Elektrodenanordnung und Stimulationssystem
Beschreibung
Die Erfindung betrifft eine Elektrodenanordnung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein Stimulationssystem gemäß Anspruch 12.
Vielfältige elektrophysiologische Untersuchungen des mono- phasischen Aktionspotentials (MAP) zeigen, daß dieses den zeitlichen Verlauf des Transmembranpotentials mit großer Genauigkeit widerspiegelt. Im Gegensatz zur Messung des Transmembranpotentials, welche nur an isolierten Gewebepro¬ ben möglich ist, läßt sich das MAP mittels am Myokard an¬ liegender Elektroden messen. Im Hinblick auf eine breite klinische Anwendung eröffnet sich damit der Zugang zu den in diesem Signal enthaltenen umfangreichen Informationen über den Zustand der Myokardzellen. Die Änderung der Mor¬ phologie des MAP unter dem Einfluß antiarrhythmischer Medi¬ kamente oder in Abhängigkeit von der Herzfrequenz eröffnet vielfältige Möglichkeiten für die breite klinische Diagno¬ stik und Therapie unter anderem im Rahmen einer Schrittma- chertherapie des Herzens. Gerade die Schrittmachertherapie als Langzeitbehandlung über Zeiträume von teilweise mehr als 10 Jahren stellt besonders hohe Anforderungen an die Elektrode als Sensor des MAP.
In HARDMAN, YOUNG, WALKER, BIGGS, SEED, NOBLE: A MULTI- ELECTRODE CATHETER FOR SIMULTANEOUS PACING AND REGISTRATION OF ENDOCARDIAL MONOPHASIC ACTION POTENTIAL, Europ. Jour. C.P.E., 1991, 2, Vol.1:75-82 ist eine endokardiale Elektro¬ denanordnung beschrieben, die sowohl die Messung des mono- phasischen Aktionspotentials als auch die Stimulation des Herzens erlaubt und aus vier Elektroden besteht, von denen zwei zur Stimulation des Herzens und zwei zur Messung des MAPs dienen.
Die Oberflächen der zur Messung des MAPs bestimmten Elek¬ troden bestehen hierbei aus Ag/AgCl, um eine große Phasen- grenzkapazität und eine geringe Phasengrenzimpedanz zu er-
reichen. Dadurch kann wegen der vernachlässigbaren Polari- sierbarkeit eine ungestörte DC-gekoppelte Messung des MAP erfolgen. Die Stimulationselektroden weisen dagegen eine polierte Oberfläche auf.
Ein schwerwiegender Nachteil der vorbekannten Elektrodenan¬ ordnung ist darin zu sehen, daß die Silberchloridschicht der Ag/AgCl-Elektroden bei Kontakt mit biologischem Gewebe nicht langzeitstabil ist und das gelöste Silberchlorid auf¬ grund seiner Toxizität zu entzündlichen Reaktionen des um- liegenden Gewebes führt.
Die vorbekannte Elektrodenanordnung eignet sich also nicht zu einer dauerhaften intrakorporalen Messung des monophasi- schen Aktionspotentials.
Darüber hinaus ist bei der vorbekannten Elektrodenanordnung eine Trennung der Elektroden für die Stimulation des Her¬ zens von den Elektroden für die Messung des MAPs erforder¬ lich, da andernfalls das auf einen Stimulationsimpuls des Herzschrittmachers folgende Nachpotential die Messung des MAPs verfälschen würde. So wirkt die Grenzschicht zwischen Elektrode und dem umgebenden Gewebe als Kondensator mit ei¬ ner bestimmten Kapazität. Bei einem Stimulationsimpuls fließt nun über diese Grenzschicht ein elektrischer Strom, der die als Kondensator wirkende Grenzschicht auflädt, so daß über der Grenzschicht nach dem Abklingen des Stimulati- onsimpulses eine elektrische Spannung anliegt. Die Grenz¬ schicht wird zwar nach dem Ende des Stimulationsimpulses wieder entladen, allerdings verfälscht dieses sogenannte Nachpotential die Messung des MAPs.
Ein Nachteil der vorbekannten Elektrodenanordnung ist des¬ halb darin zu sehen, daß vier Elektroden und entsprechend vier Zuleitungen erforderlich sind.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Elek- trodenanordnung bzw. ein Stimulationssystem zu schaffen, welches die Messung des MAPs ermöglicht und die vorstehend anhand des Standes der Technik genannten Nachteile vermei¬ det.
Die Aufgabe wird ausgehend von einer Elektrodenanordnung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch dessen kenn¬ zeichnende Merkmale bzw. - hinsichtlich des Stimulationssy¬ stems durch die Merkmale des Anspruchs 12 gelöst.
Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, bei einer Elektrodenanordnung die Oberfläche fraktal auszubilden oder mit einer elektroaktiven Beschichtung zu versehen, um die Phasengrenzimpedanz zu verringern und damit die Messung des MAPs zu ermöglichen.
Der Begriff Elektrodenanordnung ist hierbei allgemein zu verstehen und umfaßt sowohl Elektrodenanordnungen zur dau- erhaften Stimulation im Rahmen einer Schrittmachertherapie als auch temporär einsetzbare Elektrodenanordnungen. Auch ist die Erfindung nicht auf solche Elektrodenanordnungen beschränkt, die zur Herzstimulation dienen, sondern auch bei der Bekämpfung von Tachykardiezuständen anwendbar.
Die erfindungsgemäße Elektrodenanordnung weist zwei Elek¬ troden auf, von denen die eine - auch als differente Elek¬ trode bezeichnet - das Herz elektrisch unmittelbar kontak¬ tiert, während die andere - auch als indifferente Elektrode
bezeichnet - das umliegende Gewebe elektrisch kontaktiert. Wichtig ist hierbei, daß die beiden Elektroden - abgesehen von der Verbindung durch das dazwischen gelegene Gewebe - elektrisch gegeneinander isoliert sind und somit eine bipo- lare Elektrodenanordnung bilden.
In einer bevorzugten Variante der Erfindung weist minde¬ stens eine Elektrode eine fraktale Oberflächenstruktur auf, welche die wirksame Oberfläche der Elektrode vergrößert und damit die Phasengrenzimpedanz verringert. Die fraktale Oberflächenstruktur kann beispielsweise mit dem bekannten Magnetron-Kathodenzerstäubungsverfahren hergestellt werden. Hierbei wird auf einen vorzugsweise aus Titan bestehenden Träger eine Beschichtung aus Iridium aufgebracht, die eine fraktale Oberflächenstruktur aufweist. Der Werkstoff Titan eignet sich als Trägermaterial hervorragend wegen der guten Bioverträglichkeit, d.h. Titan wird vom Körper nicht abge¬ stoßen und bei Kontakt mit menschlichem Gewebe auch nicht zersetzt.
Bei der Beschichtung des Trägers werden beispielsweise auf eine halbkugelförmige Elektrodenoberfläche zahlreiche klei¬ ne Halbkugeln aus dem Beschichtungsmaterial aufgebracht. Hierdurch läßt sich die aktive die Oberfläche der Elektrode in einem ersten Schritt verdoppeln. Auf die Oberfläche die¬ ser Halbkugeln werden dann jeweils zahlreiche noch kleinere Halbkugeln aufgebracht. In n solchen Schritten mit jeweils kleineren Halbkugeln als im vorangegangenen Schritt läßt sich die aktive Oberfläche der Elektrode auf das 2n-fache vergrößern.
Bei der Herstellung der fraktalen Oberflächenstruktur ist es nicht erforderlich, daß jeweils Halbkugeln aufgebracht
werden. Vielmehr lassen sich die fraktalen Elemente mit na¬ hezu allen geometrischen Formen bilden. Entscheidend ist, daß die fraktalen Elemente einer Schicht jeweils auf die Oberfläche der fraktalen Elemente der unmittelbar darunter- liegenden Schicht aufgebracht werden, wobei die Größe der fraktalen Elemente nach außen hin abnimmt.
Durch die fraktale Oberflächenstruktur der Elektrode ist die aktive Oberfläche der Elektrode gegenüber einer gleich großen herkömmlichen Elektrode auf mehr als das tausendfa- ehe vergrößert, was vorteilhaft zu einer entsprechend ver¬ ringerten Phasengrenzimpedanz führt.
An der Oberfläche der Elektrode bildet sich wegen des Di¬ polcharakters des Wassermoleküls eine Monolage aus Wasser¬ molekülen. So werden in Abhängigkeit von der Polarität der Elektrode entweder die Wasserstoffatome oder die Sauer¬ stoffatome von der Elektrode angezogen bzw. abgestoßen.
Die Grenzschicht zwischen einer Elektrode und dem umliegen¬ den, vorwiegend aus Wasser bestehenden Gewebe läßt sich so¬ mit als Plattenkondensator betrachten mit der Elektroden- Oberfläche als der einen Platte, dem Elektrolyten als der anderen Platte und der dazwischenliegenden Monolage aus Wassermolekülen als Dielektrikum.
Der Stromtransport zwischen der Elektrode und dem Gewebe erfolgt bei den erfindungsgemäßen fraktalen Elektroden vor- wiegend kapazitiv. Beim Anlegen einer Spannung zwischen der Elektrode und dem Elektrolyten kommt es zu einem dielektri¬ schen Verschiebungsstrom. Der Ubergangswiderstand zwischen der Elektrode und dem umliegenden Gewebe hängt also von der
Phasengrenzkapazität ab, die sich bekanntermaßen nach fol¬ gender Formel berechnet:
=f'£*oM
Da die fraktalen Elektroden eine sehr große Oberfläche A aufweisen, ist auch deren Phasengrenzkapazität groß und da¬ mit die Phasengrenzimpedanz sehr klein. Deshalb sind bei MAP-Messungen mit den erfindungsgemäßen fraktalen Elektro¬ den unter Verwendung von Meßschaltungen mit Eingangswider¬ ständen von mehr als einigen 10 kΩ Verfälschungen des Meß- Signals durch das Ubertragungsverhalten der Phasengrenze vernachlässigbar. Mit den erfindungsgemäßen fraktalen Elek¬ troden läßt sich deshalb vorteilhaft eine relativ große Empfindlichkeit bei der Messung des MAPs auch bei niedrigen Frequenzen erreichen. Darüber hinaus zeichnen sich fraktale Elektroden aufgrund ihrer niedrigen Phasengrenzimpedanz durch ein ausgezeichnetes Signal-Rausch-Verhältnis aus, was insbesondere bei einer Signalformanalyse des MAPs vorteil¬ haft ist.
Darüber hinaus folgt aus der Vergrößerung der aktiven Elek- trodenoberfläche eine Verringerung des störenden Einflusses des Nachpotentials im Anschluß an einen Stimulationsimpuls. Bei der Stimulierung des Herzens durch einen Herzschrittma¬ cher fließt während der Dauer des Stimulationsimpulses ein elektrischer Strom über die Phasengrenze zwischen der Elek- trode und dem umliegenden Gewebe. Dabei wird die Phasen¬ grenzkapazität aufgeladen. Nach dem Ende des Stimulations¬ impulses wird die Phasengrenzkapazität zwar wieder entla-
den, allerdings verfälscht das Nachpotential während der Entladedauer die Messung des MAPs.
Die Spannung, auf die die Phasengrenzkapazität aufgeladen wird, berechnet sich dabei nach folgender, ebenfalls allge- mein bekannter Formel:
wobei I der kapazitive Strom über die Phasengrenze und CH die Phasengrenzkapazität ist. Die fraktalen Elektroden wei¬ sen nun eine extrem große Oberfläche und damit auch eine extrem große Phasengrenzkapazität auf. Aus der obenstehen¬ den Gleichung ist ersichtlich, daß die Spannung, auf die die Phasengrenze aufgeladen wird, bei einer großen Phasen¬ grenzkapazität sehr klein ist. Fraktale Elektroden mit ei¬ ner großen Oberfläche weisen deshalb nur ein sehr geringes störendes Nachpotential auf. Aus diesem Grund kann die Sti¬ mulation des Herzens und die Messung des MAPs bei Verwen¬ dung fraktaler Elektroden vorteilhaft mit demselben Elek¬ trodenpaar erfolgen.
Die fraktalen Elektroden weisen also einen anderen Strom- transportmechanismus auf als die vorbekannten Ag/AgCl-Elek- troden.
Dies ermöglicht eine dauerhafte Verwendung der erfindungs¬ gemäßen Elektrodenanordnung insbesondere in Verbindung mit einem ANS-gesteuerten Herzschrittmacher. So lassen sich aus der Morphologie des MAPs Informationen über die Aktivität des autonomen Nervensystems (ANS) gewinnen, so daß das MAP
zur Ratensteuerung des Herzschrittmachers herangezogen wer¬ den kann.
Ein weiterer Vorteil der fraktalen Elektroden ist darin zu¬ sehen, daß die Empfindlichkeit gegenüber Änderungen des Elektrodenandrucks wesentlich geringer ausgeprägt ist als bei den eingangs beschriebenen vorbekannten Ag/AgCl- Elektroden, was die Verwendung großflächiger Elektroden er¬ möglicht.
In einer anderen Variante der Erfindung ist dagegen vorge- sehen, mindestens eine der beiden Elektroden zur Verringe¬ rung der Phasengrenzimpedanz insbesondere bei niedrigen Frequenzen mit einer elektroaktiven Beschichtung zu verse¬ hen, die beispielsweise aus einem iridiumoxid-haltigen Ma¬ terial bestehen kann.
In einer Variante der Erfindung von eigener schutzwürdiger Bedeutung sind die beiden Elektroden zu jeweils einer Sym¬ metrieachse symmetrisch ausgebildet und so angeordnet, daß die Symmetrieachsen der beiden Elektroden im wesentlichen fluchten. Hierdurch wird der störende Einfluß von spontan erregten lEKG-Signalen bzw. evozierten Myokardpotentialen auf die Messung des MAP weiter minimiert.
Bei der Kontaktierung von menschlichem Gewebe hängt der Ubergangswiderstand vom Anpreßdruck der Elektrode ab. Diese Abhängigkeit ist bei fraktalen Elektroden zwar - wie vor- stehend erwähnt - geringer ausgeprägt als bei Ag/AgCl-Elek- troden, wirkt sich jedoch nach wie vor aus.
Bei einem großen Anpreßdruck wird eine gute Formanpassung von Elektrode und Gewebe und damit ein geringer Übergangs-
widerstand erreicht. Dies spricht zunächst für eine mög¬ lichst spitze Form der Elektrode, da sich hierbei die An¬ preßkraft auf eine kleine Fläche verteilt und somit ein ho¬ her Anpreßdruck erreicht wird.
Andererseits ist der Übergangswiderstand von der wirksamen Kontaktfläche zwischen Gewebe und Elektrode abhängig. So weisen Elektroden mit einer großen Kontaktfläche eine rela¬ tiv geringen Übergangswiderstand auf. Dies spricht für eine flächige Form der Elektrode.
In einer Variante der Erfindung von eigener schutzwürdiger Bedeutung ist deshalb eine Elektrode im wesentlichen halb¬ kugelförmig oder halbkugelschalenförmig ausgeführt. Eine derartige Form stellt einen guten Kompromiß dar zwischen der Forderung eines hohen Anpreßdrucks und damit einer mög- liehst spitzen Form einerseits und der Forderung nach einer großen Kontaktfläche und damit einer möglichst flächigen Form andererseits.
Bei der erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung dient eine Elektrode bei der Messung des monophasischen Aktionspoten- tials zur unmittelbaren Kontaktierung des Herzmuskels, wäh¬ rend die andere Elektrode als Gegenelektrode das umliegende Gewebe kontaktiert. Da das Potential der den Herzmuskel kontaktierenden Elektrode durch dessen Potential bestimmt ist, wird diese Elektrode auch als differente Elektrode be- zeichnet. Das Potential der anderen Elektrode ist dagegen auch von dem Stromfluß zwischen dieser Elektrode und der differenten Elektrode abhängig. Das Potential der anderen Elektrode "schwimmt" also. Diese Elektrode wird deshalb auch als indifferente Elektrode bezeichnet.
In einer Variante der Erfindung von eigener schutzwürdiger Bedeutung sind die beiden fraktalen Elektroden in einem Ab¬ stand von im wesentlichen fünf Millimetern zueinander ange¬ ordnet. Bei einer derartigen Anordnung der Elektroden wer- den vorteilhaft sowohl bei Spontanerregung als auch bei Stimulation MAPs gleicher Morphologie gemessen, so daß die Messung des MAPs durch die Abgabe eines Stimulationsimpul¬ ses nicht oder nur unwesentlich verfälscht wird.
In einer Variante der Erfindung von eigener schutzwürdiger Bedeutung ist die erfindungsgemäße Elektrodenanordnung aus dem gleichen Grund so angeordnet, daß die differente Elek¬ trode das Meßobjekt, beispielsweise den Herzmuskel, kontak¬ tiert, während die indifferente Elektrode bezüglich der Myokardoberflache senkrecht über der differenten Elektrode angeordnet ist. Hierdurch wird vorteilhaft der störende Einfluß spontan erregter IEKG-Signale bzw. evozierter Myo- kardpotentiale minimiert.
Das MAP enthält - wie bereits eingangs erwähnt - vielfälti¬ ge Informationen, wie beispielsweise Sympathikus- und Pa- rasympathikustonus (Informationen des autonomen Nervensy¬ stems) , die im Rahmen einer Schrittmachertherapie zur Opti¬ mierung des Schrittmacherverhaltens ausgewertet werden kön¬ nen und eine ANS-Steuerung der Schrittmacher-Rate ermögli¬ chen. Darüber hinaus enthält das MAP Informationen über sich anbahnende Arrhythmien, was eine rechtzeitige Bekämp¬ fung von Tachykardiezuständen ermöglicht.
In einer vorteilhaften weiterbildenden Variante der Erfin¬ dung ist die Elektrodenanordnung deshalb in ein Stimulati¬ onssystem integriert.
Zur Stimulation des Herzens ist hierbei ein Impulsgenerator vorgesehen, der zur Abgabe von Stimulationsimpulsen mit mindestens einer der beiden Elektroden verbunden ist. Die Stimulation des Herzens kann also wahlweise unipolar oder bipolar erfolgen. Zur Beeinflussung des Stimulationsverhal¬ tens des Impulsgenerators weist dieser einen Steuereingang auf. Auf diese Weise ist es beispielsweise möglich, das Escape-Intervall des Herzschrittmacher bei einer Belastung des Herzschrittmacherträgers entsprechend anzupassen. Die Erfindung ist jedoch nicht auf die Anpassung des Escape- Intervalls beschränkt. Vielmehr ist es möglich, verschiede¬ ne Betriebsparameter des Herzschrittmachers an die Bela¬ stung anzupassen.
Da das über die Elektroden aufgenommene Meßsignal neben dem monophasischen Aktionspotential auch hochfrequente Störun¬ gen sowie die von spontanen Herzaktionen herrührenden elek¬ trischen Signale enthält, sind gemäß der Erfindung Mittel vorgesehen, um das MAP aus dem über die beiden Elektroden aufgenommenen Meßsignal zu isolieren. In einer bevorzugten Ausführungsform weisen diese Mittel ein Bandpaßfilter auf, dessen obere Grenzfrequenz vorzugsweise kleiner ist als 5000 Hz. Die untere Grenzfrequenz sollte dagegen unterhalb von 0,5 Hz liegen, um auch niederfrequente Signalanteile auswerten zu können.
Darüber hinaus ist es jedoch auch möglich, Korrelationsfil¬ ter oder andere Signalverarbeitungstechniken zu verwenden, um das MAP aus dem Meßsignal zu isolieren.
Weiterhin sind gemäß der Erfindung Mittel vorgesehen, um aus dem MAP den physiologisch angepaßten Wert der Steuer- große zu ermitteln. Vorzugsweise wirkt sich das MAP auf die
Stimulationsrate aus, um unter Berücksichtigung der jewei¬ ligen physischen oder psychischen Belastung des Herz¬ schrittmacherträgers eine ausreichende Herzleistung sicher¬ zustellen. Es hat sich hierbei gezeigt, daß die physiologisch sinnvolle Herzrate aus der Zeitdauer des MAPs ermittelt werden kann. In einer Variante der Erfindung sind deshalb Mittel vorgesehen, um die Zeitdauer des MAPs bzw. die Breite des MAP-Impulses zu bestimmen. Der auf diese Weise ermittelte Wert wird dann einer Zuordnungseinheit zu- geführt, die jedem Wert der MAP-Dauer entweder direkt einen Wert der Stimulationsrate oder einen Änderungswert der Sti¬ mulationsrate zuordnet, wobei der Änderungswert angibt, um welchen Wert der aktuelle Wert der Stimulationsrate verän¬ dert werden soll. In Abhängigkeit davon wird dann das Steu- ersignal erzeugt, das den Impulsgenerator ansteuert.
Im Betrieb des Herzschrittmachers kann das über die Elek¬ trodenanordnung abgenommene Meßsignal des MAP Schwankungen unterliegen, die nicht aktivitätsabhängig sind, sondern beispielsweise aus einer geringfügig veränderten Position der Elektrodenanordnung im Körper des Herzschrittmacherträ¬ gers oder Alterungserscheinungen des Herzschrittmacher¬ trägers resultieren. Da eine Auswirkung derartiger Schwan¬ kungen auf die Stimulationsrate des Herzschrittmachers un¬ erwünscht ist und die Aktivität des autonomen Nervensystems des Herzschrittmacherträgers in besonderem Maße die Morpho¬ logie des MAP beeinflußt, wird in einer bevorzugten Ausfüh¬ rungsform dieser Variante nicht die Größe des MAPs, sondern dessen Morphologie zur Ratensteuerung verwendet.
Eine Möglichkeit zur Erfassung der Morphologie des MAPs be- steht darin, daß MAP einer Fourier-Analyse zu unterziehen
und auf diese Weise dessen Frequenzspektrum zu ermitteln. Die angemessene Herzrate ergibt sich dann aus dem Wert des Frequenzgangs für bestimmte Frequenzen, bei denen der Fre¬ quenzgang eine besonders signifikante Abhängigkeit von der Aktivität des autonomen Nervensystems des Herzschrittma¬ cherträgers zeigt.
In einer anderen Ausführungsform ist dagegen vorgesehen, das Meßsignal des MAPs abzutasten und die Abtastwerte mit vorgegebenen Werten zu vergleichen. Da das MAP entsprechend der jeweiligen Herzrate periodisch ist, wird hierbei je¬ weils ein bestimmtes Zeitfenster innerhalb eines Herzzy¬ klus' betrachtet, um die Auswirkungen der periodischen Schwankung des MAPs auf die Messung zu unterdrücken. Die angemessene Herzrate ergibt sich dann aus den Amplituden der einzelnen Abtastwerte, die die Morphologie des MAPs wi¬ derspiegeln.
Von großer therapeutischer Bedeutung ist die Bestimmung der MAP-Dauer bei verschiedenen Repolarisationsstufen.
Das MAP enthält - wie bereits vorstehend erwähnt - Informa- tionen über sich anbahnende Tachykardiezustände. In einer vorteilhaften Variante der Erfindung ist deshalb vorgese¬ hen, daß MAP einer Signalverarbeitungseinheit zuzuführen, die das MAP analysiert und beurteilt, ob ein Tachykardiezu- stand bevorsteht. In einem derartigen Fall gibt die Signal- Verarbeitungseinheit ein Steuersignal an den Impulsgenera¬ tor oder einen Defibrillator, der deraufhin in eine beson¬ deren Betriebsart wechselt, die die Prävention oder Bekämp¬ fung der Tachykardie in an sich bekannter Weise ermöglicht.
Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet bzw. werden nachstehend
zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zei¬ gen:
Figur la bis ld verschiedene Ausführungsformen von Elektro- denanordnungen mit zwei bis sieben Elektroden,
Figur 2a bis 2e mehrere bipolare Elektrodenanordnungen,
Figur 3a bis 3c eine Prinzipdarstellung einer fraktalen Oberflächenstruktur in verschiedenen Stadien des Herstellungsprozesses,
Figur 4 ein Stimulationssystem als Blockschaltbild, sowie
Figur 5a bis 5c jeweils ein Diagramm eines monophasischen Aktionspotentials.
Figur la zeigt als bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Er¬ findung eine implantierbare bipolare Elektrodenanordnung, die im wesentlichen aus einer halbkugelschalenförmigen er¬ sten Elektrode 1 und einer ringförmigen zweiten Elektrode 2 besteht, die so angeordnet sind, daß deren Symmetrieachsen im wesentlichen fluchten. Der Abstand zwischen den beiden Elektroden 1, 2 beträgt ca. 5 mm. Durch diese Anordnung wird vorteilhaft erreicht, daß bei der Messung des MAPs so¬ wohl bei Spontanerregung als auch bei Stimulation des Her¬ zens das MAP die gleiche Morphologie aufweist. Dies ist wichtig bei der Auswertung des zeitlichen Verlaufs des MAPs bei der klinischen Diagnostik beispielsweise von Arrythmien des Herzens.
Die beiden Elektroden 1, 2 bestehen jeweils aus einem Trä¬ ger aus Titan und einer Beschichtung aus Iridium. Die Ver-
endung von Titan als Material für den Träger ist vorteil¬ haft, da Titan bioverträglich ist, d.h. Titan wird vom Kör¬ per nicht abgestoßen und geht auch keine chemischen Reak¬ tionen mit dem Körpergewebe ein. Die Beschichtung mit Iridium hat die Funktion, die aktive Oberfläche der Elek¬ troden 1, 2 zu vergrößern. So werden beispielsweise auf die halbkugelschalenförmige Elektrode 1 zahlreiche aus Iridium bestehende Halbkugeln aufgebracht, wobei der Radius dieser Halbkugeln wesentlich geringer ist als der Radius der Elek- trode 1 selbst. Auf diese Halbkugeln werden dann wiederum aus Iridium bestehende, noch kleinere Halbkugeln aufge¬ bracht, wodurch die aktive Oberfläche der Elektrode 1 aber¬ mals vergrößert wird. Durch die n-malige Wiederholung die¬ ses Schritts in einem zusammenhängenden Aufwachsprozeß mit immer kleineren Halbkugeln läßt sich so die aktive Oberflä¬ che der Elektrode 1 auf das 2n-fache steigern.
In der gleichen Weise wird die aktive Oberfläche der ring¬ förmigen zweiten Elektrode 2 vergrößert.
Die halbkugelschalenförmige differente Elektrode 1 - dient bei der Messung des MAPs zur unmittelbaren Kontaktierung des Herzmuskels, während die ringförmig ausgebildete indif¬ ferente Elektrode 2 das die differente Elektrode 1 umgeben¬ de Gewebe kontaktiert.
Figur lb zeigt als weiteres Ausführungsbeispiel der Erfin- düng eine 4-polige Elektrodenanordnung, die sich insbeson¬ dere zur Messung des MAPs eignet.
Die Elektrodenanordnung weist - wie die bereits in Figur la dargestellte Elektrodenanordnung - eine halbkugelschalen¬ förmige erste Elektrode 1 zur Kontaktierung des Herzmuskels
und eine ringförmige zweite Elektrode 2 als Gegenelektrode auf. Der Abstand der beiden Elektroden 1, 2 beträgt eben¬ falls 5 mm. Im Gegensatz zu der in Figur la dargestellten Elektrodenanordnung weist die halbkugelschalenförmige Elek- trode 1 hier eine parallel zu ihrer Symmetrieachse verlau¬ fende kreisförmige Bohrung auf, in die eine stabförmige Elektrode 3 eingesteckt ist.
Zwischen der halbkugelschalenförmigen Elektrode 1 und der ringförmigen Elektrode 2 ist eine weitere Elektrode 4 ange- ordnet. Das elektrische Potential dieser Elektrode 4 ergibt sich bei der Messung aus dem zwischen den Elektroden 3, 4 fließenden Strom, ist also nicht festgelegt. Diese Elektro¬ de 4 wird deshalb auch als indifferente Elektrode bezeich¬ net.
Im Gegensatz dazu wird das Potential der halbkugel¬ schalenförmigen Elektrode 1 und der an dieser befestigten stabförmigen Elektrode 3 durch das Potential des Herzmus¬ kels an der Kontaktstelle bestimmt und ist deshalb festge¬ legt. Dies Elektroden 1, 3 werden deshalb als differente Elektroden bezeichnet.
Die halbkugelschalenförmige Elektrode 1 und die ringförmige Elektrode 2 weisen - wie bei der in Figur la dargestellten Elektrodenanordnung - eine fraktale Oberflächenstruktur auf. Hierdurch wird vorteilhaft die aktive Oberfläche der Elektrode 1, 2 und damit die Phasengrenzkapazität der Elek¬ trode 1, 2 vergrößert und so die Phasengrenzimpedanz ver¬ ringert.
Figur lc zeigt als drittes Ausführungsbeispiel der Erfin¬ dung eine 7-polige Elektrodenanordnung mit einer halbkugel-
schalen-förmigen Elektrode 1 zur Kontaktierung des Herzmus¬ kels und vier ringförmigen Gegenelektroden 2a bis 2d, die jeweils eine fraktale Oberflächenstruktur aufweisen, wo¬ durch die aktive Oberfläche der Elektroden 1 und 2a bis 2d und damit deren Phasengrenzkapazität vergrößert wird. Die halbkugelschalenförmige Elektrode 1 und die vier ring¬ förmigen Gegenelektroden 2a bis 2d sind so angeordnet, daß ihre Symmetrieachsen im wesentlichen fluchten.
Die halbkugelschalenförmige Elektrode 1 weist - wie in Fi- gur lc dargestellt - mittig eine parallel zur Symmetrie¬ achse verlaufende Bohrung zur Aufnahme einer stabförmigen Elektrode 3 auf. Zwischen der halbkugelschalenförmigen Elektrode 1 und der zu dieser unmittelbar benachbarten ringförmigen Elektrode 2a ist mittig eine weitere Elektrode 4 angeordnet.
Figur ld zeigt schließlich eine vierpolige Elektrodenanord¬ nung mit zwei ringförmigen Elektroden 2a', 2b', einer halb- kugelschalförmigen Elektrode 1 sowie einer stabförmigen Elektrode 3.
Weitere erfindungsgemäß ausgeführte bipolare Elektrodenan¬ ordnungen sind in den Figuren 2a bis 2e dargestellt.
Figur 2a zeigt eine bipolare endokardiale Elektrodenanord¬ nung zur Erfassung des monophasichen Aktionspotentials (MAP) , die einen schaftartigen Träger 5 zylindrischen Quer- Schnitts aufweist, der die beiden Elektroden 6, 7 aufnimmt und zur Isolierung der beiden Elektroden 6, 7 aus elek¬ trisch isolierendem Material besteht.
An der Stirnseite des Trägers 5 befindet sich die zur Kon¬ taktierung des Herzmuskels vorgesehene differente Elektro¬ de 6, die halbkugelförmig ausgebildet ist und an ihrer den Herzmuskel kontaktierenden Außenfläche mit einer fraktalen Beschichtung versehen ist, um den Übergangswiderstand zwi¬ schen Elektrode 6 und Herzmuskel herabzusetzen.
Die indifferente Elektrode 7 dient dagegen zur Kontaktie¬ rung des den Herzmuskel umgebenden Gewebes und ist in einem Abstand von ca. 5 mm zu der differenten Elektrode 6 an der Mantelfläche des Trägers 5, diesen ringförmig umhüllend, angeordnet. Die Außenfläche der indifferenten Elektrode 7 ist ebenfalls mit einer fraktalen Beschichtung versehen, um den Übergangswiderstand herabzusetzen und somit eine gute Kontaktierung des Herzmuskels zu ermöglichen.
Die Anordnung der indifferenten Elektrode 7 in einem Ab¬ stand von ca. 5 mm zur differenten Elektrode 6 hat sich als vorteilhaft erwiesen, da das MAP bei einer derartigen An¬ ordnung sowohl bei Spontanerregung des Herzens als auch bei einer Stimulation des Herzens die gleiche Morphologie auf- weist, was bei einer diagnostischen Auswertung des MAPs von Vorteil ist.
Um die Elektrodenanordnung im implantierten Zustand zu fi¬ xieren und eine Wanderung im Körper des Herzschrittmacher¬ trägers zu verhindern sind an dem Träger 5 im Kopfbereich zwischen den beiden Elektroden 6, 7 mehrere Widerhaken 8 angebracht, die in einem Winkel von ca. 30° zur Längsachse des Trägers 5 abgewinkelt sind. Da die Elektrodenanordnung zur Kontaktierung mit dem Kopfbereich in den Herzmuskel eingeführt wird verhaken sich die Widerhaken 8 im Herzmus- kel und verhindern so eine Wanderung der Elektrodenanord-
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nung nach der Implantation. Zum einen wird hierdurch eine gesundheitliche Gefährdung des Herzschrittmacherträgers durch eine Verlagerung der Elektrodenanordnung verhindert. Zum anderen wird hierdurch erreicht, daß der Übergangswi- derstand zwischen Herzmuskel und Elektrodenanordnung nach der Implantation weitgehend konstant bleibt, was insbeson¬ dere zur Erfassung und Auswertung des MAPs wichtig ist, da die mit einer Verlagerung der Elektrodenanordnung verbunde¬ ne Änderung des dem Herzschrittmacher zugeführten Meßsi- gnals sonst zu Fehldiagnosen führen könnte.
Bei der in Figur 2b dargestellten Elektrodenanordnung er¬ folgt die Fixierung der Elektrodenanordnung dagegen nicht durch einen Widerhaken wie bei der in Figur 2a dargestell¬ ten und vorstehend beschriebenen Elektrodenanordnung, son- dern durch einen an der Stirnseite des schaftartigen Trä¬ gers 5 angeordneten schraubenfederförmigen Schraubansatz 9, der sich zu seinem freien Ende hin verjüngt und in die Her¬ zwand "eingeschraubt" werden kann. Der Schraubansatz 9 ist hierbei nicht starr mit der Elektrodenanordnung verbunden, sondern ausstoßbar und mittels Mandrin drehbar. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da vor dem Ausstoßen des Schraubansatzes 9 MAP-Messungen stattfinden können, die als Kriterium für eine Optimierung der Elektrodenposition die¬ nen können.
Da bei dieser Bauart nur der Schraubansatz 9 in den Herz¬ muskel eindringt, nicht jedoch - wie bei der in Figur 2a dargestellten Elektrodenanordnung - mindestens ein Teil des Trägers 5, wird der Herzmuskel durch die Implantation der Elektrodenanordnung nur minimal traumatisiert.
Die differente Elektrode 6 ist hierbei ebenfalls an der Stirnseite des Trägers 5 angeordnet und zur Verringerung des Übergangswiderstands mit einer fraktalen Beschichtung versehen, weist jedoch eine weitgehend ebene und damit re- lativ große Kontaktfläche auf, was vorteilhaft zu einem re¬ lativ geringen Ubergangswiderstand führt.
Die indifferente Elektrode 7 ist ebenfalls - wie bei der in Figur 2a dargestellten Elektrodenanordnung - ringförmig ausgebildet und zur Verringerung des Ubergangswiderstands mit einer fraktalen Beschichtung versehen und umhüllt den zylindrischen Träger 5 schalenförmig in einem Abstand von ca 10 mm zu der an der Stirnseite angebrachten differenten Elektrode.
Eine weitere Ausführungsform einer derartigen bipolaren Elektrodenanordnung ist in Figur 2c dargestellt.
Die Fixierung der Elektrodenanordnung erfolgt hierbei - wie bei der in Figur 2b gezeigten Elektrodenanordnung - durch einen an der Stirnseite der Elektrodenanordnung angeordne¬ ten Schraubansatz 9, der jedoch - im Gegensatz zu der in Figur 2b gezeigten Elektrodenanordnung - fest mit der Elek¬ trodenanordnung verbunden ist.
Ein weiterer Unterschied zu der in Figur 2b dargestellten Elektrodenanordnung besteht darin, daß die differente Elek¬ trode 6 in einem Abstand von nur 5 mm zur indifferenten Elektrode 7 angeordnet ist, was den Vorteil bietet, daß das MAP bei Spontanerregung des Herzens dieselbe Morphologie zeigt wie bei einer künstlichen Stimulation durch den Herz¬ schrittmacher, was bei einer diagnostischen Auswertung des
MAPs beispielsweise zur Aktivitätssteuerung des Herz¬ schrittmachers vorteilhaft ist.
Ein weiterer Unterschied ist schließlich in der Form der an der Stirnseite des Trägers 5 angeordneten differenten Elek- trode 6 zu sehen, die im Gegensatz zu der in Figur 2b dar¬ gestellten Elektrodenanordnung topfförmig ist und eine we¬ sentlich größere axiale Erstreckung aufweist als eine plat- tenförmige Elektrode, was in einigen Fällen zu einer Ver¬ ringerung des Übergangswiderstands führt.
Im Gegensatz zu den in Figur 2a-c dargestellten Elektroden¬ anordnungen zeigen die Figuren 2d und 2e eine epikardiale Elektrodenanordnung zur temporären Kontaktierung des Myo- kards, wobei die Elektrodenanordnung zur Anlage an der Myo- kardaußenwand eine aus elektrisch isolierendem Material be- stehende elastische Platte 10 aufweist, aus der die halb¬ kugelförmig ausgebildete differente Elektrode 12 nach innen in den Myokard hineinragt. Die indifferente Elektrode 11 ist dagegen an der Außenseite der Platte 10 angebracht und ebenfalls halbkugelförmig ausgebildet.
Die Figuren 3a bis 3c geben eine schematische Darstellung zur Verdeutlichung des schrittweisen Aufbaus der Oberflä¬ chenstruktur einer fraktalen Elektrode, wie sie bei der er¬ findungsgemäßen Elektrodenanordnung - alternativ zu elek¬ troaktiven Elektroden - vorgesehen ist. Zunächst erfolgt - wie in Figur 3a zu erkennen - eine Ablagerung des auf eine glatte Unterlage (beispielsweise Titan bzw. eine Titanle¬ gierung) abgeschiedenen Beschichtungsmaterials (etwa Iridi¬ um) in annähernd halbkugelförmigen, d.h. im Querschnitt halbkreisförmigen Aggregaten in dichter Packung. Die Grund- form wird dann - wie die Figuren 3b und 3c erkennen lassen
- überlagert durch eine maßstäblich verkleinerte Wiederho¬ lung dieser Form in mehreren Stufen. Die verkleinerten For¬ melemente lagern sich dabei jeweils an der Oberfläche der nächst größeren Unterlage-Form an.
In der Praxis wird eine derartige fraktale Oberflächengeo¬ metrie beispielsweise durch geeignete Verfahrensführung ei¬ nes elektrostatischen Sprühbeschichtungsverfahrens (Sput- tern) realisiert. (Im Rahmen dieses kontinuierlichen Ver¬ fahrens sind die in den Figuren gezeigten Stufen natürlich räumlich und zeitlich nicht strikt zu trennen.) Als Be- schichtungsmaterial sind inerte - d.h. in Körperflüssigkei¬ ten sehr geringe Oxidationsneigung aufweisende - Elemente, Legierungen oder Verbindungen geeignet, die eine fraktale Geometrie ausbilden können, beispielsweise grundsätzlich Elemente, Legierungen oder Nitride, Carbide oder Carboni- tride aus der Gruppe Iridium, Platin, Gold oder auch Koh¬ lenstoff.
Die starke und hochgradig differenzierte Tiefenstaffelung der nach hinreichender Prozeßdauer erhaltenen Struktur führt zu einer wesentlichen Vergrößerung der aktiven Elek¬ trodenoberfläche um einen Faktor von bis zu 1000 und mehr und damit zu einer entsprechenden Verringerung der Phasen¬ grenzimpedanz.
Figur 4 zeigt einen aktivitätsgesteuerten Herzschrittmacher 18 zur Verwendung mit der in Figur la dargestellten Elek¬ trodenanordnung als Blockschaltbild.
Die Stimulierung des Herzens 14 erfolgt über die in Figur la detailliert dargestellte bipolare Elektrodenanordnung 15a, 15b, die endokardial angeordnet ist. Die Steuerung er-
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folgt dabei nach dem sogenannten Demand-Prinzip, d.h. der Herzschrittmacher 18 generiert nur dann einen Stimulation¬ simpuls und gibt diesen auf das Herz 14, wenn eine natürli¬ che Stimulation des Herzens 14 innerhalb einer bestimmten Zeit ausbleibt. Der Herzschrittmacher 18 weist deshalb eine Eingangsstufe 16 auf, die über die Elektrodenanordnung 15a, 15b laufend ein Elektrokardiogramm (EKG) am Herzen 14 ab¬ nimmt und daraus ermittelt, ob eine natürliche Stimulation des Herzens 14 stattfindet oder nicht. Falls die Eingangs- stufe 16 eine spontane Herzaktion detektiert, so gibt die Eingangsstufe 16 ein Inhibierungssignal an den Impulsgene¬ rator 19, dessen interne Zeitgeber daraufhin zurückgesetzt werden, so daß die Abgabe eines Stimulationsimpulses unter¬ bleibt.
Der Herzschrittmacher 18 gibt - wie oben beschrieben - nur dann einen Stimulationsimpuls auf das Herz 14, wenn inner¬ halb einer bestimmten Zeit keine natürliche Stimulation einsetzt. Die Zeit, die der Herzschrittmacher 18 bis zur künstlichen Stimulation des Herzens 14 wartet, ist dabei abhängig von der eingestellten adaptiven Herzrate. Bei ei¬ ner Belastung des Herzschrittmacherträgers sollte der Herz¬ schrittmacher 18 jedoch eine höhere Herzrate einstellen. Es ist deshalb eine weitere Eingangsstufe 13 vorgesehen, die laufend das an der Elektrodenanordnung 15a, 15b anliegende elektrische Signal mißt und daraus das MAP isoliert.
Dieser Eingangsstufe 13 nachgeschaltet ist eine Rechenein¬ heit 17, die in Abhängigkeit von dem MAP die physiologisch angepaßte Herzrate RATE bestimmt und den Impulsgenerator 19 entsprechend ansteuert. Die Ansteuerung des Impulsgenera-
tors 19 erfolgt hierbei in der Weise, daß das MAP weitge¬ hend konstant bleibt.
Durch die Aktivitätssteuerung des Herzschrittmachers 18 wird der Herzschrittmacherträger unter Berücksichtigung der jeweiligen Belastung stets mit der physiologisch sinnvollen Herzrate stimuliert.
In Figur 5a bis 5f sind Beispiele für die Zeitabhängigkeit der gemessenen Spannung bei der Erfassung des atrialen mo- nophasischen Aktionspotentials MAP gezeigt, die mittels fraktaler Elektroden in verschiedenen Anordnungen aufgenom¬ men wurden.
Figur 5a bis 5c zeigen Verläufe spontan erregter MAP, die bei Elektrodenabständen einer differenten zu einer indiffe¬ renten fraktalen Elektrode von 4 mm (Figur 5a) bzw. 16 mm (Figur 5b) bzw. unter Anordnung einer indifferenten Elek¬ trode in der Vena subclavia (Figur 5c) aufgenommen wurden, während Figur 5d bis 5f die Potentialverläufe der durch Stimulation mit 140 min"1, U = 2 V über die Elektrodenkom¬ bination differente fraktale Elektrode/indifferente frak- tale Elektrode in 4 mm Abstand evozierten MAP mit den Figur 5a bis 5c entsprechend Erfassungs-Elektrodenanordnungen zeigen. Die charakteristische Morphologie des MAP ist be¬ sonders gut in Figur 5a, 5b bzw. 5e, 5f zu erkennen; bei größeren Elektrodenabständen bzw. - wie in Figur 5c und 5f - bei Anordnung der indifferenten Elektrode in der Vena subclavia tritt tendenziell eine Änderung der Morphologie hin zu einem intrakardialen EKG (IEKG) bzw. einem herkömm¬ lichen evozierten Potential auf.
Physikalisch stellt das MAP ein Summenpotential dar, das sich aus der Überlagerung von Transmembranpotentialen in Elektrodennähe ergibt und somit physiologisch die Aktivität des autonomen Nervensystems (ANS) reflektiert, wobei in das MAP-Signal aufgrund der Messung im Vorhof sowohl Sympathi¬ kus- als auch Parasympathikusaktivität Eingang findet. Es stellt damit eine wertvolle Informationsquelle sowohl für eine frequenzadaptive Herzstimulation als auch zur Früher¬ kennung von atrialen (speziell tachykarden) Arrhytmien dar und ist somit nach Erkenntnis der Erfinder als Regelgröße eines ratenadaptiven Schrittmachers ebenso geeignet wie als Meßgröße für die Kartierung (das Mapping) und ggfs. Zerstö¬ rung von potentiell arrhythmieerzeugenden Reizleitungs¬ strukturen im Herzgewebe.
Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsbeispie¬ le. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteten Ausführungen Gebrauch macht. Dabei läßt sich die Erfindung insbesondere bei verschiedenen Arten der Stimula¬ tion menschlichen und tierischen Gewebes verwenden. Die An¬ wendung bei der Herzstimulation ist nicht auf die Stimula¬ tion einer Kammer beschränkt. Bevorzugt ist auch die Verwendung in Zweikammer (DDD-)Schrittmachern möglich, bei denen eine MAP-Signal-Aufnahme in einer oder beiden Kammern erfolgt.
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