Windenergieanlage
Die Erfindung betrifft eine Windenergieanlage mit einem Generator, einem mit dem Generator verbundenen Umrichter, die im Falle von erkannten Störungen im elektrischen Netz dazu vor gesehen sind, den Störungen im Netz entgegenzuwirken.
Windenergieanlagen sind bei der Energieversorgung im elektrischen Netz eine wesentliche Energiequelle und werden zukünftig einen immer größeren Beitrag leisten. Prinzipbedingt bleibt dabei die aus Windenergieanlagen zur Verfügung stehende Leistung nur begrenzt plan bar. Mit dem immer größer werdenden Anteil an Windenergie im elektrischen Verteilnetz sind die Anforderungen der Betreiber elektrischer Netze an die Windenergieanlagen gestiegen und werden kontinuierlich fortentwickelt.
Grundsätzlich orientieren sich die Anforderungen der Netzbetreiber bislang an den Eigen schaften konventioneller Kraftwerke und es werden entsprechende Eigenschaften von den Windenergieanlagen gefordert. Bei konventionellen Kraftwerken handelt es sich überwiegend um direkt mit dem Netz verbundene Synchrongeneratoren, deren Regelungsmöglichkeiten sich von den über Umrichter verbundenen Generatoren der Windenergieanlagen unterschei den und deren Regelungsstrategien zur Stabilisierung der Übertragungs- und Verteilnetze sys tembedingt unterschiedlich sein müssen. Die Anforderungen der Netzbetreiber berücksichtigen diese Unterschiede aber bislang kaum.
Beispielsweise wird mittlerweile gefordert, dass Windenergieanlagen Spannungseinbrüche bis 0% Restspannung der Nominalspannung im Netz ohne Trennung vom Netz durchfahren kön nen müssen und gleichzeitig Blindleistung oder Blindstrom in das Netz einspeisen müssen, um dem Einbruch der Netzspannung entgegenzuwirken. Darüber hinaus wird gefordert, dass Windenergieanlagen auch gegenüber Änderungen in der Netzfrequenz tolerant sein müssen, beispielsweise in einem Bereich von 46,5Hz bis 53,5Hz eines 50 Hz Netzes. Gleichzeitig muss bei Überschreiten einer Schwellfrequenz beispielsweise von 50,1 Hz die Wirkleistungsabgabe der Windenergieanlage reduziert werden.
Diese Anforderungen an Windenergieanlagen übersehen, dass durch die systembedingten Unterschiede in den Regelungsstrategien der direkt ans Netz gekoppelten konventionellen Kraftwerke gegenüber den durch Umrichter geregelten Windenergieanlagen bei ungünstigen Störungen im Netz die Reaktionen der Windenergieanlagen auf die Störung im Netz den Re aktionen der konventionellen Kraftwerke entgegen wirken können und so eine Stabilisierung
des Netzes verhindern können.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die vorstehenden Nachteile zu vermeiden.
Die erfindungsgemäße Lösung liegt in einer Vorrichtung und einem Verfahren gemäß den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
Erfindungsgemäß ist bei einer Windenergieanlage, umfassend einen mit einem Generator ver bundenen Umrichter, der zumindest einen Teil der vom elektrischen Generator erzeugten Energie in ein elektrisches Netz einspeist, Sensoren für Störungen im elektrischen Netz, ein Reglermodul zum Steuern des Umrichters und/oder der Windenergieanlage, wobei das Reg lermodul ein Netzstörungsmodul umfasst, das im Falle von erkannten Störungen im elektri schen Netz dazu vorgesehen ist, den Störungen entgegenzuwirken, vorgesehen, dass das Reglermodul ein Übersteuerungsmodul umfasst, das dazu ausgebildet ist, im Falle einer er kannten Störung im Netz das Netzstörmodul zumindest teilweise zu deaktivieren.
Die Erfindung hat erkannt, dass bei schnellen Störungen im Netz konventionelle Kraftwerke aufgrund ihrer Trägheit nicht durch eine schnelle Änderung der Wirkleistungseinspeisung rea gieren können. Dem konventionellen Kraftwerk bleibt für eine schnelle Regelung der Wirkleis tungsbilanz nur die Änderung der Spannung, so dass unter Annahme von überwiegend ohm schen Verbrauchern der Verbrauch kurzzeitig geändert werden kann, bis die Wirkleistungsab gabe des konventionellen Kraftwerks neue Sollwerte erreicht hat. Windenergieanlagen sind dazu ausgelegt, die Spannung an ihrem Einspeisepunkt möglichst konstant zu halten und er reichen dies über eine spannungsgeregelte Blindleistungsabgabe. Diese Spannungsregelung der Windenergieanlagen ist dabei gegenüber der Wirkleistungsregelung des Kraftwerks schnell. Ändert der Netzbetreiber zur Regelung der Wirkleistungsbilanz im Netz die Spannung, kann in ungünstigen Situationen die Spannungsänderung durch die Windenergieanlagen zu mindest teilweise wieder kompensiert werden, so dass die Regelungsstrategie des Kraftwerks nicht ausreichend wirksam wird und eine Stabilisierung des Netzes oder Kompensierung des Netzfehlers nicht erreicht wird.
Die erfindungsgemäße Windenergieanlage verbessert diese Situationen, indem sie am Verlauf der Störung erkennt, dass zumindest Teile der eigenen Netzstabilisierungsfunktionen der Stö rung nicht entgegenwirken und sie in dieser speziellen Situation die jeweils schädlichen und/o der in Bezug auf die Störung unwirksamen Netzstabilisierungsfunktionen deaktiviert (und an dere, wirksame Netzstabilisierungsfunktionen aktiviert lässt).
Die Erfindung setzt an dem Punkt an, dass für eine Analyse, ob die jeweilige Netzstabilisie rungsfunktion in der speziellen Störungssituation im Netz aktiviert bleiben soll, der zeitliche
Verlauf der Spannungskenngrößen Spannungshöhe und -frequenz, sowie Blind- und Wirk stromeinspeisung der Windenergieanlage ausgewertet werden muss. Aus den jeweiligen Ver läufen kann erkannt werden, ob und welche Netzstabilisierungsfunktion inaktiviert bleiben müssen bzw. aktiviert bleiben sollen.
Nachfolgend sei erläutert, dass unter Deaktivierung einer Netzstabilisierungsfunktion verstan den wird, dass die Netzstabilisierungsfunktion nicht aufgerufen, abgeschaltet oder eingefroren wird, obwohl die gemessene elektrische Regelgröße im Netz eine Reaktion der Netzstabilisie rungsfunktion verlangen würde, so dass von der Windenergieanlage kein regelnder oder steu ernder Einfluss auf die Regelgröße im Netz ausgeht. Eine Netzstabilisierungsfunktion kann da bei beispielsweise jede Funktion sein, die primär auf die Beeinflussung der Spannungshöhe oder Spannungsfrequenz am Messpunkt abzielt.
Nicht gemeint sind damit Funktionen, die primär der Sicherheit der Windenergieanlage dienen oder deren Komponenten vor Beschädigung schützen sollen, die insbesondere auch während einer Störung im Netz aktiviert bleiben müssen.
Mit Störung im Netz ist jede Veränderung der im elektrischen Netz gemessenen Größen ge meint, bei der der Wert der Größe ein vordefiniertes Grenzwertintervall verlässt oder der Ände rungsgradient der Größe eine bestimmte Höhe überschreitet. Umfasst vom Begriff Störung soll auch der Eintritt einer vordefinierten Ereignisfolge oder das Überschreiten der Eintrittsfrequenz eines vordefinierten Ereignisses sein.
Sofern hier die Regelung einer Leistung beschrieben wird, versteht der Fachmann darunter ebenfalls naheliegende Alternativen, wie die Regelung nur des Stroms oder nur der Spannung, sowie bei Wirk- oder Blindleistung ebenfalls die einzelnen Aspekte der Leistung, also die je weiligen Ströme oder Spannungen, verstanden werden sollen. Unter Blindleistung kann in die sem Zusammenhang auch der Blindstrom, der Grundschwingungsverschiebefaktor, Leistungs faktor oder Phasenwinkel verstanden werden.
Bevorzugt umfasst das Netzstörungsmodul zumindest ein Frequenzstörungsmodul zur Rege lung der Wirkleistungsabgabe in Abhängigkeit der Frequenz im Netz und ein Blindleistungsstö rungsmodul zur Regelung der Blindleistung in Abhängigkeit der Spannung im Netz, wobei das Übersteuerungsmodul dazu ausgebildet ist, jedes Modul des Netzstörmoduls einzeln und un abhängig voneinander zu deaktivieren.
In einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass das Reglermodul einen Signalein gang umfasst, der bei anliegendem Signal das Übersteuerungsmodul derart aktiviert, dass es das Netzstörungsmodul zumindest teilweise deaktiviert.
Die Erfindung bezieht sich ferner auf ein Verfahren zum Steuern einer Windenergieanlage.
Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen anhand einer vorteilhaften Ausführungsform beispielhaft beschrieben. Bezüglich aller im Text nicht nä her erläuterten erfindungsgemäßen Einzelheiten wird ausdrücklich auf die Zeichnungen ver wiesen. Es zeigen:
Figur 1 eine Windenergieanlage und
Figur 2 den erfindungsgemäßen Umrichterregler.
Der Aufbau der Windenergieanlage wird anhand von Figur 1 kurz erläutert. Der Windrotor 2 der Windenergieanlage 1 wird durch den Wind in Drehung versetzt. Der Windrotor 2 ist dabei mechanisch über ein Getriebe 3 mit dem Generator 4 verbunden und versetzt den Rotor 6 des Generators 4 in Drehung. Der Stator 5 des Generators ist über Leistungskabel im Turm 13, ei nen Transformator 8 und einen Trennschalter 9 an das elektrische Netz 10 angeschlossen.
Der Rotor 6 des Generators 4 ist an einen Umrichter 7 angeschlossen, der wiederum ebenfalls über Leistungskabel im Turm 14, einen Transformator 8 und einen Trennschalter 9 an das elektrische Netz 10 angeschlossen ist. Der Umrichter 7 weist eine Umrichterregelung 20 auf, die den Umrichter 7 regelt. An den Leistungskabeln 13, 14 sind Messsensoren 31 angeordnet, um die elektrischen Größen des Netzes 10 zu messen und über Messleitungen an die Um richterregelung 20 weiterzuleiten. Sofern eine Störung der elektrischen Größen des Netzes 10 festgestellt wird, kann in der Umrichterregelung ein Netzstörmodul 25 aktiviert werden, das sei nerseits durch das Übersteuerungsmodul 26 deaktiviert werden kann.
Figur 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau einer erfindungsgemäßen Windenergieanlage. Am Ge nerator 4 ist ein Umrichter 7 mit generatorseitigem Wechselrichter 71 , Gleichspannungszwi- schenkreis 73 und netzseitigem Wechselrichter 72 angeschlossen. Der Gleichspannungszwi- schenkreis 73 umfasst in an sich bekannter Weise einen Kondensator 82 als Energiespeicher sowie einen Chopper 81 als Sicherheitseinrichtung. Am Ausgang des netzseitigen Wechsel richters 72 ist eine Drossel 12 angeordnet. Der Umrichter 7 wird durch eine Regelung 20 gere gelt. An verschiedenen Stellen in der Windenergieanlage 1 und/oder dem elektrischen Netz 10 werden elektrische Größen durch Strom- und/oder Spannungssensoren 31 , 32 gemessen, welche über eine direkte oder indirekte Kopplung zum Netz 10 verfügen, mittels deren Mess werten sich Abweichungen der elektrischen Größen des Netzes 10 vom Normalbereich fest stellen lassen. Die Messwerte werden an den Eingang eines Störungsdetektors 23 des Um richterreglers 20 übertragen und, sofern keine Störung im elektrischen Netz 10 vorliegt, wird vom Entscheidungsmodul 41 das Normalregelmodul 24 für normalen Betrieb aktiviert. Im Nor malregelmodul 24 werden Blind- und Wirkleistung gemäß der vom Betreiber der Windenergie anlage, der Parkregelung oder den voreingestellten Regelvorgabeneingestellt. Bei aktiviertem
Normalregelmodul 24 sind die wesentlichen Regelziele die Einspeisung möglichst hoher Wirkleistung bei gleichzeitiger Einhaltung vertraglich vereinbarter Blindleistungsmengen, bzw. bei einer spannungsorientierten Regelung die Einspeisung von so viel Blindleistung, dass die vorgegebenen Spannungsbereiche nicht verlassen werden.
Das Normalregelmodul 24 ermittelt anhand der von den Sensoren 31 , 32 gemessenen Werte die Sollwerte für die Blind- und Wirkleistungen und gibt diese an den Leistungsregler 27 weiter, der über die einzelnen Umrichterregler 21 , 22 die Sollwerte einregelt.
Wird eine Störung im Netz von einem Störungsdetektor 23 erkannt, aktiviert das mit dem Stö rungsdetektor 23 zusammenwirkende Entscheidungsmodul 41 das Netzstörungsmodul 25, das vom Normalregelmodul 24 abweichende Regelziele hat, die es durch veränderte Regler er reicht. Das Netzstörungsmodul 25 umfasst Module 25a, 25b zur spannungsabhängigen Blind leistungsregelung oder frequenzabhängigen Wirkleistungsregelung, wobei in diesen Modulen 25a, 25b Regelfunktionen hinterlegt sein können, die sich mit den Vorgaben der Betreiber des Netzes 10 für Störungen decken.
Liegt eine Störung im Netz vor, bei der das Netzstörungsmodul 25 vom Entscheidungsmodul 41 aktiviert werden soll, ermittelt das Übersteuerungsmodul 26 gleichzeitig, ob eine Störung vorliegt, bei der eine Aktivierung des Netzstörungsmoduls 25 das Netz nicht stabilisieren würde. Erkennt das Übersteuerungsmodul 26 eine derartige Störung, kann es zumindest Teile des Netzstörungsmoduls überbrücken (mittels Übersteuerschaltern 42a, 42b) und so einen Regeleingriff auf den Netzparameter durch die überbrückte Funktion verhindern.
Der Leistungsregler 27 erhält dadurch keine neuen Sollwerte und der Umrichter 7 ändert seine Abgabeströme nicht.
Als Alternative ist auch denkbar, dass das Übersteuerungsmodul 26 auf das Entscheidungs modul 41 derart einwirkt, dass zumindest Teile des Regelkreises vom Normalregelmodul 24 gesteuert werden, so dass trotz der Störungen im Netz 10 die Regelung der elektrischen Grö ßen funktionsfähig ist.
Das Übersteuerungsmodul 26 ist zusätzlich noch derart ausgestaltet, dass es zumindest indi rekt Signale von der Steuerung des Windparks 29 oder über einen Signaleingang 28 vom Be treiber des Netzes 10 empfangen kann. Über diese Signale kann das Übersteuerungsmodul 26 aktiviert oder deaktiviert werden, so dass von außen immer eine optimale Netzstützung durch die Windenergieanlage 1 gewährleistet ist. Die Steuerung des Windparks 29 hat eigene, der Wndenergieanlage im Netz 10 vorgelagerte Sensoren 32, die eine Störung im Netz 10 frü her oder direkter detektieren oder die Wirkung der von der Wndenergieanlage 1 abgegebenen
Leistungen kontrollieren können, sodass die Steuerung des Windparks 29 gezielt das Netzstö rungsmodul 25 aktivieren bzw. deaktivieren kann.
In den Figuren ist nur eine Windenergieanlage mit einem doppeltgespeisten Asynchrongenera tor gezeigt, bei dem nur ein Teil der abgegebenen elektrischen Leistung vom Umrichter an das elektrische Netz übertragenen wird. Die Erfindung kann ebenfalls bei Konfigurationen ange wendet werden, bei denen andere Generatortypen verwendet werden und die gesamte er zeugte elektrische Leistung über den Umrichter geleitet wird.