Verfahren zur Spaltung Amidgruppen enthaltender Polymere und Oligomere
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydrolytischen Spaltung einer Amidgruppe, dadurch gekennzeichnet, daß man die Spaltung in Gegenwart eines heterogenen Katalysators durchführt.
Ferner betrifft sie die Verwendung von heterogenen Katalysatoren in einem solchen Verfahren.
Verfahren zur hydrolytischen Spaltung von Amidgruppen, insbesondere in Polymeren oder Oligomeren, die im wesentlichen aus amid- bildenden Monomeren aufgebaut sind, sind allgemein bekannt. So finden Verfahren zur hydrolytischen Spaltung von Polyamiden Anwendung beim Recycling solcher Polyamide.
Polyamide, die im wesentlichen durch die Polymerisation von Caprolactam erhalten wurden, enthalten üblicherweise zwischen 8 und 15 Gew.-% Caprolactam und dessen linearen und zyklischen Oligomere. Da diese bei der weiteren Verarbeitung des Polyamids unerwünscht sind, werden sie üblicherweise durch Extraktion mit Wasser entfernt. Zur Monomerrückgewinnung aus diesem Polyamid- Extrakt finden Verfahren zur hydrolytischen Spaltung von Capro- lactam-Oligomeren Anwendung.
J. Appl. P. Sei. 22 (1987) 361-368 beschreibt die alkalische hydrolytische Spaltung von Polyamid 6. JP 50131979 und JP 55100279 beschreiben die hydrolytische Spaltung von Polycapro- lactam in Gegenwart von Säuren. Nachteilig bei diesen Verfahren ist die aufwendige Abtrennung der als Katalysator eingesetzten Alkalien oder Säuren.
US-A-5, 169 , 870 beschreibt die Recyclierung von Teppichgarnen aus Polyamid durch Spaltung des Polyamids mit Hilfe von phosphoriger Säure. Nachteilig an diesem Verfahren ist der hohe Verbrauch an dieser Säure, da diese mit dem in Teppichgarn üblicherweise eingesetzten Calciumcarbonat reagiert und damit für die Spaltung verloren ist.
ÜS-A-3,939,152 beschreibt die Spaltung von Polyamid, bei der eine Polymerschmelze bei 315°C mit überhitztem Wasserdampf kontinuierlich in Kontakt gebracht wird. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist der hohe Energiebedarf und die geringe Monomerausbeute von weniger als 20 %.
US-A-5,294, 707 beschreibt die hydrolytische Spaltung von Polyamid in Gegenwart von 5 bis 50 Gew.-% eines homogen gelösten, nicht polymerisierbaren Katalysators, wobei der Polymerschmelze kontinuierlich überhitzter Wasserdampf zugeführt wird. Nachteilig bei diesem Verfahren ist der hohe Energiebedarf und die aufwendige Abtrennung des Katalysators.
US-A-5, 077, 381 beschreibt die hydrolytische Spaltung von Capro- lactam-Oligomeren bei Temperaturen von 220 bis 290°C, vorzugsweise unter hohem Druck. Nachteilig bei diesem Verfahren ist der hohe Energiebedarf .
DD-A-213 936 beschreibt die hydrolytische Spaltung von Capro- lactam-Oligomeren in Gegenwart von Essigsäure oder ortho- Phosphorsäure. Nachteilig bei diesem Verfahren ist die aufwendige Abtrennung des Katalysators.
Es war daher die technische Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, das die hydrolytische Spaltung von Amidgruppen auf technisch einfache und wirtschaftliche Weise ermöglicht.
Demgemäß wurde ein Verfahren zur hydrolytischen Spaltung einer Amidgruppe, dadurch gekennzeichnet, daß man die Spaltung in Gegenwart eines heterogenen Katalysators durchführt, sowie die Verwendung von heterogenen Katalysatoren in einem solchen Verfah- ren gefunden.
Die erfindungsgemäß zu spaltende Amidgruppe kann Bestandteil eines Monomeren, Oligomeren oder Polymeren, vorzugsweise eines Oligomeren oder Polymeren, im Falle eines Polymers insbesondere eines Polyamid-homo- oder copolymers, sein. Als Oligomere oder Polymere kommen vorteilhaft solche in Betracht, die zum überwiegenden Teil aus amidbildenden Monomeren aufgebaut sind.
Als amidbildende Monomere kommen vorteilhaft mehrwertige Säuren, vorzugsweise Dicarbonsäuren, wie Adipinsäure, Sebacinsäure oder Terephthalsäure, mehrwertige Amine, vorzugsweise Diamine, wie Hexamethylendiamin oder Tetramethylendiamin, oder besonders vorteilhaft Lactame, insbesondere Caprolactam, oder deren Mischungen in Betracht.
Die Oligomere oder Polymere können in an sich bekannter Weise Zusatzstoffe enthalten, wie Kettenregler, Füllstoffe, Substanzen zur Photostabilisierung, Substanzen zur Hitzestabilisierung, Substanzen zur Verbesserung der Anf rbbarkeit, Oxidationsverzö- gerer, Gleit- oder Entformungsmittel oder Mischungen solcher Zusatzstoffe. Die Zusatzstoffe können an das Oligomer oder Polymer chemisch gebunden oder dem Oligomer oder Polymer beigemischt sein.
Ein besonders geeignetes Polymer ist Polyamid, das im wesentlichen durch die Polymerisation von Caprolactam erhalten wurde (Polyamid 6, Polycaprolactam) .
Ein besonders geeignetes Oligomer ist das Caprolactamoligomer, wie es bei der eingangs erwähnten Extraktion von Polyamiden, die im wesentlichen durch die Polymerisation von Caprolactam erhalten wurden, anfällt.
Als Produkte des erfindungsgemäßen Verfahrens können solche amid- bildenden Monomere erhalten werden.
Im Falle des besonders geeigneten Polymeren Polyamid 6 oder der Caprolactamoligomere kann vorteilhaft Caprolactam erhalten werden.
Die Polymere können an sich übliche Zusatz- oder Füllstoffe enthalten, beispielsweise Pigmente, wie Titandioxid, Silicium- dioxid oder Talk, Glasfasern, Kettenregler, wie aliphatische oder aromatische Carbonsäuren oder Dicarbonsäuren, wie Propionsäure oder Terephthalsaure, Stabilisatoren, wie Kupfer- (I) -halogenide oder Alkalimetallhalogenide, Nukleierungsmittel, wie Magnesiumsilikat oder Bornitrid, weitere, homogene Katalysatoren, wie phosphorige Säure, sowie Antioxidantien in Mengen im Bereich von 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0,05 bis 1 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmenge an Monomeren. Weitere geeignete Additive und Comono- mere sind beispielsweise in DE-A-197 09 390 beschrieben.
Setzt man als eine Amidgruppe enthaltende Verbindung einen Feststoff ein, beispielsweise ein Polymer, so kann man diesen vor der hydrolytischen Spaltung vorteilhaft aufschmelzen, insbesondere in einem Autoklaven, und vorzugsweise mit Wasser mischen.
Das Gewichtsverhältnis von Wasser zu der eine Amidgruppe enthaltenden Verbindung sollte vorzugsweise 1:1 bis 25:1, insbesondere 1:1 bis 10:1, besonders bevorzugt 2:1 bis 7:1 betragen.
Sollte die flüssige Mischung aus der eine Amidgruppe enthaltenden Verbindung und Wasser unlösliche Bestandteile enthalten, so können diese vor der hydrolytischen Spaltung vorteilhaft nach an sich bekannten Verfahren, beispielsweise durch Filtration mittels Siebe oder Filter, abgetrennt werden.
Erfindungsgemäß führt man die hydrolytische Spaltung in Gegenwart eines heterogenen Katalysators durch.
Als heterogene Katalysatoren kommen vorteilhaft Metalloxide in Betracht, wie Zirkonoxid, Aluminiumoxid, Magnesiumoxid, Ceroxid, Lanthanoxid und bevorzugt Titandioxide und auch Silikate, wie Beta-Zeolithe und Schichtsilikate. Besonders bevorzugt ist Titandioxid in der sogenannten Anatas-Modifikation. Vorzugsweise liegt Titandioxid zu mindestens 70 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 90 Gew.-%, insbesondere vollständig in der Anatas-Modifikation vor. Des weiteren wurde auch gefunden, daß auch Kieselgel, Zeolithe und dotierte Metalloxide, wobei zum Beispiel Ruthenium, Kupfer oder Fluoride zur Dotierung eingesetzt werden können, die Umsetzung der genannten Edukte deutlich verbessern. Geeignete Katalysatoren zeichnen sich insbesondere dadurch aus, daß sie leicht Brönsted-sauer sind und eine große spezifische Oberfläche besitzen. Besonders vorteilhaft sind solche Heterogenkatalysatoren, die eine makroskopische Form aufweisen, die eine mechanische Abtrennung des Reaktionsgemisches vom Katalysator in an sich bekannter Weise, beispielsweise mittels Siebe oder Filter, ermöglicht. Der Katalysator kann dazu vorteilhaft in Strang- oder Granulat-Form oder als Beschichtung auf Trägermaterialien, wie Füllkörpern, eingesetzt werden.
Für die hydrolytische Spaltung sollte die Temperatur der Reaktionsmischung so eingestellt werden, daß die Reaktionsmischung im flüssigen Zustand vorliegt. Vorzugsweise sollte Temperatur mindestens 100°C, insbesondere mindestens 200°C betragen. Vorzugsweise sollte Temperatur höchstens 350°C, insbesondere höchstens 300°C, besonders bevorzugt höchstens 290°C betragen.
Der Druck entspricht vorteilhaft dem Eigendruck der Reaktions- mischung, der sich als Funktion der Zusammensetzung der Reak- tionsmischung und der Temperatur ergibt. Vorzugsweise stellt man den Druck so ein, daß das Reaktionsgemisch einphasig-flüssig vorliegt .
Die Reaktionszeit sollte vorteilhaft höchstens 20 Stunden, insbesondere höchstens 10 Stunden, besonders bevorzugt höchstens 8 Stunden betragen. Die Reaktionszeit sollte vorteilhaft
mindestens 0,1 Stunden, insbesondere mindestens 1 Stunde, besonders bevorzugt mindestens 2 Stunden betragen.
In einer bevorzugten Ausführungsform kann dem Reaktionsgemisch während der Reaktion diskontinuierlich, vorzugsweise kontinuierlich Wasserdampf zugeführt werden. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn auf diese Weise das bei der Spaltung erhaltene Produkt, beispielsweise im Falle von zu spaltenden Polymeren die entsprechenden Monomere, ausgetragen und somit etwaige chemische Gleichgewichte verschoben werden können.
Sollte das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene Produkt aus mehreren Komponenten bestehen, so kann aus dem Gemisch das gewünschte Wertprodukt nach an sich bekannten Verfahren, beispielsweise durch Filtration, Extraktion oder Destillation aus dem Gemisch erhalten werden.
Beispiele
Beispiel 1
In einen mit Stickstoff inertisierten 1-Liter Autoklaven, der eine Schüttung aus 50 g Titandioxid (Firma Finnti, Typ S150, Anatas, Durchmesser 4 mm, Länge 5 bis 20 mm) enthält, die mit Hilfe eines Siebes im Reaktor fixiert wird, werden 100 g Poly- caprolactam (Firma BASF Aktiengesellschaft, Polyamid 6 Typ Ultra- mid® B4; Viskositätszahl von 250, gemessen in 0,5 Gew.-%iger Lösung in 96 %iger Schwefelsäure bei 25°C mittels Viskosimeter nach Ubbelohe) zusammen mit 500 g vollentsalztem Wasser gefüllt. Nach dem Verschließen wird der Autoklav innerhalb von 1 Stunde auf 271°C erhitzt, dann die Reaktionsmischung 2 Stunden bei 271°C und einem Druck von 54 bar gehalten, anschließend innerhalb von 50 Minuten auf Raumtemperatur abgekühlt, geöffnet und entleert. Das Wasser wird abdestilliert und der Anteil an monomerem Capro- lactam bezogen auf das wasserfreie Produktgemisch flussigchroma- tographisch (HPLC) bestimmt. Die Caprolactam-Ausbeute beträgt 56 %.
Beispiel 2
In einen mit Stickstoff inertisierten 1-Liter Autoklaven, der eine Schüttung aus 50 g Titandioxid (Firma Finnti, Typ S150, Anatas, Durchmesser 4 mm, Länge 5 bis 20 mm) enthält, die mit Hilfe eines Siebes im Reaktor fixiert wird, werden 100 g Poly- caprolactam (Firma BASF Aktiengesellschaft, Polyamid 6 Typ Ultra- mid® B4; Viskositätszahl von 250, gemessen in 0,5 Gew.-%iger Lösung in 96 %iger Schwefelsäure bei 25°C mittels Viskosimeter
nach Ubbelohe) zusammen mit 500 g vollentsalztem Wasser gefüllt. Nach dem Verschließen wird der Autoklav innerhalb von 1 Stunde auf 271°C erhitzt, dann die Reaktionsmischung 1 Stunde bei 271°C und einem Druck von 52 bar gehalten, anschließend innerhalb von 50 Minuten auf Raumtemperatur abgekühlt, geöffnet und entleert. Das Wasser wird abdestilliert und der Anteil an monomerem Caprolactam bezogen auf das wasserfreie Produktgemisch flüssigchroma- tographisch (HPLC) bestimmt. Die Caprolactam-Ausbeute beträgt 34 %.
Vergleichsbeispiel 1
Es wird verfahren wie in Beispiel 1, mit der Ausnahme, daß keine Schüttung aus Titandioxid eingesetzt wird. Die Caprolactam-Ausbeute beträgt 8 %.