Verfahren zum Bestimmen eines Lenkwinkels
Beschreibung:
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen eines Lenkwinkels in einem Lenksystem, das mit einem durch einen Stellmotor gesteuerten Überlagerungsgetriebe ausgestattet ist, mit dem getriebeausgangsseitig ein sich aus einem ge- triebeeingangsseitig eingestellten Lenkradwinkel und aus ei¬ nem mittels des Stellmotors eingesteuerten Zusatzlenkwinkel zusammensetzender Summenlenkwinkel an einem getriebeaus- gangsseitigen Teil einer Lenkwelle einstellbar ist, wobei der Stellmotor in einem ausgeschalteten Zustand des Lenksys¬ tems verriegelt ist und wobei der Lenkradwinkel mit einem getriebeeingangsseitig angeordneten Lenkradwinkelgeber er- fasst wird.
Es ist bekannt, Eingriffe in das Lenksystem eines Kraftfahr¬ zeugs mittels einer so genannten Überlagerungslenkung vorzu¬ nehmen. Dabei greift ein Stellmotor über ein Überlagerungs¬ getriebe in den Lenkstrang ein, wodurch zusätzlich zu dem durch den Fahrer des Kraftfahrzeugs eingestellten Lenkwinkel ein weiterer Lenkwinkel unabhängig von der Fahrervorgabe eingestellt werden kann.
Der Lenkwinkel an den lenkbaren Rädern des Fahrzeugs ergibt sich bei dem mit einer Überlagerungslenkung ausgestatten Lenksystem somit aus der Summe des von dem Fahrer einge¬ stellten Lenkwinkels und des mittels des Stellmotors einge¬ stellten Zusatzlenkwinkels und wird daher im Folgenden als Summenlenkwinkel bezeichnet.
Der Zusatzlenkwinkel kann beispielsweise durch einen elekt¬ ronischen Regler berechnet werden und ermöglicht es, den Fahrer bei der Kursführung zu unterstützen. So kann mittels des Zusatzlenkwinkels eine geschwindigkeitsabhängige Über¬ setzung zwischen dem Lenkradwinkel und dem Radeinschlagswin¬ kel realisiert werden, oder es kann ein Fahrdynamikregler eingesetzt werden, der einen Solllenkwinkel ermittelt, mit dem in unkritischen Fahrsituationen die Agilität des Fahr¬ zeugs und in kritischen Fahrsituationen die Fahrzeugstabili¬ tät verbessert wird. Die Differenz zwischen dem Solllenkwin¬ kel und der mittels eines Lenkwinkelgebers gemessenen Lenk¬ vorgabe des Fahrers bestimmt dabei den Zusatzlenkwinkel, der mittels der Überlagerungslenkung in den Lenkstrang eingesteuert wird.
Die Auflösung bei der Lenkwinkelmessung bestimmt dabei die Schrittweite, mit welcher der Zusatzlenkwinkel dem von dem Fahrer eingestellten Lenkradwinkel angepasst wird. Ist diese zu groß, spürt der Fahrer die schrittweise Veränderung des seiner Lenkbewegung entgegenwirkenden Lenkmoments und nimmt dies als ein "Rucken" in der Lenkung war, wodurch der Fahr¬ komfort erheblich beeinträchtigt wird.
Es ist daher erforderlich, Lenkwinkelgeber einzusetzen, wel¬ che die erforderliche hohe Auflösung und zudem eine hohe Ge¬ nauigkeit besitzen, um den Zusatzlenkwinkel präzise und für den Fahrer nicht spürbar einstellen zu können.
Dabei sind zumindest zwei Lenkwinkelgeber erforderlich, von denen beispielsweise einer den von dem Fahrer eingestellten Lenkradwinkel und der andere den Summenlenkwinkel erfasst.
Da sich das Lenkrad sowie die Lenkwelle üblicherweise ausge¬ hend von der Geradeausstellung mindestens um zwei volle Um¬ drehungen im Uhrzeigersinn und entgegen dem Uhrzeigersinn verdrehen lassen, müssen diese Sensoren zudem "muliturnfä- hig" sein, d.h. die Lenkwinkel insbesondere in einem Winkel¬ bereich von mindestens -720° bis +720° eindeutig erfassen.
Üblicherweise wird zudem ein weiterer Winkelgeber einge¬ setzt, um den Drehwinkel der Motorwelle des Stellmotors zu bestimmen, der ebenfalls einen in einem Winkelbereich liegt, der mehr als eine volle Umdrehung bzw. mehr als 360° um- fasst.
Dabei besteht jedoch das Problem, dass derzeit aus der Gro߬ serienproduktion erhältliche absolut messende muliturnfähige Lenkwinkelgeber, wie sie beispielsweise in herkömmlichen ESP-Systemen zum Ermitteln des Lenkradwinkels eingesetzt werden, nicht die erforderliche Genauigkeit und Auflösung erreichen.
Es muss daher auf sehr kostenintensive Winkelgeber zurückge¬ griffen werden, welche die erforderliche hohe Auflösung und Genauigkeit aufweisen, was jedoch insbesondere im Hinblick auf eine Großserienproduktion wirtschaftlich sehr nachteilig ist.
Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Genauigkeit der Lenkwinkelmessung bei einer Überlagerungs¬ lenkung möglichst einfach und insbesondere auch bei Fahrzeu¬ gen, die in Großserienproduktion hergestellt werden, zu er¬ höhen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Demgemäß ist es vorgesehen, dass ein Verfahren der eingangs genannten Art so durchgeführt wird, dass der Summenlenkwin- kel mittels eines getriebeausgangsseitig an der Lenkwelle angeordneten inkremental messenden Lenkwinkelgebers ausge¬ hend von einem Ausgangswert ermittelt wird, wobei der Aus¬ gangswert beim Einschalten des Lenksystems aus im Wesentli¬ chen zeitgleich mit einem zuvor erfolgten Ausschalten des Lenksystems erfassten und abgespeicherten Werten für den Lenkradwinkel und den Summenlenkwinkel sowie einem im We¬ sentlichen zeitgleich mit dem Einschalten des Lenksystems mittels des Lenkradwinkelgebers erfassten Wert des Lenkrad¬ winkels bestimmt wird.
Die Erfindung basiert somit auf der Idee, zur Messung des Summenlenkwinkels einen inkremental messenden Lenkwinkelge¬ ber einzusetzen. Derartige Winkelgeber mit einer hohen Auf¬ lösung werden bereits in der Großserienproduktion herge¬ stellt und sind damit preisgünstig verfügbar. Damit wird ei¬ ne hochaufgelöste Messung des Summenlenkwinkels für Fahrzeu¬ ge möglich, die in einer Großserienproduktion hergestellt werden. Der Zusatzlenkwinkel, der üblicherweise als Diffe¬ renz zwischen dem gemessenen Wert des Summenlenkwinkels und einem berechneten Sollwert ermittelt wird, kann auf diese Weise in sehr geringen Schrittweiten aktualisiert und damit so eingestellt wird, das der Fahrer dies nicht spürt.
Da mittels des inkremental messenden Lenkwinkelgebers jedoch direkt keine absoluten Werte für den Summenlenkwinkel, son¬ dern lediglich Veränderungen des Wertes des Summenlenk- winkels ermittelt werden können, sieht die Erfindung vor¬ teilhaft vor, bereits beim Einschalten des Lenksystems einen Ausgangswert zur Bestimmung des Summenlenkwinkels aus den Werten des Lenkradwinkels und des Summenlenkwinkels sowie dem beim Einschalten des Lenksystems erfassten Wert des Lenkradwinkels zu bestimmen. Dabei wird der Umstand ausge¬ nutzt, dass der Stellmotor im ausgeschalteten Zustand ver¬ riegelt ist, so dass der Zusatzlenkwinkel im ausgeschalteten Zustand des Stellmotors nicht verändert werden kann. Während der Stellmotor ausgeschaltet ist, kann eine Veränderung des Summenlenkwinkels somit lediglich durch eine Veränderung des Lenkradwinkels herbeigeführt werden, so dass sich der beim Einschalten des Lenksystems vorliegende Wert des Summenlenk¬ winkels aus den Werten des Summenlenkwinkels und des Lenk¬ radwinkels, die beim Ausschalten des Lenksystems vorlagen, sowie dem aktuellen Wert des Lenkradwinkels bestimmen lässt.
Ausgehend von dem derart ermittelten Ausgangswert kann der Summenlenkwinkel dann nach Maßgabe der Inkrementalsignale des inkremental messenden Lenkwinkelgebers der Absolutwert des Summenlenkwinkels bestimmt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass der Wert des Zusatzlenkwinkels aus dem mittels des inkremental messenden Lenkwinkelgebers be¬ stimmten Wert des Summenlenkwinkels und dem mittels des Lenkradwinkelgebers gemessenen Wert des Lenkradwinkels be¬ stimmt wird.
In dieser Ausführungsform der Erfindung kann somit auf einen zusätzlichen Winkelgeber zum Erfassen des Zusatzlenkwinkels verzichtet werden.
In einer gleichfalls bevorzugten Ausführungsform der Erfin¬ dung ist es vorgesehen, dass aus dem Zusatzlenkwinkel eine vorliegende Anzahl der Umdrehungen, welche eine Motorwelle des Stellmotors ausgehend von einer Nullstellung aufweist, bestimmt wird und dass die Winkelstellung der Motorwelle in¬ nerhalb eines genau eine Umdrehung umfassenden Winkelbe¬ reichs mittels eines an der Motorwelle angeordneten Motor¬ winkelgebers bestimmt wird.
Auf diese Weise kann zur Messung der Winkelstellung der Mo¬ torwelle des Stellmotors ein nicht-mulitturnfähiger Motor¬ winkelgeber eingesetzt werden, wobei die Anzahl der vorlie¬ genden Umdrehung, welche die Motorwelle ausgehend von der Nullstellung aufweist, aus dem Summenlenkwinkel und dem Lenkradwinkel bestimmt wird. Unter der Nullstellung wird da¬ bei eine vorgegebenen Winkellage der Motorwelle verstanden, insbesondere die Winkellage, bei welcher der Zusatzlenkwin¬ kel den Wert 0° besitzt.
In einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform der Erfin¬ dung ist es dabei vorgesehen, dass die Winkelstellung der Motorwelle aus der bestimmten Anzahl der Umdrehung und aus den Signalen des Motorwinkelgebers ermittelt wird.
In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist es ferner vorgesehen, dass der Wert des Summenlenkwinkels auf
einen vorgegebenen Referenzwert korrigiert wird, wenn ein Referenzsignal auftritt, das ausgelöst wird, wenn die Lenk¬ welle getriebeausgangsseitig eine von mehreren vorgegebenen Winkelstellungen einnimmt.
In dieser Ausführungsform der Erfindung ist es insbesondere möglich, Lenkradwinkelgeber einzusetzen, die weniger genau sind, wie beispielsweise die derzeit üblicherweise einge¬ setzten Standard-Lenkradwinkelgeber des ESP-Systems . Dabei lässt sich der Ausgangswert für die Bestimmung des Summen- lenkwinkels mit Hilfe des inkremental messenden Lenkwinkel¬ gebers zwar nur mit der geringeren Genauigkeit des ESP- Lenkradwinkelgebers messen, es erfolgt jedoch eine Korrektur des Wertes des Summenlenkwinkels, nach der die Genauigkeit bei der Lenkwinkelerfassung erhöht ist.
Das Referenzsignal wird dabei vorzugsweise durch die Erfas¬ sung wenigstens einer in einer vorgegebenen Position auf ei¬ nem Umfang der Lenkwelle angeordneten Referenzmarke mittels eines Referenzmarkensensor ausgelöst.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es dabei vorgesehen, dass die Referenzmarke erfasst wird, wenn die Lenkwelle getriebeausgangsseitig in eine Geradeausstel¬ lung gebracht wird.
Unter der Geradeausstellung wird dabei eine Winkelstellung verstanden, in der die lenkbaren Räder des Fahrzeugs paral¬ lel zur Fahrzeuglängsachse ausgerichtet sind. Diese Winkel¬ stellung entspricht dabei Werten des Summenlenkwinkels von 0°, ±360° und ±720°.
Da sich gezeigt hat, dass die Lenkwelle in der Regel schon kurzzeitig nach einem Zündungsneustart des Fahrzeugs in die Geradeausstellung gebracht wird, erfolgt auch die Korrektur des Wertes des Summenlenkwinkels in der Regel bereits kurz¬ zeitig nach einem Zündungsstart.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist es zudem vorgesehen, dass mehrere Referenzmarken jeweils in einer Position auf dem Umfang der Lenkwelle angeordnet sind.
In dieser Ausführungsform der Erfindung ergibt sich eine Vielzahl von Referenzwerten für den Summenlenkwinkel, insbe¬ sondere auch solche, die nicht der Geradeausstellung der Lenkwelle entsprechen, so dass eine zeitnahe Korrektur des Wertes des Summenlenkwinkels auch dann möglich ist, wenn die Lenkwelle nach einem Zündungsstart zunächst nicht in die Ge¬ radeausstellung gebracht wird, beispielsweise weil der Fah¬ rer das Fahrzeug in eine Kurve lenkt.
Zweckmäßigerweise ist dabei vorgesehen, dass mehrere Refe¬ renzwerte des Summenlenkwinkels vorgegeben werden und beim Auftreten eines Referenzsignals eine Korrektur des Summen¬ lenkwinkels auf den Referenzwert erfolgt, welcher dem ermit¬ telten Wert des Summenlenkwinkels am nächsten liegt.
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfin¬ dung ist es weiterhin vorgesehen, dass der erste Anteil a ■ δH des Lenkradwinkels δH aus dem mittels des inkremental messenden Lenkwinkelgebers ermittelten Summenlenkwinkel und
dem mittels des Motorwinkelgebers ermittelten Zusatzlenk¬ winkel bestimmt wird, und ein zweiter Anteil (l - a) • δH des Lenkradwinkels δH mittels des Lenkradwinkelgebers bestimmt wird, wobei der Parameter a einen Wert aus dem Intervall [0,1] besitzt.
Anhand des ersten Anteils, der insbesondere mittels des hochauflösenden inkremental messenden Lenkwinkelgebers er¬ mittelt wird, kann dabei die Auflösung bei der Bestimmung des Lenkradwinkels gegenüber der Auflösung des Lenkradwin¬ kelgebers erhöht werden. Da der inkremental messende Winkel¬ geber zur Bestimmung des Summenlenkwinkels jedoch ausgangs- seitig des Überlagerungsgetriebes angeordnet ist, verändert sich der erste Anteil bei einer Lenkbewegung des Lenkrads aufgrund der Trägheit des Lenkstrangs und insbesondere des Überlagerungsgetriebes sowie aufgrund der Dauer der Berech¬ nung nur mit einer gewissen Verzögerung. Dies kann anhand des zweiten Anteils kompensiert werden, der mittels des im Bereich des Lenkrads angeordneten und den Lenkradwinkel di¬ rekt messenden Lenkradwinkelgebers bestimmt wird.
Der Wert des Parameters a ist dabei vorzugsweise veränder¬ bar.
Vorzugsweise ist es ferner vorgesehen, dass der Wert des Pa¬ rameters a an die Auflösung des Lenkradwinkelgebers ange- passt wird.
Weitere Vorteile, Besonderheiten und zweckmäßige Weiterbil¬ dungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der nachfolgenden Darstellung bevorzugter Ausführungs¬ beispiele anhand der Figuren.
Von den Figuren zeigt
Fig. 1 den prinzipiellen Aufbau eines zur Durchführung der Erfindung geeigneten Lenksystems eines Fahrzeugs,
Fig. 2 ein Blockschaltbild eines Überlagerungsgetriebes,
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer Ausführungsform eines inkremental messenden Winkelgebers,
Fig. 4 ein Blockschaltbild eines im Rahmen der Erfindung vorgesehenen Lenksystems in einer ersten Ausfüh¬ rungsform und
Fig. 5 ein Blockschaltbild eines im Rahmen der Erfindung vorgesehenen Lenksystems in einer zweiten Ausfüh¬ rungsform.
Die in der Figur 1 schematisch dargestellte Lenkanlage eines Fahrzeugs ist als Ganzes mit der Bezugsziffer 102 versehen. In der beispielhaft dargestellten Ausgestaltung ist die Lenkanlage 102 als Zahnstangenlenkung ausgebildet, bei der ein Ritzel 104, das an einem unteren Teil 106 der Lenkwelle angebracht ist, in eine Zahnstange 108 eingreift, die seit¬ lich an der Zahnstange 108 befestigte Spurstangen 110, 112 betätigt, und dadurch ein Verschwenken der Räder 114, 116 bewirken kann. Im Rahmen der Erfindung können jedoch selbst-
verständlich auch andere dem Fachmann bekannte Lenkanlagen, wie beispielsweise Kugelumlauflenkungen, eingesetzt werden.
Das von dem Fahrer betätigte Lenkrad 118 ist direkt oder ü- ber eine weitere Welle mit dem oberen Teil 120 der Lenkwelle verbunden, wobei die Winkelstellung des oberen Teils 120 der Lenkwelle dem Lenkradwinkel entspricht, der im Folgenden mit δH bezeichnet wird.
Per üblicher Konvention ist dabei der Geradeausstellung des Lenkrades 118 bzw. der Lenkwelle 106, 120, d.h. der Stel¬ lung, in der die Räder 114, 116 - ohne einen fremdkraftge- steuerten Eingriff in die Lenkanlage 102 - parallel zur Fahrzeuglängsachse ausgerichtet sind, ein Lenkradwinkel von 0° zugeordnet. Bei einer Drehung des Lenkrads 118 bzw. der Lenkwelle 106, 120 entgegen dem Uhrzeigersinn vergrößert sich der Lenkradwinkel δH und bei einer Drehung im Uhrzei¬ gersinn verringert er sich.
Üblicherweise sind das Lenkrad 118 und die Lenkwelle 106, 120 dabei in einem Winkelbereich von -720° bis +720° dreh¬ bar, d.h. sie lassen sich ausgehend von der Geradeausstel¬ lung um zwei volle Umdrehungen im Uhrzeigersinn und um zwei volle Umdrehungen entgegen dem Uhrzeigersinn drehen.
Der obere Teil 106 der Lenkwelle ist mit dem Eingang eines Überlagerungsgetriebes 122 verbunden, welches in die Lenk¬ welle eingesetzt ist und eine Komponente einer Überlage¬ rungslenkung 124 darstellt. Ausgangsseitig ist das Überlage¬ rungsgetriebe 122 mit dem unteren Teil 120 der Lenkwelle
verbunden, an der das in die Zahnstange 108 eingreifende Ritzel 104 angebracht ist.
Mittels des Überlagerungsgetriebes 122 ist es möglich, fremdkraftgesteuert einen Zusatzlenkwinkel Δδ in den Lenk¬ strang einzusteuern, der dem getriebeeingangsseitig vorlie¬ genden, vom Fahrer eingestellten Lenkradwinkel δH überlagert wird. Getriebeausgangsseitig ergibt sich dabei ein Lenkwin¬ kelδr, welcher der Summe aus dem Lenkradwinkel δH und dem Zusatzlenkwinkel Δδ entspricht und hier daher auch als Sum- menlenkwinkel bezeichnet wird.
Eingestellt wird der Zusatzlenkwinkel Δδ mittels des Stell¬ motors 126, bei dem es sich vorzugsweise um einen elektro¬ nisch kommutierten Elektromotor handelt. Die Winkelstellung der Motorwelle wird dabei im Folgenden als Motorwinkel φM bezeichnet.
Die Motorwelle lässt sich dabei in der Regel ebenfalls aus¬ gehend von der Nullstellung mit einem Motorwinkel von ΦM = 0% i-n welcher auch der Zusatzlenkwinkel Δδ einen Wert von 0° annimmt, um mehr als eine volle Umdrehung in und ent¬ gegen dem Uhrzeigersinn drehen, so dass auch der Wertebe¬ reich des Motorwinkels φM mehr als 360° umfasst.
Unter Berücksichtigung des mechanischen Übersetzungsverhält¬ nisses V1, mit dem von dem Lenkrad aus über das Überlage¬ rungsgetriebe auf die Lenkung durchgegriffen wird, sowie des Übersetzungsverhältnisses V2, mit dem der Stellmotor auf die Lenkung durchgreift, ergibt sich dabei ein Summenlenk- winkel von
δr = V 1O^ + v2φM ( 1 ) ,
wie auch dem in Figur 2 dargestellten Blockschaltbild zu entnehmen ist, in dem neben den Eingangsgrößen δH und φM sowie der Ausgangsgröße δr die Multiplikationen der Ein¬ gangsgrößen mit den Übersetzungsverhältnissen V1 und V2 an¬ hand der Multiplikationsblöcke 202 und 204 dargestellt sind. Der Zusatzlenkwinkel ist dabei durch Δδ =v2φM gegeben.
Zur Erfassung des Lenkradwinkels δH ist ein Winkelgeber 130 vorgesehen, der eingangsseitig des Überlagerungsgetriebes 122 am oberen Teil 120 der Lenkwelle angeordnet ist. Dabei kann es sich beispielsweise um den Standard- Lenkradwinkelgeber eines ESP-Systems (ESP: Elektronisches Stabilitätsprogramm) handeln, der bei diesem System dazu verwendet wird, den Fahrerlenkwunsch zu ermitteln, der als Eingangsgröße eines bei dem ESP-System verwendeten Fahrzeug¬ referenzmodells dient.
Der Lenkradwinkelgeber 130 ist in einer dem Fachmann bekann¬ ten Art als elektro-mechanischer, magnetischer oder opti¬ scher Winkelgeber ausgeführt. Beispielsweise handelt es um einen Hall-Lenkradwinkelgeber, bei dem radial bezüglich des oberen Teils 120 der Lenkwelle angeordnete Hall-Sensoren das magnetische Feld eines benachbarten Magneten erfassen, das von einer aus weichmagnetischem Material gefertigten Code¬ scheibe moduliert wird, die konzentrisch an dem oberen Teil 120 der Lenkwelle befestigt ist.
Derartige, heute in herkömmlichen ESP-Systemen eingesetzte Winkelgeber haben üblicherweise eine Genauigkeit von ca. 4,5° und eine Auflösung von ca. 1,5°.
Zur Erfassung des Summenlenkwinkels δr ist im Rahmen der Er¬ findung ein inkremental messender Winkelgeber 132 vorgese¬ hen, der ausgangsseitig des Überlagerungsgetriebes 122 am unteren Teil 106 der Lenkwelle angebracht ist.
Der Summenlenkwinkelgeber 132 kann beispielsweise als opti¬ scher oder magnetischer Winkelgeber ausgebildet sein, bei dem eine ringförmige Inkrementalspur mit einer regelmäßigen Struktur durch einen Inkrementalsensor abgetastet wird. Er verfügt ferner über einen Referenzmarkensensor, der wenigs¬ tens eine Referenzmarke erfasst, die in einer vorgegebenen Position auf dem Umfang der Inkrementalspur in einer vorge¬ gebenen Position auf dem Umfang einer ringförmigen Spur an¬ geordnet ist.
Die Referenzmarke ist dabei so auf der ringförmigen Spur an¬ geordnet, dass sie von dem Referenzmarkensensor erfasst wird, wenn der untere Teil 106 der Lenkwelle eine vorgegebe¬ ne Winkelstellung einnimmt, bei der es sich vorzugsweise um die Geradeausstellung handelt, die insbesondere einem Sum- menlenkwinkel von δr =0° entspricht. Es können hier jedoch selbstverständlich auch andere Winkelstellungen als die Ge¬ radeausstellung vorgegeben werden.
Da der untere Teil 106 der Lenkwelle - wie auch das Lenkrad 118 bzw. der obere Teil 120 der Lenkwelle - ausgehend von der Geradeausstellung um zwei volle Umdrehungen im und ent-
gegen dem Uhrzeigersinn gedreht werden kann, ist die Refe¬ renzmarke jedoch nicht eindeutig einem Referenzwert des Sum- menlenkwinkels δr zugeordnet, sondern wird vielmehr in meh¬ reren Winkelstellungen des unteren Teils 106 der Lenkwelle erfasst, die sich jeweils um 360° unterscheiden.
Wird die Referenzmarke in der Geradeausstellung des unteren Teils 106 der Lenkwelle insbesondere bei einem Referenzwert des Summenlenkwinkels δr von 0° erfasst, treten somit weite¬ re Referenzwerte von -360° und +360° sowie -720° und +720° auf, die ebenfalls der Geradeausstellung des unteren Teils 106 der Lenkwelle zugeordnet werden können.
Neben der Referenzmarke, die in der Position auf dem Umfang der Inkrementalspur bzw. der weiteren Spur des Winkelgebers 132 angeordnet ist, in der sie in der Geradeausstellung er¬ fasst wird, können zudem weitere Referenzmarken in vorgege¬ benen Positionen auf dem Umfang der Inkrementalspur bzw. der zweiten Spur des Winkelgebers 132 angeordnet sein, denen je¬ weils mehrere, sich jeweils um 360° unterscheidende Refe¬ renzwerte des Summenlenkwinkels δr zugeordnet sind.
Ein erstes Ausgangssignal des Winkelgebers 132, das im Fol¬ genden als Inkrementalsignal bezeichnet wird, wird von dem Inkrementalsensor geliefert und besteht aus einer Abfolge von Impulsen, wobei der untere Teil 106 der Lenkwelle zwi¬ schen dem Auftreten zweier Impulse um einen vorgegebenen Winkelbetrag gedreht wurde. Die Drehrichtung ist dem Inkre¬ mentalsignal ebenfalls entnehmbar.
Ein zweites Ausgangssignal des Winkelgebers 132 wird von dem Referenzmarkensensor geliefert, wenn dieser von einer Refe¬ renzmarke passiert wird.
Eine Ausgestaltung des inkremental messenden Winkelgebers 132 ist beispielhaft in der Figur 3 dargestellt. Der Winkel¬ geber 132 enthält in dieser Ausführungsform einen magnetore- sistiven Inkrementalsensor (MR-Sensor) 302, der die Inkre- mentalspur 304 eines in konzentrischer Anordnung an dem un¬ teren Teil 106 der Lenkwelle befestigten Polrads 306 abtas¬ tet, das unmittelbar benachbarte Polpaare gleicher Pollänge aufweist, die jeweils aus einem magnetischen Nordpol (schwarz gefärbt) und einem magnetischen Südpol (grau ge¬ färbt) bestehen. Ein beispielhaft herausgegriffenes Polpaar ist dabei in der Figur 3 mit der Bezugsziffer 308 bezeich¬ net.
Der Referenzmarkensensor 310 ist in einer vorteilhaften Aus¬ führungsform der Erfindung ebenfalls als ein MR-Sensor aus¬ geführt, der eine zweite Spur 312 des Polrades 306 abtastet, die ein einzelnes, in einem vorgegebenen Winkelsegment des Polrades 306 angeordnetes Polpaar 314 aufweist, welches die Referenzmarke bildet. Entsprechend sind bei Verwendung meh¬ rerer Referenzmarken mehrere Polpaare 314 in vorgegebenen Winkelabständen bzw. innerhalb vorgegebener, zueinander beabstandeter Winkelsegmente auf der zweiten Spur 312 des Polrads 306 angeordnet.
Alternativ kann es auch vorgesehen sein, dass die Referenz¬ marken durch magnetische Unregelmäßigkeiten am Rand der In-
krementaispur 304 des Polrades 306 gebildet werden, die von dem Referenzmarkensensor 310 erfasst werden.
Die MR-Sensoren sind in einer dem Fachmann bekannten Weise ausgebildet und verfügen vorzugsweise über zwei um 45° ge¬ geneinander gedrehte Sensorbrücken, die beim Passieren eines Polpaares 308, 314 jeweils ein sinus- bzw. kosinusförmiges Ausgangssignal liefern, wobei die Signale zur Auswertung vorzugsweise interpoliert werden.
Durch eine Auswertung der Phasenlagen bzw. der Lage der Sig¬ nalflanken zueinander kann mit einem derartigen Sensor die Winkelstellung innerhalb des von einem Polpaar 308, 314 ü- berdeckten Winkelbereichs eindeutig bestimmt werden und der Drehsinn, mit dem das Polrad 306 gedreht wird, ermittelt werden.
Derart ausgestaltete Inkrementalwinkelgeber können heutzuta¬ ge bereits mit einer hohen Genauigkeit von ca. 1° und einer hohen Auflösung von ca. 0,1° kostengünstig in großen Stück¬ zahlen gefertigt werden, und ermöglichen daher auch im Gro߬ serieneinsatz eine sehr genaue und hoch aufgelöste Winkel¬ messung.
Zur Erfassung des Motorwinkels φM ist ein weiterer ein Mo¬ torwinkelgeber 134 vorgesehen. In einer bevorzugten Ausges¬ taltung handelt es sich bei dem Motorwinkelgeber 134 um ei¬ nen Kommutierungssensor, der in einer dem Fachmann an sich bekannten Art ausgeführt ist. Um den Motorwinkelgeber 134 möglichst einfach zu gestalten, ist dieser nicht muliturn-
fähig ausgeführt, so dass er eine eindeutige Winkelmessung nur in einem 360° umfassenden Winkelbereich erlaubt.
Mit den Winkelgebern 130, 132 und 134 ist eine in den Figu¬ ren nicht dargestellte Auswerte- und Steuereinheit signalmä¬ ßig verbunden, die beispielsweise auch zur Steuerung des Stellmotors 126 vorgesehen sein kann.
Ausgehend von einem Ausgangswert ermittelt die Auswerte- und Steuereinheit oder eine in den Summenlenkwinkelgeber 132 in¬ tegrierte Auswerteelektronik insbesondere die Winkelstellung des unteren Teils 106 der Lenkwelle aus dem Inkrementalsig- nal des Summelenkwinkelgebers 132, indem sie den Wert des Summenlenkwinkels δr nach Maßgabe des Inkrementalsignals entsprechend des Drehsinns, in dem der untere Teil 106 der Lenkwelle gedreht wird, in jedem Messschritt inkrementiert oder dekrementiert.
Da beim Einschalten des Lenksystems, das üblicherweise beim einem Zündungsstart an dem Fahrzeug erfolgt, jedoch bereits ein zuvor eingestellter Zusatzlenkwinkel Δδ vorliegen kann, ist es bei der Erfindung vorgesehen, den Ausgangswert für die Bestimmung des Summenlenkwinkels δr anhand der unmittel¬ bar vor dem vorherigen Abschalten des Lenksystems vorliegen¬ den Werte für den Summenlenkwinkel δr und den Lenkradwinkel δH zu ermitteln.
Hierfür werden beim Ausschalten des Lenksystems, insbesonde¬ re beim Abschalten des Lenksystems im Rahmen eines Shut- Down-Vorgangs der Wert δH 0 des Lenkradwinkels δH sowie der Wert δτ o des Summenlenkwinkels δτ in einem nicht-flüchtigen
Speicher der Auswerte- und Steuereinheit abgespeichert. Die¬ ser kann dabei beispielsweise als EEPROM
(Electrically Erasable Programmable Read OnIy Memory) ausge¬ führt sein.
Der Stellmotor 126 der Überlagerungslenkung 124 ist bei aus¬ geschaltetem Lenksystem bzw. im ausgeschalteten Zustand der Überlagerungslenkung 124 verriegelt, so dass der Zusatzlenk¬ winkel Δδ - im Gegensatz zu dem Lenkradwinkel δH - bei aus¬ geschalteter Elektronik nicht verändert werden kann. Die Verriegelung des Stellmotors 126 ergibt sich beispielsweise aufgrund der Verwendung eines selbsthemmenden Getriebes und/oder dem Einsatz einer anderen dem Fachmann bekannten Verriegelung für den Stellmotor 126.
Bei einem Einschalten des Lenksystems liest die Auswerte- und Steuereinheit die gespeicherten Werte δH 0 und δτo der Lenkwinkel δH und δτ aus dem nicht-flüchtigen Speicher aus, und fragt den aktuell vorliegenden Lenkradwinkel δH von dem Lenkradwinkelgeber 130 ab. Aus diesen Größen berechnet die Auswerteeinheit dann den Summenlenkwinkel δτ , für den gilt: δτ = δτo +V1(On - δHOj (2)
Dieser Wert des Summenlenkwinkels δτ wird als Ausgangswert für die Bestimmung des Summenlenkwinkels δτ mittels des in- kremental messenden Summenlenkwinkelgebers 132 zugrunde ge¬ legt.
Ferner ist beim Einschalten der Elektronik die Anzahl der Umdrehungen, welche die Welle des Stellmotors 126 ausgehend
von der Nullstellung aufweist, zunächst nicht bekannt. Daher ist es bei der Initialisierung während des Einschaltens des Lenksystems vorgesehen, den Zusatzlenkwinkel Δδ bzw. den Motorwinkel φM aus dem zuvor mittels des Lenkradwinkelgebers 130 ermittelten Wert des Lenkradwinkels δH und dem ermittel¬ ten Wert des Summenlenkwinkels δτ anhand der Gleichung
Aus diesem Wert des Motorwinkels φM kann dann die Anzahl der Umdrehungen der Motorwelle ermittelt werden, welche die Mo¬ torwelle beim Einschalten des Lenksystems ausgehend von der Nullstellung aufweist.
Mit der Ermittlung des Ausgangswertes für die Bestimmung des Summenlenkwinkels δτ und mit der Bestimmung der vorliegenden Anzahl der Umdrehungen der Motorwelle ist die Initialisie¬ rung des Lenksystems abgeschlossen.
Der Motorwinkel φM wird dabei nachfolgend anhand der ermit¬ telten Anzahl der Umdrehungen der Motorwelle und anhand der Signale des Motorwinkelgebers 134 ermittelt, aus deren Kom¬ bination sich der Wert des Motorwinkels φM ergibt. Mittels des Winkelgebers 134 wird dabei insbesondere die Winkellage der Motorwelle innerhalb des 360° umfassenden Winkelbereichs einer Umdrehung bestimmt und derart mit der Anzahl der Um¬ drehungen kombiniert, dass der Wert des Motorwinkels φM in dem gesamten Winkelbereich, in dem die Motorwelle drehbar ist, bestimmt wird. Der Wert des Motorwinkels φM wird dabei insbesondere zur Motorsteuerung herangezogen.
Wird nach der Initialisierung des Lenksystems ein Referenz¬ signal in der Auswerte- und Steuereinheit empfangen, erfolgt eine Korrektur des Wertes des Summenlenkwinkels δτ , indem die Auswerte- und Steuereinheit zunächst denjenigen Refe¬ renzwert des Summenlenkwinkels δτ ermittelt, der dem aktuel¬ len Wert am nächsten liegt, und dann diesen Referenzwert als neuen Wert des Summenlenkwinkels δτ übernimmt.
Sind beispielsweise die Referenzwinkel 0°, ±360° und ±720° vorgegeben und empfängt die Auswerte- und Steuereinheit bei¬ spielsweise bei Vorliegen eines Summenlenkwinkels von δr=358,7° ein Referenzsignal, so wird der Summenlenkwinkel δτ beim Empfang des Referenzsignals auf einen Wert von δr=360° gesetzt, welches der Referenzwert ist, der dem aktu¬ ellen Wert von 358,7° am nächsten liegt. Entsprechend wird der Summenlenkwinkel δτ beispielsweise auf den Wert δr=0° gesetzt, wenn das Referenzsignal bei Vorliegen eines Summen¬ lenkwinkels von δr = 0,9° empfangen wird.
Nach der Übernahme eines Referenzwertes als aktueller Wert des Summenlenkwinkels δτ wird dieser wiederum nach der Ma߬ gabe des Inkrementalsignals des Summenlenkwinkelgebers 132 durch ein Inkrementieren oder ein Dekrementieren des zuletzt bestimmten Wertes ermittelt.
Es erfolgt somit eine Anpassung des Wertes des Summenlenk¬ winkels δτ , wenn die Referenzmarke erstmals den Referenzmar¬ kensensor 310 erreicht, so dass die Genauigkeit bei der nachfolgenden Bestimmung des Summenlenkwinkels der hohen Auflösung des Summenlenkwinkelgebers 132 entspricht.
Durch empirische Untersuchungen ist dabei herausgefunden worden, dass der Fahrer das Lenkrad 9 in der Regel bereits sehr kurzzeitig nach einem Zündungsstart bzw. nach dem An¬ fahren in die Geradeausstellung bringt, so dass auch der un¬ teren Teil 106 der Lenkwelle frühzeitig nach einem Zündungs¬ start die Geradeausstellung einnimmt, und somit bereits nach einer kurzen Zeit eine Korrektur des zunächst ungenauen Wer¬ tes des Summenlenkwinkels δτ möglich ist.
Wie bereits beschrieben, kann es jedoch auch vorgesehen sein, dass mehreren Stellungen des unteren Teils 106 der Lenkwelle jeweils eine Referenzmarke zugeordnet ist. Dabei können beispielsweise Referenzmarken in regelmäßigen Winkel¬ abständen, d.h. in regelmäßigen Abständen auf dem Umfang des Polrads 306, angebracht sein. Die Winkelabstände müssen da¬ bei lediglich größer sein als die Summe des maximal bei ei¬ ner Lenkradwinkelmessung mit dem absolut messenden Lenkrad¬ winkelgeber 130 auftretenden Messfehlers und der Ungenauig- keit in der Position der Referenzmarke, so dass beim Auftre¬ ten eines Referenzsignals eindeutig der tatsächlich vorlie¬ gende Referenzwert des Summenlenkwinkels δτ ermittelt werden kann.
Bei Verwendung mehrerer Referenzmarken muss für eine Anpas¬ sung des Summenlenkwinkels δτ nicht gewartet werden, bis der untere Teil 106 der Lenkwelle die Geradeausstellung ein¬ nimmt, sondern die Anpassung kann auch bei anderen Winkel¬ stellungen vorgenommen werden. Hierdurch kann insbesondere auch dann eine frühzeitige Anpassung des Wertes des Summen¬ lenkwinkels δτ vorgenommen werden, wenn der Fahrer das Fahr-
zeug nach dem Zündungsstart in eine Kurve steuert, ohne dass die lenkbaren Räder 114, 116 des Fahrzeugs in die Geradeaus¬ stellung gebracht werden.
In vorteilhaften Ausführungsformen der Erfindung kann es zu¬ dem vorgesehen sein, dass die Auswerte- und Steuereinheit bei jedem Empfang eines Referenzsignals eine Korrektur des Wertes des Summenlenkwinkels δτ vornimmt, die ebenfalls in der zuvor beschriebenen Weise vorgenommen wird. Durch diese wiederholte Kalibrierung des Summenlenkwinkelgebers 132 wird verhindert, dass die Genauigkeit des ermittelten Summenlenk¬ winkels δτ mit zunehmender Messdauer geringer wird.
Darüber hinaus kann es vorgesehen sein, dass die Auswerte- und Steuereinheit bei jedem Empfang eines Referenzsignals überprüft, ob der aktuell vorliegende Wert des Summenlenk¬ winkels δτ innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereichs mit dem Referenzwert übereinstimmt und eine Fehlermeldung aus¬ gibt, wenn dies nicht der Fall ist.
Sind die Differenzen zwischen dem Wert des Summenlenkwinkels δτ und allen bestehenden Referenzwerten größer als ein vor¬ gegebener Schwellenwert, ist davon auszugehen, dass inner¬ halb der Sensorik ein Fehler vorliegt, und es wird ein Feh¬ lersignal ausgegeben.
Der mittels des hochauflösenden Summenlenkwinkelgebers 132 bestimmte Summenlenkwinkel δτ kann insbesondere als Regel¬ größe eines Lenkwinkelreglers dienen, welcher beispielsweise in der Auswerte- und Steuereinheit integriert ist und den Stellmotor 126 steuert. Ein Blockschaltbild eines Lenksys-
tems mit einer Überlagerungslenkung 124, die über einen der¬ artigen Lenkwinkelregler verfügt, ist dabei in Figur 4 dar¬ gestellt.
Wie aus Figur 4 ersichtlicht, ergibt sich der Sollwert δT CM) des Summenlenkwinkels δτ aus dem von dem Fahrer vorgegebenen Lenkradwinkel δH und dem ZusatzlenkwinkelΔδESP , welcher bei¬ spielsweise in einem Fahrdynamikregler 402 bestimmt wird. Der Fahrdynamikregler 402 kann dabei insbesondere eine Gier¬ ratenregelung oder eine Gierratenkompensation in einer dem Fachmann grundsätzlichen bekannten Weise vornehmen, wobei der Zusatzlenkwinkel ΔδESP hierbei die Stabilität des Fahr¬ zeugs erhöht.
Der Sollwert δT CM) ist hier als die Summe aus dem Zusatz¬ lenkwinkel ΔδESP und dem auf den unteren Teil 106 der Lenk¬ welle bezogenen Lenkradwinkel δDRVCMD gegeben, der sich durch eine Multiplikation des Lenkradwinkels δH mit dem Überset¬ zungsverhältnis V1 des Überlagerungsgetriebes ergibt, wie in Figur 4 anhand des Multiplikationsblocks 404 dargestellt ist.
Die von dem Lenkwinkelregler 406 auszuregelnde Regelabwei¬ chung ist die Abweichung zwischen dem Sollwert δT CM) des Summenlenkwinkels δτ und seinem in der zuvor beschriebenen Weise mittels des Summenlenkwinkelgebers 132 ermittelten Istwert.
Aus der Regelabweichung wird durch den Lenkwinkelregler 406 als Stellgröße der Zusatzlenkwinkel Δδ bzw. ein Motorwinkel φM berechnet und am Stellmotor 126 der Überlagerungslenkung
124 eingestellt. Der Motorwinkel φM entspricht dabei gerade der Regelabweichung des Summenlenkwinkels δτ , multipliziert mit dem Übersetzungsverhältnis V2 zwischen der Welle des Stellmotors 126 und dem unteren Teil 106 der Lenkwelle.
Auf diese Weise wird mittels des Lenkwinkelreglers 406 zu¬ verlässig ein Zusatzlenkwinkel Δδ eingestellt, welcher der Vorgabe ΔδESP des Fahrdynamikreglers 402 entspricht, indem Abweichungen des Istwerts des Summenlenkwinkels δτ von der Vorgabe δT CM) ausgeregelt werden.
Bei Einsatz des Standard-ESP-Lenkradwinkelgebers ist die Auflösung bei der Messung des Lenkradwinkels δH , der insbe¬ sondere als Eingangsgröße für den Fahrdynamikregler 402 dient, in der Regel zu gering, um den Zusatzlenkwinkel Δδ£SP so an den Lenkradwinkel δH anpassen zu können, dass die Ein¬ griffe der Überlagerungslenkung 124 für den Fahrer nicht spürbar werden.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfin¬ dung, die im Folgenden anhand des in Figur 5 gezeigten Blockschaltbilds erläutert wird, ist es daher vorgesehen, dass zumindest ein Anteil des Lenkradwinkels δH aus dem mit¬ tels des Summenlenkwinkelgebers 132 ermittelten Summenlenk- winkel δτ und dem mittels des Motorwinkelgebers 134 gemesse¬ nen Motorwinkel φM bestimmt wird. Auf diese Weise lässt sich der Lenkradwinkel δH mit einer höheren Genauigkeit und Auf¬ lösung ermitteln, als dies mittels des Standard-ESP- Lenkradwinkelgebers möglich ist.
Grundsätzlich weist das in der Figur 5 dargestellte Lenksys¬ tem dabei einen zu dem in der Figur 4 dargestellten Lenksys¬ tem analogen Aufbau auf, d.h. es umfasst einen Fahrdynamik¬ regler 502, mit dem ein Zusatzlenkwinkel ΔδESP berechnet wird, der zusätzlich zu der mittels des Lenkrads 118 einge¬ stellten Winkelvorgabe δDRVCMD des Fahrers am unteren Teil 106 der Lenkwelle eingestellt wird, wobei sich die Lenkwin¬ kelvorgabe §DRV,CMD durch die anhand des Blocks 504 darge¬ stellte Multiplikation des Lenkradwinkels δH mit dem Über¬ setzungsfaktor V1 des Überlagerungsgetriebes 122 ergibt.
Die Einstellungen der Vorgabe δT CM) für den Summenlenkwinkel δτ geschehen auch hier mittels eines Lenkwinkelreglers 506, dem die Abweichung zwischen der Vorgabe δT CM) und dem mit¬ tels des Summenlenkwinkelgebers 132 ermittelten Istwert des Summenlenkwinkels δτ zugeführt wird. Zur Ausregelung der Ab¬ weichung wird dabei eine entsprechende Steuerung des Stell¬ motors 126 der Überlagerungslenkung 124 durch den Lenkwin¬ kelregler 506 vorgenommen, wie es bereits zuvor im Zusammen¬ hang mit Figur 4 beschrieben worden ist.
Zur Bestimmung des Lenkradwinkels δH wird bei dieser Ausfüh¬ rungsform von der Tatsache ausgegangen, dass dieser durch die Differenz zwischen dem auf den oberen Teil 120 der Lenk¬ säule bezogenen Summenlenkwinkel δτ und dem ebenfalls auf den oberen Teil 120 der Lenksäule bezogenen Motorwinkel φM gegeben ist. Somit lässt sich ein Schätzwert δHest für den Lenkradwinkel δH anhand der folgenden Beziehung aus diesen Größen bestimmen:
δH.,=^(δr-V2φM) (4)
Die Berechnung dieses Schätzwertes erfolgt dabei in der aus den Multiplikationsblöcken 508 und 510 bestehenden Einheit 512, welcher der mittels des Summenlenkwinkelgebers 132 er¬ mittelte Summenlenkwinkel δτ sowie der mittels des Motorwin¬ kelgebers 134 bestimmte Motorwinkel φM als Eingangsgrößen dienen.
Mittels der insbesondere aus den Blöcken 514 und 516 beste¬ henden Einheit 518 kann vorgegeben werden, zu welchen Antei¬ len die Fahrerlenkvorgabe δDRVCMD mittels des Lenkradwinkel¬ gebers 132 und in der zuvor beschriebenen Weise aus dem Schätzwert δHest für den Lenkradwinkel δH ermittelt wird.
Als Ausgangssignal der Einheit 518 ergibt sich dabei die Größe
' wobei für den Parameter a ein Wert aus dem Intervall [0,1] gewählt wird.
Anhand des Anteils {\—oßHιgst kann dabei die Auflösung bei der Bestimmung des Sollwerts für die Fahrerlenkvorgabe δDRVCMD bei Einsatz eines weniger hochauflösenden Lenkradwinkelge¬ bers 130, wie beispielsweise dem Standard-ESP- Lenkradwinkelgeber, erhöht werden.
Da die Winkelgeber 132 und 134 im Bereich des Überlagerungs¬ getriebes 122 bzw. ausgangsseitig des Überlagerungsgetriebes 122 angeordnet sind, verändert sich der Anteil {\—oßHιgst bei einer Lenkbewegung des Fahrers an dem Lenkrad 118 aufgrund der Trägheit des Lenkstrangs und insbesondere des Überlage-
rungsgetriebes 122. Eine weitere, wenn auch gegenüber der Dynamik der Lenkung vernachlässigbare Verzögerung ergibt sich aus der Dauer der Berechnung dieses Anteils in der Ein¬ heit 512.
Daher wird vorteilhaft der mittels des Lenkradwinkelgebers 130 gemessene Lenkradwinkel δH anteilig bei der Bestimmung der Fahrervorgabe des Lenkwinkels berücksichtigt, der zwar mit einer geringeren Auflösung, jedoch ohne Verzögerung er¬ mittelt wird.
Der Wert des Parameters a wird dabei vorteilhaft in Abhän¬ gigkeit von der Auflösung des Lenkradwinkelgebers 130 vorge¬ geben, wobei er bei Einsatz eines hochauflösenden Lenkrad¬ winkelgebers 130 nahe 1 und bei Einsatz eines weniger hoch¬ auflösenden Lenkradwinkelgebers 130 nahe 0 liegt.