Automatische Gemelksabtrennung
Der Gegenstand der Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit für ein mit einem Tierarzneimittel behandeltes, Milch abgebendes Tier, ein Verfahren zur Abtrennung eines Gemelks in einer Melkvor¬ richtung, eine Einrichtung zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit sowie auf eine Vorrichtung zur Abtrennung eines Gemelks in einer Melkvorrichtung.
Durch Bakterien verursachte Krankheiten treten auch bei Tieren auf und können zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Sie betreffen praktisch alle Organ¬ systeme, wie z. B. die Lunge, Magen und Darm, Harnorgane, den Geschlechtsap¬ parat sowie die Haut. Die Übertragung der Infektionserreger ist auf verschiedene Weise möglich. So können Bakterien auf direktem Weg durch Schmier- und Tröpfcheninfektionen, z. B. durch direkte Berührung infizierter Tier oder durch Mittler übertragen werden. Insbesondere bei akuten, fieberhaften Allgemeiner¬ krankungen ist die rechtzeitige und zielgerichtete Behandlung der Tiere mit ent¬ sprechendem Tierarzneimittel unbedingt erforderlich.
Trotz immer weiter verbesserten krankheitsvorbeugenden Maßnahmen, wie die Tier- und Stallhygiene, den Impfschutz etc. können auch bei Tieren, die in großen Herden gehalten werden, Krankheiten nicht ausgeschlossen werden. Es ist daher notwendig, dass erkrankte Tiere, die in einer Herde gehalten werden, frühzeitig erkannt, und einer gezielten Behandlung unterzogen werden. Auf Grund unter¬ schiedlicher Krankheiten bzw. der Verursacher solcher Krankheiten ist es not¬ wendig, Tierarzneimittel einzusetzen, die mit unterschiedlichen Wirkungsmecha¬ nismen und -Spektren verwendet werden. Hierzu stehen die Tiermedikamente in geeigneten Darreichungsformen zur Verfügung. In der Tiermedizin werden Medi- kamente vorwiegend oral, .parenteral, intravenös, intramuskulär oder subkutan verabreicht.
Jeder Arzneistoff eines Tierarzneimittels in der Europäischen Gemeinschaft wird vor seiner Markteinführung eine pharmakologisch-toxologische Prüfung durch¬ laufen. Aus den Toxitizitäts-Studien werden mögliche, ungewollte Nebenwirkun¬ gen auf einzelne Organsysteme abgeleitet. Weiterhin bilden diese Prüfungen die Grundlage für die Festlegung der Rückstandshöchstmengen, die mit den von dem behandelten Tier produzierten Nahrimgsmitteln aufgenommen werden können.
Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft gilt als Grundlage für das Verfahren zur Festlegung von Rückstandshöchstmengen für Tierarzneimittel (Maximum Residual Limits, MRL) die Verordnung EWG Nr. 2377/90 des Rates „zur Schaf¬ fung eines Gemeinschaftsverfahrens für die Festsetzung von Höchstmengen für Tierarzneimittelrückstände in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs". Die MRL- Werte dienen zum einen als Beurteilungswerte im Rahmen der chemisch¬ analytischen Untersuchung und Rückstandskontrolle von Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Zum anderen werden in Zulassungsverfahren für Arzneimittel auf der Basis der MRL- Werte so genannte Wartezeiten festgesetzt, d. h. diejenige Zeit¬ spanne, in der nach Behandlung eines Tieres kein Lebensmittel von diesem Tier gewonnen werden darf.
Bei jedem Einsatz von Tierarzneimitteln verbleibt für einen gewissen Zeitraum eine Restmenge im tierischen Organismus. Damit diese Rückstände in Tieren nicht zu einer Gefährdung des Verbrauchers führen, dürfen diese Restmengen bei Lebensmittel liefernden Tieren bestimmte Höchstgrenzen nicht überschreiten. Der MRL- Wert ist ein Grenzwert, der bei dem innereuropäischen Lebensmittelverkehr den Verbraucherschutz sicherstellt. Der MRL- Wert wird aus der „akzeptablen Tagesdosis" (Acceptable Daily Intake, ADI) eines Arzneistoffes abgeleitet. Dieser Wert stellt die Rückstandsmenge dar, die ein Mensch lebenslang täglich mit der Nahrung ohne Schaden aufnehmen kann. Die MRL- Werte werden unter Berück¬ sichtigung der Pharmakokinetik des Tierarzneimittels so festgesetzt, dass der ADI-Wert selbst dann nicht überschritten wird, wenn von einem Erwachsenen täglich bestimmte Lebensmittelmengen verzehrt werden.
Wird ein Tier mit einem Medikament behandelt, so vergeht für jeden Arzneistoff ein bestimmter Zeitraum, bis er von dem Organismus abgebaut und ausgeschieden wird. Es muss also so lange gewartet werden, bis der MRL- Wert unterschritten ist. Während dieser Zeit wird ein Gemelk eines Milch abgebenden Tieres abge¬ trennt.
Insbesondere bei Melksystemen, bei denen die Melkfrequenz, dass heißt die An¬ zahl von Melkvorgängen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, nicht vorgege- ben ist, besteht die Gefahr, dass trotz Einhaltung der Wartezeit nach Verabrei¬ chung eines Tierarzneimittels im Gemelk erhöhte Rückständen des Arzneimittels vorliegen, so dass die MRL- Werte nicht eingehalten werden können.
Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Zielsetzung zu Grunde, ein Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit für ein mit einem Tierarzneimittel behandelten, Milch abgebenden Tier anzugeben, durch welches die Rückstandshöchstmengen für Tierarzneimittel mit einer höheren Sicherheit eingehalten werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit für ein mit einem Tierarzneimittel behandeltes, Milch abgebendes Tier mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiter¬ bildungen und Ausgestaltungen des Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprü¬ che.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Warte¬ zeit für ein mit einem Tierarzneimittel behandeltes, Milch abgebendes Tier wird vorgeschlagen, dass wenigstens eine Gemelksmenge innerhalb mindestens einer, nach dem Zeitpunkt der Verabreichung des Tierarzneimittels liegenden Zeitspan- ne, die kleiner ist als eine vorgegebene Wartezeit, erfasst wird. Auf der Basis der Gemelksmenge wird eine Gemelksleistung für die Wartezeit prognostiziert. Da-
nach wird eine modifizierte Wartezeit auf der Basis der prognostizierten Gemelks- leistung und einer Gemelksleistung für die durch das Tierarzneimittel vorgegebe¬ nen Wartezeit ermittelt.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird die Sicherheit hinsichtlich der Ein¬ haltung der MRL- Werte erhöht, da bei Tieren, deren prognostizierte Gemelks¬ leistung für die Wartezeit wesentlich geringer ist, als eine Gemelksleistung für die durch das Tierarzneimittel vorgegebene Wartezeit, die modifizierte Wartezeit größer wird als die vorgegebene Wartezeit.
Das erfindungsgemäße Verfahren bietet die Möglichkeit modifizierte Wartezeiten tierindividuell zu bestimmen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, durch das erfindungsgemäße Verfahren auch Tierarzneimittel spezifische modifizierte War¬ tezeiten zu ermitteln.
Während der Wartezeit muss das Gemelk des mit einem Tierarzneimittel behan¬ delten Tieres abgesondert werden. Dies bedeutet, dass das Gemelk nicht verwertet werden kann. Nicht verwertete Gemelke von Tieren haben einen negativen Ein- fluss auf die Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebes. Durch das erfindungs- gemäße Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit wird auch die Möglichkeit geschaffen, die Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebes zu erhö¬ hen. Die unter Berücksichtigung der Gemelksleistung eines Tieres ermittelte mo¬ difizierte Wartezeit kann kürzer sein als die vorgegebene Wartezeit. Gegebenen¬ falls unter Berücksichtigung eines Sicherheitsfaktors kann das Gemelk nach Ab- lauf der modifizierten Wartezeit verwertet werden.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird vorgeschlagen, dass neben der Gemelksmenge auch die Melkfrequenz innerhalb der wenigstens einen Zeitspanne erfasst wird. Eine solche Verfahrensführung ist insbesondere für sol- che Milchviehbetriebe vorteilhaft, in denen die Tiere einen Melkplatz freiwillig aufsuchen können. Es besteht auch die Möglichkeit in Abhängigkeit von der fest-
gestellten Melkfrequenz, Tiere zum Beispiel in eine Gruppe einzuordnen, die zwangsweise öfter am Tag gemolken wird. Die Melkfrequenz, mit der ein Tier gemolken wird, kann in Abhängigkeit von einem Tierarzneimittel vorgegeben werden. Es besteht auch darüber hinaus die Möglichkeit die Melkfrequenz in Ab- hängigkeit vom Gesundheitsstatusses des Tieres vorzugeben. Die Melkfrequenz kann auch von einer Vielzahl weiterer Parameter abhängig gemacht werden. So kann es sich hierbei beispielsweise um den Status der Eutergesundheit, die Leitfä¬ higkeit der gemolkenen Milch, den Fett- oder Eiweißgehalt, die Anzahl somati¬ scher Zellen etc. abhängig gemacht werden.
Nach einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird vorge¬ schlagen, dass die modifizierte Wartezeit nach jedem Melkvorgang ermittelt wird. Insbesondere wird zu jedem Melkvorgang die Gemelksmenge oder die Gemelks- menge und die Melkfrequenz bestimmt. Durch diese vorteilhafte Verfahrensfuh- rung wird eine Dynamisierung der modifizierten Wartezeit erreicht, da die modi¬ fizierte Wartezeit an die aktuellen Gegebenheiten angepasst wird. So kann bei¬ spielsweise auf der Basis der nach der Verabreichung eines Tierarzneimittels er¬ mittelten Werte eine modifizierte Wartezeit ermittelt werden, die kürzer ist, als die vorgegebene Wartezeit. Durch weitere Daten, die aus weiteren Melkvorgängen folgen, kann unter Umständen die modifizierte Wartezeit größer werden als die vorgegebene Wartezeit, so dass eine erhöhte Sicherheit bezüglich der Einhaltung der MRL- Werte erreicht wird.
In Abhängigkeit vom Krankheitsbild werden unterschiedliche Tierarzneimittel verwendet. Es ist auch bekannt, dass für ein bestimmtes Krankheitsbild Arznei¬ mittel unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung gestellt werden, die im Wesent¬ lichen den gleichen Wirkstoff enthalten. Zur Dokumentation der Wartezeiten, die tierindividuell eingehalten wurden, wird vorgeschlagen, dass die tierindividuelle modifizierte Wartezeit gespeichert wird. Besonders vorteilhaft ist es, wenn zu der tierindividuellen Wartezeit auch der zugehörige Verlauf der Gemelksleistung ge¬ speichert wird.
In modernen Milchviehbetrieben werden tierindividuelle Daten in einem Herden¬ managementsystem gespeichert. Diese Daten können auch die durchgeführten veterinärmedizinischen Maßnahmen enthalten. Darüber hinaus besteht die Mög- lichkeit, dass in dem Herdenmanagementsystem Daten über die Gemelksleistung, Melkfrequenz und sonstige Besonderheiten eines Tieres gespeichert werden. Auf¬ bauend auf diesen Daten wird vorgeschlagen, dass eine modifizierte Wartezeit zum Zeitpunkt der Verabreichung eines Tierarzneimittels auf der Basis histori¬ scher Daten prognostiziert wird.
Insbesondere kann die Prognose einer Gemelksleistung für die Wartezeit zum Zeitpunkt der Verabreichung eines Tierarzneimittels auf der Basis vergangener Gemelksleistungen, insbesondere der Gemelksmenge und/oder Melkfrequenz er¬ folgen. Diese prognostizierte Gemelksleistung für die Wartezeit kann noch mit einem zusätzlichen Sicherheitsfaktor versehen sein.
Vorzugsweise wird vorgeschlagen, dass tierindividuelle Faktoren oder auch Her¬ den bedingte Faktoren, bei der Prognose einer Gemelksleistung für die Wartezeit berücksichtigt werden. Vorzugsweise wird der Laktationstand des Tieres für die Prognostizierung einer Gemelksleistung auf der Basis der vergangenen Gemelks¬ menge berücksichtigt.
Gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird vor¬ geschlagen, dass die modifizierte Wartezeit zum Zeitpunkt der Verabreichung eines Tierarzneimittels auf der Basis bereits zu einem früheren Zeitpunkt ermittel¬ ten modifizierten Wartezeit bzw. Wartezeiten prognostiziert wird. Hierbei kann auch berücksichtigt werden, ob das gleiche Tierarzneimittel gegenwärtig verab¬ reicht wird, wie zu einem früheren Zeitpunkt. Es besteht auch die Möglichkeit zu berücksichtigen, ob unterschiedliche Arzneimittel verwendet wurden, jedoch die Arzneimittel den gleichen Wirkstoff enthalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit eröffnet auch die Möglichkeit eine Datenbank aufzubauen, deren historische Da¬ ten zur Ermittlung künftiger modifizierter Wartezeiten herangezogen werden kann. Hierbei können auch Merkmale der Tiere, wie z. B. Laktationsstand, Ge- melksleistung, Rasse, Ernährungsgewohnheiten etc. bei der Ermittlung der modi¬ fizierten Wartezeit berücksichtigt werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt auch die Aufgabe zu Grunde ein Verfahren zur Abtrennung eines Gemelks in einer Melkvorrichtung zum Melken wenigstens eines mit einem Tierarzneimittel behandelten Tieres, anzugeben, welches das Ab¬ trennen von Gemelken sicherer gestaltet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur Abtrennung eines Gemelks in einer Melkvorrichtung zum Melken wenigstens eines mit einem Tier- arzneimittel behandelten Tieres mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des Verfahrens sind Gegens¬ tand der abhängigen Ansprüche.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Abtrennung eines Gemelks in einer MeIk- Vorrichtung zum Melken wenigstens eines mit einem Tierarzneimittel behandelten Tieres, dass wenigstens ein Identifikationsmittel aufweist, dass von einer Leseein¬ richtung gelesen werden soll, zeichnet sich dadurch aus, dass das Tier vor einem Melkvorgang identifiziert und ein Gemelk abgetrennt wird, wenn ein Zeitab¬ schnitt zwischen der Behandlung und der Identifikation kleiner ist als modifizierte Wartezeit, die nach einem der Ansprüche 1 bis 9 ermittelt wurde. Die Abtrennung eines Gemelkes erfolgt sicher und zuverlässig, da ein Tier zunächst identifiziert wird und in Abhängigkeit von der Zuordnung des Tieres, dieses einen positiven oder negativen Gesundheitsstatus aufweist, eine Abtrennung eines Gemelkes durchgeführt wird oder nicht.
Gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird vor¬ geschlagen, dass wenigstens ein Teil des abgetrennten Gemelks analysiert wird. Hierdurch können auch noch zusätzliche Informationen im Hinblick auf die Er¬ mittlung einer modifizierten Wartezeit erreicht werden. Insbesondere kann die modifizierte Wartezeit in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Analyse des Teils des Gemelks verändert werden. Die Ergebnisse der Analyse können auch zur er¬ neuten Ermittlung der modifizierten Wartezeit herangezogen werden.
Der vorliegenden Erfindung liegt auch die Aufgabe zu Grunde eine Einrichtung zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit anzugeben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Einrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 13 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Einrichtung zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit sind Gegenstand der j eweiligen abhängigen Ansprüche.
Zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit für ein mit einem Tierarzneimittel behandeltes, Milch abgebendes Tier wird eine Einrichtung vorgeschlagen, die eine Erfassungseinheit zur Erfassung wenigstens einer Gemelksmenge aufweist. Zur Ermittlung einer Gemelksleistung für eine durch das Tierarzneimittel vorgegebene Wartezeit ist eine Einrichtung vorgesehen. Darüber hinaus weist die Einrichtung zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit ein Mittel zur Ermittlung einer modi¬ fizierten Wartezeit auf der Basis der prognostizierten Gemelksleistung und einer Gemelksleistung für die durch das Tierarzneimittel vorgegebene Wartezeit.
Die Einrichtung zur Ermittlung einer Gemelksleistung sowie das Mittel zur Er¬ mittlung einer modifizierten Wartezeit kann beispielsweise durch eine Datenver¬ arbeitungsanlage, insbesondere einen Computer realisiert werden.
Bevorzugt ist eine Ausgestaltung der Einrichtung, bei der die Erfassungseinheit zur Erfassung einer Gemelksmenge und/oder eine Melkfrequenz geeignet und bestimmt ist.
Gemäß einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Einrichtung wird vor¬ geschlagen, dass wenigstens ein Speicher der zum Speichern wenigstens der tier¬ individuellen modifizierten Wartezeit vorgesehen ist. Bevorzugt ist eine Ausges¬ taltung einer Einrichtung, bei der diese mit einer zentralen Datenbank ausgestaltet ist.
Um die Einhaltung der MRL- Werte auch bei modifizierten Wartezeiten überprü¬ fen zu können, wird nach einer noch weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Einrichtung vorgeschlagen, dass diese eine Analyseeinrichtung für das Gemelk aufweist.
Nach einem noch weiteren erfinderischen Gedanken wird eine Vorrichtung zur Abtrennung eines Gemelks in einer Melkvorrichtung zum Melken wenigstens eines mit einem Tierarzneimittel behandelten Tieres vorgeschlagen, wobei die Vorrichtung wenigstens ein Identifikationsmittel für ein Tier und eine Leseein- richtung zur Erkennung des Identifikationsmittels aufweist. Die erfindungsgemä¬ ße Vorrichtung weist eine Speichereinheit zum Speichern tierspezifischer Daten auf. Zur Übeφriiftmg, ob das Gemelk des identifizierten Tieres abgetrennt werden soll, wenn ein Zeitabschnitt zwischen der Behandlung und der Identifikation klei¬ ner ist als eine modifizierte Wartezeit, die nach einem der Ansprüche 1 bis 9 er- mittelt wurde, wird eine Vergleichseinrichtung vorgeschlagen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet sich auch dadurch aus, dass wenigs¬ tens ein Mittel vorgesehen ist, welches in Abhängigkeit von dem Ergebnis des Vergleiches so angesteuert wird, dass das Gemelk entweder in eine Leitung für verwertbare oder in eine Leitung für nicht verwertbare Milch gelangt. Vorzugs-
weise handelt es sich bei dem Mittel um wenigstens ein Ventil. Insbesondere wird vorgeschlagen, dass das Ventil ein Mehrwegventil ist.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden an Hand der in der Zeichnung dargestellten Ausfuhrungsbeispiele erläutert, ohne dass der Ge¬ genstand der Erfindung auf diese konkreten Ausführungsbeispiele beschränkt wird.
Es zeigen:
Figur 1 schematisch eine Vorrichtung zum Abtrennung eines Gemelks,
Figur 2 ein Diagramm des Verlaufs einer modifizierten Wartezeit in Abhän¬ gigkeit von Gemelksleistung und
Figur 3 den Verlauf einer modifizierten Wartezeit für ein Tier während einer Behandlung.
Figur 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung zum Abtrennen eines Gemelks in ei¬ ner Melkvorrichtung zum Melken wenigstens eines mit einem Tierarzneimittel behandelten Tieres. Mit dem Bezugszeichen 1 ist ein Melkplatz bezeichnet, auf dem ein Tier 2 gemolken werden kann. Das Tier 2 weist ein Identifikationsmittel 3 auf. Das Identifikationsmittel 3 ist in Form eines passiv arbeitenden Transpon- ders ausgebildet, der am Hals des Tieres 2 angeordnet ist. Bei dem Identifikati¬ onsmittel kann es sich um sehr unterschiedliche Identifikationsmittel handeln. Hierbei kann es sich beispielsweise um einen Fußresponder, ein BoIi oder derglei- chen handeln. Vor dem Betreten des Melkplatzes 1 wird das Tier 2 identifiziert. Die Identifikation erfolgt über eine Leseeinrichtung 4. Die Leseeinrichtung kann mit einem nicht dargestellten Herdenmanagementsystem bzw. mit einer Steuerung der Melkvorrichtung verbunden sein.
Die Identifikation eines jeden Tieres kann beispielsweise im Zugangsweg zu einer Melkvorrichtung erfolgen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Identifikation
am Melkplatz durchgeführt wird. Bevorzugt ist jedoch eine Identifikation der Tie¬ re im Zugangsweg zu der Melkvorrichtung, da die Tiere, deren Gemelk abgeson¬ dert werden soll, zu einer Gruppe zusammengefasst werden können, die nach den Tieren, deren Gemelk nicht abgetrennt werden soll, gemolken werden. Durch die- se Maßnahme wird die Sicherheit erhöht, dass ein Gemelk, welches abgetrennt werden sollte, nicht fälschlicherweise in einen Tank für verwertbare Milch ge¬ langt.
Am Melkplatz 1 wird das Tier mittels eines nicht dargestellten Melkzeugs gemol- ken. Die Gemelksmenge, die das Tier während eines Melkvorgangs abgibt, wird mittels einer Erfassungseinheit 5 erfasst.
Das Identifikationsmittel 3 enthält vorzugsweise auch tierspezifische Informatio¬ nen, wie zum Beispiel den Zeitpunkt der Verabreichung des Tierarzneimittels sowie eine zu dem Tierarzneimittel zugehörige Wartezeit. Auch diese Informatio¬ nen werden über die Leseeinrichtung 4 erfasst. Gegebenenfalls können diese In¬ formationen auch aus dem Herdenmanagementsystem herausgelesen werden.
Mittels einer Einrichtung 6, die mit der Erfassungseinheit 5 verbunden ist, wird eine Gemelksleistung für eine durch das Tierarzneimittel vorgegebene Wartezeit ermittelt. Die von der Einrichtung 6 ermittelten Daten werden an ein Mittel 7 zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit auf der Basis der prognostizierten Ge¬ melksleistung und einer Gemelksleistung für die durch das Tierarzneimittel vor¬ gegebene Wartezeit ermittelt. Diese modifizierte Wartezeit kann auch an die Le- seeinrichtung 4 übergeben werden, mittels derer diese Information an das Identifi¬ kationsmittel 3 übermittelt wird. Die modifizierte Wartezeit WT wird auch an das Herdenmanagementsystem übermittelt.
Die tierspezifischen Daten können auch in einer Speichereinheit 8 gespeichert werden.
Zur Überprüfung, ob das Gemelk des identifizierten Tieres abgetrennt werden soll, wenn ein Zeitabschnitt zwischen der Behandlung und der Identifikation klei¬ ner ist als eine modifizierte Wartezeit, ist eine Vergleichseinrichtung 9 vorgese¬ hen. In Abhängigkeit von dem Ergebnis des Vergleichs wird das Gemelk entwe- der in eine Leitung für verwertbare oder in eine Leitung für nicht verwertbare Milch geführt.
In der Figur 2 ist der Verlauf einer modifizierten Wartezeit MWT in Abhängigkeit von der Gemelksleistung GL dargestellt. Ist die Gemelksleistung eines Tieres kleiner als eine zu einer Wartezeit WT, die durch das Arzneimittel vorgegeben ist, so nimmt die modifizierte Wartezeit zu, was zu einer Erhöhung der Sicherheit hinsichtlich der Einhaltung der MRL- Werte führt. Eine solche Konstellation kann insbesondere dann entstehen, wenn die Gemelksmenge und/oder die Melkfre¬ quenz des behandelten Tieres dazu fuhren, dass die Gemelksleistung dieses Tieres kleiner ist als die Gemelksleistung GLW.
Ist die Gemelksleistung des Tieres größer als die zu der Wartezeit WT zugehörige Gemelksleistung GLW, so kann die modifizierte Wartezeit kleinere Werte an¬ nehmen, da auch bei größeren Gemelksleistungen die Einhaltung der MRL- Werte gewährleistet ist. Gegebenenfalls kann aus sicherheitstechnischen und/oder ge¬ setzlichen Gründen eine Mindestwartezeit vorgesehen sein, die unabhängig von der Größe der Gemelksleistung nicht unterschritten werden darf.
Der Verlauf der modifizierten Wartezeit MWT kann unterschiedlich sein. Er kann auch abhängig von Tierarzneimittel bzw. von dem Wirkstoff sein. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Pharmakodynamik und Pharmokokinetik von Tier zu Tier unterschiedlich ist.
Figur 3 zeigt schematisch den Verlauf der modifizierten Wartezeit MWT in Ab- hängigkeit von der Gemelksleistung. Die Gemelksleistung wird nach einem jeden
Melkvorgang neu bestimmt. Hieraus wird eine neue modifizierte Wartezeit ermit-
telt. Figur 3 zeigt, dass die modifizierte Wartezeit zunächst unter die Wartezeit fällt. Die Ursache hierfür kann darin gesehen werden, dass die Gemelksleistung in den ersten Melkvorgängen relativ groß ist, während in nachfolgenden Melkvor¬ gängen die Gemelksleistung so abfallt, dass die zu erwartende Gemelksleistung dazu fuhrt, dass die modifizierte Wartezeit MWT größer ist als die Wartezeit WT.
Das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße Vorrichtung sind für Milch abgebende Tiere geeignet. Insbesondere kann die Erfindung im Zu¬ sammenhang mit dem Melken von Kühen, Schafen, Ziegen, Yaks, Dromedaren, Stuten oder ähnlichen Milch abgebenden Tieren eingesetzt werden.
Das Verfahren und die Vorrichtung sind auch für teilautomatische, automatische sowie für Roboter gestützte Melkanlagen geeignet.
B ezugszeichenliste
1. Melkplatz
2. Tier
3. Identifikationsmittel
4. Leseeinrichtung
5. Erfassungseinrichtung
6. Einrichtung
7. Mittel
8. Speichereinheit
9. Mittel zur Ermittlung einer modifizierten Wartezeit