Verfahren zur dreidimensionalen Darstellung einer digitalen Straßenkarte
Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur dreidimensionalen Darstellung einer digitalen Straßenkarte gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Navigationseinrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9.
Stand der Technik
Aus dem Stand der Technik sind Navigationseinrichtungen bekannt, bei welchen ein Teil einer Straßenkarte abhängig von der Position eines Fahrzeugs und dessen Bewegungsrichtung auf einem Bildschirm wiedergegeben wird. Dabei sind verschiedene Darstellungsarten üblich, welche bezüglich der ihnen zugrundeliegenden Datenstrukturen und der vom System ausgeführten Rechenoperationen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Das einfachste Modell ist eine zweidimensionale Darstellung einer die
Navigationsdaten (Flächen, Linien, Punkte, Beschriftungen) enthaltenden Vektorkarte. Um dem Fahrzeugführenden möglichst leicht zu interpretierende, visuelle Informationen über ihre Umgebung zur Verfügung zu stellen, wird dagegen oft eine perspektivische Darstellung der Kartendaten bevorzugt. Wahlweise kann die Darstellung dabei Höheninformationen des nicht notwendigerweise ebenen Geländes enthalten oder lediglich eine dreidimensionale Darstellung einer „flachen" Karte sein. Letzteres Modell wird als pseudo-3D Darstellung bezeichnet. In beiden Fällen müssen die der Karte zugrundeliegenden Daten einer Vektorkarte unter dem Einfluss einer Koordinatentransformation in die eine perspektivische Repräsentation enthaltenden Bilddaten umgerechnet werden. Üblicherweise wird eine lineare Abbildungsvorschrift
eingesetzt, bei welcher für in der Karte vorhandene Linien einfach deren Endpunkte projiziert und wieder mit einer Linie verbunden werden. Aus diesen Linien setzen sich dann zu füllende Polygone zusammen. Ein Standard-CPU (Central Processing Unit) oder eine GPU (Graphical Processing Unit) führt die notwendigen 3D- Vektoroperationen und Polygon-Schattierungen in Hardware aus.
Der perspektivische Eindruck wird dadurch erreicht, dass eine virtuelle Betrachtungsposition oberhalb der tatsächlichen Fahrzeugposition gewählt wird. Je höher die Betrachtungsposition ist, desto mehr Informationen werden dem Benutzer zur Verfügung gestellt, welche er von seiner Position in seinem Fahrzeug gegebenenfalls nicht erhalten würde. Oftmals wird zur besseren Orientierung auch die Position des Fahrzeugs auf der Karte wiedergegeben.
Zur Berechnung der Bilddaten kann im Prinzip jedes Projektionsverfahren verwendet werden, welches eine räumliche Wirkung erzeugt. Besonders bekannt ist dabei die
Zentralprojektion, bei welcher alle in der Karte abzubildenden Punkte über Verbindungslinien mit dem Projektionszentrum, welches mit der Betrachtungsposition zusammenfällt, über Verbindungslinien verbunden sind, deren Schnittpunkte mit einer Projektionsebene das projizierte Bild ergibt. Aufgrund der Geometrie einer solchen oder ähnlichen Projektion erscheint in der visuellen Darstellung ein Horizont und ein angrenzender Bereich, welcher dem Luftraum entspricht. Oftmals sind bei der Darstellung des Luftraums statische, dekorative Texturen vorgesehen, insbesondere Wolkenbilder. Bei der Bewegung des Fahrzeugs und der entsprechenden Aktualisierung der visuellen Darstellung erscheinen solche Texturen aufgrund ihrer Statik unrealistisch, da sie der Bewegung des Fahrzeugs nicht folgen.
Darstellung der Erfindung, Aufgabe, Lösung, Vorteile
Aufgabe der Erfindung ist es, den Bereich der visuellen Darstellung in der Nähe und oberhalb des Horizontes zu nutzen, um dem Benutzer einen erhöhten Tiefeneindruck zu vermitteln.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mittels eines Verfahrens mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen oder mittels einer Navigationseinrichtung mit den im Anspruch 9 genannten Merkmalen gelöst.
Dadurch, dass im Bereich des Horizonts und/oder darüber liegenden Bereich der visuellen Darstellung der digitalen Straßenkarte eine Vielzahl von Bildobjekten gezeichnet wird, wobei sich die einzelnen Bildobjekte bei Änderung der Position oder Fahrtrichtung des Fahrzeugs gegeneinander verschieben, kann ein realistischer
Tiefeneindruck erzeugt werden. Bei den Bildobjekten handelt es sich typischerweise um Wolkenkulissen, welche übereinander gezeichnet werden und dabei verschiedenen Entfernungen von der Fahrzeugposition entsprechen.
In bevorzugter Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass sich einzelne
Bildobjekte bei Änderung der Fahrtrichtung des Fahrzeugs gegeneinander in einer Richtung parallel zum Horizont verschieben. Dadurch wird der Eindruck einer Drehung des Betrachtungswinkels in der Darstellung erweckt. Wolkenkulissen im Vordergrund werden dabei schneller bewegt als Wolkenkulissen im Hintergrund.
In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Bildobjekte unter Verwendung von Compositing gezeichnet werden. Hierdurch kann das erfindungsgemäße Verfahren durch die Benutzung einer wohlbekannten Technik leicht umgesetzt werden. Bei der üblichsten Version des Compositing, dem alpha-Compositing, ist jedem Pixel außer den RGB-Daten noch ein Alpha- Wert A, seine sogenannte Opacity, zugeordnet.
Bei einer 8-Bit-Darstellung beträgt dieser 255 für völlig opak und 0 für völlig transparent. Die zu zeichnenden Layer der visuellen Darstellung der digitalen Straßenkarte werden einer nach dem anderen gezeichnet, wobei es in jedem Schritt einen Vordergrund und Hintergrund gibt. Dabei ist als Hintergrund der Layer anzusehen, welcher in einem vorangehenden Schritt fertiggestellt worden ist. Das Ergebnis des Compositing bildet dann in einem nächsten Schritt den Hintergrund, bis als Ergebnis des letzten Compositing-Schritts das fertige Bild vorliegt. Ist der Hintergrund völlig transparent, so resultiert als Ergebnis des Compositing der Vordergrund und umgekehrt. Ist der Vordergrund opak, wird der Hintergrund überschrieben. Im erfϊndungsgemäßen Verfahren sind die Wolkenkulissen durch verschiedene Layer repräsentiert, wobei die
Wolken entweder opak oder nahezu opak gezeichnet werden.
Weiterhin ist bevorzugt, dass statische Bildelemente transparent oder teilweise transparent über die Bildobjekte gezeichnet werden. Bei diesen Bildelementen kann es sich um Hintergrundinformationen für den Benutzer handeln, welche stets an der gleichen
- A -
Stelle in der visuellen Darstellung der digitalen Straßenkarte erscheinen sollen. Durch die teilweise oder vollständige Transparenz ist die relative Verschiebung der hinter den Bildelementen gezeichneten Bildobjekte weiterhin beobachtbar, wodurch der Eindruck einer Dynamik entsteht.
Des Weiteren wird die Aufgabe der Erfindung durch die erfindungsgemäße Navigationseinrichtung gelöst, welche sich dadurch auszeichnet, dass die Umwandlungseinheit Mittel zum Zeichnen von Bildobjekten umfasst, welche sich bei Änderung der Position oder Fahrtrichtung des Fahrzeugs gegeneinander verschieben.
Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Nachstehend wird die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine erfindungsgemäße Navigationseinrichtung;
Figur 2 eine visuelle Darstellung einer digitalen Straßenkarte;
Figur 3 schematisch verschiedene Wolkenkulissen und
Figur 4 schematisch eine Überlagerung der Wolkenkulissen.
Bester Weg zur Ausführung der Erfindung
Figur 1 zeigt eine insgesamt mit 100 bezeichnete Navigationseinrichtung. Die Daten einer digitalen Straßenkarte sind auf einem Speichermedium 10 gespeichert, beispielsweise auf einer CD-ROM oder einer DVD, welches sich in einem Laufwerk 12 befindet. Auf einer
Anzeigeeinrichtung 14 wird eine visuelle Darstellung der digitalen Straßenkarte 16 angezeigt, welche von einem Mikroprozessor 18 erzeugt wird, welcher die aktuelle
Position des Fahrzeugs auf der Grundlage von Messdaten, welche von einem Positionssensor 24 wie z.B. einen GPS-Sensor und einem Richtungsmesser 26 ermittelt
werden, berechnet und einen Teil der Straßenkarte aus dem Speichermedium 10 liest, welcher die aktuelle Position des Fahrzeugs einschließt. Der Mikroprozessor 18, welcher über einen Systembus 22 mit einem Arbeitsspeicher 20 verbunden ist, berechnet in regelmäßigen Zeitabständen perspektivische Bilder, welche an die aktuelle Position und Orientierung des Fahrzeugs angepasst sind und den Fahrzeugfuhrenden mit
Informationen über seine unmittelbare Umgebung und den angestrebten Zielort versorgt. Die auf der Anzeigeinrichtung 14 wiedergegebene visuelle Darstellung der digitalen Straßenkarte 16 weist einen die topographischen Informationen enthaltenen ersten Bereich 28 und einen von dem ersten Bereich durch einen Horizont 30 getrennten zweiten Bereich 32 auf, welcher dem Luftraum entspricht. Die durch den Mikroprozessor 18 und den Arbeitsspeicher 20 gebildete Bildumwandlungseinheit umfasst Mittel zum Zeichnen von Bildobjekten, welche sich bei Änderung der Position oder Fahrtrichtung des Fahrzeugs gegeneinander verschieben.
Figur 2 zeigt im genaueren Detail die visuelle Darstellung einer Straßenkarte 16.
Die visuelle Darstellung 16 beschränkt sich auf ein in Fahrtrichtung liegendes Blickfeld auf der Grundlage eines erhöhten, virtuellen Standpunktes, seitlich begrenzt durch einen gegebenen Öffnungswinkel der Darstellung. Der die topographischen Informationen enthaltene erste Bereich 28 stellt unter Verwendung einer Koordinatentransformation aus den auf dem Speichermedium abgespeicherten Daten einer digitalen Straßenkarte ausgerechnete Straßensegmente und an sie grenzende Füllflächen farblich dar. Die in der Anzeigeeinrichtung 14 angezeigten Bilder werden periodisch neu berechnet und dargestellt. Das erfindungsgemäße Verfahren bezieht sich auf jedes einzelne solcher Bilder. Im über dem Horizont 30 befindlichen Luftraum 32 werden Wolkenkulissen 34
(in Figur 2 nicht genauer dargestellt) gezeichnet und unter Verwendung von alpha- Compositing übereinandergelagert. Dabei sind die Wolkenkulissen 34 opak oder zumindest teilweise opak gezeichnet.
Figur 3 zeigt schematisch verschiedene Wolkenkulissen 34 bzw. Layer, in welchen die
Wolkenkulissen 34 gezeichnet sind. Die Wolkenbilder lassen sich zusätzlich mit Texturen versehen, um einen natürlichen Eindruck zu erwecken. Die Wolkenkulissen 34 werden nun übereinandergelagert und ergeben ein Schichtung, welche in Figur 4 dargestellt ist. Bei einer Drehung der Fahrzeugposition werden die Layer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gegeneinander verschoben. Vorteilhafterweise wird die hinterste
Wolkenschicht und/oder ein Layer, welcher Darstellungen von Himmelskörpern enthält, synchron mit dem Horizont 30 bewegt, da sonst ein unrealistischer Bruch in der Dynamik zwischen den beiden Bereichen 28 und 32 entsteht.