Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen und gasförmigen Medien
Die Erfindung betrifft eine Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen und gasförmigen Medien .
In vielen medizinischen Geräten und Geräten der Labordiagnostik werden Rollenpumpen und Peristaltikpumpen für verschiedene Förderaufgaben, vorwiegend zum Transport von Flüssigkeiten eingesetzt, da sie keinen direkten Kontakt zum gepumpten Medium haben. Beide Typen befördern das gepumpte Medium, indem ein dafür vorgesehenes Pumpschlauchsegment von außen partiell dicht gequetscht wird und diese Quetschung dann in Förderrichtung bewegt wird, so daß sich das Fördergut im Schlauch ebenfalls weiterbewegen muß. Bevor diese Dichtstelle den Schlauch am Ende des Pumpsegmentes wieder freigibt, wird am Anfang des Pumpsegmentes die nächste Dichtstelle geschaffen, die sich dann mit der nächsten Förderportion weiterbewegt.
Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, daß kein Pumpenteil das Fördergut direkt berührt. Dadurch können sterile und auch toxische Stoffe gefördert werden. Das Schlauchsystem mit den Pumpsegmenten ist hierbei meist ein Einwegartikel, es wird nach der Benutzung entsorgt.
Oftmals enthält ein Schlauchsystem mehrere Pumpsegmente für verschiedene Pumpaufgaben. Eine Verwechslung eines Pumpsegmentes mit einem anderen muß beim Einlegen des Schlauchsystems sicher vermieden werden, ebenso eine Vertauschung der Einlegerichtung und damit der Pumprichtung. Besonders in medizintechnischen Geräten wie Dialysegeräten ist diese Forderung oft lebenswichtig für den angeschlossenen Patienten. Deshalb sind viele Pumpsegmente in diesem Bereich mit mechanischen Paßstücken und Codierungen versehen, die ein fehlerhaftes Einlegen verhindern. Die Anzahl der im Schlauchsystem vorhandenen Pumpsegmente richtet sich nach der Aufgabenstellung, es sind in der Medizintechnik Geräte mit weit mehr als zehn Pumpen und Schlauchklemmventilen im Einsatz, in der Labordiagnostik werden bis zum 40 Kanäle gleichzeitig benötigt (Beispiel Labor-Kassettenpumpe). Die Komplexität dieser Schlauchsysteme führt häufig zu einem schwer zu überschauenden Gewirr an Schläuchen, Pumpsegmenten und Verbindungselementen. Das richtige Einlegen aller Pumpsegmente wird insbesondere hier zum Problem.
Nachteilig sind ferner die aufwendige Herstellung eines solchen Schlauchsystems, mögliche Dichtigkeitsprobleme an den Klebestellen der Schlauchstücke und Verbindungselemente und Toträume und Sackgassen im Schlauchsystem durch die räumlich entfernte Anordnung von Pumpen. Ein weiteres generelles Problem von Schlauchpumpen ist die generell beschränkte Lebensdauer des Pumpsegmentes. Dadurch, daß der im Querschnitt eigentlich runde Schlauch zyklisch plattgewalzt wird, besteht die Gefahr, daß er speziell an seinen seitlich extrem belasteten Biegestellen vorzeitig bricht und deshalb undicht wird. Die Pumprollen müssen ja, um Druck aufbauen zu können, den Pumpschlauch so zudrücken, daß die Druckstelle wirklich dicht geschlossen ist, Okklusion auf Abstand Null. Durch diese Dichtigkeitsforderung im Pumpsegment ist der Biegeradius am Pumpsegmentquerschnitt beim Quetschen sehr klein, ein echter Knick. Daher sind generell nur wenige sehr flexible Materialien für diese Anforderungen als Pumpsegment geeignet (z.B. Silikon). Der Übergang dieser Materialien an das übrige Schlauchmaterial (meist PVC) stellt oft ein weiteres Problem dar.
Durch die US 5443451 ist ein aus vier nebeneinander angeordneten Pumpen bestehender Vie- rer-Pumpenblock bekannt, bei dem jede Pumpe durch voneinander verschieden konstruierte Zahnrad-Wellenverbindungen angetrieben wird. Diese Antriebe sitzen rechts und links seitlich neben dem Pumpenblock, so daß weder ein weiteres Anreihen einer Pumpe noch eines weiteren Viererpumpenblockes möglich ist.
Ein weiteres generelles Problem von Schlauchpumpen resultiert aus dem Umstand, daß jede zur Förderung notwendige Quetschung des Pumpsegmentes durch eine Rolle am Ende des Pumpsegmentes wieder aufgehoben wird, kurz nachdem am Anfang des Pumpsegmentes die nächste Quetschstelle dicht geschlossen ist (Druck-Übergabe an die nächste Rolle). Dieses Freigeben des Schlauches am Pumpsegment-Ende führt zu einem kurzzeitigen Rückströmen des bereits geförderten Materials, da das Schlauchvolumen sich dort wieder füllen muß, wo die Rolle das Pumpsegment verläßt, der Schlauch wird auch dort wieder rund. Daher haben Rollen- und Peristaltikpumpen eine systembedingte Diskontinuität im Fluß, sie fördern nicht gleichmäßig. Dies stellt ein wichtiges Problem für viele potentielle Anwendungsfälle dar, in denen ein konstanter Fluß vorausgesetzt werden muß.
Ein entscheidender Fortschritt zur Lösung der dargestellten Problematik ist der Einsatz einer durch thermoplastische Formgebung hergestellten flexiblen Schlauchkassette mit eingeprägten Pumpsegmenten. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Rollenpumpe zum Betrieb mit derartigen Schlauchkassetten zu schaffen, die die im Stand der Technik dargestellten Nachteile überwindet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Die weiteren Ansprüche enthalten vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
Mit der erfindungsgemäßen Rollenpumpe zum Betrieb mit Schlauchkassetten werden entscheidende Vorteile erzielt. Die schmalen Rollenpumpeneinheiten sind in beliebiger Zahl entsprechend den Erfordernissen der nach dem Flußbild des Pumpschlauchsystemes eingeprägten Pumpsegmente auf einer Achse modular anreihbar. Der Aufbau der Rollenpumpe wird damit servicefreundlich und übersichtlich. Eine doppelte Sicherheit gegenüber den herkömmlichen Magnetventilen wird schließlich dadurch erreicht, daß alle stillstehenden Rollenpumpeneinheiten grundsätzlich in den Zustand gebracht werden, daß zwei Rollen gleichzeitig im Eingriff sind und eine Doppelklemmung erfolgt.
Die gesamte Steuerung des Gerätes erfolgt durch ein Mehrfach-Computer-System, das sich kontinuierlich gegenseitig überwacht. Im folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. In der zugehörigen Zeichnung zeigen:
Fig. 1 den prinzipiellen Aufbau der aus einzelnen Rollenpumpeneinheiten bestehenden Rollenpumpe,
Fig. 2 das Zusammenwirken der Rollenpumpeneinheiten mit den Pumpschlauchelementen der Schlauchkassette,
Fig.3 einen Abrollkörper mit spezieller Gestaltung der Rollbahn im Outflow-B ereich.
In den Fig. 1 und 2 ist eine Rollenpumpe 1 zum Betrieb mit einer Schlauchkassette 2 dargestellt, wobei die einzelnen Rollenpumpeneinheiten 4 auf einer gemeinsamen Achse 6 sitzen und jeweils einen eigenen Antrieb 14 aufweisen. Die gefederten Andruckrollen 7, 8 des Rota-
tionskörpers 5 jeder Rollenpumpeneinheit wirken auf ein Pumpschlauchsegment 3 der Schlauchkassette 2.
Die Schlauchkassette 2 wird bei geöffnetem Deckel 9 der Rollenpumpe 2 auf den Rollenpumpeneinheiten 4 plaziert. Mit Schließen des Deckels 9 ist das gesamte Schlauchsystem fertig eingelegt.
Alle Teile einer Rollenpumpeneinheit 4 sind auf einer Montageplatte 15 angeordnet.
Zur Gewährleistung der Sicherheit sind in der Rollenpumpe 1 Einrichtungen zur Überwachung der Rollenposition zur Gewährleistung einer Doppelklemmung bei Stillstand sowie zur Überwachung der Lastschwankungen an jedem Motor und zur Federbruch-Erkennung vorgesehen. Zur Thermostatisierung der Schlauchkassette 2 können im Deckel 9 Einrichtungen zur Heizung bzw. Kühlung angeordnet sein.
Fig.3 zeigt die Gestaltung eines Abrollkörpers 10 mit zwei unterschiedlichen Abrollkurvenabschnitten 11, 12, wobei die Kurve 11 im Inflow-B ereich die Pumpfunktion realisiert und deshalb einen Teilkreis beschreibt, die andere Kurve 12 im Outflow-Bereich von dieser Kreisbahn in dem Maße abweicht, daß sich die Andruckrolle 7 so allmählich vom Pumpschlauchsegment 3 löst, daß sich eine konstante Volumenfreigabe pro Drehwinkel im Pumpschlauchsegment ergibt.
6. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der jeweilige Abrollkörper
(10) im Inflow- und/oder Outflow-Bereich eine solche Abrollkurve (11, 12) aufweist, daß eine Linearisierung der Flußcharakteristik erreicht wird.
7. Rollenpumpe nach Anspruch 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Abrollkörper (10) so geformt ist, daß sich zwei Abrollkurven (11, 12) ergeben, die nacheinander von jeder Andruckrolle (7) durchfahren werden und die jeweils eine Länge aufweisen, die dem Abstand zweier aufeinanderfolgender Andruckrollen (7) entspricht, wobei eine der Kurven
(11) die Pumpfunktion realisiert und deshalb einen Teilkreis beschreibt, die andere (12) jedoch von dieser Kreisbahn in dem Maße abweicht, daß sich die Andruckrolle (7) so allmählich vom Pumpschlauch (3) löst, daß sich eine konstante Volumenfreigabe pro Drehwinkel im Pumpschlauch (3) ergibt.
8. Rollenpumpe nach Anspmch 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die entgegengesetzte Anordnung der beiden Abrollkurven (11, 12) durch spiegelverkehrten Einbau des Abrollkörpers (10) oder durch Änderung der Pumpdrehrichtung zu einer Linearisierung der Ansaugung führt, wobei nun die Volumenverdrängung der Andruckrolle (7) im Pumpsegment (3) durch die Abrollkurve (12) im Inflow-B ereich derart linearisiert wird, daß sich pro Drehwinkel eine konstante Volumenzunahme ergibt, der zweite Abrollkurvenabschnitt (11) jedoch wieder zur Pumpfunktion einen Kreisbahnabschnitt beschreibt.
9. Rollenpumpe nach Anspmch 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kombination von eingangsseitiger und ausgangsseitiger Linearisierungskurve (je 12) mit dazwischen angeordneter kreissegmentförmiger Pumpkurve zu einer generellen Förderlinearisierung führt.