Verfahren zur Vermeidung von Nullpunktfehlern in einem faseroptischen
Sagnac-Interferometer
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Vermeidung von Nullpunktfeh- lern in einem faseroptischen Sagnac-Interferometer zur Drehratenmessung und auf ein solches Sagnac-Interferometer, bei dem Nullpunktfehlerterme nicht auftreten.
Sagnac-Interferometer, die nach einem stochastischen Modulationsverfahren ar- beiten sind in den Druckschriften EP 0441 998 Bl und EP 0 551 537 Bl beschrieben.
Bei der Art der Modulation nach der EP 0 441 998 Bl wird der auf die Frequenz fo abgestimmte Phasenmodulator mit einem Signal moduliert, das sich zur Zeit tn aus einem deterministischen Anteil dn*π/4 und einem stochastischen Anteil sn*π/2 zusammensetzt, wobei dn periodisch zwischen + 1 und -1 wechselt und sn stochastisch zwischen +1 und - 1 wechselt. Das Detektorsignal wird mit sn*sn- l* dn von einem mit der Frequenz fo arbeitenden Synchrondemodulator demoduliert.
Koppelt nun ein Signal, das proportional zur Differenz zweier aufeinanderfolgender Phasenmodulatorwerte ist, z.B. die Flanken des Modulatorsignals, in den Detektorpfad ein, so entsteht ein Störsignal S, das sich wie folgt definieren läjßt:
S = γ * [(dn*π/4 + sn*π/2) - (dn- l*π/4 + sn- i*π/2)], mit γ: Koppelfaktor = γ * [(dn*π/2 + sn*π/2 - sn- l*π/2)]
= γ' * (dn + sn - sn- i), mit γ' = γ * π/2
Dieses Signal ist offensichtlich statistisch unabhängig vom Demodulationssignal. Liegt nun aber eine Nichtlinearität im Detektorpfad vor, so ergibt sich folgendes Bild:
Wird als Nichtlinearität die Funktion
f(x) = x - α*x3, (α: Nichtlinearitätsfaktor)
angenommen, dann wird aus obigem Signal S:
S' = S + S3
= γ' * (dn + sn - sn- i) + [γ * (dn + sn - sn- l)]3
= Y * ( n + sn - sn- i) + γ'3 * [dn 3 + sn 3 - sn- i3 + 3 * sn 2*(dn - sn- i) + 3 * sn-i2*(dn + sn) + 3 * dn 2*(sn - sn-i) + 6 * sn* sn- l*dn]
Der letzte Summand entspricht dem Demodulatorsignal und erzeugt somit einen Nullpunktfehler.
Wählt man die Art der Modulation nach der EP 0 551 537 B 1 , so tritt bei einer Nichtlinearität im Detektor, Verstärker und/oder A/D-Wandler der gleiche Fehler wie oben beschrieben auf, wie durch Simulation nachgewiesen wurde.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dessen Hilfe dieser Nullpunktfehler bei Sagnac-Interferometern vermieden wird, die nach einem der Modulationsverfahren gemäß EP 0441 998 B 1 oder EP 0 551 537 B 1 arbeiten.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß das oben beschriebene Problem gelöst werden kann, wenn die Störung gegenüber dem eigentlichen Detektorsignal dekorreliert wird. Hierfür ist es zunächst wichtig, festzustellen, daß die Sign-alver- fälschung durch Nichtlinearitäten im Detektorpfad (Detektor, Vorverstärker, A/ D-Wandler) instantan erfolgt, die Wirkung der Phasenmodulation selbst aber erst dann am Detektor auftritt, wenn das Licht den Weg vom Phasenmodulator zum Detektor zurückgelegt hat. Die auftretenden Signale sind also dann nicht korre- liert, wenn die Laufzeit des Lichts vom Phasenmodulator zum Detektor größer ist, als die Zeit bis zum nächsten Modulationswechsel.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnis ergeben sich erfindungsgemäß zwei Lösungsvarianten:
(1) Die Laufzeit des Lichts wird durch eine entsprechend lange Lichtleitfaser, die vor dem Detektor eingefügt wird und mindestens so lang ist wie die Sen-
1 sorfaser verzögert, siehe z.B. Figur 1. Bei i-facher zusätzlicher Faser zur Verzögerung ändert sich das Demodulationssignal bei einer unveränderten Modulationsfrequenz fo in sn-i * Sn-i- 1 * dn-i. das Störsignal bleibt jedoch erhalten, so daß eine Dekorrelation erreicht wird. Das gilt auch für das Modulationsschema nach EP 0 551 537 AI , das nur statische Signale verwendet.
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(2) Ähnliches wird erreicht, wenn die Modulationsfrequenz fo um ein ganzzahliges Vielfaches auf i-fo erhöht wird, vorzugsweise ist i=2 oder i=3 gesetzt. Dabei ändert sich die Signalverarbeitung in der Schaltungsanordnung nach Fig. 2 der EP 0 551 537 B 1 entsprechend der hier beigefügten Figur 2. Wie in 0 (1) erfolgt die Signalverfälschung durch Nichtlinearität spontan nach dem letzten Zyklus. Gemäß der Erfindung dagegen ist das Signal bzw. die Demo- dulation um i Zyklen versetzt, wodurch die angestrebte Dekorrelation erreicht wird.
Aus US 5,331,404 ist es für faseroptische Drehratensensoren zwar bekannt, zwi- 5 sehen einem optischen Koppler und einem Photodetektor eine Verzögerungsstrek- ke vorzusehen. Dies jedoch zu einem anderen Zweck, nämlich zur Unterdrückung bzw. Kompensation von in die Mej3 -Faserspule eingestreuten Rauschsignalen durch Nachbildung einer mit einem Polarisator versehenen Faserreferenzstrecke mit separatem Detektor. 0 Das erfindungsgemäße Verfahren ist im Patentanspruch 1 definiert.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den nachgeordneten abhängigen Patentansprüchen definiert.
P- Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung je eines Ausführungsbeispiels an Hand der Zeichnungen. Es zeigen:
Figur 1 einen erfindungsgemäßen Faserkreiselaufbau; und
Figur 2 eine erfindungsgemäß modifizierte Signalverarbeitung. 0
Der in der Figur 1 gezeigte Faserkreiselaufbau besteht aus einer Lichtquelle 1 , deren Lichtstrahl über einen ersten Koppler 2 und einen Polarisator 3 an einen zweiten Koppler 4 geleitet wird, dort in zwei Lichtstrahlen aufgeteilt wird, die in entgegengesetzten Richtungen in eine Faserspule 5 mit der Länge L eingestrahlt und anschließend in dem Koppler 4 wiedervereinigt werden. Das entstehende Interferenz - E> bild gelangt über den Polarisator 3, den ersten Koppler 2 und eine eingefügte Faser 7 mit einer Länge größer oder gleich L an einen Detektor 8, dessen Ausgangssignal der Lichtintensität entspricht. Die beiden Lichtstrahlen werden über ein in der Fa-
serspule 5 liegendes phasenschiebendes Element 6, d.h. einen Phasenmodulator, durch ein aus mehreren variablen Anteilen bestehendes Signal moduliert, das sich zur Zeit tn zusammensetzt aus einem deterministischen Anteil dn*π/4 und einem stochastischen Anteil sn*π/2, wobei dn periodisch zwischen +1 und - 1 wechselt und sn stochastisch zwischen + 1 und - 1 wechselt,
Die eingefügte Faser 7 ist die Verzögerungsfaser nach der ersten erfindungsgemäßen Variante, die zwischen Modulator 6 und Detektor 8 eingefügt werden muß. In dem dargestellten Beispiel ist sie zwischen dem ersten Koppler 2 und dem Detektor 8 angeordnet.
Die Realisierung der ersten erfindungsgemäßen Variante hat den Vorteil, daß das eigentliche Detektorsignal nicht verändert wird. Somit kann ein nach diesem Verfahren arbeitendes Sagnac-Interferometer mit den bisherigen Bauteilen realisiert werden, wobei durch die zusätzliche Faser und deren Verpackung aber höhere Kosten entstehen.
Die Figur 2 zeigt eine digitale Auswerteschaltung gemäß der EP 0 551 537 B 1 , die entsprechend der zweiten erfindungsgemäßen Variante abgeändert wurde. In be- zug auf die grundsätzliche Funktion wird hier auf die Beschreibung des Sagnac- Interferometers, der Signalverarbeitung und der digitalen Auswerteschaltung , sowie der Funktionsweise in der EP 0 551 537 Bl verwiesen. Gemäß der zweiten erfindungsgemäßen Variante ist die Signalverarbeitung für ein ganzzahliges Vielfaches i-fo der Modulationsfrequenz fo dahingehend abgeändert, daß sie mit der Taktrate i-fo läuft. Weiter bestehen die Verzögerer Vi bis V3 und das erste Register REGi nicht mehr lediglich aus n Stufen, sondern aus i*n Stufen und anstelle des einfachen zweiten Registers REG2 ist erfindungsgemäß ein aus i Stufen bestehendes zweites Register REG2 vorhanden.
Der Vorteil der zweiten erfindungsgemäßen Variante liegt darin, daß im wesentlichen keine zusätzlichen Kosten entstehen. Zu beachten ist jedoch, daß das Detektorsignal verändert wird - es entstehen z.B. zusätzliche frequenzabhängige Amplitudenüberhöhungen. Außerdem muß eine höhere Modulationsfrequenz verwendet werden, so daß Änderungen elektronischer Baugruppen erforderlich werden.
Bei großen Faserlängen ist wegen der Faserkosten die zweite Verfahrensvariante zu bevorzugen, während bei geringeren Faserlängen wegen der hohen Sensorfre-
quenz nur das erste Verfahren in Betracht kommt. Die beiden erfindungsgemäßen Varianten ergänzen sich folglich je nach dem Grundkonzept des jeweiligen Interfe- rometeraufbaus in spezifisch vorteilhafter Weise.