Beschreibung
Verkehrsmittel mit Nachtsichtsystem
Die Erfindung betrifft ein Verkehrsmittel mit einem Nacht¬ sichtsystem umfassend einen Scheinwerfer, der Licht des inf¬ raroten Spektrums emittiert und einen Sensor, der Bilder der beleuchteten Umgebung aufnimmt.
Nachtsichtsysteme sind bereits in vielfältiger Ausführung, insbesondere aus wehrtechnischer Anwendung bekannt. Auch im Bereich der Automobiltechnik gibt es Bestrebungen, die Vor¬ teile der nächtlichen Sichtverbesserung zu nutzen. Hierbei unterscheiden sich die Lösungsansätze vor allem durch den Einsatz von Sensoren die in unterschiedlichen Lichtspektren ihre hauptsächliche Sensitivität aufweisen. Insbesondere im Infrarotbereich, der dem visuellen Spektrum des menschlichen Auges nahe ist - dem Nahinfrarotbereich - bestehen Nacht¬ sichtsysteme häufig aus einem Infrarot-Scheinwerfer und einem in dem entsprechenden Wellenlängenspektrum sensitiven Sensor, der das beleuchtete Umgebungsbild aufnimmt und in geeigneter Weise diese Information dem Fahrzeugführer des Verkehrsmit¬ tels zur Kenntnis bringt. Derartige Nachtsichtsysteme werden auch als aktive Nachtsichtsysteme bezeichnet. Durch die zum Teil sehr leistungsstark emittierte IR-Strahlung der Schein¬ werfer entsteht weder eine blendende Störung der direkten Wahrnehmung mittels des menschlichen Auges anderer Verkehrs¬ teilnehmer noch ist bei Einhaltung eines entsprechenden Si¬ cherheitsabstandes eine Gesundheitsgefährdung gegeben. Anders verhält sich die Sachlage jedoch, wenn mehrere Verkehrsteil¬ nehmer mit einem derartigen Nachtsichtsystem ausgerüstet sind, da der die Bilder der Umgebung aufnehmende Sensor genau in dem Spektralbereich des IR-Blendlichts seine Empfindlich-
keit aufweist und es auch schon bei gegebenenfalls nur punkt¬ förmiger hoher Intensität der Strahlung zu einem Übersprechen zwischen den einzelnen, die Sensorauflösung bestimmenden Sen¬ sorsegmenten kommen kann. Eine derartige Blendung des Sensors kann leicht dazu führen, dass der gesamte Sichtbereich des
Sensors von diesem als an der oberen erfassbaren Helligkeits¬ grenze detektiert wird.
Die Erfindung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Blendung eines Sensors der eingangs beschriebenen Anordnung zu verhin¬ dern.
Zur Lösung schlägt die Erfindung ein Verkehrsmittel mit einem NachtsiehtSystem gemäß Anspruch 1 vor. Die Unteransprüche enthalten vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
Unter einem Verkehrsmittel im erfindungsgemäßen Sinne ist grundsätzlich jede Vorrichtung zu verstehen, die zu einer verkehrsgerechten Fortbewegung geeignet ist, wobei wegen der besonderen Blendproblematik eine Anwendung im automobilen Be¬ reich bevorzugt ist. Bevorzugter Emissionsbereich des Schein¬ werfers des Nachtsichtsystems und bevorzugter Sensitivbereich des Sensors sind jeweils der Nahinfrarotbereich des Lichts.
Ein entscheidender Vorteil der Erfindung liegt in der Abstim¬ mung der Emission des IR-Scheinwerfers eines Verkehrsmittels hinsichtlich der Ausrichtung des Feldvektors des emittierten Lichts auf die Empfindlichkeit des Empfangs des Sensors des¬ selben Verkehrsmittels. Auf diese Weise ist der Sensor des Nachtsichtsystems aufgrund des Polarisationsfilters, der Be¬ standteil des Sensors ist und durch welchen eintretendes Licht hindurch treten muss, bevor es detektiert wird, abge¬ stimmt auf und nahezu nur sensitiv für in der Vorzugsrichtung
polarisiertes Licht, welches von den IR-Scheinwerfern des Nachtsichtsystems ausgesendet wird.
Besondere Vorteile ergeben sich, wenn gemäß einer Weiterbil- düng der Erfindung die erste Ebene einen Anstellwinkel von 35° bis 55° zu der Vertikalen aufweist. Verkehrsmittel mit jeweils einem erfindungsgemäßen Nachtsichtsystem, die sich in üblicher Weise im Verkehrsgeschehen entgegenkommend nähern, blenden bei einer derartigen Ausführungsform den Sensor des jeweils entgegenkommenden Verkehrsmittels nicht, da der
Hauptteil des blendend von dem entgegenkommenden Verkehrsmit¬ tel ausgesendeten IR-Lichts nicht durch den Polarisationsfil¬ ter des Nachtsichtsystems hindurch zu treten vermag. Eine be¬ sonders scharfe Trennung des von dem eigenen Verkehrsmittel emittierten Lichts von dem IR-Blendlicht des entgegenkommen¬ den Fahrzeuges ergibt sich, wenn die erste Ebene einen An¬ stellwinkel von 45° mit nur niedriger Toleranz aufweist, so- dass die Transmission für das blendende Licht nahezu 0 % ist. Diese Schärfe ist insbesondere dann gegeben, wenn die zweite Ebene zu der ersten Ebene parallel ausgerichtet ist.
Zusätzliche Funktionen lassen sich mittels der IR-Scheinwer- fer verwirklichen, wenn die Winkelstellung der ersten Ebene verstellbar ist. Auf diese Weise kann, beispielsweise als Warnung, die Polarisationsrichtung des emittierten Lichts im Sinne eines infraroten Aufblendens gegenüber dem entgegenkom¬ menden Fahrzeug gedreht werden, so dass das entgegenkommende Fahrzeug bei gleicher Ausbildung des Nachtsichtsystems die IR-Beleuchtung mit gedrehter Polarisationsrichtung trotz des Polarisationsfilters des Sensors mittels des Nachtsichtsys¬ tems wahrnehmen kann.
Ebenfalls mit Vorteil kann der Sensor derart ausgebildet sein, dass die Winkelstellung der zweiten Ebene verstellbar ist. Dies kann beispielsweise einer Anpassung an einen län¬ derspezifischen Standard dienlich sein oder dafür genutzt werden, einen zur Detektion geeigneten Anteil emittierten Lichtes des Gegenfahrzeuges in den Sensor eintreten zu las¬ sen.
Für eine besonders umfassende Funktion des erfindungsgemäßen Nachtsichtsystems, insbesondere, wenn eine intelligente Aus¬ wertung der sensorisch erfassten Informationen stattfindet, bevor der Fahrzeugführer des Verkehrsmittels Kenntnis von diesem bekommt, ergibt sich, wenn zwei Sensoren mit Polarisa¬ tionsfiltern vorgesehen sind, die Bilder der beleuchteten Um- gebung aufnehmen, wobei die Polarisationsebenen der beiden Sensoren im Wesentlichen senkrecht zueinander ausgerichtet sind. Eine Auswerteeinheit kann mittels eines Vergleichs der jeweiligen Aufnahmen der beiden Sensoren einen Blendeffekt erkennen und eliminieren, bevor Informationen aus der Nacht- sieht dem Fahrzeugführer des Verkehrsmittels zur Kenntnis ge¬ langen.
Mit Vorteil weist der Polarisationsfilter des Sensors eine Istausrichtung auf, und eine Ausrichteinheit ist derart aus- gebildet, dass sie den Polarisationsfilter von der Istaus¬ richtung in eine Sollausrichtung bewegt. Auf diese Weise ist es möglich, die Ausrichtung des Polarisationsfilters auch bei einer Schräglage des Verkehrsmittels dynamisch nachzuführen. Die Ausrichteinheit kann hierbei mit Vorteil derart ausgebil- det sein, dass die Sollausrichtung und die Istausrichtung als Ausrichtungen relativ zur Richtung der Erdbeschleunigung de¬ finiert sind. Und die Nachführung in der Weise erfolgt, dass der Polarisationsfilter unter Vernachlässigung einer Regel-
differenz zwischen der Sollausrichtung und der Istausrichtung stets einen bestimmten Winkel der Schrägstellung zu der durch die Erdbeschleunigung definierten Vertikalen aufweist. Die derartige dynamische Nachführung gewährleistet eine zuverläs- sige Absorption der Blendeinstrahlung und eine zuverlässige Transmission des aufzunehmenden Bildes auch bei einer Schräg¬ lage der Anordnung.
Im Folgenden ist die Erfindung zur Verdeutlichung unter Be- zugnahme auf Zeichnungen anhand eines speziellen Ausführungs¬ beispiels erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Darstellung einer Verkehrssitua¬ tion unter Beteiligung zweier erfindungsgemäßer Verkehrsmittel,
Figur 2 eine schematische Darstellung der Transmission und Absorption polarisierten Lichts bei einer Anordnung gemäß der Erfindung.
In der Figur 1 sind zwei sich entlang einer Straße und entge¬ gengesetzt bewegende Verkehrsteilnehmer, nämlich ein erstes Verkehrsmittel 1 und ein zweites Verkehrsmittel 2 in einer Situation dargestellt, die die Wirkungsweise der Erfindung verdeutlichen soll. Beide Verkehrsmittel 1, 2 weisen einen normalen Scheinwerfer 16, 17 auf, der Licht des menschlichen visuellen Spektrums emittiert und einen Infrarot-Scheinwerfer 3, der Licht des nahinfraroten Spektrums aussendet. Jeweils in Blickrichtung des Fahrzeugführers 17, 18 des Verkehrsmit- tels 1, 2 betrachtet, emittiert der jeweilige IR-Scheinwerfer 3 des Verkehrsmittels 1, 2 IR-Licht, das um etwa +45° im ma¬ thematisch positivem Sinn (also gegen den Uhrzeigersinn) von der Vertikalen g abweichend polarisiert ist. Auf diese Weise
stehen sich die symbolhaft dargestellten Feldvektoren 5, 6 des von den beiden sich entgegenkommenden Fahrzeugen jeweils emittierten IR-Lichts 4 senkrecht aufeinander. Ein Sensor 7, der Bestandteil eines Nachtsichtsystems 8 des ersten Ver- kehrsmittels 1 ist, weist einen Polarisationsfilter 9 auf, der durchlässig für Licht 4 ist, welches in einer zweiten Ebene 26 polarisiert ist. Die zweite Ebene 26 ist parallel zu einer ersten Ebene 25, die von dem Feldvektor 5 des von dem IR-Scheinwerfer 3 des ersten Verkehrsmittels 1 emittierten IR-Lichts 4 und der Ausbreitungsrichtung beschrieben ist. Das von dem ersten Verkehrsmittel 1 ausgesendete IR-Licht 4 wird von Objekten 10, 11 der Umgebung reflektiert und gelangt zu dem Sensor 7. Im Gegensatz zu dem von dem zweiten Verkehrs¬ mittel ausgesendeten IR-Licht 4, welches der Polarisations- filter 9 des Sensor 7 absorbiert, wird das reflektierte IR- Licht 4 ausgehend von den Objekten 10, 11 von dem Polarisati¬ onsfilter 9 transmittiert. Eine an den Sensor 7 angeschlosse¬ ne Auswerteeinheit E bringt das von dem Sensor 7 aufgenommene Bild 13 mittels eines Head-up-Displays zur Darstellung. Zur Kompensation einer etwaigen Schräglage des Verkehrsmittels 1, weisen der Polarisationsfilter 9 des Sensors 7 und der IR- Scheinwerfer 3 jeweils eine Ausrichteinheit 21, 22 auf, die stets für einen gegenüber der Richtung der Erdbeschleunigung g der Solllage entsprechenden Anstellwinkel α = 45° sorgen.
Der Sachverhalt der Emission des IR-Lichts 4 sowie die Ab¬ sorption und Transmission mittels des Polarisationsfilters 9 ist in weiter vereinfachter Weise in Figur 2 dargestellt. Das erste Verkehrsmittel 1 sendet IR-Licht 4 unter Zwischenschal- tung eines Polarisators 15 aus, dessen Polarisationsrichtung 45° zur Vertikalen geneigt ist. Das IR-Licht 4 wird an einem Objekt 10 reflektiert und unter Zwischenanordnung des Polari¬ sationsfilters 9 von dem Sensor 7 detektiert. Hierbei trans-
mittiert der Polarisationsfilter 9 das linear polarisierte und reflektierte IR-Licht 4, weil die Vorzugsdurchlassrich¬ tung des Polarisationsfilters 9 übereinstimmt mit der Polari¬ sationsrichtung des Polarisators 15.
Das zweite Verkehrsmittel 2 emittiert ebenfalls unter Zwi¬ schenanordnung eines identisch am Verkehrsmittel 2 angeordne¬ ten Polarisators 15 polarisiertes IR-Licht 4, welches jedoch aufgrund der um 180° gedreht orientierten Emissionsrichtung um 90° versetzt zu der Vorzugsdurchlassrichtung des Polarisa¬ tionsfilters 9 auf denselben trifft und dort absorbiert wird.