Beschreibung
Verfahren zur Funkzellenauswahl
5 Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Funkzellenauswahl in Funk-Kommunikationssystemen, insbesondere in Mobilfunksystemen
In Funk-Kommunikationssystemen, beispielsweise dem europäi-
L0 sehen Mobilfunksystem der zweiten Generation GSM (Global System for Mobile Communications) , werden Informationen (beispielsweise Sprache, Bildinformation oder andere Daten) mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen über eine Funkschnittstelle übertragen. Die Funkschnittstelle bezieht sich auf
L5' eine Verbindung zwischen einer Basisstation und Teilnehmerstationen, wobei die TeilnehmerStationen Mobilstationen oder ortsfeste Funkstationen sein können. Das Abstrahlen der elektromagnetischen Wellen erfolgt dabei mit Trägerfrequenzen, die in einem für das jeweilige System vorgesehenen Frequenz-
.0 band liegen. Für zukünftige Funk-Kommunikationssysteme, beispielsweise das UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) oder andere Systeme der 3. Generation sind Frequenzen im Frequenzband von ca. 2000 MHz vorgesehen. Für die dritte Mobilfunkgeneration sind zwei Modi vorgesehen, wobei ein ers- 5 ter Modus einen FDD-Betrieb (frequency division duplex) und ein zweiter Modus einen TDD-Betrieb (time division duplex) bezeichnet. Diese Modi finden in jeweils unterschiedlichen Frequenzbändern ihre Anwendung. Beide Modi unterstützen ein sogenanntes CDMA-Teilnehmerseparierungsverfahren (Code Divi-
50 sion Multiple Access) .
In den beschriebenen Mobilfunksystemen der zweiten und dritten Generation führt eine Teilnehmerstation eine periodische
Auswahl einer geeigneten Funkzelle, beispielsweise für einen
Verbindungsaufbau oder eine Aufrechterhaltung einer Verbindung, durch. Hierzu beobachtet sie Signalstärken benachbarter Funkzellen, und wählt basierend auf diesen Beobachtungen bzw. Messungen sowie einer angenommenen Verbindungsqualität eine geeignete Funkzelle aus. Das Verfahren der Funkzellenauswahl (Cell Selection) in dem so genannten Idle Mode bzw. der Funk- zellenwiederauswahl (Cell Reselection) in dem so genannten Connected Mode ist für den UMTS-Standard unter anderem in der technischen Spezifikation 3GPP TS 25.304 V4.3.0 (2001-12) „UE Procedures in Idle Mode and Procedures for Cell Reselection in Connected Mode (Release 4)" beschrieben. In den GSM-ba- sierten Mobilfunksystemen führt eine Mobilstation entsprechend der technischen Spezifikation 3GPP TS 45.008 V5.4.0 (2001-11) „Radio Subsystem link control (Release 5)", insbesondere Kapitel 10.1.4, eine autonome Funkzellenwiederauswahl durch.
Diese bekannten Verfahren zur Funkzellenauswahl bzw. Funkzel- lenwiederauswahl weisen den Nachteil auf, dass eine Mobilstation gegebenenfalls Versuche unternimmt, eine Verbindung zu einer Funkzelle aufzubauen, die aufgrund einer aktuellen Verkehrsauslastung nicht in der Lage ist, eine weitere Verbindung aufzubauen. Der Aufbau bzw. Wiederaufbau der Verbindung wird hierdurch nachteilig verzögert, durch die zusätzlichen Signalisierungen im Zuge des Verbindungsaufbaus wird die Interferenz in dem System erhöht und die beschränkten Ressourcen werden nicht effizient genutzt.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, das Verfahren der Funkzellenauswahl bzw. Funkzellenwiederauswahl zu optimieren. Diese Aufgabe wird durch das Verfahren gemäß unabhängigem Pa-
tentanspruch 1 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind den abhängigen Patentansprüchen entnehmbar.
Erfindungsgemäß berücksichtigt eine Teilnehmerstation bei der autonomen Auswahl bzw. Wiederauswahl einer Ziel-Funkzelle Informationen über eine jeweilige aktuelle Lastsituation in den beobachteten Funkzellen benachbarter Basisstationen. Vorteilhaft kann hierdurch die durchschnittliche Verzögerung beim Zugriff auf die ausgewählte Funkzelle verringert werden, da eine netzseitige Zurückweisung des Zugriffs weniger wahrscheinlich ist, wenn die Teilnehmerstation nur auf eine Funkzelle zugreift, die diesen Zugriff aufgrund ihrer aktuellen Lastsituation akzeptieren müsste. Zusätzlich wird aufgrund der hierdurch erzielten verringerten Anzahl von Zugriffsversuchen vorteilhaft die Interferenz reduziert sowie die Belegung der knappen Funkressourcen verringert. Weiterhin können vorteilhaft die Teilnehmerstationen homogener auf die einzelnen Basisstationen des Systems verteilt werden, welches zu einer geringeren Verzögerungszeit und einer höheren durchschnittlichen Datenrate von Nichtechtzeit-Diensten (engl. Non Realtime Services) sowie zu einer höheren Datenrate und Ver- lässlichkeit von Echtzeit-Diensten (engl. Realtime Services) führt .
Gemäß einer ersten Weiterbildung der Erfindung wird die Information über die aktuelle Lastsituation jeweils von den Basisstationen ausgesendet. Dies bedeutet, dass jede Basissta- tion die in ihrer Funkzelle aktuell vorhersehende Lastsituation aussendet, die diese Informationen empfangende Teilnehmerstation vorteilhaft für die Auswahl einer geeigneten Funkzelle berücksichtigen kann.
Gemäß einer weiteren Weiterbildung der Erfindung wird die jeweilige aktuelle Lastsituation in der eigenen Funkzelle sowie in der zumindest zweiten Funkzelle von zumindest der die Teilnehmerstation aktuell versorgenden Basisstation ausgesendet. Hierdurch wird der Teilnehmerstation in einfacher Weise die Information über die Lastsituationen zur Verfügung gestellt, ohne dass die Teilnehmerstation Aussendungen von der zumindest zweiten Basisstation dekodieren und auswerten uss, wodurch die Komplexität der Informationsauswertung in der Teilnehmerstation vorteilhaft verringert wird.
Einer weiteren Weiterbildung der Erfindung zufolge werden als Informationen über die aktuellen Lastsituationen Informationen über freie und/oder zugewiesene Ressourcen ausgesendet, wobei diese Ressourcen Ressourcen der Funkschnittstelle und/oder der Schnittstellen zwischen Netzkomponenten des Funk-Kommunikationssystems betreffen. Alternativ oder zusätzlich können die Informationen auch auf eine aktuell verfügbare Rechen-, Übertragungs- und/oder Speicherkapazität bezogen sein.
Die Informationen über die aktuellen Lastsituationen werden gemäß einer weiteren Weiterbildung in einer Rundsendenachricht eines Rundsendekanals ausgesendet. Dieses kann beispielsweise vorteilhaft in Form von zusätzlichen Informationselementen in dem bekannten allgemeinen Signalisierungska- nal (engl. Broadcast Channel) erfolgen. Alternativ hierzu kann die Aussendung der Informationen für den Fall, dass die Informationen von der aktuell versorgenden Basisstation ausgesendet werden, auch in einem speziell der Verbindung zwischen der Basisstation und der Teilnehmerstation zugewiesenen Kanal, beispielsweise in einem dedizierten Kanal (engl. dedi- cated Channel) , erfolgen.
Die Aktualisierungsrate der Aussendung der Informationen wird gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung abhängig von einer jeweiligen Lastfluktuation in den Funkzellen gewählt, wobei ergänzend oder alternativ hierzu eine Aussendung periodisch, aufgrund einer Anforderung durch die Teilnehmerstation oder aufgrund von bestimmten System-Ereignissen gesteuert werden kann. Die Aktualisierungsrate kann vorteilhaft den Anforderungen des Netzbetreibers, beispielsweise hinsichtlich einer Bildung von Durchschnittswerten und/oder einer Granula- rität der Informationsanforderungen, angepasst werden.
Einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung zufolge berücksichtigt die Teilnehmerstation bei der Auswahl einer geeigne- ten Funkzelle bzw. Basisstation zusätzlich Informationen über aktuell jeweils unterstützte Dienste und/oder Diensteklassen. Hierdurch wird vorteilhaft die Signalisierungslast weiter verringert, da die Teilnehmerstation basierend auf diesen Informationen keine Zugriffsversuche auf Basisstationen macht, die von der Teilnehmerstation gewünschte bzw. unterstützte Dienste und/oder Diensteklassen nicht unterstüten.
Die Informationen über die aktuell unterstützten Diensteklassen können dabei gemäß einer weiteren Ausgestaltung gemeinsam mit den Informationen über die aktuellen Lastsituationen ausgesendet werden, wodurch vorteilhaft die Signalisierungs- struktur vereinfacht wird.
Gemäß einer weiteren Weiterbildung werden zu jedem Dienst und/oder zu jeder Diensteklasse1 Informationen zu der jeweils aktuellen Lastsituation ausgesendet, so dass die Teilnehmerstation vorteilhaft erkennen kann, welche Dienste und/oder
Diensteklassen bei einer Auswahl zur Verfügung stehen oder nicht .
Alternativ oder ergänzend zu den Informationen über unter- stützte Dienste und/oder Diensteklassen kann die Teilnehmerstation gemäß einer weiteren Weiterbildung zusätzlich Informationen über unterstützte Funkzugangstechniken, Übertragungsverfahren und/oder Modulationsarten für die Auswahl berücksichtigen. Diese Informationen können beispielsweise im Fall eines GSM-basierten Systems die Unterstützung von EDGE (Enhanced Data for Global Evolution) , oder im Fall eines UMTS-basierten Systems die Unterstützung eines Hochgeschwin- digkeits-Datenkanals in Abwärtsrichtung HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) , oder aber auch die Unterstützung von sich schnell bewegenden Teilnehmerstationen, signalisieren.
Einer weiteren Weiterbildung zufolge erfolgt die Aussendung der Informationen oder die Berücksichtigung der Informationen abhängig von einer aktuellen Geschwindigkeit der Teilnehmer- Station. Dies erfolgt beispielsweise derart, dass zu einer sich schnell bewegenden Teilnehmerstation nur Informationen von Funkzellen bzw. Basisstationen gesendet werden, die sich schnell bewegende Teilnehmerstationen unterstützen. Alternativ hierzu kann die Teilnehmerstation nur Informationen von Funkzellen bzw. Basisstationen für die Auswahl einer geeigneten Funkzelle berücksichtigen, die sich schnell bewegende Teilnehmerstationen unterstützen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbei- spiels näher beschrieben. Es zeigen dabei
FIG 1 ein Blockschaltbild eines Funk-Kommunikationssystems, bei dem die Basisstationen über eine gleiche Funknetzsteuerung angebunden sind,
FIG 2 • ein weiteres Blockschaltbild eines Funk-Kommunikationssystems, bei dem die Basisstationen über unterschiedliche Funknetzsteuerungen angebunden sind, und
FIG 3 ein weiteres Blockschaltbild mit Basisstationen unterschiedlicher Funk-Kommunikationssysteme .
Die FIG 1 zeigt ein Blockschaltbild eines Funk-Kommunikationssystems, speziell eines bekannten UMTS-Mobilfunksystems . Diese Struktur lässt sich jedoch in einfacher Weise auf andere Systeme, wie beispielsweise das GSM-Mobilfunksystem oder andere Systeme der zweiten und dritten Generation, übertragen, in denen die Erfindung ebenfalls verwirklicht werden kann.
Das UMTS-Mobilfunksystem besteht aus einer Vielzahl von Mobilvermittlungsstellen MSC (Mobile Switching Center) , die einen Übergang zu einem leitungsgebundenen Festnetz PSTN (Public Switched Telephone Network) ermöglichen. Jede Mobilvermittlungsstelle MSC ist mit einer Vielzahl von Basisstations- steuerungen RNC (Radio Network Controller) verbunden, die jeweils eine zentrale Verwaltung von Funkressourcen für ein oder mehrere Basisstationen NB (Node B) durchführen. In dem bekannten GSM-System werden die Basisstationssteuerung mit BSC (Base Station Controller) und die Basisstation mit BTS (Base Transceiver Station) bezeichnet. Basisstationssteuerung RNC und eine Anzal damit verbundener Basisstationen NB werden unter dem Begriff Basisstationssystem BSS (Base Station System) zusammengefasst . Die Basisstationen NB ermöglichen wiederum eine Verbindung zu einer Vielzahl von Teilneh erstatio-
nen UE (User Equip ent) über eine Funkschnittstelle entsprechend einem spezifischen Teilnehmerseparierungsverfahren. Dabei wird nach einer Übertragung in Aufwärtsrichtung UL (Uplink) von den Teilnehmerstationen UE zu der Basisstation NB bzw. der Abwärtsrichtung DL (Downlink) von der Basisstation NB zu den Teilnehmerstationen UE unterschieden. Durch jede Basisstation NB wird zumindest eine mit funktechnischen Resourcen versorgte Funkzelle Z gebildet. Die TeilnehmerStationen UE sind beispielsweise als mobile Funkstationen oder als ortsfeste drahtlose Netzabschlußgeräte, beispielsweise eines drahtlosen Teilnehmeranschlußsystems (Access Network) , verwirklicht.
Auf der Funkschnittstelle zwischen der Basisstation NB und den Teilnehmerstationen UE werden Signalisierungsinformatio- nen und Nutzdaten unterschiedlicher Dienste übertragen. So werden von der Basisstation NB beispielsweise in einem spezifischen allgemeinen Organisationskanal BCH (Broadcast Channel) , BCCH in dem GSM-System, allgemeine Informationen bezüglich der Organisation des Mobilfunksystems periodisch gesendet, die von den Teilnehmerstationen UE ausgewertet werden.
In dem Beispiel der FIG 1 befindet sich eine Teilnehmerstation UE in den Funkversorgungsbereichen bzw. Funkzellen Z von zwei Basisstationen NBl, NB2 eines Mobilfunksystems . Die Teilnehmerstation UE hat eine Verbindung zu der ersten Basisstation NBl aufgebaut, auf der von/zu der Teilnehmerstation Nutz- und/oder Signalisierungsdaten übertragen werden. Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die Situation einer bereits bestehenden Verbindung, d.h. die Teilnehmerstation UE ist im Sinne der Beschreibungseinleitung in einem Connected Mode, in dem sie eine Funkzellenwiederauswahl (Cell Reselection) bei Bedarf durchführt. In gleicher Weise gilt die fol-
gende Beschreibung für den ebenfalls eingangs genannten Idle
Mode der Teilnehmerstation, in dem sie eine Funkzellenauswahl (Cell Selection) für einen erstmaligen Zugriff auf eine Funkzelle zum Aufbau einer Verbindung durchführt.
Aufgrund der mobilen Eigenschaften der Teilnehmerstation UE kann von Zeit zu Zeit die Notwendigkeit auftreten, die Verbindung von/zu der aktuell versorgenden ersten Basisstation NBl abzubrechen und zu einer anderen, beispielsweise zu der zweiten Basisstation NB2 , weiterzuschalten. Dieses Weiterschaltung wird auch als Handover oder Handoff bezeichnet, wobei verschiedene diesbezüglichen Implementierungen und Mechanismen aus dem Stand der Technik bekannt sind. Um eine für den Teilnehmer spürbare Unterbrechung bei der Weiterschaltung zu vermeiden, ermittelt die Teilnehmerstation UE bereits vor einem möglichen Abbruch der Verbindung von/zu der ersten Basisstation NBl, welche der benachbarten Basisstationen bzw. Funkzellen für eine Fortführung der Verbindung geeignet sind. Im Fall einer Funkzellenwiederauswahl kann der Teilnehmerstation UE hierzu von der aktuell versorgenden ersten Basisstation NBl gegebenenfalls eine Liste mit geeigneten Nachbarfunkzellen, beispielsweise des gleichen Netzbetreibers, signalisiert werden. Die Teilnehmerstation UE führt anschließend Messungen beispielsweise unter anderem hinsichtlich eines jeweiligen Empfangspegels des von den Basisstationen der Liste ausgesendeten allgemeinen Signalisierungskanals BCH (Broad- cast Channel) durch, und wählt eine geeignete Funkzelle Z bzw. Basisstation NB2 aus, zu der die Verbindung weitergeschaltet werden soll.
In dem vereinfacht dargestellten Beispiel der FIG 1 empfängt die Teilnehmerstation UE Signale des allgemeinen Signalisierungskanals BCH der zweiten Basisstation NB2 und wählt diese
als mögliche Basisstation für eine Weiterschaltung aus, wenn sie beispielsweise günstigere Übertragungsbedingungen als die aktuell versorgende erste Basisstation NBl aufweist. Nach dieser Auswahl und vor einem drohenden Abbruch der Verbindung von/zu der ersten Basisstation NBl baut die Teilnehmerstation UE direkt mittels einer bekannten Zugriffsprozedur eine Verbindung zu der zweiten Basisstation NB2 auf, oder signalisiert der ersten Basisstation NBl, dass die Verbindung zu der zweiten Basisstation NB2 weitergeschaltet werden soll.
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Wie einleitend ausgeführt, berücksichtigen die beschriebenen und bekannten Verfahren der Funkzellenauswahl bzw. Funkzellenwiederauswahl lediglich Parameter bezüglich von Übertragungseigenschaften von/zu benachbarten Basisstationen. Erfin-
5 dungsgemäß werden diese von der Teilnehmerstation zu ermittelnden Parameter durch Informationen zu einer jeweiligen Lastsituation in den Funkzellen der Basisstationen ergänzt, wodurch die beschriebenen Vorteile unter anderem eines schnellen Verbindungsaufbaus bzw. einer schnelleren und si- cheren Verbindungsweiterschaltung sowie einer damit erzielten geringeren Interferenzbeeinflussung erzielt werden. Als Informationen über die aktuelle Lastsituation können beispielsweise Informationen bezüglich freier und/oder zugewiesener Ressourcen der Funkschnittstelle und/oder der Schnittstellen zwischen Netzkomponenten des Systems verwendet werden, wobei in gleicher Weise auch absolute oder relative Werte eines vorgegebenen Wertespektrums verwendet werden können.
Die Lastsituation in den Funkzellen kann dabei von den jewei- ligen Basisstationen NBl, NB2 ausgesendet werden, d.h. jede Basisstation NBl, NB2 signalisiert beispielsweise in ihrem allgemeinen Signalisierungskanal BCH (Broadcast Channel - Rundsendekanal) Informationen zu der aktuellen Lastsituation
in ihrer Funkzelle Z. Die Teilnehmerstation UE kann diese Informationen nach Empfang und Auswerten des allgemeinen Signa- lisierungskanals BCH für die Auswahl einer geeigneten Funkzelle bzw. Basisstation berücksichtigen.
Alternativ oder ergänzend hierzu kann die aktuell versorgende erste Basisstation NBl Informationen zu den Lastsituationen in den Nachbarfunkzellen in dem eigenen allgemeinen Signali- sierungskanal BCH oder in einem bereits aufgebauten bzw. noch aufzubauenden dedizierten Signalisierungskanal zu der Teilnehmerstation UE aussenden. Dieses vereinfacht vorteilhaft die Detektion und Auswertung der Informationen, da die Teilnehmerstation UE die Informationen in den allgemeinen Signa- lisierungskanälen der benachbarten Basisstationen nicht mehr detektieren muss, sondern eine herkömmliche Bestimmung beispielsweise des jeweiligen Empfangspegels des allgemeinen Signalisierungskanals dieser Basisstationen ausreicht.
Die Information über die Lastzustände in den benachbarten Funkzellen NB2 stehen der ersten Basisstation NBl in der Regel zur Verfügung. Dies kann beispielsweise durch die Anbin- dung an eine gemeinsame FunknetzSteuerung RNC, die diese Information für jede mit ihr verbundene Basisstation NBl, NB2 ermittelt, wie in dem Beispiel der FIG 1, sichergestellt werden. Für den Fall, dass die aktuell versorgende erste Basisstation NBl und alle oder einige benachbarte Basisstationen NB2, wie in den Beispielen der FIG 2 und 3, über unterschiedliche Funknetzsteuerungen RNC1, RNC2 , BSC angebunden sind, können diese Informationen über einen im Rahmen der so genannten gemeinsamen Funkressourcenverwaltung (CRRM - Common Radio Ressource Management) zwischen unterschiedlichen Systemen bestehenden Informationsaustausch der versorgenden ersten
Basisstation NBl bzw. deren Funknetzsteuerung RNC1 zur Verfügung gestellt werden.
Zusätzlich zu der Aussendung von Lastsituationen in den benachbarten Funkzellen werden erfindungsgemäß Informationen über aktuell in den Funkzellen jeweils unterstützte Dienste bzw. Diensteklassen von der Teilnehmerstation UE für die Auswahl bzw. Wiederauswahl einer geeigneten Funkzelle berücksichtigt. Diese Informationen können getrennt zu den Informationen zu den Lastsituationen oder auch gemeinsam mit diesen ausgesendet werden, wie es nachfolgend noch detailiert beschrieben wird.
Die diese Informationen empfangende TeilnehmerStation UE kann hieraus selbst ermitteln, welche Dienste bzw. Diensteklassen aktuell von der jeweiligen Basisstation unterstützt werden. So können bestimmte Dienste bzw. Diensteklassen, deren Unterstützung beispielsweise hohe Anforderungen stellen, ab einer bestimmten Lastsituation nicht mehr von einer Basisstation zur Verfügung gestellt werden. Hierzu kann die Teilnehmerstation UE Vergleiche der signalisierten Lastsituationen mit einem oder mehreren Schwellwerten durchführen, deren Ergebnisse Aussagen über eine jeweils mögliche Unterstützung von Diensten bzw. Diensteklassen treffen. So kann beispielsweise ein Echtzeitdienst mit einer Datenrate X nur bei einer Lastsituation unterhalb des Schwellwertes Y potenziell von einer Basisstation unterstützt werden. In diesem Sinne ist die Information über unterstützte Dienste bzw. Diensteklassen dynamisch, d.h. abhängig von der aktuellen Lastsituation wird diese von der Teilnehmerstation korrigiert. Kann eine Funkzelle bzw. Basisstation die von der Teilnehmerstation gewünschte Diensteklasse nicht unterstützen, so wird die Teil-
nehmerstation diese Funkzelle bzw. Basisstation nicht für eine Verbindungsweiterschaltung oder Erstzugriff auswählen.
Alternativ zu der in der Teilnehmerstation ermittelten potenziellen Unterstützung bestimmter Dienste und/oder Diensteklassen kann eine explizite Angabe der aktuellen Lastsituation für jeden unterstützten Dienst bzw. jede unterstützte Diensteklasse von der Basisstation ausgesendet werden. Hierdurch kann die TeilnehmerStation, wiederum beispielsweise durch einen jeweiligen Vergleich mit einem oder mehreren Schwellwerten, autonom ermitteln, welche Dienste bzw. Diensteklassen aktuell von der jeweiligen Basisstation unterstützt werden bzw. unterstützt werden können.
Die Information über Dienste und/oder Diensteklassen kann weiterhin dadurch ergänzt werden, dass auch Informationen über beispielsweise von den Basisstationen jeweils unterstützte Funkzugangstechniken, Übertragungsverfahren, Modula- tionsarten und/oder anderer besonderer Eigenschaften der Basisstationen ausgesendet werden. All diese Informationen werden nachfolgend unter dem Begriff der Dienstfähigkeit (engl. Service Capability) zusammengefasst .
Die Dienstfähigkeits-Informationen umfassen beispielsweise die Angabe, dass eine GSM-Basisstation einen EDGE-Modus oder eine so genannte Multi-Slot-Übertragung, d.h. die Unterstützung der Datenübertragung in mehreren Zeitschlitzen eines Zeitrahmens, unterstützt. Weiterhin kann diese Information auch die Unterstützung von HSDPA durch eine UMTS-Basisstation beinhalten, gegebenenfalls mit der zusätzlichen Angabe, ob weitere Teilnehmer für dieses Verfahren aktuell zugelassen werden könnne. Auch ist die Unterstützung beispielsweise von sich schnell bewegenden TeilnehmerStationen durch eine Basis-
Station mittels der Dienstfähigkeits-Information signalisierbar.
Verschiedene Situationen und Szenarien, in denen diese Informationen vorteilhaft genutzt werden können, sind denkbar. So können die Informationen über eine aktuelle Lastsituation und/oder Dienstfähigkeiten von der Teilnehmerstation UE unter anderem dazu genutzt werden, während eines bestehenden (Teilnehmerstation ist in connected mode) oder neu aufzubauenden Paketdaten-Dienstes (Teilnehmerstation ist in idle mode) autonom eine neue Funkzelle bzw. Basisstation auszuwählen, die diesen etablierten bzw. gewünschten Dienst aktuell am besten unterstützen kann.
So kann es für die Teilnehmerstation UE ebenfalls vorteilhaft sein, selbst wenn aktuell keine Paketdatenübertragung stattfindet, eine Funkzelle auszuwählen, die den Möglichkeiten und Anforderungen der Teilnehmerstation am besten entspricht. Beispielsweise indem sie eine Basisstation auszuwählt, die GPRS unterstützt, wenn sie selbst ebenfalls GPRS unterstützt. Gleiches gilt beispielsweise für die Unterstützung von EDGE oder HSDPA. Auch wählt die Teilnehmerstation vorteilhaft eine Basisstation aus, die schnell bewegliche Teilnehmerstationen unterstützt, wenn sich die Teilnehmerstation mit einer hohen Geschwindigkeit bewegt. Unterhält die Teilnehmerstation aktuell keine Verbindung, so kann die Auswahl einer geeigneten Basisstation anhand von einer statistisch wahrscheinlichen zukünftigen Nutzung bestimmter Dienste erfolgen, wodurch die Zeit für einen erfolgreichen Verbindungsaufbau eines derartigen Dienstes vorteilhaft verkürzt wird.
In gleicher Weise kann die Aussendung von Informationen abhängig von einer aktuellen Geschwindigkeit der Teilnehmersta-
tion erfolgen. So werden beispielsweise bei einer sich schnell bewegenden Teilnehmerstation nur Informationen von Funkzellen bzw. Basisstationen ausgesendet, die diese hohen Geschwindigkeiten unterstützen. Alternativ hierzu kann die Teilnehmerstation eine Auswahl der zu berücksichtigenden Informationen treffen, so dass sie beispielsweise nur Informationen von Funkzellen bzw. Basisstationen berücksichtigt, die eine hohe Geschwindigkeit der Teilnehmerstation unterstützen.
Die erfindungsgemäßen Aussendungen von Informationen zu Lastsituationen und/oder Diensten können vorteilhaft auch für so genannte leitungsvermittelte (engl. Circuit Switched) , d.h. Verbindungen mit zumindest einer permanent zugewiesenen Ressource, genutzt werden. Die Teilnehmerstation kann autonom anhand dieser Informationen eine neue Funkzelle auswählen und diese Auswahl zu der aktuell versorgenden Basisstation bzw. dem Netzwerk signalisieren, und damit beispielsweise eine Verbindungsweiterschaltung anregen.
Die Informationen können bei einem systemübergreifenden Austausch vielfältig und sehr effektiv genutzt werden. So kann neben der Nutzung der Informationen über Lastsituationen, unterstützte Dienste und/oder Dienstfähigkeiten innerhalb des Versorgungsbereichs einer Funknetzsteuerung RNC, wie in FIG 1 dargestellt, die Informationen ebenfalls funknetzsteuerungs- übergreifend, wie in FIG 2 mit zwei an unterschiedliche Funknetzsteuerungen RNC1, RNC2 angeschlossenen Basisstationen NB1,NB2 beispielhaft dargestellt, oder systemübergreifend, wie in FIG 3 mit zwei Basisstationen BTS, NBl und Basisstati- onssteuerung BSC bzw. Funknetzsteuerung RNC eines GSM- und
UMTS-Systems beispielhaft dargestellt, sinnvoll für eine möglichst optimale Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressour-
cen sowohl auf der Funkschnittstelle als auch auf der Netzwerkebene verwendet werden.
Die Informationen zu den unterstützten Diensten, Diensteklassen bzw. Dienstfähigkeiten können in verschiedener Weise implementiert werden. So kann die Information als eine Matrix verwirklicht werden, in der einer Anzahl von Diensten eine jeweilige Bitraten-Charakteristik (beispielsweise Maximal- und Durchschnittswert) , eine Verzögerungs-Charakteristik (beispielsweise Maximal- und Durchschnittswert) und eine Verfügbarkeitsinformation, welche beispielsweise die Lastsitua- tions-Information berücksichtigt und die eine Unterstützung und Verfügbarkeit des jeweiligen Dienstes zusammenfasst, zugeordnet wird. Diese Informationen oder ein Teil sind beispielsweise kodiert. So kann, wenn die Dienste auf den vier definierten UMTS Diensteklassen basieren, mittels vier Integer-Werten bzw. mindestens vier Bits die jeweilige Verfügbarkeit der Diensteklassen signalisiert werden. Dienste-Informationen können aber auch beispielsweise lediglich anzeigen, ob Echtzeitdienste (engl. RT - Realtime) und Nicht-Echtzeitdienste (engl. NRT - Non Realtime) , in Form von zwei Integer- Werten bzw. zwei Bits, oder ob ein bestimmter Dienst, beispielsweise GPRS, in Form von einem Integer-Wert bzw. einem Bit, unterstützt werden. Zusätzlich können sie kodierte Informationen über die vorangehend beschriebenen Dienstfähigkeiten enthalten.
Die Übertragung von vorangehend beschriebenen Informationen zu Lastsituationen, Unterstützung von Diensten usw. , gegebenenfalls auch von Nachbarfunkzellen, erfolgt beispielsweise über erweiterte vorhandene Informationsblöcke oder zusätzliche Informationsblöcke in dem allgemeinen Signalisierungska- nal bzw. Rundsendekanal BCH der versorgenden Basisstation.
Die Rundsendenachricht in UTRAN (UMTS Terrestrial Radio Access Network) ist gemäß der technischen Spezifikation 3GPP TS 25.311 V4.3.0 (2001-12) „Radio Ressource Control (RRC) proto- col specification (Release 4)", insbesondere Kapitel 8.1.1, in eine Anzahl von Systeminformationsblöcke (System Information Blocks) unterteilt.
Besonders geeignet ist hierbei der Systeminformationsblock 11 aus dem Kapitel 10.2.48.8.14 und der Systeminformationsblock 12 aus dem Kapitel 10.2.48.8.15, der in dem beschriebenen
Connected Mode verwendet wird. Diese Blöcke enthalten jeweils eine so genannte Messsteuerungs-Systeminformation (Measure- ment Control System Information) , wie sie in dem Kapitel 10.3.7.47 definiert ist. Diese Messsteuerungs-Systeminforma- tion kann unter anderem für die folgenden Fälle genutzt werden:
- Intra-Frequenz-Messungen, d.h. Funkzellen mit der gleichen Frequenz werden beobachtet, wie in dem Bespiel der FIG 1, siehe hierzu Kapitel 10.3.7.40 und 10.3.7.33, - Inter-Frequenz-Messungen, d.h. Funkzellen mit Frequenzen, die sich von der Frequenz der versorgenden Funkzelle unterscheiden, werden beobachtet, wie in dem Beispiel der FIG 2, siehe hierzu Kapitel 10.3.7.20 und 10.3.7.13, und
- Inter-RAT-Messungen (Radio Access Technologies) , d.h. Funkzellen von anderen Funkzugangstechnologien als UTRA, wie beispielsweise GSM, werden beobachtet, wie in dem Beispiel der FIG 3, siehe hierzu Kapitel 10.3.7.31 und 10.3.7.23..
Bekommt die versorgende Funkzelle bzw. Basisstation Informationen über die Lastsituationen der benachbarten Funkzellen, beispielsweise über eine Signalisierung von der Funknetzsteuerung oder im Rahmen der gemeinsamen Funkressourcenverwaltung
CRRM (Common Radio Ressource Management) , so ergänzt sie entsprechend die genannten Systeminformationen um jeweilige Dienstfähigkeits-Indikatoren für die Nachbarfunkzellen, d.h. den genannten Systeminformationen werden zusätzliche Bits hinzugefügt .
Alternativ zu dieser Signalisierung mittels einer Erweiterung von Systeminformationen können in dem Connected Mode die Informationen auch für die Definition einer von der Lastsituation, unterstützten Diensten etc. abhängigen Reihenfolge von möglichen Nachbarfunkzellen in einer Nachbarzellliste verwendet werden. So steht die am besten geeignete Nachbarfunkzelle beispielsweise an erster Stelle in dieser Nachbarzellliste. Hierdurch ist vorteilhaft keine zusätzliche Signalisierung dieser Informationen erforderlich, sondern sie sind bereits implizit in der Nachbarzellliste enthalten, und können von der empfangenden TeilnehmerStation bei der Auswahl einer geeigneten Zielfunkzelle berücksichtigt werden. Vorteilhaft muss durch diese Ausgestaltung keinerlei Veränderung an den bestehenden Systeminformationsblöcken vorgenommen werden, d.h. es müssen keine zusätzlichen Informationen bzw. Bits hinzugefügt werden.
Die Aussendung der Informationen kann aufgrund von unterschiedlichen Ereignissen erfolgen. So ist insbesondere eine periodische Aussendung der Informationen vorteilhaft, jedoch kann dies auch durch eine spezielle Anforderung durch die Teilnehmerstation oder aufgrund spezieller Ereignisse in dem Funknetzwerk der versorgenden Basisstation oder in einem anderen Funknetzwerk initiiert werden.
Die erfindungsgemäße Lösung kann ebenso vorteilhaft mit dem so genannten NACC-Feature (Network Assisted Cell Change) ,
dass derzeit im Rahmen der 3GPP GERAN-Standardisierung diskutiert wird, kombiniert werden. Durch eine Übertragung von jeweiligen Systeminformationen der Nachbarfunkzellen zu einer Teilnehmerstation kann die Funkzellwiederauswahl-Prozedur vorteilhaft beschleunigt werden.