Endovaskuläres Implantat mit einer aktiven Beschichtung
Die Erfindung betrifft ein endovaskuläres Implantat mit einer aktiven Beschichtung.
Koronare Herzerkrankungen, insbesondere akute Myokardinfarkte, stellen in Westeuropa und Nordamerika eine der häufigsten Todesursachen dar. In mehr als 80% der Fälle ist die Ursache des Myokardinfarktes der thrombotische Verschluss einer Koronararterie durch Ruptur einer athe- romatösen PIaque bei vorbestehender stenosierender Atheromatose. Entscheidende .Faktoren für die Langzeitprognose nach akutem Myo- kardinfarkt sind: - eine effektive und langanhaltende Wiedereröffnung der Infarktarterie,
- die Dauer des thrombotischen Gefäßverschlusses,
- die Verhinderung eines größeren Myokardverlustes und eines ventrikulären Remodeling,
- die Beherrschung rhythmogener Komplikationen.
Die genannten Faktoren bestimmen nicht nur die kardiovaskuläre Morta- lität, sondern auch die Lebensqualität nach dem Infarkt.
Seit mehr als zwanzig Jahren sind nicht-operative Methoden zur Stenose-Behandlung etabliert, bei denen u.a. durch Ballondilatation (PTCA Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie) das verengte oder verschlossene Blutgefäß wieder aufgeweitet wird. Dieses Vorgehen hat sich insbesondere bei der Therapie des akuten Myokardinfarktes bewährt. Mit dem Aufweiten des Blutgefäßes entstehen allerdings kleinste Verletzungen und Einrisse (Dissektionen) in der Gefäßwand, die zwar häufig problemlos verheilen, jedoch in etwa einem Drittel der Fälle durch das ausgelöste Zellwachstum zu Wucherungen führen (Proliferation), die letztendlich zu einer erneuten Gefäßverengung (Restenose) führen. Die Aufweitung beseitigt auch nicht die Ursachen der Stenose, also die molekularpathologischen Veränderungen in der Gefäßwand. Eine weitere Ursache der Restenose ist die Elastizität des gedehnten Blutgefäßes. Nach dem Entfernen des Ballons zieht sich das Blutgefäß übermäßig zusammen, so dass der Gefäßquerschnitt verringert wird (Obstruktion, sogenanntes negatives remodeling). Letzterer Effekt kann nur durch Platzierung eines endovaskulären Implantats, in der Regel eines Stents, vermieden werden.
In der interventionellen Therapie der stabilen und instabilen Angina pec- toris bei koronarer Herzkrankheit, hat die Einführung der Stents zu einer deutlichen Reduktion der Rate an Restenosen und damit zu besseren Langzeitresultaten geführt. Dies gilt sowohl für die primäre als auch die Rezidivstenose. Ursächlich für den Nutzen der Stent-Implantation ist der höhere primäre Lumengewinn.
Durch den Einsatz von Stents kann zwar ein optimaler Gefäßquerschnitt erreicht werden, allerdings führt der Einsatz von Stents ebenfalls zu kleinsten Verletzungen, die die Proliferation induzieren können und damit letztendlich eine Restenose auslösen können. Weiterhin initiiert die Anwesenheit eines derartigen Fremdkörpers eine Kaskade von zellulären molekularen Prozessen, die zu einem allmählichen Zuwachsen des Stents führen können.
Mittlerweile bestehen umfangreiche Erkenntnisse zum zellbiologischen Mechanismus und zu den auslösenden Faktoren der Stenose und Restenose. Die Restenose entsteht als Reaktion der Gefäßwand auf die lokale Verletzung infolge Dehnung des atherosklerotischen PIaque. Über komplexe Wirkmechanismen wird die lumengerichtete Migration und Proliferation der glatten Muskelzellen der Media und der Adventitia induziert (neointimale Hyperplasie). Unter Einfluss verschiedener Wachs- tumsfaktoren produzieren die glatten Muskelzellen eine Deckschicht aus neointimalen Glattmuskelzellen und Matrixproteinen (Elastin, Kollagen, Proteoglykane), deren ungesteuertes Wachstum allmählich zu einer Einengung des Lumens führen kann. Konventionelle systemische medikamentöse Therapieeinsätze sehen u.a. die orale Verabreichung von Calzium-Antagonisten, ACE-Hemmern, Antikoagulantien, Antiaggregan- tien, Fischölen, antiproliferativen Substanzen, antiinflammatorischen Substanzen und Serotonin-Antagonisten vor, signifikante Reduktionen der Restenosearten wurden auf diesem Wege bisher jedoch nicht erreicht.
Seit einigen Jahren versucht man die Restenosegefahr bei der Implantation von Stents durch Aufbringung spezieller Beschichtungssysteme zu mindern. Teilweise dienen die Beschichtungssysteme als Träger, in die ein oder mehrere pharmakologisch wirksame Subtanzen eingebettet sind (Local Drug Delivery (LDD); drug eluting stents). Die Beschich- tungssysteme bedecken in der Regel zumindest eine der Gefäßwand zugewandte Umlaufswandung des endovaskulären Implantates.
Der Träger derartiger Beschichtungssysteme besteht aus einem biokompatiblen Material, welches entweder natürlichen Ursprungs ist oder auf synthetischem Wege gewonnen werden kann. Zur Aufbringung der Beschichtungssysteme auf den Stent sind zahlreiche Verfahren entwi- ekelt worden, wie beispielsweise Rotationszerstäubungsverfahren, Tauchverfahren und Sprühverfahren. Das Beschichtungssystem bedeckt zumindest bereichsweise die der Gefäßwand zugewandte Umlaufswandung des Stents. Eine Freisetzung der pharmakologisch wirksamen Substanzen erfolgt im menschlichen bzw. tierischen Körper durch all- mähliche Degradation des Trägers und/oder Diffusion in das umgebende Gewebe. Die Elutionscharakteristik der Substanzen lässt sich mit Hilfe etablierter in vitro Untersuchungen vorab abschätzen.
Als Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen für LDD-Systeme wurden bisher zahlreiche Präparate vorgeschlagen, die in der Regel den kon- ventionell eingesetzten Zytostatika und Immunsuppresiva entsprechen. Unbeachtet der bisher umfangreichen Aktivitäten auf dem Bereich aktiv beschichteter endovaskulärer Implantate sind alle bisherigen Versuche, die Restenose nach Angioplastie medikamentös einzudämmen bisher nicht mit der gewünschten Wirkung verbunden. Ein neuer Ansatz sieht nun vor, nicht nur die Symptome durch Applikation geeigneter Wirkstoffe zu bekämpfen, sondern auch die dem Krankheitsbild zugrunde liegende Struktur des menschlichen Genoms und seine Transkription zu berücksichtigen, d. h. die die Krankheit hervorrufenden Faktoren (z. B. Transkriptionsfaktoren, die durch bestimmte pathologische Ereignisse aktiviert werden) zu blocken, und zwar sehr früh, bevor es überhaupt zu einer Induktion von (pathologischer) Genaktivität gekommen ist. Darüber hinaus sollen nicht nur einzelne Faktoren gehemmt werden, sondern mehrere pathologische Ereignisse gleichzeitig beeinflusst werden, da Transkriptionsfaktoren in der Regel mehrere Gene aktivieren. Ein viel- versprechender Ansatz ist dabei die Applikation von doppelsträngigen DNA-Olegonukleotiden, und zwar aus folgendem Grund:
Die meisten Zellen im Körper sind in der G0-Phase des Zellzyklus, die auch als die Ruhephase bezeichnet wird. Fast alle ruhenden Körperzellen haben immer noch die Fähigkeit zum Wachstum und können durch eine Anzahl von Stimuli dazu angeregt werden, wieder in den Zellzyklus einzutreten, wobei die wichtigsten Stimuli Wachstumsfaktoren und Verletzungen sind. Wachstum sowie auch Umgestaltungsprozesse werden in erster Linie auf der Transkriptionsebene geregelt. Die physische Belastung von beispielsweise koronarer Angioplastie oder Stent- lmplantation wird deshalb zur Induktion einer Anzahl von Genen führen, wobei Cycline, zellzyklus-spezifische Phosphatasen, Zellzyklus- spezifische Transkriptionsfaktoren wie Cyclin E, Cyclin A, Cyclin B, cdc25C, cdc25A, E2F-Familienmitglieder sowie zahlreiche metabolisch wichtige Gene oder Gene, die an der Replikation von DNA beteiligt sind (PCNA, Histonen). Während diese Faktoren nach Eintritt in den Zellzyk- lus neu synthetisiert werden, sind viele Transkriptionsfaktoren, die in den ersten Schritten des Wachstums involviert sind und von dem so genannten "immediate-early" Genen kodiert werden, bereits in der Zelle vorhanden und werden durch ein bestimmtes Signal aktiviert; ein gut bekanntes Mitglied dieser Klasse ist AP-1.
AP-1 ist ein heterodimerer Transkriptionsfaktor, der aus c-Jun- und c- Fos-Protein besteht (Curran und Franza (1988) Cell 55, 395), die über Leuzin-Reißverschlußmotive miteinander interagieren. Anders als c-Jun, das in der Lage ist zu homodimerisieren und allein DNA zu binden, ist c- Fos auf die Bindung an c-Jun angewiesen, um sequenzspezifisch DNA zu binden. Beide Proteine sind Mitglieder einer größeren Familie von Proteinen, die JunB und JunD (Jun-verwandt) sowie Fral und FosB (Fos-verwandt) umfassen (Curran und Vogt (1992) in Transcriptional Regulation, 797 (McKnight und Yamamoto) Cold Spring Harbor Laboratory Press). AP-1 ist in der Lage an das Konsensussequenz- Motiv %'-TGACTCA-3' zu binden, aber viele Variationen dieser Sequenz können durch die verschiedenen Homo- und Heterodimere der Familienmitglieder stark gebunden werden (Franza et al. (1988) Science
239, 1150; Rauscher et al. (1988) Genes Dev. 2, 1687; Risse et al. (1989) EMBO 18, 3825; Yang-Yen et al. (1990) New Biol. 2, 351).
Obwohl die gleichzeitige Expression von Fos und Jun zu dramatischer synergistischer Aktivierung von AP-1 -abhängiger Transkription führen kann (Chiu et al. (1988) Cell 54, 541), wurde ein bedeutender Grad der experimentellen Variabilität abhängig vom benutzten Zelltyp, beobachtet. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Aktivitäten von Fos und Jun durch andere Proteine beeinflußt werden, die möglicherweise in Zelltyp-spezifischer Weise exprimiert werden (Baichwall und Tjian (1990) Cell 63, 815) und, daß in jedem Zelltyp die Gegenwart von bereits vorhandenen oder induzierbaren Transkriptionsfaktoren sowohl die Selektion der Genziele als auch den transkriptionellen Effekt von Fos-Jun-Familien Hetero- oder Homodimeren beeinflußt. Übereinstimmend mit der Promotor- und Zelltypspezifität von AP-1 wurde gezeigt, daß Fos den c-fos-Promoter nicht aktiviert, sondern die Transkription reprimiert (Sassone-Corsi (1988) Cell 54, 553; Lucibello et al. (1989) Cell 59,999).
Eine Methode zur spezifischen Beeinflussung der transkriptioneilen Aktivität eines bestimmten Transkriptionsfaktors ist in WO 95/11687 offenbart. Diese lehrt, dass es möglich ist, mit der Aktivierungsfunktion von Transkriptionsfaktoren zu interferieren, indem eine Zelle mit einem doppelsträngigen DNA-Molekül, Cis-Element Decoy genannt, enthaltend eine Bindungsstelle für den spezifischen Transkriptionsfaktor, behandelt wird. Die exogene Zufuhr einer großen Zahl von Transkriptionsfaktor- Bindungsstellen zu einer Zelle, im besonderen in viel höherer Zahl als in dem endogenen Promotor im Genom vorhanden, erzeugt eine Situation, in der die Mehrzahl eines bestimmten Transkriptionsfaktors spezifisch an das jeweilige Cis-Element Decoy und nicht an seine endogenen Zielgene bindet. Dieser Ansatz zur Inhibition der Bindung von Transkriptionsfaktoren an ihre endogene Bindungsstelle wird auch als Squelching bezeichnet. Squelching von Transkription unter Verwendung
von DNA Decoys wurde erfolgreich eingesetzt, um das Wachstum von Zellen zu inhibieren, unter Verwendung von DNA-Fragmenten, die spezifisch auf den Transkriptionsfaktor E2F gerichtet sind (Morishita et al. (1995) 92, 5855).
Aus der DE 299 16 160, deren Inhalt voll umfänglich einbezogen wird, ist eine doppelsträngige Nukleinsäure bekannt, die in der Lage ist, sequenzspezifisch an den Transkriptionsfaktor AP-1 zu binden. Überraschend wurde gefunden, daß die Aktivierung des Endothelin-1 (ET-l)-Gens in venösen Endothelzellen durch AP-1 vermittelt wird. Diese Aktivierung wurde durch zu große mechanische Belastung ausgelöst. Das ET-1-Peptid, das in Antwort auf diesen Stimulus hergestellt wird, ist hochwirksam in Vasokonstriktion und Wachstumsstimulation. Freisetzung von ET-1 ist mit übermäßigem Wachstum von glatten Muskelzellen sowie Umgestaltung korreliert worden. Im Anschluß daran war es möglich zu zeigen, daß die Aktivierung des ET-1-Gens in Endothelzellen durch die Einführung von doppeisträngiger DNA, die die AP-1 Bindestelle trug, blockiert werden konnte.
Ein bevorzugter Ansatz der Therapie setzt voraus, dass die dop- pelsträngigen Nukleinsäuren sehr rasch und gleichmäßig in die an das Implantat anliegende Zellumgebung abgegeben bzw. von dieser aufgenommen werden. Gerade im Bereich endovaskuläre Implantate droht aufgrund des hohen Lumenflusses und der turbulenten Strömung ein sehr rasches und schnelles Auswaschen der leicht wasserlöslichen Nuk- leinsäuren. Zudem ist die Aufbringung von reinen Nukleinsäuren oder nur mit Puffer vermengten Mischungen auf die zumeist metallischen Implantate alles andere als trivial. In der Regel sind die erzeugten Beschichtungen ungleichmäßig, so dass eine lokale Konzentration der Nukleinsäure im Körper erheblich divergieren kann. Schließlich muss die Beschichtung ohne abzublättern oder abzuplatzen eine Expansion des Stents bei der Implantation überstehen.
Einen neuartigen Ansatz zur intrakorporalen Applikation von Nukleinsäuren mittels eines intraluminalen Stents verfolgt die US 6,228,845. Es wird unter anderem vorgeschlagen, die Nukleinsäuren mit Hilfe eines Virus, der in eine fibrinhaltige Matrix eingebettet ist, in die benachbarte Gewebsumgebung einzuschleusen. Der Einsatz von insbesondere Adenoviren führt zu einer intrinsischen inflammatorischen Aktivität von Genvektoren. Es besteht zudem die Gefahr der Integration ins Genom mit der Folge der Veränderung der genetischen Information der Zelle. Ferner bestehen Sicherheitsbedenken bei der Anwendung, ist die Herstel- lung der Viren sehr aufwendig und es besteht die Gefahr der systemischen Verteilung der Viren durch Auswaschung aus dem Gefäß sowie Integration an anderer Stelle im Körper.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein für die Applikation von doppelsträngigen Nukleinsäuren geeignetes Beschich- tungssystem bereitzustellen, das nicht auf einer viralen Technik basiert.
Diese Aufgabe wird durch das endovaskuläre Implantat nach Anspruch 1 gelöst. Das endovaskuläre Implantat zeichnet sich dadurch aus, dass es eine aktive Beschichtung aus a) einer biodegradierbaren Trägermatrix aus Hyaluronsäure und/oder Hyaluronsäure-Derivaten und b) einem in die Trägermatrix eingebetteten Wirkstoff in Form einer doppelsträngigen Nukleinsäure umfasst.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, dass die Freisetzung des eingebetteten Wirkstoffs unter Zuhilfenahme der speziellen Trägermatrix eine sehr rasche und eher gleichmäßige Elution in das anliegende Gewebe ermöglicht. Dadurch, dass die Trägermatrix zwar ein Auswaschen des Wirkstoffs verhindert, jedoch ihrerseits zumindest in Teilen schnell degradiert, lässt sich eine rasche und sehr gleichmäßige Wirkstofffrei-
setzung erzielen. Darüber hinaus scheint die eigenständige pharmako- logische Wirkung von Hyaluronsäure bzw. seinen Derivaten die Aufnahme der Nukleinsäure durch das umgebende Zellgewebe zu unterstützen.
Der Vorteil des Einsatzes von Nukleinsäuren liegt u. a. darin, dass diese leicht herstellbar, chemisch gut verwendbar, sicher zu handhaben und leicht zellgängig ohne viralen Vektor sind.
In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist die eingebettete doppelsträngige Nukleinsäure in der Lage, sequenzspezifisch an den Transkriptionsfaktor AP-1 zu binden. Die doppelsträngige Nukleinsäure, die in diesem Zusammenhang verwendet wird, enthält in einer bevorzugten Ausführungsform eine oder mehrere Kopien einer Sequenz, die spezifisch AP-1 oder einen verwandten Transkriptionsfaktor bindet. Synthetische Nukleinsäuren sind typischerweise höchstens 100 bp lang und können deshalb eine oder bis zu 10 vollständige Transkriptionsfaktor-Bindungsstellen, abhängig von der Länge der spezifischen Transkriptionsfaktorerkennungsstelle, die ausgewählt wurde, erkennen. Nukleinsäuren, die durch enzymatische Methoden wie beispielsweise PCR amplifiziert werden oder in einem geeigneten prokaryotischen oder eukaryotischen Gastorganismus vermehrt werden, enthalten zumindest etwa 10 Kopien, bevorzugt zumindest etwa 30 Kopien, zumindest etwa 100 Kopien oder zumindest etwa 300 Kopien der jeweiligen Transkriptionsfaktor-Bindungsstelle.
Die doppelsträngige Nukleinsäure ist beispielsweise ein ds Oligodesoxynukleofid (dsODN). Die Länge des doppelsträngigen Oligonukleotids liegt typischerweise im Bereich von etwa 5-50 bp, vorzugsweise im Bereich von etwa 10-20 bp.
Vorzugsweise weist das doppelsträngige Oligonukleotid eine Sequenz auf, die das Konsensussequenz-Motiv 5'-TGACTCA-3' des AP-1
Transkriptionsfaktors enthält. Besonders bevorzugt sind doppelsträngige Oügonukleotide, wobei ein Strang eine der Sequenzen
5' CGCTTGATGACTCAGCCGGAA 3' (SEQ ID NO:1 );
5' GTGCTGACTCAGCAC 3' (SEQ ID NO:2); 5' CGCTTAGTGACTAAGCG 3' (SEQ ID NO:3);
5' TGTGCTGACTCAGCACA 3' (SEQ ID NO:4);
5' TTGTGCTGACTCAGCACAA 3'( SEQ ID NO:5);
5' TCGCTTAGTGACTAAGCGA 3' (SEQ ID NO:6);
5' TGCTGACTCATGAGTCAGCA 3' (SEQ ID NO:7); 5' TGCTGACTAATTAGTCAGCA 3'( SEQ ID NO:8);
5' GTCGCTTAGTGACTAAGCGAC 3' (SEQ ID NO:9);
5' CTTGTGCTGACTCAGCACAAG 3' (SEQ ID NO:10) oder
5' TTGCTGACTCATGAGTCAGCAA 3' (SEQ ID NO:11) hat.
Oügonukleotide werden in der Regel schnell durch Endo- und Exonukleasen, im besonderen DNasen und RNasen in der Zelle, abgebaut. Deshalb wird die Nukleinsäure modifiziert, um sie gegen den Abbau zu stabilisieren, so daß über einen langen Zeitraum eine hohe Konzentration der Nukleinsäure in der Zelle beibehalten wird. Typischerweise kann eine solche Stabilisierung durch die Einführung von einer oder mehrerer modifizierter Internukleotid-Phosphorgruppen
oder durch die Einführung einer oder mehrerer Nicht-Phosphor- Intemukleotide, erhalten werden.
Geeignete modifizierte Interriukleotide sind in Uhlmann und Peyman ((1990) Chem. Rev. 90, 544) zusammengefaßt. Modifizierte Internukleotid-Phosphat Reste und/oder Nicht-Phosphor-Brücken in einer Nukleinsäure, die in der gegenwärtigen Erfindung eingesetzt werden können, enthalten zum Beispiel Methylphosphonat, Phosphorothioat, Phosphorodithioat, Phosphoramidat, Phosphatester, während Nicht-Phosphor-Internukleotid-Analoge, beispielsweise Siloxan-Brücken, Carbonat-Brücken, Carboxymethylester-Brücken, Acetamidat-Brücken und/oder Thioether-Brücken enthalten. Es ist auch beabsichtigt, daß diese Modifizierung die Haltbarkeit einer Mischung, die für die Benutzung in einer Methode der gegenwärtigen Erfindung gedacht ist, verbessert.
Nukleinsäuren können durch die Einführung struktureller Merkmale in die Nukleinsäure, die die Halbwertzeit der Nukleinsäure erhöhen weiter stabilisiert werden. Solche Strukturen, die Haarnadel- und Glocken-DNA enthalten, sind in US 5,683,985 offenbart. Die gleichzeitige Einführung von modifizierten Internukleotid-Phosphat-Resten und/oder Nicht- Phosphor-Brücken, zusammen mit den genannten Strukturen, ist auch möglich.
Eine geeignete Konzentration der Nukleinsäuren liegt im Bereich von etwa 1 μM bis etwa 50 μM und vorzugsweise bei 1μM, wobei ein oder mehrere geeignete Puffer der aktiven Beschichtung zugesetzt werden können. Ein Beispiel eines solchen Puffers ist Tyrode-Lösung enthaltend 144,3 mmol/l Na+, 4,0 mmol/l K+, 138,6 mmol/l Cf, 1 ,7 mmol/l Ca2+, 1 ,0 mmol/l Mg2+, 0,4 mmol/l HPO4 2' , 19,9 mmol/l HCO3 ", 10,0 mmol/l D- Glucose.
Die aktive Beschichtung kann zusätzlich mindestens einen Zusatzstoff und/oder Hilfsstoff enthalten. Zusatzstoffe und/oder Hilfsstoffe wie Lipide, kationische Lipide, Polymere, Nukleinsäure-Aptamere, Peptide und Proteine sind beabsichtigt, um beispielsweise die Einbringung von Nukleinsäuren in die Zelle zu erhöhen, um die Mischung auf nur eine Untergruppe von Zellen zu richten, um den Abbau der Nukleinsäure in der Zelle zu verhindern, um die Lagerung der Nukleinsäuremischung vor der Verwendung zu erleichtem und/oder um die Einführung in den Kern der Zelle zu verbessern.
Das endovaskuläre Implantat weist eine im wesentlichen die gesamte äußere Oberfläche des Implantats bildende aktive Beschichtung auf, die durch Physisorption oder kovalente Bindung an der darunter liegenden Oberfläche anhaftet. Die aktive Beschichtung bedeckt den metallischen Grundkörper und gegebenenfalls eine oder mehrere auf dem Grundkör- per aufgebrachte Zwischenschichten. Die Beschichtung umfasst eine Trägermatrix aus Hyaluronsäure und/oder Hyaluronsäure-Derivaten. Hyaluronsäure und seine Derivate zeichnen sich durch ihre sehr gute Biokompatibilität aus, da die Materialien natürlichem Ursprungs sind. Weiterhin hat es sich gezeigt, dass Hyaluronsäure als auch seine Deri- vate eine eigenständige entzündungshemmende Wirkung besitzen und damit wirkungsvoll Gewebsirritationen verhindert oder zumindest stark vermindert werden können. Ein bisher nicht im Detail geklärter synergistischer Effekt tritt bei der Applikation von Nukleinsäuren auf.
Hyaluronsäure (Hyaluronan) ist ein einfaches Glykosaminoglykan der extrazellulären Matrix. Es wird an der Oberfläche von Fibroblasten synthetisiert und kommt als einziges Glykosaminoglykan nicht als Prote- oglykan vor. Hyaluronsäure ist eine hochmolekulare Verbindung mit MR zwischen 50.000 und mehreren Millionen. Grundbaustein der Hyaluronsäure ist ein aus D-Glucuronsäure und N-Acetyl-d-glucosamin in ß1-3- glykosidischer Bindung aufgebautes Aminodisaccharid, das mit der nächsten Einheit ß1-4-glykosidisch verbunden ist:
Die unverzweigte Kette der Hyaluronsäure besteht aus 2.000-10.000 solcher Einheiten. Durch Hyaluronidasen werden ß-glykosidische Bindungen hydrolysiert und so die Hyaluronsäure zu kleineren Bruchstü- cken abgebaut. Die - meist als Kalium-Salz - im Handel befindliche Hyaluronsäure ist aus menschlichen Nabelschnüren oder Hahnenkämmen isoliert, wird aber zunehmend biotechnologisch durch bakterielle Fermentation hergestellt.
Zur Modifizierung von Hyaluronsäure, d.h. Darstellung von Hyaluronsäu- re-Derivaten, werden literaturbekannte Verfahren eingesetzt (z. B. Da- nishefsky, Arch. Biochem. Biophys., 90, 1960, S. 114 ff.; Nagasawa, Carbohydr. Res., 58, 1977, S. 47 ff.; Ayotte, Carbohydr. Res. 145, 1986, S. 267 ff.; Ogamo, Carbohydr. Res. 193, 1989, S. 165 ff.; Jesaja, Can. J. Chem.; 67, 1989, S. 1449 ff.; Mulloy, Carbohydr. Res. 255, 1994, S. 1 ff.). Dabei handelt es sich um regio- und stereoselektive und nicht regio- und stereoselektive (statische) Reaktionen. Basierend auf diesem Verfahren kann Hyaluronsäure insbesondere durch N- und O- Desulfatierung, 6-O-Desulfatierung, Deacetylierung oder Acetylierung sowie Sulfatierung, Acylierung mit aliphatischen oder aromatischem Rest verändert werden. Insbesondere können durch die bekannten Verfahren Aminogruppen, Sulfat- oder Carboxylreste unter Anwendung von Schutzgruppenchemie und bekannten, zum Teil regioselektiven Reaktionen der organischen Chemie eingeführt werden.
Unter dem Begriff "Hyaluronsäue-Derivate" im Sinne der Erfindung werden demnach alle durch gezielte Modifizierungen der natürlichen Hyalu-
ronsäure strukturell zum Ausgangsprodukt veränderten Reaktionsprodukte verstanden. Unter dem Begriff "Hyaluronsäure und Hyaluronsäu- re-Derivate" werden ferner alle polyelektrolytischen Salze derselben, z.B. Natrium-, Kalium-, Magnesium- und Kalziumsalze, verstanden. Als "Modifizierungen" im erfindungsgemäßen Sinne werden die aufgeführten und weiteren bekannten Reaktion der organischen Chemie zur Umsetzung der funktionellen Gruppen der Hyaluronsäure angesehen.
Hyaluronsäure und die Hyaluronsäure-Derivate können als Einzelsubstanzen, Co- oder Blockpolymere aus Hyaluronsäure und Hyaluronsäu- re-Derivaten, als auch in Form von Mischungen der vorgenanten Einzelsubstanzen und Polymere kovalent und/oder durch Physisorption an der Stimulationselektrodenoberfläche immobilisiert werden.
Eine kovalente Anbindung der Trägermatrix an die Oberfläche des Implantats erfolgt vorzugsweise durch Einpunkts- oder Mehrpunktsaufhän- gung an Spacer. Weiterhin wird vorzugsweise zumindest bereichsweise durch Vernetzung einer zuvor aufgebrachten (primären) Trägermatrix eine mechanische und/oder chemische Stabilisierung des Beschich- tungsmaterials gegen enzymatischen und hydrolytischen Abbau, als auch gegen mechanischen Stress erreicht. Die Immobilisierung der Trä- germatrix auf der Oberfläche des Implantats kann nach bekannten Methoden der Immobilisierung von Enzymen, Methoden der Membranherstellung, Kunststoffverarbeitung, Polymerchemie, der Peptid-, Protein- und Zuckerchemie über kovalente Bindungen mit und ohne Verwendung von Spacern, mittels Einpunkts- und Mehrpunktaufhängung, End- punktaufhängung als Mono- oder Multilayer oder mit zusätzlicher Stabilisierung durch Quervernetzung erfolgen.
Als vorteilhaft hat sich eine aktive Beschichtung mit einer Schichtdicke im Bereich zwischen 10-400 μm, insbesondere 50-120 μm, erwiesen.
Bei den genannten Schichtdicken ist eine noch hinreichende Freiset- zung des Wirkstoffs sichergestellt, ohne dass die aktive Beschichtung
bereits einen unerwünschten Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften des Implantats hat.
Weiterhin ist bevorzugt, wenn die Hyaluronsäure oder die Hyaluronsäu- re-Derivate nach Sterilisation noch ein durchschnittliches Molekularge- wicht im Bereich von ca. 300.000 bis 500.000, insbesondere 380.000 bis 420.000 Dalton aufweisen. Im beanspruchten Molekulargewichtsbereich erreicht die eigenständige therapeutische Wirkung der Hyaluronsäure und seiner Derivate ein Maximum (Papakonstantinou, G. Karakiulakis, O. Eickelberg, A.P. Perruchoud, L.H. Block, and M. Roth ; A 340 kDa hyaluronic acid secreted by human vascular smooth muscle cells regula- tes their proliferation and migration, Glycobiology 1998, 8, 821-830).
Ein weiterer vorteilhafter Aspekt der erfindungsgemäßen Lehre liegt in der gezielten Beeinflussung des in vivo Degradationsverhalten des Biopolymers. Unter dem Begriff "Degradationsverhalten" wird der durch chemische, thermische, oxidative, mechanische oder biologische Prozesse stattfindende Abbau der erfindungsgemäßen Trägermatrix im lebendem Organismus über die Zeit verstanden. Einerseits soll sichergestellt werden, dass die eingebetteten Wirkstoffe besonders rasch nach der Implantation freigesetzt werden. Andererseits soll die Beschichtung über einen bestimmten Zeitraum eine Oberflächenadsorption von hochmolekularen Biomolekülen auf der Implantatsoberfläche verhindern oder zumindest deutlich zurückdrängen, da ansonsten mittel- und langfristig mit Unverträglichkeitsreaktionen zu rechnen ist.
Vorzugsweise ist die Trägermatrix derart beschaffen, dass die in vivo Degradation der Trägermatrix von außen in Richtung des Grundkörpers des endovaskulären Implantats verlangsamt ist. Das Degradationsverhalten kann dabei kontinuierlich oder sprunghaft verändert werden. Nach letzterer Variante umfasst die Trägermatrix zumindest zwei Teilschichten mit unterschiedlichem Degradationsverhalten, wobei das De- gradationsverhaiten innerhalb jeder Teilschicht kontinuierlich veränder-
lich oder konstant über die Teilschicht festlegbar ist. Die Herstellung derartiger Beschichtungen kann mit Hilfe an sich bekannter Sprüh- und Tauchbeschichtungsverfahren erfolgen.
Vorzugsweise ist die Trägermatrix derart beschaffen, dass ein dem Grundkörper des Implantats abgewandter, äußerer Bereich der Trägermatrix zumindest zu 90 Gew.% innerhalb von 0,1 bis 240 h, insbesondere 0,2 bis 24 h, in vivo abgebaut wird. Der äußere Bereich ist vorzugsweise 10 bis 250 μm, insbesondere 50 bis 150 μm, dick. Wenn die Trägermatrix aus zumindest zwei Teilschichten mit unterschiedlichem De- gradationsverhalten besteht, ist zur Erreichung dieses Ziels eine äußere Teilschicht derart modifiziert, dass sich diese äußere Teilschicht um mehr als 90 Gew.% innerhalb von 0,1 bis 240 h, insbesondere 0,2 bis 24 h, in vivo abbaut. Die äußere Teilschicht ist vorzugsweise 10 bis 250 μm, insbesondere 50 bis 150 μm, dick.
Es hat sich ferner überraschenderweise gezeigt, dass in Gegenwart der erfindungsgemäßen Trägermatrix auch die Oberflächenadsorption von hochmolekularen Biomolekülen auf der Implantatsoberfläche verhindert oder zumindest deutlich zurückgedrängt ist. Vorzugsweise ist daher die Trägermatrix derart beschaffen, dass ein dem Grundkörper des Implan- tats zugewandter, innerer Bereich der Trägermatrix zumindest nicht vollständig innerhalb von zwei Jahren in vivo abgebaut wird. Der innere Bereich ist vorzugsweise 3 bis 50 μm, insbesondere 5 bis 20 μm, dick. Wenn die Trägermatrix aus zumindest zwei Teilschichten mit unterschiedlichem Degradationsverhalten besteht, ist zur Erreichung dieses Ziels insbesondere eine innere Teilschicht, die sich unmittelbar der darunter liegenden Oberfläche des Grundkörpers des Implantats oder gegebenenfalls einer hierauf aufgebrachten Zwischenschicht anschließt, derart modifiziert, dass sich diese innere Teilschicht um nicht mehr als 20 Gew.% innerhalb von zwei Jahren in vivo abbaut. Die äußere Teil- Schicht ist vorzugsweise 3 bis 50 μm, insbesondere 5 bis 20 μm, dick.
Das Degradationsverhalten von Hyaluronsäure und seiner Derivate kann u.a. durch Quervemetzung und reduktive Fixierung beeinflusst werden. Hierzu wird generell auf die in der Literatur zahlreichen beschriebenen Verfahren zur Durchführung der einzelnen Vernetzungsreaktionen und ausdrücklich auf den Gegenstand der US 4,582,865, US 5,550,187, US 5,510,121 und WO 00/46252 verwiesen. Unter reduktive Fixierung wird die gezielte Umsetzung ungesättigter Funktionalitäten des Polysaccha- rids mit hydridischen Reduktionsmitteln, wie z.B. Natriumborhydrid, verstanden. Die Quervernetzung kann z.B. mit Hilfe der folgenden Reagen- zien durchgeführt werden:
Formaldyhyd, Glutaraldehyd, Divinylsulfon, Polyanhydride, Polyaldehy- de, Carbodiimide, Epichlorohydrin, Ethylenglykol-diglycidylether, Butan- diol-diglycidylether, Polyglycerol-polyglycidylether, Polyethylenglykol- diglycidylether, Polypropylenglykol-diglycidylether oder bis- oder Polye- poxy-Vernetzer, wie 1 ,2,3,4-Diepoxybutan oder 1 ,2,7,8-Diepoxyoctan.
Der Zusammenhang zwischen Vernetzungsgrad, reduktiver Fixierung und Degradationsverhalten kann über herkömmliche Testverfahren ermittelt werden. Ein unterschiedlicher Vernetzungsgrad führt bei ansonsten gleicher Fixierung zu einem unterschiedlichen Quellverhalten der Trägermatrix. Durch Verzicht auf die Fixierung oder nur unvollständige Fixierung wird die Degradation der Trägermatrix beschleunigt. Der Quellfaktor lässt sich u.a. gravimetrisch bestimmen. Weiterhin lässt sich der Vernetzungsgrad und der Umfang der reduktiven Fixierung durch infrarotspektroskopische Analyse an vernetzten Hyaluronsäurefolien bestimmen. Der Bezug zur Degradation kann durch eine GPC Analytik, d.h. durch Molmassenbestimmung degradierter Hyaluronsäure, an E- luenten hergestellt werden.
Der Einfluss der genannten Modifikationen auf das in vivo Degradationsverhalten ist allgemein bekannt. Da das Abbauverhalten aber u.a. auch von weiteren geometrischen und physiologischen Faktoren ab-
hängt, ist in der Regel eine individuelle Anpassung des Systems an die jeweiligen Erfordernisse notwendig.
Weiterhin ist bevorzugt, dass die Trägermatrix durch Vernetzung einen Quellfaktor im Bereich von 2-6, insbesondere 3-4, aufweist. Die genann- ten Bereichsangaben für den Quellfaktor haben sich als in der Praxis besonders geeignet für eine rasche in vivo Wirkstofffreisetzung erwiesen.
Die Beschichtung kann in der Regel auf alle bekannten endovaskulären Implantate aufgebracht werden, eignet sich aber insbesondere für kardi- ovaskuläre Implantate. Die dünne Trägermatrix aus Hyaluronsäure und/oder Hyaluronsäure-Derivaten wird dazu mittels gängiger Sprühverfahren oder aus der Lösung abgeschieden.
Die prinzipielle Herstellung einer kovalent anhaftenden Polysaccharid- schicht wird in der WO 00/56377 beschrieben, deren Offenbarung voll- umfänglich mit einbezogen wird. Eine Substratoberfläche wird dazu mit reaktiven Funktionalitäten modifiziert, aktivierte Hyaluronsäure wird bereit gestellt und diese wird dann unter geeigneten Bedingungen kovalent an die reaktiven Funktionalitäten gebunden. In eben gleicher Weise lässt sich die erfindungsgemäße Trägermatrix an die Oberfläche des endo- vaskulären Implantats binden.
Weiterhin offenbart die bereits erwähnte DE 196 30 563 ein Verfahren zur Verbesserung der Haftung einer Beschichtung infolge verstärkter Physisorption bzw. kovalenter Bindung. In einem ersten Schritt wird eine reaktive Funktionalität auf der Substratoberfläche erzeugt. Die reaktive Funktionalität umfasst insbesondere Amine, Aldehyde, Sulfide, Alkohole, Säurehalogenide und Isocyanate. An die genannte Funktionalität kann dann - unter Rückgriff auf an sich bekannte Kopplungsverfahren - die erfindungsgemäße Trägermatrix kovalent gebunden werden.
Weiterhin ist bevorzugt, wenn die Trägermatrix eine Haftvermittlerschicht aus Chitosan umfasst. Die Haftvermittlerschicht schließt sich unmittelbar dem Grundkörper und ggf. eine darauf aufgebrachten Zwischenschicht an. Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass in Gegenwart einer solchen Haftvermittlerschicht sehr gleichmäßige und stark haftende Beschichtungen erzeugt werden können. Zudem ist Chitosan Werkstoff natürlichem Ursprungs und damit gut bioverträglich. Die als Haftvermittlerschicht ist vorzugsweise 0,1 bis 50 μm, insbesondere 1 bis 10 μm, dick und kann ebenso wie die Hyaluronsäure und ihre Derivate zur Be- einflussung Ihres Degradationsverhaltens modifiziert werden. Insbesondere kann die Haftvermittlerschicht derart ausgebildet sein, dass sie als innere Teilschicht oder innerer Bereich der Trägermatrix im oben genannten Sinne agieren kann. Eine signifikante Änderung der Wirkstofffreisetzung durch die Haftvermittlerschicht wurde nicht festgestellt.
Nach einer weiteren bevorzugten Variante der Erfindung beinhaltet die Trägermatrix zumindest in Teilbereichen oder Teilschichten Chitosan. Hierdurch kann das Haftvermögen der Trägermatrix weiter verbessert werden und es können auch auf den sehr komplexen Geometrien des Substrats gleichmäßige Beschichtungen erzeugt werden. Die Stabilität der Polysacharidschicht kann gesteigert werden, wenn durch Quartemi- sierung der aminischen Funktionen des Chitosans polykationische Ladungen erzeugt werden. Werden Hyaluronsäure und seine Derivate als polyanionische Präparate zugemengt, so bildet sich ein Symplexgel. Die schon sehr starke lon/lon-Wechselwirkung zwischen den Komponenten kann durch Quervernetzung weiter erhöht werden. Ein Gewichtsanteil des Chitosans am Gesamtgewicht der Trägermatrix beträgt vorzugsweise nicht mehr als 50 %. Auch diese Modifikationen haben überraschenderweise kaum Einfluss auf die Freisetzung der Nukleinsäuren.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der dazugehörigen Zeichnungen näher erläutert.
Die einzige Figur zeigt eine schematische Draufsicht auf einen Stent 10 in einem Teilabschnitt einer Abwicklung seiner rohrförmig verlaufenden Umlaufswandung. Ein Grundgerüst des Stents 10 umfasst eine Vielzahl einzelner Zellen 16, die in Umlaufsrichtung über Stege 12 und in axialer Richtung des Stents 10 teils in ihren Kopfbereichen 14 miteinander verbunden sind. Selbstverständlich ist das hier dargestellte Stentdesign nur beispielhaft zu verstehen. Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche weitere Stentdesigns bekannt, die sich für die erfindungsgemäßen Zwecke eignen. Erfindungswesentlich ist lediglich, dass zumindest be- reichsweise eine im folgenden noch näher erläuterte, aktive Beschichtung 18 vorhanden ist. Die aktive Beschichtung 18 ist durch die Schraf- fur angedeutet.
Die Darstellung eines solchen Stent mit aktiver Beschichtung 18 wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen kurz erläutert:
Chitosan als Haftvermittler für die Träqermatrix
Die Implantatsoberfläche wurde vorgereinigt, entfettet und unter leichtem Rühren für 10 Minuten bei Raumtemperatur in eine 0,5 bis 2%ige Essigsäure mit einer Chitosankonzentration zwischen 0,1% und 0,5% gerührt. Das Molekulargewicht des Chitosans betrug zwischen 100.000 und 1.000.000 Dalton. Anschließend wurde das Implantat entnommen und getrocknet.
Alternativ konnte eine dünne Schicht aus Chitosan durch Aufsprühen auf das Implantat aufgebracht werden. Hierzu wurde eine 0,5%ige Chitosan- lösung in einer 0,5%'ιgen Essigsäure angesetzt. Das vorgereinigte Imp- lantat wurde 5 bis 20 mal im Abstand von 15 bis 30 Sekunden für 0,5 bis 1 ,0 sec mit Hilfe einer Airbrushpistole besprüht, wobei zwischen den Sprühschritten das Implantat bei 40°C bis 70°C getrocknet wurde. Die aufgebrachten Schichten wiesen eine Schichtdicke von 1 μm bis 10μm auf.
Das Chitosan fungiert als Haftvermittler, da Chitosan selbst im neutralen Bereich (Blut) schwer löslich ist. Die dünne Haftvermittlerschicht aus Chitosan von 0,1 μm bis 50 μm, vorzugsweise von 1 μm bis 10 μm, hat keine signifikante Beeinträchtigung der Freisetzungseigenschaften der Trägermatrix zur Folge.
Aufbringung der Träqermatrix
Nach Trocknung wurde das Implantat unter leichtem Rühren für 10 Minuten bei Raumtemperatur in eine wässrige Lösung von Hyaluronsäure mit einem Molekulargewicht von mindestens 1.000.000 Dalton gelegt. Nach Entnahme und Trocknung wurde die Probe für mindestens 2 h bei ca. 30°C bis 40°C in eine Vernetzerlösung von 2 bis 4 ml Glutaraldehyd in einem Wasser-Aceton Gemisch getaucht. Danach wurde die Vernetzerlösung ausgetauscht und die Vernetzung 2 h fortgeführt.
Anschließend wurde die Probe mehrfach mit destilliertem Wasser ge- spült und mehrfach mit deionisiertem Wasser gespült. Nach Entnahme wurde die Probe für 24 Stunden bei 50°C im Trockenschrank getrocknet.
Das Molekulargewicht der Hyaluronsäure soll über 1.000.000 Dalton betragen, da die Hyaluronsäureketten durch die Sterilisation gespalten werden. Nach vorliegenden Untersuchungen kommt es bei einer Sterili- sation mit Hilfe von Ethylenoxid oder beta-Bestrahlung (Elektronenbeschleuniger: 4,5 mEV, 25 kGy) zu 1 bis 2 Spaltungen pro Kette, d.h. native Hyaluronsäure liegt nach Sterilisation mit einem Molekulargewicht in der Größenordnung von 400.000 Dalton vor.
In Abhängigkeit von der Konzentration der wässrigen Hyaluronsäurelö- sung konnten folgende Schichtdicken erzielt werden, wobei die angemessenen Schichtdicken nach 24stündiger Trocknung bei 50°C ermittelt wurden:
• bei 0.25%iger wässriger Hyaluronsäurelösung: ca. 90μm,
• bei 0,5%iger wässriger Hyaluronsäurelösung: ca. 160μm,
• bei einer 1 %igen wässrigen Hyaluronsäurelösung: ca. 200μm
• und bei einer 2%igen wässrigen Hyaluronsäurelösung: 145μm.
Chitosan als Zusatz zur Träqermatrix
Neben den Polyanionen Hyaluronsäure bzw. seinen Hyaluronsäure- Derivaten kann die Trägermatrix noch Polykationen wie Chitosan enthalten. Durch das Amin des Chitosans liegt eine weitere funktioneile Gruppe für den Vernetzer Glutardialdehyd vor. Die Aldehydfunktion kann so- wohl mit der Aminfunktion des Chitosans als auch mit der Carbonyl- bzw. Hydroxylfunktion der Hyaluronsäure reagieren. Durch diese Reaktionen kann der Vernetzungsgrad erhöht und die ionische Wechselwirkung zwischen den Polyanionen und Polykationen verstärkt werden. Das Schichtsystem aus Polyanionen und Polykationen kann durch ab- wechselndes Besprühen der Elektroden mit Lösungen gewünschter Konzentrationen von Chitosan, Hyaluronsäure und Hyaluronsäure- Derivaten hergestellt werden.
Hierbei werden vorgereinigte Implantate abwechselnd mit einer wässrigen Lösung aus Hyaluronsäure oder Hyaluronsäure-Derivat und in Es- sigsäure gelöstem Chitosan besprüht. Dabei beträgt die Konzentration der Hyaluronsäure oder Hyaluronsäure-Derivate 0,1% bis 1%, vorzugsweise 0,2% bis 0,5%. Die Konzentration der Essigsäure beträgt 0,1% bis 2%, vorzugsweise 0,5% bis 1%. Die Konzentration des Chitosans beträgt 0,1% bis 1%, vorzugsweise 0,2% bis 0,5%. Das Molekulargewicht der Hyaluronsäure oder der Hyaluronsäure-Derivate beträgt mindestens 1.000.000 Dalton und das Molekulargewicht des Chitosans mindestens 100.000 Dalton. Beide Lösungen werden im Abstand von 2 Sekunden
bis 60 Sekunden, vorzugsweise 15 Sekunden bis 30 Sekunden, mit Hilfe eines Sprühverfahrens abwechselnd auf die Proben aufgebracht. Durch die Wahl der Konzentration an Hyaluronsäure bzw. Chitosan und der jeweiligen Sprühdauer kann der jeweilige Anteil an Polyanionen und Polykationen eingestellt werden. Der Gewichtsanteil an Chitosan am gesamten Schichtsystem beträgt nicht mehr als 50 %. Die Anzahl der Sprühschritte bestimmt die Schichtdicke des gesamten Schichtsystems. So werden bei 60 Sprühschritten mit einer Sprühdauer von 0,5 Sekunden mit üblichen Airbrushpistolen Schichtdicken zwischen 5 μm und 10 μm, gemessen im trockenen Zustand, erreicht. Nach der Beschichtung wird die Probe getrocknet und anschließend für mindestens 2 h bei ca. 30°C bis 40°C in eine Vemetzerlösung von 2 bis 4 ml Glutaraldehyd in einem Wasser-Aceton Gemisch getaucht. Danach wird die Vemetzerlösung für mindestens weitere 2 h ausgetauscht. Anschlie- ßend wird die Probe mehrfach mit destilliertem Wasser gespült und mehrfach mit deionisiertem Wasser gespült.
Einbindung der doppelsträngigen Nukleinsäuren
Die in zuvor beschriebener Weise dargestellter Trägermatrix wird vor dem Trocknen mit 0,5 - 1 ml einer Lösung von 5 μg/mol einer dop- pelsträngigen Nukleinsäure für 1h gespült. Ohne weitere Spülschritte erfolgt dann die Trocknung. Folgende Nukleinsäuresequenz wurde als AP1-Rezeptor-Antogonist (AP-1 Decoy ODN) eingesetzt:
G*T*G*CTGACTCAG*C*A*C und rev G*T*G*CTGAGTCAG*C*A*C
, wobei * für eine phosphorothioat-modifizierte Bindung steht. Das Mole- kulargewicht der Sequenz beträgt 9.146 g/mol und die Sequenz weist 15 Basenpaare auf.
Die Einbringung der doppelsträngigen Nukleinsäure kann optional unter Modifikation des pH-Werts der Trägermatrix als auch der nukleinsäure-
haltigen Lösung erfolgen. Dabei wird beispielsweise der pH-Wert der Lösung auf etwa den isoelektrischen Punkt gepuffert, so dass die dem Diffusionsprozess entgegenwirkenden gleichen Ladungen der Trägermatrix und der Nukleinsäure verringert oder beseitigt werden.
Einen weiteren Ansatz zur Einbindung der Nukleinsäuren liefert die E- lektrophorese, bei der das Eindringen der Nukleinsäuren durch Anlegen eines elektrischen Stromes unterstützt wird, wobei das Implantat als Elektrode dient.