Verfahren und Modul zum vorrausschauenden Anfahren von Dampfturbinen
Beschreibung
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum vorrausschauenden, auch als prädik- tiv bezeichneten, Anfahren von Dampfturbinen und ein Modul zur Durchführung des Verfahrens gemäß den Ansprüchen 1 und 23 und ist insbesondere geeignet zur An¬ fahroptimierung von Dampfturbinen mit und ohne Darnpf-Zwischenüberhitzung.
Während der Anfahrt eines Kraftwerksblocks entstehen dem Kraftwerksbetreiber erhöh¬ te Eigenkosten, da die Stromerzeugung nach der Synchronisation des Generators mit dem elektrischen Versorgungsnetz mit einem stark reduzierten thermischen Wirkungs¬ grad gegenüber dem Betrieb der Turbine mit den Nenndampfparametern stattfindet. Die Kraftwerksblöcke werden nach dem Leistungsbedarf des elektrischen Versorgungsnet¬ zes betrieben. Ist der Leistungsbedarf des Versorgungsnetzes gering, müssen ausge¬ wählte Kraftwerks-Blöcke sogar ganz abgestellt werden. Steigt der Leistungsverbrauch dagegen wieder an, werden die Kraftwerksblöcke wiederum angefahren und auf das elektrische Versorgungsnetz aufgeschaltet. Für den Kraftwerksbetreiber ist dieser An- fahrprozess kostenintensiv und insbesondere in Abhängigkeit von der Stillstandsdauer eines Kraftwerksblockes erhöhen sich die Anfahrkosten stetig.
Eine der Einflussgrößen auf die Anfahrdauer und somit auf die Gesamtanfahrkosten eines Kraftwerksblockes betrifft das Anfahren des Kessels, wobei jedoch mittels einer eingesetzten Regelung eine Optimierung des Kesselanfahrens erreichbar ist.
Ein solches Verfahren zur Optimierung der Anfahrvorgänge des Kessels eines Kraft¬ werksblockes ist beispielsweise im Aufsatz mit dem Titel „Richtig Dampf machen - Op¬ timiertes Anfahren von Dampferzeugern in Kraftwerken", Energie Connect, Ausgabe 4/2003, http://www.triojobs.de/connect/artikellang. php?artikelnummer=866 oder http://www.abb.de/connect, beschrieben.
Das Anfahren des Kessels umfasst jedoch nur einen relativ kleinen Abschnitt des ge¬ samten Anfahrprozesses eines Kraftwerksblockes. Der Anfahrzeitabschnitt, indem die Kosten vom Kessel beeinflusst werden, beschränkt sich auf die schnelle Bereitstellung von Dampf für den Turbinenstart. Die Startparameter, wie die Frischdampftemperatur und die Eintrittstemperatur des zwischenüberhitzten Dampfes in die Turbine, werden üblicherweise nach der momentanen Metalltemperatur der jeweiligen Turbinenteilen gewählt. Die über die Umleitstationen vom Kessel gelieferte Dampfmenge und der Startdampfdruck des Kessels werden dagegen durch die konstruktive Auslegung des Kessels entscheidend beeinflusst.
Eine wesentliche Einflussgröße, bezogen auf die Gesamtanfahrkosten des Kraftwerks¬ blockes, ist die Anfahrdauer der Turbine. Nachdem die Staridampfparameter durch den Kessel bereitgestellt sind, werden die weiteren Anfahrkosten ausschließlich durch den Anfahrprozess der Turbine bestimmt.
Konventionelle Verfahren zum Anfahren der Kraftwerksblöcke nutzen üblicherweise vorab ausgelegte Anfahrdiagramme, wodurch jedoch die bestehenden Freibeträge bis zur zulässigen Beanspruchung der kritischen Turbinenmetalle durch die in den Anfahr¬ diagrammen festgelegten Verläufe nicht vollständig ausgenutzt werden und somit be¬ reits eine erste notwendige Bedingung für ein kostengünstiges Anfahren der Turbine und dadurch auch des Kraftwerksblockes nicht erfüllt ist.
Falls ein Anfahrdiagramm für die kürzeste Anfahr-Dauer vom Kessel- und Turbinenliefe¬ ranten vorliegt, kann das Anfahren mit der kürzesten Anfahr-Dauer nur mit den zugrun¬ de gelegten Start-Dampf parametem, wie der Startdampftemperatur, dem Startdampf¬ druck und der Startmetalltemperatur der kritischen Turbinenkomponenten, ausgeführt werden.
Für ein kostengünstiges Anfahren der Turbine und dadurch auch des Kraftwerksblockes müssen somit die nachfolgenden zwei Bedingungen erfüllt sein.
Die erste notwendige Bedingung für das kostengünstige Anfahren der Turbine und da¬ durch auch des Kraftwerksblockes besteht darin, dass die Freibeträge der zulässigen Beanspruchung der Turbinenmetalle für die Erreichung des kürzesten Turbinenanfah- ren voll ausgenutzt werden.
Die zweite notwendige Bedingung für das kostengünstige Anfahren der Turbine und dadurch auch des Kraftwerksblockes wird durch eine Optimierung des Anstieges des Eintritts-Dampfdruckes in die Turbine erfüllt.
Die Beanspruchung des Turbinenmetalls, insbesondere in den Turbinenrotoren und der Gehäusewand der Turbine, wird bisher mittels einer sogenannten Grenzregelung gere¬ gelt, welche nur im Bereich oberhalb der zulässigen Beanspruchung der Turbine aktiv wird. Diese Grenzregelung korrigiert nur kurzzeitig den Gradienten der Eintrittsdampf¬ temperatur der Turbine, falls die Beanspruchung des Turbinenmetalls die zulässige Be¬ anspruchungsgrenze überschreitet. Somit findet keine Regelung auf einen Sollwert der Beanspruchung im Bereich unterhalb der zulässigen Beanspruchung des Turbinenme¬ talls statt. Es bleibt ein Rest-Freibetrag in der zulässigen Beanspruchung für das Turbi- nenanfahren ungenutzt. Mit dem Einsatz der Grenzregelung ist die vom Kraftwerks¬ betreiber angestrebte kürzeste Anfahrdauer der Turbine und dadurch auch des ganzen Kraftwerksblockes nicht erreichbar.
Beim Anfahren der Turbine nach einem Anfahrdiagramm werden die Anstiege der Dampfparameter, wie beispielsweise der Dampftemperaturen und der Dampfdrücke am Turbineneintritt, sowie das Drehzahl-Hochfahren der Turbine ausschließlich fest vorpro¬ grammiert. Unter der Annahme, dass die kürzeste Anfahr-Dauer nach einem Anfahrdia¬ gramm sichergestellt wird, gelten nur die im Anfahrdiagramm vordefinierten Start- Dampftemperaturen und der im Anfahrdiagramm festgelegte Dampfdruckanstieg.
Ausgehend vom beschriebenen Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein Modul zur Ausführung des Verfahrens zur prädiktiven
Bestimmung optimaler Dampfparametern am Turbineneintritt, aber auch am Kesselaus¬ tritt, für ein kostengünstiges Anfahren von Dampfturbinen anzugeben, welches insbe¬ sondere zur Anfahroptimierung von Dampfturbinen mit und ohne Zwischenüberhitzung eingesetzt wird, und wodurch eine verbesserte Anfahrstrategie des Kraftwerksblockes mit minimalem Kostenaufwand erreichbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen, Verbesserungen des erfindungsgemäßen Verfahrens und ein Modul zur Ausführung des Verfahrens sind in weiteren Ansprüchen und in der Beschreibung angegeben.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zur prädiktiven Bestimmung optimaler Dampf¬ parameter am Turbineneintritt und am Kesselaustritt für das kostengünstige Anfahren der Dampfturbinen eines Kraftwerksblocks werden unter Berücksichtigung der gemes¬ senen Startparameter der Turbine mittels eines Moduls zur prädiktiven Anfahroptimie¬ rung innerhalb eines kurzen Zeitabschnittes die optimalen zeitlichen und somit kosten¬ günstigsten Verläufe der Eintrittsdampfparameter der HD- und MD-Teilturbine, wie bei¬ spielsweise die Dampftemperatur und der Dampfdruck am Turbineneintritt, aber auch am Kesselaustritt ermittelt und zur Realisierung der Kesselregelung und Turbinenrege¬ lung als Sollwertverläufe für die Regelung der Dampftemperaturen und Dampfdrücke aufgeschaltet.
Durch die vorrausschauende Bestimmung der zeitlich optimalen Dampfparameter- Verläufe des Turbinen-Anfahrprozesses wird mittels eines im Modul zur prädiktiven An¬ fahroptimierung integrierten Vorschaumodells das thermodynamische Verhalten der realen Turbinenanlage stationär und dynamisch nachgebildet und im Vergleich mit dem Verhalten der realen Anlage um ein Vielfaches beschleunigt ermittelt, womit dem Be¬ triebspersonal des Kraftwerksblockes in vorteilhafter Weise die Vorschau der erforderli¬ chen Dampfparameter für den Anfahrprozess der Turbine innerhalb kürzester Zeit vor¬ liegt. Der Beschleunigungsfaktor ist mittels eines dem Modul zur prädiktiven Anfahrop¬ timierung aufgeschalteten Einstellers beliebig groß einstellbar.
Die Eintritts-Dampfparameter beziehen sich dabei auf die Frischdampftemperatur und den Frischdampfdruck bei Turbinen ohne Zwischenüberhitzung und auf die Frisch-
dampftemperatur, den Frischdampfdruck und auch auf die Eintrittsdampftemperatur und den Eintritts-Dampfdruck bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass mittels des Vor¬ schaumodells unter Berücksichtigung der aktuell gemessenen Turbinenmetalltempera- turen für den HD- bzw. MD-Turbineneintritt auch die Wunsch- Startdampftemperatur und der Wunsch-Startdampfdruck ermittelt und der Kesselregelung zur Realisierung zur Verfügung gestellt werden.
Für die erforderliche Erfassung der dreidimensionalen Spannungen der kritischen Kom¬ ponenten der Turbine ist eine Einrichtung vorgesehen, welche vorzugsweise mittels des in der DE 199 10 222 C2 beschriebenen Verfahrens anhand der dreidimensionalen Spannung eine Vergleichsspannung ermittelt und für diese die zulässige Grenze gene¬ riert, welche von der aktuellen Turbinenmetalltemperatur der kritischen Turbinenkom¬ ponenten, im folgenden auch als Turbinenmetall bezeichnet, abhängt. Vor jeder neuen Aktivierung der Vorschauermittlung für das optimale und somit kostengünstige Anfahren der Turbine werden die mit dem erfindungsgemäßen Modul ermittelten thermodynami- schen Parameter mit den aktuellen Parametern der realen Turbine abgeglichen.
Die Einrichtung zur Ermittlung der Vergleichsspannung benötigt keine Mess-Sonde, wodurch in vorteilhafter Weise eine kostspielige Konstruktion der Sonde zur Erfassung der Beanspruchung der kritischen Turbinenkomponenten entfällt, insbesondere bei der Doppelgehäuse-Ausführung einer Hochdruckteilturbine aufgrund der unterschiedlichen Gehäuse-Dehnungen.
Alternativ ist für die betriebsmäßige Erfassung der Beanspruchung in den kritischen Metall-Komponenten der Turbine, also des Turbinenmetalls, ein Gerät vorgesehen, das sich beispielsweise auf einer von außen in die Turbine, vorzugsweise an einer kriti¬ schen Metallstelle, eingeführten speziellen Sonde zur Bestimmung der Dampftempera¬ tur befindet.
Erfindungsgemäß ist weiterhin vorgesehen, alternativ zur Erfassung der dreidimensio¬ nalen Spannungen der kritischen Turbinenkomponenten und der daraus resultierenden
Vergleichsspannungen, nur die tangentialen Wärmespannungen der Außen- und der Innenfaser der kritischen Stelle der Turbinenkomponente zu ermitteln, und zwar auf¬ grund der nachgebildeten Temperaturdifferenz zwischen der jeweiligen Metall-Faser und der sogenannten integralen Mitteltemperatur der radialen Temperaturverteilung in der jeweiligen Turbinenkomponente. Die tangentialen Wärmespannungen der Außen- und der Innenfaser der kritischen Stelle der Turbinenkomponente werden zusätzlich zu den aktuellen Vergleichsspannungen der Außen- und der Innen-Faser dem Betriebs¬ personal angezeigt.
Obwohl die ermittelten Temperaturdifferenzen nur die tangentiale Wärmespannung an den kritischen Stellen der Turbinenkomponente, ohne Berücksichtigung des Einflusses des Dampfdruckes und der Rotordrehzahl, erfassen und daher nur einen Teil der tan¬ gentialen Komponente der bestehenden dreidimensionalen Spannung in der Metallfaser darstellen, wird die ermittelte Temperaturdifferenz als Regelgröße an Stelle der ermittel¬ ten Vergleichsspannung eingesetzt und damit in vorteilhafter Weise eine bessere Re¬ gelqualität gegenüber der Verwendung der ermittelten Vergleichsspannung als Regel¬ größe erzielt. Die Regelgröße bezüglich der Temperaturdifferenz wird somit bei einer Änderung der Dampftemperatur als Folge der vom Regler geänderten Stellgrößen, wie der Öffnungsgeschwindigkeit der Regelventile bei Turbinen ohne Zwischenüberhitzung, der Öffnungsgeschwindigkeit der Abfangventile bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung und der Änderungsgeschwindigkeit der Eintrittsdampftemperatur am Turbineneintritt, regelungstechnisch günstig beeinflusst.
Die Regelung der ermittelten Temperaturdifferenz auf den Sollwert der zulässigen Temperaturdifferenz oder die Regelung der ermittelten Vergleichsspannung auf den Sollwert der zulässigen Vergleichsspannung sind somit im erfindungsgemäßen Verfah¬ ren alternativ anwendbar, da die geltenden zulässigen Grenzen für die Vergleichsspan¬ nung in die entsprechenden zulässigen Grenzen für die geregelten Temperaturdifferen¬ zen mittels des Vorschaumodells umgerechnet werden und dabei die einzig für die Be¬ urteilung der Beanspruchung ausschlaggebenden Vergleichsspannungen auf deren zulässigen Sollwerte gleichzeitig geregelt werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zu Beginn des Anfahrprozesses die Bean¬ spruchung an den kritischen Stellen der Turbine, vorzugsweise der Turbinenrotoren,
aber auch der Gehäusewand der Turbine, auf einen optimal ansteigenden Beanspru¬ chungs-Sollwert in der geschlossenen Regelschleife bis zur Erreichung seiner zulässi¬ gen Beanspruchungsgrenze und weiterhin auf den mit der zulässigen Beanspruchung identischen Sollwert geregelt, was im Folgenden auch als Beanspruchungsregelung bezeichnet wird. Als Stellgröße wird zunächst die Öffnungsgeschwindigkeit der Regel¬ ventile und nach Erreichen der maximalen Stellung der Regelventile wird als Stellgröße die Anstiegsgeschwindigkeit der Eintrittstemperatur am Turbineneintritt eingesetzt. Wenn die Änderung der Außenfaser-Temperatur des kritischen Turbinenmetalls nicht durch die Verstellung einer der - oben angegebenen - Stellgrößen, sondern durch den sich ändernden Wärmeübergangskoeffizienten zustande kommt, wird dabei die Beanspruchungs-Regelung nur ergänzend aktiv, damit die Übereinstimmung der Ist- Beanspruchung mit dem Beanspruchungssollwert erzielt wird. Auf diese Weise wird der Störeinfluss des beim Anfahren ansteigenden Dampfdruckes eliminiert und die benötig¬ te Stabilität der Beanspruchungs-Regelung des kritischen Turbinenmetalls sichergestellt und folglich der angestrebte optimale Verlauf der Frisch-Dampftemperatur am Turbi¬ neneintritt bis auf die Nenndampfparameter innerhalb einer mittels des Beschleuni¬ gungsfaktors einstellbaren kurzen Ermittlungsdauer realisiert.
Für die Ermittlung entsprechenden Dampftemperaturen am Kessel-Austritt umfasst das erfindungsgemäße Modul zur prädiktiven Anfahroptimierung ein dynamisches Modell der Dampfrohrleitungen zwischen dem Kessel und der Turbine, womit anhand des er¬ mittelten optimalen Verlaufes der jeweiligen Eintrittsdampftemperatur in die Turbine auch die entsprechenden Dampftemperaturen am Kessel-Austritt ermittelbar sind.
Durch die Regelung der Beanspruchung an den kritischen Stellen der Turbine auf den optimal geführten Sollwert wird die Beanspruchung des kritischen Turbinenmetalls bis zur zulässigen Grenze für die Erzielung des kürzesten Anfahrprozesses konsequent ausgenutzt, wodurch die erste notwendige Bedingung zur Erreichung des kostengüns¬ tigsten Turbinen-Anfahrens erfüllt ist.
Die zweite notwendige Bedingung zur Erreichung des kostengünstigsten Turbinen- Anfahrens wird durch die Sicherstellung eines monotonen Anstiegs der Frischdampf- Enthalpie unter Berücksichtigung der Erhaltung einer gleichmäßig verlaufenden Damp-
ferzeugung mittels einer vorgesehenen Grenz-Regelung der Frischdampf-Enthalpie er¬ füllt. Die Grenz-Regelung des monotonen Enthalpie-Anstieges verwendet als Stellgröße die Änderungs-Geschwindigkeit des Frischdampfdruckes. Der daraus resultierende zeit¬ liche Verlauf des Frischdampfdruckes wird hierbei als optimaler Verlauf für den Anfahr- prozess bei gleichzeitig erfüllter Nebenbedingung bezüglich des monotonen Anstieges der Frischdampf-Enthalpie ermittelt. Der Enthalpiezuwachs bezogen auf den Frisch¬ temperaturzuwachs wird als prozentmäßiger Anteil des Verhältnisses der Differenzen der Frischdampf-Enthalpien und der Frischdampf-Temperaturen zwischen deren Start- und Nenn-Werten optimiert.
Auch ohne die einzuhaltende Nebenbedingung bezüglich des monotonen Anstieges der Frischdampf-Enthalpie ist ein alternativer Verlauf zu dem bisher als optimal angenom¬ menen Verlauf des Frischdampfdruckes ermittelbar. In den beiden - unter unterschied¬ lichen Nebenbedingung - ermittelten Verläufen wird stets der minimale Kostenaufwand ermittelt, indem der in nachfolgender Formel (1) dargestellte ermittelte Kostenaufwand K unter Berücksichtigung des spezifischen Kaufpreises des Brennstoffes ξßR.th. des spezifischen Verkaufspreises des elektrischen Stromes ξelStr und der Differenz Δ der Energie im Brennstoff ThEκe und der mit der Turbine umgesetzten Energie ETu bei Be¬ endigung des Anfahrprozesses entsprechend folgender Formel
K = ξBR,th " ThEKe - ξelStr . ETIP
= ξelStr - ( Δ - ThEKe (1- ε )/ ε ) = (1)
= ξelStr " Ekofaktor mit ε = ξelStr / ξBR.th und mit Ekofaktor = ( Δ - ThEKe (1- ε )/ ε ) minimiert wird.
In der Formel (1) bei einem bekannten Verhältnis des spezifischen Verkaufspreis des elektrischen Stromes ξelStr und des spezifischen Kaufpreises des Brennstoffes ξBR,th ist jedoch nur der Ausdruck für den definierten Ekofaktor minimierbar, so dass der mi¬ nimale Kosten-Aufwand min(K) nach folgenderer Formel (2) ermittelbar ist:
min(K) = ξelStr ■ π\\n(Ekofaktor) (2)
Die Einführung des Ekofaktors ermöglicht in vorteilhafter Weise, dass unterschiedliche Anfahrprozesse, bezüglich der Anfahrkosten, miteinander vergleichbar werden und bei¬ spielsweise ein Anfahrprozess - im Vergleich mit dem Anfahrprozess bei erfüllter Ne¬ benbedingung des monotonen Enthalpie-Verlaufes - einen niedrigeren Ekofaktor und somit niedrigere Anfahrkosten aufweist.
Damit auch bei stillstehender Turbine, im sogenannten Offline-Betrieb die Abgleich- Funktionen der relevanten physikalischen Größen des Vorschaumodells an die ent¬ sprechenden physikalischen Größen der später in Betrieb genommenen Realturbine überprüfbar sind, umfasst das erfindungsgemäße Modul ein Modell zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Turbinenanlage einschließlich der Verbindungs-Rohrleitung mit dem Kessel, welches durch Aufschaltung des Be¬ schleunigungsfaktors ein vielfach beschleunigt arbeitendes Modell für die relevanten physikalischen Größen, wie beispielsweise Dampf-, Metall-Temperaturen, Dampfdrü¬ cke, Turbinendrehzahl nachbildet.
Eine weitere Besonderheit des Modells zur Nachbildung der realen Turbinenanlage ein¬ schließlich der Verbindungs-Rohrleitung mit dem Kessel, sowie auch des Vorschaumo¬ dells besteht darin, dass mit diesen Modellen der Anfahrprozess unter Verwendung ei¬ nes Anfahrdiagramms zur Ausnutzung der zu Beginn des Anfahrprozesses verfügbaren Freibeträge der zulässigen Beanspruchung des Turbinenmetalls überprüfbar ist. Die entstehenden Anfahrkosten mittels des oben angegebenen Ekofaktors beim Anfahren nach einem Anfahrdiagramm werden mit dem Vorschaumodell ermittelbar. Somit ist ein Vergleich beim Anfahren der Turbine nach einem Anfahrdiagramm unter Verwendung des Vorschaumodells mit dem oben beschriebenen Verfahren möglich.
Das Modul zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum prädiktiven Anfah¬ ren von Dampfturbinen einer Turbinenanlage umfasst ein Vorschaumodell zur Ermitt¬ lung der optimalen Dampfparameter, wie beispielsweise des Frischdampfdrucks und der Frischdampftemperatur vor der HD-Turbine bei Turbinen ohne Zwischenüberhitzung und dazu zusätzlich des Dampfdruckes und der Dampftemperatur des zwischenüber- hitzten Dampfes bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung, am Turbineneintritt und am Kesselaustritt vor jedem Anfahren der Turbine unter Berücksichtigung der vollständigen
Ausnutzung der zulässigen Beanspruchung des Turbinenmetalls, wobei das Vorschau¬ modell die zulässige Beanspruchung des Turbinenmetalls auf einen optimal ansteigen¬ den Beanspruchungs-Sollwert bis zur Erreichung der zulässigen Größe der Beanspru¬ chung des Turbinenmetalls und weiterhin bis zum Ende des Turbinenanfahrens auf die zulässige Größe der Beanspruchungsgrenze des Turbinenmetalls in einer geschlosse¬ nen Regelschleife regelt. Als Stellgröße wird zunächst die Öffnungsgeschwindigkeit der Frischdampfregelventile oder der Abfangventile - bei einer Turbine mit Zwischenüber- hitzung - und nach Erreichen der maximalen Stellung der Regelventile als Stellgröße die Anstiegsgeschwindigkeit der Eintrittstemperatur am Turbineneintritt eingesetzt.
Ist die reale Turbine abgestellt und kann die Turbine dem Modul zur prädiktiven Anfahr¬ optimierung keine Messwerte zur Verfügung stellen, wird zur Überprüfung der Funktio¬ nen des erfindungsgemäßen Moduls ein Modell zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Turbinenanlage, welches insbesondere die Dampf¬ turbine, die Rohrleitungen, die Umleitstationen und die Geräten zur betriebsmäßigen Erfassung der Rotorbeanspruchung der Turbine nachbildet, in das Modul zur prädikti¬ ven Anfahroptimierung integriert. Das Modell zur Nachbildung der realen Turbinenanla¬ ge ist dafür eingerichtet, die Turbinenmetalltemperaturen der kritischen Turbinenteile nachzubilden, insbesondere zur Ermittlung der tangentialen Wärme-Spannungen des kritischen Turbinenmetalls, und dem Vorschaumodell zur Weiterverarbeitung zuzufüh¬ ren.
Dazu umfasst das Modell zur Nachbildung der realen Turbinenanlage ein Teilmodell der Turbine, ein Teilmodell der Umleitstationen, ein Teilmodell der Verbindungsdampfrohr¬ leitungen zwischen dem Kessel und der Turbine zur Ermittlung des Wärme- und Druck- Verlustes in der Dampfrohrleitung zwischen Kessel und Turbine sowie ein Modul zur Ermittlung der thermischen Beanspruchung an den kritischen Komponenten der Turbi¬ ne.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, mittels eines Einstel¬ lers einen beliebigen Beschleunigungsfaktor für das Vorschaumodeli und das Modell zur Nachbildung der realen Turbinenanlage zur Realisierung einer kurzen Ermittlungs¬ dauer der Dampfparameter für das Anfahren der Turbinenanlage einzustellen.
Dadurch wird der angestrebte optimale Anstieg der Frisch-Dampftemperatur am Turbi¬ neneintritt bis auf die Nenndampfparameter und auf die Zielleistung innerhalb einer mit¬ tels des Beschleunigungsfaktors einstellbaren kurzen Ermittlungsdauer realisiert.
Optional ist weiterhin vorgesehen, dass bei einer Abschaltung des Vorschaumodells ein Anfahren der Turbine nach vorgegebenen Anfahrdiagrammen unter Berücksichtigung der mit dem Modell zur Nachbildung der realen Turbinenanlage ermittelten zeitlichen Verläufe der Eintritts-Dampf parameter ausführbar sind.
Das Vorschaumodell zur Ermittlung der kostengünstigsten zeitlichen Verläufe der Dampfparameter am Turbineneintritt und am Kesselaustritt verarbeitet vor dem Start der Turbine die vorgegebenen Messsignale der realen Turbine, unter Berücksichtigung der vom Kessel üblicherweise minimal realisierbaren Start-Frischdampf-Temperatur und der Start-Eintrittstemperatur des zwischenüberhitzten Dampfes, sowie auch der Start- Eintrittsdampfdrücke.
In vorteilhafter Weise kann die beschriebene vorausschauende Ermittlung optimierter Dampfparameter für ein kostengünstiges Anfahren der Turbine mit dem Vorschaumo¬ dell nicht nur vor dem Turbinenstart, sondern auch während des Anfahrprozesses der realen Turbine aktiviert werden, um für den verbleibenden Teil des Anfahrprozesses die günstigsten zeitliche Verläufe der Eintrittsdampfparameter zu ermitteln und dem Be¬ triebspersonal als Vorgabe-Anstiege für die optimale Anfahrfortsetzung vorzulegen.
Weiterhin ist vorgesehen, dass das Vorschaumodell und/oder das Modell zur Nachbil¬ dung des Verhaltens der realen Turbinenanlage Vorgabeparameter, wie beispielsweise aus Wärmeschaltbildern entnehmbare Parameter für die realen Dampf-Temperaturen und Dampfdrücke, Materialwerte der Turbinen-Rotoren und/oder der Turbinengehäuse und zulässige Vergleichsspannungen an kritischen Turbinen-Metallteilen verarbeiten.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem Modul zur Ausführung des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens werden somit in vorteilhafter Weise die kostengünstigsten zeitlichen Verläufe der Frischdampfparameter - bei Dampfturbinen mit Zwischenüberhit- zung auch die Verläufe der Parameter des zwischenüberhitzten Eintritts-Dampfes -
nicht nur am Turbinen-Eintritt, sondern auch am Kesselaustritt vor jedem Start der Tur¬ binenanlage unter Berücksichtigung der zulässigen Beanspruchung der Turbinenkom¬ ponenten, um ein Vielfaches schneller - im Vergleich mit der Dauer des realen Turbi- nenanfahrens - ermittelt. Der Anfahrprozess ist somit durch einen minimalen Anfahr- Kostenaufwand und auch durch eine höhere Wirtschaftlichkeit gekennzeichnet.
Das erfindungsgemäße Verfahren und System sind mit den oben beschriebenen Merk¬ malen auch zur prädiktiven Abfahroptimierung von Dampfturbinen einer Turbinenanlage einsetzbar.
Anhand der in den folgenden Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen sollen die Erfindung sowie vorteilhafte Ausgestaltungen, Verbesserungen und weitere Vorteile der Erfindung näher erläutert und beschrieben werden.
Es zeigen:
Fig. 1 eine beispielhafte Darstellung des erfindungsgemäßen Moduls zur Ermitt¬ lung eines vorrausschauenden kostengünstigen Anfahrens einer Dampf¬ turbine,
Fig. 2 eine detaillierte Darstellung des erfindungsgemäßen Moduls zur Ermitt¬ lung des vorrausschauenden kostengünstigen Anfahrens der Dampfturbi¬ ne,
Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Moduls zur Ermittlung eines vorrausschauenden kostengünstigen Anfahren der Dampfturbine im Online-Betrieb, wobei zur Ausführung der Funktionen des Moduls zur prä¬ diktiven Anfahroptimierung die relevanten physikalischen Prozessdaten der realen Turbine dem Modul zur prädiktiven Anfahroptimierung zuge¬ führt werden,
Fig. 4 ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Moduls zur Er¬ mittlung eines vorrausschauenden kostengünstigen Anfahrens der Dampf¬ turbine im Offline-Betrieb, wobei zur Ausführung der Funktionen des erfin¬ dungsgemäßen Moduls die relevanten physikalischen Prozessdaten die reale Turbine mittels eines Modells zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Turbinenanlage nachgebildet werden,
Fig. 5 eine Darstellung für die Verifizierung des Anfahrens der Turbine nach ei¬ nem Anfahrdiagramm mittels dem Modell zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Turbinenanlage, und
Fig. 6 die optimalen zeitlichen Verläufe der Dampfparameter und zu diesen die entsprechenden Verläufe der Beanspruchung beim Anfahren der Turbine nach einem 48 Stunden Stillstand.
Fig. 1 zeigt eine beispielhafte Darstellung des erfindungsgemäßen Moduls 1 zur Aus¬ führung des Verfahrens zur Ermittlung eines vorrausschauenden kostengünstigen An¬ fahrens einer Dampfturbine, wobei mittels des erfindungsgemäßen Moduls 1 optimale zeitliche Verläufe der Dampfparameter am Turbineneintritt und am Kesselaustritt, ins¬ besondere vor jedem Anfahren der Turbine unter Berücksichtigung der vollen Ausnut¬ zung der zulässigen Beanspruchung des Turbinenmetalls, im folgenden auch Metall¬ beanspruchung genannt, ermittelt werden.
Die Dampfparameter beziehen sich auf den Frischdampfdruck vor der HD-Turbine (PFD.VHD) und am Kesselaustritt (paκ) und die Frischdampftemperatur vor der HD- Turbi¬ ne (TFD.VHDT) und am Kesselaustritt (Taκ) bei Turbinen ohne Zwischenüberhitzung oder auf den Frischdampfdruck vor der HD-Turbine (PFD.VHD) und am Kesselaustritt (paκ), die Frischdampftemperatur (TFD.VHDT) vor der HD- Turbine und am Kesselaustritt (Taκ) den Dampfdruck vor der MD-Turbine (PZÜ.VMD) und am Kesselaustritt (pazü) und die Dampf¬ temperatur vor der MD-Turbine (TZÜ.VMDT) und am Kesselaustritt (Tazü) bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung.
Die Metallbeanspruchung wird in einer geschlossenen Regelschleife mit der Änderung der Öffnungsgeschwindigkeit der Regelventile als Stellgröße YHD bis zur Erreichung der maximalen Regelventilstellung geregelt. Nach dem Erreichen der maximalen Stellung der Regelventile wird die Metallbeanspruchung in der geschlossenen Regelschleife mit der Änderung der Anstiegs-Geschwindigkeit der Frischdampftemperatur als Stellgröße TFD geregelt. Die Änderung der Beanspruchung an der kritischen Stelle des Turbinen¬ metalls, die nur aufgrund einer Änderung des Wärmeübergangskoeffizienten zustande kommt, wird vom erfindungsgemäßen Modul 1 erkannt und der Anteil der Aktivität der
oben angegebenen Regelung entsprechend dem restlichen Bedarf der geregelten Be¬ anspruchung reduziert.
Alternativ wird die Metallbeanspruchung bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung des Turbinenteiles für den zwischenüberhitzten Dampf in der geschlossenen Regelschleife mit der Änderung der Öffnungsgeschwindigkeit der Abfangventile als Stellgröße YMD bis zum Erreichen der maximalen Abfangventilstellung geregelt. Nach dem Erreichen der maximalen Stellung der Abfangventile wird die Metallbeanspruchung des Turbinenteiles für den zwischenüberhitzten Dampf mit der Änderung der Anstiegs-Geschwindigkeit der Eintritts-Temperatur des zwischenüberhitzten Dampfes als Stellgröße TZÜD geregelt. Hierbei wird die Reduzierung der Aktivität der oben angegebenen Regelung eingeleitet, wenn die Beanspruchung nur aufgrund der Änderung des Wärmekoeffizienten zustande kommt.
Die vom Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung ermittelten optimalen zeitlichen Ver¬ läufe der Dampfparameter am Turbineneintritt und am Kesselaustritt, sind insbesondere der Dampftemperatur-Verlauf TvT(t) vor der HD (Hochdruck)- Teilturbine und MD (Mit¬ teldruck)- Teilturbine, der zeitliche Dampfdruck-Verlauf pvT(t) vor der HD-Teilturbine und MD-Teilturbine, die thermische Turbinenleistung und/oder Generatorleistung P(t), die Vergleichsspannungen σv(t) der kritischen Metallstellen der Turbine, welche aus der Außenfaser-Spannung σv,a(t) der kritischen Metallstellen der Turbine und der Innenfa- serspannung σv,i(t) der kritischen Metallstellen der Turbine-bestimmt werden, die zuläs¬ sigen Vergleichsspannungen σv,zul(t) der kritischen Metallstellen der Turbine, welche aus der zulässigen Außenfaser-Spannung und der zulässigen Innenfaserspannung σv,zul(t) der kritischen Metallstellen der Turbine bestimmt werden, die charakterisieren¬ den Metalltemperaturdifferenzen ΔT(t) der Vergleichsspannungen σv(t) für die Außenfa¬ ser-Spannung und die Innenfaserspannung der kritischen Metallstellen der Turbine, die zulässigen Metalltemperaturdifferenzen ΔTzul(t) der zulässigen Vergleichsspannungen σv,zul(t) für die Außenfaser-Spannung und die Innenfaserspannung der kritischen Me¬ tallstellen der Turbine, die ermittelte Wunsch- Dampftemperatur Tstart.wu am HD- Turbineneintritt und am MD-Turbineneintritt und/oder der Ekofaktor, welcher eine spezi¬ fische Größe zum Vergleich der Anfahrkosten für ermittelte Anfahrverläufe für unter¬ schiedliche Anfahrprozesse der Turbine charakterisiert.
Zusätzlich zu den oben genannten zeitlichen Verläufen der physikalischen Größen des Turbinenanfahrens ist das Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung dafür vorgesehen, weitere zeitliche Verläufe Va1 , Va2, wie beispielsweise der Frischdampfenthalpie am Turbineneintritt, für eine optimierte und kostengünstige Anfahrt der Turbine bereitzustel¬ len.
Durch eine geregelte Anstiegs-Geschwindigkeit des Frischdampfdruckes wird ein mo¬ notoner Anstieg der nie zurückgehenden Enthalpie-Größe der Frischdampf-Enthalpie mit Rücksicht auf die Sicherstellung der ruhig verlaufenden Dampferzeugung im Kessel gewährleistet.
Zur Ermittlung der optimierte Dampfparameter am Turbineneintritt und am Kesselaustritt verarbeitet das Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung zusätzlich zu dem betriebs¬ mäßig erfassten Temperaturfeld im Turbinenrotor und/oder im Turbinengehäuse G1 , den Startkesseldruck K1 und Begrenzungssignale K2 vom Kessel 2.
Der Beschleunigungsfaktor zur Aufschaltung auf das Modul 1 mittels eines Einstellers 5, ist beliebig groß einstellbar, womit dem Betriebspersonal des Kraftwerksblockes in vor¬ teilhafter Weise die Vorschau der erforderlichen zeitlichen Verläufe der Dampfparame¬ ter für den Anfahrprozess der Turbine innerhalb kürzester Zeit vorliegt.
Weitere Einflussgrößen für die Ermittlung der zeitlichen Verläufe der Dampfparameter sind Messsignale R1 von der realen Turbine 3, insbesondere die vom Kessel minimal realisierbaren Start- HD- Temperatur Tstart,HD und Start- HD- Druck pstart,HD, oder die Start- MD-Temperatur Tstart,MD und Start- MD- Druck pstart,MD. weiterhin die Turbosatz¬ drehzahl n, der Dampfdruck in der Turbine vor der HD- Beschaufelung PVHDB und vor der MD- Beschaufelung PVMDB bei einer Turbine mit Zwischenüberhitzung, welche zur Ermittlung der zeitlichen Verläufe der Frischdampfparameter - bei Dampfturbinen mit Zwischenüberhitzung auch die Anstiege der Parameter des zwischenüberhitzten Damp¬ fes - nicht nur am Turbinen-Eintritt, sondern auch am Kesselaustritt vor jedem Start der Turbinenanlage verarbeitet werden.
Fig. 2 zeigt eine detaillierte Darstellung des erfindungsgemäßen Moduls 1 zur Ausfüh¬ rung des Verfahrens zur Ermittlung des vorrausschauenden kostengünstigen Anfahren der Dampfturbine, wobei das Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung ein Vorschau¬ modell 10 umfasst, welches beispielsweise die zulässige Beanspruchung des Turbi¬ nenmetalls in einer geschlossenen Regelschleife auf einen optimal, bis zum Wert der zulässigen Beanspruchung geführten Sollwert regelt und anschließend die zulässige Beanspruchung bis zum Erreichen der Nenn-Dampfparameter geregelt einhält. Als Stellgrößen wird zunächst die Öffnungsgeschwindigkeit der Regelventile und nach Er¬ reichen der maximalen Stellung der Regelventile die Anstiegsgeschwindigkeit der Ein¬ trittstemperatur am Turbineneintritt eingesetzt. Die Änderung der Beanspruchung an der kritischen Stelle des Turbinenmetalls, die nur aufgrund einer Änderung des Wärmekoef¬ fizienten zustande kommt, wird erkannt und der Aktivitäts-Anteil der oben angegebe¬ nen Regelung entsprechend dem restlichen Bedarf der geregelten Beanspruchung an- gepasst. Dadurch wird der angestrebte optimale Anstieg der Frisch-Dampftemperatur am Turbineneintritt bis auf die Nenndampfparameter innerhalb einer einstellbaren kur¬ zen Ermittlungsdauer, mittels des auf das Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung aufgeschalteten Beschleunigungsfaktors, realisiert.
Zur Ermittlung optimierter zeitlicher Verläufe der Dampfparameter für die vorrausschau- ende Anfahrt der Turbine umfasst das Vorschaumodell 10 Teilmodelle P1 - P15. Die Teilmodelle umfassen beispielsweise:
- ein thermodynamisches Modell der Dampfturbine P1 einschließlich der regenerati¬ ven Speisewasseranwärmung, der Umleitstationen sowie der Druckdynamik des Zwischenüberhitzers - bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung,
- eine Turbosatzrotor-Dynamik P7 für das Drehzahlhochfahren des Turbosatzes,
- Simulationsmodelle P12, P13 der Verbindungs-Dampfrohrleitungen zwischen dem Kessel und der Turbine,
- Regler P2, P3 für die Ermittlung der HD-Rotor- und MD-Rotor-Beanspruchung mit¬ tels der Stellung der Frischdampfregelventile YHD und der Abfangventile YMD der MD-Turbine,
- eine Regelung P4 der Eintrittsenthalpie vor der HD-Turbine mittels des HD- Dampfdrucks pvHT zur Sicherstellung des optimalen Anstieges des Dampfdruckes am HD-Turbineneintritt als Folge des regelungstechnisch abgesicherten monotonen Verlaufes der Frischdampf-Enthalpie am Turbineneintritt,
- Module P5, P6 für die Ermittlung der Beanspruchung in den kritischen Komponen¬ ten der HD- und MD-Turbine,
- je einen Regler P10, P11 für die Ermittlung der HD-Rotor- und MD- Rotorbeanspruchung mittels der Eintrittstemperatur der HD- und MD-Turbine,
- ein weiteres Simulationsmodell P8 zur Ermittlung der Vergleichsspannung (σVa, σVi) der Außen- und Innen-Faser des HD- und MD-Rotors,
- eine Einheit P9 zur Bestimmung der zulässigen Vergleichs-Beanspruchungen σVa, 0ViZUL und zur Umrechnung der zulässigen Vergleichs-Beanspruchungen σVa, CVIZUL in die Werte der zulässigen Temperaturdifferenzen (ΔTa, ΔTj)2UL am HD- und MD- Rotor,
- ein weiteres Modell P14 zur Ermittlung des Ekofaktors anhand der thermodynami- schen Größen der Eintritts- und Austritts-Dampf- Enthalpie und der - ins elektri¬ schen Versorgungsnetz eingespeisten - Generatorleistung P(t), sowie
- ein weiteres Simulationsmodell P15 zur Bestimmung der Eintritts- Wunschtemperaturen anhand der gemessenen Start-Turbinen- Metalltemperaturen und der vom Kessel angegebenen minimalen Eintrittsdampfdrücke.
In vorteilhafterweise wird die zulässige Vergleichsspannung des Turbinenmetalls in die entsprechende zulässige Grenze der charakteristischen Temperaturdifferenz ΔTZUL als Differenz (ΔTZUL = Ta - Tm, bzw. ΔTZUL = TJ - Tm) zwischen der integralen Mitteltempera¬ tur (Tm) der radialen Temperaturverteilung in der Turbinenkomponente und der Tempe¬ ratur der Außenfaser (T3) oder der integralen Mitteltemperatur (Tm) der radialen Tempe¬ raturverteilung in der Turbinenkomponente und der Temperatur der Innenfaser (Tj) der Metallturbinenkomponente umgerechnet und statt der Vergleichsspannung als Regel¬ größe für die Temperaturdifferenz ΔT eingesetzt.
Die Bereitstellung der ermittelten Wärme- und Druckverluste durch die Simulationsmo¬ delle P13, P14 der Verbindungsdampfrohrleitungen zwischen dem Kessel und der Tur¬ bine ermöglicht dem Vorschaumodell die Umrechnung der zeitlichen Verläufe der Dampfparameter am Turbineneintritt für die Sollwerte der Frischdampfregelung des Kessels durchzuführen.
Bei der Durchführung des Verfahrens zum prädiktiven Anfahren der Turbine wird zur Ermittlung optimierter zeitlicher Verläufe der Dampfparameter zwischen Online- und Offline Betrieb unterschieden.
Im Online-Betrieb werden die zulässige Beanspruchung X1 der Turbine aus einer Da¬ tenbank 11 des Moduls 1 , die betriebsmäßig erfassten Turbinenmetalltemperaturen G1 aus dem Gerät 4 zur betriebsmäßigen Erfassung des Temperaturfeldes im Turbinenro¬ tor und/oder im Turbinengehäuse und die Dampfparameter R1 aus der realen Turbine 3 dem Vorschaumodell 10 zur Ermittlung der optimierten zeitlichen Verläufe der Dampf¬ parameter (TvT(t), pvT(t), P(t), σv(t), σv,zul(t), ΔT(t), σv,zul(t), Tstart.wu, der Ekofaktor sowie die Eintrittsdampfenthalpie) am Turbineneintritt und am Kesselaustritt zugeführt und diese Parameter (TvT(t), pvT(t), P(t), σv(t), σv,zul(t), ΔT(t), σv,zul(t), Tstart.wu, der Ekofaktor sowie die Eintrittsdampfenthalpie) an den Ausgängen 01 bis O9 ausgegeben.
Wird dem Modul 1 die reale Turbine 3 aufgeschaltet (siehe auch Fig. 3), erhält das Vor¬ schaumodell 10 an einem ersten Eingang In1 Messsignale R1 von der realen Turbine 3 und an einem weiteren Eingang In2 vom Gerät 4 das betriebsmäßig ermittelte Tempe¬ raturfeld im Turbinenrotor und/oder im Turbinengehäuse G1. Dazu befinden sich die Schalter A1 und A2 in der oberen Stellung Ao.
Der Startkesseldruck K1 , welcher dem vom Kessel 2 zu realisierenden minimalen Start- Frischdampfdruck oder dem zwischenüberhitzten Druck - bei einer Turbine mit Zwi- schenüberhitzung - entspricht, und die Begrenzungssignale K2 von den kritischen Me¬ tallstellen im Kessel 2 werden über einen dritten Eingang In3 und einen vierten Eingang In4 dem Vorschaumodell 10 zur Berücksichtigung der Anstiege der Eintrittsdampfpara¬ meter der Turbine, zugeführt.
Im Offline-Betrieb werden als Ersatz für die Messsignale R1 und G1 die mittels des Mo¬ dells 12 zur Nachbildung der Turbinenanlage simulierten Messsignale dem Vorschau¬ modell 10 zur weiteren Verarbeitung am Ausgang M2 zugeführt.
Ist die Turbine nicht Betrieb (siehe auch Fig. 4), werden auch die Messsignale von der realen Turbine 3 mittels des Modells 12 zur Nachbildung der Turbinenanlage nachge¬ bildet und dem Vorschaumodell 10 als nachgebildete Messsignale M1 am ersten Ein-
gang In1 übermittelt. Dazu befinden sich die Schalter A1 und A2 in der unteren Stellung Au, der Schalter B in der oberen Stellung Bo, der Schalter A2 in der unteren Stellung Au und der Schalter C in der oberen Stellung Co. Die Verifikation der Funktionen des Mo¬ duls 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung wird also mittels des Modells 12 zur Nachbil¬ dung der realen Turbinenanlage ausgeführt. Mittels des Modells 12 werden die sonst an der realen Turbine 3 gemessenen Signale R1 und G1 simuliert und am Ausgang M2 zur weiteren Verarbeitung am zweiten Eingang In2 dem Vorschaumodells 10 übermit¬ telt.
Mit dem Modell 12 zur Nachbildung der realen Turbinenanlage werden die Dampfturbi¬ ne, die Umleitstationen, die Verbindungsdampfrohrleitungen zwischen dem Kessel und der Turbine und/oder die Beanspruchung an den kritischen Komponenten der Turbine, nachgebildet.
Das Vorschaumodell 10 und/oder das Modell 12 zur Nachbildung der Turbinenanlage verarbeiten weiterhin Vorgabeparameter X1 , wie beispielsweise von einem Wärme¬ schaltbild bereitgestellte Auslegungstemperaturen, Materialwerte der Turbinen-Rotoren und/oder des Turbinengehäuses sowie die zulässige Grenze der Vergleichsspannun¬ gen an den kritischen Metallteilen, welche vorzugsweise in einer Datenbank 11 des Moduls 1 gespeichert sind und an einem fünften Eingang In5 dem Vorschaumodell 10 und an einem sechsten Eingang In6 dem Modell 12 zur Nachbildung der realen Turbi¬ nenanlage zugeführt werden.
In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird das Anfahren der Turbine nach einem im Modul 1 integrierten Anfahrdiagramm und mit Hilfe des vielfach beschleunig¬ ten Vorschaumodells 10 und/oder dem Modell 12 zur Nachbildung der Turbinenanlage, bezüglich der Ausnutzung der zulässigen Grenzen der Beanspruchung des kritischen Turbinenmetalls (siehe Fig. 5), verifiziert und ein Vergleich mit dem Anfahren nach dem Vorschaumodell ermöglicht.
Dazu befinden sich der Schalter B und A2 in den unteren Stellungen Bu und Au sowie der Schalter C in der oberen Stellung Co und die erzeugten zeitliche Verläufe der Ein¬ trittsdampfparameter gemäß Anfahrdiagramm, die an den Ausgängen D1 und D2 eines
Anfahrdiagramm-Generators 13 anstehen, werden mittels der Eingangssignale, am ers¬ ten Eingang In1 dem Vorschaumodell 10 und am siebenten Eingang In7 dem Modell 12 zur Durchführung der Verifikation übermittelt.
Befindet sich der Schalter C in der unteren Stellung Cu, werden unter Berücksichtigung der aktuell gemessenen Metalltemperaturen an kritischen Stellen des Turbinenmetalls die „Wunsch-Start-Dampftemperatur" für den HD- bzw. MD-Turbineneintritt der Kessel¬ regelung als Vorgabe zur Realisierung vorgelegt und für die „Wunsch-Start- Dampftemperatur" für den HD- bzw. MD-Turbineneintritt die Anfahr-Vorschau mit Hilfe des Vorschaumodells 10 ermittelt.
Fig. 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Moduls 1 zur Ermittlung des vorrausschauenden kostengünstigen Anfahrens der Dampfturbine, wobei zur Aus¬ führung der Funktionen des Moduls 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung die gemesse¬ nen Prozessdaten von der realen Teil-Turbine, wie beispielsweise Temperaturen und Dampfdrücke der realen Turbine 3, dem Vorschaumodell 10 zugeführt werden und so¬ mit diese Messsignale der Turbine dem Modul 1 vorliegen.
Die zulässige Beanspruchung der Turbine wird mittels des vom Gerät 4 betriebsmäßig erfassten Temperaturfeldes im Turbinenmetall ermittelt und dem Vorschaumodell 10 am zweiten Eingang In2 vom Ausgang G1 des Gerätes 4 zur betriebsmäßigen Erfassung des Temperaturfeldes im Turbinenmotor und/oder im Turbinengehäuse zur weiteren Verarbeitung zugeführt.
Die Aufschaltung der Messwerte der realen Turbine 3 auf das Modul 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung bewirkt weiterhin, dass am ersten Eingang In1 des Vorschaumodells 10 Messsignale R1 von der realen Turbine 3 dem Vorschaumodeli zur weiteren Verar¬ beitung aufgeschaltet werden.
Das Vorschaumodell 10 verarbeitet weiterhin die Vorgabeparameter X1 aus der Daten¬ bank 11, die dem Vorschaumodeli am fünften Eingang In5 zugeführt werden.
Zur Ermittlung der optimierten zeitlichen Verläufe der Dampfparameter (TvT(t), pvT(t), P(t), σv(t), σv,zul(t), ΔT(t), σv,zul(t), Tstart.wu, des Ekofaktors sowie der Frisch-
dampfenthalpie) am Turbineneintritt und am Kesselaustritt verarbeitet das Vorschau¬ modell 10 zusätzlich zu den erfassten Metalltemperaturen G1 , wie Außentemperatur, Mitteltemperatur und Innentemperatur des Turbinenmetalls, den Startkesseldruck K1 und Begrenzungssignale K2 vom Kessel 2, welche dem Vorschaumodell am dritten Eingang In3 und am vierten Eingang In4 zugeführt werden. Das Vorschaumodell 10 stellt die optimierten zeitlichen Verläufe der Dampfparameter für die optimierte Anfahrt an den Ausgängen 01- 09 der Turbine und die weiteren Verläufe der vorgewählten physikalischen Größen aus dem Anfahrprozess am Ausgang Va1 bereit.
Mit der Verarbeitung der oben genannten Eingangsgrößen im Vorschaumodell 10 wird die Beanspruchung des kritischen Turbinenmetalls für den Anstieg der Eintrittsdampf¬ temperatur bis zu ihrer zulässigen Grenze vollständig eingesetzt und der Anstiegsver¬ lauf des Frischdampfdruckes und/oder des zwischenüberhitzten Druckes - bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung- verläuft bis auf die Nennwerte des Druckes optimal, indem die Beanspruchung in den Turbinenrotoren in der geschlossenen Schleife geregelt wird und eine Korrektur des Anstiegsgradienten der Eintrittstemperatur schon im Bereich unterhalb der zulässigen Beanspruchungsgrenzen nach dem oben beschriebenen Re¬ gelverfahren in der geschlossenen Regelschleife auf einem Sollwert stattfindet. Gleich¬ zeitig steigen der Frischdampfdruck und der Dampfdruck vor der Teilturbine für den zwischenüberhitzten Dampf optimal an. Dadurch ist in vorteilhafter Weise der optimale Anstieg der jeweiligen Entritts-Dampftemperatur bei den niedrigsten Anfahrkosten der Turbine realisiert.
Fig. 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Moduls 1 zur Ermittlung eines vorrausschauenden kostengünstigen Anfahrens der Dampfturbine, wobei die reale Turbine 3 durch das Modell 12 zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der Turbinenanlage nachgebildet ist und für die Ausführung der Funktionen des Moduls 1 zur prädiktiven Anfahroptimierung bei abgeschalteter rea¬ ler Turbine 3 das stationäre und dynamische Verhalten der realen Turbine 3 simuliert wird. Die Verifikation der Funktionen des Vorschaumodells wird somit mittels des im Modul 1 enthaltenen Modells 12 zur Nachbildung der realen Turbinenanlage ausgeführt, so dass keine Signale von der realen Turbine 3 erforderlich sind.
Die zulässige Beanspruchung der Turbine wird mittels des Modells 12 nachgebildet und zur Ermittlung der optimierten zeitlichen Verläufe der Dampfparameter (TvT(t), pvT(t), P(t), ΔT(t), ΔTzul(t), Tstart.wu, des Ekofaktors sowie der Frischdampfenthalpie) am Tur¬ bineneintritt und am Kesselaustritt dem Vorschaumodell 10 als nachgebildeten physika¬ lischen Größen M2 am zweiten Eingang In2 zur oben beschriebenen weiteren Verarbei¬ tung zugeführt.
Das Modell 12 zur Nachbildung der realen Turbinenanlage verarbeitet auch Vorgabepa¬ rameter X1 , wie beispielsweise die Temperaturen aus einem Wärmeschaltbild, Materi¬ alwerte der Turbinen-Rotoren und/oder des Turbinengehäuses sowie die zulässige Grenze der Vergleichsspannungen an den kritischen Metallteilen, die am sechsten Ein¬ gang In6 dem Modell 12 zur Nachbildung der realen Turbinenanlage zugeführt werden.
Die benötigten Messsignale von der realen Turbine 3 werden vom Modell 12 nachgebil¬ det und dem Vorschaumodell 10 als simulierte Messsignale M1 am ersten Eingang In1 übermittelt.
Fig. 5 zeigt eine Darstellung für die Verifizierung des Anfahrens der Turbine nach einem der Anfahrdiagramme mittels des Anfahrdiagramm-Generator 13, wobei bei einer Ab¬ schaltung des Vorschaumodells 10 ein Anfahren der Turbine nach vorgegebenen An¬ fahrdiagrammen unter Berücksichtigung der mittels des Modells 12 zur Nachbildung der realen Turbinenanlage ermittelten zeitlichen Verläufe der Eintrittsdampfparameter D2 ausgeführt wird.
Die mit dem Anfahrdiagramm-Generator 13 erzeugten zeitlichen Verläufe der Eintritts¬ dampfparameter D2 gemäß dem Anfahrdiagramm werden dem Modell 12 zur Nachbil¬ dung der realen Turbinenanlage am siebenten Eingang In7 übermittelt, um mit dem Modell 12 das Turbinenanfahren nach dem jeweiligen Anfahrdiagramm zu simulieren.
Weiterhin ist vorgesehen, dass die gemäß den Anfahrdiagrammen mittels des Anfahr¬ diagramm-Generators 13 erzeugten, zeitlichen Verläufe der Eintrittsdampfparameter D1 dem Vorschaumodell 10 am ersten Eingang In1 zur Bestimmung der zulässigen Ver¬ gleichsspannungen im jeweiligen Turbinenmetall dem Vorschaumodell 10 zugeführt werden.
Fig. 6a zeigt beispielhaft die optimalen zeitlichen Verläufe der Dampfparameter und Fig. 6b die entsprechenden Verläufe der Beanspruchung des Turbinenmetalls beim Anfahren der HD-Teilturbine nach einem achtundvierzigstündigen Turbinenstillstand unter Berücksichtigung der zulässigen Beanspruchung der kritischen Stellen des Turbi¬ nenmetalls mittels des erfindungsgemäßen Moduls 1. Die Vorschau des optimierten vorrausschauenden Anfahrens für das Anfahren der Turbine beginnt ab der 70. Sekun¬ de mit einer 10-fachen beschleunigten Vorschau (Tb= 10).
In der Fig. 6a sind die Turbinendrehzahl n, die Verläufe der Stellgröße für die FD- Regelventile YRD, der Frischdampfdruck vor der HD-Teilturbine PFD.VHDT, die Dampfdrü¬ cke vor Beschaufelung der HD-Teilturbine PVHDB, am Kesselaustritt paκ, und hinter der HD-Teilturbine PhHDT, sowie die Temperaturverläufe der radialen Temperaturverteilung in der kritischen Turbinenkomponente mit der Außenfaser Ta, der integralen Mitteltem¬ peratur Tm und der Innenfaser Tj sowie die Verläufe der Temperaturen vor der HD- Teilturbine TFD.VHDT, vor Beschaufelung der HD-Teilturbine TVHDB, und am Kesselaustritt TaK aufgetragen. Darüber hinaus ist der Verlauf der Dampfmassenströme IDHDT, rnMDτ durch die HD- und MD- Turbine und der Dampfmassenstrom ITIHDBP durch die HD- Umleitstation sowie die Generatorleistung Peen für die optimierte Anfahrt dargestellt.
In Fig. 6b sind die zu Fig. 6a entsprechenden Verläufe der Beanspruchung des Turbi¬ nenmetalls dargestellt, wobei die zeitlichen Verläufe der zulässigen Vergleichsspan¬ nungen σa,zui, σj,zui der kritischen Metallstellen der Turbine aufgezeigt sind. Die zulässi¬ gen Vergleichsspannungen σa,Zui, CFJ,ZUI beziehen sich auf die Außenfaser-Spannung σa und Innenfaserspannung σi der kritischen Metallstellen der Turbine in der entsprechen¬ den zulässigen Grenze der charakteristischen Temperaturdifferenzen ΔTi2UL , ΔTazuL als Differenz ΔTa, ΔTj zwischen der integralen Mitteltemperatur Tm der radialen Tempera¬ turverteilung in der Turbinenkomponente und der Temperatur der Außenfaser Ta, oder der integralen Mitteltemperatur Tm der radialen Temperaturverteilung in der Turbinen¬ komponente und der Temperatur der Innenfaser Tj der Metallturbinenkomponente.
Bezuqszeichenliste
1 Modul zur prädiktiven Anfahroptimierung
2 Kessel
3 Turbine
4 Gerät zur betriebsmäßigen Erfassung des Temperaturfeldes im Turbinen¬ rotor und/oder im Turbinengehäuse
5 Einsteller für den Beschleunigungsfaktor für die Simulation
10 Vorschaumodell
11 Datenbank zur Speicherung von Vorgabeparametern
12 Modell zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Turbinenanlage
13 Generator, der die zeitlichen Verläufe der Eintrittsdampfparameter der Turbine gemäß Anfahrdiagrammen generiert
A1 erster Schalter
A2 zweiter Schalter
B dritter Schalter
C vierter Schalter
D1 generierte zeitliche Verläufe der Eintrittsdampf parameter der Turbine nach dem jeweiligen vorgewählten Anfahrdiagramm für das Vorschaumodell
D2 generierte zeitliche Verläufe der Eintrittsdampfparameter der Turbine nach dem jeweiligen vorgewählten Anfahrdiagramm für das Modell der realen Turbinenanlage
G1 Ausgangssignale bezogen auf das ermittelte Temperaturfeld des Turbi¬ nenrotors und/oder des Turbinengehäuses
HD Hochdruck
In1 Eingangssignale als abzugleichenden Messsignale von der realen Turbine
In2 Eingangssignale für abzugleichende Metalltemperaturen aus dem Modell zur Nachbildung der Turbinenanlage oder Messsignale von der realen Turbine
In3 Eingangssignal für den Startdampfdruck, welcher als Ausgangssignal vom
Kessel bereitgestellt wird
In4 Begrenzungssignale vom Kessel
In5 Eingangssignale, wie beispielsweise die realen Dampftemperaturen oder
Dampfdrücke aus Wärmeschaltbildern, Materialwerte der Turbinen- Rotoren und/oder des Turbinengehäuses sowie zulässige der Vergleichs¬ spannungen an den kritischen Turbinen-Metallteilen
In6 Eingangssignale, wie beispielsweise die realen Dampftemperaturen oder
Dampfdrücke aus Wärmeschaltbildern, Materialwerte der Turbinen- Rotoren und/oder des Turbinengehäuses sowie zulässige der Vergleichs¬ spannungen an den kritischen Turbinen-Metallteilen für das Modell zur Nachbildung des stationären und dynamischen Verhaltens der realen Tur¬ binenanlage
In7 Eingangssignale als generierte zeitliche Verläufe der Eintrittsdampfpara¬ meter der Turbine gemäß den Anfahrdiagrammen für das Modell 12 zur Nachbildung des Verhaltens der realen Turbinenanlage
K1 Startkesseldruck für das Vorschaumodell
K2 Begrenzungssignale vom Kessel für das Vorschaumodell
MD Mitteldruck
M1 nachgebildete abzugleichende Messsignale für das Vorschaumodell mit¬ tels des Modells zur Nachbildung der Turbinenanlage
M2 nachgebildete Signale der Turbine für das Vorschaumodell aus dem Mo¬ dell zur Nachbildung der realen Turbinenanlage
M3, Va2 weitere relevante Daten des ermittelten Anfahrens bei Aufschaltung des Modells zur Nachbildung des Verhaltens der realen Turbinenanlage
ND Niederdruck
01 Ausgangssignale für die zeitlichen Verläufe der Eintritts- Dampftemperaturen der HD/MD-Turbine (TvT(t))
02 Ausgangssignale für die zeitlichen Verläufe der Eintritts-Dampfdrücke der HD/MD-Turbine (pvT(t))
3 Ausgangssignal für die thermische Turbinenleistung und/oder Generator¬ leistung (P(t)) 4 Ausgangssignal für den Ekofaktor 5 Ausgangssignale für die Vergleichsspannungen der kritischen Metallstel¬ len der Turbine (σv (t)) 6 Ausgangssignale für die zulässigen Vergleichsspannungen der kritischen Metallstellen der Turbine (σv,zul(t))
07 Ausgangssignale für die Temperaturdifferenzen der kritischen Metallstel¬ len der Turbine ((ΔT(t)) 8 Ausgangssignale für die zulässigen Temperaturdifferenzen der kritischen Metallstellen der Turbine (ΔTzul(t))
09 Ausgangssignal für die - aus der Sicht des Bedarfs des jeweiligen kriti¬ schen Turbinenteiles - ermittelte Wunsch- Dampftemperatur (Tstart.wu) am Eintritt der jeweiligen Teil-Turbine
010, Va 1 Ausgangssignale des Vorschaumodells als weitere relevante Daten für die zeitlichen Verläufe der Eintrittsparameter aus dem ermittelten Anfahren der jeweiligen Teil-Turbine
P1 bis P15 Teilmodelle des Vorschaumodells
R1 Messsignale von der realen Turbine
rriHDT Brennstoffverbrauch für die HD- Turbine rriMDT Brennstoffverbrauch für die MD- Turbine
n Turbinendrehzahl nn Nenndrehzahl
PFD.VHDT Frischdampfdruck vor HD-Turbine
PVHDB Dampfdruck vor Beschaufelung der HD-Turbine
PhHDT Dampfdruck hinter HD-Turbine
PaK Dampfdruck am Kesselaustritt
TFD.VHDT Frischdampftemperatur vor HD-Turbine
TVHDB Dampftemperatur vor Beschaufelung der HD-Turbine
TaK Dampftemperatur am Kesselaustritt
PzÜ.vMDT Dampfdruck vor MD-Turbine
PvMDB Dampfdruck vor Beschaufelung der MD-Turbine
PhMDT Dampfdruck hinter der MD-Turbine
PaZÜ Dampfdruck am Kesselaustritt Zwischenüberhitzer
TzO.vMDT Dampftemperatur vor der MD-Turbine
TvMDB Dampftemperatur vor Beschaufelung der MD-Turbine
TaZÜ Dampftemperatur am Kesselaustritt Zwischenüberhitzer
Pβen Generatorleistung pvT(t) zeitlicher Dampfdruck-Verlauf vor der HD/MD-Turbine P(t) thermische Turbinenleistung, elektrische Generatorleistung τb Beginn der beschleunigten Vorschau
TFD Stellgröße für die Änderungs-Geschwindigkeit der Frischdampf- Eintritts¬ dampftemperatur am Turbineneintritt bei Turbinen ohne Zwischenüberhit- zung
TzÜD Stellgröße für die Änderungs-Geschwindigkeit der Eintrittsdampftempera¬ tur bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung
Tstart.wu die aus der Sicht des Bedarfs des jeweiligen kritischen Turbinenteiles - ermittelte Wunsch- Dampftemperatur am Eintritt der jeweiligen Teil- Turbine
ΔTizuL zulässigen Temperaturdifferenzen als Differenz ΔTa zwischen der integra¬ len Mitteltemperatur Tm der radialen Temperaturverteilung in der Turbi¬ nenkomponente und der Temperatur der Außenfaser Ta
ΔT: aZUL zulässigen Temperaturdifferenzen als Differenz ΔTj zwischen der integra¬ len Mitteltemperatur Tm der radialen Temperaturverteilung in der Turbi¬ nenkomponente und der Temperatur der Innenfaser Tj
ΔT(t) Temperaturdifferenzen, bezogen auf die Außenfaser und die Innenfaser der kritischen Metallstellen der Turbine ΔTzul(t) zulässige Temperaturdifferenzen, bezogen auf die Außenfaser und die Innenfaser der kritischen Metallstellen der Turbine
TvT(t) zeitlicher Dampftemperatur- Verlauf vor der HD/MD-Turbine YHD Stellgröße für die Öffnungsgeschwindigkeit der FD-Regelventile
Y, MD Stellgröße für die Öffnungsgeschwindigkeit der Abfangventile
σv (t) Vergleichsspannungen der kritischen Metallstellen der HD/MD-Turbine
σ v,a(t) die Außenfaser-Spannung σa der kritischen Metallstellen der HD/MD- Turbine σv,i(t) die Innenfaserspannung der kritischen Metallstellen der HD/MD-Turbine σv,zul(t) zulässige Vergleichsspannungen der kritischen Metallstellen der Turbine, bezogen auf die Außenfaser-Spannung und Innenfaserspannung der kriti¬ schen Metallstellen der Turbine σa,zui zulässige Vergleichsspannungen der kritischen Metallstellen der Turbine, bezogen auf die Außenfaser-Spannung σa der kritischen Metallstellen der Turbine
Oj1ZUi zulässige Vergleichsspannungen der kritischen Metallstellen der Turbine, bezogen auf die Innenfaserspannung σ\ der kritischen Metallstellen der Turbine