Werkzeugmaschine
Die Erfindung betrifft eine Werkzeugmaschine mit einer Halteeinrichtung zur Halte- rung mindestens eines Werkstückes, einem Werkzeug zur Bearbeitung des Werkstückes, beispielsweise spanabhebend durch Fräsen oder Drehen, einer Antriebseinrichtung zum Antreiben und Bewegen des Werkzeuges und/oder der Halteeinrichtung, einer Speichereinrichtung zur Speicherung von einen gewünschten Bewegungsablauf von Werkzeug und/oder Werkstück repräsentierenden ersten Daten sowie zusätzlich von mindestens die Geometrie des Werkzeuges, des Werkstük- kes, der Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine repräsentierenden zweiten Daten und mit einer Steuerungseinrichtung zur Steuerung der Antriebseinrichtung in Abhängigkeit von den ersten Daten von der Speichereinrichtung.
Die einen gewünschten Bewegungsablauf von Werkzeug und/oder Werkstück repräsentierenden ersten Daten kann man z.B. durch gezieltes manuelles Verfahren des Werkzeuges und/oder der Halteeinrichtung erhalten. In diesem Zusammen-
hang sei kurz darauf verwiesen, daß nicht nur das Werkzeug, sondern zusätzlich oder auch stattdessen das Werkstück verfahrbar sein kann, so daß dementsprechend die Halteeinrichtung zur Halterung des Werkzeuges und/oder zur Halterung des Werkstückes bewegbar gelagert und von der AntriebseinriGhtung angetrieben wird. Während der manuellen Führung von Werkzeug und/oder Werkstück entlang eines gewünschten Bewegungsablaufes werden die ersten Daten durch entsprechende Sensoren aufgezeichnet, wobei anstelle des Werkzeugs ein das Werkzeug simulierender Sensor, beispielsweise ein geeigneter Taster, in der Spanneinrichtung sitzen kann. Diese Methode war früher vor Einführung der CAM-BerechnUng üblich.
Heutzutage werden die ersten Daten üblicherweise' durch eine entsprechende Berechnung aufgrund von CAM-berechneten Daten unter Berücksichtigung der mindestens die Geometrie des Werkzeuges, des Werkstückes, der Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine repräsentierenden zweiten Daten erzeugt. Zur Erzeugung dieser zweiten Daten wird die Gesamtanordnung aus Werkzeug, Werkstück, Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine vermessen, wozu beispielsweise geeignete Taster oder andere Digitalisiergeräte verwendet werden können. Alternativ können die zweiten Daten auch mit Hilfe eines CAD-Systems durch Konstruktion erstellt und an die Speichereinrichtung übermittelt werden.
Schließlich ist auch eine direkte manuelle Eingabe der ersten und/oder der zweiten Daten in die Speichereinrichtung möglich.
Moderne Werkzeugmaschinen, die eine computergestützte Programmsteuerung aufweisen und ■ hinsichtlich des gewünschten Arbeitsablaufes entsprechend programmierbar sind, verfügen in der Regel über hohe Bearbeitungsgeschwindigkeiten. Aufgrund dieser hohen Bearbeitungsgeschwindigkeiten sind bei einer Kollision des Werkzeuges mit dem Werkstück, der Halteeinrichtung, in der das Werkstück eingespannt ist, und/oder einem sonstigen Teil der Werkzeugmaschine die Schäden in der Regel so groß, daß mit der Werkzeugmaschine
nicht mehr weitergearbeitet werden kann und aufwendige Reparaturen erforderlich werden.
Es gibt nun Systeme, die anhand der den gewünschten Bewegungsablauf reprä- • sentierenden ersten Daten und den die Geometrie repräsentierenden zweiten Daten auf dem Rechenwege eine Simulation durchführen und dabei eine Kollisionsprüfung vornehmen. Wenn bei dieser Simulation eine bei der späteren Bearbeitung zu befürchtende Kollision ermittelt wird, wird im einfachsten Fall auf die Kollisionsgefahr hingewiesen. Bei intelligenteren Systemen wird eine Korrektur des gewünschten Bewegungsablaufes vorgeschlagen oder sogar vorgenommen und werden dementsprechend die ersten Daten korrigiert.
Wie sich in der Praxis jedoch herausgestellt hat, besteht die. Gefahr, daß die während der späteren Bearbeitung herrschende Situation nicht mit der Situation, die die Grundlage bei der Festlegung des gewünschten Bewegungsablaufes bildete, oder mit der entsprechend simulierten Situation übereinstimmt, und zwar beispielsweise aufgrund anderer Werkzeuglängen, anderer Spannpositionen oder sonstiger unbeabsichtigter oder unvorhergesehener Änderungen oder, falls eine Kollisionsprüfung durch Simulation nicht stattfindet, auch aufgrund einer falschen Programmierung. Da während der Bearbeitung die Reaktionszeiten zu kurz sind, ist es für den Bediener unmöglich, dann noch rechtzeitig einzugreifen, um eine Kollision zu verhindern.
Abgesehen davon, ist bei einer Kollisionsprüfung durch Simulation der Aufwand verhältnismäßig hoch, da die Simulation getrennt vorweg berechnet werden muß.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine zuverlässigere Kollisions- prüfung zur Verfügung zu stellen, ohne daß beispielsweise eine Simulationsberechnung vor dem eigentlichen Betrieb. erforderlich ist.
Diese Aufgabe wird mit Hilfe der Erfindung dadurch gelöst, daß bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art eine Erfassungseinrichtuπg vorgesehen ist,
die unmittelbar vor und/oder während der Bearbeitung des Werkstückes durch das Werkzeug die Geometrie es Werkzeuges, des Werkstückes, der Halteeinrichtung und/oder sonstige Teile der Werkzeugmaschine erfaßt und die zweiten Daten erzeugt, eine Vorhersageeinrichtung vorgesehen ist, die während der Bearbeitung des Werkstückes durch das Werkzeug aufgrund der ersten und zweiten Daten ermittelt,, ob während der nachfolgenden Bewegung des Werkzeuges und/oder Werkstückes ein über einem vorbestimmten Maximalwert liegender Materialabtrag durch das Werkzeug am Werkstück oder eine Kollision des Werkzeuges mit dem Werkstück und/oder eine Berührung des Werkzeuges mit der Halteeinrichtung und/oder einem sonstigen Teil der Werkzeugmaschine zu erwarten ist oder nicht,, und entsprechende dritte Daten erzeugt, und die Steuerungseinrichtung zusätzlich in Abhängigkeit von den dritten Daten von der Vorhersageeinrichtung die Antriebseinrichtung derart steuert, daß ein über einen vorbestimmten Maximalwert liegender Materialabtrag durch das Werkzeug am Werkstück oder eine Kollision des Werkzeuges mit dem Werkstück und/oder eine Berührung des Werkzeuges mit der Halteeinrichtung und/oder einem sonstigen Teil der Werkzeugmaschine vermieden wird.
Die Erfindung bietet die Möglichkeit, Kollisionen während der Bearbeitung wirksam zu vermeiden, auch wenn beispielsweise eine falsche Programmierung der Werkzeugmaschine vorliegt, ein Werkzeug mit anderen Abmessungen gewählt wird oder das Werkzeug und/oder Werkstück wider Erwarten anders eingespannt wird. Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß erst unmittelbar vor und/oder während der Bearbeitung des Werkstückes durch das Werkzeug die Geometrie des Werkzeuges, des Werkstückes, der Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine von einer Erfassungseinrichtung erfaßt und hieraus entsprechend die zweiten Daten erzeugt und in der Speichereinrichtung abgespeichert werden und während des Betriebes der Werkzeugmaschine, also wenn das Werkstück durch das Werkzeug bereits bearbeitet wird, von einer Vorhersageeinrichtung fortlaufend die ersten und zweiten Daten derart verarbeitet werden, daß hieraus eine Vorhersage über die mögliche Gefahr eines zu hohen Materialabtrages oder sogar einer Kollision des Werkzeuges mit dem Werkstück und/oder einer
Berührung des Werkzeuges- mit der Halteeinrichtung und/oder einem sonstigen Teil der Werkzeugmaschine getroffen werden kann. Die Überprüfung der einzelnen Verfahrbewegungen der Werkzeugmaschine auf Kollision erfolgt demnach rechtzeitig kurz vor deren Ausführung durch die Werkzeugmaschine, so daß die Steuereinrichtung noch korrigierend eingreifen kann, wenn eine Kollision durch die Berechnung festgestellt wird.
Bei der Berechnung des Materialabtrages kann zwischen Werkstück einerseits und den relevanten Teilen der Werkzeugmaschine wie beispielsweise die Halteeinrichtung andererseits unterschieden werden. Der Materialabtrag an den Werkstücken ist grundsätzlich zulässig, während ein zu erwartender Materiafabtrag durch das Werkzeug an Teilen der Werkzeugmaschine wie eine Kollision behandelt wird.
Außerdem kann auch die Stärke des Materialabtrages überwacht werden. Wenn das Werkzeug nämlich im Werkstück zu tief eintaucht und dadurch überlastet und brechen würde, so kann dieses mit Hilfe der Erfindung ebenfalls ermittelt und damit vermieden werden.
Demnach wird mit Hilfe der erfindungsgemäß vorgesehenen Erfassungs- und Vorhersageeinrichtungen während der Bearbeitung eine zuverlässige Vorhersage getroffen, ob ein zu starker Materialabtrag oder sogar eine Kollision zu befürchten ist, so daß in Abhängigkeit vom Ergebnis dieser Feststellung die Steuerungseinrichtung noch rechtzeitig reagieren kann. Somit stellt die Erfindung erstmals eine zuverlässige Kollisionsprüfung zur Verfügung, die insbesondere auch dann zum Tragen kommt, wenn die geometrischen Verhältnisse vor und während der Bearbeitung nicht miteinander übereinstimmen.
Außerdem wird durch die Erfindung eine vor Beginn der Bearbeitung des Werkstückes und somit vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine separat durchzuführende Simulation überflüssig, was sich sowohl hinsichtlich des Zeitauf-
wandes als auch hinsichtlich der Kosten positiv auswirkt, da insoweit kein zusätzlicher Arbeitsgang vorab mehr erforderlich ist.
Im übrigen brauchen die einen gewünschten Bewegungsablauf von Werkzeug und/oder Werkstück und somit die Soll-Bahn von Werkzeug und/oder Werkstück repräsentierenden ersten Daten nicht unbedingt vor Beginn der Bearbeitung des Werkstückes und somit vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine in die Speichereinrichtung eingegeben zu werden. Vielmehr kann dies auch alternativ während der "Bearbeitung des Werkstückes stattfinden, allerdings dann mit einem zeitlichen Vorsprung, der ausreichend ist, damit die eingegebenen ersten Daten noch rechtzeitig von der Vorhersageeinrichtung und der Steuerungseinrichtung verarbeitet werden können.
Vorzugsweise stoppt die Steuerungseinrichtuπg den Betrieb der Antriebseinrich- tung für den Fall, daß die Vorhersageeinrichtung einen zu erwartenden über einen vorbestimmten Maximalwert liegenden Materialabtrag durch das Werkzeug am Werkstück oder eine drohende Kollision des Werkzeuges mit dem Werkstück und/oder eine drohende Berührung des Werkzeuges mit der Halteeinrichtung und/oder einem sonstigen Teil der Werkzeugmaschine ermittelt.
Außerdem kann für den Fall, daß die Vorhersageeinrichtung ermittelt, daß während der nachfolgenden Bewegung des Werkzeuges und/oder Werkstückes der. Materialabtrag durch das Werkzeug am Werkstück über einen vorbestimmten Maximalwert liegen wird, die Vorhersageeinrichtung zusätzlich die zu erwartende Abweichung ermitteln und die Steuereinrichtung die Antriebseinrichtung derart steuern, daß die Bewegung des Werkzeuges und/oder der Halteeinrichtung unter Berücksichtigung der von der Vorhersageeinrichtung ermittelten Abweichung entsprechend korrigiert wird, so daß der Materialabtrag durch das Werkzeug am' Werkstück den vorbestimmten Maximalwert nicht überstreitet. Bei dieser Ausführung findet somit während des Betriebes erforderlichenfalls eine Korrektur des Bewegungsablaufes des Werkzeuges und/oder Werkstückes statt, um nicht nur eine
Kollision zu vermeiden, sondern auch den Materialabtrag innerhalb von vorgegebenen Toleranzgrenzen zu halten.
In der Vorhersageeinrichtung wird vorzugsweise aus den zweiten Daten ein Modell des Werkzeuges, des Werkstückes, der Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine sowie beispielsweise auch der Achsen im Arbeitsraum abgebildet.
Es ist ohne weiteres denkbar, von der Erfassungseinrichtung sämtliche zweiten Daten, die die Geometrie des bereits eingespannten Werkzeuges, des ebenfalls bereits eingespannten Werkstückes, der Halteeinrichtung und/oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine repräsentieren, ausschließlich unmittelbar vor der Bearbeitung und somit vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine erzeugen zu lassen. Diese Maßnahme bietet sich dann an, wenn im wesentlichen sichergestellt ist, daß sich die Geometrie der bereits im betriebsfertigen Zustand eingerichteten Werkzeugmaschinen nicht mehr ändert. Dann ist eine Erfassung der Ist-Bewegung insbesondere von Werkzeug und/oder Werkstück während des Betriebes nicht erforderlich, wodurch der Verarbeitungsaufwand weiter reduziert werden kann.
Zweckmäßigerweise führt die Vorhersageeinrichtung eine Vorabsimulation durch, als deren Ergebnis die dritten Daten erzeugt werden. Diese Vorabsimulation findet somit on-line Schritt für Schritt während des Betriebes der Werkzeugmaschine statt, während die herkömmlichen Simulationsverfahren in einem getrennten, zeitaufwendigen Verfahrensschritt vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine stattfanden.
Eine Weiterbildung dieser Ausführung, bei welcher die ersten Daten eine Folge von den Bewegungsablauf von Werkzeug und/oder Werkstück repräsentierenden Verfahrbefehlen (X^ X2, X3, .... Xn-ι. Xπ. Xn+i. ••-. N-2. XN-I, XN) aufweisen, die im wesentlichen der Reihe nach abgearbeitet werden, zeichnet sich dadurch aus, daß die Vorhersageeinrichtung die ersten Daten ab einem. Verfahrbefehl (Xn+m+ι) verarbeitet, der um eine vorbestimmte Anzahl (m) von Verfahrbefehlen in der Folge der
Verfahrbefehle später auftritt als der von der Steuerungseinrichtung augenblicklich verarbeitete Verfahrbefehl (Xn).
Demnach erfolgt in Bezug auf den von der Steuerungseinrichtung augenblicklich verarbeiteten Verfahrbefehl (Xπ) die Verarbeitung bzw. Vorabsimulation in der Vorhersageeinrichtung stets um eine bestimmte Anzahl (m) von Verfahrbefehlen im voraus. Dies ist im Hinblick auf die von der Vorhersageeinrichtung benötigte Ve- rarbeitungs- bzw. Rechenzeit sinnvoll, da die bestimmte Anzahl (m) von Verfahrbefehlen in der' Folge der Verfahrbefehle ein entsprechendes Zeitintervall repräsentiert, das zweckmäßigerweise nicht kleiner gewählt werden sollte als die von der Vorhersageeinrichtung benötigte Rechenzeit.
Außerdem sollte die Vorhersageeinrichtung für die Verarbeitung jeweils eine bestimmte Anzahl (k) von Verfahrbefehlen enthalten. Dabei könnte zweckmäßigerweise die bestimmte Anzahl (m) von Verfahrbefehlen eine Weglänge repräsentieren, innerhalb derer die Steuerungseinrichtung in Abhängigkeit von den dritten Daten von der Vorhersageeinrichtung den Betrieb der Antriebseinrichtung entsprechend zu beeinflussen oder zu stoppen in der Lage ist. Eine solche Weglänge entspricht einem Zeitintervall, das gewöhnlich länger ist als die von der Vorhersageeinrichtung benötigte Verarbeitungszeit.
Demnach ist die erwähnte Vorabsimuiation insbesondere bei der Abarbeitung von sehr langen Folgen von Verfahrbefehlen von Vorteil, da die in der Vorhersageeinrichtung stattfindende Vorabsimulation on-line vorweg läuft.
Zweckmäßigerweise weist die Erfassungseinrichtung mechanische, elektrische, magnetische und/oder optische Sensoren auf. Zusätzlich oder alternativ kann die Erfassungseinrichtung auch eine elektronische Kamera aufweisen.
An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen, daß nicht nur die Werkzeugmaschine, sondern auch die Steuerung sowie ein Verfahren zur
Steuerung einer Werkzeugmaschine im Sinne der vorliegenden Offenbarung jeweils eigenständige Erfindungsaspekte bilden.
Nachfolgend wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten einzigen Figur erläutert, in der die interessierenden Komponenten der Werkzeugmaschine und der zugehörigen Steuerung schematisch dargestellt sind.
Wie die beigefügte einzige Figur erkennen läßt, weist die dort schematisch dargestellte Werkzeugmaschine einen üblichen Werkstückhalter 2, in dem ein Werkstück 4 eingespannt ist, sowie einen Werkzeughalter 6 auf, an dem ein Spannfutter 8' zur Aufnahme eines Werkzeuges 10 drehbar gelagert ist. Angetrieben wird das Spannfutter 8 von einem Elektromotor 12, der im Werkzeughalter 6 sitzt. Der Werkzeughalter 6 ist im dargestellten Ausführungsbeispiel in der horizontalen Ebene sowie in vertikaler Richtung und somit innerhalb eines dreidimensionalen Arbeitsraumes verfahrbar; hierzu ist eine entsprechende Antriebseinrichtung vorgesehen, von der in der beiliegenden Figur der zugehörige Elektromotor 14 schematisch dargestellt ist.
Außerdem ist eine Programmsteuerung 20 vorgesehen, die die Werkzeugmaschine entsprechend steuert. Somit handelt es sich bei der dargestellten Werkzeugmaschine um eine CNC-Werkzeugmaschine.
Die Programmsteuerung 20 weist eine Speichereinrichtung 22 auf, an die eine erste Verarbeitungseinrichtung 23 und eine zweite Verarbeitungseinrichtung 24 angeschlossen sind. Die Verarbeitungseinrichtungen 23 und 24 verarbeiten Signale von Sensoren, die den Bewegungsablauf der Werkzeugmaschine und deren Geometrie erfassen. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind zwei Sensoren 26 und 28 vorgesehen.
Der erste Sensor 26 erfaßt die Bewegungen des Werkzeughalters 6 und ist deshalb an diesem angeordnet. Beispielsweise kann der Sensor 26 aus mehreren Inkrementalwinkelgebem bestehen, die die Bewegung des Werkzeughalters 6 in
Richtung aller drei Achsen x, y, z eines dreidimensionalen Koordinatensystems erfassen. Die Ausgangssignale des ersten Sensors 26 werden in der daran angeschlossenen ersten Verarbeitungseinrichtung 23 so verarbeitet, daß daraus erste Daten D1 entstehen, die den aufgenommenen Bewegungsweg des Werkzeughalters 6 repräsentieren. Üblicherweise wird der Bewegungsweg des Werkzeughalters 6 durch eine Reihe von diskreten Punkten ausgedrückt, welche jeweils durch Koordinaten des erwähnten dreidimensionalen x, y, z-Koordinatensystems definiert und in den ersten Daten D1 enthalten sind.
Der zweite Sensor 28 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel als optischer Sensor vorgesehen und besteht beispielsweise aus einer Kamera. Mit dem zweiten Sensor 28 wird die Geometrie der Gesamtanordnung aus Werkstückhalter 2, Werkstück 4, Werkzeughalter 6, Spannfutter 8 und Werkzeug 10 sowie ggf. weiterer in der Figur nicht dargestellter Teile der Werkzeugmaschine erfaßt. Die Ausgangssignale des zweiten Sensors 28 werden in der daran angeschlossenen zweiten Verarbeitungseinrichtung 24 zu zweiten Daten D2 verarbeitet, die die Geometrie der Gesamtanordnung repräsentieren, und zwar beispielsweise durch eine Anzahl von diskreten Punkten, die jeweils durch Koordinaten des dreidimensionalen Koordinatensystems definiert sind.
Die in den ersten und zweiten Verarbeitungseinrichtungen 23 und 24 erzeugten ersten und zweiten Daten D1 und D2 werden in der Speichereinrichtung 22 gespeichert.
Die Programmsteuerung 20 weist ferner eine Vorausberechnungseinrichtung 30 auf, die an die Speichereinrichtung 22 angeschlossen ist.
Ferner enthält die Programmsteuerung 20 noch eine Steuerungseinrichtung 32, an die u.a. die Speichereinrichtung 22 und die Vorausberechnungseinrichtung 30 angeschlossen sind. Die Steuerungseinrichtung 32 steuert die Antriebsmotoren 12 und 14.
Schließlich können an die Programmsteuerung 20 noch eine Tastatur 34 und ein Bildschirm-Monitor 36 angeschlossen werden, wobei die Signale von der Tastatur 34 innerhalb der Programmsteuerung 20 im wesentlichen in die Speichereinrich- tung 22 und die Steuereinrichtung 32 eingegeben werden und der Monitor 36 im wesentlichen Signale von der Speichereinrichtung 22 und der Steuerung 32 zur Anzeige erhält.
Nachfolgend wird der Betrieb der zuvor beschriebenen Vorrichtung im einzelnen erläutert.
In die Programmsteuerung 20 werden erste Daten eingegeben, die den gewünschten Bewegungsablauf des Werkzeuges 10 zur Bearbeitung des Werkstückes 4 repräsentieren. Diese Daten werden als erste Daten D1 in der Speichereinrichtung 22 abgespeichert. Die Eingabe kann auf verschiedene Weise erfolgen.
Zum einen können die ersten Daten von einer externen Quelle in die Speicher- einrichtung 22 eingegeben werden, beispielsweise manuell über die Tastatur 34. Zum anderen können die ersten Daten D1 aber auch auf der Grundlage der CAM- berechneten Daten, die die Konstruktion des herzustellenden Werkstückes repräsentieren, ermittelt werden, was heutzutage üblicherweise dann der Fall ist, wenn die Möglichkeit einer CAM-Berechnung in einer CAD-Anlage vorhanden ist: Schließlich kann auch in einer Lernphase während der Arbeitsvorbereitung der Werkzeughalter 6 manuell entlang des gewünschten Bewegungsweges verfahren werden, wobei der erste Sensor 26 die gewünschten ersten Daten D1 über die erste Verarbeitungseinrichtung 23 liefert. Die Eingabe gemäß den zuvor beispielhaft beschriebenen Möglichkeiten sollte vorzugsweise vor dem Betrieb der Werkzeugmaschine stattfinden.
Alternativ ist es aber auch denkbar, die ersten Daten D1 während des laufenden Betriebes nacheinander in die Speichereinrichtung 22 einzugeben, wobei dann allerdings die Eingabe mindestens um ein Zeitintervall im voraus stattfinden muß,
welches die in der Programmsteuerung 20 benötigte Speicher- und Verarbeitungszeit berücksichtigt. •
In Abhängigkeit der den ermittelten gewünschten Bewegungsablauf des Werkzeuges 10 repräsentierenden und in der Speichereinrichtung 22 gespeicherten ersten Daten D1 steuert die Steuerungseinrichtung 32 die Antriebsmotoren 12 und 14 entsprechend. Somit folgt die Werkzeugmaschine prinzipiell den ersten Daten D1 Während des Betriebes bei Bearbeitung des Werkstückes 4.
Es ist jedoch leider nicht immer gewährleistet, daß die während der späteren Bearbeitung angetroffene Situation mit der ursprünglichen Situation übereinstimmt, die bei der früheren Ermittlung der den gewünschten Bewegungsablauf repräsentierenden ersten Daten D1 angenommen wurde oder zugrunde lag. Dies kann die Ursache beispielsweise in der Wahl anderer Werkzeuglängen, in der Einstellung anderer Spannpositionen oder in sonstigen unbeabsichtigten oder unvorhergesehenen Änderungen bei der Einstellung der Werkzeugmaschine oder ggf. auch in einer falschen Programmierung der Programmsteuerung 20 haben. Dann besteht die Gefahr eines unerwünschten zu hohen Materialabtrages durch das Werkzeug 10 am Werkstück 4 oder sogar einer Kollision des Werkzeugs 10 mit dem Werkstück 4 sowie ebenfalls die Gefahr einer unerwünschten Berührung der Werk- stückhalterung 2 oder sonstiger Teile der Werkzeugmaschine durch das Werkzeug 0. Aufgrund der üblichen hohen Bearbeitungsgeschwindigkeiten kann der Bediener bei einer drohenden, Kollision meistens nicht mehr eingreifen. Die Reaktionszeiten sind zu kurz. Aufgrund der hohen Verfahrgeschwindigkeiten der Maschine sind bei einer Kollision die Schäden in der Regel so groß, daß mit der Maschine nicht mehr weitergearbeitet werden kann und teuere Reparaturen unausweichlich sind.
Deshalb ist in der Programmsteuerung 20 eine Kollisionsprüfung vorgesehen. Hierzu wird, wie bereits zuvor beschrieben, mit Hilfe des zweiten Sensors 28 die Geometrie der Anordnung aller relevanten Teile wie Werkstückhalter 2, Werkstück 4, Werkzeughalter. 6, Spannfutter 8 und Werkzeug 10 sowie sonstiger kritischer
Teile erfaßt und in Form von in der zweiten Verarbeitungseinrichtung 24 erzeugten zweiten Daten D2 in der Speichereinrichtung 22 abgespeichert. Dies geschieht unmittelbar vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine. Alternativ oder zusätzlich kann die Erfassung aber auch während des Betriebes der Werkzeugmaschine stattfinden. Sofern sichergestellt ist, daß eine spätere unbeabsichtigte Änderung der Geometrie der bereits eingerichteten Werkzeugmaschine im. wesentlichen nicht zu befürchten ist, ist eine Erzeugung der zweiten Daten D2 ausschließlich unmittelbar vor Beginn der Bearbeitung des Werkstückes 4 und somit vor Beginn des Betriebes der Werkzeugmaschine ausreichend. Dann ist eine Erfassung der Ist-Bewegung durch den zweiten Sensor 28 während des laufenden Betriebes der Werkzeugmaschine nicht erforderlich.
In der Vorausberechnungseinrichtung 30 wird aufgrund der die Geometrie der Gesamtanordnung repräsentierenden zweiten Daten D2 vorzugsweise ein Modell aller relevanten Teile wie Werkstückhalter 2, Werkstück 4, Werkzeughalter 6, Spannfutter 8 und Werkzeug 10 sowie sonstiger kritischer Teile und beispielsweise auch der Achsen in einem dreidimensionalen Raum abgebildet. Ferner werden auch die den Bewegungsablauf des Werkzeuges 10 repräsentierenden ersten Daten D1 in der Vorausberechnungseinrichtung 30 verarbeitet, und zwar vorzugsweise derart, daß auch der Bewegungsablauf in dem zuvor erwähnten dreidimensionalen Raum entsprechend abgebildet wird. Aufgrund der ersten und zweiten Daten D1 und D2 ermittelt nun die Vorausberechnungseinrichtung 30 während der Bearbeitung des Werkstückes 4 durch das Werkzeug 10, ob während der nachfolgenden Bewegung des Werkzeuges 10 ein über einen vorbestimmten Maximalwert liegender Materialabtrag durch das Werkzeug 10 am Werkstück 4 oder sogar eine Kollision des Werkzeuges 10 mit dem Werkstück 4 und/oder eine unerwünschte Berührung des Werkzeuges 10 mit dem Werkstückhalter 2 und/oder einem sonstigen (in der beiliegenden Figur nicht dargestellten) Teil der Werkzeugmaschine zu befürchten ist oder nicht, und übermittelt als Ergebnis dieser Feststellung entsprechende dritte Daten D3 an die Steuerungseinrichtung 32.
In Abhängigkeit von den dritten Daten D3 von der Vorausberechnungseinrichtung 30 korrigiert die Steuereinrichtung 32 die Verfahrbewegung des Werkzeughalters 6 gegenüber dem als erste Daten D1 in die Speichereinrichtung 22 eingegebenen ursprünglich gewünschten Bewegungsablauf oder stoppt sogar unverzüglich die Elektromotoren 12 und 14, so daß die Arbeit der Werkzeugmaschine unterbrochen wird.
Demnach erfolgt die Überprüfung der einzelnen Verfahrbewegungen der Werkzeugmaschine auf Kollision kurz vor deren Ausführung, so daß die Steuerungseinrichtung 32 noch rechtzeitig reagieren kann, wenn eine Kollision aufgrund der Ermittlung durch die Vorausberechnungseinrichtung 30 festgestellt wird. Bei der Berechnung des Materialabtrages kann zwischen Werkstück 4 und anderen Elementen wie beispielsweise Werkstückhalter 2 unterschieden werden. Der Materialabtrag am Werkstück 4 ist grundsätzlich zulässig, während ein festgestellter Materialabtrag durch das Werkzeug beispielsweise am Werkstückhalter 2 wie eine Kollision behandelt wird. Außerdem kann auch die Stärke des Materialabtrages von der Programmsteuerung 20 überwacht werden. Wenn das Werkzeug 0 nämlich zu tief eintaucht, also überlastet und damit brechen würde, so kann dies durch die zuvor beschriebene Überprüfung ebenfalls ermittelt und damit vermieden werden.
Gewöhnlich bestehen die ersten Daten D1 aus einer langen Folge von Verfahrbefehlen, die der Reihe nach abgearbeitet werden müssen, um die Werkzeugmaschine, im vorliegenden Ausführungsbeispiel den Werkzeughalter 6 mit dem Werkzeug 10 gegenüber dem fest eingespannten Werkstück 4, entsprechend zu verfahren. Diese Folge von Verfahrbefehlen lassen sich beispielsweise darstellen als
Xli X2ι X3> •••. n. •••. XN-2. XN-1I XN
mit n als ganze Zahl zwischen 1 und einem Maximalwert N. Mathematisch läßt sich die Folge von Verfahrbefehlen auch darstellen als
n=N
∑ Xπ n=1.
Die Verfahrbefehle werden nun der Reihe nach wie durch eine 'Pipeline' von der Speichereinrichtung 22 in die Vorausberechnungseinrichtung 30 und erst dann in die Steuerungseinrichtung 32 geleitet. Dabei können sowohl die Vorausberechnungseinrichtung 30 als auch die Steuerungseinrichtung 32 jeweils mehrere Verfahrbefehle bzw. eine Gruppe von Verfahrbefehlen auf einmal halten. Führt beispielsweise die Steuerungseinrichtung 32 augenblicklich einen Verfahrbefehl Xn aus, kann in einem (in der Figur nicht dargestellten) Pufferspeicher in der Steuerungseinrichtung 32 bereits eine bestimmte Anzahl n von weiteren Verfahrbefehlen zur nachfolgenden Ausführung zwischengespeichert sein. Dadurch ist es erforderlich, daß die Vorausberechnungseinrichtung 30 diejenigen Verfahrbefehle verarbeitet, die nach dem Verfahrbefehl Xn+m folgen, da sich die vorausgegangenen Verfahrbefehle bis zum Verfahrbefehl Xπ+m bereits zur Verarbeitung in der Steuerungseinrichtung 32 befinden.
Ferner sollte die Vorausberechnungseinrichtung 30 stets selbst eine Mindestanzahl k von Verfahrbefehlen selber halten, wenn die Verfahrbefehle sehr kurz sind und ein evtl. erforderliches Anhalten der Werkzeugmaschine nicht innerhalb eines einzigen Verfahrbefehles aufgrund der Weglänge möglich ist. Demnach sollte die Mindestanzahl k von Verfahrbefehlen einer Weglänge entsprechen, innerhalb derer im dargestellten Ausführungsbeispiel der Werkzeughalter 6 und somit die Werkzeugmaschine sicher angehalten werden kann. Somit sind in der Vorausberechnungseinrichtung 30 mindestens die Verfahrbefehle Xn+m+ι bis Xn+m+k enthalten. Der nächste Verfahrbefehl, den die Vorausberechnungseinrichtung 30 von der Speichereinrichtung 22 abruft, ist dann der Verfahrbefehl Xn+m+k+1. Der nächste Verfahrbefehl, den die Vorausberechnungseinrichtung 30 an die Steuerungseinrichtung 32 weitergibt unter Voraussetzung, daß eine Korrektur nicht erforderlich ist, ist der Verfahrbefehl Xn+m+\- Auf diese Weise läuft in der Vorausberechnungseinrichtung 30 eine Simulation sozusagen on-line vorweg.
Abschließend sei der guten Ordnung halber darauf hingewiesen, daß in der beiliegenden Figur die Programmsteuerung 20 nur schematisch als Blockschaltbild dargestellt ist, in dem die Datenströme nur grob skizziert sind. Gewöhnlich weist die Programmsteuerung 20 einen Mikroprozessor auf, der mindestens die Aufgaben der Vorausberechnungseinrichtung 30 und der Steuerungseinrichtung 32 sowie ggf. auch der ersten und zweiten Verarbeitungseinrichtungen 23 und 24 und weitere hier im einzelnen nicht beschriebene (Berechnungs-)Funktionen übernehmen kann. Auch ist der Anschluß des Monitors 36 nur schematisch angedeutet, da dessen wichtigste Aufgabe darin besteht, die in der Speichereinrichtung 22 abgespeicherten sowie in der Steuerungseinrichtung 32 verarbeiteten Daten anzuzeigen.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der schematisch dargestellten Werkzeugmaschine um eine Fräsmaschine mit einem als Werkzeug 10 ausgebildeten Fräswerkzeug, das um seine Längsachse rotiert und in dreidimensionaler Richtung verfahrbar ist, während der Werkstückhalter 2 stationär angeordnet ist. Es ist aber auch denkbar, in gleicher Weise wie der Werkzeughalter 6 den Werkstückhalter 2 bewegbar anzuordnen; im Falle einer solchen dreidimensionalen Bewegbarkeit des Werkstückhalters 2 kann alternativ auch der Werkzeughalter 6 wiederum stationär angeordnet sein, was beispielsweise bei Drehbänken der Fall ist. Somit ist die vorliegende Erfindung nicht nur auf die im vorliegenden Ausführungsbeispiel schematisch dargestellte Fräswerkzeugmaschine beschränkt, sondern kann für alle Arten von Werkzeugmaschinen Anwendung finden, bei denen eine Relativbewegung zwischen Werkstück und Werkzeug stattfindet.