäßigen Straßenverkehr nicht mit einer solch starken Bremsung rechnen würde. Das Überschreiten des vorgegebenen Bremsbeschleunigungswertes oder der entsprechen¬ den geschwindigkeitsabhängigen Kennlinie ist somit ein geeig¬ netes Kriterium für die Feststellung eines erhöhten Auffahr-
unfallrisikos, d. h. für die Feststellung, dass es sich bei der erkannten Kolonnenfahrt um eine auffahrunfallkritische Situation hande1t.
In der Fig. 2 ist das Fahrzeug 1 mit einer Vorrichtung 10 zur Erkennung von auffahrunfallkritischen Situationen im Kolon¬ nenverkehr dargestellt. Die Vorrichtung 10 umfasst eine umge- bungserfassende Sensorik 11, die zumindest den in Fahrtrich¬ tung vor dem Fahrzeug 1 gelegenen Bereich erfasst, insbeson¬ dere Objekte in diesem Bereich erfasst. Die umgebungserfas¬ sende Sensorik 11 kann Radar, Laser, Kamerasysteme oder der¬ gleichen zur messtechnischen Erfassung der Bewegungen des vorwärts gerichteten Verkehrs umfassen. Die Signale der umge- bungserfassenden Sensorik 11 werden einer Auswerteeinheit 12 zugeführt, die aus den Daten insbesondere den Abstand, die Geschwindigkeit sowie die Beschleunigung vorausfahrender Ob¬ jekte ermittelt.
Zur Ermittlung von relativen Größen, wie beispielsweise der Relativgeschwindigkeit des vorausfahrenden Objekts 2 zum Fahrzeug 1 kann der Auswerteeinheit 12 außerdem die Eigenge¬ schwindigkeit vego des Fahrzeugs 1 durch eine Geschwindig- keitsbestimmungseinrichtung 13 zugeführt werden. Die Auswer¬ teeinheit 12 steht mit einer Zeitabstandsberechnungseinrich- tung 14 in Verbindung, in der ein aktueller Zeitabstand zwi¬ schen dem Fahrzeug 1 und einem vorausfahrenden Objekt 2 er¬ mittelt wird.
Weiterhin steht die Auswerteeinrichtung 12 mit einer Bremsbe- schleunigungsbewertungseinrichtung 15 in Verbindung, in der überprüft wird, ob die erfasste Bremsbeschleunigung des vo¬ rausfahrenden Objekts 2 oberhalb eines vorgegebenen, gegebe¬ nenfalls geschwindigkeitsabhängigen, Bremsbeschleunigungswer- tes liegt.
Die Auswerteeinrichtung 12 steht weiterhin mit einer Gütebe¬ stimmungseinrichtung 16 in Verbindung, die beispielsweise ei¬ nen Gütefaktor für die Güte der Objekterkennung ermittelt. Dazu kann die Gütebestimmungseinrichtung 16 mit einer Fahrt- kursermittlungseinrichtung 17 in Verbindung stehen. Somit kann bewertet werden, ob die Objekterkennung tatsächlich ein Objekt im zukünftigen Fahrtkurs des Fahrzeugs 1 für die Er¬ mittlung des Zeitabstands und der Bremsbeschleunigung zugrun¬ de gelegt hat.
In einer Bewertungseinheit 18 wird auf Grund der Daten der Einrichtungen 14, 15, 16 ermittelt, ob eine auffahrunfallkri¬ tische Kolonnenfahrt vorliegt. Wird dies erkannt, so kann ü- ber eine Fahrerwarneinrichtung 19 eine Warnung an den Fahrer ausgegeben werden. Die Warnung kann akustisch und/oder op¬ tisch und/oder haptisch erfolgen. In der Bewertungseinrich¬ tung 18 wird insbesondere überprüft, ob der Zeitabstand TH über eine vorgebbare Zeitspanne innerhalb eines vorgebbaren Bereichs liegt.
Weiterhin kann die Bewertungseinrichtung 18 mit einem Sicher¬ heitssystem 20 in Verbindung stehen, welches im Ausführungs¬ beispiel als Bremsanlage ausgebildet ist. Liegt eine auffahr- unfallkritische Kolonnenfahrt vor und ist eine Warnung an den Fahrer bereits ergangen, ohne dass dieser reagiert hat, so kann das Sicherheitssystem 20 so angesteuert werden, dass ei¬ ne autonome Bremsung des Fahrzeugs zur Vermeidung eines Auf¬ fahrunfalls erfolgt. Alternativ oder zusätzlich kann vorgese¬ hen sein, dass über einen oder mehrere Sensoren 21 erfasst wird, welche Bremsanforderung der Fahrer an die Bremsanlage stellt. Ist diese nicht ausreichend, so kann ein intelligen¬ ter Bremskraftverstärker 22 angesteuert werden, um die Brems-
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kraft so zu erhöhen, dass das Fahrzeug nicht auf das voraus- fahrende Objekt 2 auffährt.
Weiterhin kann eine Auslöseeinrichtung 23 für einen Bremsas¬ sistenten vorgesehen sein, wobei bei Erkennen einer auffahr- unfallkritischen Kolonnenfahrt die Auslöseschwellen abgesenkt werden.