Elektropneumatische Anhangerbremsanlage sowie Verfahren zum Betrieb derselben
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer elektropneumatischen Anhangerbremsanlage, wobei jeder Seite wenigstens einer Anhängerachse, wenigstens zwei Steuerventile zugeordnet sind, mittels der ein einem Bremswunsch entsprechender Druck, der auf wenigstens ein Bremsaggregat der wenigstens einen Anhängerachse wirkt, gesteuert wird. Die Erfindung betrifft ferner eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage, umfassend eine elektronische Steuer- und/oder Regel Vorrichtung zum Erfassen und/oder Verarbeiten des Betriebszustandes des Anhängers und zum Steuern und/oder Regeln von Ventilen der Anhangerbremsanlage.
Elekropneumatische Anhängerbremsanlagen sind bekannt. So wird beispielsweise eine derartige Bremsanlage von der Anmelderin vertrieben, wobei insbesondere ein elektronisches Bremssystem bzw. ein Modul eines entsprechenden elektronischen Bremssystems in einer Anhangerbremsanlage eingebracht werden kann, so daß eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage zur Verfügung gestellt wird. Eine derartige elektropneumatische Anhangerbremsanlage hat die Funktion, nach Erhalt entsprechender Betriebsdaten wie Fahrzeuggeschwindigkeit, Drehzahl der entsprechenden Räder an den Achsen des Anhängers und Beladungszustand eine optimale Bremswirkung auch mit Antiblockierfunktion zu gewährleisten. Hierzu werden mittels einer elektronischen Steuer und/oder Regelvorrichtung entsprechende Meßwerte aufgenommen und diese verarbeitet, um entsprechende elektropneumatische Ventile für die gewünschte Bremsfunktion anzusteuern. Als Zusatzfunktion ist auch beispielsweise eine automatische Schlupfregulierung vorgesehen bzw. eine automatische lastabhängige Bremse möglich. Eine automatische lastabhängige Bremse ist beispielsweise in der DE 102 07 803.3 der Anmelderin beschrieben. Der Offenbarungsgehalt der DE 102 07 803.3 soll vollu fängl ich in dieser Anmeldung aufgenommen sein.
Aus der DE 198 29 489 Cl ist ferner eine Einrichtung zur Strom- und/oder Spannungsversorgung eines Fahrzeuganhängers für die Versorgung von Bremskomponenten bekannt. Hierbei ist vorgesehen, daß wenigstens eine zweite Versorgungsleitung vorgesehen ist, durch die der Fahrzeuganhänger mit dem Zugfahrzeug verbindbar ist. Hierbei wird beispielsweise eine Stopl icht-Versorgungsl eitung verwendet, um als Strom- und/oder Spannungsversorgungsleitung für die Versorgung der elektropneumatischen Anhangerbremsanlage zu dienen.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Betrieb einer elektropneumatischen Anhangerbremsanlage und eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage anzugeben* die in deren Funktion sehr variabel gehalten werden kann und mit der auch in den verschiedensten Zuständen eine ausreichende und effektive Bremsfunktion ermöglicht ist,, wobei insbesondere Zusatzbremsfunktionen wie beispielsweise ein Roll-Over-Schutz ermöglicht sein soll .
Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Betrieb einer elektropneumatischen Anhangerbremsanlage, wobei jeder Seite wenigstens einer Anhängerachse wenigstens zwei Steuerventile zugeordnet sind, mittels der ein einem Bremswunsch entsprechender Druck, der auf wenigstens ein Bremsaggregat der wenigstens einen Anhängerachse wirkt, gesteuert wird, wobei nur ein Steuerventil zur Zeit zur Steuerung des Drucks für das wenigstens eine Bremsaggregat angesteuert wird.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist es möglich, sämtliche Bremsfunktionen und auch weitere Funktionen der Anhangerbremsanlage zur Verfügung zu stellen, auch wenn nur eine Versorgungsleitung zur Versorgung der Anhangerbremsanlage mit Strom und/oder Spannung vorgesehen ist, die für weniger Last ausgelegt ist, als für sämtliche elektrischen Verbraucher an sich benötigt werden würde. Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist ein besonders bevorzugter Betrieb einer Anhangerbremsanlage möglich, wenn die Hauptversorgungsleitung nicht gesteckt ist bzw. ausgefallen ist. Es handelt sich hierbei somit um eine besonders bevorzugte Betriebsweise der Anhangerbremsanlage unter Verwendung der Erfindung gemäß der DE 198 29 489 Cl.
Im Rahmen der Erfindung bedeutet der Begriff "Ansteuern" insbesondere auch Betätigen bzw. das Betätigen eines Stellgliedes, das vorzugsweise einen Elektromagneten umfaßt. Die Steuerventile sind vorzugsweise elektrisch betätigbare Ventile, bei dem als Stellglied ein Elektromagnet umfaßt ist. Die Steuerventile sind vorzugsweise übliche Belüftungsventile und Entlüftungsventile. Im Rahmen der Erfindung umfaßt der Begriff Betriebszustand einzelne Zustände des Anhanges, wie Beladung, Geschwindigkeit, Drehzahl der Räder, Drücke in Leitungen und weitere, als auch die Gesamtheit dieser physikalischen Werte.
Eine besonders gute Funktionalität ist dann gegeben, wenn das jeweilige Steuerventil in einem Zeitraum zwischen 5 ms und 100 ms, vorzugsweise zwischen 10 ms und 100 ms, angesteuert wird. Bei einer entsprechenden Anhangerbremsanlage sind also wenigstens vier Steuerventile, nämlich je ein Belüftungsventil auf jeder Seite und ein Entlüftungsventil auf jeder Seite vorgesehen.
Erfindungsgemäß wird in einem entsprechenden Zeitraum jeweils nur ein Ventil angesteuert, so daß nur ein Ventil aus der stromlosen Stellung in die bestro te Stellung zur Zeit überführt wird. Die Auswahl, welches Ventil zur Zeit bestromt wird, hängt zum einen vom Bremswunsch des Fahrers ab, der durch Betätigung des Bremspedals ermittelt werden kann, beispielsweise durch die Schnelligkeit der Betätigung, die ausgeübte Kraft bei der Betätigung oder den Druck in einer Steuerleitung und naturgemäß von der Betriebsweise des Fahrzeugs wie beispielsweise Geschwindigkeit, Beladung und ähnlichem. Durch eine Steuer- und/oder Regeleinheit sind entsprechend gemessene Druckwerte in den Druckleitungen mit einem errechneten Solldruck vergleichbar. Es kann
beispielsweise vorgesehen sein, daß dasjenige Ventil betätigt wird, das für die Zuführung von Druckluft zu einem Bremsaggregat wie beispielsweise einem Bremszylinder zuständig ist, bei dem der Druck in der Zuführleitung zu diesem Bremsaggregät am weitesten vom Sollwert entfernt ist. Es kann vorzugsweise auch ein Prioritätsmanager vorgesehen sein, mittels dem mittels entsprechend vorgebbaren Prioritäten die Steuerventile betätigt werden können. Die höchste Priorität kann hierbei ein Roll-Over-Schutz sein. Als nächste Priorität kann eine spurtreue Verwendung finden.
Wenn vorzugsweise das Verfahren in der Anhangerbremsanlage dann zur Anwendung kommt, wenn die Strom- und/oder Spannungsversorgung der Anhangerbremsanlage über eine zweite Versorgungsleitung, vorzugsweise über eine Stopl ichtversorgungsl eitung, geschieht, ist eine besonders hohe Variabilität der Funktion der Anhangerbremsanlage gegeben. Der entsprechende Fall tritt beispielsweise, wie oben schon angedeutet, dann ein, wenn die Versorgungsleitung nicht gesteckt oder anderweitig defekt ist.
Bei der Versorgungsleitung handelt es sich vorzugsweise um eine Strom- und/oder Spannungsversorgungsleitung gemäß ISO 7638, wohingegen die Strom- und/oder Spannungsversorgung über die Stopl ichtversorgungsl ei tung gemäß ISO 1185 vorgesehen sein kann. Bei der Verfahrensführung gemäß dieser bevorzugten Ausführungsform ist auch eine volle ABS- und EBS-Funktional ität möglich. ABS ist ein Antiblockiersystem und EBS ist ein elektronisches Bremssystem.
Da erst in dem Moment eine Spannung in der Stopl ichtversorgungsl ei tung beispielsweise vorherrscht, in dem das
Bremspedal betätigt wurde, ist die elektropneumatische Anhangerbremsanlage beziehungsweise der elektronische Teil dieser Anhangerbremsanlage kurzfristig zu initialisieren. Hierfür benötigt diese typischerweise einen Zeitraum von ca. 250 ms. Diese Zeit ist allerdings relativ unkritisch, da die Druckluft länger benötigt, um in den Bremsaggregaten aufgebaut zu werden, so daß eine volle Funktionsfähigkeit der Steuer- und/oder Regeleinheit der elektropneumatischen Anhangerbremsanlage gegeben ist, bevor eine entsprechende Bremswirkung einsetzt.
Wenn vorzugsweise jeder Seite außerdem ein Backup-Ventil zugeordnet ist, wobei das Backup-Ventil bei vorhandener Strom- und/oder Spannungsversorgung der Anhänger-Brems- anläge in einer Druckluft nicht durchleitenden Stellung gehalten wird, ist ein rein pneumatisches Bremsen möglich. Im stromlosen Fall ist dann nämlich das Backup- Ventil in einer Druckluft durchleitenden Stellung, so daß die Druckluft aus einer Steuerleitung zum Ansteuern von entsprechenden Ventilen zur Verstärkung des Bremsdruckes an den Bremsaggregaten verwendbar ist. Wenn das Backup-Ventil pul sweitenmodul iert angesteuert wird, ist ein geringerer Energieverbrauch gegeben. Beim ersten Ansteuern des Backup-Ventils wird beispielsweise eine Leistung von 100 % benötigt. Bei einer entsprechenden pul sweitenmodul i erten Ansteuerung werden dann nach Schalten des Backup-Ventils in die bestromte Stellung beispielsweise nur noch 70 % der Leistung benötigt. Diese erfindungsgemäße Weiterbildung nutzt die Erkenntnis aus, daß ein geschaltetes Ventil durch eine geringere Leistung in der Schal tstell ung bleibt, als benötigt wird, wenn das Ventil geschaltet wird.
Die Aufgabe wird ferner durch ein Verfahren zum Betrieb einer elektropneumatischen Anhangerbremsanlage gelöst, wobei jeder Seite wenigstens einer Anhängerachse wenigstens zwei Steuerventile zugeordnet sind, mittels der ein einem Bremswunsch entsprechender Druck, der auf wenigstens ein Bremsaggregat der wenigstens einen Anhängerachse wirkt, gesteuert wird, wobei bei einer Störung in der Anhangerbremsanlage zur Ansteuerung wenigstens eines den Bremsaggregaten vorgelagerten Ventils Druckluft aus einem Steuerkreis verwendet wird. Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist eine gute Bremsfunktion, insbesondere ein ABS und auch ein EBS auch dann möglich, wenn eine Störung in der Anhangerbremsanlage vorliegt. Bei einer Störung handelt es sich im Rahmen der Erfindung beispielsweise um einen defekten Sensor, beispielsweise ein defekter Sensor in dem Steuerkreis, so daß ein Bremswunsch, der beispielsweise mittels dieses Sensors gemessen werden würde und in der Steuer- und/oder Regeleinheit verarbeitet werden würde, nicht mehr erkennbar ist und somit nicht verarbeitet werden kann. Im Rahmen der Erfindung ist der Steuerkreis insbesondere auch der Bremspedal krei s . Bei dem den Bremsaggregaten vorgelagerten Ventil kann es sich vorzugsweise um ein Relaisventil handeln, das mittels eines Steuerdrucks wie beispielsweise aus dem Steuerkreis angesteuert werden kann und entsprechend Druckluft aus dem Betriebsdruckluftkreis zu den Bremsaggregaten durchsteuern kann. Ein Relaisventil hat somit eine Art Verstärkungsfunktion.
Wenn vorzugsweise je Seite wenigstens einer Anhängerachse ein Backup-Ventil in der Funktion eines Belüftungsventils und ein Entlüftungsventil angesteuert werden, ist auf besonders einfache Art und Weise eine volle Funktionsfähigkeit der Bremsanlage, insbesondere
auch ABS und EBS oder ALB (automatisches lastabhängiges Bremsen) möglich. Eine Ansteuerung ist in diesem Fall insbesondere eine elektrische Ansteuerung. Das ansonsten üblicherweise verwendete Belüftungsventil wird in diesem Fall vorzugsweise abgesperrt und beispielsweise nicht bestro t, so daß in der durch eine Feder vorgegebenen Stellung eine nicht Druckluft durchleitende Stellung des Belüftungsventils vorgesehen ist.
Durch die erfindungsgemäßen und weitergebildeten Verfahren ist es möglich, weitere über den bekannten Betriebsmodi erfindungsgemäße Modi der Anhangerbremsanlage vorzusehen. Als bekannte Modi gilt ein Standard- Betriebsmodus, bei dem eine permanente elektrische Energieversorgung vorgesehen ist und eine vollständige Funktionsfähigkeit der Standard-Betriebsbremse ermöglicht ist. Als weiterer Modus ist ein pneumatischer Backup-Modus vorgesehen, bei dem keine elektrische Versorgung gegeben ist. Die durch die erfindungsgemäßen Verfahren möglichen weiteren Modi sind beispielsweise diejenigen, daß bei einer elektrischen Versorgung über beispielsweise eine zweite Versorgungsleitung wie beispielsweise die Stopl ichtversorgungsleitung auch eine vollständige Funktion der Anhangerbremsanlage gegeben ist und insbesondere auch ABS und EBS sowie weitere Funktionen wie beispielsweise eine Rol 1-Over-Verhinde- rung. Dieser Modus wird dadurch erreicht, daß eine geschickte Ansteuerung der Steuerventile vorgesehen ist, insbesondere diejenige Ansteuerung, daß zur Zeit nur ein einziges Ventil angesteuert wird. Ein weiterer, durch die Erfindung ermöglichter Modus ist dann gegeben, wenn zwar eine Energieversorgung vorhanden ist, wie beispielsweise eine erste Versorgungsleitung oder eine zweite beziehungsweise Ersatzversorgungsleitung, allerdings ein Fehler vorherrscht, so daß nicht der Standard-
Betriebsmodus gefahren werden kann, sondern beispielsweise anstelle des normalen Belüftungsventils je Seite ein Backup-Ventil die Funktion des Belüftungsventils erfüllt.
Die Aufgabe wird ferner durch eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage, umfassend eine elektronische Steuer- und/oder Regel Vorrichtung zum Erfassen und/oder Verarbeiten des Betriebszustandes des Anhängers und zum Steuern und/oder Regeln von Ventilen der Anhangerbremsanlage gelöst, wobei je Seite wenigstens einer Anhängerachse wenigstens drei Steuerventile vorgesehen sind.
Durch Vorsehen von wenigstens drei Steuerventilen je Seite ist eine entsprechende hohe Variabilität der Funktion der Anhangerbremsanlage gegeben, wobei die eben beschriebenen vier Modi durchgeführt werden können.
Vorzugsweise ist ein Steuerventil ein Backup-Ventil, das stromlos geschlossen ist. Im stromlosen Fall leitet das Backup-Ventil also Druckluft. Wenn ein Steuerventil ein Belüftungsventil ist, das stromlos offen ist, ist dieses bei einem Ausfall der Strom- und/oder Spannungsversorgung gesperrt, so daß das Backup-Ventil auf jeder Seite die Funktion des Belüftungsventils übernehmen kann, beziehungsweise so daß ein pneumatisches Backup möglich ist.
Vorzugsweise ist ein Steuerventil ein Entlüftungsventil, das stromlos offen ist. Durch dieses Entlüftungsventil ist insbesondere ein pneumatisches Backup möglich.
In einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Anhangerbremsanlage ist im normalen Betriebsmodus der Anhangerbremsanlage ein Bremswunsch mittels Ansteue-
rung des Belüftungsventils und des Entlüftungsventils auf jeder Seite realisierbar. Durch eine derartig ausgestaltete Anhangerbremsanlage ist ein. Standard-Betriebsmodus realisierbar. Wenn vorzugsweise die Ansteuerung des Belüftungsventils und des Entl.üftungsventil s abwechselnd durchführbar ist, ist eine ABS, EBS oder ALB-Funktion realisierbar. Wenn vorzugsweise bei Nicht- vorhandensei n einer ersten Strom- und/oder Spannungsversorgung eine zweite Strom- und/oder Spannungsversorgung vorgesehen ist, wobei ein Bremswunsch mittels Ansteuerung der Belüftungsventile und der Entlüftungsventile jeweils einzeln realisierbar ist, ist ein Modus des Betriebes der Anhangerbremsanlage realisierbar, der auch bei Ausfall einer ersten Strom- und/oder Spannungsversorgung eine im wesentlichen vollständige Funktion der Anhangerbremsanlage ermöglicht. Es sind insbesondere die ABS-, EBS- und ALB-Funktionen realisierbar und auch ein Roll-Over-Schutz ist möglich.
Vorzugsweise sind die Belüftungsventile und die Entlüftungsventile in einem Zeitintervall zwischen 5 ms und 100 ms, insbesondere vorzugsweise 10 ms und 100 ms, ansteuerbar.
Wenn die Backup-Ventile in einer die Druckluft sperrenden Stellung haltbar sind, ist ein Standard-Betriebsmodus auf einfache Art und Weise realisierbar. Vorzugsweise sind die Backup-Ventile pul sweitenmodul iert ansteuerbar.
Wenn das Backup-Ventil je Seite die Funktion des jeweiligen Belüftungsventils der jeweiligen Seite erfüllt, wobei das jeweilige Belüftungsventil in einer Stellung ist, die Druckluft nicht durchläßt, ist ein Betrieb der Anhangerbremsanlage auch bei einem Fehler in der Anhän-
gerbremsanl age möglich. Vorzugsweise wird das übliche Belüftungsventil stromlos geschaltet. Wenn im Falle einer Unterbrechung der Strom- und/oder Spannungsversorgung der Anhangerbremsanlage das jeweilige Backup- Ventil den Steuerdruck aus dem Steuerkreis zu einem den jeweiligen Bremsaggregaten vorgelagerten Ventil zur Steuerung dieses Ventils leitet, ist eine pneumatische Backup-Funktion möglich. Vorzugsweise ist je Seite wenigstens ein Relaisventil vorgesehen, das insbesondere das den jeweiligen Bremsaggregaten vorgelagerten Ventil entspricht.
Eine besonders platzsparende Bauweise ist dann gegeben, wenn eine gemeinsame Entlüftung vorgesehen ist.
Die Aufgabe wird ferner durch eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage, umfassend eine elektronische Steuer- und/oder Regelvorrichtung zum Erfassen und/oder Verarbeiten des Betriebszustandes des Anhängers und zum Steuern und/oder Regeln von Ventilen der Anhängerbremsanlagen gelöst, wobei ein Bremswunsch mittels Ansteuerung eines Belüftungsventils und eines Entlüftungsventils je Seite wenigstens einer Anhängerachse realisierbar ist, wobei jeweils von den vier Ventilen bzw. den Belüftungsventilen und Entlüftungsventilen nur ein Ventil ansteuerbar ist. Mittels einer derartigen erfindungsgemäßen Anhangerbremsanlage ist auch eine vollständige Funktion des Betriebs der Anhangerbremsanlage möglich, wenn die Strom- und/oder Spannungsversorgung über eine Leitung geschieht, die nur eine relativ geringe Leistung zuläßt. Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Anhangerbremsanlage mit einem oder mehreren der Merkmale der vorstehend beschriebenen elektropneumatischen Anhangerbremsanlage versehen.
Die Aufgabe wird ferner durch die Verwendung von wenigstens drei Steuerventilen je Seite wenigstens einer Anhängerachse zur Versorgung von Bremsaggregaten einer Anhangerbremsanlage mit einer einem Bremswunsch entsprechenden Druckluft gelöst.
Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es wird bezüglich aller im Text nicht näher erläuterten erfindungsgemäßen Einzelheiten ausdrücklich auf die Zeichnungen verwiesen:
Fig. 1 zeigt eine schematische Übersicht einer Anhän- gerbremsanl age,
Fig. 2 zeigt eine schematische Beschaltung eines erfindungsgemäßen Anhängerbremsanlagenmodul s,
Fig. 3 zeigt das Schema der Fig. 2 in einem anderen Betriebsmodus, und
Fig. 4 zeigt das Schema der Fig. 2 in einem weiteren Betriebsmodus .
Fig. 1 zeigt eine schematische Übersicht über eine elektropneumatische Anhangerbremsanlage 1. Über eine Steckerverbindung ist eine Betriebsdruckluftleitung 2 über ein Doppel! öseventil 4 mit integrierter Abrißfunktion und einen Druckluftbehälter 5 mit einem Anhängerbremsmodul 8 verbunden. Das Doppellöseventil 4 mit integrierter Abrißfunktion sieht eine Notbremsung bei Abriß der Vorratsleitung 2 vor. In dem Doppellöseventil 4 ist ein Abzweig der Betriebsdruckluftleitung 2 vorgesehen, die auch zum Anhängerbremsmodul 8 führt. Die in
dem Druckluftbehälter 5 speicherbare Druckluft dient zum Vorsehen einer möglichst schnellen Bremsfunktion. An dem Druckluftbehälter 5 ist ein Entwässerungsventil 6 vorgesehen.
Ein dem Bremswunsch entsprechender Druck wird über eine mit einem Stecker verbundene Steuerluftleitung 3 dem Anhängerbremsmodul 8 zugeführt. Der Bremswunsch kann auch über entsprechende elektrische Leitungen wie beispielsweise eine Steuerleituήg in einer elektrischen Leitung 9 oder eine Steuerleitung in einer elektrischen Leitung 10 dem Anhängerbremsmodul 8 zugeführt werden. Ein derartiger Bre swuήsch kann beispielsweise durch die Schnelligkeit des Betätigens der Bremse beziehungsweise den Druck, der durch den Fuß auf dem Bremspedal wirkt, entsprechend berechnet werden, beispielsweise in einer Steuer- und/oder Regel Vorrichtung im Zugfahrzeug bzw. in der elektronischen Steuereinheit 17 des Anhängerbremsmoduls 8. Die elektrische Leitung 9 kann beispielsweise eine ISO 7638-Leitung sein, also 7 Kabel Verbindungen vorsehen. Die elektrische Leitung 10 kann beispielsweise eine ISO 1185-Leitung sein und auch entsprechend 7 Leitungen beziehungsweise Kabel umfassen. Die elektrischen Leitungen 9 und 10 sind mit der elektronischen Steuereinheit 17 des Anhängerbremsmoduls 8 direkt verbunden. Mit der elektronischen Steuereinheit 17 sind gemäß Fig. 1 beispielsweise auch Drehzahlsensoren 15 und 16 verbunden und des weiteren entsprechende Drucksensoren 190 bis 194, die in den Figuren 2 bis 4 dargestellt sind. Die von diesen Sensoren kommenden Signalen können in der elektronischen Steuereinheit 17 entsprechend ausgewertet werden und zu den verschiedensten Bremsfunktionen führen.
Das Anhängerfahrzeug gemäß Fig. 1 umfaßt in diesem Fall drei Achsen 25, wobei der Übersichtlichkeit wegen nur eine Achse 25 schematisch dargestellt ist. Die sechs Räder 110 bis 115 - auf jeder Seite drei Räder 110, 112, 114 und 111, 113 und 115 - werden mittels entsprechender Bremsen 120 bis 125, die als Scheibenbremsen ausgebildet sein können, abgebremst. Zur Betätigung der Bremsklötze sind Bremszy-1 inder 130 bis 134 vorgesehen, wobei die Bremszylinder 130 und 131 der vorderen Achse einfache Bremszylinder sind und die Bremszylinder 132 bis 134 der beiden hinteren Achsen Speicherbremszylinder sind.
In der Anhangerbremsanlage gemäß Fig. 1 ist eine Additionsverhinderung vorgesehen, die mittels eines Wechselventils 18 realisierbar ist. Die Ausgänge des Wechselventils 18 sind mit den Federspeichern verbunden und führen im Rahmen der Additionsverhinderung dazu, daß nicht die vollständige Kraft der Federn • und der entsprechenden Druckluft auf die Bremse wirken kann, so daß diese gegebenenfalls beschädigt Werden würde. Ferner ist eine entsprechende Entlüftung 20 beziehungsweise ein Auslaß 20 an dem Bremsmodul 8 vorgesehen. Die entsprechenden Achsen sind auf jeder Seite durch bekannte Luftbalge 140 bis 145 in der Höhe variierbar.
Fig. 2 zeigt das Anhängerbremsmodul 8 in genauerer Ausführung, wobei nur ein Teil dieses Anhängerbremsmoduls 8 beziehungsweise des Anhänger-EBS-Modul s dargestellt ist. Die Betriebsdruckluftleitung 2 führt Druckluft zu Belüftungsventilen 212 und 213, die jeweils an einer Seite den 3 Achsen zugeordnet sind. Entsprechend führt die Steuerluftleitung 3 Steuerdruckluft zu den Backup-Ventilen 210 und 211 auf jeder Seite. Die entsprechenden Luftdrücke werden mittels Druckluftsensoren 190 - für die Steuerleitung - und 191 - für die Be-
triebsdruckl uftl eitung 2 - gemessen. Es wird ferner mittels eines Lastsensors 194 die Beladung des Anhängers gemessen, um eine beladungsabhängige Bremsung zu ermöglichen. Wenn beispielsweise der Anhänger nicht beladen ist, ist es nicht notwendig, die Betriebsdruckluft bei vollem Druck vorrätig zu halten. Es ist vielmehr ein niedrigerer Betriebsdruck bei voller Funktionalität der Anhangerbremsanlage möglich. Hierzu wird insbesondere auf die Offenbarung der DE 102 07 803.3 der Anmelderin verwiesen, deren Offenbarungsgehalt voll umfängl ich in dieser Anmeldung mit aufgenommen sein soll.
Das Anhängerbremsmodul 8 umfaßt ferner je Seite ein Entlüftungsventil 214 und 215, die auf der einen Seite mit den Stellgliedern der Relaisventile 220 und 221 verbunden sind und ferner mit den Backup-Ventilen 210 und 211 und auf der anderen Seite mit einem gemeinsamen Auslaß 20, der in diesem Ausführungsbeispiel mit einem Schalldämpfer versehen ist. Die Relaisventile 220 und 221 dienen zum Durchsteuern der Betriebsdruckluft aus der Betriebsdruckluftleitung 2 zu entsprechenden Bremsaggregaten wie Bremszylinder 130 bis 135 über die Anschlüsse 23 und 24 zu den Bremszylindern. Der an den Bremszylindern anliegende Druck der Druckluft wird mittels Drucksensoren 192 und 193 auf jeder Seite gemessen. In Fig. 2 sind die dargestellten Ventile im unbestromten Zustand dargestellt. Die elektrischen Stellglieder, wobei die Elektrik mit entsprechenden Blitzen schematisch angedeutet ist, sind somit unbe- stro t und die Ventile sind in der federbelasteten Stellung. In dieser Stellung der entsprechenden Ventile ist ein pneumatisches Backup beispielsweise möglich, bei der über den in der Steuerluftleitung 3 vorherrschenden Druckluft von beispielsweise 3 bar, die durch die Betätigung des Bremspedals erzeugt wird, über die
Backup-Ventile 210 und 211 ein entsprechendes Ansteuern der Stellglieder der Relaisventile 220 und 221 ermöglicht ist, wodurch die Betriebsdruckluft mit entsprechendem Druck den Bremsaggregaten zur Verfügung gestellt wird.
In der Betriebsstell ung der Fig. 3 sind die Backup- Ventile 210 und 211 entsprechend bestromt, so daß diese sperrend gehalten sind. Hierbei findet beispielsweise eine pul sweitenmodul ierte Ansteuerung der Stellglieder der Backup-Ventile 210 und 211 statt. Die weiteren Steuerventile 212 bis 215 können entsprechend erfindungsgemäß angesteuert werden, sei es durch die erste Strom- und/oder Spannungsversorgungsleitung oder durch eine zweite Strom- und/oder Spannungsversorgung wie beispielsweise die Bremslichtversorgung bzw. Stopl ichtver- sorgung. Im Falle der ersten Spannungsversorgung, die vorzugsweise für ausreichend viel Strom bzw. Leistung dimensioniert ist, können gleichzeitig jeweils ein Belüftungsventil 212 beziehungsweise 213 und ein Entlüftungsventil 214 beziehungsweise 215 angesteuert werden, so daß zur gleichen Zeit jeweils ein Steuerventil und ein Backup-Ventil pro Seite angesteuert werden kann. Für den Fall, daß eine 2. Strom- und/oder Spannungsversorgungsleitung Verwendung findet, wie beispielsweise die Stopl ichtversorgungsleitung, wird nur eines der vier Steuerventile 212 bis 215 zur Zeit angesteuert. In beiden Fällen ist ABS und EBS beziehungsweise ALB möglich, wobei bei einer Versorgung mit beispielsweise der Stopl ichtversorgungsleitung die beiden Seiten nicht unabhängig voneinander geregelt werden, sondern nacheinander. Die Schaltfrequenz liegt hierbei zwischen 5 und 100 ms und vorzugsweise zwischen 10 und 100 ms.
Die Regelung ist vorzugsweise durch eine Software in der elektronischen Steuereinheit 17 vorgesehen. Als Beispielswert ist ein maximaler Stromverbrauch von 3,35 A bei der Realisierung der Anhangerbremsanlage vorgesehen, bei der zur Zeit nur ein Steuerventil beziehungsweise eines der vier Be- und Entlüftungsventile angesteuert wird und ein maximaler Stromverbrauch bei gleichzeitiger Ansteuerung von zwei Ventilen der vier Be- und Entlüftungsventile von 4,45 A. Ein entsprechend geringerer Stromverbrauch durch Ansteuerung der Backup-Ventile 210 und 211 ist dadurch realisierbar, daß diese nach dem Ansteuern beziehungsweise Umschalten in die sperrende Stellung, pul sweitenmodul iert angesteuert werden. Hierdurch wird 30 % weniger Strom verbraucht.
Fig. 4 zeigt schematisch die entsprechenden Ventile in einer Stellung dergestalt, daß das Entlüftungsventil 214 der linken Seite und das Belüftungsventil 213 der rechten Seite des Anhängers entsprechend bestromt sind. Auch in diesem Ausführungsbeispiel sind die Backup- Ventile 210 und 211 entsprechend pul sweitenmodul iert angesteuert.
Durch Vorsehen der Relaisventile 220 und 221 ist es möglich, durch ein kleines Steuervolumen an Druckluft ein großes Arbeitsvolumen entsprechend hohen Druckes zu steuern.
Mit der erfindungsgemäßen Anhangerbremsanlage ist es möglich, sowohl im Standard-Betriebsmodus als auch in einem Betriebsmodus mit einer Strom- und/oder Spannungsversorgung über eine zweite Versorgungsleitung, insbesondere eine Stopl ichtversorgungsleitung, sämtliche Funktionen der Anhangerbremsanlage, die gewünscht sind, durchzuführen. Selbst bei Auftreten eines Fehlers,
beispielsweise wenn ein entsprechender Drucksensor ausfällt, ist noch eine ABS-Bremsung möglich. Mit der erfindungsgemäßen Anhangerbremsanlage wird ferner die Gefahr eines Überschlags (Roll-Över) reduziert. Hierzu ist beispielsweise ein Querbeschleunigungssensor auf der Platine des Anhängerbremsmoduls 8 vorgesehen, das bei Überschreiten eines Grenzwertes die als vermutlich in der Luft befindlichen Seite des Anhängers mit Bremsdruck versieht, um festzustel len j ob die ABS-Funktion ausgelöst wird. Sofern dieses der Fall ist, wird die andere Seite stark eingebremst, um einen Überschlag zu verhindern. Es wird somit mit der erfindungsgemäßen Anhangerbremsanlage eine verbesserte Kompatibilität des Zugfahrzeugs zum Anhänger ermöglicht, die Ansprechzeit der Bremse wird verringert und der Anhalteweg verkürzt. Es ist außerdem eine sehr hohe Variabilität der Anhangerbremsanlage möglich.
Bezuuszeichenl iste
1 Anhangerbremsanlage
2 Betriebsdruckluftleitung
3 Steuerluftleitung
4 Doppellöseventil mit integrierter Abrißfunktion
5 Druckluftbehälter
6 Entwässerungsventil
8 Anhängerbremsmodul
9 elektrische Leitung 10 elektrische Leitung
110 - 115 Rad 120 -
125 Bremse 130,
131 Bremszylinder
132 - 34 Federspeicher-Bremszylinder 40 - 45 Luftbalg 15,
16 Drehzahl sensor
17 elektronische Steuereinheit
18 Wechsel ventil 90 - 93 Drucksensor 94 Lastsensor 20 Auslaß 10, 11 Backup-Ventil 12, 13 Belüftungsventil 14,
215 Entlüftungsventil 220,
221 Relaisventil 23,
24 Anschluß zum Bremszylinder
25 Achse