Verfahren und Anordnung zur Herstellung eines beschichteten warmeempfindlichen Artikels oder Behälters mit wärmeempfindlichem Inhalt
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines beschichteten wärmeempfindlichen Artikels oder Behälters mit wärmeempfindlichem Inhalt unter Einsatz von Wärmeenergie sowie eine entsprechende Anordnung.
Im Stand der Technik sind zahlreiche Verfahren zur Beschichtung unterschiedlichster Substrate mit linearer, flächenhafter oder räumlicher Ausdehnung bekannt, bei denen Wärmeenergie zum Fixieren der Beschichtung auf dem Substrat oder zum Trocknen bzw. Vernetzen der Beschichtung oder zu beiden Zwecken eingesetzt wird. Hierzu gehören die allgemein bekannten industriellen Lak- kierverfahren für Fahrzeuge, Haushaltsgeräte o. ä., bei denen eine im flüssigen Zustand aufgebrachte Lackschicht durch mit- tel- oder langwellige Infrarotstrahlung getrocknet bzw. ver- netzt wird. Weiterhin zählen hierzu Verfahren, bei denen die
Oberfläche eines Gegenstandes oder flächigen Materials mit einer Kunststofffolie unter Wärmeeinwirkung kaschiert wird. Hierzu werden zumeist Widerstandsheizer oder Infrarotstrahler eingesetzt, die ebenfalls im mittleren oder langwelligen Infrarot arbeiten.
Bei diesen bekannten Verfahren wird der zu beschichtende Artikel in der Regel - abhängig von den thermischen Prozeßerfordernissen des jeweiligen Beschichtungssystems - einer erheblichen Temperaturbelastung ausgesetzt. Wärmeempfindliche Gegenstände, etwa aus Polystyrolschaum, verpackte Lebensmittel o. ä. vertragen derartige Behandlungen nur sehr bedingt. Viele bekannte Verfahren der oben charakterisierten Art sind daher für solche
Produkte nicht oder nur unter erheblichen Einschränkungen anwendbar. Daher werden beispielsweise Gasdruckbehälter (Spraydosen o. ä.) oder Behälter für wärmeempfindliche Lebensmittel üblicherweise vor dem Einbringen des Inhaltes abschließend ober- flächenbehandelt. Dies setzt eine Vorfertigung beschichteter Behälter für spezifische Füllgüter und eine entsprechend aufwendige Logistik voraus. Nachträgliche Kennzeichnungen oder Veränderungen der Oberfläche können dann nur noch mit Verfahren erfolgen, die keinen wesentlichen Wärmeeintrag in den wärmeemp- findlichen Gegenstand oder Behälter mit wärmeempfindlichem Inhalt mit sich bringen.
Der Erfindung liegt daher die 'Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen Art anzugeben, welches eine Beschichtung von wärmeempfindlichen Artikeln oder Behältern mit wärmeempfindlichem Inhalt mit Verfahren erlaubt, die einen wesentlichen Wärmeeintrag in die Beschichtung erfordern. Weiterhin soll eine entsprechende Anordnung bereitgestellt werden.
Diese Aufgabe wird in ihrem Verfahrensaspekt durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und in ihrem Vorrichtungsaspekt durch eine Anordnung mit den Merkmalen des Anspruches 15 gelöst.
Die Erfindung schließt den wesentlichen Gedanken ein, die für den Ablauf eines Beschichtungsprozesses erforderlich Wärmeeinwirkung auf das Beschichtungs aterial selbst oder allenfalls eine dünne darunterliegende Oberflächenschicht des jeweiligen Substrates zu begrenzen. Weiterhin schließt sie den Gedanken ein, hierzu eine elektromagnetische Strahlung mit geeignetem Spektrum einzusetzen, und zwar Strahlung im Bereich des nahen Infrarot. Schließlich gehört zur Erfindung der Gedanke, den mit dieser Bestrahlung erreichten Wärmeeintrag bzw. die Wärmeentwicklung im Beschichtungsmaterial bzw. im Ausgangsmaterial für die Beschichtung derart zeitlich zu limitieren, daß (in Abhän-
gigkeit von der Wärmeleitfähigkeit und sonstigen thermisch relevanten Parametern des Substrates) keine wesentliche Übertragung von Wärmeenergie in das Substrat, erfolgen kann. Dies wird durch die Wahl einer gegenüber üblichen thermischen Beschich- tungsprozessen ungewöhnlich hohen Leistungsdichte auf der Oberfläche des Beschichtungsmaterials erreicht.
Zur Bestrahlung wird speziell Infrarotstrahlung im Wellenlängenbereich zwischen 0,8 μm und 1,5 μm eingesetzt. Die Bestrah- lung wird auf eine Zeit im Bereich zwischen 0,1 s und 10 s, insbesondere zwischen 0,5 s und 3s, zeitlich begrenzt, und es wird mit einer Leistungsdichte von über 100 kW/m2, insbesondere von über 400 kW/m2, gearbeitet.
In bevorzugten Ausführungen der Erfindung ist vorgesehen-, die eigentliche Substratoberfläche vor der Beschichtung - sofern sie nicht selbst ein hohes Reflexionsvermögen im Bereich des nahen Infrarot aufweist, mit einer in diesem Bereich refle- xionssteigernd wirkenden Zwischenschicht zu versehen. Das Mate- rial mit hohem Reflexionsvermögen im nahen Infrarot (NIR) kann dabei in flüssiger Form oder als anhaftendes Pulver, speziell mit metallischen Anteilen, oder auch als Metallfolie oder insbesondere als metallische Dünnschicht durch Aufdampfen aufgebracht werden. Es versteht sich, daß sich metallische Substrate (Aluminiumdosen o. a.) als solche bereits gut für den Einsatz des vorgeschlagenen Verfahrens eignen.
Zur Erzeugung der erwähnten NIR-Strahlung wird insbesondere eine mit erhöhter Betriebstemperatur - speziell oberhalb von 2500 K und insbesondere oberhalb von 2900 K - betriebene Halogenlampe eingesetzt.
In speziellen AnwendungsSituationen wird in Abstimmung auf die Absorptionseigenschaften des Beschichtungs-Ausgangsmaterials und wahlweise auch des Trägers, insbesondere durch mindestens
ein Filter, die spektrale Zusammensetzung der NIR-Strahlung derart eingestellt, daß eine im wesentlichen gleichmaßige Durchwarmung nur des Beschichtungs-Ausgangsmaterials - allerdings im wesentlichen über dessen gesamte Schichtdicke - er- folgt.
In einer weiteren bevorzugten Verfahrensfuhrung ist e ne Einstellung des Abstandes zwischen der Strahlungsquelle und der Oberflache des Beschichtungs-Äusgangsmaterials bzw. Substrates zur Einstellung der auf der Oberflache wirksamen Strahlungsleistung bzw. Strahlungsflußdichte vorgesehen.
Je nach der Gestalt und dem konkreten Handlmg der zu beschichtenden Substrate bzw. Behalter kann eine Kühlung der Oberflache des Beschichtungs-Ausgangsmateπals und/oder der rückseitigen Oberflache des Substrates mit einem Gasstrom - insbesondere Druckluftstrom - zur Kühlung des Untergrundes und/oder zur Abfuhrung von fluchtigen Bestandteilen des Beschichtungs- Ausgangsmaterials praktiziert werden.
Die eingesetzte Strahlungsquelle oder eingesetzten Strahlungsquellen ist/sind zur Erreichung der oben genannten Leistungsdichten insbesondere jeweils mit einem Reflektor ausgestattet, der d e NIR-Strahlung auf eine abgegrenzte Bestrahlungszone fo- kussiert. Je nach Große der zu beschichtenden Gegenstände kann diese einen Gegenstand ganz erfassen, oder sie muß ihn abtastend überstreichen. Im letzteren Fall ist eine Antriebs- und Steuereinrichtung zur rotatorischen und/oder translatoπschen Bewegung der Oberflache relativ zur erwärmten Bestrahlungszone mit einer derartigen Geschwindigkeit vorgesehen, daß die Bestrahlungszone die Oberflache mit einer mittleren Verweildauer im oben angegebenen Zeitbereich überstreicht.
Für die meisten praktisch relevanten Anwendungen wird der Em- satz eines stabformigen Halogenstrahlers mit entsprechend lang-
gestreckt ausgebildetem, im Querschnitt elliptischem, parabolischem oder (bevorzugt) annähernd W-förmigem Reflektor bevorzugt sein, weil mit einer solchen Strahlergeometrie ein hoher Produktdurchsatz pro Zeiteinheit realisierbar ist. Zudem sind der- artige NIR-Strahler - insbesondere Halogenlampen - seit langem in der Praxis bewährt und kostengünstig.
Ein bevorzugter Anwendungsfall des vorgeschlagenen Verfahrens ist die Flüssig- oder Pulverlackbeschichtung und NIR-Trocknung bzw. NIR-Vernetzung von vorab befüllten Druckgasbehältern, beispielsweise Gasdruck-Stoßdämpfern oder Aerosol-Spraydosen. Speziell für die erwähnten Spraydosen läßt sich mit diesem Verfahren die Vorab-Fertigung, Lagerhaltung und logistisch aufwendige Handhabung von Behältern unabhängig vom konkreten Füllinhalt vermeiden und stattdessen die Oberflächenbeschichtung in- Abstimmung auf das konkrete Produkt im Nachhinein festlegen.
Ein weiterer interessanter Anwendungsfall ist die nachträgliche Beschichtung von vorab mit einer wärmeempfindlichen Füllung - beispielsweise Lebensmitteln - befüllten Behältern zur nachträglichen Kennzeichnung bzw. optischen Aufwertung.
Als dritte praktisch interessante Anwendung wird auf die Beschichtung von Kunststoff-Schaumkörpern, etwa Polystyrolschaum- körpern, mit einem thermisch zu aktivierenden Material hingewiesen. In herkömmlicher Weise, d. h. mit Trocknung bzw. Vernetzung der Beschichtung (etwa eines Pulverlackes) in einem Trockenofen lassen sich solche Produkte nicht herstellen. Die Eignung des vorgeschlagenen Verfahrens für diesen speziellen Zweck wird noch dadurch erhöht, daß auf den Schaumstoffkörper vor der thermisch zu aktivierenden Beschichtung eine metallische Zwischenschicht aufgebracht wird, die die NIR-Strahlung gut reflektiert und deren Einwirkung damit im wesentlichen auf das Beschichtungsmaterial konzentriert. Eine solche Zwischen- Beschichtung kann beispielsweise durch Aufbringen einer Metall-
folie auf einen Styroporkörper mittels eines Acrylklebers erfolgen.
Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf diese Beispiele und die oben hervorgehobenen Verfahrensaspekte beschränkt, sondern - im Rahmen der anhängenden Ansprüche - auch in einer Vielzahl von Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachgemäßen Handelns liegen.
Die Erfindung schließt insbesondere auch Vorrichtungsaspekte ein, die zu den oben erwähnten Verfahrensaspekten korrespondieren. Neben den erwähnten NIR-Strahlungsquellen - insbesondere mit erhöhter Betriebstemperatur betriebenen Halogenlampen - gehören hierzu insbesondere Einrichtungen zum Aufbringen der je- weiligen Beschichtung in flüssiger oder pastöser oder Pulverform mittels geeigneter (an sich bekannter) Beschichtungstech- niken, bevorzugt durch Aufschleudern, Aufwalzen, Aufsprühen, Aufrieseln oder Aufblasen. Es versteht sich, daß auch Einrichtungen zur Zuführung einer thermisch aufzuprägenden oder zu ak- tivierenden Beschichtungsfolie hierzu zählen.
Zu bevorzugten Ausführungen der Erfindung gehören auch Einrichtungen zum der Beschichtung vorgelagerten Aufbringen der erwähnten Zwischenschicht zur Erhöhung des Reflexionsvermögens im NIR-Bereich mit ähnlichen Techniken.
Eine bevorzugte Anordnung zur Durchführung des Verfahrens umfaßt zur Handhabung eines quasi-endlosen Trägers eine entsprechende Zuführungs- und Vorschubeinrichtung - die insbesondere eine Träger-Vorratsrolle und eine Walzen-Vorschubeinrichtung umfassen kann -, eine Zuführungs- und Schichterzeugungseinrichtung zur Zuführung des Beschichtungs-Ausgangsmaterials und dessen schichtbildender Aufbringung auf die Trägeroberfläche sowie die NIR-Bestrahlungseinrichtung, die insbesondere eine oder
mehrere Halogenlampen mit einem hohen spektralen Anteil im NIR aufweist, mit entsprechender Stromversorgung.
In bevorzugten Ausführungen dieser Anordnung ist zusätzlich eine Gasstrom-Erzeugungseinrichtung zur Erzeugung und Ausrichtung des oben erwähnten Gasstromes und/oder eine Einrichtung zur Leistungseinstellung oder -regelung vorgesehen, wobei die letztere bevorzugt Mittel zur Abstandseinstellung zwischen Strahlungsquelle und Schichtaufbau umfaßt.
Grundsätzlich ähnlich ist eine industrielle Beschichtungs- und Behandlungsanlage aufgebaut, bei der kontinuierlich zugeführte, vorab befüllte Behälter derart durch eine von einer Halogenlampe oder mehreren Halogenlampen mit jeweils zugeordnetem Reflek- tor etablierte Bestrahlungszone transportiert werden, daß im wesentlichen die gesamte Oberfläche oder vorbestimmte Oberflächenbereiche mit dem Beschichtungsmaterial versehen und durch die NIR-Strahlung beaufschlagt werden. Grundsätzlich sind derartige Handhabungseinrichtungen bekannt und bedürfen daher hier keiner genaueren Erläuterung.
Eine zur Beschichtung eines temperaturempfindlichen Schaumkörpers geeignete Anordnung umfaßt speziell eine Pulverlack-Be- schichtungseinrichtung und eine dieser vorgeschaltete Metall- Beschichtungseinrichtung zum Aufbringen einer metallischen Basisschicht .