"Bohrwerkzeug"
Die Erfindung betrifft ein Bohrwerkzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Aus der DE OS 2 008 825 ist ein Bohrer mit einer Hartmetalleinlage bekannt, welche einen zapfenförmigen Ansatz aufweist und mit diesem in einer Bohrung in den Bohrerschaft eingesteckt und verlötet ist. Die den Bohrkopf bildende Hartmetalleinlage liegt auf stirnseitig am Bohrerschaft angeordneten' Flächen auf. Nachteilig an einer derartigen Ausbildung des Bohrerkopfes bzw. der Verbindung des Bohrerkopfes mit dem Bohrerschaft ist, dass der aus teurem Hartmetall bestehende Ansatz des Bohrerkopfes ungenutzt für die Bearbeitung des zu bearbeitenden Materials innerhalb des Bohrerschafts liegt.
Weiterhin sind aus der DE 43 39 245 AI Spiralbohrer bekannt, welche Bohrerköpfe aufweisen, welche die Bohrerwendel u- förmig übergreifen. Durch die Ausbildung von zwei Füßen am Bohrerkopf weisen derartige Bohrerköpfe ein großes Volumen auf. Weiterhin lässt sich ein Bohrerkopf mit Rücksprüngen in einem Press-Sinter-Verfahren nur mit erhöhtem Aufwand herstellen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Bohrwerkzeug vorzuschlagen, bei welchem ein Schneidelement bzw. ein Bohrerkopf optimal für die Bearbeitung des zu bohrenden Materials eingesetzt werden und bei welchem Materialanhäufungen in Bereichen ohne Bearbeitungsfunktion weitestgehend vermieden sind.
Diese Aufgabe wird ausgehend von den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1 erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. In den ünteransprüchen sind vorteilhafte und zweckmäßige Weiterbildungen angegeben.
Der Erfindung liegt der Kerngedanke zu Grunde, ein Bohrwerkzeug mit einem Schneidelement zu schaffen, bei welchem mit einem minimalen Aufwand an dem Werkstoff, welcher für das Schneidelement Verwendung findet, wie z.B. Hartmetall oder PKD, eine maximale Bohr- bzw. Schlagbohrwirkung erzielbar ist, wobei das Schneidelement zur Erhaltung der Eigenstabilität dennoch eine massive, kompakte und gedrungene Gestalt aufweist.
Die Erfindung sieht vor, die Bohrerwendel stirnseitig mit einem Schlitz zu versehen, welcher die Bohrerwendel seitlich und zur Stirnseite öffnet, wobei der Fußbereich des Schneidelements, welches quer zum Verlauf einer Längsmittelebene durchgehend T-förmige Querschnitte aufweist, vom Schlitz aufgenommen wird und seitlich über diesen hinausragt. Hierbei erstrecken sich die Führungsfasen des Schneidelements jeweils etwa parallel zu einer Bohrerlängsachse durchgehend am Umfang des Schneidelements über den Kopfbereich und den Fußbereich des Schneidelements. Hierdurch erhält der Fußbereich des Schneidelements eine Doppelfunktion. Der Fußbereich dient der Verbindung zwischen Schneidelement und Bohrerwendel und ermöglicht neben einer optimalen Schlagkraftübertragung über die quer zur Bohrerlängsachse orientierten Flächen eine Übertragung hoher Drehmomente über die formschlüssige Verbindung. Weiterhin übernimmt der Fußbereich dadurch, dass dieser einen Durchmesser im Bereich des Nenndurchmessers aufweist, Aufgaben, welche bisher nur vom Kopfbereich des Schneidelements übernommen werden. Denn der Fußbereich weist
Führungsfasen auf, welche als Verlängerungen der Führungsfasen des Kopfbereichs ausgebildet sind. Durch diese Funktionsübertragung auf den Fußbereich des Schneidelements ist es möglich das Schneidelement in unteren seitlichen Bereichen etwa um die Höhe des Fußbereichs niedriger auszubilden und dennoch eine vorgeschriebene Mindesthöhe der Schneidplatte zu erhalten.
Weiterhin sieht die Erfindung vor, an der Führungsfase eine Führungskante auszubilden, welche sich insbesondere durchgehend über den Kopfbereich und den Fußbereich erstreckt. Durch diese lange Führungskante ist es möglich, bei geringer Reibung eine besonderes gute Führung an der Bohrlochwand zu gewährleisten.
Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, das Schneidelement mit Seitenflächen zu versehen, welche sich in Wirkrichtung des Bohrwerkzeugs V-förmig öffnen und zur Bohrerlängsachse einen Winkel von 2° bis 45° und insbesondere 15° aufweisen. Dies erlaubt ein einfaches Entformen des Schneidelements, wenn dieses beispielsweise in einem Press-Sinter-Verfahren hergestellt wird. Weiterhin werden durch eine solche Formgebung die an der Bohrerwendel und am Schneidelement auftretenden Kerbwirkungen minimiert.
Die Erfindung sieht auch vor, den Fußbereich des Schneidelements in einem Winkel λ schräg zu dem stirnseitigen Ende der Bohrerwendel bzw. zu dem Schlitz im stirnseitigen Ende der Bohrerwendel anzuordnen, wobei für den Winkel λ gilt 3° < λ < 15° und insbesondere λ ~ 6°. Hierdurch ist es möglich, den Bohrerkopf in seinem Fußbereich besonders gut abzustützen, da die Bohrerwendel mit einer massiv ausgebildeten Schulter in Drehrichtung auf den Bohrerkopf wirkt. Beispielsweise sind für die folgenden Bohrerdurchmesser die folgenden Winkel λ vorgesehen.
Weiterhin sieht die Erfindung vor, die Seitenflächen des Schneidelements symmetrisch zu der durch das Schneidelement bzw. den Schlitz definierten Längsmittelebene auszurichten. Hierdurch ist das Einsetzen des Schneidelements in die Bohrerwendel erleichtert, da beim Einsetzen nicht auf die Orientierung des Scheidelements geachtet werden muss, da das Schneidelement auch um 180° um die Bohrerlängsachse gedreht einsetzbar ist.
Schließlich sieht die Erfindung vor, die Seitenwände konkav oder konvex oder s-förmig auszubilden. Dies erlaubt eine materialsparende bzw. eine besonders massive bzw. eine Kanten vermeidende Konstruktion des Schneidelements.
Die Erfindung sieht auch noch vor, an wenigstens eine der Längsseiten des Bohrerkopfs wenigstens eine Aussparung auszubilden, welche etwa parallel zur Bohrerlängsachse verläuft. Hierdurch ist es möglich, die Abfuhr von Bohrmehl bzw. Bohrklein effektiver zu gestalten.
Weitere Einzelheiten der Erfindung werden in der Zeichnung anhand von schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen beschrieben.
Hierbei zeigt:
Figur la: eine Stirnansicht eines als Vollhartmetallkopf ausgebildeten Schneidelements und eines schematisch angedeuteten Abschnitts einer Bohrerwendel,
Figur lb: eine Seitenansicht des in der Figur la dargestellten Schneidelements,
Figur lc: einen Schnitt durch das in der Figur lb dargestellte Schneidelement entlang der Schnittlinie Ic-Ic,
Figur ld: eine Unteransicht des in der Figur lb dargestellten Schneidelements aus einer Pfeilrichtung ld,
Figur le: eine Draufsicht auf die in der Figur la dargestellte Bohrerwendel aus einer Pfeilrichtung le,
Figur 2: eine Unteransicht eines weiteren Schneideϊements und
Figur 3a-3e: fünf Ausführungsvarianten eines Schneidelements .
In der Figur la sind ein als Vollhartmetallkopf ausgebildetes Schneidelement 1 und ein schematisch angedeuteter Abschnitt einer Bohrerwendel 2 eines nicht weiter dargestellten Bohrwerkzeugs 3 in einer sogenannten Explosionsansicht dargestellt. Das Schneidelement 1 bildet einen Bohrerkopf 4. In der Stirnansicht auf eine Querseite 5 des Schneidelements 1 sind von einer ersten Schneide 7 eine Hauptschneide 9, welche durch eine Spanfläche 11 und eine Freifläche 13 gebildet wird, und eine Führungsfase 15 mit einer Führungskante 17 zu sehen, welche parallel zu einer Bohrerlängsachse 19 verlaufen, die in einer Längsmittelebene 20 liegt. Das Schneidelement 1 bzw. der Bohrerkopf 4 besteht aus einem Kopfbereich I und einem Fußbereich II. Diese beiden Bereiche I und II gehen im Bereich einer Querebene 23, welche von der Bohrerlängsachse 19 im rechten Winkel geschnitten
wird, ineinander über. Mit Unterseiten 21, 22 liegt das Schneidelement 1 auf Schultern 24, 25 von Stegen 26, 27 auf, welche einen Schlitz bzw. eine Nut 28 an einem stirnseitigen Ende 29 der Bohrerwendel 2 bilden. Die Nut 28 ist durch einen Boden 30 und Seitenwände 31, 32 begrenzt. Bei eingesetztem Schneidelement 1 liegt dieses mit einem Boden 33 unter Ausbildung eines Lötspalts auf dem Boden 30 der Nut 28 auf. Weiterhin liegen Seitenflächen 34, 35 des Fußbereichs II des Schneidelements 1 an den Seitenwänden 31, 32 der Nut 28 an. Somit ist das in der Ansicht auf die Stirnseite 5 T-förmige Schneidelement 1 in die Nut 28 eingebettet und ragt lediglich mit seinem Kopfbereich I und stirnseitigen Enden 36, 37 (siehe auch Figur lb) über die Nut 28 bzw. die Bohrerwendel 2 seitlich hinaus. Die Bohrerwendel 2 geht in einen nicht dargestellten Einspannschaft über, welcher als Systemeinsteckende und insbesondere als SDS-Plus- Einspannschaft ausgebildet ist. Auf die Darstellung von an der Bohrerwendel 2 vorhandenen Bohrmehlnuten wurde zur Vereinfachung der Figur la verzichtet. Die Führungsfase 15 weist im Kopfbereich I des Schneidelements 1 eine maximale Höhe Hi auf. Die in den Fußbereich II fortgeführte Führungsfase 15 weist dort eine Höhe H2 auf. Somit besitzt die Führungsfase 15 eine Gesamthöhe H3, welche sich aus der Summe der Höhen Hi und H2 ergibt. Das heißt, die üblicherweise allein durch den Kopfbereich I des Schneidelements 1 gebildete Führungsfase 15 ist um den Wert H2 erhöht, so dass das Bohrwerkzeug 3 besser geführt ist bzw. bei niedrigerer Kopfhöhe H4 ein besseres Führungsverhalten aufweist. Der Fußbereich II besteht im wesentlichen aus einem Quader Q, welcher seitlich aus der am stirnseitigen Ende 29 der Bohrerwendel 2 angeordneten Nut 28 heraussteht. Die Nut 28 weist im Bereich ihres Bodens 30 eine Breite Bτ auf, welche sich in eine Wirkrichtung w des Bohrwerkzeugs 3 vergrößert und beispielsweise am Übergang der Seitenwände 31, 32 in die Schultern 24, 25 auf eine Breite B2 angewachsen ist .
In der Figur lb ist eine Seitenansicht auf eine Längsseite 38 des Schneidelements 1 dargestellt. Die Orientierung dieser Ansicht ist in der Figur la durch einen Pfeil lb angedeutet. In der Figur lb ist mit gestrichelten Linien die Bohrerwendel 2 angedeutet, welche das Schneidelement 1 aufnimmt. Das Schneidelement 1 weist im Kopfbereich I und im Fußbereich II einen Nenndurchmesser DN auf, welcher größer ist als ein Wendeldurchmesser DW. Somit ragt das Schneidelement 1 mit den stirnseitigen Enden 36, 37 über einen durch den Wendeldurchmesser DW definierten Zylinder Z hinaus und wirkt auch mit dem Fußbereich II auf das zu bearbeitende Material ein. Weiterhin sind in der Figur lb eine zweite Querseite 6, eine zweite Schneide 8, eine Hauptschneide 10, eine Spanfläche 12, eine Freifläche 14, eine Führungsfase 16 und eine Führungskante 18 des Schneidelements 1 sichtbar.
Die Figur lc zeigt einen Schnitt durch das in der Figur lb dargestellte Schneidelement 1 entlang der Schnittlinie Ic-Ic. In der Schnittdarstellung weist das Scheidelement 1 wiederum die bereits aus der Ansicht auf die Querseite bekannte T- ähnliche Gestalt T auf, welche das Schneidelement 1 besonders im Fußbereich I massiv und stabil macht.
In der Figur ld ist eine Unteransicht des in der Figur lb dargestellten Schneidelements 1 aus einer Pfeilrichtung ld dargestellt. Der Boden 33 des Schneidelements 1 geht über die Seitenflächen 34, 35 in die Unterseiten 21, 22 und in die Längsseiten 38, 39 über. Unterhalb von Spanflächen 11 bzw. 12 ist das Schneidelement 1 schlank ausgebildet. Unterhalb von Freiflächen 13 bzw. 14 ist das Schneidelement 1 verbreitert und massiv ausgebildet. Mit einer gestrichelten Linie ist ein alternativer Verlauf der Längsseite 39 angedeutet, mit welchem eine Aussparung 40 geschaffen wird, welche die Spanabfuhr am Schneidelement 1 erleichtert. Eine derartige Aussparung kann selbstverständlich auch an der Längsseite 39
realisiert werden. Weiterhin sind die in die Zeichnungsebene hineinverlaufende Führungskante 17 und die sich an diese anschließende Führungsphase 15 gekennzeichnet.
In der Figur le ist eine Draufsicht auf die Stirnseite 29 der Bohrerwendel 2 abgebildet. Die Schultern 24, 25 gehen über die Seitenwände 31, 32 in den Boden 30 über. Die tiefer in der Zeichnungsebene liegende Bohrmehlnut der Bohrerwendel ist nicht dargestellt. Durch den Verlauf der Nut 28 ist erkennbar wie ein in die Nut 28 eingesetztes Schneidelement 1 mit seinen Längsseiten 38 bzw. 39 (siehe Figur ld) in einem Winkel λ schräg zu den Seitenwänden 31, 32 der Nut 28 steht.
Die Figur 2 zeigt eine Unteransicht eines weiteren Schneidelements 1. Bei diesem ist ein im wesentlichen einen Fußbereich II bildender Quader Q parallel zu einem Kopfbereich I und somit auch zu einem nicht dargestellten stirnseitigen Ende einer Bohrwendel ausgerichtet. Ein Winkel λ, welcher die Abweichung definiert, beträgt somit 0°.
Die Figuren 3a bis 3e zeigen in Analogie zu der Figur lc Querschnitte durch fünf Schneidelemente, welche unterschiedliche Fußbereiche aufweisen.
Die Figur 3a zeigt ein Schneidelement 1 bei welchem ein Fußbereich II Seitenflächen 34, 35 bzw. Unterseiten 21, 22 aufweist, welche sich von einem Boden 33 aus konvex wölben.
Die Figur 3b zeigt ein Schneidelement 1, bei welchem ein Fußbereich II Seitenflächen 34, 35 aufweist, welche im Schnitt betrachtet von einem Boden 33 aus S-förmig in Unterseiten 21, 22 übergehen.
Die Figur 3c zeigt ein Schneidelement 1, bei welchem in einem Fußbereich II von einem Boden 33 Seitenflächen 34, 35 ausgehen, die rechtwinklig in Unterseiten 21, 22 übergehen.
Die Figur 3d zeigt ein Schneidelement 1, bei welchem ein Fußbereich II Seitenflächen 34, 35 bzw. Unterseiten 21, 22 aufweist, welche sich von einem Boden 33 aus konkav wölben.
Die Figur 3e zeigt ein Schneidelement 1, bei welchem ein Fußbereich II einen Boden 33 aufweist, welcher im Schnitt betrachtet in schräg verlaufende Seitenflächen 34, 35 bzw. Unterseiten 21, 22 übergeht.
Die Erfindung ist nicht auf dargestellte oder beschriebene Ausführungsbeispiele beschränkt. Sie umfasst vielmehr Weiterbildungen der Erfindung im Rahmen der
Schutzrechtsansprüche. Die Erfindung sieht auch Bohrwerkzeuge vor, welche mehr als zwei Schneiden aufweisen. Bei diesen weist die Bohrerwendel dann beispielsweise Y-förmige oder X- förmige Nuten auf, wobei der Fußbereich des Schneidelements dann ebenfalls X-förmig oder Y-förmig ausgebildet ist und mit seinen freien Enden aus der Nut über die Bohrerwendel hinaussteht. Somit ist dann bei drei oder mehr Führungsfasen eine Verlängerung der Führungsfase bis in den Fußbereich möglich. Bei derartigen Bohrwerkzeugen überdeckt der Kopfbereich die Schultern, welche die Nuten bilden, zumindest teilweise und stützt sich auf diesen ab.
Bezugszeichenliste
1 Schneidelement
2 Bohrerwendel
3 Bohrwerkzeug
4 Bohrerkopf
5, 6 Querseite von 1
X 8 erste bzw. zweite Schneide von 1
9, 10 Hauptschneidkante
11, 12 Spanfläche
13, 14 Freifläche
15, 16 Führungsfase
17, 18 Führungskante
19 Bohrerlängsachse
20 Längsmittelebene
21, 22 Unterseite von I
23 Querebene zwischen I und II
24, 25 Schulter von 26 bzw. 27
26, 27 Steg an 2
28 Schlitz, Nut
29 stirnseitiges Ende von 2
30 Boden von 28
31, 32 Seitenwand von 28
33 Boden von 1
34, 35 Seitenfläche von II
36, 37 stirnseitiges Ende von II
38, 39 Längsseiten von 1
40 Aussparung an 39
Bi, B2 Breite von 28
DN Nenndurchmesser von 1
DW Wendeldurchmesser
Hl Höhe von 15 bzw. 16 im Bereich I
H2 Höhe von 15 bzw. 16 im Bereich II
H3 Höhe von 15 bzw. 16 im Bereich I und II
H4 Kopfhöhe
Q Quader
T T-ähnliche Gestalt
Z Zylinder w Wirkrichtung von 3 α Winkel zwischen 31 bzw. 32 und 19 λ Winkel zwischen 38 bzw. 39 und 31 bzw. 32