Verfahren zur modellbasierten schwingungsdiagnostischen Überwachung rotierender Maschinen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur modellbasierten schwingungsdiagnostischen Überwachung rotierender Maschinen.
Die Hauptaufgabe eines Verfahren zur schwingungsdiagnostischen Überwachung des Zustandes von rotierenden Maschinen besteht darin, möglichst ohne Betriebsunterbrechung eine Beurteilung des aktuellen Maschinenzustandes, der Belastung der Maschine und jeglicher Veränderungen des Maschinenzustandes zu ermögli- chen. Unter Maschinenzustand versteht man dabei die Bewertung des technischen Zustandes der Maschine auf der Basis der Gesamtheit der aktuellen Werte aller Schwingungsgroßen und Betriebsparameter . Schwingungsgroßen sind alle aus den Schwingungssignal-Zeitfunktionen ableitbaren Kenngrößen, bei- spielsweise Effektivwert der Schwinggeschwindigkeit oder Spitzenwert des drehfrequenten Schwingweganteiles . Betriebsparameter sind beispielsweise Drehzahl, Leistung, Erregerstrom, Temperaturen und Drücke .
Eine Beurteilung des Maschinenzustandes, bei der eine qualitative Aussage über den technischen Zustand der Maschine getroffen wird, erfolgt durch Analyse der gemessenen Schwingungsgrößen unter Einbeziehung der Betriebsparameter .
Ein derartiges Verfahren ist aus der Druckschrift "VIBROCAM 5000, Das System zur diagnostischen Überwachung von Turbomaschinen, C081, der Carl Schenck AG" bekannt, das besonders für den Einsatz an DampfturboSätzen, Gasturbinen, Turbopumpen, TurboVerdichtern und Wasserkraftmaschinen geeignet ist.
Die Rotoren der genannten Maschinen bilden zusammen mit den Lagern und dem Fundament ein komplexes Feder-Masse-System. Das Schwingungs erhalten hängt stark vom Betriebsregime, von der Betriebsart, dem Betriebszustand und den Aufstellungsbedingun- gen der Maschine ab, so daß für jede einzelne Meßstelle jeder Maschine betriebsart-, betriebsregime- und betriebszustands- abhängige, individuelle Schwingungsgroßen ermittelt und zur Beurteilung herangezogen werden müssen.
Unter Betriebsart versteht man die prinzipiell zu unterscheidenden Modi der Maschine, wie z.B. Hochlauf, Normalbetrieb und Auslauf. Ein Betriebsregime unterscheidet innerhalb einer Betriebsart mögliche unterschiedliche Arbeitsweisen wie z. B. Turbinenbetrieb, Pumpenbetrieb und Phasenschieberbetrieb bei Pumpspeichersätzen in Wasserkraftwerken. Der Betriebszustand wird durch die Werte der signifikanten Betriebsparameter in den Betriebsregimen charakterisiert.
Veränderungen im Schwingungsverhalten können z.B. durch Abnut- zungen und Schäden, Überlastungen und Verformungen, durch Störungen in der normalen Betriebsweise und durch Einflüsse aus dem elektrischen Netz verursacht werden. Die Ursachen von Schwingungen werden dabei im wesentlichen nach ihren Erscheinungsmerkmalen charakterisiert. Den höchsten Informationsge- halt haben dabei die Frequenzen der dominierenden Signalanteile im Schwingungsspektrum und die Frequenzen der Signalanteile, bei denen Änderungen auftreten.
Bei dem bekannten Verfahren schwingungsdiagnostischer Überwa- chung erfolgt zunächst eine Erfassung von Schwingungsgroßen und der Betriebsparameter beim jeweiligen Betriebsregime und Betriebszustand, sowie eine Frequenzanalyse und Bildung von Kenngrößen, die das Schwingungsverhalten und seine Änderung charakterisieren. Anschließend wird in einer Lernphase der Normalbereich und das Normalverhalten der selektiven Kenngrö-
ßen im Schwankungsbereich der Betriebsparameter für alle Betriebsregime und Betriebszustände ermittelt. In dem nachfolgenden Schritt erfolgt dann ein Grenzwertvergleich der aktuellen selektiven Kenngrößen mit den entsprechenden Kenngrößen des Normalzustandes, so daß gegebenenfalls Alarme ausgelöst bzw. sich anbahnende kritische Maschinenzustände rechtzeitig signalisiert werden können.
Aus der DE 37 25 123 ist weiterhin ein Verfahren zur schwin- gungsdiagnostischen Überwachung rotierender Maschinen, insbesondere thermischer Turbomaschinen bekannt. Bei diesem Verfahren werden als Schwingungsgrößen die zur Drehfrequenz harmonischen Signalanteile bei verschiedenen Zuständen erfaßt und in einem Zeigerspeicher abgelegt. Anschließend wird in einem Bezugswertspeicher das arithmetische Mittel für jeden Signalanteil abgelegt. In einem Überwachungsmodul wird dann der Differenzwert zwischen aktuellem Zustand und mittlerem Bezugszustand ermittelt, der dann mit dem Normalbereich verglichen wird. Zusätzlich können zum jeweiligen Meßpunkt die zugehöri- gen Betriebsparameter erfaßt werden. Mit Hilfe dieser Meßdaten wird dann in einem Regressator eine Funktion bereitgestellt, die den Bezugswert in Abhängigkeit von den Betriebsparametern vorausbestimmen kann.
Aus den oben beschriebenen Verfahren zur schwingungsdiagnostischen Überwachung rotierender Maschinen sind die Zusammenhänge zwischen Schwingungsverhalten der Maschine und den Betriebsparametern nur unzureichend ermittelbar. Weiterhin sind für die Schwingungsgroßen der unterschiedlichen Betriebsregime und Betriebszustände eine Vielzahl von Grenzwerten vorzugeben, was zu einer großen Datenmenge und einem erheblichen Arbeitsaufwand führt .
Aufgrund des bekannten Standes der Technik liegt der vorlie- genden Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Zusammenhänge zwi-
sehen Schwingungs erhalten der Maschine und Betriebsparametern bei Reduktion des Aufwandes exakter zu bestimmen, um die Überwachung und Beurteilung des Maschinenzustandes zu verbessern.
Diese Aufgabe wird durch die in Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zur modellbasierten schwingungsdiagnostischen Überwachung rotierender Maschinen wird es möglich, automatisch Abhängigkeiten der Schwingungen von Betriebsparametern zu ermitteln und anzuzeigen. Dies führt nicht nur zur erheblichen Reduktion der Datenmengen, die bei der bisherigen Überwachung gespeichert werden mußten, sondern gibt auch einen besseren Aufschluß über die Ursachen der Schwingungen. Veränderungen des Maschinenzustandes werden besser erkannt. Durch optimierte Einstellung der Betriebsparameter kann ein schwingungsärmerer Betrieb der Maschinen erreicht werden.
Da die Vorwärtsauswahl als auch die Modellbildung anhand der jeweils aktuell in der Betriebsphase erfaßten Schwingungsgrößen und Betriebsparameter erfolgt, wird eine größtmögliche Übereinstimmung des bei der Modellbildung gewonnenen komplexen Modells und dem tatsächlichen momentanen Betriebszustand der Maschine erreicht. Das bei der Modellbildung gewonnene komplexe Modell wird den stetigen Veränderungen angepaßt. Hierdurch ist gegenüber dem Stand der Technik eine aktuellere Bewertung des Maschinenzustandes möglich.
Weiterhin werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sogenannte Referenzbetriebsparameter festgelegt. Das Schwingungsverhalten der rotierenden Maschine setzt sich aus einem Anteil, der aus bekannten Betriebsparametern resultiert, und gegebenenfalls aus Anteilen, die aus Veränderungen des Maschinen- zustandes resultieren, zusammen. Anhand des jeweils aktuell
nachgeführten Modells und der Einbeziehung der zuvor festgelegten Referenzbetriebsparameter können die Schwankungen im Schwingungsverhalten, die aus den akuteilen Betriebsparametern resultieren, entfernt werden, so daß die Anteile, die aus Ver- änderungen des Maschinenzustandes resultieren, extrahiert werden.
Die Überwachung des Maschinenzustandes wird dadurch erheblich vereinfacht, da nur die extrahierten Anteile, die aus Verände- rungen des Maschinenzustandes resultieren, sichtbar sind. Damit ist es dann einerseits möglich, sofort Informationen über den Maschinenzustand der Maschine zu erhalten, als auch einen langfristigen Trend über den Zustand der Maschine zu erstellen.
Des weiteren ist eine von dynamischen Einflüssen befreite Darstellung des Schwingungsverhaltens möglich. Eine durch Betriebsparameteränderungen verdeckte Änderung des Maschinen- zustandes wird somit sichtbar und einer weiteren Beurteilung zugänglich.
In einer Weiterentwicklung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, daß bei der Bewertung der relativen Abweichung der Schwingungsgroßen für alle Betriebsregime und Betriebszustände wenige oder ein einziger Kennwert vorgegeben wird. Hierdurch wird eine drastische Reduktion der sonst nötigen Anzahl von Grenzwerten für die Überwachung des Maschinenzustandes erreicht.
Die vorliegende Erfindung wird anhand der schwingungsdiagnostischen Überwachung eines Pumpspeichersatzes näher erläutert.
Es zeigen: Fig. 1: eine schematische Darstellung des Wellenstrangs
eines Pumpspeichersatzes mit den Meßstellen und der Datenverarbeitungseinheit;
Fig. 2: eine Darstellung der Lernphase in einem Block¬ schaltbild; Fig. 3: eine Darstellung der Modellbildung in der Betriebsphase in einem Blockschaltbild;
Fig. 4: eine schematische Darstellung des Überwachungsverfahrens in der Betriebsphase.
In Fig. 1 ist schematisch der Wellenstrang 1 eines Pumpspeichersatzes mit den Meßstellen zur Schwingungsmessung dargestellt. Den Lagerstellen und den Meßebenen für Wellenschwingungsmessungen sind jeweils Aufnehmer 2, 3 zur Erfassung von SchwingungsSignalen zugeordnet. Die an den Meßstellen über die Aufnehmer 2, 3 ermittelten Schwingungssignale werden an eine Datenverarbeitungseinheit 4 weitergeleitet (dargestellt durch Pfeile 5) . Gleichzeitig wird vom Wellenstrang 1 mittels Referenzaufnehmer 3' ein Referenzsignal 3'' (ein Impuls pro Maschinenumdrehung) abgeleitet und der Datenverarbeitungseinheit 4 zugeführt. Zusätzlich sind eine Vielzahl von Aufnehmern vorgesehen, die die unterschiedlichen Betriebsparameter, wie beispielsweise Leistung, Erregerstrom, Drücke und Temperaturen, erfassen. Die Meßsignale für die Betriebsparameter werden ebenfalls an die Datenverarbeitungseinheit 4 weitergeleitet (dargestellt durch Pfeile 6) . In der Datenverarbeitungseinheit 4 werden aus den SchwingungsSignalen 5 und gegebenenfalls aus den Referenzsignalen 3'" Schwingungsgroßen 5' ermittelt und abgespeichert oder zwischengespeichert. Gleichzeitig werden auch die Meßwerte für die Betriebsparameter 6' abgespeichert.
Bei dem erfindungsgemäßen modellbasierten Verfahren zur schwingungsdiagnostischen Überwachung wird zunächst in einer Lernphase, die in Fig. 2 schematisch dargestellt ist, eine Modellbildung anhand eines einfachen Modells durchgeführt.
Erstes Ziel der Modellbildung ist es festzustellen, ob alle Betriebsparameter meßtechnisch erfaßt sind, die das Schwingungsverhalten der Maschine entscheidend beeinflussen. Dies läßt sich durch Vorhersage der Schwingungsgroßen alleine aus den Betriebsparametern überprüfen. Es wird zunächst überprüft, ob es möglich ist, mit einer einfachen Abbildungsvorschrift aus den Parameterwerten hinreichend genau auf die Schwingungs- großen zu schließen Ist dies möglich, dann sind die gesuchten Informationen in den Daten repräsentiert. Dazu wird der Ansatz
frFfr
gemacht, wobei F die Modellfunktion bezeichnet. Ein möglicher Ansatz für F ist eine Linearkombination von i.a. nichtlinearen Basisfunktionen. Das Modell für einen Datenpunkt der Zielgröße . =γ (l1 s) ( ts : Abstastzeit) für einen beliebigen Zustandsvek- tor i ist dann gegeben durch
M χ∑ *//*,) ι
wobei XD eine Basisfunktion des Modells darstellt,
In der Lernphase werden zunächst alle gemessenen und in der Datenverarbeitungseinheit gespeicherten Betriebsparameter 6' einer Vorwärtsauswahl-Einheit 7 übermittelt. Weiterhin werden die Schwingungsgroßen 5' übermittelt. Es wird zunächst von einem linearen Vorhersagemodell ausgegangen, das die zum Zu- standsvektor x± = (xJ, xi 2,...xi d)τ zusammengefaßten Betriebsparameter 6' (die unterschiedlichen Betriebsparameter werden durch die Hochindices bezeichnet) durch Linearkombination von dessen Komponenten auf die Schwingungsgroßen yJ-, ι 2,...Vι k; i = 1,2,...N abbildet (wobei die Hochindices die unterschiedlichen Schwingungsgroßen bezeichnet) . Anschließend erfolgt mit
dem Verfahren der Vorwärts-Auswahl, das nachfolgend detailliert beschrieben ist, eine Bewertung der schwingungsbestimmenden Betriebsparameter auf Relevanz .
Die Auswahl der schwingungsbestimmenden Betriebsparameter wird so zurückgeführt auf ein Modellstruktur-Bestimmungsproblem, denn die einzelnen Betriebsparameter können als Terme eines Modells aufgefaßt werden und mittels Termauswahlverfahren diejenigen Terme ausgewählt werden, die zu einem optimalen Modell führen. Die so ausgewählten relevanten Betriebsparameter 8 sind die Ausgangsgrößen der Vorwärtsauswahl-Einheit 7.
Die Mode11Struktur-Bestimmung erfolgt mit dem im folgenden beschriebenen Verfahren der Vorwärts-Auswahl, die in der
Vorwärtsauswahl-Einheit 7 in der Lernphase ausgeführt wird. Zu einer zunächst leeren Menge von Betriebsparametern wird schrittweise diejenige Größe hinzugenommen, die den quadratischen Fehler χ2 am meisten verringert. Dadurch ergibt sich eine Rangfolge, die angibt, welche Betriebsparameter die Schwingungsgrößen am stärksten beeinflussen. Je mehr Betriebsparameter berücksichtigt werden, desto kleiner wird dieser quadratische Fehler χ2. Er bezieht sich jedoch nur auf die Daten der Lernphase (Trainingsdaten) und läßt keine Aussage darüber zu, wie das Modell auf unbekannte Daten (Testdaten) reagiert. Alleine ist der quadratische Fehler χ2 damit zur Auswahl relevanter Terme ungeeignet.
Eine notwendige Aussage liefert die Abschätzung des sogenann- ten Vorhersagefehlers mit den Testdaten. Dieser gibt an, wie genau das trainierte Modell bei zukünftigen, unbekannten Daten vorhersagt. Falls ausreichende Datenmengen aus der Lernphase vorliegen, kann dies durch Aufteilung der Daten in eine Trainingsdatenmenge und Testdatenmenge erfolgen.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Anwendung einer sehr viel effizienteren Methode, die in der Statistik bekannt ist und mit "Cross-Validation" bezeichnet wird (B. Efron und R.J. Tibshirani "An Introduction to the Bootstrap", Chapman and Hall, 1993) . Bei dieser Methode werden mehrere Aufteilungen in Trainings- und Testdatenmengen vorgenommen. Eine extreme Variante davon ist es, die N Datenpunkte in eine Trainingsdatenmenge der Größe N-l und eine Testdatenmenge der Größe 1 aufzuteilen. Dieses Verfahren wird "Leave-One-Out (LOO) Cross-Vali- dation" genannt. Das Auswahlkriterium σ2 ergibt sich dann als Durchschnitt der quadratischen Fehler bei Vorhersage der ausgelassenen Testdatensätze.
Λ
Sei Fi(xi) die Vorhersage des i-ten Datensatzes, nachdem das Modell mit den anderen N-l Datensätzen trainiert wurde, dann ergibt sich für den Testdatenfehler σ2:
Der Vorteil dieser Methode ist zum einen, daß keine Beeinflussung des Mittelwertes durch die Aufteilung in Trainings- und Testdatenmenge entsteht und zum anderen, daß die gesamte Trainings- und Testdatenmenge zum Training verwendet werden kann.
Im Gegensatz zum quadratischen Fehler χ2, der angibt wie gut die Modellvorhersage mit den Trainingsdaten übereinstimmt, erhält man mit σ2 ein Maß für die Übereinstimmung bei unbekannten Datensätzen. Die zuvor eingeführte Fehlerfunktion χ2 nimmt monoton mit Zunahme neuer Basisfunktionen ab und ist damit zur Auswahl relevanter Terme ungeeignet. Der LOO-Fehler σ2 jedoch, nimmt mit Hinzunahme neuer Bas sfunktionen zunächst ab und
steigt ab einer kritischen Anzahl wieder an, da der Fehler zwischen den Datensätzen der Trainingsmenge zunimmt (Overfit- ting) . Diese Eigenschaft wird zur Auswahl relevanter Terme genutzt .
Die Berechnung der optimalen Modellstruktur nach oben angegebenen Zusammenhängen
und
setzt die Kenntnis von Ν-Datensätzen voraus .
In Fig. 3 ist die weitere Modellbildung schematisch dargestellt, die in der adaptiven Modellbildungseinheit 20 erfolgt. Die weitere Modellbildung findet in der Betriebsphase statt, wobei jeweils die aktuell gemessenen Schwingungsgroßen 5' und Betriebsparameter 6' berücksichtigt werden.
Die Betriebsparameter, die in der zuvor beschriebenen Lernphase als relevant für die Vorhersage der Schwingungsgroßen erkannt werden, werden als Eingangsgrößen 8 einem Polynomgenerator 9 zugeführt. In dem Polynomgenerator 9 wird ein komplexe- res und damit leistungsfähigeres Modell ermittelt. Komplexe
Modelle lassen sich durch Hinzufügen von Potenztermen und Pro- dukttermen realisieren. Diese Modelle nennt man Polynomialmo- delle . Die Auswahl der optimalen Modellterme aus einer vorgegebenen Obermenge ist wieder eine Form der Modellstruktur- bestimmung und erfolgt durch Vorwärtsauswahl, wie sie nachfolgend in der Vorwärtsauswahl-Einheit 11 beschrieben wird.
In der Betriebsphase ist es auch erwünscht, aktualisierte Werte der Größen χ2 und σ2 für jeden neu gemessenen Datensatz zu erhalten. Die analogen Größen lauten J(n) und j2(n) und werden nach folgenden Formeln in der Vorwärtsauswahleinheit 11 berechnet :
und
Diese Größen entsprechen den in der Lernphase berechneten Größen χ2 und σ2 mit dem Unterschied, daß eine exponentielle Wichtung der mit Hilfe des sogenannten Gedächtnisfaktors λ vorgenommen wird. Hierbei stellt n den akuteilen Zeitpunkt dar (n=ntε; tE : Abtastzeit) . Außerdem werden die Werte mit Erhalt jedes neuen Datensatzes aktualisiert. Der Gedächtnisfaktor λ legt fest, wie schnell sich die Fehler J(n) und j2(n) an die gegenwärtige Situation anpassen.
In der Vorwärtsauswahl-Einheit 11 wird die Struktur des Modells aus den Schwingungsgroßen 5' und der vom Polynomgenerator 9 zur Verfügung gestellten Basisfunktion 10 ermittelt. Anschließend erfolgt die Bestimmung der optimalen Parameter a3 durch das Minimieren des gewichteten quadratischen Modellfehlers J(n) :
Λn)=∑ λ"-'(γryι)2 ι = l
in der darauffolgenden Recursive-Least-Squares Parameter
Schätzungseinheit 13 anhand der zugeführten Schwingungsgroßen 5' und der ausgewählten Basisfunktion 12. Dies führt zu einem linearen Gleichungssystem, dessen Lösung die gesuchten Modellparameter 14 liefert.
Um die Lösung dieses Gleichungssystems während der Betriebsphase zu aktualisieren, ist ein rekursives Lösungsverfahren notwendig. Rekursiv bedeutet, daß mit jedem neu gemessenen Datensatz (Schwingungsgroße und Betriebsparameter) eine Aktualisierung der Lösungen des Gleichungssystems im Sinne der kleinsten Fehlerquadrate erfolgt. Ein solches Verfahren ist als "recursive least Squares" aus Simon Haykin, Adaptive Filter Theory, Prentice Hall, Kapitel 13, Seiten 477-486, 1991 bekannt .
Die Modellstruktur-Bestimmung erfolgt mit dem im folgenden beschriebenen Verfahren der Vorwärtsauswahl in der Vorwärtsauswahl-Einheit 11. Dieses Verfahren verläuft analog zu dem Verfahren das zur Vorwärtsauswahl-Einheit 7 beschrieben ist.
Wenn eine reine Adaption der Modellparameter unzureichend ist, ein hinreichend genaues Modell der Maschine zu bestimmen, wird automatisch eine Vorwärtsauswahl in der Vorwärtsauswahl-Ein- heit 11 ausgeführt. Hierzu wird bestimmt welcher Betriebsparameter den gewichteten quadratischen Fehler J(n) am meisten verringert. Daraus ergibt sich die Reihenfolge der Hinzunahme der verschiedenen Betriebsparameter in das Modell bestimmt. Gleichzeitig wird betrachtet wie sich der exponentiell gewich- tete Testdatenfehler
verändert. Steigt dieser Fehler nach Hinzunahme eines Ber- tiebsparameters an so wird dieser zuletzt hinzugenommene Ber-
tiebsparameter aus dem Modell entfernt und eine weitere Hin¬ zunahme von Bertiebsparametern in das Modell gestoppt. Die neue Modellstruktur ist damit bestimmt.
Als Ergebnis erhält man einen kompakten formelmäßigen Zusammenhang (wird nachfolgend als optimiertes Modell 12 bezeichnet) zwischen Schwingungsgroßen und Betriebsparametern. Wenn jetzt im weiteren Überwachungsverlauf eine Adaption der Mo- dellparamter unzureichend ist ein hinreichend genaues Modell zu bestimmen, so ist dies ein Anzeichen dafür, daß der Maschi- nenzustand sich strukturell geändert hat und eine erneute Vorwärtsauswahl in 11 notwendig wird. Diese wird automatisch ausgeführt. Auf diese Weise liegt immer ein aktueller formelmäßiger Zusammenhang vor. Bis der dieser neue Zusammenhang noch nicht komplett vorliegt wird der bisher benutzte weiter in die Recheneinheit 15 übertragen. Liegt der neue Zusammenhang vor, so wird dieser jetzt als optimiertes Modell 12 in die Recheneinheit 15 übertragen. Die Ermittlung der Werte für die Modellparameter aj 14 erfolgt in der Least-Square Parameter Schätzungseinheit 13 unter Berücksichtigung des optimierten
Modells 12. In der Recheneinheit 15 erfolgt dann die Vorhersage der Schwingungsgroßen 16 nach dem optimierten Modell 12 unter Berücksichtigung der optimalen Modellparameter 14, die ebenfalls der Recheneinheit 15 zugeführt werden. Die vorherge- sagten Schwingungsgrößen 16 stehen der weiteren Verarbeitung als Ausgangsgrößen der Recheneinheit 15 zur Verfügung.
In Fig. 4 ist das in der Betriebsphase ablaufende Überwachungsverfahren schematisch dargestellt.
Sowohl für den Wellenstrang 1 des Pumpspeichersatzes, der schematisch dargestellt ist, als auch für die adaptive Modellbildungseinheit 20 stellen die vorausgewählten Betriebsparameter 8 die Eingangsgrößen dar. Der bei der adaptiven Modell- bildungseinheit 20 angedeutete Pfeil 19 deutet die Anpassung
der Modellparameter an die aktuell gemessenen Schwingungsgrößen 5' an. Im Differenzbilder 18 wird der Unterschied der gemessenen Schwingungsgroßen 5 ' und den in der adaptiven Modellbildungseinheit 20 vom Modell 20a vorhergesagten Schwingungsgrößen 16 gebildet und als zu minimierender Fehler in der adaptiven Modellbildungseinheit 20 vom Modell 20a gemäß der mathematischen Zusammenhänge
und
y(»)=∑λ-(yl- χ*/))2
7= 1
berücksichtigt. Das in der adaptiven Modellbildungseinheit 20 gebildete Modell 20a bestehend aus optimiertem Modell 12 sowie den dazugehörigen Modellparametern 14, das den funktionalen
Zusammenhang zwischen Schwingungsgroßen und Betriebsparametern beinhaltet, wird in der Anzeigeeinheit 21 zur Anzeige gebracht .
Eine stets aktuelle Kopie des in der adaptiven Modellbildungs- einheit gebildeten Modells 20a wird als 20b bezeichnet und wird an eine adaptive Modellbildungseinheit 20' übergeben. Dieses kopierte adaptive Modell 20b erhält als Eingangsgrößen feste sich zeitlich nicht verändernde Betriebsparameter, die als Referenzbetriebsparameter 17 bezeichnet werden. Als geeignete Werte können ein oder mehrere bevorzugte für den Betrieb typische Parametereinstellungen gewählt werden (beispielsweise Nieder-, Mittel- und Spitzenlast) . Durch die zeitliche Veränderung sowohl der Modellparameter als auch der Mo- dellstruktur ergeben sich zeitlich veränderliche Vorhersagen der Schwingungsgroßen 23, obwohl die Referenzbetriebsparameter 17 konstant sind. Diese Veränderungen der Schwingungsgroßen
stehen in direktem Zusammenhang zur Veränderung des Maschinenzustandes und kommen im Anzeigegerät 22 zur Anzeige.
Die so ermittelten Schwingungsgroßen 23, die von der durch die Betriebsparameterveränderungen resultierenden Schwingungsveränderungen bereinigt sind, können in einer nachfolgenden konventionellen Überwachungsanlage gegenüber vorgegebenen Grenzwerten überwacht werden.