Verfahren, Vorrichtung und Hilfsfügeteil zum Fügen von mindestens zwei Bauteilen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verbinden von zumindest zwei, sich zumindest teilweise überlappender Bauteile mit einem mechanischen Fügeprozeß ohne Vorlochen, ein Hilfsfügeteil hierfür, sowie eine Vorrichtung zum Verbinden von zumindest zwei, sich zumindest teilweise überlappender Bauteile mit einem mechanischen Fügeprozeß ohne Vorlochen gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 14.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung, bei denen zumindest zwei Bauteile durch plastische Verformung derselben mittels Hilfsfüge- teilen, insbesondere Clinchnieten, miteinander verbunden werden.
In der blechverarbeitenden Industrie werden Einzelteile durch die Fertigungsverfahren der mechanischen Fügetechnik verbunden. Die Erfindung bezieht sich auf den Bereich der mechanischen Fügetechnik, bei denen kein Vorloch benötigt wird. Vor allem in der Automobilindustrie werden diese preiswerten Verfahren in der Massenfertigung eingesetzt.
Aus dem Stand der Technik sind Verfahren und Vorrichtungen zum Verbinden von sich überlappenden, insbesondere plattenförmigen, Bauteilen ohne Ausbilden eines Vorlochs als Prozeßschritt bekannt, wobei die Fügeverbindung zwischen den Bauteilen entweder mit Hilfe eines Hilfsfügeteiles, insbesondere Stanznieten mit Halbhohlniet oder Vollniet oder durch das sogenannte Clinchen oder Durchsetzfügen ohne ein entsprechendes Hilfsfügeteil erreicht wird.
Bei diesen Verfahren wird ein Überlappungsbereich der Bauteile zwischen einem Stempel und einer Matrize angeordnet. Dieser Stempel wird dann entweder direkt in den Fügebereich der beiden Bauteile mit hoher Kraft eingedrückt, wobei sich beide Bauteile plastisch verformen oder es wird mit Hilfe des Stempels ein Hilfsfügeteil in die zu verbindenden Fügepartner eingedrückt. Die Matrize ist dabei so ausgebildet, daß sich bei der Verformung der beiden Bauteile im Fügebereich Hinterschneidungsbereiche zwischen den Bauteilen bzw. zwischen den Bauteilen und dem Hilfsfügeteil ausbilden.
Bei Verwendung eines Hilfsfügeteiles kann dieses bereits selbst Hinterschneidungsbe-
reiche aufweisen, und es wird durch die beiden Bauteile im Fügebereich umschlossen, wenn die Bauteile plastisch verformt werden.
Bei diesen bekannten Verfahren wird durch den Stempel von einer Seite eine Fügekraft auf beide Bauteile aufgebracht und die Matrize auf der gegenüberliegenden Seite dient dazu, diese Fügekraft abzustützen.
In ebenfalls bekannten Varianten dieser Verfahren wird der linearen Stempelbewegung eine Taumelbewegung überlagert, um die Fügekräfte zu senken und gegebenenfalls den Werkstofffluß zu verbessern.
Beim bekannten Stanznieten mit Vollniet wird das Hilfsfügeteil mit einer geradlinigen Bewegung ohne Vorloch in die zu verbindenden Bleche gefügt, wobei die Gegenseite von einer hohlen Matrize geformt wird und mehrere Lochbutzen als Abfall entstehen. Das Hilfsfügeteil ist gehärtet, übernimmt beim Schneiden die Funktion des Schneidstempels und wird im Fügeprozeß nicht verformt.
Beim bekannten taumelnden Stanznieten mit Halbhohlniet (DE 199 27 103) wird das Hilfsfügeteil mit einer geradlinigen und taumelnden Bewegung ohne Vorloch in die zu verbindenden Bleche gefügt, wobei die Gegenseite von einer Matrize geformt wird und kein Abfall entsteht. Das Hilfsfügeteil wird während der Fügung verformt und bildet dabei die Hinterschneidung aus.
Beim bekannten Taumelclinchen (DE 199 45 743) wird durch den Stempel mit einer geradlinigen und taumelnden Bewegung ohne Vorloch eine Hinterschneidung in die zu verbindenden Bleche geformt, wobei die Gegenseite von einer Matrize geformt wird und kein Abfall entsteht.
Beim bekannten Tox-Clinchnieten (DE 199 13 695) wird ein Hilfsfügeteil mit einer geradlinigen Bewegung ohne Vorloch in die zu verbindenden Bleche gefügt, wobei die Gegenseite von einer Matrize geformt wird und kein Abfall entsteht.
Diese Verfahren können verwendet werden, wenn beide Seiten der zu verbindenden Bauteile zugänglich sind, um sowohl Stempel als auch Matrize entsprechend anzuord-
nen. Da der Stempel auf die Matrize ausgerichtet sein muss, werden sogenannte C- Bügel als Werkzeuggestelle verwendet, um Stempel und Matrize gegenseitig zu positionieren.
Nachteilig bei allen bisher erwähnten Verfahren ist die geringe Koaxialitätstoleranz. Matrize und Stempel bzw. Matrize und Hilfsfügeteil müssen mit hoher Genauigkeit zueinander positioniert werden, um eine qualitätsgerechte Verbindung zu erzeugen.
Beim beschriebenen Verfahren des Stanznietens mit Vollniet werden hohe Kräfte benötigt. Diese hohen Fügekräfte stellen große Anforderungen an die Führung der Werkzeuge. Aufgrund dieser hohen Werkzeug- und Werkzeuggestellbelastungen wird die Anwendung bei hochfesten Blechen eingeschränkt. Zudem wird für die überwiegend als Werkzeuggestell eingesetzten C-Bügel die Ausladung und damit die Anwendbarkeit des Verfahrens eingegrenzt.
Weiterhin ist beim Stanznieten mit Vollniet sehr nachteilig, daß erstens, Abfall in Form von mehreren Lochbutzen pro Verbindung entsteht, der die Prozesssicherheit der nachfolgenden Fertigungsschritte beeinträchtigt, sowie zweitens, die matrizenseitigen Bleche oft an der Matrize klemmen mit der Folge von Matrizen verschleiß und -bruch; und drittens, das Hilfsfügeteil kompliziert und teuer in der Herstellung ist.
Beim Tox-Nietclinchen müssen ebenfalls hohe Kräfte aufgewendet werden.
Es bestehen sowohl beim Stanznieten mit Vollniet oder Halbhohlniet als auch beim Tox- Nietclinchen weiterhin die Nachteile, daß sowohl weitreichende Koaxialitätsforderungen zwischen Stempel und Matrize erfüllt werden müssen, als auch die Notwendigkeit zum Sortieren der Hilfsfügeteile bezüglich Ober- und Unterseite besteht, und somit eine aufwendige Hilfsfügeteilzuführung realisiert werden muss.
Ein weiteres Verfahren wurde in DE 101 02 712 vorgeschlagen. Bei diesem Verfahren werden die Fügepartner mit Nieten einer hohen Härte verbunden, die sich im Prozess nicht wesentlich verformen. Bei diesem Verfahren ist eine konturierte Matrize nicht erforderlich. Ein flacher Amboss als Gegenwerkzeug ist ausreichend, um Verbindungen hoher Qualität herstellen zu können.
Probleme bei diesem Verfahren können auftreten durch die Rissanfälligkeit der Niete aufgrund der hohen Härte und Hohlräume an der Mantelfläche des Nietes, die sich für die Festigkeit der Verbindung bei dem Kontakt mit korrosiven Medien negativ auswirken.
Weiterhin ist nachteilig, daß bei nicht wesentlich verformbaren Nieten die Restdicke der untersten Blechlage stark reduziert wird und einen kritischen Wert von 0.3 mm oft unterschreitet.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung der eingangs genannten Art und ein Hilfsfügeteil hierfür anzugeben, bei denen die beim Fügen aufzubringenden Kräfte gesenkt werden können und die notwendige Genauigkeit der Positionierung von Hilfsfügeteil zum Gegenwerkzeug gesenkt werden kann.
Diese Aufgabe wird in verfahrenstechnischer Sicht erfindungsgemäß durch ein Verfahren zum Verbinden von zumindest zwei, sich zumindest teilweise überlappender Bauteile mit einem mechanischen Fügeprozess ohne Vorlochen mit Hilfe eines verformbaren Hilfsfügeteiles gelöst, wobei das Hilfsfügeteil durch ein Oberwerkzeug gegen ein im wesentlichen ebenes Unterwerkzeug zumindest mit einer axialen Vorschubbewegung in die zu verbindenden Bauteile eingeformt und diese Bauteile unter plastischer Verformung sowohl der Bauteile als auch des Hilfsfügeteiles miteinander verbunden werden.
Bevorzugte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 13 angegeben.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird in apparatetechnischer Sicht durch eine Vorrichtung zum Verbinden von zumindest zwei, sich zumindest teilweise überlappender Bauteile mit einem mechanischen Fügeprozess ohne Vorlochen mit Hilfe eines verformbaren Hilfsfügeteiles mit einem Oberwerkzeug und einem Unterwerkzeug gelöst, wobei ein eine kombinierte Taumel- und Axialvorschubbewegung ausführender und mit einem plastisch verformbaren Hilfsfügeteil in Wirkverbindung stehender Stempel als Bestandteil des Oberwerkzeuges vorgesehen ist, und wobei ein im wesentlichen ebenes Unterwerkzeug auf der gegenüberliegenden Seite der zu verbindenden Bauteile
angeordnet ist.
Bevorzugte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den abhängigen Ansprüchen 15 bis 20 angegeben.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren und der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird in vorteilhafter Weise Abfall aus dem Stanzvorgang vermieden. Ferner werden komplizierte Gegenwerkzeuge vermieden, bei denen es zu Blechverklemmungen und damit verbundenem Matrizenverschleiß und -bruch kommen kann, wodurch Anschaffungskosten und Betriebskosten wesentlich reduziert werden. Weiterhin wird die Notwendigkeit der Ausrichtung der Hilfsfügeteile vor der Zuführung zur Bearbeitungsmaschine aufgrund der eriϊndungsgemäß vorgestellten Ausführungsform der Hilfsfügeteile, insbesondere Clinchniete, vermieden. Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz sich verformender Niete eine qualitativ hochwertige Verbindung ohne Hohlräume an der Mantelfläche des Nietes und ohne Risse im Niet. Ferner lassen sich einfach herstellbare Nietgeometrien ohne Hinterschneidungen in der Anfangsform realisieren.
Bezüglich des Hilfsfügeteiles wird die erfindungsgemäße Aufgabe gelöst durch ein Hilfsfügeteil, zum Verbinden von zumindest zwei, sich zumindest teilweise überlappender Bauteile mit einem mechanischen Fügeprozess ohne Vorlochen, wobei das Hilfsfügeteil als ein Clinchniet ausgebildet ist, der sich im Fügeprozess zumindest unter Ausbildung oder Verstärkung einer Taillierung plastisch verformt.
Bevorzugte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Hilfsfügeteiles sind in den abhängigen Patentansprüchen 21 bis 30 angegeben.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit den dazugehörigen Zeichnungen näher beschrieben und erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung und plattenförmige Bauteile vor der Herstellung der
Verbindung,
Fig. 2 die Vorrichtung sowie die plattenförmigen Bauteile in einem
Zwischenstadium während der Herstellung der Verbindung,
Stadium während der Herstellung der Verbindung,
Fig. 3 die Vorrichtung sowie die plattenförmigen Bauteile nach der
Herstellung der Verbindung,
Fig. 4 mögliche Ausführungsbeispiele des Hilfsfügeteiles.
Mit Bezug auf Fig. 1 wird ein Ausführungsbeispiel erläutert. In Fig. 1 ist ein Ausschnitt der Fügevorrichtung gezeigt.
Diese Fügevorrichtung weist ein Oberwerkzeug bestehend aus einem Stempel (6) und einem Niederhalter (5) sowie ein Unterwerkzeug (4) als Gegenwerkzeug zum Oberwerkzeug auf. Beide Werkzeuge sind nur abschnittsweise, d.h. nicht vollständig dargestellt.
Zum Fügen (Verbinden) der beiden Bauteile (2,3) ist in Fig. 1 ein Hilfsfügeteil (1), insbesondere ein Clinchniet, gezeigt. Mögliche Ausführungsbeispiele dieses Clinchnietes sind in Fig. 4 vorgestellt.
Der gezeigte Clinchniet weist zusätzlich zu einer Rotationssymmetrie bezüglich der Längsachse (14) auch eine Spiegelsymmetrie an der mittleren Orthogonalebene zur Längsachse (14) auf, wodurch eine Lageorientierung der Niete vor dem Fügevorgang erübrigt ist.
Die Übergänge (13) der Stirnseiten (11) zur Mantellinie des Nietes (12) können durch eine Doppelfase, eine einfache Fase oder einen Radius beschrieben werden.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel des Nietes wird dieser Übergang (13) durch eine Schleppkurve, auch Traktrix genannt, beschrieben. Diese Schleppkurve startet an der Mantellinie des Nietes und läuft dann asymptotisch an der Nietstirnseite bis zum Mittelpunkt aus. Die Kurvenparameter sind von der Anwendung abhängig.
Allen Ausführungsbeispielen ist gemeinsam, daß das plastische Fließen des verdrängten Werkstoffes der plattenförmigen Bauteile durch die Gestaltung des Überganges von
der Mantellinie zur Stirnfläche unterstützt wird.
Es ist besonders zu bevorzugen, wenn das Hilfsfügeteil an der Oberseite derselben einen Kopf aufweist.
In Fig. 1 ist die Ausgangsstellung (vor dem Verbinden der Bauteile) dargestellt, bei der das Hilfsfügeteil (1) in der Zeichnung oberhalb von zwei übereinanderliegenden plattenförmigen Bauteilen, insbesondere Blechen (2, 3) positioniert ist, welche wiederum an einem flachen Gegenwerkzeug (4) anliegen.
Diese plattenförmigen Bauteile (2,3) werden durch einen Niederhalter (5) geklemmt. Dieser Niederhalter (5) weist nach oben hin einen Öffnungswinkel (5a) auf. In dieser Öffnung ist ein Fügestempel (6) angeordnet.
Dieser Fügestempel (6) ist um den Schnittpunkt zwischen Nietlängsachse 16 und Längsachse des Stempels 6 rotationsfrei in der Öffnung 5a schwenkbar, um eine Taumelbewegung des Stempels (6) zu ermöglichen.
Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel des Verfahrens zum Verbinden der sich überlappender plattenförmigen Bauteile (2,3) mit Hilfe des verformbaren Hilfsfügeteiles (1) wird das Hilfsfügeteil (1) durch das Oberwerkzeug (5,6) gegen das im wesentlichen ebene Unterwerkzeug (4) jedenfalls mit einer axialen Vorschubbewegung aufgrund einer axial wirkenden Prozeßkraft in die zu verbindenden Bauteile (2,3) eingeformt, wobei im Verbindungsbereich dieser Bauteile (2,3) unter plastischer Verformung sowohl der Bauteile (2,3) als auch des Hilfsfügeteiles (1) eine formschlüssige Verbindung ausgebildet wird.
Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird bei dem Verfahren der axialen Vorschubbewegung zum Fügen des Clinchnietes diese taumelnde Bewegung des Stempels (6) überlagert werden. Diese Taumelbewegung selbst kann entweder während des ganzen Fügeprozeßes oder ausschließlich während eines Teiles des Fügeprozeßes der axialen Vorschubbewegung überlagert sein. Durch die Taumelbewegung wird der Werkstoff der plattenförmigen Bauteile (2,3) partiell umgeformt, so daß wie beschrieben die Prozeßkräfte deutlich sinken.
Während der Stempel (6) diese Taumelbewegung ausführt, kann der Prozeßkraft eine variable, von der Taumelbewegung abhängige Zusatzkraft überlagert sein. Während der Wanderung der zwischen der Stirnseite des Stempels (6b) und Stirnseite des Hilfsfügeteiles (11) gebildeten Kontaktfläche vom Mittelpunkt des Nietes nach außen, wird diese Zusatzkraft zur Prozeßkraft addiert und während der Wanderung dieser Fläche von außen nach innen wird diese Zusatzkraft von der Prozeßkraft subtrahiert. Zusätzlich wird durch diese variable Zusatzkraft der gewünschte Werkstofffluß radial von innen nach außen unterstützt, wodurch der Nietdurchmesser an der Oberfläche zusätzlich vergrößert wird und der Spalt zwischen Niet und Plattenwerkstoff besser eingeebnet werden kann.
Wenn für die Anwendung ein kleinerer sichtbarer Nietdurchmesser gewünscht ist, dann kann die variable Zusatzkraft 180° phasenverschoben überlagert werden und der radial nach außen gerichtete Werkstofffluß im Niet wird zum großen Teil unterdrückt.
Dabei kann die variable von der Taumelbewegung abhängige Kraft über das Oberwerkzeug (5,6) oder über das Unterwerkzeug aufgebracht werden. Außerdem ist es bevorzugt, wenn die Prozeßkraft über das Oberwerkzeug (5,6) impulsartig aufgebracht wird.
Am Gegenwerkzeug (4) ist vorzugsweise eine in Abhängigkeit von der Taumellage des Stempels (6) steuerbare Vorrichtung zur Beaufschlagung des Prozesses mit dieser variablen Zusatzkraft vorgesehen.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird die Vorrichtung zur Beaufschlagung des Prozesses mit dieser variablen Zusatzkraft auf der Seite des Oberwerkzeuges angebracht.
Bei allen genannten Ausführungsbeispielen eignen sich mechanische, elektromagnetische oder piezo-elektrische Vorrichtungen, die bezüglich der Erzeugung der zyklischen Zusatzkraft exakt steuerbar sind. Insbesondere das impulsartige Fügen kann durch eine mechanisch, pneumatisch, hydraulisch, elektromagnetisch oder piezoelektrisch angetriebene Vorrichtung verwirklicht werden.
Das Gegenwerkzeug (4) ist an der Anlagefläche der plattenförmigen Bauteile vorzugsweise eben ausgebildet. Bei Verwendung eines flachen Gegenwerkzeuges (4) kommt es in Abhängigkeit von der Größe der auf den Niederhalter (5) ausgeübten Kraft zur Herausbildung einer Wölbung mit dem unteren Wölbmaß (8) im unteren Blech. Soll die Werkstoffanhäufung auf der Stempelseite der Bleche (2) erfolgen, wird zwischen Niederhalter (5) und Stempel (6) ein Zwischenraum vorgesehen und der Niederhalter (5) mit einer höheren Kraft beaufschlagt.
Figur 2 zeigt einen Zwischenzustand des Fügeprozeßes, bei dem der Niet (1) bereits ein Stück weit in die Bleche (2, 3) eingedrungen ist. Der Niet (1) wird durch die beschriebene axiale Vorschubbewegung des Stempels (6), dem eine ebenfalls beschriebene Taumelbewegung mit dem konstanten oder variablen Taumelwinkel (6a) überlagert ist, in die Bleche eingedrückt. Dabei findet ein Verdrängen des Werkstoffes durch den Niet (1) statt. Eine Hinterschneidung (7) ist aber noch nicht herausgebildet worden.
In Figur 3 ist der Endzustand des Fügevorganges abgebildet. Das Material in den Blechen (2, 3) wird durch den Niet (1) derart verdrängt, daß sich eine Hinterschneidung (7) zwischen dem oberen und unteren Blech (2,3) herausbildet. Durch diese Hinterschneidung entsteht eine formschlüssige Verbindung zwischen den plattenförmigen Bauteilen (2,3). Die Herausbildung der Hinterschneidung (7) wird durch die plastische Verformung des Nietes (1) unterstützt. Hohlräume zwischen der Mantelfläche des Nietes (1) und dem Werkstoff des oberen Bleches (2) werden durch die Nietverformung zugedrückt.
Der Niet (1) verformt sich im Fügeprozess erheblich. Der Niet (1) weist im eingeformten Zustand eine Taillierung auf, die im ursprünglichen Zustand nicht vorhanden ist. Diese unterstützt die Herausbildung des Hinterschnittes und verhindert ein späteres Herausfallen des Nietes aus der Fügestelle.
Aufgrund des beschriebenen Prozesses kann es in Abhängigkeit von den eingesetzten Materialien und der aufgewendeten Prozesskräfte und -temperaturen zusätzlich zur Ausbildung der beschriebenen formschlüssigen auch zu einer stoffschlüssigen Verbindung kommen.
Das Hilfsfügeteil durchdringt die in der Zeichnung oben angeordnete Platte (2) in der Regel nicht. Es verbleibt eine Restschicht zwischen dem Hilfsfügeteil (1) und der in der Zeichnung unten angeordnete Platte (3). Das Hilfsfügeteil (1) steht daher meist zumindest im Verbindungsbereich auch nach Abschluss des Fügevorganges ausschließlich mit einer der beiden plattenförmigen Bauteile (2) in Kontakt.
Die durch diesen Fügeprozess eingeformte Hinterschneidung (7) beeinflusst gemeinsam mit der Restbodendicke (9) und der Halsdicke (10) die Festigkeit des Fügepunktes. Durch das Zusammenspiel der beschriebenen Prozeßparameter, insbesondere Fügekraft, Niederhalterkraft, Art und Dauer der Taumelbewegung und den Geometrien von plattenförmigen Bauteilen (2,3), Clinchniet (1), Niederhalter (5) und Stempel (6), können diese Größen gezielt beeinflusst werden.
In den vorangestellten Ausführungen ist ein Verfahren zum Verbinden von sich zumindest teilweise überlappenden plattenförmigen Bauteilen, insbesondere Blechen, in einem mechanischen Fügeprozess ohne Vorloch mit Hilfe eines einfach herstellbaren Hilfsfügeteiles, vorgestellt. Das Hilfsfügeteil wird durch ein Ober- und Unterwerkzeug in einer axialen Vorschubbewegung, welcher eine Taumelbewegung des Oberwerkzeuges überlagert sein kann, so in die zu verbindenden Teile eingeformt, daß im Verbindungsbereich dieser plattenförmigen Bauteile unter plastischer Verformung eine form- und/oder stoffschlüssigen Verbindung ausgebildet wird. Der Verbindungsbereich der form- und/oder stoffschlüssige Verbindung weist zumindest eine Hinterschneidung aus dem Werkstoff dieser plattenförmigen Bauteilen auf.
Das Hilfsfügeteil steht meist zumindest im Verbindungsbereich auch nach Abschluss des Fügevorganges ausschließlich mit einer der beiden plattenförmigen Bauteile in Kontakt.
Das Hilfsfügeteil verändert während des Fügeprozeßes seine Form und trägt dadurch zur Herausbildung des Hinterschnittes bei. Das Verbleiben von Hohlräumen an der Mantelfläche des Nietes wird vermieden.
Die Taumelbewegung des beschriebenen Stempels im Oberwerkzeug kann entweder während des ganzen Fügeprozeßes oder ausschließlich während eines Teiles des
Fügeprozeßes der Vorschubbewegung überlagert werden.
Eine variable, von der Taumelbewegung des Stempels im Oberwerkzeug abhängige Zusatzkraft kann der Prozesskraft überlagert sein, wobei diese variable Zusatzkraft bei steigendem Taumelwinkel einen größeren Wert annehmen kann und bei abnehmendem Winkel auf einen kleineren Wert reduziert werden kann.
Diese Zusatzkraft kann entweder über das Oberwerkzeug oder durch das Unterwerkzeug aufgebracht werden.
Die vom Niederhalter, der die zu verbindenden Bauteile während des Fügevorganges fixiert, aufgebrachte Niederhaltekraft ist frei wählbar, wodurch eine Beeinflussung des Werkstoffflusses in Richtung des Ober- oder Unterwerkzeuges ermöglicht wird und die Herausbildung des Hinterschnittes beeinflusst werden kann.
In den vorangestellten Ausführungen ist eine Vorrichtung vorgestellt, die insbesondere zur Durchführung der oben vorgestellten Verfahren gemäß Anspruch 1 und den entsprechenden Unteransprüchen dient, bestehend aus einem Oberwerkzeug, einem Unterwerkzeug und einem Hilfsfügeteil. Gekennzeichnet ist diese Vorrichtung durch einen eine Taumel- sowie axiale Vorschubbewegung ausführenden Stempel als Bestandteil des Oberwerkzeuges im Eingriff mit einem verformbaren Hilfsfügeteil und dem auf der gegenüberliegenden Seite der zu verbindenden Bleche angeordneten Unterwerkzeug.
Die Stirnfläche des Stempels weist einen größeren oder gleich großen Durchmesser gegenüber dem Durchmesser der entsprechenden stirnseitigen Fläche des Hilfsfügeteiles auf.
Der Niederhalter, als Bestandteil des Oberwerkzeuges, kann eine Aussparung auf der den plattenförmigen Bauteilen zugewandten Stirnfläche aufweisen, die zur Aufnahme von prozessbedingt verdrängtem Werkstoff vorgesehen ist.
Das Hilfsfügeteil ist vorzugsweise als ein Clinchniet ausgeführt.
Dieser Clinchniet ist aus gehärtetem Stahl oder hochfesten Aluminiumlegierungen gebildet. Der Niet ist bezüglich einer mittigen Orthogonalebene zur Längsachse symmetrisch gestaltet und weist somit eine weitere, zweite Symmetrie neben der Rotationssymmetrie auf.
Das Gegenwerkzeug zur Erzeugung der notwendigen Gegenkraft ist entweder im Wesentlichen starr mit einem Werkzeuggestell verbunden oder beweglich gelagert.
Das Gegenwerkzeug zur Erzeugung der notwendigen Gegenkraft ist im Wesentlichen eben.
Die variable, von der Taumelbewegung abhängige Zusatzkraft in Abhängigkeit von der Taumellage kann durch eine mechanisch, elektromagnetisch oder piezoelektrisch angetriebene Vorrichtung gebildet werden.